Kontakt halten / Hinterherlaufen?

mitu
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Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Hallo Ihr alle!

Seit einigen Wochen lese ich im Forum mit und es ist toll, dass es diese Forum gibt!
(Auch mein Freund hat sich mit den Worten "ich kann keine Beziehung" getrennt und ist -vermutlich-, sehr sehr viele Aussagen von ihm sprechen dafür, stark depressiv.)

Meine Frage an Euch: Im Forum wird immer wieder geraten, den Kontakt als Angehöriger von sich aus aufrecht zu erhalten. Das ist natürlich auch das, was ich am liebsten machen möchte. Aber gleichzeitig ist da immer auch die Angst in mir, jemandem hinterherzulaufen, eine Trennung nicht 'wirklich' zu akzeptieren. Ich bin selber vor einigen Jahren sebst fast depressiv geworden, weil ich dachte, eine Beziehung dadurch zu retten, dass ich immer wieder von mir aus den Kontakt herstelle...
Wie zieht man eine klare Grenze, bzw wie merke ich, ob ich anfange hinterherzulaufen?
Hina1
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

willkommen im Forum. Schön, daß Du Dich schon hier eingelesen hast.

Deine Frage kann man eigentlich ganz klar beantworten. Dann, wenn Du selbst merkst, daß es Dich zu sehr belastet, daß es Dir selbst schlechter als sonst geht, wenn Du merkst, Deine Gedanken sind nur noch auf ihn fixiert, Du kannst es nicht abstellen, dann ist es zu viel des Guten. Ebenso sieht es aus, wenn es Deinen Freund tatsächlich "nervt", wenn er sich den Kontakt verbittet, auch dann solltest Du das respektieren. Die Beziehung kannst Du in einer Depression im Prinzip nicht retten. Du kannst ihm nur signalisieren, daß Du für ihn ansprechbar bist. Die Trennung solltest Du schon akzeptieren lernen. Wenn sich das Blatt dann mal wendet, um so besser.

Dann noch etwas. Hatte Dein Freund schon von Anfang an Probleme mit der Beziehung? Wenn bei Euch längst alles sehr gut lief und erst seit einiger Zeit zusammen mit anderen "Merkwürdigkeiten" wie Niedergeschlagenheit, Zukunftsängste, negatives Denken, Zurückziehen, Abgeschlagenheit, großes Ruhebedürfnis usw. auch die Meinung kam, er können keine Beziehung führen, dann kann die Trennung durchaus auch depressionsbedingt sein. Allerdings ist dann diese Trennung auch erstmal in sofern wirklich eine Trennung. Er ist dann auch tatsächlich nicht beziehungsfähig. Das kann sich jedoch auch wieder ändern, wenn er aus der Depression raus ist. Nur, wie ich gelesen habe, hast Du zwar strak die Vermutung, daß er depressiv ist, aber es gibt keine Gewißheit und keine Krankheitseinsicht bei ihm.

Wenn Du also den Kontakt aufrecht erhältst, dann solltest Du auch über dieses Thema mit ihm sprechen, sonst geht das alles total ins Leere. An seinem Zustand wird sich dann ewig nichts ändern und Du wartest auf irgendwas, was vielleicht gar nicht kommt.

Liebe Grüße
Hina
mitu
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Hallo Hina,

ja, ungefähr alle Punkte die du aufzählst treffen zu. Dazu kommt, dass er ständig über körperliche Beschwerden klagt(bzw. diese ja auch wirklich hat), wie Sodbrennen, Rückenschmerzen, Knieentzündung etc. Dazu kommt dass er Gicht hat, was ja auch (wie Depressionen) eine Stoffwechselerkrankung ist. Krankheitseinsicht hat er in dem Sinne, dass er sagt: er sei ein psychisches Wrack (aber nach aussen den Lebemann raushängen lässt) und weiss dass etwas nicht in Ordnung ist, weil er 'sonst ganz anders war'.

Nach der ersten Trennung, die mir eher als Hilferuf erschien, hatte ich ihm gesagt, dass es ihm schlecht geht ist kein Grund sich zu trennen und dass er sich in der Beziehung soviel Freiraum nehmen soll wie er braucht. Aber nach einigen Wochen meinte er wieder, er will uns beide schützen und müsse sich trennen. Als ich dann fragte: Bin ich jetzt Single? Sagte er: Nein!.
Zwei Wochen später wollte er unbedint mit mir reden und ich schrieb ihm eine SMS in der stand, dass ich gerne mit ihm rede, aber wenn er sich wieder trennen will, brauche er nur ne SMS schicken (Ich wusste da noch nichts über das Verhalten von depressiven Menschen).
Die kam dann auch. Wieder mit den Worten: Es hat nichts mit uns zu tun, es gehe ihm einfach nicht gut....

Naja, jetzt hat mein Stolz mir geholfen, mich drei Wochen nicht bei ihm zu melden. Aber wenn ich mich hier so durchs Forum lese, frage ich mich halt schon, ob es nicht falscher Stolz ist....
tommi
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von tommi »

Liebe Hanna,

ich denke, du solltest dich vo dem Gedanken verabschieden, dass du einem Mann hinterher läust. Ja, er hat sich getrennt, aber er hat dir auch zu verstehen gegeben, dass du kein single bist. Es hat wirklich nichts mit dir zu tun, wenn er dich wegstößt und tatsächlich depressiv ist. Er ist dann der Meinung, dass er nicht liebenswert ist und versteht nicht, dass du ihn liebst, wo er sich selbst nicht liebt. Er will dich vor sich schützen, damit du nicht leiden musst. Dass du jetzt leidest, weil er die Trnnung will, versteht er wiederum nicht und hat damit Schuldgefühle.

Diese Schuldgefühle sind es, die ihm versagen, sich bei dir zu melden, wenn er es eigentlich auch möchte. Er hat negative Gedanken (auch irreale) die ihm zu dem Schluss kommen lassen, dass du ihm Vorwürfe machen würdest oder ihn sogar nicht nicht mehr willst. Er ist ja nicht liebenswert. Vor diesem hat er Angst, genauso wie du Angst hast, was falsch zu machen.

So sitzen beide da und warten auf das was da passiert. Er wird es nicht schaffen, aus diesen gedanken dich anzurufen. Deswegen musst du den Kontakt aufrechterhalten. Hierbei höre auf dein Bauchgefühl. Wenn du meinst, du willst ihn sprechen, dann tue es. Wenn er kann, wird es ein gutes Gespräch, wenn es ihm schlecht geht, wird er dir das schon noch sagen.

Also, vergiss nicht, dass du in der Depression nicht mit Normalmaß messen kannst, somit gibt es auch kein Hinterherrennen .

Ich wünsche dir viel Kraft und Geduld.

Lieben Gruß
Tom
mitu
Beiträge: 77
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Ja Tom, ich verstehe was Du meinst. Mein Bauchgefühl sagt mir leider widersprüchliches:

- dass ich stolz auf mich bin, mich eben nicht als erste zu melden. Ich also "auf mich auspasse", was leider nicht immer der Fall war.

-dass, wenn es wirklich Depressionen sind, ich eine gewisse Verantwortung habe, mit ihm darüber zu reden, weil ich glaube, dass er sich sonst niemandem so anvertraut hat, sondern vor allen den Coolen mimt.Und weil er selber über dieses Krankheitsbild absolut nicht Bescheid weiss.

- dass ich ihn trotz aller Probleme nicht verlieren möchte

- dass ich nicht abschätzen kann, ob ich mich zu sehr verstricke und mich selber in eine Depression reite

naja, vermutlich kennt hier jeder dieses innere Hin und Her....

ich glaube, ich kann mich nur melden, wenn ich es mir nicht hinterher innerlich als Schwäche vorwerfe, auch wenn keine Rückmeldung von ihm kommt....


Es tut auf jeden Fall gut, hier im Forum zu schreiben. Ich kann nur mit wenigen Menschen darüber reden, weil wir in einem kleinen Dorf wohnen. Da er selber nach aussen den 'ich hab alles im Griff und bin für alles da'-Mann mimt, möchte ich nicht überall von seinen Problemen erzählen, die er mir anvertraut hat...
ElfeBS
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von ElfeBS »

Hallo Hanna,

habe ich es richtig verstanden, dass er vor 3 Wochen per SMS die Beziehung beendet hat und seit diesem Tag kein Kontakt besteht?

Ob es nun Depression ist oder nicht, ich denke das ist kein guter Weg. Du hast doch nichts zu verlieren. Stolz kann man auch sein, wenn man sich meldet - du muss ihn ja nicht anwinseln, weißt du wie ich das meine?

Melde dich einfach bei ihm... Ruf ihn doch an und sage, dass du dich einfach mal melden wolltest. Bei mir war das bisher immer gut, obwohl ich davor Angst hatte. SMS hat er auch nicht beantwortet - und am Telefon war er dann immer regelrecht erfreut mich zu hören, obwohl das Thema Beziehung außen vor gelassen werden musste.

Und vielleicht liest du mal mein Thema "Jetzt hat er Schluß gemacht und ich bin soweit weg".. ich denke viele Dinge, die mir da geschrieben wurden, werden dir auch helfen.

Mir gehts auch oft schlecht. Heute habe ich erstmal nach der Arbeit kurz rumgeheult.
Aber ich muss bestätigen, was hier alle als Rat weitergeben: Um sich selbst kümmern ist extrem wichtig. Ich habe es für mich so gelöst, dass ich im Februar in den Winterurlaub fahre, im März ein Wochenende nach Dublin fliegen möchte, mich mit Freunden treffe, Konzertarten gekauft habe und mir Dinge schaffe, auf die ich mich freuen kann. Klar kommen dann wieder die 5 Minuten, in denen ich denke, dass ich lieber mit ihm irgendwo hinfahren möchte... aber man kann es nunmal nicht ändern.
Und ich bin froh, dass ich bisher bei ihm hartnäckig geblieben bin und ihm auch Infos zu Depressionen ausgedruckt habe. Auch wenn es bisher nichts bewirkt hat - ich habe mir wenigestens später nie etwas vorzuwerfen. Egal, was sich zum Schluss herausstellt.

Und auf Bekannte, die mir einreden, dass andere Mütter auch hübsche Söhne haben, dass ich mir das nicht gefallen lassen soll, dass ich ihn nicht in Schutz nehmen soll, dass ich jemand besseren verdient hätte - auch wenns vielleicht stimmt - ich sage jetzt immer "Ich will darüber jetzt nicht sprechen". Denn auf diese Ratschläge möchte ich derzeit einfach verzichten.

Viele Grüße
Elfe
Hina1
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

Deine Zerrissenheit kann ich schon verstehen, denn eine Trennung ist nunmal, ob in der Depression oder nicht, doch ein Schock. Ist es wirklich Dein Stolz, der Dich davon abhält, weiter mit ihm Kontakt zu halten oder ist es vielmehr Deine Verletztheit? Das ist durchaus nachvollziehbar, wird Dir aber sicher nicht viel bringen. Du liebst ihn doch, willst ihn nicht verlieren und machst Dir durchaus Sorgen um ihn, sonst würdest Du sicher auch nicht den Weg hier ins Forum gesucht haben. Mit Deinem Schweigen erreichst Du eigentlich nur, daß Du ihn in seiner Annahme, daß es für Dich besser ist, wenn er sich trennt, noch bestärkst. Das wäre nun keine gute Basis, auf die dann aufgebaut werden kann, wenn es ihm wieder besser geht. Stolz ist einfach bei der "Erziehung" eines Kranken total fehl am Platze. Wenn Du Dir erhoffst, auf diese Weise zu erreichen, daß er sich als erster meldet, um für Dich daraus die Bestätigung abzuleiten, daß ihm doch an Dir liegt, dann ist das auch keine gute Idee. Selbst wenn Depressive durchaus noch Interesse an einem Menschen haben, sie werden kaum um die Gunst anderer betteln. Das Selbstwertgefühl in der Depression ist eh schon am Boden. Außerdem können sie ihre "Kommunikationsblockade" bis ins Unendliche treiben. Wenn sich mein (Ex)Freund mal alle 2 Monate von sich aus bei mir gemeldet hat, dann war das schon viel. Mit ähnlichen Erfahrungen ist hier das ganze Forum gespickt. Und dabei spielt eher nicht das Nicht-Wollen eine Rolle als das Nicht-Können. Insofern kann sogar die gesamte Kommunikation über Wochen und Monate eine Einbahnstraße sein. Aber auch das solltest Du dann nicht persönlich nehmen. Du kannst dann aber mit ihm darüber sprechen, warum das so ist, was ihn davon abhält, selbst den Kontakt zu suchen.

Liebe Hanna, Du solltest Dich selbst nicht in die Lage bringen, Dir eines Tags Vorwürfe zu machen, daß Du Sturheit vor Wissen gestellt hast. Nur wenn es Deine innerliche Überzeugung ist, daß es Dir nicht gut tut, den Kontakt aufrecht zu halten, dann ist das o.k.

Liebe Grüße
Hina
mitu
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Liebe Elfe,

ja, er hat anfang Dezember die Beziehung per SMS beendet (eigentlich wollte er sich mit mir treffen, aber da ich ahnte was kommt, hab ich abgeblockt, weil ich nicht zum dritten mal so ein Trennungsgespräch führen wollte)

Ich habe dann einmal mit ihm telefoniert, und wollte den Grund für die Trennung wissen. Er sagte nur wieder die Trennung hätte 'nichts mit uns zu tun' und auch mit keiner anderen Frau. Ich hab ihn gebeten, mir zu sagen, wenn er nicht mehr verliebt ist. Dann ist es leichter, die Trennung zu akzeptieren. Er sagte, das wäre aber nicht so. Später sagte er, er wäre innerlich wie ein Eisblock...
seitdem haben wir keinen Kontakt mehr, allerdings war ich auch zwei Wochen im Urlaub, was mir sehr gut getan hat

Mal sehen, vielleicht traue ich mich ja, ihn am Wochenende mal anzurufen...
ElfeBS
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von ElfeBS »

Guten Morgen Hanna,

ja, ich denke das klingt gut. Das wird dir sicherlich gut tun. Und ich wünsch dir ganz viel Glück, dass er mit dir redet, etc.
Aber fall vielleicht nicht gleich mit der Tür ins Haus von wegen "Vermisst du mich? Wollen wir es nochmal versuchen?". Erzähll ieber von Weihnachten, deinem Urlaub und Silvester oder so... und dann schau mal wie er so reagiert. Also ich bin alles andere als ein Experte, aber denke, dass so am ehesten ein Gespräch zustande kommt.

Viele Grüße
Elfe
mitu
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

für einen Anruf reicht mein Mut irgendwie nicht, aber ich habe ihm vor zwei Stunden eine SMS geschrieben. Darin steht, dass ich aus dem Urlaub wieder da bin, was ich im Urlaub gemacht habe, und dass sich bei mir jobmässig noch nichts ergeben hat (suche gerade etwas neues, obwohl ich z.Z.t eine Anstellung habe), und frage ihn wie es bei ihm läuft (er hatte jobmässig einige Rückschläge).
Bis jetzt hat er sich noch nicht daraufhin gemeldet.
Mal sehen, wie er daruf reagiert, vielleicht werde ich ihn anrufen, wenn er sich meldet.

Ich habe viel über eure Ratschläge nachgedacht, und mich gefragt, warum es mir so schwer fällt, den Kontakt von mir aus herzustellen. Ich glaube es liegt daran, dass ich in der Vergangenheit mich in nicht so gut laufenden Beziehungen fast verloren habe. Nur noch die Verhaltensweisen des anderen interpretiert habe und dadurch den kontakt zu mir selber verloren habe, nicht mehr wusste, was ich eigentlich will (ausser der Bestätigung geliebt zu werden). Und ich glaube dass kann einem im Kontakt/nichtKontakt mit einem Depressiven auch sehr gut 'passieren'. Vor allem wenn es einem schwer fällt, nicht nur einen anderen Menschen zu lieben, sndern auch sich auch um sich selbst mindestens genauso intensiv zu kümmern/sorgen....
Und ausgerechnet nach dem ich mich selber so wunderbar wiedergefunden habe, lief mir mein anscheinend depressiver Partner über den Weg...was will mir das Leben damit sagen?
Lerne, dich abzugrenzen?
Hina1
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

ich kann das ganz gut verstehen, daß es Dir sehr schwer fällt, ihn anzurufen. Du stehts im Grunde vor tausend Fragezeichen. Und einses kommt noch hinzu, Du ahnst schon, daß er Dir wieder sagen wird, daß er im Moment keine Liebe empfinden kann. Er beschrieb es ja mit dem Eisblock, was in der Depression auch meist so ist. Woraus sollst Du dann das Selbstwertgefühl für Dich ziehen? Erst recht, wenn Du schon so schmerzhafte Erfahrungen in früheren Beziehung gemacht hast. Insofern würde ich dann auch wirklich Deine Zurückhaltung, was den Kontakt betrifft, nicht als Stolz sondern als eine gewisse Angst sehen. Du hast bereits Erfahrungen damit, wie schlecht es Dir gehen kann, wenn Du Dich doch wieder auf Deinen Partner fixierst und dabei eben für Dich selbst keine Kraft und Liebe schöpfen kannst.

Vielleicht solltest Du aber Deine Überlegungen in eine andere Richtung bringen. Besinne Dich wirklich ganz auf Dich, was Du möchtest, was Dir gut tut, auf die Suche nach dem neuen Job, auf Deine Interessen und Deine Freunde. Organisiere Dein Leben so, als wäre er eben nicht da. Und dann meldetst Du Dich aus dieser Position ab und an mal bei ihm, damit Ihr Euch nicht einfach so "verliert". Ob es eine Zukunft geben kann oder nicht, das ist im Moment ja wirklich überhaupt nicht zu sagen. Er hat bisher keine Diagnose geschweige denn ist in Therapie. Es kann ein monatelanges Warten auf irgendetwas werden, was sich nicht voraussagen läßt.

Als ich das ganze das erste mal mit meinem durchgemacht habe, da habe ich mich irgendwie instinktiv, da ich nicht wußte, daß es die Depression ist, nach der Trennung auf mich besonnen, mein Leben ganz ohne ihn organisiert. Er rief ganz regelmäßig bei mir an aber das habe ich dann eben nur als das, was es war, gesehen. Eben Gespräche mit einem Menschen, der mir mal sehr nahe stand und mit dem ich auch nicht im Streit auseinandergegangen bin. Das ist sicher nicht einfach und anfangs hats mir auch sehr weh getan, ich hatte schließlich ordentlich Liebeskummer aber dann ging es. Dieses mal war es anders, weil ich wußte, es ist die Depression, er hatte mir die Diagnose gesagt, und da habe ich dann den Fehler gemacht, mich ganz auf ihn zu konzentrieren, ihn dazu zubewegen, eine Therapie zu machen, Medis zu nehmen, sich mit seiner Diagnose auseinanderzusetzen usw. Mir gings in der Zeit selbst sehr schlecht aber ich kümmerte mich kaum um mich, verdränge mit der Fixierung auf ihn einfach alles, was mit mir zu tun hatte. Das Ergebnis war dann, daß ich nun auch in der Depri stecke.

Liebe Hanna, es ist sicher immer eine Frage, mit welcher Einstellung zu sich und zum Partner man an die ganze Sache ran geht. Vor allem, mit welchen Erwartungen. Von einem Depressiven kann man eigetlich, was Beziehung angeht, in einer Phase absolut nicht viel erwarten. Bleibt also Vertrauen übrig. Und das scheint ihr zu haben und damit könnt Ihr doch durchaus auch etwas anfangen.

Liebe Grüße
Hina
mitu
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Bis jetzt hat er sich nicht gemeldet. Das ist kein gutes Zeichen, denn als Grund fällt mir wirklich nur ein, dass es ihm nicht gut geht....

Aber ich schaffe es wirklich ganz gut, bei mir zu bleiben und nicht nur über ihn nachzugrübeln....
ElfeBS
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von ElfeBS »

Gratuliere, dass es dir dabei gut geht. Dann ist es ja auch gut so.
Ich denke, er wird sich schon melden. Lass ihm etwas Zeit. Meist kommt es dann doch ganz überraschend. Oder?

LG Elfe
Hina1
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

daß er sich nicht meldet, muß nicht zwangsläufig heißen, ihm ginge es besonders schlecht. Selbst wenn es Depressiven für die Krankheit einigermaßen passabel geht, können sie eine ausgeprägte "Kommunikationsphobie" entwickeln und sich überhaupt nicht von sich aus melden. Winnie hat das mal in meinem Thread wunderbar beschrieben und genau diese Erfahrung habe ich auch mit dem Meinen gemacht. Er meldet sich buchstäblich überhaupt nicht von sich aus, hat es mir aber erklärt, daß er schlicht und einfach da Beklemmungen bekommt, die er nicht steuern kann. Er will und kann nicht. Ich selbst stehe mir auch immer auf den Füßen, wenn es darum geht, daß ich mich mal bei jemandem melden sollte.

Liebe Grüße
Hina
mitu
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Hallo Ihr beiden,

es tut so gut was ihr schreibt!
Aber Hina, eine Frage geht mir nicht aus dem Kopf: Was mache ich wenn es tasächlich bei ihm gerade nicht 'geht' auf die SMS zu antworten?
Doch lieber versuchen, ihn direkt anzurufen?
Oder mich jetzt auch wieder zurückziehen?
Bauen sich dann nicht evtl noch mehr Schuldgefühle bei ihm auf?
Hina1
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

man kann bei einem Depri genausoviel richtig, wie falsch machen und je mehr man sich Mühe gibt, alles richtig zu machen, desto mehr läuft man Gefahr, das Gegenteil zu erreichen.

Ums mal zu erklären. Du grübelst jetzt seit Tagen, was Du machst, siehst alles aus Deiner gesunden Welt heraus. Du fragst Dich, ob Du nochmal nachsetzen solltest oder doch lieber wartest, ob er sich meldet, holst Dir Rat, denkst wieder drüber nach, ob das so o.k. wäre. Und so vergeht die Zeit und bringt Dich selbst immer weiter runter. Bisher hat er nur eine SMS von Dir erhalten. Und da ein Depri gerne nagativ denkt, KANN dann folgendes passieren. Er redet sich ein, die Trennng ist gut, weil Du eh am Ende warst und den Abstand brauchst. Als "Beweis" zieht er Deine Zurückhaltung heran. Ich schreibe "kann", denn es ist auch so gemeint. Ich kenne ihn nicht aber kenne diese blöden Gedankengänge, die man dann so in der Depri entwickelt.

Also, mach auch mal etwas, wo Du Dir nicht sicher bist, ob es richtg ist. Das schlimmste, was Du machen kannst, ist, daß Du Dich "verbiegst". Sei ganz natürlich im Umgang mit ihm. Er ist zwar krank aber nicht blöd und wird Dich recht schnell fragen, ob mit Dir irgendetwas passiert ist, weil Du Dich so merkwürdig benimmst. Liebe Hanna, was hast Du zu verlieren? Nichts, denn er ist ist zur Zeit nicht mit Dir zusammen. Du kannst also nur noch gewinnen. Und das funktioniert nur, wenn Du auf ihn zugehst. Und da ist ein persönliches Gespräch ob am Telefon oder direkt dreimal besser als eine SMS. Glaub mir, auch er wird dasitzen und versuchen, alles mögliche in Deine SMS hineinzuinterpretieren, wenn er sie wirklich liest. Aber das ist eben ein anderes Thema, die Kommunikationsprobleme bei vielen Depressiven. Du solltest eben nicht auf seine Reaktion warten. Das kann Euch regelrecht noch weiter auseinander bringen obwohl das gar nicht sein müßte.

Wenn absolut nichts mehr mit Dir zu tun haben will, dann kannst Du sicher sein, daß er Dir das auch ganz deutlich sagen will. Aber er hat Dir gesagt, er ist jetzt nicht beziehungsfähig und das ist man im Grunde in einer Depression im klassischen Sinne meist auch wirklich nicht. Er hat Dir aber nie gesagt, daß er nichts mehr mit Dir zu tun haben will.

Geh auf ihn direkt zu und wenn es erstmal eine Weile eine Einbahnstraße von Dir aus ist. Versuche die Gedanken des Hinterherrennens abzustellen. Das wäre es, wenn er gesund wäre und sich unter diesen Umständen "entliebt" hätte. Er ist aber krank und da ist das etwas anders.

Liebe Grüße
Hina
mitu
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

ach Hina,
Du hast ja so recht mit dem was Du schreibst, ja ich fange an zu grübeln, die Situation gedanklich aus allen Richtungen zu beleuchten und -vielleicht am 'schlimmsten' - ich versuche mich in ihn hineinzuversetzen. Da ich viel Empathievermögen habe, könnte das bei mir aber auch so weit gehen, dass ich die Depression übernehme, weil ich nur noch denke: wie muss man fühlen, um sich so zu verhalten (So wie es Dir ja wohl auch passiert ist).
Zum Glück weiss ich mittlerweile, dass es dann schwer wird, zurück zu mir zu finden und habe gelernt mich weit vorher abzugrenzen (ich hatte über längere Zeit mit einem Borderliner zu tun, da wurde das zwinged notwendig um nicht durchzudrehen, weil sich alles Verhalten innerhalb von Minuten veränderte und/oder sich völlig widersprach. Ich will hier aber die beiden Krankheiten auf keinen Fall nebeneinanderstellen!!! Nur können beide dazu führen, dass man als Angehöriger nicht mehr durchblickt)

Und, ja es stimmt, ich sollte mich einfach nach meinem Bauchgefühl verhalten.Das sagt mir mittlerweile: Ich gehe einfach mal zu ihm .
Wenn es während der Beziehung zu kleineren Streits kam (grössere hatten wir nicht) bin ich auch immer zu ihm gefahren und er hat sich meist sogar bedankt, dass ich das tat...
Hina1
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

na also, das Bauchgefühl ist eigentlich immer das beste. Du wirst Dich nicht in einen Depressiven hineinversetzen können. Aber Du hast recht, der Versuch kann wohl auch depressiv machen. Die Grundlagen waren bei mir schon vorher gelegt, es ging mir aus anderen Gründen sehr schlecht, noch bevor mein Freund mir sagte, er kann keine Liebe mehr zu mir empfinden, obwohl irendwelche Gefühe schon da wären. Ich war der Überzeugung, bei mir ist das nur eine Phase, die auch wieder vergeht - habe mich zwar wegen meines Freundest mit Depression beschäftigt aber war der Meinung, ich hätte keine, ich hätte eben nur ein posttraumatisches Syndrom. Das haben andere schon längst ganz anders gesehen. Aber den Rest hat mir diese Grübelei und der Versuch, es richtig zu machen, mit Sicherheit gegeben.

Also, laß das alles nicht so nah an Dich rankommen, denn helfen kannst Du ihm nicht aber Du kannst für ihn im Rahmen der Möglichkeiten einfach da sein. Und das ist wichtig. In der Depression tuts schon ganz gut, wenn man einfach nur mal so seine Gedanken ausschütten kann. Die sollten auch möglichst nicht kommentiert werden, sind sowieso oftmals recht negativ besetzt und gutgemeinte Ratschläge können unter Druck setzen. Aber ein guter Zuhörer ist gold wert.

Liebe Grüße
Hina
mitu
Beiträge: 77
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Er hat sich doch noch gemeldet! Eben kam eine SMS!
Ich habe ihn gestern doch nicht mehr kontaktiert, weil ich mit einer Freundin fürs Kino verabredet war und ich das nicht absagen wollte.
Ich hatte vor einigen Tagen das Buch "Wenn der Mensch den du liebst depressiv ist" bestellt und das kam heute mit der Post. Statt zu arbeiten (ich habe freie Zeiteinteilung für meine Arbeit) habe ich stundelang darin gelesen. Es scheint, als habe mein Freund eine "Bilderbuchdepression".Ich konnte so vieles darin wiederfinden, was er geäussert hat, wie er sich verhalten hat, etc....
Tja, und als ich mich dann durch das viele lesen und endlich besser verstehen dieser Krankheit innerlich darauf vorbereitet habe, bei ihm auf Rückzug und dicke Mauern gefasst sein zu müssen und überlegt habe, wie ich möglichst rücksichtsvoll und ohne Druck auf ihn zugehen kann, piepst mein Handy und ich sehe eine SMS von ihm auf dem Display!!!
Die klingt sogar recht fröhlich. Er wünscht mir ein schönes Neues Jahr und sagt, dass er seinen Job jetzt wohl doch länger behalten kann und dass total viel zu tun ist. Und ein lächelnder Smiley war auch dabei. Die vergangenen Monate kamen nur noch unglückliche Smileys. Es scheint ihm also wieder besser zu gehen!

Im ersten Moment war ich fast ein wenig enttäuscht. Ich hatte mich wohl gerade innerlich zu sehr auf eine "Helferrolle" vorbereitet... Es kam bei mir kurz die Angst hoch, die Depressionen waren bei der Trennung nur vorgeschoben und es waren doch fehlende Gefühle, die ihn dazu veranlasst haben...
Aber ich habe mir klar gemacht, dass ich schon wieder fünf Schritte zu weit denke.Ich freue mich jetzt über seine Reaktion, und dass es ihm wohl besser geht. Alles andere wird die Zeit mit sich bringen.
Hina1
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

na bitte, er hat sich gemeldet und das macht Dich natürlich auch froh.

Ob es ihm tatsächlich besser geht oder ob es nur gerade mal an diese Tag oder diesen Tagen so ist, das wird sich erst im Laufe der Zeit rausstellen. Nicht jeder Tag in der Depression muß gleich schlecht sein.

Aber egal, was kommt - ich wünsche Euch, natürlich, daß es ihm wieder gut geht -, wenn es ihm wieder schlechter gehen sollte, dann solltest Du Dich auf keinen Fall in eine Helferrolle begeben. Erstens ist das sinnlos, denn Du kannst ihm nicht helfen und zweitens kannst Du ganz schnell dann einen Kampf gegen Windmühlenflügel damit bezahlen, daß es Dich selbst zu sehr runterzieht, weil eben von außen von einem Laien keine wirklich wirkungsvolle Hilfe möglich ist. Wenn es ihm wieder schlechter gehen sollte, dann sorge besonders dafür, daß es Dir gut geht. Hört sich für Außenstehende immer etwas paradox an aber das ist wirklich wichtig. So eine Depri hat ganz schöne Eigenarten, die bis hin zu direkten "Angiffen", unhaltbaren Vorwürfen usw. gehen kann. Das sollte man dann aber auch nicht persönlich nehmen aber es verletzt eben doch. Und da sollte man schon genug Stärke haben und sich immer wieder sagen, das ist eigentlich nicht er, das ist die Krankheit. Es sei denn, es sind Themen, wo es auch vorher schon Zoff gegeben hat.

So, jetzt will ich Dir aber wirklich nicht den Mut und die Freude nehmen mit meiner eigenen depressiven Art . Ich drücke Euch die Daumen, daß es weiter vorwärts geht.

Liebe Grüße
Hina
mitu
Beiträge: 77
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Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Hallo Hina!
das mit der Helferrolle habe ich falsch ausgedrückt....ich meinte das mehr im Sinne von Unterstützen und Beistehen, als Gesrächspartnerin da sein wenn er möchte und vor allem: ihn mal daruaf hinweisen, dass es vermutlich einen Namen hat, was mit ihm los ist:Depression.
Mal sehen, ob es jetzt mit ihm aufwärts geht, weil sich seine Arbeitssituation verbessert hat und mal ne Zeitlang keine "Nackenschläge" auf ihn einhämmern. Im Herbst kam jede Woche wieder etwas neues, dass ihn sehr belastet hat.
Und jetzt hat er zwar anscheinend sichere Arbeit, aber auch sehr viel und das war einer der Punkte, weswegen er sich im Sommer einen neuen Job gesucht hat. Er war den Anforderungen des alten nicht mehr gewachsen.
Hina1
Beiträge: 761
Registriert: 23. Mai 2006, 23:23

Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von Hina1 »

Liebe Hanna,

naja, das kann schon positiv sein aber meiner Meinung nach auch bei vielen ein Wunschdenken in der Depression. Denn die Depression selbst kann zwar vielleicht durch eine belastende Arbeit ausgelöst werden aber nicht unbedingt durch eine weniger belastende vergehen. Mein (Ex)Freund steht auch seit Jahren auf dem Standpunkt, seine Arbeit macht ihn vor allem depressiv. Dann hatte er Urlaub, ist zu Hause geblieben, um wirklich mal abschalten zu können, sich zu entspannen und landete noch viel tiefer in seinem Tief. Der Doc weigerte sich anschließend, ihn krank zu schreiben, obwohl sich niemand vorstellen konnte, daß er so arbeiten kann. Nach 2 Tagen auf Arbeit gings ihm dann wieder etwas besser, trotz der Belastung.

Es ist ja leider auch oftmals tatsächlich depressives Denken, wenn die äußeren Umstände geändert werden, dann gehts aufwärts. Vielleicht klappt es auch manchmal aber ich denke, vor allem müssen die "inneren" Umstände geändert werden. Früher gab es mal die Diagnose "Reaktive Depression". Das betraf depressive Verstimmungen, die auf Grund von äußeren Anlässen, wie Krankheit oder Tod naher Bezugspersonen oder ähnliche Ereignisse ausgelöst wurden. Darunter könnten dann auch solche scheinbar stressbedingten Depressionen, wie sie anscheinend bei Deinem Freund sein könnte, gefallen sein (bin kein Arzt und habe da nicht wirklich Ahnung). Aber diese Diagnose ist abgeschafft worden, weil sie so wohl eben nicht mehr haltbar ist. Ich denke, für alle Depressionen gibt es Grundlagen, die schon viel früher gelegt wurden und plötzliche Überforderung oder Stress können dann evtl. einfach nur noch der Auslöser sein. Wenn Du Dich mal so durch I-Net googlest, wirst Du darüber doch einige Artikel finden (such vielleicht mal unter psychosoziale Gesundheit, da stehen richtig interessante Artikel, die einiges begreiflicher machen).

So, nun habe ich mal wieder genug schwarz gesehen .

Liebe Grüße
Hina
tommi
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Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von tommi »

Liebe Hanna,

es war richtig, ihn zu kontaktieren. Als wäre meine Ahnung richtig gewesen, saßen beide da und warteten auf eine Reaktion des anderen

Ich denke, dass du auf dich gut aufpassen musst. Wenn du schon schlechte Erfahrungen mit psychisch Kranke in der Beziehung gemacht hast, wirst du schon erkannt haben, wie kräftezehrend das ist. Denke an deine Bedürfnisse und nicht immer nur an sein Wohlergehen. Frage dich vor Allem, ob du es auf Dauer aushälst.

Was jetzt enorm wichtig ist, dass du mit ihm sprichst. Ich denke, dass es ihm deswegen besser geht, weil eine Großlast vom Herzen gefallen ist und er wieder eine Zukunftsperspektive durch die Arbeit hat. deswegen würde ich an deiner Stelle ein Treffen vorschlagen, um mit ihm zu reden. Versuche ihn davon zu überzeugen, zum Arzt zu gehen und eine Therapie in Angriff zu nahmem.

Ich denke, du erreichst nur eine gewisse Sicherheit, die du unbedingt brauchst, wenn ihr die Phase gut aufarbeitet. Verabschiede dich von dem Gedanken, dass du versuchst, in seine Gefühlswelt einsteigst. Das ist äußerst gefährlich und führt zu nichts, außer, dass du selbst krank wirst. Hier geht es eher darum, die Krankheit zu verstehen, aber nicht die Gedankengänge deines Freundes nchzuvollziehen. Auch ist es nicht möglich alles richtig zu machen, genauso gut kann man nicht ales falsch machen. Bleibe du selbst, mit dem erworbenen Wissen, nicht alles auf dich zu beziehen.

Wenn ihr es schafft, ein gutes Gespräch zu führen, euch gegenseitig zu öffnen und auch Absprachen für die Zukunft zu treffen, dann wird das eine schöne innige Beziehung werden.

Das wünsche ich euch.

Lieben Gruß
Tom
mitu
Beiträge: 77
Registriert: 12. Jan 2007, 16:57

Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von mitu »

Liebe Hina!

Ja, die Arbeit war mit Sicherheit nur ein auslösender Faktor. Es gab in den Jahren zuvor bei ihm einige private Rückschläge: Seine Frau hat ihn vor einigen Jahren wegen seines besten Freundes verlassen, er hat deswegen das gemeinsame Haus aufgegeben. Seine jetzige Wohnsituation ist auch für ihn sehr unbefriedigend aber erstmal nicht zu ändern, und dann noch die berufliche Orientierungslosigkeit obendrauf. Und er hat einen relativ hohen Lebensstandard, der ihm -finde ich- zu wichtig ist und ihn zuviel Kraft kostet...
Von daher ist es mit Sicherheit notwendig, dass er an sich arbeitet!

Lieber Tom!
Ja Du und die anderen hier, ihr lagt mit eurer Einschätzung richtig! Und ich bin Euch so dankbar!
Es Gespräch ist jetzt wirklich wichtig! Und ich weiss, es ist jetzt auch an mir, das in die Wege zu leiten, weil ich es auch war, die im Dezember nicht mit ihm reden wollte. (Aber da war es absolut notwendig für mich, mich abzugrenzen, um zu mir zurückzufinden, denn ein drittes Trennungsgespräch innerhalb von acht Wochen hätte ich nicht ausgehalten).
Ob es wieder eine Beziehung geben kann steht in den Sternen. ich weiss nicht, ob er das irgendwann wieder will und kann.
Und ich müsste irgendwie auch merken, dass er sich dafür einsetzt. Er muss nicht "um mich kämpfen" aber ich müsste merken, dass er an sich arbeitet...

Ach ja: TOLL DASS ES EUCH GIBT!!!!!!!!!!!!!!!
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Kontakt halten / Hinterherlaufen?

Beitrag von tommi »

Liebe Hanna,

du weißt gar nicht, wie Recht du hast, wenn du sagst, dass er nicht um dich, sondern um sich kämpfen muss . Das aber ist auch der Schlüssel, um wiederum um dich zu kämpfen. Hier geht es erstmal um Krankheitseinsicht, dann um den Gedanken, man kann mir helfen, dann der Schritt zum Arzt und zum Therapeuten. Nur so kann er daran Arbeiten, mit der Krankheit umzugehen und somit auch innerhalb einer Beziehung mit zu arbeiten.

Ich hoffe es gelingt dir, ihn zu überzeugen .

Lieben Gruß
Tom
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