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Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 10. Mai 2006, 22:36
von KAW
Hallo ihr Lieben,

hier ein aktuelles Problem von mir:

Ich wohne mit einer guten Freundin in einer WG und am Anfang lief alles ganz super. Doch mittlerweile ist es kaum noch mit ihr auszuhalten. Ich kämpfe zur Zeit ziemlich mit meiner Depression und jeder neue Tag fällt mir schwer.

Dazu muss ich sagen, dass ich davon überzeugt bin, dass auch meine Freundin depressiv ist und eigentlich dringend Hilfe braucht. Mittlerweile ist sie nur noch schlecht drauf. Sie redet kaum noch mit mir und wenn ich versuche an sie ran zu kommen macht sie vollkommen dicht. Da es mir ja auch net so bombastisch geht, drückt das noch zusätzlich auf meine Stimmung. Ich weiß einfach net mehr was ich machen soll.

Ich habe versucht sie davon zu überzeugen, dass sie sich helfen lassen muss. Hab mit ihr geredet, hab ihr zu gehört und versucht ihr klar zu machen was ihr fehlt. Doch langsam halte ich das einfach nicht mehr aus. Sie geht mir aus dem Weg und wenn ich sie anspreche habe ich das Gefühl sie explodiert gleich.

Ich versuche ja wirklich verständnisvoll zu sein. Gerade weil ich ja aus eigener Erfahrung weiß, wie es ist depressiv zu sein, aber so langsam halte ich das einfach nicht mehr aus.

Mir geht es auch nicht besonders gut. Ich habe einfach keine Kraft ihre Launen zu ertragen. Bis April hat auch noch meine Schwester in unserer WG gewohnt. Sie war immer für uns da. Sozusagen unser Pol. Doch sie ist für ein halbes Jahr in die Schweiz. (Sie fehlt mir sehr. Ich habe eine Woche nur geheult als sie weg ist. Sie ist nicht nur meine Schwester sondern auch meine tiefste Vertrauensperson.)Sie hat die Launen unserer Freundin immer abgefangen und das fehlt jetzt einfach.

Ich weiß nicht mehr wie ich mit ihr umgehen soll. Bin kurz davor ihr die Meinung zu sagen, aber hab Angst davor, wie sie es auffasst. Ist das denn fair? Müsste ich sie nicht besser verstehen? Gerade ich? Ist es nicht total besch... von mir?

Ich weiß einfach nicht mehr weiter. Ich kann so nicht weiter machen? Aber ich weiß auch net wie ich es ändern soll?

Eure "verzweifelte" Kaawe

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 11. Mai 2006, 13:05
von tommi
Liebe Kaawe,

deine Situation tut mir leid. Ich kann mir schon dut vorstellen, dass es schwierig ist, wenn man sich gegenseitig herunterzieht.

Deine Frage ist nicht leicht zu beantworten, weil jeder in seiner depression anders auf klare Worte reagiert, das brauche ich dir wohl nicht erklären.
Ich denke schon, dass es wichtig ist, sie dazu zu bewegen einen Arzt aufzusuchen. Was gibt sie denn für Gründe an, nicht hinzugehen?

Vielleicht kannst du ihr ja auch mal dieses Forum zeigen, damit sie den Selbstest mal durchführt und sieht, wieviele Menschen ähnliche Probleme haben.

Ich habe gelesen, dass du im Moment keine Therapie machst und möchte dich ermuntern, auch dir Hilfe zu holen.

Liebe Grüße
Tom

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 11. Mai 2006, 15:41
von KAW
Hallo Tom,

sie sagt sie bräuchte das nicht. Sie will das alleine schaffen und sie sei ja net völlig beknackt. Sie will davon einfach nix hören. Sie hat eben die allgemeinen Vorurteile gegen eine Therapie. Es ist als würde man gegen eine Wand rennen, immer wieder!

Dazu kommt, dass sie Schuppenflechte hat und das ziemlich schlimm. Ihre Ärztin meinte, sie wüsste net mehr, wie man ihr helfen kann. Dabei weiß ich nur zu gut, dass diese Krankheit auch ziemlich viel mit der Psyche zu tun hat. Für mich ist eindeutig, dass sie eine Therapie braucht!

Sie lebt die selben mir nur zu bekannten Muster. Jede Kritik an ihr, ist quasi ein Staatsverbrechen.

Doch wie bekommt man jemanden dazu sich helfen zu lassen, wenn diejenige das alles für Schwachsinn hält? Vielleicht sollte ich ihr wirklich mal die Seite zeigen. Vorhin habe ich ihr schon von dem Forum erzählt. Sie war aber net sonderlich interessiert.

Zu mir: Ich habe morgen einen Termin bei einer neuen Therapeutin. Ich hoffe, dass ich es schaffe, eine Therapie zu bekommen. Ich glaube nicht, dass ich es allein schaffe.

Liebe Grüße Kaawe

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 11. Mai 2006, 16:35
von skip
Hallo,

es klingt zwar hart, aber manchmal muss man jemanden so richtig auflaufen lassen, damit derjenige merkt das er/sie professionelle Hilfe braucht.

Das ist nun net bös gemeint, aber wenn sie Vorurteile gegenüber sowas hat, wirst du kaum etwas machen können.
Biete ihr einfach weiter an hier herein zu schauen, erzähle ihr von deiner Therapie, aber um Gottes Willesn, kümmere dich erstmal um dich!
Wenn du schreibst das es dir selber sehr schlecht geht, musst du deine Kraft für dich nützen und bist garnicht in der Lage jemand anderen zu helfen. Und das nimmst du ja gerade, so wie du schreibst in die Hand*freu*

Lass dich von ihr nicht noch weiter runterziehen, denn das macht auch dich nur noch mehr krank. Vielleicht kannst du ihr ja etwas aus dem Weg gehen? Man kann niemanden zwingen und vielleicht komtm sie ja dann doch irgendwann auf dich zu und sucht deinen Rat?

Klar tut sie dir leid, würde es mir auch und wahrscheinlich würde ich so sehr versuchen ihr zu helfen, dass ich mich selber dabei wieder verliere. Das sollte nicht passieren, denn dann bleibst du auf der Strecke!

Sage ihr doch einfach nochmal das dich ihr Verhalten runterreisst, dass sie deine Hand hat, wenn sie die braucht. Das du aber ansonsten erstmal schaun musst wo du bleibst.
Danach lasse es Ruhen und schau was passiert.

Ich wünsche dir unheimlich viel Erfolg für deine neue Therapie)))))

Alles Liebe Gaby

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 11. Mai 2006, 18:20
von tommi
Liebe Peggy,

ich freue mich zu lesen, dass du eine Therapie beginnst. Das ist wirklich ein großer Schritt, damit es dir besser geht .
Vielleicht nimmt sich deine Freundin dich auch als Vorbild.

Ich gebe Gabi vollkommen recht, dass du es nicht schaffen kannst, sie zu überzeugen, wenn sie es nicht will.
Auch finde ich es wichtig, dass du für dich sorgst, wenn es dir schlecht geht, die Überzeugungsarbeit, Gespräche und Strits kosten dir viel Kraft.

Ihre Einsicht, dass sie Hilfe braucht muss von ihr kommen, da kannst du ihr leider nicht helfen. Ich denke, dass ihr Leidensdruck noch nicht hoch genug ist.

Auch schließe ich mich Gabi an, wenn die schreibt, dass du ihr aus dem Weg gehen solltest, damit sie dich nicht noch mehr herunterzieht.

Ich hoffe, dass deine Freundin etwas unternimmt und wünsche dir viel Erfolg bei deiner Therapie.

Liebe Grüße
Tom

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 12. Mai 2006, 10:35
von KAW
Hallo ihr Lieben,

war jetzt bei meiner Therapeutin. Sie meinte ich sollte wieder in eine Klinik gehen, dieses Mal aber stationär.

Bin jetzt etwas geschockt. Ich dachte nicht, dass ich gleich wieder in eine Klinik muss. Naja, so ist wohl das Leben. Da geh ich zumindest meiner Mitbewohnerin aus dem Weg. Ich fühl mich grad total komisch, damit hab ich wirklich net gerechnet.

Okay, werd jetzt darüber erst mal nachdenken...

Grüße Kaawe

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 12. Mai 2006, 10:57
von wanderin
Hallo Kaawe,

es ist nachvollziehbar, dass du geschockt bist. Wahrscheinlich ist der Klinikaufenthalt noch nicht endgültig entschieden?

Hast du schon einmal überlegt in der WG etwas zu verändern?

Überlege doch noch einmal selbst, ob es noch andere Möglichkeiten gibt.

Wie du schreibst, kennt die neue Therapeutin dich noch nicht.

Ein Klinikaufenthalt kann etwas bringen, doch die Situation in der WG und anderes ändert sich nicht.
Wenn du aus der Klinik kommst, ist der Übergang in den Alltag auch nicht leicht.

Dein konkretes Befinden und deine Situation kenne ich nicht, deswegen sind meine Gedanken nur Denkanstöße.

Überlege nochmals und berate mit deiner Therapeutin.

Alles Gute

louise

PS.:Ich hatte auch schon solche Gedanken, ich müßte "woanders" hin, kam mir hilflos und unfähig vor. Dann ging es aber doch irgenwie "anders" mit Therapie u.a.

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 12. Mai 2006, 11:50
von tommi
Liebe Kaawe,

entschuldige, dass ich dich mit Peggy angeredet habe, das habe ich gerade erst gesehen. Nun, man wird auch nicht jünger .

Ich kann mir auch vorstellen, dass es für dich ein Schock war. Doch ich glaube, dass dir die Klinik auch gut tun würde, abstand zu gewinnen und dich selbst wieder zu finden. Der letzte Klinikaufenthalt hat dir ja sehr gut getan und du bist gestärkt dort herausgekommen. Warum sollte das dieses mal anders sein?

Lieben Gruß
Tom

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 12. Mai 2006, 12:08
von skip
Liebe Kaawe,

ich kann Tom da nur voll und ganz zustimmen, du hast in der Klinik Zeit und fachliche Hilfe dich neu zu stärken. Und vor allem auch um evtl. nach der Entlassung in deiner WG einiges zu ändern.

Gleichzeitig hast du aber doch auch die Möglichkeit eine Tagesklinik aufzusuchen und dort verbunden mit dem Alltag neue Wege aufgezeigt zu bekommen.

Was du nun im Endeffekt machst ist deine Entscheidung, kann dir aber auch nur berichten, dass mir jeder Aufenthalt in der Klinik zumindest neue Kraft gegeben hat um den Alltag wieder normal aufzunehmen.

Auch wenn es eine ganz neue Therapeutin ist, wird sie sicher aus deinen Worten erhört haben, dass sie wahrscheinlich mit 1mal in der Woche 50 Minuten nicht auskommen wird. Das du intensivere Hilfe benötigst und sie dir die Chance geben will die auch zu bekommen.

Welches Gefühl hattest du denn in deinem Gespräch??????

Das du vorerst geschockt bist kann ich auch gut nachvollziehen, denn wer ist oder war das nicht als einem das offenbart wurde? Wir meinen doch eh meist alles immer so gut im Griff zu haben *dich mal lieb in den Arm nehme*

Jedenfalls hättest du dadurch den Abstand, den du jetzt wahrscheinlich am meisten brauchst und vor allem die Ruhe um dich um dich selber zu kümmern.

Ich würde dir aufjedenfall dazu raten, es sei denn du vertraust der Thera nicht und hast deswegen ein komisches Gefühl.

Alles Liebe
Gaby

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 15. Mai 2006, 17:03
von KAW
Hallo ihr Lieben,

erst mal danke für eure Antworten. Ich hatte jetzt ein ganzes Wochenende Zeit darüber nachzudenken. Tja es ist wahr, die Therapeutin kennt mich tatsächlich noch nicht wirklich. Ich hatte letzten Freitag mein zweites Gespräch mit ihr und den nächsten Termin habe ich auch erst wieder Anfang Juli.

Ich denke schon, dass mir der Aufenthalt in der Klinik gut tun würde, doch auch meine Gedanken sind, dass sich dadurch nicht wirklich viel an meiner Situation mit meiner Freundin ändert. Ich habe mich aber jetzt dazu entschieden mit ihr zu reden. Ich werden dann also heute Abend mit ihr reden.

Vielleicht jetzt auch einmal ein wenig mehr zu mir:

Ich habe schreckliche Angst vor der Zukunft. Ich habe im Grunde kein bisschen Selbstvertrauen. Denke die ganze Zeit, dass ich nichts schaffe und das aus mir nichts werden kann. Ich bin fast 24 und werde jetzt erst meine Ausbildung beenden. Ich hatte zwar schon einiges angefangen, doch immer wieder habe ich die Ausbildungen abgebrochen, weil es nie das Richtige war. Ich wusste Jahre nicht was ich wollte. Ich hatte mir immer Ziele gesetzt, die im Grunde unerreichbar für mich waren. Auch jetzt habe ich das Gefühl, dass ich niemals das erreichen kann, was ich eigentlich möchte, weil ich so bin wie ich bin - einfach zu nichts fähig!!!

Immer wieder falle ich in diese Löcher, habe zu nichts mehr Lust und alles ist mir egal, da es ja eh keinen Sinn macht zu kämpfen, da ich ja sowieso nichts schaffe. Dann hilft es auch nicht, dass ich hin und wieder auch Erfolge hatte, dann bin ich einfach so verzweifelt und glaube es mir selbst nicht.

Ich weiß gar nicht, ob ich das jetzt richtig rüber bringen kann?

Naja, dann wieder die Zeiten in denen ich kämpfe, doch dann gehts wieder bergab. Bis auf die Leute die ich eingeweiht habe (Familie und ein paar Freunde), weiß niemand wie es mir geht. Sie ahnen es wahrscheinlich nicht einmal wie es in mir aussieht. Ich bin die immer lächelnde, diejenige, die immer gute Laune hat. Selbst die, die bescheid wissen, haben net damit gerechnet, dass ich depressiv bin.

Es ist so verrückt, diese ganze Sache...

Liebe Grüße

Kaawe

Re: Freundin und Mitbewohnerin

Verfasst: 15. Mai 2006, 17:42
von tommi
Liebe Kaawe,

ist das nicht typisch für diese Krankheit? Kein Selbstwertgefühl, keinen Bock auf gar nichts, positives ignorieren, Ziele zu hoch stecken?

Irgendwie weißt du es selbst, dass deine Selbsteinschätzung nicht dem entspricht, wie du auf andere wirkst und vor allem was du schon erreicht hast.

Ja, die Gesellschaft erwartet, dass du schon mit 10 weißt was du werden willst, mit 17 schon jahrelange Berufserfahrungen haben solltest und mit 24 ein Unternehmen führen solltest (ist einwenig übertrieben ).
Doch die Realität sieht anders aus. Ich finde es gut, dass du die Ausbildungen abgebrochen hast, wovon du der Meinung warst, dass es das nicht ist. Dazu gehört verdammt viel Mut. Statt also dir zu sagen, dass du alles anfängst und nicht zu Ende bringst, frage dich, ob irgenwer anders, das so hingekriegt hätte und immer wieder eine Aubildungsstelle bekommen hätte.
Du hast deinen Wert, aus Mitleid wird dich keiner einstellen.

Natürlich stellt man sich Ziele, aber glaube mir, es gibt nicht viele, die alle erreichen.
Deine Angst kann dir keiner wirklich nehmen, sie sind halt da- aber man kann lernen mit dieser Angst umzugehen.

Meine Frau hatte auch vor allem Angst, obwohl keinerlei realistische Gründe vorlagen. Zukunftsängst, Existensängste, Verlassensängste, diverse Ängste um die Kinder... . Als ich noch nichts über Depressionen gewußt habe, habe ich mit einem "alles Quatsch" darauf reagiert und diese Ängste dadurch noch verstärkt, weil ich sie nicht ernst genommen habe. Heute akzeptiere ich diese, genau wie sie es in der Therapie gelernt hat. Sie sind da und es gibt einen Weg dort hinaus.

Ich wünsche dir ein gutes Gespräch mit deiner Freundin und ich hoffe, ihr findet eine Lösung.

Liebe Grüße
Tom