Ich bin so traurig

[Daja]

Hallo,

ich hatte Euch am 14.02.06 um Hilfe gebeten. Mein Thema hieß "Wie verhalte ich mich richtig". Eigentlich könnte ich die Frage jetzt wieder nehmen.

Ich wollte meinem Freund ja von dem Thema "Depressionen" erzählen sowie ihm die Krankheit erklären. Bevor ich mit ihm darüber reden konnte, sprach ich mit seiner Schwester. Sie sieht das genauso wie ich. Sie macht sich auch große Sorgen und anscheinend hat er die Depressionen auch schon länger. Sie hat auch lange Zeit versucht, mit ihm zu reden, aber er macht total "dicht". Mir hat es geholfen, dass sie es auch so sieht und ich nicht alleine mit meinem Verdacht da stehe. Dann habe ich mit meinem Freund gesprochen. Wir haben lange geredet. Wir sind jeden einzelnen Punkt durchgegangen und er sagte seine Gedanken, die er dazu hatte und ich meine. Ich hatte das Gefühl, dass das Gespräch sehr gut verlief. Klar hat er nicht gesagt, jawohl ich habe Depressionen und ich muss zum Arzt. Das auf keinen Fall. Ich hatte das Gefühl, dass er das Thema verstanden hat bzw. worum es mir geht. Ich glaube aber auch, dass er nicht akzeptieren möchte, dass er vielleicht krank ist und Hilfe braucht.

Am Samstag führte ich das Gespräch mit ihm und musste am Sonntag wieder fahren (Fernbeziehung). Das ist jetzt zwei Wochen her. Seitdem hat er sich nicht mehr bei mir gemeldet. Eigentlich sollte er morgen zu mir kommen. Der Flug ist auch schon lange gebucht. Ich hatte jetzt in den letzten zwei Wochen 3 liebe SMS geschrieben. Heute hat er mir dann per SMS mitgeteilt, dass er am Wochenende nicht zu mir kommt und das er Zeit zum nachdenken braucht.

Ich fühle mich so unendlich schlecht, weil er sich immer mehr zurückzieht und ich bin mir auch sicher, dass er Schluss machen will. Liegt es vielleicht daran, dass ich das Thema offen angesprochen habe?

Ich weiß nicht, wie es weitergehen soll. Ich würde mir wünschen, dass er mit mir darüber spricht, aber er tut es nicht. Ich muss mich einfach damit abfinden, dass (wahrscheinl.) Schluss ist. Das ist echt hart. Habt Ihr einen Tipp für mich?

Liebe Grüße, Daja

[Emily]

Hallo Dajana,

wenn es so sein sollte, dass er die Beziehung tatsächlich beenden will, dann sicherlich nicht deshalb, weil du mit ihm offen über die Problematik der Krankheit gesprochen hast. Es ist ja kein Grund, eine Beziehung zu beenden, wenn der Partner seine Sorgen um die Gesundheit des anderen äußert.

Es erscheint logisch, dass er selbst spürt, dass er Hilfe braucht, zumal du sagst, dass die Krankheit schon längere Zeit besteht. Vermutlich fühlt er sich eher damit überfordert, sich nun endlich gezielt auf den Gedanken einzulassen, Hilfe in Anspruch nehmen zu müssen UND eine Beziehung zu führen. Das kann zu dem Rückzug geführt haben.

Du brauchst dir keine Schuld an seinem Rückzug zu geben, das ist völlig unnötig. Das Gespräch musste zwangsläufig auf die Krankheit kommen, dauerndes Wegschauen ist nun wirklich keine Lösung. Für ihn nicht, und für dich schon gar nicht.
Warte einfach mal ab, wie sich die Dinge entwickeln, aber ohne dir daran die Schuld zu geben. Du willst ja nur das Beste für ihn, und das wird er auch spüren.

Gruß,
Emily

[Daja]

Vielen Dank für die lieben Worte. Es fällt mir nur so schwer, keinen Kontakt mehr mit ihm zu haben. Ich würde ihm so gerne helfen, aber ich komme überhaupt nicht mehr an ihn heran. Ich hoffe, dass er eines Tages sich so wie er ist akzeptiert und sich helfen lässt. Ich werde ihm das auch nochmal in einem Brief schreiben. Das ist ja die einzige Möglichkeit, mit ihm in Kontakt zu treten. Schluchz...

Danke

[tommi]

Liebe Daja,

Emily hat recht, du brauchst dir keine Vorwürfe zu machen, dass du das Gespräch gesucht hast.
Es tut mir eher leid, dass er sich von dir zurückzieht.
Diese Krankheit zu akzeptieren ist schon schwer, dann durch einen Arztbesuch auch noch eingestehen müssen, dass er Hilfe braucht, ist noch schwerer. Dann kommt noch hinzu, dass es viel Kraft braucht, einen Fachmann zu suchen.

Für uns ist das schwer nachzuvollziehen, ist es doch nur ein Gang zum Arzt, eine Frage, ob er einen guten Psychater oder Therapeuten kennt und fertig.

Vielleicht kommt auch noch die Angst dazu, was durch eine Therapie alles an Schmerz wieder hochkommt, den er vielleicht jahrelang verdrängt hat.

Der Rückzug hat also nichts mit dir zu tun, sondern mit allein seiner Situation. Ich finde es nur schade, dass er dich hier Außen vor lässt. Der Grund hierfür könnte seine Minderwertigkeitsprobleme sein.

Ich finde die Idee mit dem Brief gut und ich hoffe, dass er sich bald wieder bei dir meldet.

Tröstende Umarmung und liebe Grüße
Tom

[insomnia312]

hallo dajana,

auch in kann mich emily und tom nur anschließen, es ist nicht deine schuld, dass er sich zurückzieht. vielleicht ist es ja insofern ein gutes zeichen, dass er sich mit der thematik auseinandersetzt?! du solltest ein bißchen stolz auf dich sein, dass du den mut hattest, ihn darauf anzusprechen - das ist schließlich auch kein "klacks".

du solltest abwarten, was die nächste zeit mit sich bringt. für die betroffene person stellt der schritt, sich einen theapeuten zu suchen, oftmals ein gravierendes eingreifen in die eigene person dar, mit all seinen gefühlen und ängsten..wie würdest du dich fühlen? lass ihm ein bißchen raum, und du wirst sehen, dass er dich mehr braucht als er sich jetzt vorstellen kann..

viele grüße, irina

[Daja]

Vielen Dank für die lieben Worte. Es fällt mir nur so schwer, keinen Kontakt mehr zu ihm zu haben. Ich vermisse ihn jetzt schon so wahnsinnig doll.

Ich hoffe echt, dass er es irgendwann akzeptieren kann und Hilfe annehmen wird.

Danke an Euch!
Liebe Grüße Dajana

[HRaq]

Hallo Daja,

ich kann gut nachfühlen, wie es dir gehen muß. Bei meiner Freundin war (ist) es genauso, dass ich den Eindruck hatte, dass sie Schluß machen wollte. Sie wollte es auch, aber durch meine Beharrlichkeit, viel Einfühlungsvermögen und vor allem viel Geduld konnte ich es abwenden. Wenn er z.Zt. keinen Kontakt möchte, dann lass ihm seine Ruhe. Er braucht sie. Aber melde dich während des Wochenendes mal bei ihm (per SMS oder Telefon) und frage, wie es ihm geht. Sag ihm, dass du jederzeit für ihn da bist. Versuche, ihm Mut zu machen, dass auch wieder bessere Zeiten kommen.
Damit habe ich zumindest meine Freundin so weit gebracht, dass sie wieder mit mir spricht und auch Vertrauen zu mir gefasst hat. Am Wochenende sehen wir uns sogar wieder.
Hab Geduld und Kraft, du wirst sie brauchen. Aber nur damit kannst du das erreichen, was du möchtest. Sein momentanes "Dichtmachen" geht nicht gegen dich, es ist ihm nur einfach alles zuviel.
Wahrscheinlich ist er sogar froh, dass es dich gibt - er kann es nur nicht zeigen.

[Daja]

Hallo Henning,

danke für Deine Antwort. Ich gebe mir echt Mühe, aber manchmal verletzt er mich schon sehr mit seinem Verhalten, so dass es mir schwer fällt, mich einfach so bei ihm zu melden. Aber ich versuche es weiter

Bis denne, LG Daja

[HRaq]

Gib nicht auf. Auch ich war einige Male sehr verletzt, aber gib dir Mühe, ihn zu verstehen. Du bist am Zug, er kann Euch im Moment nicht helfen.