wie kann ich weiter durchhalten

Harry66
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wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

meine Frau ist depressiv - wir haben drei Kinder. ich bin mit meinen Kräften am Ende - aber eine Trennung kommt für mich nicht in Frage. Langsam bekomme ich Angst, dass ich bald selber depressiv werde. In meinen Augen ist mein Leben vorbei - kein Sex, keine Fröhlichkeit, kein gemütlichs (aufgeräumtes) Heim ....
Angehöriger
1957
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von 1957 »

Hallo Harry66,

>>>meine Frau ist depressiv - wir haben drei Kinder.

Ich habe 2 Kinder.
>>>ich bin mit meinen Kräften am Ende - aber eine Trennung kommt für mich nicht in Frage.

Ich bin mit meinen Kräften nicht am Ende, sondern ich gehe am Limit, trennen möchte ich mich jetzt auch nicht.

>>>Langsam bekomme ich Angst, dass ich bald selber depressiv werde.

Einen Knacks bekommst du vielleicht ?
Die Angst ist berechtigt.

>>>In meinen Augen ist mein Leben vorbei - kein Sex, keine Fröhlichkeit, kein gemütliches (aufgeräumtes) Heim ....

Da liegt der Punkt !!
Rede mit deiner Frau über diese Sachen !
Aufräumen usw. kannst du.

Gruß Manni,
der es ähnlich kennt.
geborgenheit
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von geborgenheit »

Lieber "Angehöriger"

ich denke, wir alle hier können uns vorstellen, wie schwer es ist, mit Depressionen zu leben. Ich selber habe meinen Ex-Mann während langer Zeit beigleitet und kann mir vorstellen, was du durchmachst. (übrigens auch mit drei Kindern).

Das System eurer Familie gerät durcheinander durch diese Krankheit. Dies kostet Kraft. Ich würde dir empfehlen, selber eine Therapie zu beginnen. Dies kann dir helfen, die schwierige Situation besser zu verstehen. Als Zweites wäre es bestimmt hilfreich, wenn du für deine Familie eine Familienhilfe organisieren könntest. Ich weiss nicht, ob es dies bei euch in Deutschland gibt. Aber es wäre zumindest gut, dies zu versuchen. Es würde enorm entlasten.

Wie alt sind denn deine Kinder? Und macht deine Frau eine Therapie?

Auf jeden Fall: Ich wünsche dir ganz viel Kraft! Trage Sorge zu Dir.

Geborgenheit
Harry66
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

Hallo Manni, danke für deinen Beitrag. Ich habe mit meiner Frau über alles gesprochen und dieses war nur möglich, weil wir zugleich auch die besten Freunde sind. Leider geht es ihr in dieser hinsicht noch schlechter, da sie weiss wie sehr ich darunter leide. Sie fühlt sich hierdurch unter Druck gesetzt und kann so erst recht keine Berührungen zulassen.Mit dem aufräumen helfe ich wo ich kann, nur ich muss früh zur Arbeit und komme spät wieder. Leider fällt es mir dann auch nicht immer leicht.....
Angehöriger
Harry66
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

hallo geborgenheit, ganz lieben Dank für deine lieben aufbauenden Worte. Meine Kinder sind 8, 6 und 1 Jahr alt. Sie sind aber sehr lieb. Leider befürchte ich, dass die Depression nicht ganz spurlos an meinen beiden "grossen" vorüber gegangen sind, da sie sehr schnell (und manchmal auch ohne Grund) weinen. Durch die Gesamtheit der Umstände merke ich, dass ich mein eigenes Leben (Freunde, Sport etc.) stark vernachlässige und immer häufiger frustriert bin. Meine Frau denkt immer an mein Wohlbefinden und gar nicht an sich. Ich kann Sie aber nicht abends auch noch alleine lassen, da sie jemanden zum reden braucht, wenn sie den ganzen Tag mit den Kindern zugebracht hat.
Angehöriger
BeAk

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von BeAk »

Lieber Harry,

ich kann mir gut vorstellen wie Du fühlst. Und gerade weil Du siehst, das Du selber krank werden könntest solltest Du auf Dich aufpassen. Das heißt, Du mußt Dir Freiräume schaffen in denen Du das tust was Dir Spaß macht, um wieder Lebensfreude zu tanken, z.B. mit Freunden ausgehen oder deinem Hobby folgen.

Deine Kinder leiden auch und damit sie keinen dauerhaften Schaden davon tragen, erkundige Dich mal nach Hilfsmöglichkeiten (professionelle Gespräche) für sie, bei der Caritas oder dem Gesundheitsamt müstest Du mehr erfahren können.

Befindet sich Deine Frau in Therapie?
Harry66
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

Liebe Bea,
meine Frau wurde 2 Jahre ambulant und 5 Wochen stationär therapiert. Man sagte ihr, dass endogene Depression nicht heilbar sei, sondern nur therapierbar. Ihre AD´s (u.a. Lithium) hat sie vor 2 Jahren abgesetzt. Seit einer Woche denkt sie darüber nach die ambulante Therapie fortzusezten. Wir sprachen jetzt auch schon mit einem Kinderpsychologen, der meinte, dass es erst meiner Frau wieder gut gehen muss, bevor man den Kindern helfen kann.
Angehöriger
BeAk

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von BeAk »

Lieber Harry,

deine Frau sollte alles tun, damit es ihr wieder besser geht. Sich wieder in ambulanter psychiaterischer Behandlung begeben und die Psychotherapie wieder aufnehmen.

Den Ratschlag erst müsse deine Frau gesund werden, bevor man den Kindern helfen kann, halte ich für großen Unsinn.
Schaut Euch noch mal bei anderen Personen nach Hilfe für die Kinder um.

Lieber Harry, es ist sehr wichtig für Dich, das Du auch auf Dich und Deine Bedürfnisse achtest. Du mußt Dir auch mal frei nehmen von deiner Frau und ihren Sorgen. Abstand gewinnen. Sonst wirst Du tatächlich auch krank und damit ist niehmanden geholfen.
geborgenheit
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von geborgenheit »

Lieber Harry

ich verstehe, dass du für deine Frau da sein möchtest. Man leidet als Angehörige/r mit und möchte alles tun, damit dieses Leiden gelindert werden kann.

ABER: es bringt weder deiner Frau, noch den Kindern, noch dir etwas, wenn du dich "opferst". Es kann einen Mittelweg geben zwischen Anteilnahme und Eigenbereich. Es braucht, wie Bea schon sagte, Freiräume, in denen du auftanken kannst. Sie sind ganz wichtig.

Völligen Blödsinn finde ich die Aussage, man könne den Kindern erst helfen, wenn die Mutter wieder gesund ist. Das stimmt definitiv nicht. Es ist unbestritten, dass es auch notwendig ist, dass die Eltern an sich arbeiten. Aber es ist ebenso klar, dass den Kindern Hilfestellung gegeben werden kann, auch wenn die Situation noch nicht geklärt ist.
Mein Ältester war 8 als er zum Kinderpsychiater ging. Sein Vater damals mitten in den schwersten Depressionen. Trotzdem war die Hilfe für meinen Sohn lebendsnotwendig und richtig. Inzwischen ist er fast 18 und ein toller, junger Mann.

Ich finde es gut, dass du mit deiner Frau geredet hast. Auch wenn es sie im Moment eher mehr herunterzieht, so ist doch die Klarheit sehr wichtig, die ihr so bekommt. Es ist schwer, zu den Gefühlen zu stehen, vor Allem, wenn es Gefühle der Überforderung sind. Aber es lohnt sich, es dennoch zu tun.

Noch etwas: Ich höre aus deinem Text heraus, dass sich deine Frau wünscht, dass du mehr für dich da bist. Tu das! Freunde oder auch Therapie... Du musst irgendwo auftanken können. So kannst du auch wieder für deine Familie da sein.

Eure Kinder sind in einem Alter, wo sie noch sehr damit beschäftigt sind, sich in ihrer Welt zu verstehen. Es ist normal, dass sie auch mal weinen. Aber ich kann mir vorstellen, dass sie sensibler auf die Befindlichkeiten ihrer Mitwelt reagieren und dass es für sie schwer ist, die unterschiedlichen Signale zu verstehen. Es braucht viel Offenheit, gerade auch über Themen der Krankheit. Oft haben Kinder das Gefühl, sie seine Schuld an der Krankheit der Mutter/ des Vaters. Und dies gilt es immer wieder aufzuzeigen: Die Krankheit ist das Eine, Kinder sind nie die Ursache dafür.

Hm, etwas viel geschrieben für heute... lächel!

Herzliche Grüsse
Geborgenheit
1957
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von 1957 »

Hallo Harry66,

das mit dem Aufräumen habe ich so gemeint :
Hilf Ihr wo du kannst, oder willst. Etwas muß Sie noch alleine tuen.

Was BEA geschrieben hat, kannst Du dir mal überlegen.
Was Geborgenheit geschrieben hat ist auch nachvollziehbar.

>>>dass es erst meiner Frau wieder gut gehen muss, bevor man den Kindern helfen kann

Das ist der größte Blödsinn, den ich je gehört, bzw. gelesen habe !!!

Gruß Manni,
Tipp, lese mal in diesem Forum.
tommi
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von tommi »

Lieber Harry,

es ist nicht einfach, einfach abzuschalten, es sich gut gehen lassen, sich Freiräume zu nehmen.
Ich habe das Gefühl, dass du gut mit deiner Frau reden kannst. Es ist wichtig, dass sie ihre Ängste und schlimmen Gedanken bei dir ablegt. Aber es ist auch wichtig, dass es in die andere Richtung geht. Du belastest sie nicht, wenn du ihr deine Gefühle zeigst, sondern gibst ihr das Gefühl auch für dich da sein zu müssen. Je mehr ihr über eure Gefühle sprecht, je mehr nehmt ihr euch die Angst, den Partner zu überfordern oder zu belasten. Hier liegt ein Schlüssel, der nur in das Schloss passt, wenn ihr richtig miteinander kommuniziert.
Es bringt nichts, wenn du ihr alle Sorgen auch um deine Person und deinen Kindern abnimmst. Deine Frau plagt sich schon jetzt mit Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen herum. Ich denke, mit ihr die Verantwortung zu teilen, würde ihr Selbstwertgefühl steigern und somit auch ihre Schuldgefühle nachlassen.
Siehst du eine Möglichkeit, mit ihr darüber zu reden?

Ich finde es gut, dass sie sich wieder in Therapie begeben will. Ich denke, das wird dich auch entlasten.

Ich hoffe, dass du mit deiner Frau einen Weg findet, der euch glücklich macht.
Ich wünsche dir weiterhin viel Kraft und Geduld.

Gruß
Tom
Harry66
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Registriert: 18. Nov 2005, 23:37

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

Hallo ihr lieben alle,
ich melde mich erst jetzt wieder, da ich beruflich verreist war. Als erstes möchte ich allen Danken für den lieben Zuspruch, welcher mir sehr hilft. Ich denke schon, dass ich mit meiner Frau über alles offen sprechen kann, was ich nach eurer Empfehlung auch tun werde. Heute auf dem Weg zur Arbeit dachte ich : Warum fühle ich mich eigentlich so schlecht und bin deprimiert, wo meine Frau doch krank ist ? Im Grunde sollte es mir doch gut gehen, so dass ich Ihr und meinen Kindern eine Hilfe sein kann.
Ich habe nur Angst, dass ich mich emotional sehr von meiner Frau entfernen werde, wenn ich "mein Leben" lebe.
lieben Gruss
Harry
Angehöriger
BeAk

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von BeAk »

Lieber Harry,

ganz im Gegenteil, Harry. Nur dadurch hast Du die Chance bei ihnen zu bleiben.
geborgenheit
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von geborgenheit »

Lieber Harry

ich kenne diese Angst auch. Sie ist da und verständlich. Hinzu kam bei mir auch ein schlechtes Gewissen, dass ich soviele Freude am Leben hatte und mein Ex-Mann so kämpfen musste um jede Stunde... Aber, da gebe ich Bea recht, es hilft niemandem, wenn du nun auch krank wirst. Du sollst, ja du musst dein Leben leben, nur so kannst du deine Frau und deine Kinder begleiten.

Die Angst, sich emotional zu entfernen, ist begründet. Die Frage ist aber, wie du auftankst und auch, ob es euch möglich ist, dass du von deinen Gefühlen und Erlebnissen erzählen kannst. Wenn hier eine Offenheit herrscht, so meine ich, dass die emotionale Verbundenheit doch immer wieder spürbar ist. Auch dann, wenn es deiner Frau nicht möglich ist, darauf einzugehen, ist dein Bemühen, sie einzubeziehen in deine Gedanken schon ein Schritt in ihre Richtung.

Was es braucht ist Geduld. Und Verständnis für beide Seiten. Für die Seite der Betroffenen und die der Angehörigen. Die Seite der Angehörgen ist ebenfalls schwer und so erstaunt es nicht, dass du traurige Gedanken hast.

Liebe Grüsse von einer nun indirekten Angehörigen...
Geborgenheit
Harry66
Beiträge: 10
Registriert: 18. Nov 2005, 23:37

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

Hallo zusammen,
heute hat sich wieder gezeigt, wie sehr mich alles belastet. An liebsten würde ich auswandern. Meine Frau hatte heute einen sehr schlechten Tag und rief mich schon auf der Arbeit an, wie schlecht es ihr geht. Als ich nach Hause kam war absolutes Chaos angesagt. Es hat mich so gestresst, dass sich mein Tinnitus mit voller Kraft zurück meldet.Ich legte meiner Frau heute nochmals ans Herz, sich nun schnell wieder in Therapie zu begeben, da sie alles was ich sagte negativ auf sich bezogen auslegte. Manchmal habe ich das Gefühl, es geht mir auf der Arbeit besser als zu Hause. Es gab eine Zeit, da konnte ich nicht schnell genug nach der Arbeit nach Hause kommen.....

lieben Gruss
Harry
Angehöriger
geborgenheit
Beiträge: 178
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von geborgenheit »

Lieber Harry

"es gab eine Zeit, da konnte ich nicht schnell genug nach Hause kommen..." Deine Wehmut ist aus diesen Zeilen deutlich zu spüren. Ich verstehe sie. Wie weiter? Ich kann mir vorstellen, dass es auch deiner Frau so geht. Wenn ich dich richtig verstehe, dann sieht sie die Ursache bei sich und ihr könnt nicht mehr sachlich miteinander kommunizieren.

Von Aussen stellen sich mir Fragen. Vielleicht können sie dir weiter helfen.
- wie läuft es ab, wenn du nach Hause kommst? Wie reagierst du, wenn das Chaos perfekt ist?
- es stellt sich ja auch immer wieder die Frage, was ist Krankheit, was sind "normale" Kommunikationsmissverständnisse... Hast du mal versucht, dieser Frage etwas auf die Spur zu kommen? Wo ist da dein Anteil?
- hast du mal versucht, deine/eure Situation zu analysieren, um etwas mehr Klarheit zu bekommen? Was wurde dir klar dabei?

Hast du schon einmal daran gedacht, selber für dich professionelle Hilfe zu holen? Mir selber hat das sehr geholfen. Es hat mir geholfen, aus dem Strudel auszubrechen, klarer zu sehen, welches mein Anteil ist, welches der Anteil der Depression ist und welches Partnerschaftliche Fragen sind.

Du spürst, dass du in die Arbeit flüchtest, sie wird dir immer mehr Oase in dieser schweren Zeit. Es ging mir auch so. Ich suchte meine Kraft in allem, was mich umgab, um ja meinen Partner nicht zu belasten. Ich kann dies sehr gut verstehen. Im Rückblick möchte ich aber dennoch festhalten, dass diese "Flucht" mich auch von mir selber weggezogen hat. Ich konnte nicht mehr zu mir stehen zu Hause, ich musste stark sein, so meinte ich... Auswärts stellte ich meine schweren Fragen, suchte ich nach Wegen. Intern lebte ich nur noch das Positive, strahlte Stärke und Kraft aus... Das Ganze wird so aber immer Doppelbödiger, unechter, unklarer...
Echte Kommunikation kann aber nur stattfinden, wenn ich auch zu mir selber stehe, echt bin. So ist der "Teufelskreis" perfekt.

Um aus dieser Spirale auszubrechen, braucht es nach meiner Meinung professionelle Hilfe. Du für dich, deine Frau für sich und ev. auch einen Anteil Paartherapie.
Wie geht es deinen Kindern mit der ganzen Situation? Ev. brauchen auch sie professionelle Hilfe…


Das klingt jetzt nach ganz viel. Ist es ja auch. Und ich denke nicht, dass Alles auf einmal angepackt werden sollte und kann. Es müssen einzelne Schritte sein. Und der erste Schritt ist wohl die Überlegung, wo du am ehesten ansetzen musst und kannst. Ich sah damals den Weg über eine Therapie für mich selber und zum Teil auch Therapie für die Kinder. Für mich kann ich bestimmen und kann auch handeln und für die Kinder bin ich mitverantwortlich, dass sie die Unterstützung bekommen, die sie brauchen!

Viel Mut und Kraft und auch, dass du zusammen mit deiner Frau Wege finden kannst, wünsche dir.

Geborgenheit
tommi
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von tommi »

Lieber Harry,

ich kann mich Geborbenheit nur anschließen.
Es ist nicht einfach, wenn man nach Hause fährt und nicht weiß was einen dort erwartet.
Mache dir keine Vorwürfe, dass es dir nicht so gut geht und du meinst, dass du eigentlich für deine Frau und deine Kinder "stark" sein müsstest. Ich fände es nicht normal, wenn es dir in deiner Situation super ginge. Du leidest verständlicher Weise mit und das musst du akzeptieren.
Wie sollst du aber mit diesem Gefühl umgehen, damit es dir besser geht? Ich denke, dass es wichtig ist, die gesamte Situation anzunehmen, wie sie ist. Deine Frau leidet stark, höchstwahrscheinlich stärker als du. Versuche dich mal in die Lage deiner Frau zu versetzen. Sie fühlt sich leer, kann Kleinigkeiten nicht erledigen, dadurch fühlt sie sich miderwertig, hat Schuldgefühle, Gedanken kreisen um irreale Ängste, die immer und immer wieder in ihrem Kopf platznehmen, Panik steigt auf... . Fürchterliche Vorstellung, das erleben zu müssen und auch nicht nachzufühlen, nur ansatzweise.
Dir geht es in dieser Relation recht gut. Genau dieser Gedanke tat mir immer gut, sodass ich daraus Kraft schöpfen und die Situation gelassener nehmen konnte.

Ich habe mit meiner Frau eine Ehe/ Lebensberatung über zwei Jahre besucht, die uns sehr gut tat. Wir lernten dort, richtig miteinander zu kommunizieren. Gedanken und Gefühle konnten besser ausgetauscht werden und wurden nicht als Vorwürfe aufgenommen. Dadurch entstand eine Verbundenheit, die uns Sicherheit gegeben hat, die wiederum zur Gelassenheit beitrug. Es ist ein lernprozess, der jeder Beziehung gut tut und Vertrauen schafft.

Ich denke, dass es wichtig ist, dass jemand von Außen die Situation betrachtet, weil sich Muster eingeschliffen haben, aus denen man alleine schwer herausfindet.
Alles braucht aber seine Zeit und deswegen Geduld.

Gruß
Tom
Harry66
Beiträge: 10
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

liebe Geborgenheit, lieber Tom,
ich werde versuchen vieles von dem was ihr sagt umzusetzen, da ich weiss, dass ihr recht habt.
Ein Problem, dass sich leider nicht lösen lässt, versuche ich immer zu verdrängen. Aber an manchen Tagen kommt es dann so massiv über mich, dass ich am liebsten ein neues Leben anfangen würde.
Wir habe zwar drei Kinder, aber mit Sex läuft so gut wie gar nichts mehr in unserer Beziehung . Da ich von meiner Einstellung her nicht fremd gehen will, befinde ich mich in einer "Zwickmühle".
Ich hoffe auch hierfür gibt es irgendwann eine Lösung.
Danke nochmals
Angehöriger
geborgenheit
Beiträge: 178
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von geborgenheit »

Lieber Harry

die Frage, die du ansprichst, ist schwer zu bewältigen. Auf der einen Seite ist Sexualität ein Grundbedürfnis. Auf der anderen Seite haben wir aber auch die Möglichkeit, dieses Bedürfnis zu steuern. Ich finde es gut, dass du dir vornimmst, nicht fremd zu gehen. Es würde das Problem nicht lösen, nur verlagern.

Einen richtig guten Ratschlag kann ich dir auch nicht geben. Es braucht viel Geduld und auch Fantasie. Vielleicht lassen sich andere Formen finden, die auch für deine Frau möglich sind? Ganz wichtig scheint mir, dass es keinen Leistungsdruck geben darf/soll. Es leiden ja auch die Betroffenen unter diesem Umstand. Und - geteiltes Leid ist halbes Leid...

Viel Kraft
Geborgenheit
BeAk

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von BeAk »

Lieber Harry,

hast Du das mal so Deiner Frau mitgeteilt, das Du Dir wünschst ein anders Leben anzufangen ohne Sie? Ist Sie sich dessen bewust, das sie durch das herrauszögern der Aufnahme einer wirkungsvollen Therapie Euere gemeinsammes Zukunft aus Spiel setzt. Wenn Du ihr das bisher nicht gesagt hast, tu es bitte in aller Deutlichkeit. Ein Beziehung mit einem Depri hat nur eine Zukunft wenn der Kranke breit ist an seiner Krankheit zu arbeiten, medikamentöse und psychotherapeutische Unterstüzung bekommt.
Ich vermute das das auch der Grund ist weshalb euer Versuch Unterstützung für Eure Kinder zu bekommen gescheitert ist.
Solange die Situation Deiner Frau so schlecht ist und sie nicht bereit ist die Verantwortung für ihre Gesundheit zu übernehmen, wird sich Eure Situation nicht verbessern lassen. So wie es jetzt ist, geht es auf Dauer nicht weiter, das mußt Du Deiner Frau sagen, sie hat den Schlüssel zur Lösung Euer Probleme in der Hand und nur sie kann diese Situation verbessern.
Emriye2
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Emriye2 »

Edeltraud
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Harry,

eurer Lebensumstand bewegt mich sehr zumal du teilweise resigniert klingst, und bewegt mich dadurch dazu dir ein paar Zeilen zu schreiben. Es kommt hier häufig vor, dass Menschen wie du sich hier ans Forum wenden wenns sozusagen schon "brennt".

Auch wenn die Erkrankung deiner Frau nicht vollständig heilbar ist nach Aussage der Ärzte, ob mit oder ohne Medikamente, so schließt das nicht aus dass eine wesentliche Verbesserung zu erzielen ist. Da schließe ich jetzt einfach mal von mir auf andere.

Durch meine eigene "Dummheit" ging es mir jahrelang ziemlich bescheiden.

Wir sind uns wohl darin einig, dass eine Besserung nicht ohne Hilfe von außen (Ärzte, Psychotherapie, Haushaltshilfe) möglich ist. Ein enormer Leidensdruck in allen Lebensbereichen bewegt Betroffene als auch Angehörige oft erst zum Handeln sich Hilfe von außen zu holen, damit sich alles zum Positiven wendet.

Es ist viel Wahres dran, dass es erst deiner Frau besser gehen muss, damit es dir und den Kindern wieder wesentlich besser geht.
Mache ihr weiter Mut sich Hilfe zu holen um diesen Teufelskreis zu durchbrechen. M.E. spricht nichts dagegen, dass du ihr sagst, dass du dies von ihr möchtest, das hat doch nichts mit unter Druck setzen zutun, wenn es behutsam, ruhig geäußert wird. Und scheue auch du nicht zurück Hilfe von außen zu holen/anzunehmen. Es lohnt sich!

Viele Grüße
Edeltraud
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von tommi »

Lieber Harry,

ich kann dein Gefühl nachvollziehen. Du willst sie nicht mit deinen Bedürfnissen unter druck setzten und traust dich nicht, das Thema Sex anzusprechen, da du Angst vor einer Zurückweisung hast. Das ging mir ähnlich.
Wir haben festgestellt, dass auch bei diesem Thema es wichtig war darüber zu reden. Dadurch, dass ich mich nicht geäußert habe, fand sie sich nicht atraktiv. Sie fragte sich (nicht mich), ob ich sie nicht mehr begehrenswert finde. Dadurch kam eine "Unzufriedenheit" auf beiden Seiten auf. Ich war blockiert, da ich dachte, dass ich sie unter Druck setzte, wenn ich Annäherungsversuche unternehmen würde. Es kam auch vor, dass ich von ihr zurückgewiesen wurde, so dass ich mich nicht getraut habe, es nochmals zu versuchen. Erst, als wir über diese Problem gesprochen haben, konnten wir auch hier Verabredungen treffen. Sie fühlte sich keineswegs unter Druck gesetzt, sondern hatte nur einfach keine Lust, weil es ihr in diesem Monent nicht danach war.
Wir verständigten uns, dass wir auch darüber unsere Bedürfnisse austauschten, was auch gut funktionierte .

Ich kann euch nur raten, viel miteinander zu sprechen. Es gibt viele Mißverständnisse, die man dadurch vermeiden kann.

Gruß
Tom

Schweigen ist Gold, reden ist Platin .
Harry66
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Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von Harry66 »

Ihr lieben alle,
seid mir nicht böse, wenn ich allen zusammen antworte. Heute kam ich nach Hause und fand auf dem Tisch eine Liste von Psychotherapeuten in unserer Gegend. Es scheint so, dass meine Frau sich endlich wieder in Therapie begeben möchte, was mich natürlich sehr freut.
Zum Thema Sex muss ich leider sagen, dass meine Frau ein gestörtes Verhältnis zu ihrem Körper hat. Sie hat eine super Figur und meint trotzdem immer wieder sie sei zu dick (hatte auch bereits eine leichte Magersucht).Zudem war ihr erster Freund ein grosses A....L.ch. Sie war unerfahren und er hat wohl zu viele eindeutige Filme gesehen und hat sie bei ihr ausgelebt. Dadurch hat er bei ihr viel zerstört.
Ich habe mit ihr über Sex (meine Sehnsüchte etc.) bereits gesprochen, da wir wirklich offen über alles reden können. Leider hilft es nicht, da sie nicht "über ihren Schatten springen kann". Bisher habe ich fünf Jahre so durchgehalten - ob ich nochmals fünf Jahre schaffe kann ich zu diesem Zeitpunkt nicht sagen. Ich versuche von Tag zu Tag meine Sehensweise neu (positiv) auszurichten. Am Sonntag war ich in der Kirche und konnte dort ebenfalls Kraft tanken, was mir half einiges nicht ganz so schwarz zu sehen.
Nochmals danke an alle für die lieben aufbauenden Worte.
lieben Gruss
Harry
Angehöriger
1957
Beiträge: 340
Registriert: 18. Aug 2005, 01:41

Re: wie kann ich weiter durchhalten

Beitrag von 1957 »

Hallo Harry66,

lese doch mal unter :
http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1131583943

Gruß Manni
Antworten