Nun bin ich hier.

ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Meine Freundin Heidrun hat mir von diesem Forum erzählt und heute habe ich mich entschlossen zu schreiben.
Meine Verfassung war schon mal besser, aber ich versuche mich sachlich und kurz zu halten.
Ich kenne meinen Freund seit knapp einem Jahr. Wir wohnen nicht zusammen. Am Anfang hatten wir eher eine lockere Beziehung und ich habe seine Stimmungsschwankungen nicht so wahrgenommen. Als es ernster wurde, sind mir auch seine Launen aufgefallen. Immer öfter hat er mir wirklich böse Dinge an den Kopf geschmissen und seine Sätze verletzten mich oft. Sein Verhalten wird für mich immer schwieriger, denn selbst wenn er heute noch gute Laune hat, spricht er morgen nicht mehr mit mir, geht nicht ans Telefon und besuchen darf ich ihn dann auf keinen Fall. Tag(e) später tut er wieder so, als sei nichts passiert. Seine Wahrnehmung hat oft nichts mit der Realität zu tun und ich muß immer aufpassen, wie ich etwas sage. In diesen schlechten Zeiten wird dann jedes meiner Worte anders gedeutet und mir zum Vorwurf gemacht.
Ich könnte nun noch so viel schreiben, aber alles wären Wiederholungen von Dingen, die ich hier gelesen habe. Ich glaube er leidet an Depressionen. Ich habe es bereits angesprochen und er leugnet es auch nicht. Er tut aber so, als sei es völlig normal, daß er Depressionen hat. Er macht private Schicksalsschläge dafür verantwortlich, sieht aber nicht, daß er sich helfen lassen sollte. Ihm ist wichtiger mich zu fragen warum ich mit ihm zusammen bin, wo er doch so ein schlechter Mensch ist. Ich liebe ihn.
Mir geht es damit aber immer schlechter. Die Tage an denen ich ihn nicht sehen darf werden immer mehr. Es tut weh, wenn er mich beleidigt und so auf Abstand hält.
Ich denke nicht darüber nach ihn zu verlassen, weil ich dann das Gefühl hätte ihn im Stich zu lassen. Wenn er gute Laune hat, ist er der liebenswerteste Mensch der Welt.
Wenn es ihm nicht gut geht, dann geht es mir auch nicht gut. Ich laufe wie betäubt durch die Gegend, ich denke nur daran, daß er sich gleich melden könnte, ich kann nicht schlafen und muß mich manchmal mit anderen Mitteln beruhigen. Mich verfolgt dann immer die Angst er könnte anrufen und mich verlassen. Das hat er schon getan, ist aber immer zurück gekommen. Ich weiß nicht was ich tun würde, wenn er mich verläßt.
Ich fühle mich hilflos und klein in diesen Situationen, versuche es mir aber nicht anmerken zu lassen. Ich bin über 30 Jahre, komme mir aber lächerlich wie ein Teeni vor.
Ich weiß nicht, ob ich hier überhaupt richtig bin. Vielleicht übertreibe ich und zähle einfach zu den Frauen, die sich nicht entscheiden können.
Irgendwie fühle ich mich so leer...
BeAk

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von BeAk »

Liebe Ile,

hast Du schon mal darüber nachgedacht Dir Hilfe zu holen?
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Hallo Bea,
nein darüber habe ich nicht nachgedacht. Eigentlich ist es doch er, der Hilfe benötigt. Ich bin wohl eher dumm, daß ich das weiter mitmache. Aber ich liebe diesen Mann und möchte nicht, daß es ihm noch schlechter geht, wenn ich mich nun auch noch von ihm trenne.
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Heute ist wieder einer dieser Tage. Ich sitze hier, warte auf eine Nachricht von ihm und fühle mich wie betäubt. Auch wenn ich versuche mich mit anderen Dingen zu beschäftigen gelingt es mir nicht. Ich würde ihn so gern sehen oder einfach anrufen, aber dann kann es noch schlimmer werden, denn es ist wahrscheinlich, daß er nicht ans Telefon geht. Dann wird es mir noch schlechter gehen und ich mache mir Vorwürfe, weil ich ihn einfach angerufen habe.
Ich bin froh Heidrun zu haben, sie hört mir zu und belehrt mich nicht. Aber ich habe auch ein schlechtes Gewissen, weil ich ihr immer die gleichen Dinge erzähle. Ich möchte nicht, daß sie sich Sorgen um mich macht.
Ich habe hier jetzt viel gelesen, aber ich weiß noch immer nicht, was der richtige Weg ist mit allem umzugehen.
kale2012
Beiträge: 3
Registriert: 8. Nov 2005, 13:42

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von kale2012 »

Liebe Ile,
ich bin so etwas wie eine Heidrun und möchte dir auch nahelegen dochmal nach Hilfe zu gucken, denn wie du hier bestimmt auch oft gelesen hast, muß dein Freund von alleine nach Hilfe suchen.
Glücklicher Weise konnte ich meiner Freundin eine Therapeutin nennen, bei der sie sich wohl fühlt und die sie jetzt schon seit einem Jahr begleitet.
Professionelle Hilfe ist vielleicht doch nochmal anders und objektiver als Freunde.
Vielleicht gibt es bei dir in der Nähe ja auch eine Selbsthilfegruppe für Angehörige und du kannst dich da mal einklinken.
Ich versuch immer für meine Freundin da zu sein, aber als "Nichtbetroffene", was soll man da immer raten...
Ich hoffe, dass dein Freund doch auch irgendwann zur Besinnung kommt und sich professionelle Hilfe sucht.
Ansonsten kann ich dir nur ganz viel Kraft wünschen (hier weiß ich wovon ich rede und hoffe für dich, dass sich irgendetwas ändert oder du doch vielleicht irgendwann deinen Selbsterhaltungsmechanismus aktivieren kannst.
lg kale2012
nachteule
Beiträge: 126
Registriert: 2. Dez 2004, 09:02

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von nachteule »

Liebe Ile,

ich sehe das wie Bea und ich denke, Du täuscht Dich wenn Du sagst „Eigentlich ist es doch er, der Hilfe benötigt.“ Sicher wird er Hilfe benötigen, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Es geht nicht ausschließlich um ihn, eine Beziehung besteht aus 2 Personen, es geht auch um Dich.

Du schreibst
>>... und seine Sätze verletzten mich oft.<<
>> Mir geht es damit aber immer schlechter. Die Tage an denen ich ihn nicht sehen darf werden immer mehr. Es tut weh, wenn er mich beleidigt und so auf Abstand hält.
<<
>> Ich denke nicht darüber nach ihn zu verlassen, weil ich dann das Gefühl hätte ihn im Stich zu lassen.<<
>> Wenn es ihm nicht gut geht, dann geht es mir auch nicht gut. Ich laufe wie betäubt durch die Gegend, ich denke nur daran, daß er sich gleich melden könnte, ich kann nicht schlafen und muß mich manchmal mit anderen Mitteln beruhigen.<<
>> Irgendwie fühle ich mich so leer...<<

Das alles sind Dinge, die ausschließlich Dich betreffen und die Du für Dich lösen solltest, ganz und gar unabhängig von ihm. Dazu solltest Du Dir Hilfe holen.

Es geht hier gar nicht darum ihn zu verlassen oder nicht, sondern darum, das Du lernst mit der Situation umzugehen auf eine Weise, die für Dich akzeptabel ist und mit der Du GUT leben kannst. Sollte das in einer Trennung enden ist das wieder eine ganz andere Geschichte.
Andererseits wirst Du ihn sehr viel mehr unterstützen können, wenn es Dir selbst gut geht.

Liebe Ile, momentan geht es um Dich, denn Dir geht es schlecht und das kannst nur Du allein ändern. Dazu musst Du aktiv werden. Deshalb solltest Du Dir Hilfe holen und die Dinge angehen.

Viele liebe Grüße
Tina
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Hallo kale,
danke für deine Antwort. Zu deinem Ratschlag mir eine Selbsthilfegruppe zu suchen möchte ich versuchen etwas zu erklären. Ich habe nicht das Gefühl dort richtig zu sein. Ich weiß nicht, ob ich mich vielleicht in irgendwas reinsteigere und vielleicht übertreibe ich mit meinen Gefühlen. Beruflich läuft es bei mir momentan nicht so gut und vielleicht setze ich bei meinen Problemen falsche Prioritäten. Ich glaube, daß in solchen Gruppen Menschen sind, die schon viele Jahre mit so einem depressiven Partner leben. Vielleicht liegt das Problem ja eher bei mir. Schließlich bin ich selbst Schuld, denn ich könnte mich ja trennen.
Das ist alles so kompliziert und im Moment fehlt mir einfach für alles die Kraft.
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Liebe Tina,
was du geschrieben hast, hat mich sehr bewegt. Ich bin traurig und schäme mich, daß ich so hilflos bin. Es ist schwer immer stark zu sein und sich nichts anmerken zu lassen. Ich würde ihm so gern sagen wie es mir dabei geht, aber dann höre ich immer nur, daß er so eine Partnerin nicht gebrauchen kann, weil es ihm selbst nicht gut geht.
Mir andere Hilfe zu holen schaffe ich im Moment nicht, weil ich vor einiger Zeit damit schlechte Erfahrung gemacht habe. Es war mir hinterher so peinlich und ich habe mich schlimmer gefühlt als vorher.
Lieber Gruß Ile
nachteule
Beiträge: 126
Registriert: 2. Dez 2004, 09:02

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von nachteule »

Hallo Ile,
das hört sich schlimm an.
Fakt ist auf jeden Fall, das DU Hilfe benötigst.
Die Angst, sich welche zu holen weil man befürchtet nicht ernst genommen zu werden und weil man im entscheidenten Augenblick auch seine Nöte selbst wieder runterspielt (ja, das gibts es auch) kenne ich gut.
Es hat mich eine Riesenüberwindung gekostet, zum Arzt zu gehen. Wäre da nicht mein Mann gewesen, der mich etwas "geschoben" und zu entsceidenden Arztbesuchen auch begleitet hätte wäre ich vermutlich heute noch völlig untherapiert.
Zum Glück mußte ich keine, bzw. nur eine schlechte Erfahrung machen, denn das das noch mehr Ängste auslöst ist schon klar.
Aber..einmal schlecht heißt nicht alles ist schlecht.
Vielleicht kann Heidrun Dich begleiten?! Ich würde an Deiner Stelle eine psychiatrische Notfallambulanz eines Krankenhauses aufsuchen. Das hab ich damals so gemacht und es war genau die richtige Anlaufstellen. Wenig Wartezeit, gute Beratung und Wege, die mir aufgezeigt wurden, die ich gehen konnte.

Hab ein bischen Mut und vor allem gestehe Dir zu, das es DIR schlecht geht.

Ich schicke Dir ein großes Bündel Kraft...
liebe Grüße
Tina
Inah
Beiträge: 46
Registriert: 6. Sep 2005, 22:48

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von Inah »

Hallo Ile,

was du beschreibst, kann ich absolut verstehen - deine Verhaltensweisen innerhalb der Beziehung, die von Außenstehenden nicht immer so verstanden werden, wie man es selbst empfindet: Warum macht sie das mit?
Wird man damit konfrontiert, hat man schon wieder einen Punkt in Selbstzweifel zu verfallen.
Sehr geholfen hat mir ein Satz, den ich hier im Forum als Antwort erhalten habe: Dein Freund ist mehr als die Depression! Und dieses "Mehr" musst du niemanden gegenüber rechtfertigen!

Du schreibst, dass du bisher weniger gute Erfahrungen mit der Möglichkeit sich Hilfe zu holen gemacht hast und das du dein Problem nicht angemessen genug findest.
Auch diese Gedanken sind mir und bestimmt vielen anderen hier nicht fremd.
Aber eine schlechte Gruppe heißt nicht, dass es woanders nicht viel besser gehen kann. Du hastdas Recht, die für dich richtigen Personen auszuwählen. DAs bedeutet auch, Verschiedenes auszuprobieren, man wird sich dann auch klarer über seine Kriterien. In vielen Städten gibt es auch Beratungsstellen, die Hilfestellungen geben bei der Wahl einer geeigneten Gruppe oder Therapie.
Ile, es reagiert auch nicht jeder mit einem depressiven Partner so heftig auf die Auswirkungen der Krankheit, wie wir es tun. Andere Menschen verfügen über Strategien um resilienter damit umzugehen, was sehr wahrscheinlich auch der Beziehung hilft.
Es hat lange gedauert, bis ich begreifen lernte, dass diese Handlungsunfähigkeit, die mich jetzt so lähmt, vor allen Dingen mit mir zu tun hat.
Was du oder deine Freundin bisher hier geschrieben habt, zeigt, das es dir im Moment ernsthaft nicht gut tut und es macht keinen Sinn, dieses Befinden mit dem anderer zu vergleichen. Wie lange wollen wir das tun? Er wird immer jemanden geben, der scheinbar Schlimmeres aufzuwarten hat. Darum geht es aber nicht! Es geht um dich! Und du hast sicher schon bemerkt, dass es von alleine nicht besser wird!

Pass auf dich auf, liebe Grüße von Inah, die leider auch noch immer mit ihrer Scham kämpft
BeAk

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von BeAk »

Liebe Ile,

wenn du den Weg zum Arzt noch nicht antreten willst, dann nimm Kontakt mit einer Selbsthilfegruppe für Angehörige auf, so wie Dir schon empfolen wurde. Du bist seit einem Jahr mit einem seelisch Kranken zusammen, diese Krankheit hat sehr negative Auswirkungen auf Dich, das ist Grund genug.
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Liebe Tina, Inah, Bea,
danke für eure Worte. Es gibt so viele Gründe warum ich diesen Schritt nicht gehen kann. Ich habe eine Vorgeschichte und Angst, daß mich so ein Schritt aus meinem Leben reißen kann. Ich habe das Gefühl eine Versagerin zu sein, wenn ich es nicht alleine schaffe. Das zu schreiben kostet mich schon eine Menge Überwindung. Im Moment fühle ich mich wie in einem großen Strudel, der mich immer weiter in die Tiefe zieht.
Ist es bei depressiven Partnern normal, daß sie Defizite nur beim Partner sehen und suchen? Ich überlege die ganze Zeit, was ich alles falsch mache. Mein Freund sagt es mir ständig und bei Gesprächen kann ich so oft ich will sagen, daß Sachen anders gemeint waren, er hat seine Meinung und nimmt meine Worte überhaupt nicht an.
Tine
Beiträge: 214
Registriert: 11. Okt 2004, 19:57

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von Tine »

Hallo Ile,

dass du dich als Versagerin fühlst kann ich gut nachempfinden, da ich in ähnlicher Situation bin. Betrachte ich unsere Situation jedoch von außen, sieht die Sache ganz anders aus.
Du hast seit längerer Zeit in einem für dein Leben wichtigen Bereich, eine große Last zu tragen. Nun stellst du fest, dass du das Paket nicht mehr länger packst.Du hast drei Möglichkeiten: Unter der Last zusammenbrechen, die Last abwerfen, oder dir Hilfe beim Tragen suchen.
Du musst entscheiden. Es ist keine Schande, wenn man eine solche schwere Aufgabe nicht mehr schafft. Das muss ich mir auch jeden Tag sagen.
Was du am Ende deines letzten Posts schreibst, habe ich so verstanden, dass dein Freund dir in Diskussionen die Schuld für alles mögliche vorwirft? Das kenne ich von meinem Exfreund nicht. Er hat nicht diskutiert. Er ist geflüchtet. Aber es gibt da wohl sehr verschiedene Reaktionsmöglichkeiten.

Ich wünsche dir alles Gute und vor allem den Mut, dir Hilfe zu suchen.
Liebe Grüße
Tine
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von Edeltraud »

Hallo Ile,

mein Eindruck als Betroffene, ohne Anspruch auf Richtigkeit:

Deinen Postings nach leidest eher du an Depression. Vielleicht machst du mal den Selbsttest auf der Startseite.
M.E. steuerst du direkt in einen Zusammenbruch. Willst du solange warten, um dir erst dann professionelle Hilfe zu holen.

Es kommt hier im Forum desöfteren vor, dass Angehörige schreiben und dann irgendwann feststellen, dass sie selber therapeutische Hilfe benötigen, was nicht immer nur ausschließlich mit dem betroffenen Partner zusammenhängt. Vielmehr ist es dann oft erst der Auslöser. So mein Eindruck.

Viele Grüße
Edeltraud
Adolescent
Beiträge: 56
Registriert: 21. Okt 2005, 15:01

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von Adolescent »

hey ile,

ich habe schon mit heidrun kommuniziert - du erinnerst dich sicher.

was du ganz am anfang beschreibst ist exakt meine geschichte, die ich kopieren könnte und als meine ausgeben könnte.

nach der verliebtheitsphase gings langsam los.
ich bin selbst ein sehr fröhlicher, freundlicher mensch. ich packe die dinge an - meistens zuviel - 1. Fehler. bin sehr impulsiv und geh an die decke, wenn mir jemand mit anschuldigungen ankommt - später fresse ich sie in mich hinein und denke dann langsam, dass ich an allem schuld bin.

mein ex hat exakt diese verhaltensweisen an den tag gelegt, die du auch beschreibst und ich fing langsam aber sicher an, immer mehr an mir zu zweifeln. es ist ebenso gewesen, dass ich nächte nicht schlafen konnte, weil mein ex auch enorme schlafstörungen hatte.

so im nachhinein.... das letzte halbe jahr war so schlimm, er hat bei mir gewohnt und das war vor allem gut so. bewahre dir auf jeden fall die räumliche trennung!

ich habe nach 1 1/2 jahren zusammensein mit meiner therapie begonnen. was habe ich anfangs getan? nur über ihn geredet.... super, und meine eigenen probleme, warum man so selbstzerstörerisch mit sich selbst umgeht, bin ich lange nicht angegangen.

vor 3 monaten gab's bei mir den crash. er ist gegangen - meinte es geht nicht mehr... hat null mit mir gesprochen, was das härteste überhaupt für mich war. mein selbstwertgefühl ist in dieser zeit so dermassend in den keller gegangen, dass ich alleine nicht mehr rauskam.

ich war stationär in einer klinik und jetzt noch eine woche in der tagesklinik. seitdem ich da war, war mein ex auch wieder da. er wollte es dann noch einmal versuchen.

für einen selbst braucht man allerdings auch sehr viel zeit, um sich mit den dingen auseinanderzusetzen. ich weiss heute, dass viel meines verhaltens aus meiner kindheit herrührt. was meinst du, wie oft ich mich gefragt habe, warum ich diesen kindergarten denn eigentlich mit mache?

mein ex ist vor fast fünf wochen gegangen. seitdem - ignoranz, vor mir weglaufen - gaaaanzz schlimmer film für mich. und es läßt mich immer noch nicht ganz los.
seit letzter woche weiss ich, dass er der meinung ist, dass ich die beziehung zu ihm beendet habe. oh wunder - habe etwas im affekt gesagt, was er dann natürlich wieder sofort wörtlich genommen hat. und er kann grad nicht mit mir reden - er kann halt einfach nicht.

naja, und ich bin der festen überzeugung, dass er gegangen ist; er hat noch nicht einmal versucht, mit mir zu sprechen.

ich fahre mehrfach in der woche achterbahn. aber die tiefs tun mittlerweile nicht mehr so weh. aber schwer ist, diese ganze geschichte aus dem kopf zu kriegen. das ist die komplizierteste aber auch tiefgründigste beziehnung gewesen, die ich hatte. er ist auch ein sehr lieber mensch, den ich sehr schätze - der aber auch nichts gegen seine probleme tut.

nein - er läuft weg, ignoriert, verkriecht sich..... oder lenkt sich ab.

ich habe ihm am wochenende nochmal einen brief geschrieben, indem ich ihm meine gefühle nochmal mitgeteilt habe. ich erhoffe mir gerade gar nichts von ihm - wichtig ist, dass er meine gefühle liest.

ile - ich rate dir von ganzem herzen - ich schätze, dass du selbst aus irgendwelchen gründen einfach auch ein paar problemchen hast, die du bitte nicht unterschätzen solltest!!!!

ich werde ambulante therapie weiter machen und suche grade auch zusätzlich noch nach einer selbsthilfegruppe - nicht für angehörige, sondern für mein eigenes problem.
man sieht es halt leider meistens selbst zu spät.

ich finde die geschichte von dir so interessant und würde mich sehr gerne mit dir noch mehr austauschen.
du kannst mir gerne auch per e-mail schreiben.

ganz lieben gruss, anja
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Hallo Tina, Edeltraud, Anja,
ich weiß gerade nicht wie ich meine Gedanken in Worte fassen soll.
Ich habe diesen Selbsttest gemacht und ein Ergebnis erhalten, mit dem ich irgendwie gerechnet habe, das mich aber jetzt absolut trifft.
Ich versinke gerade, weil ich jetzt nicht mehr weiß was richtig ist. Das ist auch wieder falsch, weil ich eigentlich weiß, daß ich wohl auch Hilfe benötige, aber das würde für mich so viel mehr bedeutet, als nur Hilfe anzunehmen.
Wenn ich diese Schwäche nun eingestehe, wird sich mein Freund in jedem Fall von mir trennen und es wird ihm noch schlechter gehen. Er will eine starke Freundin haben, die ihn nicht noch mit ihren Problemen belastet. Gleichzeitig weiß ich aber, daß er mich eigentlich liebt und es ihm auch weh tun würde, wenn er mich verlässt.
Auch beruflich kann ich mir keine Ausfälle erlauben und ich bin mir ganz sicher, daß mein Arbeitgeber das nicht mitmachen würde (und nicht muß). Neben dieser Arbeit habe ich aber keine Chance die Dinge richtig anzupacken.Ich hätte keine Möglichkeit mich nur auf mich zu konzentrieren (selbst wenn ich den Faktor Trennung dabei jetzt nicht einbeziehe).

Anja, was ich bisher von dir gelesen habe, gleicht meinen Erfahrungen und Situationen absolut. Gerne schreibe ich dir eine mail!

Liebe Grüße von der verwirrten Ile
Adolescent
Beiträge: 56
Registriert: 21. Okt 2005, 15:01

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von Adolescent »

hey,

mal ganz ruhig bleiben.
freu mich auf deine mail.

anja
BeAk

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von BeAk »

Liebe Ile,

nicht das eingeständnis krank zu sein wird Dich arbeitsunfähig machen, sondern die Krankheit selber, wenn Du sie weiter verdrängst.
Mit Antidepressiva und einer guten Therapie kann man sehr gut leben und arbeiten, wenn man sich rechtzeitig der Krankheit stellt.

Verdrängung wird Dich geradewegs in den Zusammenbruch führen und dann geht auf Wochen/Monate nicht mehr, arbeitsmäßig.

Liebe Ile, pack es an, es kann nur besser werden.
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von tommi »

Liebe Ile,

ich habe gerade deinen Thread gelesen und finde es toll, dass du hier schreibst.

Ich kenne deine Vorgeschichte nicht, aber ich kann mir denken, wie dich das Ergebnis getroffen hat.

Glaube mir, wenn du dich in Behandlung begibst, ist das nicht das Ende, sondern der Anfang. Ich bin also nicht der Meinung, dass dadurch deine Beziehung gefährdet ist. Vielleich bist du ihm ja sogar ein Vorbild.
Wenn er sagt, dass er eine starke Frau neben sich haben will, kann ich mir vorstellen, dass er es gesagt hat, als er in einem Tief war. Dieses gehört zur verbalen Kränkung, die erreichen soll, dass du dich von ihm abwendest, weil er meint dich nicht verdient zu haben und /oder du nicht unter ihm leiden sollst. All die Aussagen, die er als Angriffe gegen dich äußerte, ziehlen darauf hin. Er kann in diesen Momenten auch deine emotionale Nähe nicht ertragen. Deswegen solltest du die Äußerungen nicht auf dich beziehen.

Es ist für dich ganz wichtig, dass du dich erst einmal um dich kümmerst, damit du für ihn überhaupt da sein kannst. Auch für deine Arbeit ist es wichtig, dir Hilfe zu holen. Denn wenn es dir schlecht geht, kannst du den Ansprüchen auf der Arbeit auch nicht mehr genügen.

Ich denke, dass dich die Panick erwischt, weil du nun meinst, alles ist aus. Nein, du hast die Chance wieder das Leben fühlen zu können, wenn du mit Hilfe von Profis an dir arbeitest.
Eine Therapie schränkt auch nicht die Arbeitskraft ein, wenn du nach der Arbeit zur Sitzung gehst.
Du schreibst, es gibt viele Gründe, die dagegensprechen zum Arzt zu gehen. Richtig! Es gibt aber den wichtigsten Grund hinzugehen- nämlich dich.

Ich hoffe, dass du den Weg aus dieser Kriese schnell findest und deine Freundin Heidrun dich begleitet.

Gruß
Tom
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von tommi »

Liebe Ile,

wie geht es dir?

Gruß
Tom
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Hallo Tom,
momentan nicht so gut.
Versuche gerade klar zu kommen.
Momentan sprachlos.

Gruß von der zerstreuten Ile.
Adolescent
Beiträge: 56
Registriert: 21. Okt 2005, 15:01

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von Adolescent »

hey ile,

was ist denn passiert? kann man dir helfen?

gruss, anja
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Hallo liebe Anja,
habe dir eine Mail geschrieben.
Lieber Gruß, Ile
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von tommi »

Liebe Ile,

ich kann mir vorstellen, dass du völlig durcheinander bist und drücke dich virtuell.
Gruß
Tom
ile
Beiträge: 12
Registriert: 13. Nov 2005, 00:29

Re: Nun bin ich hier.

Beitrag von ile »

Hallo Tom,
vielen Dank!
Ich glaube, langsam bin ich hier bei den Angehörigen falsch. Mir geht es schlechter, als ich oft zugebe. Ich wünschte, ich wäre stark genug mir Hilfe zu suchen.
Ich nehme ein paar Tage Auszeit.

Ile
Antworten