Sterben Wünsche?

soraya8
Beiträge: 147
Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von soraya8 »

Liebe Inah!
Folgender Satz brachte mich zum Nachdenken:

"Es tut weh, weil es ja zumindest so scheint, dass er wieder soweit auftauchen konnte, ein Fest zu planen und zu feiern, es also nicht so ist, dass er im allerschlimmsten Tief sitzt und er vermutlich wieder besser mit Anforderungen umgehen kann."

Du hast vollkommen Recht! Es scheint ihm wieder ziemlich "gut" zu gehen - warum schiebt er Dir dann den "schwarzen Peter" zu, statt selber die Dinge in die Hand zu nehmen? So kraftlos ist man doch nicht, wenn man ne Party plant, oder? Vielleicht urteile ich vorschnell oder falsch, aber mir wird bewusst, dass man manchnmal zu wenig auf sich selbst Rücksicht nimmt und zu sehr an den anderen denkt, der ja so kraftlos ist. Doch was ist mit unseren Kräften?

Er geht auch das Risiko ein, nicht zu wissen, wie Eure Begegnung wäre, wenn Du nun "einfach" nur zur Party kommst, ohne Dich zu melden. Wäre er total am Ende, könnte er das doch nicht ertragen, oder? Oder ist er so davon überzeugt, dass Du Dich VORHER meldest, wie es die meisten täten?

Eine nachdenkliche Soraya

P.S.: Hast Du Dir mal was Gutes getan? Es klingt oberflächlich, aber ich habe mir heute bewusst ein paar schöne Kleinigkeiten gegönnt, um mir auch mal eine Freude zu machen - oft ist man sich selbst gegenüber zu geizig. Ich bin sicher keine "Tussi", die auf Oberflächlichkeiten und dergleichen steht, aber manchmal tut es gut, shoppen zu gehen. Ich habe mir heute einen schönen Duft gekauft, der zwar nicht so teuer war, aber wenn es mir gut ginge, hätte ich ihn mir nicht gegönnt. Warum sollte man sich selber nicht auch mal eine Freude gönnen? Für andere gibt man doch gerne sein Geld aus.

Nun ist Winter - vielleicht würde Dir ein neuer Mantel etc. nützlich sein (ich habe mir gestern einen bestellt). Warum nicht einfach mal schauen, ob Du einen schönen findest, der Deine Vorzüge zur Geltung bringt? Das hebt vielleicht die Stimmung (gutes Selbstwertgefühl etc. - da kann frau manchmal den "Schicksen" was abschauen - die fühlen sich auch gut, wenn sie was Feines gekauft haben ).

War nur ne Idee, ich kenne Dich ja nicht und weiß nicht, was für ein Typ Du bist. Früher hätte mir das auch wenig Spaß gemacht...

Ich kenn viele Mädels, die "Frust-Shoppen" (wie wir es nennen) machen. Mir hat es etwas Ablenkung gebracht (man denkt an SICH und nicht an IHN) - und ich hätte nie gedacht, dass es mir auch so gehen würde - aber es tat gut, mir was zu leisten (also etwas für MICH zu tun)und mich wohl zu fühlen bei dem Gedanken, bald diesen schönen Mantel zu bekommen, der mich so gut gekleidet hat
soraya8
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Registriert: 22. Okt 2005, 07:42

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von soraya8 »

P.S.: Die Einladung ist sicher kein Versehen! Wollte er Dich nicht dabei haben, hätte er erst recht die Liste kontrolliert, bevor er die Mails versendet hat.

3 Wochen ist viel Zeit. Nimm sie Dir. Geh in Dich...

Und laß was von Dir hören
Sabinchen
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Registriert: 15. Jun 2005, 13:54

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von Sabinchen »

Hallo Tom,

leider ist es oft sehr schwierig, mit dem anderen einen Schlußstrich ziehen zu können.
Ich habe meinem ehemaligem Freund immer wieder in "unseren" Tiefphasen gesagt, wie sehr er mir weh tut, vor ihm geweint, ihm gesagt wie ich mich fühle und das er sich aufführt wie das aller letzte. Es tut noch mehr weh, wenn Du das Gefühl hast, es prallt an dem anderen ab wie Luft und die weiße Wand neben mir könnte mir mehr Gefühl entgegenbringen. Ich weiß nicht, ob es manchmal nicht besser ist, für sich die Konsequenzen zu ziehen. Und ich denke unsere Männer wissen sehr gut, wie sehr sie uns verletzt haben, auch ohne Aussprache. Nicht umsonst haben sie diese Schuldgefühle, die ja auch so Depressionstypisch sind, aber die sind meiner Meinung vollkommen berechtigt, denn sie sind nunmal unfähig eine Beziehung zu jemanden aufzubauen und jemanden glücklich zu machen!! Da finde ich kann man ruhig mal Schuldgefühle haben, wenn ich das hier so lese, was hier für ein Leid und Schmerz verursacht wird. Das ist seelische Grausamkeit!
Darf ich dich noch etwas privates fragen? Wie lange war deine Frau an Depressionen erkrankt und was war der Auslöser dafür?
Ich sehe immer wieder, dass eine Depression, die durch aktuelle Lebensumstände, wie Verlust, Tod, Schwangerschaft oder sonstige belastene Situationen ausgelöst wird sehr gute Heilungschancen hat, aber eine Deepression, die durch familiäre Umstände in der Prägungsphase eines Menschen entsteht, so gut wie keine Chance besteht.

Liebe Ihna,

was auch immer die Einladung wirklich zu bedeuten hat. Es ist zumindest ein Versuch Kontakt zu dir auf zu nehmen.
Und ich habe das Gefühl Du hängst immer noch sehr an ihm und mußt wahrscheinlich für dich herausfinden, was das alles soll.
So wie Du schreibst, dass er dir die heiße Kartoffel in die Hand gelegt hat, paß auf, dass er sie nicht wieder in der Hand hat und sie wieder fallen läßt, weil sie ihm doch zu heiß war.
Alles Gute
sabine
tommi
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Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von tommi »

Liebe Inah,

ich kann deine Zerissenheit verstehen. Du weißt, dass du das Muster durchbrechen mußt, damit es dich nicht noch weiter herunterzieht. Aber genau da ist ja das Problem. Wäre es so einfach, hättest du das Problem schon gelöst.

Ich glaube auch, dass er die Kontaktaufnahme wieder will und es kein Versehen war, dich mit einzuladen. Es ist für ihn unverfänglich, er musste dich nicht sprechen, er gibt dir die weitere Verantwortung, weil er sie nicht übernehmen kann oder will. Verständlicher Weise sind seine Schuldgefühle sehr groß und er traut sich nicht, dich anders zu kontaktieren. Das ist sein Problem.

Deins ist, wie du jetzt darauf reagierst. Ich weiß, dass es dir schwer fällt hier eine Entscheidung zu treffen. Er hat dich in eine Situation gebracht, die ihm eigentlich zugestanden hätte, nämlich aktiv zu werden.

Es gibt mehrere Möglichkeiten darauf zu antworten. Schriftlich, telefonisch, vorher hinfahren und das Gespräch suchen,einfach hingehen, ignorieren und nicht hingehen.

Wenn du ihm schreibst, ist er wieder in der aktiven Rolle.
Wenn du nicht hingehst, ist das in Ordnung, auch hier müsste er wieder aktiv werden, wenn er den Kontakt zu dir haben will.
Alle anderen Möglichkeiten sind nur möglich, wenn du dazu wirklich in der Lage bist, ihm zu zeigen, dass es so wie bisher nicht weitergeht und du ihm auch klar machst, wie du dich fühlst und gefühlt hast.

Ich weiß nicht, ob ein Gespräch für dich etwas reinigendes hat und ich kann auch Sabines Argumentation, es nicht zu tun, nachvollziehen. Aber liege ich damit falsch, dass die unausgesprochenen Dinge dich belasten? Glorifizierst du ihn nicht weiter, weil du immer noch nur die Krankheit als Entschuldigung für sein Handeln siehst und dich in eine Ecke stellst, die von Außen betrachtet dir nicht zusteht? Du hast viel aufgegeben(z.B. dein Selbstwertgefühl) für ihn, viel getan für ihn und zu wenig auf deine Bedürfnisse und Wünsche Rücksicht genommen. Es ist deshalb m.E. an der Zeit, es herauszulassen. Ob du es schriftlich, oder persönlich machst, kommt auf deine Verfassung an.

Natürlich würde ich dich auch vollkommen gut verstehen, wenn du einfach nicht reagierst, es ist dein gutes Recht.

Ich wünsche dir, dass du es schaffst, dein Selbstwertgefühl wieder zu finden und ich rufe dir gerne wieder zu, dass es nicht an dir gelegen hat, dass er sich so lange nicht mehr bei dir gemeldet hat. Du hast alles getan, ER hat es nicht.

Liebe Grüße
Tom
BeAk

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von BeAk »

Liebe Sabine,

das ist aber ein ziehmlich krasse Aussage.

Die Heilungschancen bei einer durch Lebenskrisen ausgelösten Depression mögen höher sein, als bei einer durch Prägung.

Wobei, wenn ich mich recht erinnere, es immer Anteile von Prägung, Belastung und Vererbung in unterschiedlicher Gewichtung gibt.

Aber es läßt sich auch mit nicht ausheilbaren Depressionen, die durch Antidepressiva gut kontrolliert werden, vorzüglich leben. Und zwar genauso gut wie jeder gesunde Mensch.
tommi
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Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von tommi »

Liebe Sabine,

ja, ich kann das nachvollziehen, was du schreibst, weil ich es ähnlich mit meiner Frau selbst erlebt habe. Auch sie hat sich von mir zurückgezogen, allerdings ohne sich von mir zu trennen.

Zu unserer Geschichte:

Ich weiß nicht genau wann die Depressionen bei meiner Frau aufgetreten sind. Meine Frau war schon immer eine Pessimistin und sah die Zukunft nie so rosig wie ich. Ich glaube im Nachhinein, dass sie schon immer mit depressiven Gedanken zu kämpfen hatte. Sie grübelte schon immer über die Zukunft. Z.B machte sie sich kurz nach der Geburt unserer Tochter Gedanken, wie sie sicherstellte, dass sie im jugendlichen Alter nicht vergewaltigt wird. Solche Gedanken würden mir nicht kommen.
Ich Vater ist Alkoholiker. Ihre Kindheit war aus ihrer Erinnerung heraus trotzdem in Ordnung, da ihre Mutter und ihre 5 Jahre ältere Schwester von den Problemen um ihren Vater fernhalten konnten. Das Thema Alkoholismus wurde in der Familie und nach Außen totgeschwiegen.
Ihre Schwester wurde vor 5 Jahren psychisch krank, da ihre jüngste Tochter mit ca. 12 Jahren für mehrere Tage einfach abhaute, Drogen nahm und sich am Bahnhof herumtrieb. Es folgten Zwangseinweisung der Tochter durch meine Frau in die Jugendpsychatrie, weil sich ihre Schwester gegen sie nicht mehr wehren konnte. Borderline und schwere Depressionen wurden bei der Nichte festgestellt....

Das beslastete sie und unsere Familie sehr. Unsere ältere Nichte damals 16 wohnte vorübergehend bei uns, da sie es zu Hause nicht mehr aushielt. Meine Frau und ich halfen wo es ging. Sie allerdings machte sich andauernd Sorgen, sah sich für alles verantwortlich und das zog sie runter.
Vor ca. 3 Jahren ging sie dann zu einer Psychotherapeutin, da ich ihr nicht mehr helfen konnte, ihre Gedanken positiv zu beeinflussen. Kurz vorher gingen wir zur Eheberatung. Sie bekam eine psychosomatische Reha über 5 Wochen und es ging ihr dort sehr gut.
Nach der Reha ging dann der Alltag wieder los und die Depressionen wurden wieder schlimmer. Zu diesem Zeitpunkt war das Thema Depressionen bei uns beiden noch nicht erfasst. Erst als der Eheberater meine Frau in einem Tief erlebt hat, viel von ihm dieses Wort und wir machten einen Termin bei einem Neurologen, Zwecks Beratung der medikamentösen Behandlung. Das Medikament wurde nach einem halben Jahr wieder abgesetzt.
Zur Schwester hat sie den Kontakt eingeschränkt, so dass sie sich auf sich und unsere Familie konzentriert hat. Das hat sie wohl auch nach vorn gebracht.
Dieses ist wirklich eine Kurzfasstung, die nicht im geringsten auszusagen vermag, was alles abgelaufen ist.
Durch intensive Gespräche, Therapie und Eheberatung konnte sie sich aus dem Strudel befreien. So scheint es auf jeden Fall, weil ich keine Anzeichen ihrerseits mehr feststellen kann, die daraufhin deuten, dass sie noch krank ist. Im Gegenteil. Mir schien es, als würde es irgendwie Klick gemacht haben.

Ob das nun normal ist, oder eher eine Ausnahme, ist mir letztendlich egal. So wie es jetzt ist, kann es bleiben .

Liebe Grüße
Tom
tommi
Beiträge: 1008
Registriert: 22. Sep 2004, 17:38

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von tommi »

Inah
Beiträge: 46
Registriert: 6. Sep 2005, 22:48

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von Inah »

Hallo, ihr lieben Mitfühler,

es gibt von euch entdeckte Optionen, von denen ich glasklar weiß, dass sie einfach nicht in Frage kommen.
Einfach hingehen zum Beispiel: DAs schaffe ich nicht und ich weiß auch nicht, wie ich den Rahmen einer Party bewältigen sollte mit dieser Ausgangssituation!

Andererseits weiß ich, dass dieser Zustand so nicht bleiben kann und dass für mich eine Änderung nötig ist.
Und das es so aussieht, dass wohl nur ich sie herbeiführen kann!
Die Frage des WIES ist die, die ich nicht lösen kann, denn ich schaffe es einfach nicht, dass die beiden Teile in mir - Seele und Verstand - zusammenarbeiten.
Zu wissen, was gehen könnte, hilft meiner Seele nicht - die reagiert panisch.
Vielleicht wegen der vielen verborgenen Ängste. die durch diese Situation meinten, sich an die Oberfläche wagen zu können!
Andererseits habe ich diesen Rückzugszustand meines "Freundes" schon öfter miterlebt und überstehen können. Und ich habe ihm von Herzen gegeben, was ich zu geben hatte!

Die Frage ist: Zu oft? Unbedacht?

Ich glaube, ich habe mich teilweise selbst völlig aus den Augen verloren, meine Bedürfnisse nicht mehr wahrgenommen oder als weniger ernsthaft eingestuft - der Mann, den ich lieb(t)e hatte arge Zeiten zu überstehen!

DAss das so nicht gehen kann, haben viele von uns bemerkt - früher oder später, mehr oder weniger heftiger.

Meine Verstand sagt mir, das hier der Punkt wäre, an dem eine Änderung wesentlich ist:
Dazu stehen, dass ich mich verhoben habe und einfach auch Zuwendung und Unterstützung nötig habe.
DAs würde aber bedeuten, es auch ihm gegenüber vorzubringen - und an dieser Stelle setzt mein Vorstellungsvermögen aus. DAs kann ich nicht - es kommt mir abstrus, absurd, Trost erheischend... vor.

Inah
BeAk

Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von BeAk »

Liebe Ihna,

Du must die Notwendigkeit, Hilfe und Unterstützung zu brauchen nur vor Dir und dem der Dir helfen soll, eingestehen.

Konzentriere Dich auf Deine Bedürfnisse.
Dendrit
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Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
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Re: Sterben Wünsche?

Beitrag von Dendrit »

Hab 'neuen Thread aufgemacht: http://www.kompetenznetz-depression.de/ ... 1132312584

LG, Manuela
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