Verzweiflung

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Hermann
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Verzweiflung

Beitrag von Hermann »

Ich bin die Mutter eines depressiven 22jährigen Sohnes und weiß nicht mehr weiter!
Mein Sohn ist nicht mehr kontrollierbar! Er ist agressiv! Gutes Zureden hilft nicht! Er lebt auf einer Müllhalde und will sich auch nicht beim Aufräumen helfen lassen! Er ist völlig gleichgültig und alles ist ihm egal! Nichts interessiert ihn!
Ich weiß nicht mehr wie ich mit dem Jungen reden soll- ich bin vollkommen hilflos!
Eigentlich ist ein ein netter und sehr intelligenter Junge, der mich sehr liebt.
Er fühlt sich aber zurückgesetzt durch seinen Vater und jede Kleinigkeit wird zum Anlass genommen auszurasten.
Wer kann mir Tipps geben. Danke!
doris schumacher
tomroerich
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Re: Verzweiflung

Beitrag von tomroerich »

Hallo Doris,

oder möchtest du lieber beim Sie bleiben?

Ich habe einen Sohn in deinem Alter, der auch eine Zeit mit Depressionen durchstehen musste.
Gutes Zureden ist wirklich nur in den seltensten Fällen erfolgreich. Deinem Sohn, wenn er wirklich an einer Depression leidet, ist in der Tat alles gleichgültig, das gehört zur Depression. Aber der Reihe nach. Wurde die Depr. von einem Arzt diagnostiziert oder handelt es sich um eine Vermutung von dir? Nimmt er schon Medikamente und wie lange ist er bereits in diesem Zustand?

Ich verstehe sehr gut, dass das furchtbar belastend auch für dich ist. Diese Krankheit macht einen sehr hilflos- gerade für Eltern ist es unerträglich mitanzusehen, wie das Kind leidet und sich verändert, ohne wirksam helfen zu können. Zur Verzweiflung aber besteht kein Grund. Auch wenn es langwierig sein kann, wird man deinem Sohn helfen können.


Viele Grüße


Thomas
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Hermann
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Re: Verzweiflung

Beitrag von Hermann »

Hallo Thomas,

wir können uns gern duzen. Bei einem so heiklen Thema ist das sicher erlaubt.

Ich habe mich sehr über Deine Mail gefreut- eine Reaktion auf meine Bedenken, Ängste und Sorgen!
Die Depression habe ich festgestellt vor ca. einem halben Jahr. Draufhin habe ich mich erst einmal "schlau gemacht". Danach habe ich das Gespräch mit Merlin gesucht und ihm erklärkt, was das ist, dass ihn so bedroht, ängstlich und krank macht. Sicher hat er die Symptome schon länger. Er hat vor einem Jahr sein Studium begonnen und seitdem sind die Symptome so stark geworden.
Nach längerer Zurederei und immer wiederkehrenden Diskussionen hat er endlich den Weg zu einem Therapeuten gefunden. Hier erhielt er ein Medikament in Tropfenform, dass er je nach Zustand dosieren kann. Leider hat Merlin mir nicht erzählt wie es heißt.
Was mir richtige Sorgen macht ist der Vater! Er will und kann nicht einsehen, dass der Junge die Mißachtung des Vaters als sehr schlimm empfindet. Bei jeder Kleinigkeit, die nicht klappt, hat Merlin durch seine Agressivität ein Ventil seinem Unmut über den Vater freien Lauf zu lassen. Nach einem solchen Anfall, geht es ihm sehr schlecht. Er weit und zittert am ganzen Körper. Der Vater traut sich oft nicht die Wohnung seines Sohnes.
Dazu kommt noch, dass der Vater jetzt ständig von einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik spricht. Sogar davon, dass der Junge zwangseingewiesen werden müßte, weil " er nicht mehr dicht ist ".
Da habe ich nicht nur Probleme mit dem Kind und dessen Krankheit, sondern auch noch mit einem unverständigen und unsensiblen Vater.
Heute hat es mich wieder total überrrollt und ich fühle mch sooo hilflos!

Vielleicht kannst Du mir ein par Ratschläge geben, wie ich nicht reagieren sollte. Dafür wäre ich Dir sehr dankbar.

Gruß

Doris
mersil schrieb:
> Ich bin die Mutter eines depressiven 22jährigen Sohnes und weiß nicht mehr weiter!
> Mein Sohn ist nicht mehr kontrollierbar! Er ist agressiv! Gutes Zureden hilft nicht! Er lebt auf einer Müllhalde und will sich auch nicht beim Aufräumen helfen lassen! Er ist völlig gleichgültig und alles ist ihm egal! Nichts interessiert ihn!
> Ich weiß nicht mehr wie ich mit dem Jungen reden soll- ich bin vollkommen hilflos!
> Eigentlich ist ein ein netter und sehr intelligenter Junge, der mich sehr liebt.
> Er fühlt sich aber zurückgesetzt durch seinen Vater und jede Kleinigkeit wird zum Anlass genommen auszurasten.
> Wer kann mir Tipps geben. Danke!
doris schumacher
barney

Re: Verzweiflung

Beitrag von barney »

Hallo Mersil,

ich bin zwar kein Psychiater, sondern Kardiologe, aber dennoch möchte ich Dir sagen, dass das Verhalten Deines Sohnes ohne Zweifel eine stationäre Behandlung erfordert. Du sagst selbst, er sei unkontrollierbar und aggressiv. Das rechtfertigt sogar eine Einweisung gegen seinen Willen; d.h. notfalls mit polizeilicher Hilfe.

Bedenke bitte, dass Du auch eine Verantwortung gegenüber der Allgemeinheit hast. Dann bleibt nur die Einweisung; auch gegen seinen Willen!!!

Gruß
Bernd
BeAk

Re: Verzweiflung

Beitrag von BeAk »

Liebe Mersil,

auch scheint dein Sohn medikamentös sehr schlecht eingestellt zu sein. Ich habe noch nie gelesen das man Antidepressiva nach Bedarf dosieren soll. Da läuft was grundsätzlich schief und wird somit auch nicht besser.
Eine stationäre Therapie ist warscheinlich das beste für alle. Ihr könnt Euch erholen und Eurem Sohn wird endlich geholfen.
Wendet Euch mal an den sozialpsychiaterischen Dienst in eurem Kreis. Der kann auch eine Zwangseinweisung veranlassen.
tomroerich
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Re: Verzweiflung

Beitrag von tomroerich »

Hallo Barney,

ziemlich deplatziert! Doris hat nichts davon gesagt, dass ihr Sohn gefährlich sei sondern aggressiv in Hinblick auf den Vater.

Thomas
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barney

Re: Verzweiflung

Beitrag von barney »

Hallo Thomas,

darf ich Dich auf das erste Posting von Mersil hinweisen, in dem sie selbst sagt, dass ihr Sohn unkontrollierbar und aggressiv sei?!

Was soll also Deiner Meinung nach an meinem Posting deplatziert sein?

Zudem, ich heiße Bernd, und nicht Barney. Ich rede Dich ja auch nicht mit tomroerich an.

Gruß
Bernd
tomroerich
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Re: Verzweiflung

Beitrag von tomroerich »

Hallo Doris,

zunächst muss ich mal klarstellen, dass ich nicht einen Sohn in deinem Alter habe, sondern im Alter deines Sohnes

Also hier wird für meinen Geschmack zu viel von Zwangseinweisung geredet. Das ist eine absolute Notmaßnahme unter Umgehung des Willens des Betroffenen und wirkt in hohem Maße stigmatisierend. Ich kann nicht erkennen, wodurch das erforderlich sein sollte. Damit, dass es sich bei diesen Tropfen kaum um ein spezifisches Medikament zur Behandlung von Depr. handeln kann, hat Bea völlig Recht.

Also du hast bei ihm eine Depr. vermutet oder bist dir sogar sicher. Es kann sein aber es kann auch etwas anderes sein. Auch für Fachleute ist es oft schwierig, Depr. sicher zu erkennen und von anderen Erkrankungen abzugrenzen. Da finde ich es ganz wichtig, zu einem Psychiater zu gehen. Also bevor man auch nur an einen Klinikaufenthalt denkt, wäre das auf jeden Fall der erste Schritt. Wäre dein Sohn dazu bereit oder anders gefragt, warum unterblieb das bisher? Geht es da um die Angst vorm "Irrenarzt" ?

Die Konflikte innerhalb der Familie sind ja anscheinend ein ganz wichtiger Faktor bei all dem. Gibt es denn Fortschritte durch den Therapeuten, den dein Sohn hat? Vermutlich wird er dir ja nichts erzählen- wenn du nicht mal wissen darfst, wie die Tropfen heißen

Aber das ist eine andere Schiene. Zuerst muss doch mal eine Diagnose her, die der Thera z.B. nicht stellen kann. Deine Fähigkeiten in Ehren aber an deiner Stelle würde ich mich erheblich wohler fühlen, wenn da ein Arzt die Verantwortung übernimmt. Sollte es eine Depr. sein, dann wird ein modernes AD auch mit hoher Wahrscheinlichkeit anschlagen und parallel dazu kann am Familienkonflikt gearbeitet werden.

Aber ganz wichtig ist auch, dass DU Entlastung bekommst. Wie ich das sehe, trägst du im Moment die gesamte Last des Problems. Du holst dir hier Hilfe, das ist gut und kann dich unterstützen. Aber du brauchst die auch im Real Life.

Dass der Vater (du nennst ihn so und nicht "mein Mann", lebt ihr getrennt?) so wenig hilfreich ist, ist schlimm. Aber das liegt wohl in der Natur der Sache denn ich entnehme deinen Worten, dass du die Ursache der Krise von Merlin in der Abweisung durch den Vater siehst?

Herzliche Grüße

Thomas
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tomroerich
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Re: Verzweiflung

Beitrag von tomroerich »

Sorry Bernd, für die falsche Anrede. Bei allem anderen bleibe ich.

Thomas
Betroffene für Betroffene

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BeAk

Re: Verzweiflung

Beitrag von BeAk »

Liebe Doris,

ja Depressionen gehören in Fachärtzliche Behandlung.
Wenn dein Sohn aber nicht bereit ist einen Psychiater auf zu suchen, kommt ihr keinen Schritt weiter. Keine Diagnose, keine medikamentöse Therapie, keine Verbesserung der Situation.
Dann denke noch mal an den oben genannten Dienst, der immer von einem Psychiater geleitet wird. Dieser Dienst macht auch Hausbesuche, kann Euch raten wie weiter vor zu gehen ist.

Ich habe übrigens eine 20 jährige depressive Tochter, die ihre Verantwortung für ihre Gesundheit ernst nimmt und sich selber in fachärztliche Behandlung begeben hat.
Caroline1
Beiträge: 831
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Re: Verzweiflung

Beitrag von Caroline1 »

Liebe Doris

Als Allererstes gilt es, eine fachliche Diagnose zu den Problemen deines Sohnes zu stellen. Und das kann eben am besten ein Psychiater. Und je nach Diagnose werden dann eben die in Frage kommenden Therapien, ob medikamentös oder eher psychotherapeutisch oder sogar beides zusammen, diskutiert.

Es ist natürlich problematisch, wenn dein Sohn offensichtlich so sehr unter seinem Zustand und seinem Verhalten leidet, dass er nicht einsehen kann, dass ihm trotz all seiner Verzweiflung geholfen werden kann. Und für dich ist das genau so ein Problem. Hast du denn schon mal in Erwägung gezogen, für dich an anderer Stelle Hilfe zu suchen als nur im Internet? Ich meine, an einer "realen" Stelle in deinem Umfeld? Es gibt ja Beratungsstellen wie zB auch den Sozialpsychiatrischen Dienst, an den du dich wenden könntest.

Und es wäre auch nicht schlecht, die Probleme, die offensichtlich innerhalb eurer Familie herrschen, auch an geeigneter Stelle zu thematisieren. Das was du vom Vater deines Sohnes schreibst, klingt allerdings nicht sehr aufbauend . Er scheint ja jegliche Mitverantwortung an der Situation, wie sie jetzt ist, komplett zurückzuweisen. Was aber nicht sein kann, denn dies ist ja ein familiäres Problem, und da sind ALLE mitbeteiligt.

Ich wünsch dir auf jeden Fall alles Gute

Caroline
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Verzweiflung

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Bernd

Es kann nicht sein, dass hier irgendjemand übers Inet eine Zwangseinweisung, was ja schließlich immer nur allerallerletzte Wahl beim Lösen eines Problems sein kann, als ernstgemeinten Ratschlag gibt. Egal ob du Kardiologe oder Müllmann bist, das kannst du einfach nicht beurteilen. Und ich finde, wenn du die Meinung vertrittst, dass jeder Mensch, der Agressionen zeigt, deswegen zwangseingewiesen werden muss, lässt das doch auch irgendwie tief blicken.... Es gibt glücklicherweise auch noch andere Wege, wie man Agressionen begegnen kann. Aber das soll hier eh nicht Thema sein, das würde den Rahmen dieses Forums sofort sprengen. Ich versetze mich aber in die Lage einer verzweifelten Posterin, der man ernsthaft und pseudokompetent ( das tust du, indem du hervorhebst, dass du Arzt bist ) rät, ihren eigenen Sohn zwangseinweisen zu lassen. Da ich selber Kinder habe ( hast du auch welche? ), könnte mich so etwas ganz tief in Verzweiflung ( noch viel tiefer als die, in der ich mich ohnehin bereits befinde, denn es geht um mein Kind ) stürzen, eine Hilfestellung wäre es auf jeden Fall nicht.

Einen schönen Samstag wünscht

Caroline
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Verzweiflung

Beitrag von Edeltraud »

Eine Zwangseinweisung erfolgt nur, wenn jemand eine Gefahr für sich (z.B.akute Suizidgefahr) oder andere darstellt.

Edeltraud
BeAk

Re: Verzweiflung

Beitrag von BeAk »

oder eine Gefahr für andere ist, wie z.B. mit Gegenständen geziehlt nach Menschen schmeißen oder jemanden direkt körperlich Angreifen.
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