Lieber Dr. Niedermeier und Kollegen

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albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Lieber Dr. Niedermeier und Kollegen

Beitrag von albert »

Hallo Hubert,
ich schreibe jetzt seit mehr als zwei Jahren im Forum. Mir wurde von Therapeutenseite bescheinigt, dass ich auf einem Heilweg bin. Tatsächlich habe ich seit mehr als drei Jahren keinen äußerlich sichtbaren Deprischub gehabt. Wenn ein Schub beginnt, kann ich den inzwischen innerhalb von einem Tag erkennen und die nötigen Gegenmaßnahmen ergreifen. Ich habe mich stabilisiert - soweit man das bei einem BipolarII-Betroffenen mit starker genetischer Kompenente sagen kann. Letzthin habe ich nach einigen Wochen Pause über meine aktuellen Probleme gepostet als Thread "Schritt ins Unbekannte". Ich hatte ziemlich viel reingepackt, verschiedenartiges. Also hätten schon einige Ansatzpunkte bestanden, um zu antworten oder zu fragen. Über Verletzungen, ihre Bewältigungen, Probleme am Arbeitsplatz, Gruppenarbeit und mehr.
Aber es kam kein weiterer Beitrag. Da möchte ich mal fragen, bin ich schon zu weit vorgerückt, schon entrückt oder wo?
Oder hat es vielleicht damit zu tun, dass ich mich nicht an Streitereien beteilige?
Oder sind meine Erfahrungen einfach nicht gefragt?
Schreiben sonst im Forum nur Menschen, die tief in der Depression sitzen und wissen wollen, was ihnen da wieder raus helfen kann?
Ich für meinen Teil lese als "alter Hase" immer noch mit, weil ich immer wieder neu Dinge in den Beiträgen lese, an denen ich mich selber erkenne - und das hilft mir wieder ein Stück weiter. Auch wenn ich meist nicht dazu schreibe. Deshalb danke.
Dir einen
herzlichen Gruß
von Albert

PS: entschuldigen Sie bitte Herr Dr. Niedermeier, dass viele meiner Auslassungen sich im Grenzbereich zu philosophischen Gedanken bewegen.
hubsia
Beiträge: 639
Registriert: 19. Mär 2003, 16:33

Re: Lieber Dr. Niedermeier und Kollegen

Beitrag von hubsia »

Hallo Albert!
Vom Lesen her kennen wir uns sicherlich:-)))).
Ich dachte auch das ich weiter wäre aber es hat mich alles wieder überholt, ich hatte unter Arbeitsämter und Renten geschrieben. Ich muß jetzt versuchen meine Nerven zu beherrschen,
mich überkommt leicht wieder die Kopf in den Sand steck Metode die verdammte scheiß Angst.
Lieben Dank für die Antwort und alles liebe Hubert.
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Lieber Dr. Niedermeier und Kollegen

Beitrag von albert »

Lieber Hubert,

ich habe es jetzt auch wieder mit dem Arbeitsamt zu tun, bin gerade im 1-Euro-job. Habe gerade diese Woche Vorhaltungen bekommen, weil ich im Dienst als Fahrer überfordert war. Dabei hatte ich meiner Dienstvorgesetzten am Anfang gleich gesagt, dass ich mal eine Panikattacke auf der Autobahn hatte. Jetzt habe ich auf die Vorhaltungen einfach gesagt, dass Autofahren für mich eine Belastung ist. Prompt wurde ich vom Routinedienst abgelöst. Ich habe nur noch Botendienste nach Bedarf zu machen und tue sonst Innendienst, ist mir angenehmer.
Natürlich habe ich in der Situation einen Grund zur Angst, ist ja nur ein Vertrag auf ein halbes Jahr. Aber ich habe meine eigene Kraftquelle in mir und pflege diese. Außerdem mach ich mir jede Menge Gedanken über Alternativen. Und ich leiste es mir, auch mal NEIN zu sagen, wenn mir ein junger Mann blöd kommt; ich habe selber dreißig Jahre Berufserfahrung auf meinem Buckel. Der kann mir fachlich nicht so leicht an den Karren. Langsam zahlt es sich aus, hartnäckig zu sein und durchzuhalten bis an den Rand der physischen Existenz.
Ich habe hier mal die Interpretation eines Gleichnisses gepostet. Am Ende der Geschichte mit schrecklichen Erfahrungen stand ein Satz:
"Begegnest du jemandem, der dich mit dem Tode bedroht, so sage ihm, ich bin schon gestorben."
Depressiv sein, heißt dem Tode nahe, so gut wie tot. Aber wieder aufstehen, weiterleben und weiterarbeiten heißt immer wieder aufs Neue in die auslösenden Situationen geraten. Jetzt fällt es mir auf: ich bin nicht wieder depressiv geworden, bin heute resistent. Und zu den Verletzungen kann ich nur sagen: die Dinge beim Namen nennen, sowie Grenzen setzen.
Ich kann hier nur meine Erfahrungen erzählen. Ob das andere beeindruckt und ihnen etwas gibt, liegt außerhalb meiner Möglichkeiten.
Dir alles Gute
mit herzlichen Grüßen
Albert
Dendrit
Beiträge: 4963
Registriert: 23. Mai 2003, 11:14
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Re: Lieber Dr. Niedermeier und Kollegen

Beitrag von Dendrit »

Hallo Albert & Hubert,

es war ja lediglich ein Vorschlag. Und mir ist schon aufgefallen, dass Eure Beiträge - wie von einigen anderen auch - kaum mehr erscheinen. Zwischendurch bin ich auch auf die empfohlene Seite von empfindsam.de ausgewichen, weil ich nicht mehr wusste,ob es hier 'rein gehört und verstanden wird. Obwohl ich jetzt mittlerweile das 3. Jahr hier lese und schreibe, komme ich mir nicht wie ein alter Hase vor, manchmal stehe ich an dem Punkt, wo mir einfällt, das haste doch am Anfang auch schon mal reingeschrieben. Manchmal ist es wie ein Teufelskreis.

Und im Moment fallen mir auch für andere kaum tröstende Worte ein - dafür habe ich so obskure Ideen zum Ablenken. :confused: Es war ja eigentlich auch nur für "alte Hasen" gedacht, die sich direkt "unterhalten" möchten, was hier aber den Rahmen sprengen würde. Nur dafür.

LG, Manuela
hubsia
Beiträge: 639
Registriert: 19. Mär 2003, 16:33

Re: Lieber Dr. Niedermeier und Kollegen

Beitrag von hubsia »

Hallo Manuela!
Ich finde es auch schön sich nicht nur über die Krankheiten zu schreiben jedoch wenn jemand Probleme hat kann man doch darüber reden .
Obwohl es ja genügend Bereiche gibt wo man
schreiben kann, ich würde also eine Klönecke
einrichten wo über dies und das geschrieben wird. Lieben Gruß Hubert.
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Lieber Dr. Niedermeier und Kollegen

Beitrag von Lee »

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