Kontrollzwang, Depression, Angst und Panik

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ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Kontrollzwang, Depression, Angst und Panik

Beitrag von ROM0303 »

Hallo,

ich leide seit Jahren an einem Kontrollzwang, zeitweise so schlimm, dass ich die Wohnung kaum mehr verlassen kann und mich durch Zwangsgedanken in einen völligen Erschöpfungszustand bringe.

Therapie (VT und tiefenpsychologisch) brachte bis jetzt kaum Besserung (obwohl mir jetzt wenigstens klar ist, dass die furchtbare Erschöpfung auf diesen Zwängen beruht).

Ich verliere dadurch soziale Kontakte und bin verzweifelt, weil mein Leben zunehmend eingeschränkt ist. Ich fühle mich wie ein Tier in der Falle.

Gerade ist es wieder akut, deshalb meine Frage an Euch, ob jemand Erfahrungen mit Zwangserkrankungen hat bzw. therapeutisch Hilfe gefunden hat?

Ich würde mich über Eure Antwort freuen.

Maria
Lee
Beiträge: 1074
Registriert: 5. Jul 2004, 16:42

Re: Kontrollzwang

Beitrag von Lee »

Hi!

Kennst du www.zwaenge.de? Die haben auch ein Forum.

Gruß
Lee
emriye
Beiträge: 631
Registriert: 15. Okt 2003, 15:00

Re: Kontrollzwang

Beitrag von emriye »

Liebe Maria,
da ich mit meiner Depression auf einer, hauptsächlich, Station für Zwangsströrung, lag - kenne ich das Problem, aber nicht aus Eigenerfahrung.
Dort gab es viele Menschen mit einem jahrelangem Leidens- und Therapieweg. Bei der Zwangstherapie ist es, so wie ich es dort erlebt habe, enorm wichtig, dass die TherapeutInnen auf diesem Gebiet sehr viel Erfahrung haben. Und ich sage dir, ich war verblüfft, wie manche Menschen gefangen in ihren Zwängen auf Station kamen und frei gingen...natürlich mit harter Arbeit.
Ich wünsche dir, dass du eine TherapeutIn/Psychiaterin findest, die auf diesem Gebiet arbeitet.
Dir liebe Grüße
emriye
Sarah
Beiträge: 496
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

.

Beitrag von Sarah »

Schwalbe
Beiträge: 7
Registriert: 28. Feb 2004, 16:30

Re: Kontrollzwang

Beitrag von Schwalbe »

Hallo Maria!

Ich leide auch seit meinem 10. Lebensjahr unter Zwängen, Kontrollzwänge und Wasch/Desinfektionszwänge! Ja, es ist/war furchtbar!!!
Hab auch schon diverse Therapien gemacht!
Mir hat am allerbesten die stationäre Verhaltenstherapie was gebracht. Es war zwar nicht leicht mit den ständigen Konfrontationsübungen, aber ich kann sagen für mich ist diese Art der Therapie bei Zwängen die beste!!!
"Nur" mit Geprächen läßt sich bei einer ausgeprägten Zwangssymtomatik nicht viel machen - leider!
Und es war auch sehr wichtig für mich diese intensiven Übungen erst einmal im stationären Rahmen mit therapeutischer Begleitung durchzuführen, ansonsten hätte ich es wohl kaum geschafft!
Auch ich bin nicht ganz frei von den Zwängen, aber es ist viel, viel besser geworden!!!
Bei so starken Zwängen würde ich also jedem raten in eine Klinik zu gehen, die auch auf Zwänge spezialisiert ist!

Wünsche Dir alles Gute!

Liebe Grüße von
Schwalbe
maggy
Beiträge: 1150
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Kontrollzwang

Beitrag von maggy »

Hallo,

habe gerade im Fernsehprogramm vom ZDF gelesen das um 22.15 Uhr ein Beitrag zum Thema gesendet wird und mich dran erinnert, dass es diesen Thread hier gibt:

37º

Sicher, sauber, unerträglich

Leben unter Zwang


Manchmal ist das ja alles ein bisschen überzogen, aber vielleicht werden dort Kontaktadressen genannt, an die Ihr Euch wenden könnt.

Alles Liebe
von
Maggy
-------------------------------------------

Depression ist die Fähigkeit mit tiefster Gefühlsbereitschaft auf Konflikte zu reagieren
Alina1
Beiträge: 418
Registriert: 29. Mär 2004, 14:08

Re: Kontrollzwang

Beitrag von Alina1 »

WOW,danke Maggy für die Info!!!!

Werd ich mir mal reinziehen.


Grüße von Antje
Alina1
Beiträge: 418
Registriert: 29. Mär 2004, 14:08

Re: Kontrollzwang

Beitrag von Alina1 »

Hallo,liebe Mitzwängler!

Habt ihr den Beitrag im TV gesehen? Die Angst,dass etwas Schlimmes passieren könnte und ich bin schuld,das ist mein Kontrollzwangsthema.Im Gegensatz zur gezeigten Frau mit Zwang,ist es für mich sehr wichtig,die Ursachen,welche zum Zwang führen,herauszufinden.
Mein größtes Problem ist jedoch,dass ich mir in Streßsituationen nicht gestatten kann zu schlafen.Ich bin quasi immer auf der Hut.Wie könnt ihr schlafen,wie kommt ihr zur Ruhe?

Grüße von Antje
Sarah
Beiträge: 496
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

?

Beitrag von Sarah »

.....@Maggy und Antje.....
roland0815
Beiträge: 1
Registriert: 28. Dez 2004, 17:19

Re: Kontrollzwang

Beitrag von roland0815 »

...ich hab die Sendung leider verpasst. Aber die Wiederholung auf 3sat am 3. März 2005, 18.00 Uhr werde ich mir ansehen.
ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Re: Kontrollzwang

Beitrag von ROM0303 »

Hallo,

erst einmal vielen lieben Dank an alle für die Tips und Antworten.

Ich bin gerade aus einem (übrigens sehr schönen und interessanten) Urlaub zurück, den ich vor lauter Kontrollzwängen fast nicht mehr hätte machen können.

Mein Problem ist, dass ich schon Tage vorher mit Kontrollen anfange und bis zur Abreise dann so erschöpft bin, dass ich kaum mehr in der Lage bin, den Koffer zu packen. Ich kontrolliere alles hunderttausendmal, meine Gedanken kreisen pausenlos um Dinge, die ich vielleicht doch noch vergessen haben könnte (ich habe übrigens noch nie etwas Bedeutendes vergessen) und am Ende fühle mich völlig entkräftet.

Ich denke nun darüber nach, mir einen Therapeuten zu suchen, der sich speziell mit Zwängen auskennt.

Leider habe ich gerade eine dreijährige Therapie beendet, bei der allerdings nicht Zwänge im Mittelpunkt standen, sondern eine Traumatisierung.

Dass es möglicherweise die Zwänge sind, die mich so sehr erschöpfen und nicht das Trauma, wurde mir sonderbarerweise erst nach Ende dieser Therapie klar.

Ich träume davon, dass ich mich eines Tages davon befreien und wieder ein normales Leben führen kann.

Liebe Grüsse

Maria
Alina1
Beiträge: 418
Registriert: 29. Mär 2004, 14:08

Re: Kontrollzwang

Beitrag von Alina1 »

Hallo,Maria

Geht nicht die Tiefenpsychologie davon aus,dass mit erfolgreicher Verarbeitung des Traumas auch die Symptome verschwinden bzw,sich verringern müßten?Bei starken Zwangssymptomen kann die alleinige Aufarbeitung eines Traumas wahrscheinlich nicht ausreichen,deshalb wird bei einer Zwangserkrankung wohl auch eine spezielle Art der Verhaltenstherapie als hilfreicher empfohlen.Bei einigen Menschen können sich die Symptome durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit sogar noch verstärken.
Wie ging es dir denn im Urlaub?Mußtest du da nicht so viel kontrollieren?Ich leide auch unter Kontrollzwängen und habe festgestellt,dass die Ausprägung meiner Symptome sehr stark mit meiner aktuellen Lebenssituation zusammenhängt.Die Therapie der Reaktionsverhinderung ist ne ziemlich harte Nummer,wenn man sich nicht in der Lage sieht,an den äußeren Umständen zur Zeit etwas verändern zu können.

Alles Gute wünscht dir,

Antje
Edeltraud
Beiträge: 1495
Registriert: 22. Mai 2003, 16:49

Re: Kontrollzwang

Beitrag von Edeltraud »

In der neuen Apothekenumschau vom 01.03. steht ein Artikel "Im Sog der Zwänge"
ROM0303
Beiträge: 30
Registriert: 14. Apr 2004, 20:11

Re: Kontrollzwang, Depression, Angst und Panik

Beitrag von ROM0303 »

Hallo,

herzlichen Dank für Eure Antworten.

Zur Zeit bin ich ziemlich verzweifelt. Wie Antje schreibt, hängt der Zwang bei mir auch mit am Stress. Wenn der Stress gross wird, sind auch die Zwänge ausgeprägter.

Im Augenblick habe ich aber sehr viel Zeit für mich und trotzdem geht es mir nicht gut. Das Problem ist, dass ich nicht nur unter Zwängen leide. Ich würde sogar sagen, dass das nicht einmal das grösste Problem ist. Meine Diagnose ist umfangreich. Da sind unter anderem depressive Zustände mit ausgeprägten psychovegetativen Symptomen, hypochondrische Störungen und - besonders belastend - schwere Angst- und Panikattacken. Wenn ich Glück habe, kommt alles zusammen und dann habe ich keinen Boden mehr unter den Füssen.

Ich kenne diese Zustände schon seit meinem 13. Lebensjahr, jetzt bin ich 40. Natürlich waren dazwischen Abstände, wo es mir besser ging, teilweise durch Psychotherapie.

Leider ist nun meine Therapie vor zwei Monaten ausgelaufen. Mir geht es aber mittlerweile wieder so schlecht, dass ich mir verzweifelt Hilfe wünsche und alle glühend beneide, die noch die Möglichkeit einer Therapie haben.

Ich bin seit 1999 fast durchgehend in Behandlung gewesen. Ich wurde damals völlig erschöpft und krank in eine Klinik für Psychosomatik und psychotherapeutische Medizin eingewiesen. Diese Behandlung war sehr erfolgreich. Anschließend hatte ich 60 Stunden Verhaltenstherapie und 100 Stunden tiefenpsychologisch fundierte Therapie, nebenbei noch KBT.

Mir scheint, dass alles gut ist, solange ich mich in Therapie befinde. Wahrscheinlich hilft mir die Aussicht, wenigstens einmal wöchentlich mit jemandem sprechen zu können, da ich sonst einigermaßen allein bin. Ich habe außer meinem Ehemann, den ich so wenig wie möglich belasten möchte, keine weiteren Angehörigen mehr und auch nur wenige oberflächliche Bekannte.

Ich bin, solange die Therapie dauert, arbeitsfähig, kann meine Krankheit kontrollieren und ein relativ normales Leben führen. Kaum ist die Therapie aber beendet, bin ich, obwohl ich mir die grösste Mühe gebe, schnell wieder ganz die alte und es dauert meistens nicht lange, bis ich vor Erschöpfung zusammenbreche.

Antidepressiva helfen nicht. Ich habe im Laufe der Jahre einige probiert und stets schwere Nebenwirkungen bis hin zum Kreislaufkollaps gehabt. Für den Notfall habe ich Tranxillium, das ich wegen der Suchtgefahr aber nur sehr sparsam einsetze.

Meine Hausärztin hat grosses Verständnis für mich, ich habe sie auch schon informiert, dass ich gerne wieder in Therapie gehen würde, sie hat auch versprochen, sich nach einem geeigneten Therapeuten umzuhören.

Mittlerweile traue ich mich kaum mehr, überhaupt noch jemanden anzusprechen, weil ich das Gefühl habe, eine schwierige Patientin zu sein, mit der Therapeuten nicht gerade gern arbeiten. Schon bei meinem letzten Therapeuten wurde ich den Eindruck nicht los, dass er froh war, die Therapie beenden zu können, weil sie ihm nicht progressiv genug erschien. Dazu kommt, dass ich letztes Jahr eine teilstationäre Traumatherapie vorzeitig auf eigenen Wunsch beendet habe, weil meine persönliche Situation damals nicht die nötige Konzentration auf die Therapie zuliess und ich außerdem plötzlich stark den Eindruck hatte, mich zu sehr auf Therapie "auszuruhen" bzw. mich zu sehr an Therapeuten zu hängen und das nicht gut für mich wäre.

Ich bin seit Ende des Jahres ohne Beschäftigung und das heißt leider auch, dass ich sehr viel alleine bin und deshalb Zeit und Muße habe, mich in Ängste und Panikattacken zu steigern. Ich fange aber demnächst eine Ausbildung an, um die ich lange gekämpft habe und worüber ich eigentlich glücklich sein müsste.

Mittlerweile habe ich es aber wieder so weit gebracht, dass die Schwäche körperlich fühlbar ist und ich Angst habe, schlicht und einfach zusammenzubrechen. Man sieht es mir auch an, ich bin blass, kann kaum laufen, ohne außer Atem zu geraten und kann mich nicht auf Gespräche konzentrieren. Antworten kommen langsam und mit grossen Pausen dazwischen und oft fehlen mir die gebräuchlichsten Worte. Auf meine Gesprächspartner muss das wirken, als wäre ich betrunken oder ein wenig beschränkt. Jedenfalls macht es den denkbar schlechtesten Eindruck.

Ich überlege nun, ob ich meine Ärztin noch einmal anrufen soll, habe aber auch Angst, sie ständig zu belästigen, zumal ich ihr nicht sagen kann, womit sie mir im Augenblick helfen könnte. Außerdem bin ich sowieso kaum in der Lage, mir Hilfe zu holen, wenn es mir so schlecht geht.

Vielleicht kennt jemand diese Problematik und wir können uns austauschen und helfen.

Liebe Grüsse an alle.

Maria
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