Ich kann mich nicht von Bekanntschaften trennen und habe Angst vor der Arbeit

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190783
Beiträge: 2
Registriert: 9. Feb 2005, 19:04

Ich kann mich nicht von Bekanntschaften trennen und habe Angst vor der Arbeit

Beitrag von 190783 »

Hallo,

vielleicht kann mir ja der eine oder andere von Ihnen einen Ratschlag geben.

Seit mehreren Jahren schon habe ich Angst, mich von männlichen Bekanntschaften zu trennen. Ich werde von Ihnen ausgenutzt und oder habe mit ihnen eine schlechte Erfahrung gemacht. Trotzdem kann ich mich von Ihnen nicht los reißen.
Es ist wie eine Brücke, von der ich mich nicht befreien kann.
Zudem habe ich jeden Tag Angst zur Arbeit zu gehen und kann mich nicht durchsetzen.
Das alles macht mich sehr motivationslos. Weiß vielleicht jemand von Ihnen einen Ratschlag?
Seit einigen Wochen gehe ich zum Psychater. Es ist eine Gesprächstherapie (20 Min., alle 2 Wochen). Er meinte u.a., ich hätte leichte Depressionen und es sei evtl. eine Verhaltenstherapie besser. Was meinen Sie dazu?
Ich danke für jede Antwort.
Tinalesekatze
Beiträge: 147
Registriert: 17. Jan 2005, 19:12

Re: Ich kann mich nicht von Bekanntschaften trennen und habe Angst vor der Arbeit

Beitrag von Tinalesekatze »

Hallo,
ich denke, dass die Therapie sicher der wichtigste Weg ist!
Ich habe mal gehört, dass manche Menschen sich selbst in die Opferrolle hineinmanövrieren und aus dieser Rolle eben ohne Hilfe nicht mehr rauskommen. Verschiedene Verhaltensmuster werden angeeignet und nur sehr schwer wieder abgelegt. Diese zu erkennen und weg zu trainieren ist sicher ein schwerer und langer Weg - Dafür wünsche ich Ihnen aber ganz viel Mut und Kraft, denn kein Mensch darf ein Opfer sein, jeder ist wertvoll und liebenswürdig. In jedem steckt eine Kraft, nur manchmal schläft sie ein wenig. Jeder hat ein Recht darauf respektiert und geliebt zu werden. Nach vorne schauen!
Gruß, Tina
Meine Träume heute, sind Erinnerungen an gestern und Hoffnungen auf morgen.
Xavro
Beiträge: 807
Registriert: 12. Sep 2004, 21:22
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Re: Ich kann mich nicht von Bekanntschaften trennen und habe Angst vor der Arbeit

Beitrag von Xavro »

Hallo JJ,

der Vorschlag des Therapeuten klingt vernünftig. Der Vorteil einer Verhaltenstherapie ist auch, dass sie von den deutschen Krankenkassen bezahlt wird, was bei der Gesprächstherapie normalerweise nicht der Fall ist.

Es passiert selten genug, das Therapeuten zugeben, dass die von ihnen praktizierte Therapieform nicht optimal für die Situation des Patienten geeignet ist.

Ich könnte mir vorstellen, dass neben einer Verhaltenstherapie auch eine tiefenpsychologisch fundierte Kurzzeitanalyse erfolgversprechend sein könnte. Das ist im Prinzip ähnlich wie eine Geprächstherapie, geht aber 1x wöchentlich je 50 Minuten. insgesamt ca. 25-75 Stunden.

In Deutschland sind das die am meisten praxtizierten Therapieformen. Es sollte also kein Problem sein, einen passenden Psychotherapeuten zu finden.

Gruß
Xavro
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NoPanic
Beiträge: 15
Registriert: 9. Feb 2005, 15:46

Re: Ich kann mich nicht von Bekanntschaften trennen und habe Angst vor der Arbeit

Beitrag von NoPanic »

Grüß dich JJ,

bei mir lag das Problem ähnlich.
Obwohl ich merkte, dass irgend etwas nicht stimmig war und ich besser gehen hätte sollen,
hielt ich in den Beziehungen aus, opferte mich auf, gab "alles"...
Es ging sogar soweit, dass ich - als ich zwei gleichzeitig hatte - nicht in der Lage war, mich zu entscheiden bzw. beides zu beenden.
Nach einer anfänglichen "glücklichen" Phase (keine Manie !) bekam ich massive Schuldgefühle, die dann in einer schweren Depression (auch mit Angst und sogar mit Psychosen) einschl. mehrmonatigem Klinikaufenthalt endeten.

Dann das übliche: Therapie, irgendwann der Versuch, die AD bzw. Langzeitmedikation abzusetzen - es SO zu schaffen, aber erneut Krise, wieder ins Krankenhaus, und x-mal alles von vorn.

Das ging JAHRElang so, bis mir eine kognitive Verhaltenstherapie, teilweise mit Tiefenpsychologie, bei einer psychologischen Psychotherapeutin / immer ca. 60 Min. 1 - 3x in 3 Wochen / geholfen hat und immer noch hilft (Im Moment beginnen wir gerade mit emdr...).

Bei mir stellte sich u.a. heraus, dass ich MICH immer in Zweifel stellte, ich war an "allem" Schuld.
Kämpfte wie verrückt um Anerkennung und Liebe bei Allem und Jedem...

Und warum ?
Weil
"alles", was ich je gemacht hatte, nicht genug war, nicht gut genug.
Selbst wenn ich mit einer Auszeichnung nach Hause kam, wurde das nicht entsprechend gewürdigt.
Musste Rücksicht auf meinen jüngeren Bruder nehmen, halt die vernünftigere ältere Schwester sein.
Er wird heut noch vorgezogen (und das fällt nicht nur mir auf).
Wenn ich DEM IDEALkind nicht entsprach (z.B. nicht brav war oder aus Angst gelogen hab),
gab es nicht grad unheftige Schläge...

Als erwachsenes Kind (weil GANZ erwachsen konnt ich wohl deshalb nie werden) hab ich halt versucht, Zuneigung zu bekommen - egal wie.
Deshalb wohl auch das Festhalten an Beziehungen um jeden Preis.

Bin froh, den Teufelskreis durchbrochen zu haben. Seit fast 3 Jahren hab ich eine unglaublich angenehme, befriedigende Partnerschaft mit einer Frau.
Habe gelernt, mich durchzusetzen, zu streiten - auch im Beruf.
Und was das wichtigste ist, ich höre nun auf MEINE Bedürfnisse, kenne jetzt meine Grenzen,
kann auch mal NEIN sagen...

Vielleicht hilft dir das ein bisschn !?

best wishes
malin
Nuhr nach vorn


(Dieter Nuhr)
190783
Beiträge: 2
Registriert: 9. Feb 2005, 19:04

Re: Ich kann mich nicht von Bekanntschaften trennen und habe Angst vor der Arbeit

Beitrag von 190783 »

Hallo,

ich bedanke mich hiermit herzlich für alle Antworten, die ich erhalten habe. Sie haben mir Mut gemacht. Ich werde mit meinem Psychologen über eine Verhaltenstherapie mit Tiefenpsychologie reden. Vielleicht kennt er einen guten Arzt hierfür (der beides praktiziert).
Ich wünsche Ihnen/euch allen alles Gute!

Gruß, JJ
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