SSRI und Abhängigkeit

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MorkvomOrk
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SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von MorkvomOrk »

Nachdem die Hersteller jahrelang steif und fest behauptet haben, dass ihre Mittel nicht abhängig machen, knicken sie jetzt unter dem großen Druck von allen Seiten langsam ein und formulieren ihre Infos so um, dass sie weniger angreifbar sind. Auf der offiziellen Paxil- Infoseite von GSK steht z.b. folgender Abschnitt:

[Zitat]:

Dependence & Withdrawl: Paxil (paroxetine hydrochloride) is not a controlled substance. Paxil has not been systematically studied in animals or humans for its potential for abuse, tolerance or physical dependence. While the clinical trials did not reveal any tendency for any drug-seeking behavior, these observations were not systematic and it is not possible to predict on the basis of this limited experience the extent to which a CNS-active drug will be misused, diverted and/or abused once marketed. Consequently, patients should be evaluated carefully for history of drug abuse, and such patients should be observed closely for signs of Paxil misuse or abuse (e.g., development of tolerance, incrementations of dose drug-seeking behavior).



Dies bedeutet, dass überhaupt keine Studien bezüglich des Abhängigkeitspotentials durchgeführt wurden, und somit die einzige Informationsquelle die Patienten sind, die sich jetzt damit rumschlagen müssen ... denen aber in den meisten Fällen von Ihren Ärzten nicht geglaubt wird, weil die Hersteller vorher immer behauptet haben, dass SSRI nicht abhängig machen - ist das nicht wundervoll?
Life is good ... with Placebo!
DepriXX
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Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von DepriXX »

mir ist es egal, ob sie abhängig machen oder nicht! ich nehm sie nicht zum spass, sondern sie verlängern mein leben und ich kann so etwas besser leben.
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Rolfe
Beiträge: 388
Registriert: 27. Jul 2004, 15:59

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von Rolfe »

Ja, das sehe ich genauso wie SuMu - dafür sind die Medis doch da, das Leben erträglicher zu machen. Wenn man dann vielleicht später ohne auskommt, kann man sich über das Absetzen immer noch Gedanken machen; nicht umsonst werden die ja schritt-
weise ausgeschlichen.
Viele Grüße Rolle
doubty
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Registriert: 25. Mai 2004, 20:02

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von doubty »

Hallo !
Wie auch schon im anderen Thread, möchte ich SuMU und Rolle zustimmen. Ich sehe die AD´s als hilfreich im Kampf gegen die Depression.
Ich denke, dass Medikamente in Deutschland zumindest befriedigend bis ausreichend getestet werden und irgendwann müssen sie ja mal freigegeben werden. Jeder muß für sich selber darauf achten, dass die Nebenwirkungen den Nutzen nicht übersteigen. Diese Verantwortung kann einem auch kein Arzt abnehmen. Und jedes Medikament -auch ein homöopathisches-hat- wenn es eine Wirkung hat - auch eine Nebenwirkung.Dies sagen zumindest Apotheker.
Liebe Grüsse,
Anna
MorkvomOrk
Beiträge: 22
Registriert: 22. Jul 2004, 22:06

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von MorkvomOrk »

Nun, das mag schon sein ... nur finde ich es bedenklich, dass Tausende und Abertausende Hilfesuchende hier im Netz auf den diversesten Foren sind, die dieses Zeug nicht absetzen kennen, weil sie unter schwersten Entzugserscheinungen oder nennt es Absetzsymptomen leiden. Leider wird dies von den meisten Ärzten noch immer vehement bestritten bzw. fehlinterpretiert als Rückfall oder weiß sonst was ... man braucht sich jedenfalls langsam nicht mehr zu wundern, warum die Psychiatrie immer noch so einen schlechten Ruf hat. GlaxoSmithkline oder Pfizer jedenfalls haben soviel Dreck am Stecken wie die ihre ganzen "Kunden" zusammen nicht ... Das ist meine Meinung!
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docSkunk1975
Beiträge: 32
Registriert: 29. Jun 2004, 04:40

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von docSkunk1975 »

Nein Thomas, du irrst dich gewaltig.....
SSRIs (wie auch andere Antidepressiva) haben Milionen Menschen in der Welt aus den grausamen Klauen der schweren Depression befreit und ihnen somit das Leben gerettet.
Die Absetzerscheinungen der SSRIs (Paraesthesien,Schwindelgefuehl usw.)kann man ganz einfach erklaeren: das zentrale Nervensystem hat sich mit der Zeit an den erhoehten Serotoninspiegel "gewoehnt" und das ploetzliche Absetzen verursacht halt diese laestigen Symptome. Schleicht man diese Medikamente schrittweise aus, passiert dies nicht.
Wenn aber die Depression zurueckkehrt bedeutet dies ganz einfach, dass die Krankheit schwerwiegend ist.... das liegt nicht an den AD's....
Ich persoenlich habe ueber Jahre SSRIs (Fluoxetin,Paroxetin,Sertralin,Citalopram,Escitalopram) geschluckt, diese dann aber wegen den laestigen sexuellen Nebenwirkungen abgesetzt. Und doch haben diese Praeparate mein Leben veraendert...im positiven Sinne.
Wenn ein Diabetiker seine Insulinspritzen absetzt, geht es ihm auch besch.... und das natuerlich nicht, weil Insulin abhaengig macht

Mein Deutsch hat sich leider drastisch verschlechtert da ich seit 12 Jahren in Italien lebe....tut mir leid

Ein Arzt aus Italien der sein Leben lang AD's einnehmen muss
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Mork

Über dieses Thema gibts bereits reichlich Threads im Archiv. Mit der Suchfunktion kannst du nachlesen, wenn du willst. Diskussionen darüber, ob denn nun ADs abhängig, süchtig, reich, gesund oder sonstwas machen, sind schon fast weltanschaulicher Natur, es gibt zu jeder Meinung ganz eiserne Verfechter. Hier die bösen Pharmamultis, da die armen, abgezockten Patienten, wobei die Meinung des Patienten immer nur subjektiv ist, da sie auf seinen eigenen Erfahrungen beruht. Und in der Regel ist es so, dass sich Leute mit positiven Erfahrungen weniger häufig in Hilfeforen rumtummeln, da sie ihre Hilfe im großen und ganzen bereits gefunden haben ( durch ADs zum Beispiel ). Daher kann man die wahren Fallzahlen schlecht an Forenbeiträgen messen.

Gruß von

Caroline
Snipped
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Registriert: 8. Sep 2004, 08:37

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von Snipped »

Schade, dass viele immer noch nicht verstanden haben welche gravierenden Folgen das hat. Ihnen gehts ja gut - also: nix hören, nix sehen wollen.

Das bedeutet dass die ganzen Ärzte mit ihren Aussagen: "Machen nicht abhängig, dies sind keine Entzugserscheinungen, das ist ein Rückfall" möglicherweise tausende von Menschen falsch diagnostiziert haben. Tausende von Menschen nehmen unnötig ADs und plagen sich mit den Nebenwirkungen obwohl sie evtl. schon längst "geheilt" sind.

Das bedeutet, dass die Menschen die über Monate qualvolle Entzugserscheinungen klagen möglicherweise keine Spinner sind.

Das bedeutet, dass der Hersteller GSK vorsätzlich behauptet hat sie machen nicht abhängig, obwohl es nie genaue Untersuchungen gab.

Und hier kommen die Leute:
"Aber solange das Medikament mir hilft, ist mir das doch egal. Sollen die anderen doch Qualen erleiden beim Absetzen. Mir hat es geholfen und nur das zählt."

*an-den-Kopf-schlag*
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triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von triste »

Hallo Snipped,

das Problem sind doch also eher die Ärzte, die die Existenz von Absetzerscheinungen nicht wahrhaben wollen, oder? Seit wann sind Patienten dafür verantwortlich, aufzuklären?
Das muß nunmal jeder Depressive lernen, daß die Therapie der Depression auch eine Eigenleistung sein muß, da man sich nicht immer auf die Kompetenz des Arztes verlassen kann. Das ist übrigens auch bei anderen Erkrankungen so.

Wer gezwungen ist, ein SSRI zu nehmen und starke NW und Absetzsymptome entwickelt, kann sich immer noch entscheiden, was schlimmer ist: Die D. oder die NW.

Im Gegensatz zu Euch SSRI-Totalverweigerern
kann man in diesem Forum beide Seiten zulassen. Wer die Vor-und Nachteile, die diese Medikamente zweifellos haben, nicht nebeneinander stehen lassen kann, findet ein Forum im Antidepressiva-Forum, dessen link Du bereits freundlicherweise beigesteuert hast.

Gruß,
V.
Snipped
Beiträge: 10
Registriert: 8. Sep 2004, 08:37

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von Snipped »

Es geht ja auch Hauptsächlich um die Ärzte.

Woraus interpretierst du, dass ich ein Totalverweigerer bin ?

Woraus interpretierst du, dass ich Vor- und Nachteile nicht nebeneinander stehen lassen kann ?

Aber das hatten wir ja schon mal.
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Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von Xenia »

Anmerkung: Mein Psychiater verschreibt einfach manche ADs nicht, weil er der Meinung ist, daß die Entzugserscheinungen zu stark ausgeprägt sind.

Er fügt bei der Erstverschreibung hinzu, daß - kommt auf das jeweilige AD an - es Entzugserscheinungen geben kann.

Entzugserscheinungen treten nicht zwangsläufig auf.

Es negieren nicht alle Ärzte die Existenz von Entzugserscheinungen.

Es sind nicht immer die Ärzte an allem schuld, und nicht alle Ärzte sind schlecht.

Und wie Virginia schon schrieb: es sollte sich die Frage gestellt werden, was man eher in Kauf nimmt: Depression oder Nebenwirkung sowie evtl. auftretende und vorübergehende Entzugserscheinungen. Meine Antwort auf diese Frage ist da eindeutig. Eine schwere Depression ist die Hölle...

Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Snipped
Beiträge: 10
Registriert: 8. Sep 2004, 08:37

Re: SSRI und Abhängigkeit

Beitrag von Snipped »

Zum Glück sind nicht alle Ärzte so - du scheinst ja einen richtigen Glücksgriff gemacht zu haben, Xenia. Glückwunsch Leider scheinen 90% der Ärzte nicht so vorzugehen.

Abwägen ist halt genau der Punkt. Nur Abwägen kann man nur wenn man vorher darauf hingewiesen wird was da evtl. auf einen zukommt. Und das machen wie gesagt die meisten Ärzte nicht. Leider ist es selbst dann noch schwierig - denn wie soll man sich die Entzugserscheinungen vorstellen ? Jemand ohne Depressionen kann sich auch keine Depressionen vorstellen. Wenn du starkes Pech hast und extreme Entzugserscheinungen bekommst, dann stellt das so manche Depression in den Schatten.

Und das alle Ärzte schlecht sind hat auch keiner behauptet - auch wenn hier immer gerne nur Schwarz/Weiß gedacht wird im Forum. Viele Informationen bezüglich Entzugserscheinungen stammen ja z.B. von Ärzten - wenn auch meist aus dem Ausland.

Ein schwerer Entzug über ein Jahr ist die Hölle...

Aber ich hatte beides: Depressionen und jetzt den Entzug zum Vergleich. Beides ist die Hölle - aber doch recht verschieden.
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