Schon wieder Frust mit Therapeuten

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ff
Beiträge: 80
Registriert: 25. Aug 2003, 22:44

Schon wieder Frust mit Therapeuten

Beitrag von ff »

Hallo Leute,

nächste Woche gehe ich für mindestens sechs Wochen in die Reha.
Irgendwie freue ich mich auch schon darauf. Habe vielleicht auch zu hohe Erwartungen und ebensolche Ansprüche. Ist aber auch nicht verwunderlich, da ich seit elf Monaten in Behandlung bin (psychiatrisch) und seit mehr als einem dreiviertel Jahr in Therapie (Verhaltenstherapie) bin.
Heute war auch demnach die letzte Therapiesitzung überhaupt, sofern ich nicht eine Verlängerung bekomme nach meiner Reha.
Mein Freund war heute auch mit dabei, da er dies auch wollte. Per Zufall, auf mein Nachfragen hin, habe ich jedoch erfahren, dass mein Therapiestundenkonto mit der heutigen Sitzung ausgeschöpft sei.
Mein Therapeut machte heute auf mich einen etwas ungehaltenen Eindruck und forderte mich mehrmals auf zu sagen, was ich nun konkret für meinen beruflichen Wechsel endlich in Angriff nehmen will. Zu meinem jetzigen (Noch-) Arbeitgeber kann und will ich nicht mehr zurück (Mobbing, Ignoranz, schlechtes Betriebsklima und – bedingungen). Ich habe schon mehrmals versucht, über Vitamin B einen Wechsel herbeizuführen, jedoch gestaltet es sich dies als schwierig, da die entsprechenden Personen ein wenig unzuverlässig sind. Ich habe auch kein Zwischenzeugnis oder dergleichen vorliegen, um mich zu bewerben. Mein jetziger Arbeitgeber soll von einer Beendigung des Arbeitsverhältnisses noch nichts erfahren.
Mein Problem mit meinem Therapeuten habe ich schon einmal hier im Forum beschrieben.
Zeitweise ging es auch gut, hatte das Gefühl er verstünde mich. Doch heute war er in meinen Augen, aber auch der Meinung meines Freundes nach, zu oberflächlich und ungeduldig, nach dem Motto: „Jetzt müssen Sie aber endlich mal zu Potte kommen“. Er macht immer Vorschläge, die jeder andere auf der Straße genauso machen würde, ich könnte genauso gut in den Beichtstuhl gehen und dort meinen Seelenmüll abladen und schwupps ist die (Therapie-)Stunde wieder um. Bin genauso schlau wie vorher. Das, was er mir sagt, weiß ich schon längst. Ich möchte nicht das „Was“ wissen, sondern das „Wie“. Brauche Werkzeuge, die mir helfen aus meiner Antriebsschwäche herauszukommen. Habe vor einigen Monaten meinem Therapeuten sieben Punkte meiner Selbstreflexion präsentiert, in der ich sieben „Problemzonen“ an meinem Verhalten selbst erkannt habe und gerne korrigiert haben wollte.
Erst als ich ihn hin und wieder darauf hingewiesen habe, dass ich ganz gerne diese Punkte besprechen wollte, hat er kurz darüber mit mir diskutiert. Aber richtiges „Werkzeug“ zur Behandlung konnte er mir nicht an die Hand geben. Er ist auch nicht ganz der Zuverlässigste, wirkt auch in seiner Praxisumgebung etwas schlampig (ist mir und mein Freund nur so aufgefallen). Ich denke, nach einer so langen Therapiezeit kann ich aber auch eine entsprechende Qualität verlangen. Als ich über den kassenärztlichen Dienst meinen jetzigen Therapeuten vermittelt bekam, war ich seinerzeit echt froh, endlich einen Therapieplatz zu bekommen, da es mir wirklich richtig dreckig ging. Okay, nach fünf Probestunden hätte ich wechseln können, aber hatte bis dahin keine Vergleichsmöglichkeiten und Erfahrungen gehabt und betrat sowieso Neuland. Dachte mir, das entwickelt sich schon.
Hatte heute das Gefühl, als wollte er sagen, habe mit Ihnen monatelang Gespräche geführt, jetzt sind Sie an der Reihe. Aber ich weiß immer noch nicht, wie. Er macht zum Teil Vorschläge, die auch auf mein Nachfragen hin für mich keinen Sinn machen und mir nicht weiterhelfen. Im Grunde genommen, bin ich jetzt so verfahren, „Zeit heilt alle Wunden“, das geht von alleine weg. Eigentlich habe ich mich fast selbst aus der Patsche geholfen. Klar, ein Therapeut kann nicht meine Probleme lösen, aber so richtig verstanden fühle ich mich nicht mehr von ihm. Weiß gar nicht, ob ich nach meiner Reha, falls noch notwendig, weiterhin zu ihm gehen soll oder einen andern Verhaltenstherapeuten mir suchen sollte (wenn die Kasse dies erlaubt). Ich neige fast zu sagen, der jetzige Therapeut ist sein Geld nicht wert.
Da sitze ich Therapiestunde um Therapiestunde, erzähle quasi fast immer das Gleiche – und er kommt mit irgendwelchen Vorschlägen und Aufgaben, die total an der Sache vorbeigehen.
Jeder Laie könnte mir so etwas auch sagen. Brauche aber konkrete Hilfestellungen, Tipps, Übungen, um mein Verhalten zu ändern (Schwäche bei Auseinandersetzungen, geringe Frustrationstoleranz). Habt auch ihr solche Erfahrungen mit euren Therapeuten gemacht?
Sind die fast alle so? Habe ich zu hohe Erwartungen?
Wie soll ich mich verhalten ihm gegenüber? Auch wenn ich ihm die Kritikpunkte an den Kopf werfen sollte, so würde sich da nicht viel ändern. Er scheint weiterhin die gemütliche Tour zu fahren und nur sein Ding durchzuziehen ( wobei er manchmal echt weltfremd wirkt).
Kann sein, dass ich in meiner Depriphase extrem überempfindlich reagiere und auch die Schuld bei mir suche. Doch ich will endlich wieder gesund werden, am richtigen Leben mit Arbeit teilnehmen. Habe das Gefühl, so das war’s,jetzt müssen Sie gucken, wie Sie fertig werden, mehr können wir für Sie nicht tun. Sind Depressionen letztendlich unheilbar?
Hoffe, ich mache in der Reha bessere Erfahrungen, sonst falle ich vom Glauben und verzweifele.

Liebe Grüße
ff
DepriXX
Beiträge: 1498
Registriert: 5. Feb 2004, 10:57

Re: Schon wieder Frust mit Therapeuten

Beitrag von DepriXX »

nun, es nützt dir nichts, wenn du dich im nachhinein über deine therapie und deinen therapeuten ärgerst, das ist vorbei!

vor allem in der letzten stunde noch großartige probleme wälzen wird nicht funktionieren.
ich hab mir meine stunden immer aufgeschrieben und mein thera hat mir immer rechtzeitig bescheid gegeben, da man ja auch nach einigen stunden eine art bilanz macht,
so eine art zwischenstand.

ich würde zusätzlich zu einem therapeuten immer noch zu einem psychiater gehen.

wunderdinge kannst du von einem therapeuten nicht erwarten! psychische erkrankungen sind leider sehr langwierig bis chronisch :-/
--

liebe grüße

.::. DepriXX .::.



Seila
Beiträge: 149
Registriert: 21. Mär 2003, 17:57

Re: Schon wieder Frust mit Therapeuten

Beitrag von Seila »

Hi,
auch ich habe haargenau dasselbe mitgemacht..leider :-/ Erst dacht ich mir naja wird schon, kann ja nicht mehr scheif gehen, vielleicht hilfts doch, ich brauch Geduld ect..Irgendwann platze mir aber der Kragen und ich brach ab. Ein Gespräch steht noch aus, bin gespannt was er da sagt. ich hab ihm einen Brief geschrieben mit all den Sachen, die ich nicht sagen konnte.
Ich hatte oft das gefühl er hat null Ahnung von Depression- schade.
Aber Dir wünsche ich viel Erfolg und Besserung in der Reha.
Kia koe koa
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schon wieder Frust mit Therapeuten

Beitrag von artemis »

Nun,
ich habe keine Erfahrung mit Thrapeuten. Ich denke mir das aber trotzdem eher so, daß der einem hilft den persönlichen Werkzeugkasten für die eigenen Probleme zusammen zu stellen, als daß er einem einen fertigen Werkzeugasten in die Hand drückt oder einem gar sagt was man konkret tun soll, damit es einem besser geht.
Arte
christa
Beiträge: 19
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schon wieder Frust mit Therapeuten

Beitrag von christa »

Hallo ff, hallo ihr Leidgeprüften!

ja, genauso war es bei mir auch. Ein Unterschied war, dass meine Therapeutin ab der zweiten Hälfte der Sitzung nur noch gepredigt hat. Sie hat dann eine derartige Leidenschaft entwickelt, dass ich einfach nicht mehr zu Wort kam. Sie hat mir auch eine Menge Anweisungen gegeben, die oft einfach nicht richtig gepasst haben.

Ich bekam auch alle Ratschläge zu hören, die schon Allgemeingut sind. Würden diese Sachen helfen, oder wären sie anwendbar, bräuchte ich doch keine Therapie.

Ich habe eine echtes Schlafproblem. Ich kriege meine Tage nicht so strukturiert, dass ich nicht irgendwann tagsüber ins Bett gehe, und so vier Stunden schlafe. Manchmal schlafe ich auch 24 oder 36 Stunden am Stück. Rat meiner Therapeutin: Bleiben Sie tagsüber auf. Geht aber nur manchmal, wenn ... . Und ich finde dieses wenn, wäre in einer Therapie zu klären. Schließlich ist es ein enormer Aufwand eine einzige Person mit dem Wohlergehen der Patientin zu beschäftigen. Wenn ich dann doch nur eine Fließbandabfertigung kriege, wäre es doch viel schlauer, gleich eine Gruppentherapie zu machen.

Ich glaube, diese Art von Therapie ist ein weiterer Abschnitt im langen Buch über die Verschwendung im Gesundheitswesen. Meine Therapeutin hat die Therapie abgebrochen. Ich werde mir eine andere Therapeutin suchen, und hoffe, dass ich aus der Erfahrung klug geworden bin.

Ich musste für meine Therapeutin einen langen Fragebogen ausfüllen, in dem die Gründe für die Therapie dargelegt wurden. Ich habe sie mehrmals auf meine Therapiegründe hingewiesen. Sie ist darauf nur teilweise eingegangen. Vor allem kam es ihr immer sehr darauf an, selbst recht zu behalten. Sie hat dabei auch schlicht nicht gemerkt, ob ich auch überzeugt bin, und war offensichtlich durch meine Skepsis ziemlich verunsichert.

Übrigens ist es nicht so, dass sie mir gar nicht helfen konnte. Es war eher so, als ginge man zu einem schlechten Arzt. Irgendwie haben die Hinweise schon geholfen, so wie einem ein schlechter Arzt ja auch irgendwie hilft, nur halt vielleicht nicht so, dass tatsächlich die Ursache der Krankheit behoben wird.

Tja, man muss eben suchen, und wer sich gerade in einer akuten Krise befindet, geht eben zum Nächstbesten.

Alles Gute für die Reha!

Gruß,

Lotus
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