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Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 16. Apr 2004, 10:49
von jancker
Hallo,

wer hat auch schlechte Erfahrungen gemacht, was die Einnahme von sog. (antriebsteigernden) Noradrenalinhemmern und Schlafen betrifft..?

Ich nehme seit gut vier Wochen Solvex (Edronax= Reboxetin...eine halbe morgens, eine halbe mittags) und schlafe einfach keine Nacht durch. Ich hatte vorher schon einen leichten bis schlechten Schlaf, aber so wird das unerträglich. Wie geht man mit diesem Superantrieb um? Lässt das irgendwann nach?

Ich erwäge, die Medi jetzt wieder auszuschleichen. Das stundenlange Wachen zermürbt.
Würde mich über Erfahrungeberichte freuen, bei Fluctin soll es ja zum Beispiel so ähnlich sein..

Grüße,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 16. Apr 2004, 11:56
von susan
Hallo Markus,

ich nehme Edronax in Kombination mit Stangyl (Trimipramin) und komme gut zurecht. Wenn Edronax dir hilft, gut über den Tag zu kommen, d.h. der Antrieb besser ist, dann wäre doch ein zusätzliches, schlafförderndes Mittel eine Möglichkeit. Sprich es auf jeden Fall beim Doc an, Experimente auf eigene Faust halte ich für weniger sinnvoll.

Gruß
Susan

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 16. Apr 2004, 19:45
von jancker
...danke dir, Susan, für den Tipp..Werde es beim nächsten Termin mal ansprechen. Ein ruhiges Mittel für den Abend, da haben mir auch schon andere zu geraten. Ich bin halt immer skeptisch, was die Menge an Wirkungsstoffen im Körper betrifft, aber ich möchte hier im Forum auf keinen Fall verunsichern und freue mich über jeden, bei dem es wirkt..und der dadurch einfach leichter durchs Leben kommt Man kennt das ja gar nicht mehr

Wie lange nimmst du die beiden Mittel schon?

Liebe Grüße,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 16. Apr 2004, 22:54
von wuschel
Hi Markus,

>Ich hatte vorher schon einen leichten bis schlechten Schlaf ...

vielleicht solltest Du dieses Problem zuerst zu beheben versuchen und schaun ob sich antrieb und stimmung durch besseren schlaf verbessern; könnte sein, dass Du dann kein Reboxetin mehr brauchst.

Trimipramin stellt, solltest Du es vertragen, übrigens laut lehrbuch eine der wenigen positvien ausnahme das schlafprofil betreffend unter den ADs dar. Aber es gibt auch andere (noch bessere?) möglichkeiten, wie Trazodon abends.

wuschel

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 17. Apr 2004, 10:11
von jancker
...danke Wuschel..

was bedeutet "positive Ausnahme"? Keine Nebenwirkungen? Kennst du Doxepin (trizykl. AD)? Geht das auch in die Richtung? Ist das vergleichbar? Kann man es mit Solvex kombinieren?
Doxepin war, ist ein AD, welches ich zu einer Zeit mal relativ gut vertragen und womit ich etwas besser geschlafen habe..

Grüße,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 17. Apr 2004, 15:46
von wuschel
im unterschied zu anderen trizykl. ADs wird durch trimipramin die REM-schlafmenge nicht reduziert; dahingehend ist es was besonderes.

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 17. Apr 2004, 21:22
von maria
Hallo Markus,

ich kenne sowohl Edronax als auch Trimipramin und Trazodon. Bei mir gehören ebenfalls starke Schlafstörungen zur meiner Depression, und Edronax hat mich wirklich zum Rotieren gebracht, trotz beruhigender Medis am Abend. Ich konnte kein Auge mehr zutun und habe es nach ein paar Tagen abgesetzt. Trimipramin wirkte bei mir leicht beruhigend, hat aber auch in höherer Dosis weder ausreichend antidepressiv noch ausreichend schlafanstoßend gewirkt. Vertragen habe ich es aber sehr gut. Trazodon wirkte stärker beruhigend, aber auch nicht genügend antidepressiv. Hier hatte ich auch so gut wie keine Nebenwirkungen. Also ich denke, sowohl Trimipramin als auch Trazodon sind einen Versuch wert.

Gruß von Maria

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 18. Apr 2004, 09:54
von jancker
Hallo Maria,

endlich mal jemand, der schlafmäßig auch so heftig reagiert hat, danke dir für deine Tipps:-) Dieses Reboxetin/Edronax/Solvex scheint es wirklich in sich zu haben. Wie immer reagieren die Leute verschieden, auch auf etwaigen Schlafentzug..
Nimmst du jetzt gar nichts mehr dergleichen und wenn ja, wie fühlst du dich damit?

Liebe Grüße,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 18. Apr 2004, 10:07
von Xenia
Hallo Markus,

ich nehme seit einigen Monaten 12 mg Edronax. Bisher konnte ich nichts von einer Antriebssteigerung und den damit verbundenen Schlafstörungen merken... Dazu nehme ich noch Fluctin, das ja auch den Antrieb steigern soll. Naja, vielleicht bin ich ja eine Ausnahme.

Aber eigentlich wollte ich was zu dem Trazodon schreiben: es hat wohl keine sonderlich hohe antidepressive Wirkung, ist aber als Einschlafhilfe gut zu empfehlen.

Weiter oben habe ich (glaube ich) gelesen, daß Du das Edronax morgens und mittags nimmst. Vielleicht wäre es auch ganz gut, die gesamte Dosis am Morgen zu nehmen.

Wenn die NW aber nicht aufhören, würde ich an Deiner Stelle nochmal zum Arzt gehen und ihn nach einem anderen AD fragen...

Grüße

Xenia

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 18. Apr 2004, 12:45
von maria
Hallo Markus,

leider komme ich bis heute nicht ohne Medis aus, und wahrscheinlich wird das auch nichts mehr, zumindest nicht in nächster Zeit. Momentan nehme ich wieder Trazodon, nachdem ich eine schwere depressive Phase mit Amitryptilin überstanden habe. Ami. wirkt bei mehr sehr gut antidepressiv, aber weniger beruhigend, und hat aber auch starke Nebenwirkungen, sodass ich jetzt froh bin, wieder mit Trazodon auszukommen. Zusätzlich nehme ich aber noch abends Promethazin (ein Neuroleptikum) und bei Bedarf, wenn ich immer noch zu unruhig bin, Zopiclon.

Fluctin habe ich auch schon genommen, das wirkt bei mir aber so gut wie garnicht.

Also wenn du nicht unter schweren Depressionen leidest, aber die Schlafstörungen im Vordergrund stehen, würde ich Trazodon schon empfehlen. Kann allerdings sein, dass du einen Überhangeffekt am Morgen bekommst, aber besser als gar nicht schlafen ist das allemal.

Ich hoffe, du findest für dich das richtige Medikament!

Einen schönen Sonntag wünscht dir Maria

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 18. Apr 2004, 13:31
von jancker
Hallo Xenia, Maria..

..jetzt weiß ich einigermaßen Bescheid, danke Euch:-) Mein Problem ist auch, dass ich gar nicht so gut einschätzen kann, wie "schwer" meine Depression eigentlich und wie - damit verbunden - sinnvoll und wichtig ADs für mich sind. Bei diesen typischen Tests lande ich immer ziemlich weit vorne ("schwer depressiv"), was meiner Hausärztin (mit Neurologen habe ich nicht so gute Erfahrungen gemacht) als Indikator ausreicht. Andererseits.."funktioniere" ich, glaube ich, einigermaßen, gehe zur Arbeit, mache Sport, gut, lebe ein bisschen zurückgezogen (vor allem seit dem Tod meiner Mutter im vergangenen Jahr), aber etwas eigenbrödlerisch war ich auch als Student schon immer. Außer jetzt im Beruf, da kann ich es mir nicht so leisten (ich bin Journalist). Man neigt natürlich auch zum Verdrängen, nicht Ausleben, nicht Zeigen-Wollen, wie es einem wirklich geht. Mein Schicksal als Löwe:-)

Was wollt ich sagen? Kurz: Ab welchem Krankheitsgrad stehen Vorteil (Antrieb, mehr Zuversicht..) und Nachteil (z.B. Schlafstörungen..) einer Medikation im richtigen Verhältnis? Ich weiß jetzt nur, dass ich endlich mal wieder durchschlafen möchte. Und natürlich: auch wieder glücklicher, zielstrebiger, zuversichtlicher sein möchte..

Ich nehme, Xenia, Maria, leicht ausschleichend, jetzt nur noch ne halbe Solvex am Morgen ein, aber danke für die Tipps:-) Auch das mit den Pillen für den Schlaf, ich werde meine Ärztin fragen. Wie schon gesagt, ich bin beiliebe kein Puritaner, was Drogen, Chemie betrifft, aber ich habe einfach einen Mordsrespekt vor den Wirkstoffen, Nebenwirkungen, Folgen der Psychopharmaka (das hat auch mit dem zu tun, was ich bei meiner schwer depressiven Mutter gesehen habe, sehen musste..in Sachen Abhängigkeit und Organe)Sch..., ich will aber keine Angst verbreiten. So, wie Ihr über Eure Depression, Eure Therapie und Eure..Medikation sprecht, klingt das sehr profund. Ich weiß: Manchmal, oft, geht es nicht anders. Weiter. Manchmal müssen sich vielleicht auch nur die Umstände ändern. Oder das Bewusstsein (siehe Nietzsche:-) Ich weiß nicht.
Ups, das wird ja hier noch das Wort zum Sonntag, aber mir ist gerad' so..mitteilsam und auch ein wenig einsam

Ich wünsche Euch auch einen schönen Sonntag,
liebe Grüße,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 18. Apr 2004, 20:08
von Ann
Hallo Markus,

hier noch meine Erfahrung mit "Antrieb contra Schlaf". Ich nehme seit längerem morgens eine Tablette Fluoxetin 20 mg. Ich habe tagsüber kaum Nebenwirkungen und fühle mich einigermaßen stabil (die Löcher fallen weniger tief aus). Nur: ich schlafe keine Nacht mehr durch. Das Einschlafen macht mir keine Probleme, ca. 23 Uhr, aber ich wache jede Nacht, ca. 3.30 bis 4.00 Uhr auf und kann bis zum Morgen nicht mehr richtig einschlafen. Ein Schlafmittel, das der Neurologe mir deswegen verordnet hat, habe ich bisher nicht eingenommen, aus Angst vor Abhängigkeit, weiteren Nebenwirkungen usw. Also verbringe ich diverse Nachtstunden weiterhin wach. Die Vorteile des Fluoxetin wiegen für mich derzeit noch größer als der gestörte Schlaf.

Für mich sind die Medikamente nötige Stützen, aber sie können wie echte Krücken ein gesundes Bein nicht völlig ersetzen, sondern haben eben auch ihre Nachteile.

Hast du schon mal versucht, diese Stunden nachts sinnvoll zu nützen, vielleicht mit Lesen (z.B. Nietzsche ), Schreiben oder ähnlichem? Oder wartest du wie ich auf den Schlaf, der nicht kommt?

Wie auch immer, ich wünsche dir eine gute Nacht!

Gruß
Ann

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 19. Apr 2004, 10:29
von jancker
Hallo Ann,

da geht es uns ja wirklich ähnlich. Einschlafen ist überhaupt kein Problem (komisch eigentlich, dass die meisten auch natürlichen, pflanzlichen Schlafmittel "nur" aufs Einschlafen gehen, nicht aufs Durchschlafen)..aber pünktlich um 3, halb vier wache ich auf und bin fast putzmunter. Heute nacht sogar schon um halb 3. Und jetzt kommt der Sommer mit dem frühen Vögelgezwitscher...Meistens stehe ich dann auf, bevor ich anfange zu grübeln, esse Kekse, trinke etwas und oft setze ich mich auch noch ins Wohnzimmer und lese (eben Kafkas "Schloss" übrigens, aber Nietzsche wäre auch nicht übel:-). Das Licht darf aber nicht zu hell sein. Sonst ist es ganz aus mit der Nachtruhe.
Nach gut einer Stunde klappt das dann meistens mit dem Wieder-Ins-Bett-Gehen und auch ein wenig Weiterschlafen, aber leicht gerädert bin ich morgens trotzdem.

Dabei nehme ich eben, wie schon geschrieben, morgens nur noch eine halbe Solvex (=2g) ein und denke ans komplette Ausschleichen. Weiß gar nicht, ob ich damit überhaupt noch einen Antriebs-Effekt erziele. Insgesamt nehme ich die Pillen jetzt fünf Wochen, und ich bilde mir schon ein, besser, zuversichtlicher durch den Tag zu kommen. Vorher war ich..depressiver, ja. Die Nacht bleibt aber blöd. Ich habe gehört, Ann, dass einen Fluctin ähnlich umtreiben kann, nachts, es soll aber jedenfalls eine gute, stimulierende, antidepressive Wirkung haben, tgsüber..

Tja, was machen wir da? Schlafen oder.. glücklicher sein? Vielleicht gibt es keine Lösung..

Liebe Grüße,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 19. Apr 2004, 10:32
von jancker
..2 mg, nicht 2g, meinte ich natürlich.. sonst würde ich ja nachts einen Zehnkampf machen
M.

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 19. Apr 2004, 17:21
von Flo
Hi Ann!
Dein Posting spricht mir aus der Seele!
Ich habe vor einem halben Jahr begonnen, Fluoxetin zu nehmen, zu Beginn ebenfalls 20mg. Schlafstoerungen hatte ich waehrend der ersten 6 Wochen der Einnahme in gleicher Form, wie du sie beschrieben hast. Gut, nach einer Weile ist dies weggegangen, geholfen haben mir unteranderem Ohrenstoepsel, um so viele Stoerfaktoren wie moeglich auszuschalten.
So, vor ein paar Wochen stand eine Dosiserhaehung auf 40mg pro Tag an. Seitdem schlafe ich so gut wie gar nicht mehr. Alle zwei Stunden aufzuwachen ist inzwischen "allnacht", nicht zu merken, wann ich muede oder hungrig bin ebenfalls. Ich habe wirklich keinen annaeherungsweise regelmaessigen Schlafrhytmus mehr, der Schlaf an sich ist wenig erholsam. So bin ich in der paradoxen Situation, dass ich im Prinzip konstant muede bin, dies aber hauptsaechlich koerperlich merke (wenn ueberhaupt), und mein "Geist" staendig am Rennen ist und gar nicht mehr zur Ruhe kommt.
Gut, zu sehr beschweren moechte ich mich nicht, lieber Nebenwirkungen als eine schwere depressive Episode. Dennoch, getan werden muss etwas, denn besonders hilfreich ist ein chronischer Schlafmangel keinesfalls.
Nunja, in ein paar Tagen schaue ich wieder bei meinem Arzt vorbei, der mir, so deke ich 'mal, Schlaftabletten empfehlen wird.
Gibt es noch andere Moeglichkeiten, ausser ein weiteres, evtl. sedierendes AD zu nehmen, oder eben Schlaftabletten? (Ich moechte zur Zeit nicht experimentieren, da bald einige wichtige Examen anstehen...)
Hat hier evtl. jemand Erfahrung, ob eine Reduktion von 40mg Fluoxetin auf 30mg wirken koennte?
Viele Gruesse, Flo

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 19. Apr 2004, 19:40
von Ann
Hallo Markus,

es ist eine interessante Überlegung, ab welchem Krankheitsgrad sich die Einnahme von ADs incl. aller Nebenwirkungen "lohnt". Ich denke, dafür gibt es keine allgemein gültigen Regeln, da das Leiden unter depressiven Symptomen bzw. unter den Nebenwirkungen der ADs subjektiv ja immer verschieden empfunden wird.

In Phasen, in denen ich mich relativ gut gefühlt habe, versuchte ich schon gelegentlich, die ADs auszuschleichen. Aber es endete jeweils mit einer Verschlimmerung bzw. Rückkehr der depressiven Symptome.

Im Moment stützen mich die ADs so, dass ich mit meinem Alltag zurecht komme und ich auch versuchen kann, das eine oder andere Problem meines Lebens mal näher anzusehen oder gar anzupacken. In den Depressionsphasen ist das unmöglich.

Mit dem AD fühle ich mich eindeutig handlungsfähiger und auch entscheidungsfreudiger als ohne. Die Löcher gibt es freilich weiterhin, die gehören ja auch zum Leben, aber ich falle nicht mehr so extrem ins Bodenlose wie vorher.

Bei alldem hoffe ich, dass ich bei Absetzen der ADs (irgendwann!) dann festeren Boden unter den Füßen haben werde.

Wenn ich das alles gegeneinander abwäge, dann überwiegen für mich derzeit die Vorteile der ADs. Also nehme ich - oft zähneknirschend - die gestörte Nachtruhe dafür in Kauf. Aber wie gesagt, diese Einschätzung ist subjektiv und kann bei jedem anders sein.

Übrigens schlafe ich während der Depressionsphasen auch nicht gut, da hält mich Grübeln und innere Unruhe wach. Also was soll's ...

Kafkas "Schloss" ist aber nicht gerade ein Schlafmittel, oder ? Die Atmosphäre in Kafkas Werken ist ja doch meist ziemlich beklemmend. Obwohl ich leidenschaftlich gern lese, greife ich, wenn überhaupt, nachts am ehesten mal zu einem Fachartikel. Wenn nichts wirkt, das ermüdet auf jeden Fall ...

Viele Grüße! Und heute Nacht denk ich an Euch alle, so ab 3 bis 4 Uhr ...

Ann

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 20. Apr 2004, 14:15
von jancker
Hallo Ann,

na, wir war die Nacht? Ich hoffe, nicht allzu lang bewacht von dir. Oder zumindest, dass der Fachartikel einschläfernd genug war. Keine schlechte Idee, diese Wahl, wenn's nicht allzu psychologisch wird. Kafka ist so übel aber auch nicht. Zwar nicht einschläfernd, dafür aber (alb)traumartig:-) Das passt zum angestrebten Zustand.

Und du hast recht mit dem Abwägen bei den ADs. Wir sollten, müssen uns öfters die Nutzen/Schaden-Frage stellen. Mir haben die Solvex zumindest tagsüber wirklich gut getan, und ich bin schon am Zweifeln, ob ich sie wirklich ganz ausschleichen soll. Da sind jetzt...Stützen. Und vorher vermeintlich unannnehmbare Dinge werden weicher. Ich werde weicher. Gehe auch auf Leute anders zu. Glaube sogar, dass es Hoffnung gibt, auch für uns.

Wenn das wieder weg gehen sollte...Vielleicht sollte man Antrieb und Nachtwachen einfach besser nutzen (selber schreiben, wie Kafka nachts übrigens auch) und auf den Schlaf pfeifen.

Jetzt fühle ich mich jedenfalls nachts erst mal nicht mehr so alleine.

Einen schönen Tag,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 20. Apr 2004, 21:51
von Ann
Hallo Flo,
von 20 mg auf 40 mg Fluoxetin zu erhöhen, stelle mich mir wirklich heftig vor. Warum probierst du es nicht von Vornherein erst mal mit 30 mg? Eine Erhöhung langsam einzuschleichen, ist sicher besser zu verkraften.

Ich komme mit den 20 mg eben ganz gut zurecht, die stabilisierende Wirkung ist spürbar und die Nebenwirkungen sind gerade so tolerierbar.

Was hat dein Arzt zu dem Schlafmittel gesagt? Ich habe ja eines zu Hause (muss mal nachsehen, wie es heißt) aber bisher nicht eingenommen. Ich verstehe deine Angst, mal keinen klaren Kopf mehr zu haben.

Trotz allem wünsche ich dir eine gute Nacht!

Ann

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 20. Apr 2004, 22:07
von Ann
Hallo Markus,
klar war ich gestern Nacht wieder wach. Wie jede Nacht. Aber es stimmt, so allein habe ich mich diesmal auch nicht gefühlt. Als ich meinen Fachartikel (aus einer Zeitschrift über Bibliothekswesen, also ungeheuer aufregend!) gelesen habe, wusste ich ja, dass du irgendwo Kafkas "Schloss" liest .

Du sagst, du bist durch die ADs weicher geworden. Heißt das, du kannst deine Gefühle besser wahrnehmen, offener sein? Das beinhaltet, auf andere zuzugehen, aber auch sich abzugrenzen, wenn es nötig ist. In den Depressionsphasen kann ich das nicht mehr auseinanderhalten, weil ich meinen eigenen Gefühlen, mir selbst, dann nicht vertraue.

Irgendwann möchte ich schon wieder so weit kommen, dieses Vertrauen zu mir selbst auch ohne ADs zu haben. Irgendwann ...

Jetzt wünsche ich dir eine gute Nacht! Bis später

Viele Grüße
Ann

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 21. Apr 2004, 10:29
von jancker
Hallo Ann,

mmh, was heißt weicher: Ja,ich denke schon: seine Gefühle wieder etwas besser wahrnehmen. Eine Depression ist ja auch eine Verhärtung, ein Schutzschild der Seele. Ich muss auch nicht mehr ganz so viel an meine Muter und ihr überwiegend trauriges Leben denken (mehr ging auch gar nicht). Ich möchte da den Tag aber auch nicht vor dem Abend (der Nacht:-) loben.

Manchmal denke ich, ich käme um diese Krankheitsdefinition herum, wenn ich - nach meiner ganzen bisherigen Lebensgeschichte - akzeptiere, dass ich im Grunde ein eher vorsichtiger, zurückhaltender und, ja, vielleicht auch ganz gerne alleine lebender Mensch bin. Obwohl man allen seinen Kleinfamilienbeziehungsbildenden Freunden, Geschwistern immer sagt, wie blöd das ist, keinen zu haben, der immer da ist (natürlich: keine zu haben, die immer da ist). Der bedingungslos ja zu dir sagt...auch zur Schlaflosigkeit nachts.
Vielleicht bin ich auch eines dieser Stachelschweine in diesem Gleichnis von Schopenhauer: Wenn die zu weit auseinander sind, kommen sie aufeinander zu, bis sie sich pieken und wieder etwas Abstand nehmen müssen, aber nicht bloß nicht zu weit

Womit wir wieder am Anfang stehen. Wenn Depressionen doch bloß wien Weisheitszahn wären...Einmal kurz schmerzhaft und dan klar, weg....Letzte Nacht war es übrigens etwas besser. Ich habe ausnahmsweise fast durchgeschlafen, musste zumindest nicht aufstehen, hatte allerdings auch einen sehr harten Tag davor. Vielleicht macht sich auch die Reduzierung von Solvex positiv bemerkbar.

Und du? Bibliothekswissenschaftsfachartikel können sicherlich grandios sein, was das Müdemachen betrifft. Hast du eigentlich Sorge, deine Gefühle verloren zu haben? Ich glaube, du hast das oben angedeutet. Und das mit der Angst, bei weiteren Medikamenten den klaren Kopf zu verlieren, das finde ich auch. Ich werde heute joggen gehen. Das macht zumindest auch müde und imKopf was frei(joggen klingt auch gar nicht depressiv..

Bis dann & liebe Grüße,
Markus

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 21. Apr 2004, 14:49
von Adelina
hallo markus und alle anderen!
zum thema fluctin kann ich sagen: nahms 2 mal ein jahr lang. hatte ca. 4 wochen als nebenwirkung durchschlafprobleme! kenne das also....verschwand aber dann total . für diese zeit half mit : aponal-tropfen. ist zwar ein älteres AD aber kein schlechtes und sie riet mir zu 1-8 tropfen...ich probierte einen tropfen....und dann 2...und es reichten 2 tropfen.normal ist aponal ein AD...doch wenn man es nur sporadisch nimmt, wirkt es ermüdend und beruhigend. ich brauchte es nur für diese 4 wochen. vielleicht hilft diese info euch/dir.
passionsblume als dragees ist auch noch eine pfanzliche alternative zum schlaffördern.

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 21. Apr 2004, 15:19
von triste
hallo Markus,


ich habe auch Durchschlaf-Probleme. Nehme seit neuestem Zoloft (SSRI, das eher unruhig macht) und hatte vor kurzem, nach einer Dosiserhöhung, auch wieder für einige Tage ganz massive Schlafprobs.
Jetzt nehme ich abends wieder 15 mg (kleinste Dosis) Remergil zusätzlich und schlafe wieder durch.
Ich hatte vor Zoloft für einige Monate ausschließlich Remergil genommen, was mir einen herrlichen, langen Schlaf beschert hat, aber leider auch 12 Kilo zusätzlich, aus diesem und anderen Gründen habe ich nun gewechselt.
Ich weiß nicht, ob eine Kombi von Mirtazapin (Remergil) und Reboxetin Sinn macht, wäre aber eine Anfrage bei Deinem Arzt wert!

Gruß,
Virginia

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 21. Apr 2004, 20:36
von Ann
Hallo Markus,

damit wir dieses Thema hier nicht sprengen, kannst du mir gerne auf meine E-Mail-Adresse schreiben, wenn du magst. Sie ist im Profil angegeben.

Ein ruhiges Wesen und ein zurückhaltender vorsichtiger Charakter sind meiner Meinung nach auf keinen Fall Dispositionen für eine Depression. Eher schon die Schwierigkeit, diese Seiten an sich zu akzeptieren bzw. diese Seiten mit den gesellschaftlichen Erwartungen usw. in Einklang zu bringen. Ich kenne das durchaus: weil es mir z.B. keinen "Spaß" macht, auf Parties zu gehen, stimmt etwas nicht mit mir, so war lange mein Gefühl. Ging ich trotzdem, machte es mir natürlich keinen Spaß, ich fühlte mich unwohl und als Außenseiterin, was meine Meinung, dass etwas mit mir nicht stimmt, bestätigte usw. usw.

Also, warum nicht mit guten Gefühl zuhause bleiben? Lesen, schreiben oder joggen gehen ?

Wie und ob man zu sich stehen kann, das gilt ja in allen Bereichen, Beruf, Partnerschaft usw.

Vielleicht findest du ja mal ein anderes "Stachelschwein", dem diese Lebensweise genauso entspricht wie dir?

Was meine Gefühl betrifft, verliere ich nicht sie selbst während der Depr., sondern meinen Zugang zu ihnen. Am stärksten ist der Verlust des Zugangs zu mir selbst. Ich merke dann nicht, wenn ich Dinge mit mir geschehen lasse, die mir nicht gut tun. Ich merke es nur daran, dass es mir psychisch immer schlechter geht, aber spüre nicht wirklich, was passiert.

Die Gefühle wieder zu entdecken, so Schritt für Schritt, ist spannend und schwierig zugleich.

Die Bibliothekswissenschaft ist ja nun nicht direkt spannend Aber du ahnst wahrscheinlich nicht, wie manche Menschen sich über den richtigen Gebrauch von Regelwerken streiten können! Wenn es mir richtig schlecht geht, kann ich so etwas nicht lesen, zu absurd kommt es mir dann vor.

Gute Nacht und viele Grüße!

Ann

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 22. Apr 2004, 14:29
von Flo
Hilfe, man nimmt mich nicht ernst!

Ich werde seit 2 Monaten von einem Vertretungsarzt zum anderen geschickt, weil mein Hausarzt krank ist. Obwohl es in einer Gemeinschaftspraxis mit 4 (!) Ärzten ja wohl nicht sooo problematisch sein sollte, mir einen Ersatz-Hausarzt zuzuweisen.
Durch diesen ständigen Wechsel kommt es dann zu Situationen wie z.B. heute: Da kein Termin in absehbarer Zeit frei ist, wurde mir angeboten, dass mich der Arzt, bei dem ich zuletzt war, anruft. Immerhin etwas. Wer ruft an? Irgendeine Ärztin, deren Namen ich noch nie gehört habe. Ok, eigentlich nicht so traumatisch. Außer, dass sie mir erzählt, die Schlafprobleme lägen wohl daran, dass bei mir in nächster Zeit Examen anstehen. ARGH. Ich solle bitte bis zu meinem nächsten Termin warten, da könne man ja eine evtl. Medikamentenumstellung in Angriff nehmen. ICH KOMME MIR SO VERARSCHT VOR!
Erstens kann ich seit Wochen nicht schlafen, habe mir aber befohlen, ersteinmal abzuwarten, bevor ich zum Arzt renne, da es doch naheliegt, anzunehmen, dass das durch die Dosiserhöhung des ADs kommt (hatte ähnliches ganz zu Beginn der Einnahme). Zweitens kann man doch wohl keinen schlechteren Zeitpunkt für eine Medikamentenumstellung wählen, als eben gerade eine Examenszeit.
Scheiße. Jetzt sitze ich mal wieder total übermüdet an meinem Schreibtisch, drehe total am Rad (und das, obwohl es mir rein depressionsmäßig derzeit ziemlich gut geht, verdammt nochmal, ich bin nur eben konstant müdemüdemüde) und schreibe dieses Klagelied, obwohl ich mir nach Dr. Niedermeiers "Rundumschlag" vorgenommen habe, nur noch vernünftige und relevante Sachen zu schreiben (Ich entschuldige mich für diesen Beitrag an dieser Stelle, werde versuchen, ähnliches Geschreibe in Zukunft zu unterlassen.).

Warum nimmt man mich nicht ernst? Bin ich zu jung? Meinen die, mit Depressionen sei man nicht zurechungsfähig? Ich schreibe doch verdammt nochmal nicht zum ersten Mal Examen. Warum wird mir am Telefon bitte (implizit) gesagt, ich könne meine eigene Situation nicht richtig bewerten? (Da ist meine "Gesprächspartnerin" von der psychologischen Beratungsstelle der Uni ganz anderer Meinung.)
Wollen die denn wirklich, dass ich anfange, mir eigenmächtig Schlaftabletten einzuwerfen??

Grüße von einer hundsmüden und furchtbar frustrierten und zornigen Flo

Re: Antrieb contra Schlaf...

Verfasst: 22. Apr 2004, 18:20
von ClaudiaB
Hallo zusammen,

so, game over, ich werde wohl Solvex wieder absetzen... Ich hatte ja schonmal nachgefragt wie lange es maximal dauert bis ein AD wirkt, Markus hatte auf den Thread hier verwiesen. Ich nehm es nun seit ca 6 Wochen, merke nicht besonders viel von Antriebssteigerung, das bischen könnte auch Einbildung sein... Aber dafür die Schlafstörungen... Ich werde auch immer um 3 wach.. (hab letztens auch an Euch gedacht *g*) Einschlafen tu ich dann so zwischen halb fünf und fünf. Wenn dann kurz danach der Wecker geht bin ich tot. Und tagsüber an der Arbeit krieg ich dann voll den Durchhänger. Das kann ich will ich mir auf Dauer nicht leisten. Vor ca einer Woche habe ich auf 8mg erhöht, dann wurde es richtig übel... Ich bin ständig wach geworden, Schweißausbrüche nachts und teilweise auch tagsüber, gestern morgen dachte ich ich klapp zusammen in der U-Bahn morgens, der Kreislauf tilte Gestern hab ich dann nur noch eine Tablette, also 4mg genommen, heute morgen nur noch 2mg. Wenn ja wenigstens eine Wirkung da wäre, daß man abwägen könnte, aber so... Nunja, ich hab am 09.Mai wieder einen Termin bei meiner Psychiaterin. Dann ein anderes Medikament? Aber was? Wenn man auf ein NARI so reagiert, reagiert man dann auf ein anderes NARI genauso? Gott sei Dank geht es mir nicht allzu übel... Ich hatte mal als es mir wirklich superdreckig ging vor drei Jahren Seroxat bekommen, da waren die übelsten Symptome nach zwei Wochen weg und die Wirkung setzte ein. Aber jetzt, hmpf...
So, hab mir jetzt mal meinen Frust von der Seele geschrieben, ich wünsch Euch was!

Gruß,
Claudia

PS: Achja, Verstopfung hab ich auch davon