Mein erstes mal hier...Text ist etwas länger

[Marbo]

Hallo
ich schreibe das erste mal hier. Nachdem ich viele von euren Beiträgen gelesen habe, werde ich euch meinen auch nicht vorenthalten.
Ich bin erst 22 Jahre alt, aber manchmal fühle ich mich viel älter. Als ich sechsehn Jaher alt war, bin ich mit der Realschule fertig geworden. Ich weiß noch, alle lagen sich zum Abschied heulend in den Armen, ich hab mein Zeugnis genommen und bin gegangen. Hätte ich nicht traurig sein müssen? Ich war mit vielen von meinen Mitschülern seid 6 Jahren in einer Klasse und viele von ihnen waren Freunde von mir. Mir war der Abschied egal.

Drei Jahre später habe ich das Gymnasium abgeschlossen, mir waren die Leute da so egal, ich war nicht mal auf dem Abi- Ball.
Als ich ein paar Monate später mir meinem Freund zusammen war, wollte ich gleich Schluss machen. Es kam mir vor, als würde der Käfig in dem ich immer bin, immer kleiner werden, je länger die Beziehung dauerte. Später wurde ich agressiv und schlug ihn.

Bin ich ein schlechter Mensch?

Dann kamen die Schuldgefühle. Warum bitte schön behandelte ich ihn so mies? Irgendwann hab ich dann doch Schluss gemacht. Er hat geheult, mir war es egal. Diese innerliche Leere, die mich manchmal droht zu ersticken...in diesem Moment war sie mir zum ersten mal voll bewusst. Sie kam wieder als ich gesehen habe wie mein Opa starb, als ich an den Grab von einem Freund stand.

Seid dem hab ich keine Beziehung mehr geführt ich bin allein glücklicher, dann ist mein Käfig größer. Wenn Menschen in meinem Umfeld merken was los ist, reiß ich mich zusammen und bin glücklich für sie. So habe ich meine Ruhe, aber im inneren habe ich das Gefühl ständig zu weinen, manchmal kann ich es übertönen, aber nicht oft. Bücher helfen mir, aber oft bin zu rastlos um mich überhaupt mit irgendwas zu beschäftigen. Wenn ich was für die Schule mache muss ich mich zwingen meine Konzentration auf das Lernen zu richten, wenn nötig mit Schmerzen. Auf Arbeit bin ich verhaltensauffällig geworden, sagt mein Chef, ob ich Probleme habe. Nein natürlich nicht, jetzt wird wieder die Maske aufgesetzt, dann habe ich wieder meine Ruhe. Ich lache und scherze wie die anderen. Wenigstens funktioniere ich. Nachts habe ich schlechte Träume, bedrohliche aber keine Albträume im eigentlichen Sinne. Vorm einschlafen, was meist länger dauert, kommt die Angst. Angst vorm Versagen, Angst vor der Geldnot, vor dem Tod. Eine meiner Charakterzüge ist Pessimismus. Was immer auch passieren könnte, ich male es mir in den schwärzesesten Farben aus. Ich muss mich zwingen an etwas anderes zu denken. Dann träume ich wie es wäre, jemand ganz anderes zu sein. Etwas besonderes und nicht einfach nur ich. Manchmal habe ich das Gefühl mich von aussen zu sehen. Das bin nicht ich die so redet und handelt sondern jemand der nur ausieht wie ich. Jemand der offen auf andere zugehen kann, ohne zu denken das sie einen sowieso nicht mögen.

[Xenia]

Liebe Christiane,

was Du da schreibst, erinnert mich teilweise an meine Schul- bzw. Abizeit. Ich war auch nicht ein bißchen traurig, als ich mit meinem Abizeugnis für immer die Schule verlassen konnte. Aber das lag vielleicht auch daran, daß ich die Schule gehaßt habe.

Dein Posting klingt sehr einsam. Du schreibst zwar, daß Du alleine glücklicher bist, weil Dein Käfig dann größer ist. Aber könnte es nicht sein, daß Du dieser Meinung bist, um bloß nicht zuzulassen zu spüren, wie einsam Du in Wirklichkeit bist? Ich habe jahrelang behauptet, daß ich keine Menschen um mich herum brauche, daß ich alleine besser zurechtkomme. Aber irgendwann ist mir klargeworden, daß ich mir die ganze Zeit nur etwas vorgemacht hatte aus Angst vor den Gefühlen, die da hätten kommen können.

Auch das Problem mit der inneren Leere kenne ich gut. Sie auszuhalten ist eine wirkliche Fortgeschrittenenübung, die ich auch noch nicht immer drauf habe...

Ich würde Dir raten, zu einem Facharzt für Psychiatrie zu gehen und mal eine Diagnostik zu machen. Dann kannst Du weitersehen, vielleicht sind Medikamente nötig, vielleicht auch nicht. Und eine Therapie kann Dir vielleicht auch gut weiterhelfen.

Leidest Du eigentlich noch an anderen Symptomen?

Viel Glück und so

Xenia

[Marbo]

Hi,

ob ich an anderen Symptomen leide, kann ich nicht genau beantworten, weil ich nicht weiß, was alles dazu gehört. Ich fühl mich meistens schon etwas einsam, aber nicht so das ich eine Beziehung wollen würde. Menschliche Nähe ist mir ein Greuel. Ich umarm ja auch niemanden von meinen Freunden, spontane Gefühlsregungen sind auch eher selten. Ausser ich krieg einen Wutanfall, der ist dann sehr heftig und Wutanfälle habe ich oft.

[samtpfote]

Liebe Christiane,

vieles von dem, was du schreibst, könnte auch von mir stammen. Ich kenne diese Gefühle und Gedanken auch und auch ich möchte dir ganz dringend ans Herz legen, einen Psychotherapeuten aufzusuchen,damit du dich unter fachlicher Anleitung mit dir und deinen Gefühlen und Gedanken auseinandersetzen kannst.

Liebe Grüße

Heike

[Marbo]

Hi,

bei mir in der Stadt gibt es nur zwei Therapeuten, dem entsprechend lang wird die Warteliste sein. Ich bin mir noch nicht ganz schlüssig, ob ich mich in Behandlung begeben möchte. Zumindest bin ich schon so weit, zuzugeben das ich ein Problem habe. Den Schritt das ich Hilfe von Außen brauche, muss ich wohl noch machen...