Erfahrungen mit Freunden/Familie

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Faith
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Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Faith »

Ich bins schon wieder..

Mich würde mal interessieren, wie euer Umfeld mit euren Problemen umgeht. Habt ihr das Freunden und Familien erzählt? Habt ihr besonders gute/ schlechte Erfahrungen gemacht? Oder gibt es irgendwelche Tips, was man wem besser nicht erzählen sollte? Und wie ist das eigentlich in Schule bzw. Job? Muss da jemand Bescheid wissen, wenn man Depressionen hat?

Ich selbst hab noch niemandem davon erzählt. Mach ich wahrscheinlich auch nicht, weil ich glaube, dass mein Umfeld restlos damit überfordert wäre. Komme aus nem ziemlichen guten und intakten Umfeld, niemand bemerkt, dass was mit mir nicht stimmen könnte (was ja bei Dysthymie normal sein soll). Wenn die jetzt erfahren würden, dass ich krank bin, würden die sich alle wahrscheinlich wahnsinnige Vorwürfe machen. Was meint ihr? Oder sollte ich es doch versuchen?

Liebe Grüße
Faith
sewi
Beiträge: 1606
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Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von sewi »

gelberosen
Beiträge: 560
Registriert: 26. Jul 2003, 08:20

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von gelberosen »

Hallo Faith,
es könnte auch sein daß sie meinen, daß du dich nur zusammenreißen und den "Arsch erheben" sollst, oder daß sie über die Ärzte schimpfen die ja keine Ahnung hätten (Bei uns in der Familie ist ja alles normal).
Ob und wem du etwas erzählst, das mußt du alleine entscheiden.
Gruß
die Besserung
blues1967
Beiträge: 100
Registriert: 30. Mär 2003, 22:19

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von blues1967 »

überlege dir gut, wie du es einer person sagen möchtest. vielleicht kann dir dein arzt dabei helfen oder leute vom forum. wenn du dich gut vorbereitest, kannst du je nach dem jemandem dass mit den depressionen plausibel machen.liebe grüsse blues1967
justme
Beiträge: 8
Registriert: 15. Okt 2003, 18:43

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von justme »

Hallo Faith,

also ich habe keine so guten Erfahrungen damit gemacht, mich zu "offenbaren".
Schon bevor ich beim Arzt war, hat keiner gemerkt, wie schlecht es mir manchmal ging. Ich wusste ja selber nicht, was los war. Ich habe lange darüber nachgedacht, ob ich zum Arzt gehe oder nicht. Naja, als ich dann da war und die Diagnose "Depression" bekommen habe, war ich erstmal (auch wenn's sich auf den ersten Blick grotesk anhört) richtig erleichtert, denn ich hatte seit Jahren das erste Mal das Gefühl, dass man mir helfen kann. Wenn das Monster erst mal erkannt ist, kann man es bekämpfen. Dann habe ich es meiner Schwester, meinem Freund und meiner besten Freundin erzählt. Mein Freund hat gar nicht weiter nachgefragt, meinte nur:"Gut, dass Du da warst." Meine beste Feundin schien zunächst ziemlich interessiert zu sein. Es stellte sich aber bald heraus, warum. Sie hat mich nur so ausgefragt, weil sie wissen wollte, wie man an Tabletten rankommt (Wahnsinn!). Sie hat diese Aussage natürlich ins Lächerliche gezogen, aber ich weiß, dass was dran war. Ihre Meinung über mich liegt irgendwo zwischen Simulant und Psycho. Meine Schwester hatte vielleicht wirklich die Absicht, mir mal zuzuhören, aber wir sind immer schnell wieder bei ihr gelandet. Keiner in meinem Umfeld weiß, was eine Depression genau ist und es interessiert wohl auch keinen, sonst würden sie sich ja informieren. Ich spreche jedenfalls nicht mehr mit ihnen darüber und werde es auch keinem anderen mehr sagen.

Mit traurigen Grüßen, justme
Faith
Beiträge: 15
Registriert: 19. Nov 2003, 13:41

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Faith »

Erst einmal vielen Dank an alle.

Mann, das ist ja ein echt schwieriges Problem. Ich werde mir wirklich genau überlegen, ob ich es jemandem erzähle. Erst einmal muss ich sowieso die Diagnose abwarten.

justme
ich kann dich echt gut verstehen. Ich habe selbst große Angst, dass ich zum Arzt gehe und der mir sagt: nee, Mädchen, du bist nicht krank, hab dich nicht so. Ich WILL krank sein, denn das würde bedeuten, dass ich in Wahrheit nicht so einsam bin und nicht so ein beschissenes Leben habe, wie ich manchmal glaube. Versteht ihr, was ich meine?

Ich sehe allerdings schon kommen, dass ich meiner Freundin was erzähle. Weil ich insgeheim will, dass sie sich um mich kümmern und sich um mich sorgen. Ich weiß ja, dass es falsch ist, aber manchmal wünsche ich mir echt, dass ich zusammenbreche, damit meine Freunde endlich mal mitbekommen, wie dreckig es mir manchmal geht. In meinen lichten Momenten hoffe ich natürlich, dass es nicht so weit kommt.

Liebe Grüße

Faith
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von C. »

Will nun doch mal meinen Senf dazugeben: ich habe auch schon gute Erfahrungen gemacht, mit dem darüber reden. Nicht nur, auch nicht überwiegend, aber eben auch gute. Ich tu mich sehr schwer mit drüber reden, hab auch schon so meine "reiss dich halt zusammen"-Antworten einkassiert, und bin jetzt eher zögerlich und überlege mir, was bzw. wieviel ich wem erzähle.
Z.Zt. denke ich vielleicht sollte ich mich mehr trauen, darüber zu reden. Neulich jedenfalls habe ich einer Bekannten (die ich nicht so sehr gut kenne, aber irgendwie echt mag) gegenüber Andeutungen gemacht, und irgendwann hörte ich sie förmlich grinsen am Telefon und sie sagte "Mensch, jetzt kannste ja sicher auch verstehen warum ich so Phasen hab wo ich nicht ans Telefon gehe"... Glaub das will ich mal weiter verfolgen...
Man glaubt's ja kaum, aber so kann's halt auch gehen

liebe Grüsse,
Clara
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Captain Kirk »

Ich habe eine Frage. Wie kann man mit den alten Freunden umgehen, nachdem man sich selber verändert hat, sie aber scheinbar stehengeblieben sind in ihrer Entwicklung?

Also, ganz konkret. Man hat nun Kenntnisse und Erfahrung mit dysfunktionalen Verhaltensweisen und hat Mittel und Wege gefunden Verantwortung für seine eigenen Gefühle zu übernehmen, Kritik sachlich zu äußern und anzunehmen, die eigenen psychischen mängel zu erkennen und angemessen damit umzugehen, usw. aber die Menschen im Umfeld spielen immer noch die alten Spielchen von "Du bist schuld" "Du hast mich verletzt" , die alten Dramainszenierungen mit Opfer und Täterkonsruktion, überkreuzte Kommunikation, Ausgleich vom eigenen psychischen Mangel durch Explosionen usw.

Es ist schwer für mich, damit umzugehen. Ich kann und will nun ja nicht ständig alle analysieren und belehren und sagen mach mal ne Therapie oder lies mal das Buch ... Aber wie kann man trotzdem miteinander umgehen. Ich will nicht wieder zurückfallen und ich will nicht wieder Mitspieler in diesen Inszenierungen werden.


Gruß
c.
susan
Beiträge: 2551
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von susan »

Hi captain!

Die von dir gestellte Frage ist (zur Zeit) für mich die zentrale Frage überhaupt. Es betrifft meinen Mann, mit dem ich nunmehr 19 Jahre verheiratet bin. Ich stelle mir die Fragen, die du ansprichst, sehr oft und ich weiß heute noch keine Antwort darauf.

Wie gehe ich damit um, wenn sich der andere nicht "mitentwickelt"?

ja.....ich gehe erst einmal meinen Weg weiter, weil ich nicht rückwärts gehen möchte und...ich weiß nicht, ob das für immer so passen wird...dafür gibt es keine Garantie ....noch geht es...

Und auch mit Freunden/Bekannten, ist das nicht anders. Wenn ich mich dafür entschieden haben, meinen Weg weiterzugehen, und der andere bleibt stehen - und er sich damit evtl. sogar gut fühlt - dann hilft eines Tages (den Termin bestimme ich!) - nur der "Realitätscheck".

Paßt es oder paßt es nicht, kann ich damit leben oder nicht? Wenn nicht, gibt es mehrere Wege ...aber es kann auch passen...

Gruß
Susan


C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von C. »

Hmmmm ein thema was mich auch immer wieder sehr sehr beschäftigt...
ein paar meiner überlegungen dazu und erfahrungen damit (vielleicht ein recht "lose punktsammlung", aber kann's grad nicht besser strukturieren):

- egal wie "gut" man selbst zu kommunizieren versucht, führt es wohl kaum zum "erfolg" solange dies einseitig ist, oder die "angestrebte Ebene" nur von einer seite bemüht wird

- zumindest im theoretischen hintergrund eine "palette von möglichen reaktionen" zu haben, die sich nicht nur auf die ebene beziehen auf der man selbst (oft ja auch nur mühsam/willens-bzw.kraftanstrengung) grad kommuniziert (-en möchte?) (und die wohl "sachlich gesehen" auch am ehesten zu lösung führen könnte) kann manchmal sehr hilfreich sein - manchmal kann sich sogar "lösung" (zumindest von "anspannung", die ("sachliche"/thematische) kommunikation verhindert) aus etwas ergeben, was dieser "reicheren palette" entspringt.

- es ist und bleibt schwierig und "risikoreich" (dieses geflüster meines "quälgeistes" wollte jetzt unbedingt in die tasten auch wenn es kein "konstruktiver vorschlag" ist ) aber das zu wissen kann vielleicht auch "helfen" bei "fehlkommunikation" nicht wieder etwa "schuld" bei sich zu suchen.

- vom "du bist schuld" runterzukommen und eine andere herangehensweise zu finden, ist m.E. nur und erst dann wirklich möglich, wenn beide daran arbeiten. Das setzt den willen, die fähigkeit und die kraft und mut dazu voraus, und zwar eben auf beiden seiten. scheint mir übrigens auch "die fortgeschrittenen-übung" schlechthin.

- vieles lässt sich "lösen" (und eine basis für weitere (und andere) kommunikation schaffen) durch "verständnis für den anderen zu haben" (und das zu signalisieren / auszudrücken - kommt aber über die sachliche ebene oft *nicht* beim empfänger an ist meine erfahrung, da sind dann wohl andere ebenen dran?) - kann jedoch keine "Vorzugs-Lösung" sein, jedenfalls nicht auf Dauer, meine ich, und nicht übermässig, und erst recht nicht wenn das alles ist was vorangeht, sich sonst nichts bewegt. wieviel geduld und ausdauer man hierbei haben will / kann sollte man sich gut überlegen denke ich. Und bei zu viel eingesteckter Verletzung sollte man da vielleicht auch die Finger von lassen, zuviel Gefahr des sich-verlierens (durch "eigene-Position-aufgeben"?). (auch die eigenen Interessen und Bedürfnisse zu wahren ist denke ich Voraussetzung für "gesunde Grenzen")

- um überhaupt konstruktiv auf diesen Ebenen gemeinsam arbeiten zu können (solange du ganz allein die konstruktivität beisteuerst bleibt es schwierig bis unmöglich denke ich) müssen wohl andere ebenen bestehen, die eine art "tragfähige basis" bilden können, ein gewisser raum der zumindest ansatzweise "sicherheit" und "vertrauen" bietet? denke ich momentan (is aber noch recht unausgereift)... eine beidseitige bereitschaft, sich auch mit tieferliegenden strukturen zu beschäftigen, ist wohl voraussetzung...

- Die eigene Erkenntnis dass es nicht weiter um alte Dramainszenierungen und "klassische starre Rollen" geht / gehen soll(te) - ist schon mal sehr viel wert. Die Erkenntnis dem anderen zu vermitteln............... nicht so ohne weiteres möglich denke ich. und auch ein buch zu empfehlen bringt nicht unbedingt die lösung, wird es doch jeweils aus ganz anderen blickwinkeln gelesen. und wer es einem empfohlen hat hat ja auch einfluss daraus, was man herausliest "worum es geht" / gehen könnte, und wie die eigenen "Abwehrmechanismen" dann anfangen zu arbeiten. Diese Abwehrmechanismen zu "umgehen" (??) (unnötig zu machen!) (damit dann Austausch, Arbeiten daran und evtl. Veränderung möglich wird) scheint mir ein möglicher Anfang.


Captain, ich weiss ja nicht, inwieweit du das eigentlich willst (und erst recht nicht inwieweit es tatsächlich möglich wäre), die bestehenden Strukturen grundlegend zu ändern und die "Opfer-Täter-Konstruktionen" aufzulösen.
Oder ob dir eigentlich auch schon eine Art "Waffenstillstand" reichen würde, ein Zustand von nicht immer wieder mit dem gleichen Thema/dem gleichen Muster von der gleichen Seite "überfallen" zu werden (auch ohne dass die zugrunde liegende struktur wirklich aufgelöst wäre) oder so eher in der richtung?? - das kann ich nicht so ganz aus deinen Fragen rauslesen.

Bis "das Umfeld" Veränderungen in einer Person (oder auch in Strukturen die sich von dieser Seite her verändert haben) tatsächlich wahrnimmt ist es oft ein langer und mühsamer Weg... Die Wahrnehmung "neuer" Situationen baut ja oft das alte noch lange mit ein, egal was man tatsächlich tut. Und nicht alle sind in der Lage (oder bereit?), neues / Veränderung auch tatsächlich zu sehen oder wahrhaben zu können oder als "neue Gegebenheiten" zu akzeptieren und Raum für Veränderung zu gewähren. (Hängt sicher auch oft mit Verletzungsgefühlen auf deren Seite zusammen? Oder Schutzmechanismen?)

Entwicklungsschritte verschiedener Menschen (egal wie nah zusammen) laufen meist nicht synchron. [Mich beschäftigt dabei auch, wie das Spannungsfeld der Differenzen aushalten, wie die Spannungen minimieren und die Differenzen akzeptieren; und wie und inwieweit ist es möglich, sich gegenseitig die Hand zu reichen beim Weiterkommen oder geduldig zu warten bis es soweit ist... - aber das ist wohl ein anderes Thema]
Die wichtige Frage jetzt hier scheint mir, ist das "Weiterkommen in der Entwicklung" denn (zumindest grundsätzlich) auch der Wunsch der "anderen Seite"?
Oder wird dort der Status Quo als eher bequem angesehen, und keine Not-wendigkeit durch Entwicklung...?

gruss,
Clara
Captain Kirk
Beiträge: 633
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Captain Kirk »

Hallo Susan, hallo Clara-
erstmal danke für eure Antworten.
Du hast viele Punkte angesprochen Clara, über die ich nachdenken werde.

gruß
c.

P.S."ist das "Weiterkommen in der Entwicklung" denn (zumindest grundsätzlich) auch der Wunsch der "anderen Seite"?
Oder wird dort der Status Quo als eher bequem angesehen, und keine Not-wendigkeit durch Entwicklung...?" ...
Ich habe den Eindruck meine Gegenüber sehen keine Notwendigkeit, sich weiterzuentwickeln. Denn SIE sind ja gesund ...
saha9
Beiträge: 38
Registriert: 13. Nov 2003, 17:37

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von saha9 »

Hallo captain!
Kurz zu deinem PS:
Veränderung an dem "selbst" entsteht nur durch Leidensdruck. Manchmal(selten) lernt einer auch was vom anderen. Aber sich selbst ändern wollen bedarf immer einer negativen Erfahrung/Emotion usw. Und keiner ändert sich, wenn es ein anderer will!
Das ist meine Meinung/Erfahrung dazu.
Gruß
charlie
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von C. »

Hallo Charlie,

Ich halte es für durchaus möglich, auch einander die Hand zu reichen und so zu lernen - und auch Menschen (und auch die Seite) ohne den entsprechenden (akuten) "Leidensdruck" können lernfähig sein. Ist meine Erfahrung.
Häufig ist es nicht, wohl wahr.

Auch Positiv-Feedback kann z.B. Motivation zum Lernprozess sein. Und somit auch zum sich-ändern.

Wohl wahr, dass idR keiner sich ändert *nur weil* ein anderer das so will (während die Person selbst nicht will).
Es kann aber auch passieren, dass jemand *dazulernen* möchte, wenn es für einen anderen Not wendet.

Abgesehen davon kann ich mir kaum vorstellen, dass so ein Zustand von "sich immer 'wehren' müssen" (Anschreien, Schuldzuweisungen, ...) nicht auch eine gewisse Not ausdrückt.
Solange man sich aber vielleicht gar nicht vorstellen kann, dass es auch anders ginge (oder gar *wie*), kann die Not-Wendigkeit vielleicht gar nicht erkannt werden.

Grüsse,
Clara
Dini
Beiträge: 47
Registriert: 2. Jan 2004, 14:46

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Dini »

Hallo Faith,

auch ich habe die unterschiedlichsten Erfahrungen mit "Offenbarungen" gemacht. Generell habe ich aber festgestellt, dass eine Offenbarung bei Nichtbetroffenen doch eher auf Missverständnis stößt. Richtige Hilfe habe ich dort noch nie bekommen. Deshalb ist es meiner Meinung nach so wichtig, im Gedanken- und Erfahrungsausstausch mit Gleichgesinnten zu stehen, denn die wissen, wovon man redet.
Es geht immer irgendwie weiter!




Liebe Grüße Dini.
Dini
Beiträge: 47
Registriert: 2. Jan 2004, 14:46

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Dini »

Es geht immer irgendwie weiter!




Liebe Grüße Dini.
griet
Beiträge: 24
Registriert: 31. Dez 2003, 14:50

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von griet »

Hallo Faith,
meine Erfahrung:wenn man dich fragt, sag was du hast. Im schlimmsten Fall heisst es "So was gibs doch garnicht" Im besten Fall: Sieh an, noch jemand der sich traut. Es gibt für nichts eine Garantie. Aber ich glaube, DU fühlst dich besser, denn den Namen "Depression" können Interessierte aufgreifen und sich schlau machen. Bei mir war es so, als ich es meiner Mutter erzählte, die Diagnose meine ich" sagte sie, allerdings sehr betroffen:"Also doch erblich". Ich war wie vor den Kopf geschlagen und als sie dann erzählte, dass ihre Geschwister schon immer "schwermütig" gewesen seien und sie hier und wieder auch einen Anflug davon verspürte(Novemberdepression", war ich regelrecht erleichtert. Das ist die eine Seite. Die andere ist bei mir, dass z.B. mein Mann nicht daran glaubt, dass es eine Krankheit ist. Ich fürchte, da kann ich nichts machen. Aber trotzdem ist es deine Entscheidung was du tust. Ich würde sagen, tu es.
Ich drück die Daumen, auch ich weiss, wieviel Überwindung es kostet, aber es gibt eben auch positive Überraschungen in dieser ganzen Sch......

mayflower
Optimisten haben gar keine Ahnung von den freudigen Überraschungen, die Pessimisten erleben
Dini
Beiträge: 47
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Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Dini »

Hallo zusammen,

ich möchte mich auf die vorausgegangene Fragestellung beziehen, in der der Umgang mit Menschen erörtert wird, die in ihrer Entwicklung stehenbleiben.

Eine wirklich interessante Frage- und noch interessanter, sie mit anderen hier zu diskutieren. Ich habe ähnliches Problem. Seit ca. 1 1/2 mache ich nun eine Psychotherapie, in der ich doch einiges über mich und meine Schwierigkeiten rausgefunden habe. Seit ca. 1 1/2 Jahre arbeite ich richtig hart an mir, versuche Dinge zu ändern, die nicht stimmen und versuche vor allen Dingen andere Einstellungen zu vielen Dingen zu gewinnen. Mein Freund, mit dem ich nun seit über 6 Jahren zusammen bin und seit 4 Jahren zusammen wohne, war über die Zeit (und auch über die schwerste Zeit am Anfang meiner Therapie) immer an meiner Seite. Dafür bin ich ihm unendlich dankbar. Aber wie hier schon so schön beschrieben wurde, ist auch er in seiner Entwicklung nicht wirklich weitergekommen. Noch immer scheint er nicht wirklich zu wissen, was er will. Auch hat er die Tendenz sehr stark an alten Erinnerungen/ vergangenen Zuständen festzuhalten, so nach dem Motto "früher war alles besser". Das ist für mich auch ein Indiz dafür, dass jemand auf der Stelle tritt. Ok, vielleicht bin ich doch etwas zu schnell erwachsen geworden, vielleicht sollte ich mich doch mehr durch Gelüste, Emotionen leiten lassen und nicht immer alles rational hinterfragen. Ich wäre bestimmt glücklicher so. Vielleicht ist es für die Außenstehenden ganz besonders schwierig, in der Entwicklung des anderen mitzuhalten, wenn er sich in einem so enormen Tempo entwickelt?

Aber die daraus resultierende zentrale Frage ist dann vielmehr: Wie schaffe ich es, mich mit dem anderen wieder auf eine einigermaßen gleiche Ebene zu bringen, wenn ich den anderen so liebe und an der Beziehung festhalten will? Ist das überhaupt möglich? Es muss irgendwie möglich sein! Ich glaube, es hilft, immer wieder darüber zu sprechen. Ab und zu mal mit dem anderen inne zu halten und zu reflektieren, wo der einzelne eigentlich gerade steht, was er zur Zeit für Problemstellungen hat- und wo man dem anderen am besten helfen kann. Ich glaube nicht, dass es Sinn macht, stur weiter seinen Weg zu gehen, nach dem Motto: "Augen zu und durch- ohne Rücksicht auf Verluste." Denn dann steht man hinterher auf der Erfolgstreppe oben allein und fühlt sich wieder einsam. Das will man ja auch nicht.

Also die nächste Fragestellung: Wie halte ich die Waage zwischen eigener, kontinuierlicher Entwicklung und der Entwicklung des anderen? Wann nehme ich Rücksicht, warte vielleicht und wann nicht?
Es geht immer irgendwie weiter!




Liebe Grüße Dini.
Dini
Beiträge: 47
Registriert: 2. Jan 2004, 14:46

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Dini »

Es geht immer irgendwie weiter!




Liebe Grüße Dini.
batrat
Beiträge: 1
Registriert: 6. Jan 2004, 02:00

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von batrat »

Hallo Faith!

Ich finde, du solltest es vielleicht sehr engen Freunden oder Familienmitgliedern erzählen, je nachdem was du für ein Verhältnis zu ihnen hast.
Ich bin zwar selbst "gesund", aber mein Freund hat sehr schwere Depressionen, die im Winter um einiges schlimmer werden als im Sommer. Ich habe ihn im Sommer kennengelernt, und wenn er mir nicht erzählt hätte, was mit ihm los ist, hätte unsere Beziehung den Winter bis jetzt sicher nicht überlebt. Denn so konnte ich mich schonmal drauf vorbereiten, was in etwa passieren wird, weil ich vorgewarnt war. Und wenn man weiß, dass jemand an Depressionen leidet, kann man sich auch darüber informieren.

Bei Dysthymie ist das allerdings vielleicht nochmal was anderes, weil das ja nicht so "auffällig" ist. Aber merken Menschen, die dir wirklich nahe stehen, nicht doch etwas?

Liebe Grüße!
Faith
Beiträge: 15
Registriert: 19. Nov 2003, 13:41

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Faith »

Hey, leute!

Ich hab es endlich geschafft, zum Arzt zu gehen und hab auch meiner besten freundin davon erzählt. Ich werde wohl ne Psychotherapie machen und muss morgen zum Blut abnehmen. Da ich den absoluten Horror vor Spritzen und ähnlichem habe, muss meine Freundin mitkommen. Sie hat klasse reagiert, meint aber, dass sie nie gedacht hätte, dass es so schlimm ist.
Mein hausarzt hat übrigens gemeint, dass er sowas schon geahnt hat. Ich seh den vielleicht einmal pro Jahr! Und auch ein Lehrer an meiner Schule scheint etwas zu ahnen. Zumindest wäre er nicht überrascht, wenn er davon erfahren würde.
War also letztendlich doch ein ganz guter Schritt.

Liebe Grüße
Faith
kessy4949
Beiträge: 228
Registriert: 16. Apr 2003, 23:08

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von kessy4949 »

Hallo Faith,
also ich habe auch schlechte Erfahrungen gemacht, es den Leuten zu erzählen. Sie wissen zwar, daß ich Depri hab, reagieren aber verwundert und nehmen es mir viell. sogar übel, wenn ich am Nachmittag sage, daß ich abends mit weggehe und dann abends anrufe und sage, daß ich doch daheim bleibe.
Grüße, Christin
Sanny77
Beiträge: 19
Registriert: 2. Feb 2004, 17:36

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von Sanny77 »

Hallo,

möchte dazu auch was sagen, um Dir, Faith, und anderen Mut zu machen. Viele haben von negativen Erfahrungen berichtet. Bei mir weiß mein gesamtes Umfeld (Freund, Familie, Freunde, Kollegen, Chef, Bekannte)von meiner Depression. Ich habe durchweg positive Erfahrung gemacht. Diejenigen, die wirklich an mir interessiert holen sich auch noch mehr Info´s über diese Krankheit, versuchen zu verstehen und zu akzeptieren. Klar gibt es auch einige, die nicht verstehen können, dass ich mich nicht "einfach mal zusammenreisse". Aber ich glaube, man kann das auch nicht wirklich verstehen, wenn man nicht betroffen ist. Aber der Grossteil steht hinter mir und versucht mir zu helfen.
Und die,die es halt nicht wollen oder können: da trennt sich die Spreu vom Weizen oder: man weiss wirklich, wer seine Freunde sind.

In diesem Sinne: nur Mut!!!
Sanny
Gruß

Sanny





Das Glück besteht darin, zu leben wie alle Welt und doch wie kein anderer zu sein.



Simone de Beauvoir
rivo
Beiträge: 185
Registriert: 26. Mai 2003, 12:34

Re: Erfahrungen mit Freunden/Familie

Beitrag von rivo »

Hallo Sanny,
ich finde es wirklich gut, was Du geschrieben hast. Genauso denke ich. Entweder es interessiert jemanden oder eben nicht wie es jemandem geht, der in einer Depression steckt. Da lernt man wirklich, wer die wahren Freunde sind.
Gruß Rita
R. Volkwein
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