Risperdal

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Coka
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Risperdal

Beitrag von Coka »

Hallo, ich bin neu, bin die mutter eines 17 jährigen, der einen Suizidversuch mit einem Freund unternommen hat. Jonathan hatte vor 4 Jahre schon einmal einen Suizidversuch unternommen, aus liebeskummer, es aber als Sturz mit Handgelenksverletzung getarnt. Seit Februar ist er auffällig geworden. Erhat einen depressiven Freund der mit Aponal eingestellt ist. Mit ihm zusammen aht er den neuen Versuch unternommen. Wir sind fassungslos, da schulisch bereits alles geklärt sit, schon seit März überlegte er, ob er noch weiter gehen möchte oder nicht. Ich habe seine Stimmungsschwankungen auf die Pubertät geschoben. Jonathan hat sich selbst, gegen unseren inneren Widerstand zur stationären Psychtherapie entschieden. Der Schritt auf die Station erscheint uns zuviel. Grundsätzlich ist uns aber klar, dass Famileintherapie ansteht und wir sind auch bereit dazu.
Nun hat Jonthan in den ersten Tagen schwierigkeiten gehabt, sich einzuleben, was für mich völlig verständlich ist. Er hat einen Weinkrampf bekommen und wurde mit Neurocil so abgeschossen, dass wir ihn am nächten Nachmittag kaum erkannt haben.
Statt des geplanten Famileingespräches wurden wir aufgefordert einer Medikation mit Risperdal zuzustimmen. Nach nur 5 Tagen Aufenthalt und keinen definierten Auffälligkeiten wurde die Verdachtsdiagnose psychosenahe Symptomatik und Störung der Impulskontrolle gestellt. Wir sind sicher, dass unser Sohn psychische Probleme hat, möchten aber erst alle Möglichkleiten ohne Medikamente ausschöpfen. Nach nur zwei Sitzungen, in der Eingewöhnungszeit und unterschiedlichen Aussagen vom THerapeuten und vom Arzt, haben wir einfach kein gutes GEfühl. Jonathan selbst möchte keine Med. nehmen, möchte aber dort bleiben und sagt er kann sich ncoh kein Bild machen, ob er dort richtig aufgehoben ist.Wir möchten jetzte auch die Erlaubnis zur Bedarfsmedikation mit Neurocil widerrufen, da Jonathan nach diesm einen Weinkrampf keine MEd mehr benötigte.
Ich weiß einfach nicht, ob das richtig ist.
Vielleicht kann mir jemand dazu Auskunft oder eigene Erfahrung nennen?
Danke
COKA
sewi
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Re: Risperdal

Beitrag von sewi »

juan
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Re: Risperdal

Beitrag von juan »

Cornelia K. schrieb:
> Hallo, ich bin neu, bin die mutter eines 17 jährigen, der einen Suizidversuch mit einem Freund unternommen hat. Jonathan hatte vor 4 Jahre schon einmal einen Suizidversuch unternommen, Jonathan hat sich selbst, gegen unseren inneren Widerstand zur stationären Psychtherapie entschieden. Der Schritt auf die Station erscheint uns zuviel. dein sohn hat zwei selbstmordversuche hinter sich und du findest es zuviel das er sich in psychiatrische behandlung begibt?das kann ich beim besten willen nicht nachvollziehen!!! GÖNNE IHM DOCH DIE RUHE DIE ER DORT ERFÄHRT
artemis
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Risperdal

Beitrag von artemis »

Hallo COKA!
Ich denke ihr solltet euren Sohn auf jeden Fall in euren Entscheidungsprozes mit einbeziehen und weitgehend seinen Wünschen folgen. Schließlich ist er fast erwachen.
Liebe Grüße von Arte
sewi
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Re: Risperdal

Beitrag von sewi »

Conny37
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Re: Risperdal

Beitrag von Conny37 »

Hallo Cornelia,

als erstes möchte ich dazu sagen, dass du, glaube ich die Gefahr unterschätzt, in der sich dein Sohn befindet. Er ist in einer Klinik im Moment gut aufgehoben, solange er von seinen Suizidgedanken nicht völlig befreit ist.
In einer akuten Depression oder ähnlichem ist mit Psychotherapie meiner Meinung nach nicht viel zu machen, um überhaupt wieder auf ein verhandlungsfähiges Level zu kommen braucht es in den meisten Fällen erst einmal Chemie. Und ich sage das aus eigener Erfahrung.
Ich habe letztens hier im Forum auch einmal einen Ratschlage bekommen, den ich hier abgewandelt weitergeben möchte, lieber eine enttäuschte Familie als einen toten Sohn.
Du hast viel zu verlieren. Ich glaube nicht, dass ihm die Tabletten schaden, auch wenn noch nicht genau geklärt ist, was eigentlich los ist. Im Gegensatz dazu ist die Gefahr aber sehr gross, dass bei einer Entlassung aus der Klinik ein weitere Suizidversuch unternommen wird. Du kannst nicht 24 h auf ihn aufpassen, und wie schon im Beitrag davor angesprochen, dein Sohn ist fast erwachsen. Wenn ihr mit der Klinik nicht zufrieden seid, versucht etwas anderes zu finden, aber nur allein zu Hause und einer ambulanten Therapie? Zwei Suizid-Versuche sprechen doch für sich, dieses ist schon der lauteste Hilfeschrei, den ein Mensch abgeben kann. Traust du dir wirklich zu, das mal eben zwischen Frühstück und Mittag zu Hause zu klären? Eine Therapie ist eine extreme psychische Belastung, der man erst einmal gewachsen sein muss, das erfordert ein gewisses Mass an Stabilität.
Es geht hier um ein Menschenleben, das sollte Punkt 1 auf deiner Liste sein.

Unterstüzte deinen Sohn so gut du kannst, aber rede ihm nicht ein, dass er irgendetwas, was Fachleute empfehlen, nicht braucht.

Viel Kraft für einen sicherlich langen Weg!

Conny
Conny
C.
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Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Risperdal

Beitrag von C. »

Hallo CoKa,

ich denke auch, dass Suizidversuche ein deutliches Warnsignal sind. Das zu versuchen "in der Familie" / zu Hause aufzufangen halte ich für eine Überforderung für euch alle.

Auch denke ich, ehrlich gesagt, dass eine Familientherapie hier nicht unbedingt hilfreich ist. Für deinen Sohn geht es um sein Leben. ER muss, so sehe ich das, dringend gestärkt / stabilisiert werden. (du / ihr als Eltern sicherlich auch, aber das steht für mich hier erstmal auf einem anderen Blatt.)
Ich kann mir kaum vorstellen, dass jetzt gemeinsam klären der Probleme innerhalb der Familie für deinen Sohn eine Lösung bringen kann. Eher überforderung, würde ich denken; er muss doch erstmal mit sich und seinem Leid irgendwo ankommen.

Ich kann mir gut vorstellen, dass es sehr erschreckt, solche Diagnosen zu hören. Und zu sehen wie es ihm in der Klinik geht, nämlich erstmal offensichtlich nicht einfach "besser" bzw. "alles OK". Ich weiss auch, dass auch Ärzte nicht perfekt sind. Und auch manchmal recht schnell sind mit Diagnosen und Medikamenten.
Ehrlich gesagt, ich kann mir immer kaum vorstellen, dass in der Klinik "ruhiggestellt" zu werden viel an den Problemen ändert.

Aber: ich kann mir gut vorstellen, dass dein Sohn grade nicht in einem Zustand ist, wo er "seine Probleme bearbeiten" kann. Sondern erstmal einfach "über Wasser bleiben" muss, und sehn dass er wieder in einen Zustand kommt wo er vielleicht etwas angehen kann.

Und ich denke dass es manchmal sehr wichtig ist, einfach mal aus allem "rausgenommen" zu sein! Die Möglichkeit, erstmal Abstand von der eigenen Situation zu haben. Um sich dann langsam wieder annähern zu können.
Da kann ein Klinikaufenthalt sehr hilfreich sein.

Vielleicht gibt es die Möglichkeit, rauszufinden was er will? Ausser Klinik, meine ich. Dass er in eine Klinik wollte, zeigt (meine ich) deutlich, dass er einen 'geschützten Raum' und Abstand braucht. Sich schützen will vor seinen eventuellen Aktionen / Reaktionen. Das solltet ihr respektieren, denke ich.

Wenn er keine solchen Medikamente möchte, vielleicht gibt es andere Kliniken, die auf andere Weise (oder vielleicht auch mit anderen Medis?)versuchen die Patienten zu stabilisieren? (Vielleicht in der Klinik mehr Gespräche, wenn er dazu in der Lage ist? dort Therapie?) (Kenne mich da leider nicht so gut aus)

Ich halte es für wichtig, dass ihr auf seine Wünsche/Bedürfnisse und Überlegungen eingeht und mit ihm zusammen überlegt was helfen könnte. Seinen Wunsch in eine Klinik zu gehen halte ich jedenfalls für ziemlich sinnvoll, von wegen aufgefangen werden und Schutzraum.

Du schriebst <da Jonathan nach diesm einen Weinkrampf keine MEd mehr benötigte>
es kann schon sein, dass in manchen Kliniken schneller Medikamente gegeben werden, und manchmal hilft es vielleicht auch, sich einfach auszuweinen und es auszuhalten. Je nach Situation kann das eine oder andere sinnvoll sein, das kann ich hier nicht beurteilen. Aber vielleicht gibt es ja die Möglichkeit, mit den Fachleuten darüber zu reden? Wenn ihr so ein schlechtes Gefühl bei denen habt, denke ich könnte es doch vielleicht wirklich eine Möglichkeit sein, auszuloten ob andere Fachleute das nicht anders sehen, oder anders damit umgehen? Sich in dieser Richtung umzuhören / zu informieren...
Falls euer Sohn dann nach der Eingewöhnungszeit feststellen sollte, dass er zwar sich in einer Klinik ganz gut aufgehoben fühlt, aber nicht in dieser, mit dieser Behandlung, dann hättet ihr schon mehr Information um ihm zu helfen etwas anderes zu finden.

Liebe grüsse,
Clara
bigcoder

Re: Risperdal

Beitrag von bigcoder »

Hallo,

ich denke, Sie sollten ihren Sohn ruhig in der Klinik lassen. Wenn er schon versucht hat, sich das Leben zu nehmen, ist das vielleicht die beste Lösung. (Ich war aus dem selben Grund letztes Jahr in einer Klinik. Auf einer offenen Station.)

Was die Sache mit den Medikamenten angeht, so handhabe ich das etwas "aggressiv": Grundsätzlich will ich über die Tabletten, die ich nehmen soll, gut informiert werden! (Packungsbeilage ist da jetzt das Minnimum!) Und eine Begründung vom Arzt, warum ich die tabletten nehmen soll ist wichtig! Ich nehme z.B. im Moment "Solian" zur Antriebssteigerung und zur Aufheiterung. (Von der Aufheiterung merke ich Nichts.) Was meine Methode etwas "aggressiv" macht ist, das ich bei den ersten Problemen mit den Tabletten, die Tabletten sofort absetzte! (Die die feine englische Art, aber eine gute Methode um beim Arzt Druck zu machen, das der einen vollständig aufklärt!) Ich hatte vorher auch Risperdal genommen. Nur die Tabletten haben meinen Kreislauf nicht gut getan. Ausserdem fühlte ich mich mit den Tabletten "manipuliert". (Ich war nicht mehr Herr meiner Gedanken.) Also habe ich diese Tabletten "dreisst" abgesetzt. (Normalerweise sollte das mit dem Arzt abgesprochen werden, nur wenn der nicht drauf eingeht, absetzten. Dann muss er drauf eingehen!)

Soviel zu meiner Methode. Ich denke, das man mit meiner Methode eine gute Zusammenarbeit mit dem Arzt erreicht(/erzwingen kann).

Die Erfahrung, das Ärzte SEHR schnell mit medikamente verschreiben sind, habe ich auch gemacht.

Gruss, Michael.
juan
Beiträge: 211
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Risperdal

Beitrag von juan »

das risperdal manipuliert niemanden sondern die psychose manipuliert
bigcoder

Re: Risperdal

Beitrag von bigcoder »

Hallo,

also ich hatte das gefühl, das ich durch das Risperdal manipulierwerde. Ich war unnatürlich fröhlich. Das fand ich nicht so gut. Und deshalb hatte ich das Risperdal abgesetzt. (Ausserdem war es schlecht für meinen Kreislauf.)
Tim_Pfeiffer
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Re: Risperdal

Beitrag von Tim_Pfeiffer »

Guten Morgen,
zum Vorgehen ist weiter oben bereits viel Sinnvolles gesagt worden. Natürlich wird die Sache durch die Tatsache, dass der Pat. noch nicht volljährig ist, verkompliziert, da für alle Behandlungsschritte das Einverständnis der Eltern notwendig ist. Zur grundsätzlichen Strategie, Suizidversuche (2!) auf jeden Fall sehr ernst zu nehmen und sich und dem Patienten nicht zuzumuten, dies im Kreis der Familie quasi "en passant" klären zu wollen, ist nichts hinzuzufügen.

Viele Grüße
Tim Pfeiffer
artemis
Beiträge: 912
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Risperdal

Beitrag von artemis »

Och Michael,
das Thema hatten wir doch schon. Du solltest dich mal fragen, ob dein Pessimismus ohne Medi nicht viel unnatürlicher ist, als deine Fröhlichkeit mit. Ich glaube dir ja, daß du es echt anders empfindest. Wenn jemand schon lange Trübsalb bläßt, dann ist es nicht verwunderlich, wenn er was anderes erst mal als "unnormal" empfindet. Aber wie Juan schon sagt, die Krankheit manipuliert nicht das Medi. Und wenn, dann ist diese Manipulation eher positiv zu sehen. Ist doch klasse, wenn es einem gut geht und man es so schafft seinem Leben eine neue Perspektive, einen neuen Sinn abzugewinnen. Das ist sozusagen die Anschubfinanzierung ohne die es wohl keine Firma schafft.
Arte
bigcoder

Re: Risperdal

Beitrag von bigcoder »

Hallo,

ich bin dieses "Fröhliche" absolut nicht gewöhnt und ich kann damit auch absolut nicht umgehen. Ich habe keinen "Kampfgeist" mehr und werde jetzt nicht nach über 10 Jahren "Trübsal blasen" nicht damit anfangen für mein "fröhliches Ich" zu kämpfen, um es zu verstehen, um es kontrollieren zu können um es akzeptieren zu können. Ich bin einfach ein negativer Mensch und ich WILL das nicht ändern.

Wenn man so will, bin ich es gewohnt, das es mir mies geht. Ich erkenne ein positives Erlebnis daran, das es mir während des Erlebnisses gut geht. Dem Rest meines Lebens geht es mir halt mies. Ich bin es so gewohnt. Ich denke danach und ich handle danach. Wenn sich das jetzt ändert, stellt sich mein ganzes "Ich" auf dem Kopf und ich muss "mich" neu verstehen und beherrschen lernen. Dafür habe ich weder Zeit noch Nerven. Ausserdem habe ich Angst, das man mich mit dem "mir unbekannten fröhlichen Ich" im Stich lässt, was mir eher Angst macht.

Was soll ich sagen. ich nehme das medi NUR um die Kontrolle über mich zu behalten. ... Und das funktioniert noch nicht einmal! Ich denke, das ich auch mein jetztiges medi absetzten werde. Taugt ja Nichts!
bigcoder

Re: Risperdal

Beitrag von bigcoder »

Hallo,

eine "Fröhlichkeit", (oder auch eine andere "psychische Veränderung", ) die durch Medikamente verursacht wird, ist für mich ein Problem!
Keine Ursache, unbekannte Situation, möglicher Kontrollverlust.

Eine "Fröhlichkeit", die durch "besondere Umstände" entsteht, stellt während dessen KEIN Problem da, da ich die Ursache kenne, ist die Situation unbekannt, aber nicht unkontrollierbar!

(Die Beste Therapie sind bei mir Gespräche, in denen man auf mich eingeht! - medikamente helfen GAR NICHT!)

MfG Michael alias BigCoder
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