Fühl mich nicht ernst genommen....

Allex
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Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hallo,

also ich fühl mich eigentlich meistens von Ärzten & Co. nicht ernst genommen. Vielleicht hab ich dieses "Stell-Dich-nicht-so-an"-Syndrom und untertreibe deswegen. Wer weiß.

Auf jeden Fall hab ich jetzt, da es mir so schlecht geht, dass ich nicht mehr zur Arbeit gehe, mit einer Therapie angefangen. Allerdings hat mir die gute Frau keine Antidepressiva verschrieben. So weit so gut. Ich mag eh keine Medikamente, nehm nicht mal Kopfschmerztabletten.

Trotzdem fühl ich mich jetzt nicht ernst genommen bzw. hab wieder dieses Gefühl, dass es ja garnicht so schlimm ist und ich mich mal nicht so anstellen soll. Vielleicht hab ich ja wirklich kein besonderes Problem, aber sie hört sich alles fleißig an, verdient ja schließlich ihr Geld damit?
Wie soll ich das feststellen?

Gruß
sewi
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von sewi »

Emily
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Emily »

Liebe Sewi.

Es tut mir sehr leid, dass es dir so schlecht geht. Das meine ich absolut ernst. In deinem Posting spürt man sehr viel Verbitterung und Schmerz. Ich weiß es durchaus noch sehr gut, wie man sich fühlt, wenn es einem so schlecht geht, auch wenn du mir das vielleicht nicht glaubst, denn ich bin z.B. eine von denen, die einen Partner haben, der zu ihnen gehalten hat während der Krankheit. Also dürfte ich laut deiner obigen Aussage eigentlich hier meinen Mund gar nicht erst aufmachen.

Ich sage dir jetzt ganz ehrlich, was ich denke. Was du daraus machst, ist dann deine persönliche Sache: Gerne würde ich dir ein paar tröstende, verständnisvolle Worte sagen, denn das ist eigentlich so ziemlich das Einzige, das wir hier tun können füreinander. Aber ist es nicht auch das Entscheidende? Ich bin ja der Meinung, dass das durchaus nicht wenig ist, zumal jeder Mensch, ganz offensichtlich auch du, sich in einer so schmerzlichen Situation wie der deinigen zweifelsohne danach sehnt, ein paar gute Worte gesagt zu bekommen. Ich habe alle deine Beiträge mitgelesen, seit du ins Forum gekommen bist. Sehr oft hätte ich dir gerne geantwortet, aber ich sage dir mal ganz offen, warum ich es nicht getan habe: Immer musste man damit rechnen, dass du selbst die bestgemeinten Worte an dich falsch verstehst oder als Kritik interpretierst, als die sie vielleicht gar nicht gemeint waren.

Meine Frage an dich: Denkst du, dass es heute möglich ist, auch dir das zu geben, was wir einander in diesem Forum geben können, nämlich ein bisschen Verständnis und Wärme, OHNE dass du in irgendeiner Weise sarkastisch oder spöttisch oder sonstwie abfällig darauf reagierst? Wenn ja, dann würden dir die Antworten, die du hier bekommen kannst, vielleicht doch etwas geben können, wer weiß?

Einen lieben Gruß an dich,
Emily.
sewi
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von sewi »

Allex
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hmmm.

Naja. Dann danke auch für die aufschlußreichen Antworten....
sewi
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von sewi »

sewi
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von sewi »

juan
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von juan »

hallo alex ich kenne das auch wenn man das gefühl hat nicht ernst genommen zu werden.das kann allerdings auch depressive auslegung sein nach dem motto mir glaubt doch eh keiner.vieleicht solltest du das mal ganz konkret zur sprache bringen und deine ärztin mal darauf ansprechen.auch das thema medikamente solltest du zur sprache bringen wenn es dich beschäftigt
Xenia
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Xenia »

LIebe Sewi!
Von mir ebenfalls eine gute Nacht!
Ich verstehe zwar nicht ganz genau, worum es Dir geht, aber ich werde es akzeptieren. Ich dachte halt nur, daß Du Dich aufregst über Typen, die keine Ahnung von einem Scheiß-Leben haben. Und ich kann Dir sagen, daß habe ich im Überfluß!!!
Okay, ich wünsch' Dir alles gute für die Klinik,
Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Lina

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Lina »

Hallo Alex,

ich rate dir mit der Therapeutin über dein Gefühl nicht ernst genommen zu werden zu reden. Ich weiß nicht, ob diese Therapeutin auch Neurologin ist, aber du solltest dir auf jeden Fall die kompetente Unterstützung eines Facharztes sichern.
Sag dem Arzt/der Therapeutin genau, was du denkst und wie es die geht. Z.B. "Es geht mir sehr schlecht. Ich habe das Gefühl, Sie nehmen mich nicht ernst. Warum haben Sie mir keine Antidepressiva verschrieben?" Mit der Antwort, die du erhälst kannst du dann weitermachen.
Ich selber bin bei einem Neurologen in Behandlung und mache begleitend eine Psychotherapie. Die Therapeutin hat im Grunde überhaupt keine Ahnung von Antidepressiva, Lithium o.ä. Trotzdem fordert sie mich ständig auf, die Antidepressiva abzusetzen. Solche Entscheidungen treffe ich aber allein mit dem Neurologen.
Vielleicht ist es auch für dich eine Anregung, dir ein Netzwerk von Helfern aufzubauen, die auf verschiedenen Gebieten kompetent sind. Denn wenn du nur einen Helfer hast, der dich in allem begleitet, bist du von dem total abhängig. Du hast dann auch niemanden, der sich mit Depressionen auskennt und bei dem du dir Rat holen kannst, wenn es z.B. mit der Therapeutin zu keiner Einigung kommen sollte.

Viel Erfolg
Lina
betina
Beiträge: 198
Registriert: 20. Mär 2003, 17:39

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von betina »

Hallo, das Problem nicht ernstgenommen zu werden, haben sicherlich viele hier im Forum. Mir geht es schon sein gut 1 Jahr so. Bin bereits seit Febr. 02 krankgeschrieben wegen Depris. War auch im Aug./Sept. 4 Wochen zur Reha. Will gar nicht alles mehr aufschreiben was so passiert ist, aber ernstgenommen habe ich mich weder bei den Neurologen/Psychiatern noch in der Klinik. Mir wurde mehr oder weniger zu verstehen gegeben, daß bei mir sowieso nichts mehr hilft. Sogar eine Neurologin sagte vor einigen Monaten, sie haben die besten ADs bekommen, wenn die nicht helfen, kann ich ihnen auch nicht helfen. Ich ging das verzweifelt und ohne Medis nach Hause, wobei ich nach einigen Tagen zusammengebrochen bin und ins Krankenhaus kam. Nunmehr habe ich zumindest vom Hausarzt und MdK Unterstützung. Morgen muß ich zu einer neuen Psychiaterin, mal sehen was die mir Tolles sagt. Du sagst, Du hast eine Therapie angefangen, eine Therapeutin kann allerdings keine Medis aufschreiben, es sei denn, sie ist auch noch Neurologin oder Psychiaterin. Das Problem bei den Depris ist einfach, daß man es nicht messen kann. Einen Beinbruch kann jeder erkennen. Laß den Kopf nicht hängen und vielleicht hilft Dir das Forum, wo Du Dich sicherlich gut verstanden fühlen kannst. betina
betina
Beiträge: 198
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von betina »

sewi, wenn Du Dich privat auch so benimmst wie hier im Forum, dakk ist es für micht verständlich, daß Du keine Hilfe, Wärme und Liebe bekommst, Du kannst alles nur in den "Dreck" ziehen. Du widersprichst auch Deinen Worten. Vor langer Zeit hast du großkotzig geschrieben, Du hast Geld (alles seh überheblich); jetzt beklagst Du DIch. Du bist für mich unehrlich. Ich habe immer und immer wieder alten und kranken Menschen geholfen bis ich selber krankgeworden bin. Aber inzwischen habe ich - nachdem ich viel von Dir gelesen habe - für Dich kein Verständnis mehr. Du treibst doch viele - die Dir hoffen Verständnis zu finden - aus dem Netz. Bevor die über andere meckerst bzw. ein Urteil ablegt, sieh an Dir herunter.

betina

betina
ladiana
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von ladiana »

Emilie, Wundervoll hast Du Das geschrieben!! Klasse! Liebe Grüße Ladi
ladi
ladiana
Beiträge: 4
Registriert: 9. Mai 2003, 19:40

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von ladiana »

Hallo Alex,
worunter leidest Du denn so?
Gruß ladi
ladi
Allex
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Registriert: 12. Mai 2003, 19:54

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hallo,

ja danke für die Antworten.

Also nur Neurologen und Psychiater können verschreiben. Danke betina, das erklärt alles, sie ist nur Psychologin! Nebenbei bemerkt: mein Hausarzt hat mir ein homöopathisches Psychopharmakon aufgeschrieben (Zinkum valerianicum, kennt das jemand??). Naja, habs nicht genommen, weil der ja garnicht in der Lage ist, ne Diagnose zu stellen, hat mich ja bloß überwiesen.

Ansonsten Ladi: Was ich hab? Hm, weiß nicht. Hab nicht nach der genauen Diagnose gefragt. Depris mit Angstzuständen oder so. Hab gerade beschlossen, meine Arbeit zu schmeißen, weil ichs einfach nicht mehr kann. Obwohl ich objektiv glaube, dass ein guter Job war.

Gruß
Allex
Emily
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Emily »

Hallo Alex,

könntest du dich nicht erst einmal krankschreiben lassen, ohne den Job aufzugeben? Das könntest du doch später auch noch tun, wenn es denn sein müsste. Scheinbar hast du deine Arbeit gerne gemacht, und deshalb wäre es vielleicht gut für dich, wenn du dir diese Perspektive noch erhalten würdest.
Magst du etwas genauer schreiben über die Probleme, mit denen du zu kämpfen hast?

LG, Emily.
Allex
Beiträge: 35
Registriert: 12. Mai 2003, 19:54

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Liebe Emily,

ach, ich weiß nicht. Hab die Arbeit nicht unbedingt wirklich gerne gemacht. Sie hat bloß gute Bezahlung, einige Freiheiten (konnte kommen und gehen, wann ich wollte!), aber ich brauch nette Menschen um mich rum. Dann lieber weniger verdienen.

Und sonst, was soll ich sagen. Hab halt gerade die typischen Depressions-Symptome. Kann mich seit Wochen nicht mehr auf meine Arbeit konzentrieren. Bin ständig am Grübeln, krieg meinen Alltag nur noch schwer auf die Reihe.
Ich weiß aber gerade nicht, warum das so ist. Ich meine, ich hab ein super Studium hinter mir mit tollen Berufsaussichten, bin gesund, bin jemand, der gerne organisiert und Sachen auch wirklich umsetzt. Ich halte mich auch für nett.

Aber immer wieder fall ich in so Löcher, wo ich es über Wochen und Monate nicht ertrage, auch nur eine Minute zu hause zu sein, wo ich mich trotz meiner Freunde furchtbar einsam fühle. Keinen Sinn in irgendwas sehe, antrieblos werden und alles in Frage stelle.

Jetzt ist es sogar soweit gekommen, dass ich meinen Job schmeißen will. Werde ich den nächsten machen können oder passiert mir da irgendwann das gleiche? Bin ich unfähig zu arbeiten?

Ich meine: was soll das alles???? Es scheint wirklich keinen verdammten Grund zu geben, warum ich auch nur ansatzweise unzufrieden mit meinem Leben sein müßte.

Gruß
Allex
Emily
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Emily »

Hallo Alex,

du sagst, du wärest viel am Grübeln. Hast du dir nach solch einer Grübelphase schon mal genau zu notieren versucht, um welche Themen die Gedanken gekreist sind? Vielleicht könnte dir das Aufschreiben solcher Themenbereiche genaueren Aufschluss darüber geben, wo ein Problem liegen könnte. Ist es der Beruf? Ist es die Einsamkeit, die du manchmal nicht ertragen kannst, wie du geschrieben hast? Wenn du feststellen solltest, dass sich die Gedanken häufig um das/die gleiche/n Thema/en drehen, dann könntest du gezielter hinzuschauen versuchen. Auch hättest du dann schon Anhaltspunkte, die du in dem Gespräch mit dem Therapeuten benennen könntest. Der Thera könnte sich dann evtl. rascher in mögliche Problembereiche hineindenken.

Lieber Gruß,
Emily.
Allex
Beiträge: 35
Registriert: 12. Mai 2003, 19:54

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hallo Emily,

ich merk grad, dass ich schon so viel gegrübelt hab, dass ich garnicht mehr drüber nachdenken will. Am liebsten mit Zeug vollknallen, alles vergessen und dann muss nur noch die Welt so sein, wie ich sie haben will - und prima!

Ich meine, darüber zu grübeln, warum ich grüble ist doch irgendwie absurd, oder?

Gruß
Allex
Emily
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Emily »

Hallo Alex,

ich glaube, hier liegt ein Missverständnis vor. Du schreibst: "Ich meine, darüber zu grübeln, warum ich grüble ist doch irgendwie absurd, oder?" Ich meinte nicht, du sollst grübeln, warum du grübelst. Was ich meinte, war lediglich, dass du dich mal beobachten könntest auf die Frage hin, um welche Themengebiete sich die Grübeleien drehen. Wenn es nämlich irgendwo versteckte Probleme gibt, dann hat die Psyche meistens durchaus schon so eine Art von "Ahnung", wo die schwierigen Punkte liegen könnten. Und damit beschäftigt sie sich dann eben in solchen Grübelphasen. Diese Gedanken zu speziellen Themen könnten dir vielleicht einen Hinweis darauf geben, wo du genauer arbeiten und hinschauen musst. Sollte nur eine kleine Anregung sein, weil mir dieses genaue Beobachten meiner Grübeleien gute Hinweise gegeben hat.
Gruß, Emily.
Allex
Beiträge: 35
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Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hallo Emily,

ja, ich versteh Dich schon. Hast ja Recht. Würd nur viel lieber mal Urlaub von allen Gedanken machen, die in mir die ganze Zeit umherschwirren.
Und meist drehen sie sich schon um konkrete aktuelle Sachen, was mir dabei nicht viel weiter hilft, weil da ja doch irgendwas Prinzipielles hinter stecken muß, an das ich aber nicht rankomme.
Glaubst Du eigentlich an Traumdeutung? Hab ich ja bisher nicht getan, hatte aber dann über mehr als ein Jahr einen immer wiederkehrenden Traum nur leicht variierendem Inhalt. Aber selbst der hat mir nicht viel weiter geholfen, war zu diffus.

Ach, weiß auch nicht.....

Liebe Grüße
Allex
MissMarple

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von MissMarple »

Lieber Alex Ander,

wie oft wollte ich im Jahr 2001 meine Arbeit hinschmeissen, jeden Tag mindestens
hundert Mal. Zu diesem Zeitpunkt wußte ich noch nicht einmal, dass ich Depri habe.
Gemacht habe ich es nicht, erstens weil mein Sohn und ich von irgendetwas leben
mussten und zum Zweiten, die Arbeit hielt mich "aufrecht". Irgendwann wollte ich nicht
nur meine Arbeit sondern auch mein Leben wegschmeissen. Gott sei Dank wurde ich
davon abgehalten, man brachte mich ins Krankenhaus. Mit dem 1. Schritt ins
Krankenhaus fiel mir ein ganz, ganz kleiner Stein vom Herzen. Nach einem kurzen
Aufnahmegespräch konnte ich das erstemal seit Monaten gleich einschlafen
und vor allem mindestens 8 Std. lang durchschlafen. Mein "beschütztes" Leben
fing an, der Alltag bleib draussen, das dauernde, ununterbrochene Grübeln hörte
auf, die Selbstvorwürfe wurden weniger usw. Die Ärzte und Psychologen nahmen
mich und meine Depri ernst. Danach war ich noch in einer Tagesklinik und heute
arbeite ich wieder in meinem alten Job, bei meiner alten Firma ( noch nicht wieder
so wie früher, aber ....).
Meine Depressionen sind immer noch da, ich habe, wenn auch mühsam, gelernt mit
ihnen umzugehen.

Hast Du schon einmal daran gedacht, in ein Krankenhaus zu gehen? Für kurze
Zeit ein klein bißchen Verantwortung für Dein Leben abzugeben?

Liebe Grüße

Birgit
Allex
Beiträge: 35
Registriert: 12. Mai 2003, 19:54

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von Allex »

Hallo Birgit,

weiß nicht so recht, ob ich das will.

Abgesehen davon: was sollte ich denen denn erzählen, warum sie mich da aufnehmen sollten? Ich hab das Gefühl, ich kann schon meiner Therapeutin nicht klarmachen, dass es mir schlecht geht.

Ich hatte schon mal einen Anlauf. Am Ende der ersten(!) Sitzung meinte der Arzt: "Ich weiß überhaupt nicht, was Sie von mir wollen!". Und tschüß....

Das saß! Danach war mir klar, dass ich wohl so ne Art Weichei bin und nur jemanden brauche, der/die meine Angelegenheiten für mich regelt. Dabei bin ich echt gut darin, Sachen zu organisieren, Dinge auf die Beine zu stellen. Nur kommen halt immer wieder diese Phasen, wo ich plötzlich nix mehr hinbekomme, mich nicht mehr konzentrieren kann, nicht mehr alleine sein kann, alles stagniert und in sich zusammenbricht.

Vielleicht untertreibe ich ja unbewußt immer (nach dem Motto: "Stell Dich nicht so an!").
Aber ich habe das Gefühl, wenn das so weiter geht, heißt es in wenigen Wochen: "Gut, dann können wir die Therapie ja beenden...", um dann in z.B. zwei Jahren oder zehn Wochen oder wann auch immer wieder den nächsten Absturz zu bekommen, weil nur kurzfristig die Symptome verschwanden, nicht aber das Problem.

Wenn ich mich jetzt an so eine Klinik wenden würde, wäre die Antwort bestimmt: "Warum kaufst Du Dir nicht ein eigenes Bett???"
(ok, das war jetzt eine sarkastische Überzeichnung...)

Gruß
Allex
MissMarple

Re: Fühl mich nicht ernst genommen....

Beitrag von MissMarple »

Hallo Alex,

ich kann Deine Gedankengänge gut verstehen. Es ist ja auch ein Symptom der Depression wenig Selbstwertgefühl und Selbstbewußtsein zu haben, sich klein zu fühlen.Wenn ich an das Jahr 2001 zurückdenke, ärgere ich mich nur darüber, dass ich nichts über Depressionen wußte und somit auch viel zu spät ins Krankenhaus gegangen bin.
Ich bin damals freiwillig ins Kankenhaus gegangen und dachte, mit Schlaf und Ausruhen, kann ich 14 Tage später wieder nach Hause. Ich habe den Ärzten auf Ihre Fragen nach meinem Befinden ehrlich (vielleicht das erste Mal seit Jahren) geantwortet, und mußte feststellen, daß diese meine Symptome viel ernster nahmen als ich selbst. Sie stellten dann auch die Diagnose schwere depressive Episode.

Du mußt immer daran denken, die Ärzte im Krankenhaus haben jeden Tag mit Depressionen, Psychosen etc. zu tun. Sie kennen sich aus, mit ihnen kann man reden und braucht sich nicht zu verstellen und die eigene Welt schönreden . Ich habe mich in "meinem" Krankenhaus immer das Gefühl gehabt, von allen ernst genommen zu werden.

Wenn ich jetzt manchmal im Forum lese, wie es anderen ergangen ist, bin ich froh, in "meimem" Krankenhaus, auf "meiner" Station gewesen zu sein.

Gruß

Birgit
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