"...in beziehung treten??"

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serpent77
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"...in beziehung treten??"

Beitrag von serpent77 »

hallo an alle...

bin ja auch noch recht "frisch" hier und weiß von daher auch nicht, ob mein beitrag hier richtig ist
...aber ich denk mal schon, geht ja um meine therapie...

als einstiegsinfo: meine thera kennt mich schon seit 2005, hatte ein paar therapiepausen, seit januar diesen jahres bin ich wieder in ambulanter behandlung, die letzten gespräche verliefen recht „holprig“…

nun zum thema...ich fasse mal grob den ablauf meines heutigen termins zusammen...
ersten 10 minuten eher smalltalk, dann die frage "gibt es etwas besonderes über das sie reden möchten?".
meine antwort "nö, mir fällt so nichts ein", fragender blick meiner thera ihre bemerkung dazu: "die letzten termine liefen zusammenfassend ja unter >in beziehung sein, verlust von beziehung, beziehungen erleben<, meinen sie nicht es hat sich hier (zwischen ihr und mir) etwas verändert?“, ich beginne mit hin- und herrutschen im sessel und meine „ja, es hat sich etwas in unserer beziehung verändert…“, ernster blick meiner thera „und sie meinen, dass ist nichts besonderes/wichtiges über das sie reden möchten??“.
ich werde immer kleiner und stammel dann nur noch: „doch, aber ich weiß nicht wie, oder habe angst, dass ich mich wieder in dieses thema reinsteigere….“
und da hörte es dann von meiner seite auf.
ich bekam kaum noch einen ton raus, wenn dann war es ein stammeln, rumdrucksen. ich war völligst blockiert, bis zum ende hin. einmal schaffte ich es noch zu sagen, „dass ich nicht weiß, warum ich dieses thema nicht ansprechen kann, warum ich nicht über die riesen hürde komme“.

der -mehr oder weniger- schlußsatz meiner thera war „fragen sie nicht nach dem warum, sondern treten sie in beziehung“.

und dieses „IN BEZIEHUNG TRETEN“ geht mir nicht aus dem kopf

kennt jemand solche situationen?
gerade in bezug „beziehung therapeut-klient“.
hat/hatte noch jmd probleme/schwierigkeiten bzgl. "in beziehung treten"?
wenn ja, wie geht ihr damit um, seid ihr damit umgegangen?

soweit fürs erste...kann gerade nicht mehr schreiben, da es gedanklich und gefühlsmäßig recht chaotisch in mir aussieht
…hoffe ihr konntet meinem beitrag trotzdem folgen
mime
Beiträge: 1282
Registriert: 6. Sep 2013, 13:28

Re: "...in beziehung treten??"

Beitrag von mime »

Hallo Diehappy,

möglicherweise verstehe ich das Ganze nicht so richtig. Ging es denn bei dem Thema der Vergangenheit nur um die Beziehung Therapeut/Klient oder war es generell (auch auf andere Menschen bezogen)? Ich kann insgesamt nur spekulieren, bzw. aufschreiben, was mir spontan einfällt – frei assoziiert sozusagen – helfen wird es wohl nicht, doch vielleicht ist irgendein passender Gedanke dabei, keine Ahnung.

Ich würde die Therapeutin beim nächsten Mal einfach fragen, wie sie das genau gemeint hat. Oder was genau, sie unter dieser Aufforderung versteht. Die Schlussantwort, du sollst nicht nach dem Warum fragen, sondern es tun (in Beziehung treten), soll vielleicht ein Anstoß sein, es nicht mit dem Kopf bzw. gedanklich zu versuchen, sondern es aktiv zu tun.

Wenn die Therapeutin mit dem Thema dich und sich sieht, meint sie vielleicht eure Art der Kommunikation? Wenn ich mit jemandem Kontakt aufnehme (also „in Beziehung trete“), kann ich das auf verschiedene Arten tun. Die erste Kontaktaufnahme, die wir meistens haben, ist Blickkontakt (das muss kein ständiger, direkter Augenkontakt sein, sondern wir schauen den anderen an, dann an ihm vorbei, dann wieder an usw.), oder wir hören eine Stimme, wir nehmen den anderen bewusst wahr. Wir signalisieren oftmals auch Interesse, Aufmerksamkeit mit unserer Körperhaltung. [Das soll nicht überbewertet sein; ich sitze auch oft mit verschränkten Armen meinem Gesprächspartner gegenüber und bin trotzdem aufmerksam..].

Wenn ich kommuniziere, sind es ja nicht nur die Worte, die gesagt werden: Du hast z. B. den strengen Blick deiner Therapeutin gesehen – hat er dich vielleicht verunsichert?

Dass es Stunden gibt, in denen man blockiert ist, finde ich völlig normal und auch wenn es momentan verwirrend für dich ist (wäre es für mich nach deinen Schilderungen im Übrigen auch) – vielleicht könntest du überlegen, was genau die Blockade ausgelöst hat (z. B. der strenge Blick der Therapeutin, deine Angst des Sich-Hineinsteigerns o. Ä.).

Ein anderer Gedanke: Gibt es vielleicht schon bei dem Wort „Beziehung“ bei dir eine Reaktion? Ich mag das Wort z. B. nicht besonders, und ich könnte mir vorstellen, dass es z. B. schon Blockaden hervorrufen kann, wenn man das Wort ausspricht. Falls ja, würde ich es der Therapeutin sagen. Vielleicht könnte man dann ein Synonym, also einen anderen gleichwertigen Begriff, dafür verwenden, z. B. „in Kontakt treten“, „in einem gewissen Verhältnis zueinander sein“, oder so (es muss natürlich zum Thema passen).

Dass es hin und wieder Schwierigkeiten zwischen Klient und Therapeut gibt und man in manchen Stunden aus diversen Gründen irgendwie nicht so recht zueinander finden kann (oder will), kann ein ganz normaler Entwicklungsprozess (z. B. bei einer Therapie, die schon lange Zeit besteht) oder einfach auch nur Zufall sein – wir sind alle nur Menschen (auch die Therapeutin kann mal einen nicht ganz so konzentrierten Tag haben usw.).

Wenn so etwas häufiger auftritt oder über einen längeren Zeitraum, spräche es allerdings dafür, dies soweit möglich offen anzusprechen – immer. Nur dann kann die Therapeutin auch wissen, wie es in dir aussieht, wie was bei dir angekommen ist (und manchmal lassen sich so auch Missverständnisse usw. ausräumen) und man kann gemeinsam nach einer Lösung suchen. In letzter Konsequenz könnte z. B. auch ein Therapeutenwechsel angedacht werden, wenn man dauerhaft das Gefühl hat, es passt nicht (mehr) – aber auch das gehört offen kommuniziert – und soweit muss es ja auch gar nicht kommen; man sollte nur im Blick behalten, dass das auch möglich ist (als ultima ratio / letztes Mittel).

Abschließend: Die Therapie ist ja in erster Linie eine im günstigsten Fall sehr intensive (Gesprächs-) Beziehung. Sie soll ja auch ein „Beziehungs-Gefüge“ schaffen, an dem man lernen kann, z. B. diese Erfahrung auf andere Menschen zu übertragen.

Ein Beispiel: Wenn ich in meinem Leben von nahestehenden Menschen, enttäuscht, verletzt worden bin, so dass ich denke, es ist besser, niemandem mehr zu vertrauen, kapsele ich mich ab, breche Verbindungen zu anderen ab usw., finde keine Gemeinschaft mehr mit anderen. Wenn ich erst wieder Vertrauen lernen muss, könnte es z. B. eine Therapeutin sein, an der ich es „üben“ kann – hier kann ich lernen, wie das ist, auf dieser Basis mit ihr zusammen zu arbeiten bzw. damit oder auf andere Weise mit ihr „in Beziehung zu treten“.

Manchmal gibt es Durststrecken in einer Therapie und man denkt, dass alles seltsam ist. Doch dann findet man beim nächsten Mal auch wieder zusammen oder den passenden Ansatz / richtigen Einstieg für das Thema, das so schwer zu greifen war beim letzten Mal und auch wieder die gleiche Wellenlänge - das wünsche ich dir.

Mehr fällt mir jetzt nicht dazu ein.

Viele Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
serpent77
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Registriert: 21. Jul 2013, 19:55

Re: "...in beziehung treten??"

Beitrag von serpent77 »

danke mime für deine antwort und deine assoziationen...hast mir ein paar denkanstöße gegeben...

das thema "beziehungen" zieht sich wie ein roter faden durch meine therapiegeschichte, hauptsächlich beziehungs- und bindungsfähigkeit,vertrauen, verlustängste, ständiges überprüfen und auf die probe stellen, ob meine "bezugsperson" mich noch mag, etcpp...ich dachte, dass das thema abgeschlossen wäre, aber dem war wohl nicht so

und das spiegelt sich derzeit auch wieder stark in meiner gesprächstherapie....
alte "kleinkindhafte" oder pubertäre verhaltens-/denkweisen treten wieder auf und das kotzt mich an, macht mich wütend...
und in den gesprächen bekomm ich dann keinen ton raus

ich habe mir vorgenommen, meiner thera einen brief zu schreiben, aber selbst da bin ich blockiert...bekomm es derzeit einfach nicht hin über beziehung und daraus resultierende gefühle/gedanken zu sprechen/schreiben...

ich finde derzeit keinen weg mich zu öffnen, meine gedanken und gefühle streiten bzw. widersprechen sich, lähmen mich...und ich kann einfach nichts sagen, wobei ich genau weiß, dass mir das helfen würde

ich werde diesen beitrag mal mit einer passage aus dem buch "als meine seele dunkel wurde" beenden, da ich mich darin wiederfinde...

>> ich muß mich doch mal sicher fühlen. sicher in mir. ich wünsche mir einfach, dass ich tief durchatmen kann. ohne angst. es war wie an einem strand. jede neue welle überspült die fußstapfen der menschen, die dort entlanggelaufen waren, und verwischten mit ihnen auch die erinnerung an diese menschen. zurück blieb ein leerer strand ohne lebenszeichen. (...) von meiner sehnsucht nach fußabdrücken, die tief genug gingen, dass sie blieben, auch wenn die wellen kamen, so dass ich ihnen glauben, mich auf sie verlassen konnte. ich sehnte mich danach, endlich tief im innern glauben zu können, dass ich liebenswert war.<<
mime
Beiträge: 1282
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Re: "...in beziehung treten??"

Beitrag von mime »

Hallo Diehappy,

hm, ich glaube, ich kann da bei einigen Themen durchaus ein bisschen Anteil nehmen. Mir hatte mal eine Therapeutin gesagt, dass man aus einigen Erlebnissen und daraus resultierenden Schwierigkeiten / Ängsten (Verlustängste, Vertrauen, Abschiednehmen, Bindungsschwierigkeiten etc.) unter bestimmten psychotherapeutischen Blickwinkeln eine Art „Beziehungstrauma“ herauslesen könnte.

Du schreibst ein wenig von dem Thema als deinen roten Faden, und ich kann jetzt ein bisschen besser nachvollziehen, was das Thema genauer war. Wenn es dich wütend macht, dass Kind/Jungendverhaltensweisen auftauchen, setzt du dich ja in gewisser Weise trotzdem damit auseinander (wenn es dir egal wäre, wäre es dir gleichgültig) – insofern arbeitest du ja daran, doch es ist noch nicht möglich, dies konstruktiv zu tun, weil es dich ja (noch) hindert.

Dass du darüber nicht reden/schreiben kannst und du Blockaden spürst, kann ich nachvollziehen. Und Blockaden haben ihre Gründe. Ich hatte auch Phasen, wo manchmal weder reden noch schreiben ging – und ich hätte es so gerne getan, damit es leichter wird... Aber es ging nicht. Das ist ja auch ein Teil der Depression, diese Sprachlosigkeit, diese Unfähigkeit herauszukommen aus den Fesseln der Wortlosigkeit, das Widersprüchliche und Lähmende in uns. Es gibt einfach Phasen, in denen es nicht möglich ist, den Gefühlen, Ängsten usw. Worte zu verleihen. Und das wissen auch die Therapeuten!

Wenn es mit dem Brief momentan nicht geht, ist es wohl schwierig, aber notwendig, dies (für eine gewisse Zeit) zu akzeptieren. Vielleicht bist du einfach noch nicht so weit, und es gibt später mal einen Auslöser, eine Gelegenheit, die das Schreiben wieder ermöglicht.

Aber weißt du was toll ist? Dass du das mit dem Buchzitat gemacht hast! Danke für diese Passage.

Wenn das Buch dir gehört und dich wieder so eine Stelle anspricht, könntest du sie doch markieren (oder abtippen) und deiner Therapeutin zum Lesen geben. Es müssen ja nicht unbedingt die eigenen Worte sein, die wir in ein Gespräch hineinbringen, wenn es momentan nicht geht. Aber du drückst mit deiner Textauswahl ja auch etwas aus.

Ich kenne ja den Zusammenhang des Textes jetzt nicht, auf den ersten Blick ist es eine düstere Atmosphäre, aber wenn man z. B. Tiefe sucht, und den Wunsch verspürt, geerdet zu sein, dass die Spuren (z. B. vergangener Begegnungen mit einem bestimmten Menschen oder des eigenen Lebens) nicht verwischt werden, dass man sie behalten möchte, hat das doch etwas mit Haltsuche/Lebenerhalten zu tun. Wenn man die Sehnsucht hat, glauben zu können, an sich und daran, liebenswert zu sein usw,. drückt doch schon einiges aus – es ist der Wille auszubrechen aus dieser Lieblosigkeit sich selbst gegenüber usw. usw..

Vielleicht lässt sich anhand dieser oder einer Textpassage aus einem anderen Buch auch etwas in dem nächsten Gespräch erarbeiten?

Gibt es vielleicht ein Bild, eine Postkarte oder kannst du vielleicht eine Skizze machen, irgendetwas, das plastisch darstellt, wie du dich fühlst? Es gibt ja abstrakte Kunstwerke, die vielleicht etwas ausdrücken (in Farbe, Form, ungeordnete Pinselstriche), was dich momentan beschäftigt. Man könnte z. B. so eine Skizze oder ein Bild (vielleicht malst du ja?) in die nächste Stunde nehmen, um darüber zu reden?

[Ich weiß nicht, ob deine Therapeutin dafür offen ist, aber mir haben solche Dinge geholfen, wenn ich solche Blockaden in der Therapie hatte, eine Karte, ein Gedicht über ein (Beziehungs-) Thema mit zu bringen. Meine Therapeutin meinte, es sei wichtig, im Gespräch miteinander zu bleiben – und manchmal hilft so ein „Mitbringsel“ darüber und evtl. auch darüber hinaus zu reden].

Hm, ich würde dir wünschen, dass du so einen Ort der inneren Sicherheit finden kannst. Vielleicht kann man sich erst öffnen, wenn man innerlich ein wenig mehr zur Ruhe gekommen ist, Abstand von der letzten Stunde hat usw.

Manchmal grübelt und grübelt man doch z. B. nach dem Namen (z. B. eines Schauspielers, Autors usw.) – je mehr und intensiver man darüber nachdenkt, desto weniger fällt einem ein. Manchmal gibt man dann auf. Und ein paar Minuten, Stunden, Tage später, wenn man sich nicht mehr darauf konzentriert, fällt einem der Name wieder ein.

Vielleicht ist das Thema „Beziehung“ momentan so ein „Name“, der nicht einfallen will und man braucht einfach davon mal eine gedankliche Pause – vielleicht ist erst einmal ein anderes Thema dran, um sich dann wieder dem Beziehungsthema anzunähern und sich dann vielleicht auch ein bisschen öffnen zu können.

Möglicherweise kannst du dir so ein bisschen den Druck nehmen, etwas sagen, schreiben usw. zu müssen – ich kann mir vorstellen, dass es zum richtigen Zeitpunkt auch wieder klappen kann.

Ich wünsche dir alles Gute und ein bisschen mehr Geduld und Nachsicht mit dir, du machst es dir nicht willentlich schwer, es sind größtenteils die depressiven Gedanken/Gefühle, die es schwer machen.

Viele Grüße
Mime

P. S. Falls dich Gedichte zum Thema interessieren: Ich habe eine Zeitlang Kristiane Allert-Wybranietz gemocht (es sind moderne Prosagedichte, Gedanken) – wenn du magst, schreibe ich dir beim nächsten Mal einen Link dazu
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
serpent77
Beiträge: 9
Registriert: 21. Jul 2013, 19:55

Re: "...in beziehung treten??"

Beitrag von serpent77 »

hallo

danke mime für deine anregungen

dass mit den textpassagen wollte ich machen, sie aufschreiben und dann versuchen, dass auf mich zu beziehen...hoffe mal dass das klappt, bei meinem irrgarten im kopf

bin meist einfach zu kopflastig, besonders in letzter zeit, will immer das wie,warum,weshalb wissen...und ärgere mich, dass ich keine antworten bekomme

ich sage nur "radikale akzeptanz"...noch so ein thema, womit ich auf kriegsfuß stehe...ich versuche die realität zu akzeptieren, setzte mich mit ihr auseinander, aber veränderungen bemerke ich nicht wirklich


"beziehungstrauma" trifft es glaube ich ganz gut...vielleicht kennst du das auch, dass du innerlich spürst, dass da noch irgendetwas ist, ein brodelnder vulkan, man weiß nur nicht, wann er explodiert...ich habe einfach das gefühl, dass da noch irgendetwas ist, was gerade in bezug zum thema "beziehung", mein verhalten beeinflusst oder steuert. und die aussage meiner thera, dieses gefühl einfach in ruhe zu lassen und zu AKZEPTIEREN, dass ich da momentan nicht dran komme, hilft mir auch nicht, es macht mich eher wütend&traurig...und das blöde ist, dass ich auch noch weiß, dass sie recht hat

(falls dass hier wieder alles etwas durcheinander erscheint, sorry, aber ich verlier immer mal den faden oder vergesse, was ich schreiben wollte???)

und womit ich mich auch noch unter druck setzte, ist, dass ich nächste woche meinen letzten termin vor meiner reha habe, und ich mag es nicht, wenn ich das gefühl habe, dass dieses thema noch nicht geklärt ist...
und wenn ich dann wiederkomme habe ich höchstens noch 8 termine und danach möchte meine thera mich nicht mehr weiterbehandeln...noch so eine baustelle

so, werde jetzt mal versuchen, mich mit dem brief weiter zu befassen

liebe grüße

p.s.: mag gerne neue gedichte lesen, würde mich über den link freuen
mime
Beiträge: 1282
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Re: "...in beziehung treten??"

Beitrag von mime »

Hallo zurück ,

na, das ist doch schon mal was. Und wenn es mit den Textpassagen auch nicht 100 % klappen sollte, es ist bestimmt eine gute Anregung und einfach auch ein anderer Versuch, deinen Weg im Gespräch zu suchen. Und: du musst ja keine Monologe halten – ein Gespräch besteht ja auch aus dem DIalaog mit dem anderen; vielleicht helfen da auch ein paar Fragen oder Gedanken der Therapeutin.

Hm, das mit der Kopflastigkeit kommt mir irgendwie bekannt vor (bei mir ist es allerdings besser geworden im Laufe der Zeit, dass ich mir nicht mehr so viele Gedanken wie früher darum mache wieso, weshalb, warum usw.) – man braucht eben seine Zeit, um zu begreifen, dass es manchmal einfach keine Antwort gibt, jedenfalls nicht zur Zeit, vielleicht irgendwann einmal. Und das erfordert zweierlei: Geduld und Hoffnung (und beides ist ja nicht immer eine Stärke von uns...). Vielleicht wird es bei dir auch etwas besser, wenn du ein bisschen Abstand von allem in der Reha bekommen kannst. Wenn man sich unter Druck fühlt, kommt man meist nicht aus solchen Gedankenspiralen heraus, da kann etwas Distanz und Konzentration auf etwas Neues (neue Umgebung, Menschen, Anwendungen, Therapien usw.) gut tun.

Bist du mit deinem Brief ein Stückchen weitergekommen? Ich kann gut nachvollziehen, dass du das Thema geklärt haben möchtest, bevor du in die Reha gehst. Vielleicht gelingt es dir ja, erst einmal in Ruhe in die Reha zu gehen, bevor du die weitere Baustelle „Therapie“ angehst. (Läuft deine Therapie insgesamt aus, oder suchst du „nur“ nach einer neuen Therapeutin? Falls du nur neu suchen musst, hast du da schon Telefonate führen können [ich frage nur wegen evtl. längeren Wartezeiten]?).

Ja, ich kenne das mit dem innerlichen Brodeln – man spürt, dass da etwas ist, das raus möchte, aber man kommt einfach nicht "ran". Vielleicht ist es uns (um im Bild zu bleiben) momentan noch „zu heiß“, und wir können es deswegen nicht angehen. Ich habe manchmal auch den Eindruck, dass ich innerlich warte, dass irgendwann einmal „der Vulkan ausbricht“. Doch wir können ihn nicht dazu zwingen, auszubrechen.

Manchmal haben wir da eine innere Schutzmauer. Mir hatte mein Facharzt mal gesagt, als ich meinte, dass es Themen gäbe, an die ich mich nicht heran traue, dass dies vielleicht auch ganz vernünftig sei (i. S. v. „Schutz-mechanismus“) – vielleicht gibt es ja in der (Reha-) Klinik auch einen geeigneten Raum, sich dem Vulkan zunächst vorsichtig ein bisschen zu nähern. Ich denke, man kann und sollte es selbst erst einmal nicht zu sehr fokussieren und provozieren. Meine Therapeuten hatte mir gesagt, dass man sich einfach Zeit lassen muss (und naja, es ging wohl auch um die Akzeptanz); vielleicht kann man ein anderes Mal darüber reden, wenn man innerlich soweit gefestigt und mehr Bereitschaft verspürt, sich dem „Was-auch-immer-man-kann-es-noch-nicht-benennen-und-ist-einfach-sauer-deswegen“ zu öffnen.

Hm, ja, ich habe auch manchmal so das Gefühl, dass es nicht weitergeht oder besser wird, aber vielleicht dauert es halt einfach und geht nur in unmerklichen Schrittchen voran. Manchmal braucht es vielleicht auch erst das Erlernen von anderen Fähigkeiten (z. B. Redenlernen vor anderen, sich Bewusstwerden des eigenen Gefühls, das Spürenlernen von Traurigkeit, Verlassenheit usw.), um dann das Hauptthema erst erfassen und benennen zu können.

Die Gedichte zum Thema „Beziehung“ findest du z. B. unter:

http://www.aphorismen.de/suche?f_thema= ... Wybranietz

Allgemeine bzw. alle Gedichte von ihr z. B. unter:

http://www.aphorismen.de/suche?f_autor= ... Wybranietz

Ich wünsche dir ein schönes Wochenende und gutes Gelingen beim Briefeschreiben (es muss nicht perfekt sein, Therapeuten können meist auch mit „Gedankenschnipseln“ etwas anfangen) .

Liebe Grüße
Mime
Wir müssen lernen,
die Menschen weniger auf das, was sie tun und unterlassen,
als auf das, was sie erleiden, anzusehen.

(Dietrich Bonhoeffer)
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