Alles von der Seele schreiben... Schwangerschaft und AD

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Papillon
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Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Alles von der Seele schreiben... Schwangerschaft und AD

Beitrag von Papillon »

Nachdem ich 2 Jahre durch die Einnahme von Medikamenten (Elontril und Amisulprid) sehr stabil war und es mir in dieser Zeit so gut ging wie noch nie in meinem Leben habe ich beschlossen, die Tabletten abzusetzen. Das hat auch den Grund das ich gerne ein Kind hätte und ich möchte während einer Schwangerschaft keine AD´s nehmen.
Meine Ärztin sagte immer, aufgrund meiner Krankengeschichte wäre es mir nicht möglich jemals ohne AD´s auszukommen. Nun hat meine Ärztin krankheitsbedingt aufgehört zu praktizieren und ich war gezwungen mir einen anderen Arzt zu suchen, was für mich ein Schock war, denn ich war bei ihr seit 2007 in Behandlung und sie kannte mich in- und auswendig.
Der neue Arzt ist noch jünger und sagte, man soll niemals nie sagen, er würde es mit dem Absetzen versuchen wollen.
Wir haben das Amisulprid von 200mg auf 100mg reduziert, worauf ich noch keinen Unterschied merkte. Meine Stimmung war nach wie vor gut. Dann sagte er, ich soll von 100mg auf null gehen. Und nach zwei Tagen bekam ich wieder Weinkrämpfe und es ging mir sehr schlecht, weshalb ich dann wieder 100mg genommen habe... seit Dienstag nehme ich 50mg und ich merke Unruhe und Nervosität und ich grüble auch wieder vermehrt und mache mir negative Gedanken.

Mein Leben ergibt für mich keinen Sinn... ich bin 30 und habe nichts erreicht. Ich habe einen lieben Mann, wir verstehen uns super, er ist auch immer für mich da.
Aber alles andere ist schlecht... meine Arbeit macht mir schon seit Jahren keinen Spaß mehr, ich gehe dort ein und langweile mich zu Tode. Durch meine spezielle Ausbildung ist es mir nicht möglich mir anderweitig etwas zu suchen, noch dazu ist es ein Beamtenjob, den ich nicht aufgeben kann weil mir die Sicherheit sehr viel bedeutet und ich gut verdiene. Aber es ist jeden Tag der gleiche Trott und es ist nie was zu tun und wir sind völlig überbesetzt. Diesen Job könnte einer allein machen... wir sind zu viert!

Ich hätte auch so gerne ein Kind... bisher war es mir nicht möglich, da ich Medikamente genommen habe... Und so wie es aussieht werde ich kein Kind bekommen können, weil ich wohl doch abhängig bin von den AD´s. Ich fühle mich wie ein Versager, alle um mich herum bekommen Babys und sind glücklich und haben einen Sinn im Leben... Ich kann mir diesen Wunsch sehr wahrscheinlich nicht erfüllen...
Mein Mann sagt, dass es nicht schlimm ist wenn wir kein Kind haben und dass er mich deswegen nicht verlassen wird. Er sieht das ganz locker...
Aber ich wünsche es mir so sehr...

Ich weiß nicht was ich machen soll... die Medikamente absetzen und es irgendwie durchstehen und hoffen das ich halbwegs stabil bleibe oder die AD´s weiterhin nehmen und dann ginge es mir wieder super, aber meinen Traum müsste ich aufgeben...
Ich denke, eine Adoption käme für meinen Mann nicht in Frage... und vielleicht ist es auch noch zu früh um über so ein Thema nachzudenken...

Ich komm aus dieser Sackgasse nicht mehr raus... vor allem mein Beruf macht mich so unzufrieden und unglücklich.

Tut mir leid das ich so viel geschrieben habe, aber es musste mal raus...
Ich merke schon das ich wieder in ein Loch falle... ich merke selbst das die 50mg nicht ausreichen...

Ist das die Depression die zurück kommt oder sind es einfach nur Absetzerscheinungen die irgendwann vergehen? Muss ich es einfach nur durchstehen und abwarten? Oder schlittere ich geradewegs wieder in eine depressive Phase?

Danke fürs Lesen...

Vielleicht geht es jemandem ähnlich?
blueray

Re: Alles von der Seele schreiben...

Beitrag von blueray »

Hallo,
als erstes mal die Frage, ist Dein Arzt ein Neurologe bzw. ein Psychiater der sich mit diesen Medis auch auskennt?
Letztendlich ist es ja so, es gibt ja durchaus Antidepressiva die auch in der Schwangerschaft genommen werden können.
Mir kommt das Absetzen auch zu schnell vor, hätte man das nicht langsamer ausschleichen können?
Das Amisulprid fällt ja auch wieder in eine andere Gruppe, wie die typischen modernen AD.
Ich würde nicht so schnell aufgeben, da wird es mit Sicherheit auch eine Lösung geben, der Arzt ist die Ansprechperson und sollte sich schon speziell mit Deiner Problematik befassen.

Grüße
Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Re: Alles von der Seele schreiben...

Beitrag von Papillon »

Hallo blueray,

mein derzeitiger Arzt ist Psychiater. Er kennt sich also mit den Medikamenten aus. Es hat mich selbst gewundert, dass er das Amisulprid so schnell absetzen wollte, was ja leider nicht funktioniert hat.

Ich weiß das man während einer Schwangerschaft auch AD´s nehmen kann, aber wenn ich die Wahl hätte, würde ich das dem ungeborenen Kind nicht antun wollen... es ist und bleibt ein Risiko.
Ich weiß nicht ob ich jemals anders darüber denke aber im Moment habe ich die Einstellung ein Kind nur ohne die Einnahme von Medikamenten zu bekommen.
Clara1234

Re: Alles von der Seele schreiben...

Beitrag von Clara1234 »

Ich finde das hört sich sehr nach Absetzungserscheinungen an, würde mich auch sehr wundern wenn so ein ziemlich abrupter Abbruch der Einnahme ohne Folgen bliebe.
Ich hatte auch über Wochen so ähnliches nachdem ich ein anderes Mittel auf die halbe Dosis herab dosiert hatte.
Vielleicht kannst Du auch eine Frauenärztin finden die auch Psychotherapie macht z.B. die Dir raten kann wie das im Falle einer Schwangerschaft wäre. Gib nur nicht gleich die Hoffnung auf, gibt es sicher Wege.
Vielleicht wäre es auch eine Möglichkeit stationär eine Absetzung der AD zu probieren.
Ich wünsche Dir viel Mut und Kraft...
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Alles von der Seele schreiben...

Beitrag von Zarra »

Hallo Papillon,

falls Du die Seiten nicht eh schon kennst, schon mal da:
http://www.embryotox.de/frauen_psyche.html

Deine prinzipielle Einstellung in Ehren (... hätte mir ähnlich gehen können), aber es bringt ja auch nichts, wenn Du während der Schwangerschaft heftiger erkrankst, keine Ahnung, wie sehr Du damit Deinem Kind "schaden" könntest, mal abgesehen von Deinem Leiden.

Ich war da sicher auch immer skeptisch, habe aber inzwischen im (allerdings entfernteren) privaten Kreis von mindestens zwei Schwangerschaften unter Antidepressivaeinnahme gehört, allerdings wohl andere Medikamente als Deine, die völlig problemlos verliefen, gesunde Kinder ... ... da schien mir das eher gar nicht heftiger als Frage aufgekommen oder relativ schnell abgehakt zu sein ...

Andererseits würde ich mich dem "man soll nie nie sagen" sehr anschließen. Außerdem verändert die Schwangerschaft ja auch nochmals hormonell etwas. ... vielleicht mußt Du es langsamer und mit weniger (Erwartungs-)Druck angehen. Und vielleicht Dich auch mal erkundigen, welche Antidepressiva man am ehesten während einer Schwangerschaft nehmen könnte, welche am besten untersucht und belegt sind.

... vielleicht etwas weniger Schwarz-Weiß, sondern langsam schauen, was möglich sein könnte und immer wieder auf die Situation neu und nicht überstürzt reagieren ...

Alles Gute Dir!

Zarra

P.S. ... vielleicht machst Du mit der Kinderwunsch-(Antidepressiva-)Thematik besser einen Thread auf, bei dem man das im Titel erkennen kann?! Da ist die Chance höher, daß jemand direkt Betroffenes oder betroffen Gewesenes antwortet.
Und falls Dich die Frage Depression oder Absetzproblematik weiter beschäftigt ebenso (mit den konkreten Medikamenten wohl am besten) im entsprechenden Unterforum.
Papillon
Beiträge: 117
Registriert: 21. Nov 2008, 16:45

Re: Alles von der Seele schreiben...

Beitrag von Papillon »

Hallo Zarra,

danke dir für deinen sehr informativen Link.
Du hast Recht, mein "schwarz-weiß-Denken" in dieser Hinsicht war immer sehr eingefahren. Ich werde Medikamenten in der Schwangerschaft gegenüber offener sein, denn es stimmt: was nützt es, wenn ich während der Schwangerschaft depressiv bin? Ich denke auch davon könnte das Kind einen Schaden nehmen.
Mein Ziel ist es jetzt das Amisulprid ganz abzusetzen, denn das haben mir zwei Ärzte bestätigt, dass dieses Medikament für eine Schwangerschaft gänzlich ungeeignet ist. Das Elontril werde ich - wenn möglich - reduzieren, aber weiterhin nehmen, sollte es notwendig sein. Ich habe gelesen, dass es in der Schwangerschaft eingesetzt werden kann.
Irgendwie wird es für mich einen Weg geben... wichtig ist halt immer die Unterstützung durch einen Arzt.
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