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wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 08:05
von otterchen
Hallo zusammen!

Eigentlich ist dies nur eine Art "Frage in die Runde", kein wirkliches Problem dahinter.

Ich kompensiere meine Mängel dadurch, dass ich
- esse (zu viel oder zu oft oder zu süß)
- kaufe (Kleidung, Deko, Schmuck)

Ob mein TV-Konsum auch eine Art der Kompensation ist? Kann gut sein.

Wikipedia sagt dazu:
"Kompensation (Psychologie), der Ersatz oder Ausgleich von real vorhandenen oder vermeintlichen Mängeln durch andere Fähigkeiten"

Oh, hm, vielleicht habe ich den Begriff Kompensation auch nicht korrekt benutzt? Das, was ich suche, wäre wohl eher ein Abwehrmechanismus
http://de.wikipedia.org/wiki/Abwehrmechanismen



Mich würde interessieren, was es da noch gibt bzw. was IHR macht. Welches Verhalten "übertreibt" Ihr, damit es etwas Anderes, nicht Vorhandenes, ausgleichen soll?

Danke im voraus für Eure Antworten!

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 09:09
von ksbn
Sturheit, Verleugnung? Körperliche Überanstrengung? Dekompensation ist eher problematisch.
Ist das gerade ein großes Thema für Dich?

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 09:46
von Clairedelalune
Guten Morgen, otterchen und allen!

auch mit Essen - leider,
und nicht nur leider, sondern auch gefährlich, wegen des seit Jahren erhöhten Langzeitzuckers,

ich esse auch prinzipell über den Hunger hinaus, habe oft Magenschmerzen, bewege mich zu wenig

und seit ich eine "helal" Variante von Gummibärchen und "Marshmellows"
(also beides ohne Schweinegelatine) gefunden habe, sind auch da alle Schranken eingerissen.

Gerade die Marshmellows"
- die gab`s in meiner Kindheit als "Mäusespeck" (aber eben mit Gelatine)sind "emotionales Essen" pur, ganz klar, damit und nicht nur damit, kompensiere ich die verlorengegangenen Geborgenheitsgefühle, meine Einsamkeit, meine Leere.

Wenn ich eingermaßen Kraft habe "sublimiere" ich und wandle mein Seelen-Desaster mit Malen um, aber dazu fehlt mir derzeit jede Kraft.

Intellektualiesieren tu` ich glaube ich auch gern,

oder ich weiß nicht ob es genau das ist,

ich stürze mich eben gern in so "Advaita-Gedanken" dass wir gar keine Entscheidungfreiheit, keine Wahlmöglichkeit haben (Tony Parsons "The Open Secret")...

obwohl ich muss sagen, das war schon ein Wendepunkt in meiner Depressionslaufbahn, als ich dem Gedanken vollkommen nachgespürt und akzeptiert hatte,

dass ich "nichts tun muss!!!"

weil alles schon da ist,

es gibt keine Ziel, das ich erreichen muss, geschweige denn erreichen könnte,...

das war auf dem Tiefpunkt der Retraumatisierung durch den psychoanalytischen Therapeuten,

dieser Schmerz war der schlimmste, den ich je aushalten musste und als ich mich in das "ich muss nichts tun" habe fallen lassen

(und die Thrapie bei ihm zugungsten der CBASP-Therapiestudie abgebrochen habe) von da ab gings bergauf.

Und natürlich beten, aber da bin ich grad wie einer, der zwei Meter vor der rettenden Oase im Sand liegen bleibt und verdurstet, ich komm nicht dran.

ich hatte am Wochenende auch ganz plötzlich Fieber von jetzt auf nachher und keinerlei Symptome, kein Husten, kein Halsschmerzen kein Durchfall,
nichts, was das Fieber oder einen Virus erklären könne, ..?

... fing am Abend des Todestages meiner Mutter an , ... dauert 36 Stunden, dann war der Spuk vorbei.

so kompensiere ich, ...
Claire
danke für den thread

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 09:58
von Lerana
Liebes Otterchen!!!

Ich kompesiere...

Unsicherheit in Gesellschaft durch besonders viel Reden (eins meiner Lieblingsmuster! )

Stress mit Essen,

Kummer mit Essen,

Kummer mit kümmern,

Versagensängste mit mehr Engagement.

Und machmal alles mit Alkohol und das aber Gott sei Dank nur noch sehr selten!

Herzliche Grüße
Lerana

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 10:08
von FaceOff
Hallo Otterchen

Interessante Frage, hab ich jetzt ne Weile drüber nachgedacht.

Aber, ehrlich gesagt, könnte ich die nur für mein "altes" Leben beantworten. Da war ich Meisterin im unbewussten Kompensieren all meiner Defizite.

Vor allem durch:
- Arbeit, Arbeit, Arbeit, Arbeit, Arbeit,........
- TV ohne Ende, stundenlang, selbst Einschlafen war nur noch mit TV möglich

Im "neuen" Leben funktioniert das irgendwie nicht mehr. Ich würde sofort merken, wenn ich nur Kompensation/ Ersatzbefriedigung betreiben würde und halte inzwischen (aus Angst vor einem erneuten Absturz) dann lieber mal die Leere aus, nehme das dann als vorübergehend so an.

Beim Kompensieren hätte ich die Angst, mich selbst und meine wahren, eigentlichen Bedürfnisse wieder aus den Augen zu verlieren.

Insofern, im Moment bin ich mir zumindest nicht bewusst!! , irgendwas fehlendes mit was anderem zu überdecken. Ich hoffe, dass ich mir da jetzt nicht selbst was vormache, aber zumindest die beiden von Dir genannten Punkte (essen, kaufen) mache ich eigentlich nur, wenn mir wirklich danach ist.

Oder ist das jetzt auch schon wieder kontraproduktiv, mir für momentan fehlendes (Job, Mann) gar keinen Ersatz zu suchen?

Ich fühle mich damit zumindest irgendwie mehr bei mir selbst und versuche, die konkreten Defizite näher zu beleuchten. Oft merke ich dann, dass das gerade gar nicht ansteht (Mann), dann relativiert sich auch das "Defizit". Und die anderen Dinge VERSUCHE ich konkret, aktiv anzugehen (Job).....

Für mich ist das so stimmig. Was meinst Du dazu?

Liebe Grüße von Carla

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 10:14
von fi33
Hallo

Bei mir ist es auch das Essen.
Und auch Tv.Aber auch Bewegung,die ich durch meine Kinder habe.bin eigtl. viel an der frischen Luft,und Bewegung tut gut.Man denkt nicht soviel nach.

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 10:36
von krimi56
Guten Morgen, otterchen!

Die Frage ist wirklich gut.
Und so einige Antworten beschreiben genau mein Verhalten.

Ich war seit jeher Kummeresser, dann habe ich nicht wirklich ein Sättigunsgefühl.

Arbeit – körperliche Arbeit, am liebsten draußen tut mir gut, dann ist mein Kopf frei.

Wie Lerana, bei Unsicherheit rede ich, dass es mir selbst auffällt.

Und der PC samt Internet sind mein Fluchtpunkt, seit soziale Kontakte auf Grund meiner Krankheit abgebrochen sind.

Und wenn es mir ganz mies geht, dann muss ich mir etwas Gutes tun, indem ich mir etwas kaufe. Es müssen keine großen Dinge sein.

LG krimi

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 13:19
von SLSL
Hallo otterchen, hallo liebe Mitleser.

Also meine Mängel(=Fehler oder vermeintl. Fehler )
kompensiere ich mit Arbeit und Schweigen.

Meinen Mangel an Lebensfreude kompensiere ich auch mit Essen.Die Mahlzeiten sind bewußt gesund und ausgewogen, aber zwischendurch muß es mal süß mal salzig sein, mal Eis und viel,viel Obst.(in den Mengen nicht wirklich gesund). Möchte dann, glaube ich, die Leere füllen, mich breit machen??(wie doof!!!)Manchmal esse trotz Bauchschmerzen, wie Selbstverl.

Essen ist ja auch einfach, irgendwie immer griffbereit.

LG blauregen

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 13:52
von medusa
liebes otterchen, all ihr anderen hier,

kompensieren - gerade DAS thema bei mir.

kompensieren um nicht zu dekompensieren?
ich habe in dieser woche "zwangsurlaub" - habe wirklich ALLES versucht um arbeiten gehen zu dürfen - es gibt jedoch noch zu viel resturlaub aus 2012 und so SOLLTE ich den urlaub nehmen.

HILFE - habe ich gedacht! was soll ich denn die vielen stunden daheim? und womit kann ich das nur kompensieren?

bei mir ist es - leider - genau anders herum. ich höre auf zu essen wenn ich stark unter stress gerate, traurig, hilflos, einsam bin. ich rauche zu viel, trinke abends zu viel rotwein.

ich lenke meine energie oder die "einsamkeit, das schmerzliche gefühl" auf irgendwelche hirnlosen arbeiten. im besten fall - so wie heute, auf etwas produktives im weitesten sinn - habe gemeinsam mit dem sohn rasen gemäht...

ach ja - da gibt es noch etwas: was für die meisten menschen kuchen, süßes in jeder form ist, sind für mich die chips (ok, größe und gewicht stimmen bei mir - bin ja eher diejenige, die bei stress dann zu viel abnimmt, aber gesund sind sie ja nun dennoch nicht wirklich - ne tüte chips, ein buch - perfekte kombination für mich - wobei, das konzentrieren auf das lesen klappt derzeit auch nicht so richtig gut).

wenn es ganz arg ist, gehe ich noch mehr mit dem hund als üblich.
und natürlich die badewanne:)

aber ist kompensieren nun gut, hilfreich oder doch nur flucht?
sich hinzusetzen, wenn es gerade ganz schlimm ist, das auszuhalten, in sich hineinzuhorchen, nichts übertünchen oder mit etwas anderem überdecken - was ist sinniger?

lg
eiskristall

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 13:54
von Merida
ich kompensiere am liebsten mit Schlaf! Kann bis zu 18 Stunden schlafen und bin dann immer noch müde.

LG Merida

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 14:18
von Mooseba
.

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 15:22
von Handsan
Hallo Otterchen und alle anderen!


Kompensiert habe ich früher durch massiven Sport, bis zur gut angefühlten Erschöpfung. Heute habe ich dazu keine Energie mehr.

Auch das Thema Essen -zu wenig, zu viel- meine damalige Essstörung. Mit der Essstörung kompensierte ich damals meine Depression, deren ich mir nicht bewusst war.

Heute kompensiere ich nicht mehr und das zu lernen war/ist schwer. Ich fahre besser mit der Frage: "Was tut mir jetzt gut?"

Wenn ich Buchtitel oder dergleichen lese mit "Der Depression davon laufen", dann möchte ich am liebsten mit einem dicken Schwarzstift drauf schreiben, dass das nicht geht. Ich bin solange gelaufen, bis mein Gewicht besorgniserregen niedrig war. Ich konnte dem Schmerz nicht entfliehen.

Egal wo ich war, die Depression kam immer mit.


Liebe Grüße
Lotusblume

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 15:50
von anna54
Hallo otterchen
mal wieder ein gutes Thema

ich kompensiere durch Auszeiten für mich.
Gern durch lesen,sich nicht stören lassen.

Gemütliches Wohnzimmer,Deko (manchmal ausufernd)

ich will mich wohlfühlen,also suche ich Dinge,die Wohlfühlen garantieren,Wohlfühlkleidung!

gern auch viel reden,wenn jemand dann da ist.

Blumen in allen Variationen

Kochen mit viel Fantasie und Freude

Ich bin einfach gut zu mir
anna54

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 18:19
von otterchen
Hallo zusammen!

Ui, so viele Antworten! Danke Euch allen dafür!

Ich überlege nur gerade, ob dieses "Kompensieren" nicht einen arg negativen Touch hat... wann ist es ok, wann nicht mehr?

Anna, Du schreibst, Du tust Dir was Gutes:
DAS wäre für mich keine Kompensation.

Aber: hat denn jemand eine stimmige Definition dafür?
Wann ist "ich esse, wenn ich mich leer fühle" Kompensation,
wann ist "ich backe, wenn es mir schlecht geht" keine??

Ist es die Art der Kompensation? Oder das Maß?
Also Laufen gegen Stress - ok
zuviel laufen und abnehmen - nicht mehr ok
????

Ich bin eigentlich nur durch einen Nebensatz in einem Krimi darauf gekommen... dass ich auch durch mein Ansammeln von hübschen Gegenständen (sprich: Deko) etwas kompensiere. Da ging mir mal wieder ein Licht auf... ah, DAHER kommt das also!

Jetzt habe ich eigentlich einfach nur in die Runde gefragt, weil mein Interesse geweckt wurde, aber wie ich sehe, scheint das bei Einigen von Euch ja auch aktuell zu sein.

Vielleicht... hängt es auch damit zusammen, wie etwas kurz-, mittel- und langfristig auf uns wirkt?
Kurzfristig: supergut (ah, die Zigarette beim Heimkommen... Kaufen, was das Girokonto hergibt)
Langfristig: schädlich

PC und TV würde ich z.B. nicht pauschal als schädlich einstufen, aber "die Dosis macht das Gift".

*grübel-grübel* gar nicht so einfach, das aufzudröseln und gegeneinander abzugrenzen.

Ideen willkommen!


Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 19:35
von medusa
liebes otterchen,

ich liebe deine gedankengänge, wie du gedanken und worte miteinander verbindest, mich jedes, aber auch wirklich jedes mal, wenn ich etwas von dir lese, zum nachdenken bringst.

das ist manchmal etwas anstrengend für mich - weil ich eh schon so viel denke - und ganz oft einfach nur balsam für meine seele.

dem gedanken "kurz-mittel-langfristig" bin ich jetzt noch gar nicht so sehr nachgegangen.

wohl aber dem maß!

das maß der dinge - das ist, glaube ich, ein ganz, ganz wichtiger gedanke. dazu passt das uralte sprichwort: zu wenig und zu viel, ist aller narren ziel (frag bitte nicht, von wem - glaube aber, es ist wirklich schon alt).

ein bisschen geld ausgeben - ok!
zu viel - schlecht!

ein bisschen mehr essen aus welchen gründen auch immer - ok.
zu viel oder zu wenig (wie bei mir) oder gar nichts - schlecht!

aber es gibt auch dinge, die man nicht nur ein bisschen zu viel oder zu wenig antrifft:

- ein bisschen schwanger - geht nicht
- ein bisschen rauchen - geht bei mir nicht (da geht nur ganz oder gar nicht)
- ein bisschen arbeitslos - geht nicht

du verstehst, wie ich es meine?!

das maß der dinge - und die dauer desselben - wichtige gedanken, oder?

ich kann vielleicht zwei tage über die stränge schlagen (zu viel oder zu wenig essen, z.b.) - dann jedoch sollte sich alles wieder etwas einpendeln, da man ansonsten gefahr läuft zu viel oder zu wenig gewicht zu haben.

ich verbinde mit kompensation übrigens meisten etwas negatives durch etwas für mich positives zu kompensieren.

gespannt auf deine gedanken grüßt
eiskristall

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 19:44
von no name
Hallo otterchen,

ss gab mal eine Zeit während der Depri, da bin ich in blinden Aktionismus verfallen, nur um das Gedankenkreisen zu unterbrechen, zu beeinflussen und die unangenehmen Gefühle nicht zu spüren.
Meine Hände sollten dabei immer was zu tun haben.
Irgendwann sind mir bei diesem blinden Aktionismus immer mehr Fehler unterlaufen, bis mir klar wurde, dass mein Gehirn zu diesem Zeitpunkt seine eigenen Regeln hatte und dadurch kein Platz für andere kognitive Aufgaben war.
Na ja, dass nur am Rande, nun zurück zu deiner Frage der Definition.

Ob ich dazu eine stimmige Antwort finde, weiß ich nicht.

Wie beim Thema PC und TV, so auch bei vielem anderen würde ich es genauso sehen:
„die Menge machts“.
Das kann jetzt die Menge an Frustessen, Sport etc. sein, dass kann genauso bedeuten wie lange ich das ganze betreibe oder eben beides gleichzeitig.

Auch, so wie es Anna schreibt, sich etwas Gutes tun ist Kompensation. Weil man so anderem positiv entgegen wirkt.

Somit würde ich sagen, dass Kompensation bei weitem nicht immer negativ besetzt sein muss. Wie gesagt „die Menge machts“.

So, mehr Gedanken dazu glaub ich schaff ich heut nicht mehr.

Schönen Abend noch,

viele Grüße

no name

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 19:52
von krimi56
Hallo otterchen,

… Da ging mir mal wieder ein Licht auf. …

Da bin ich aber sehr gespannt, wie hell deine Erleuchtung bleibt und du uns weitere Erklärungen, Definitionen zu unseren Kompensierungen geben kannst.

Wenn du schon dieses Thema in den Raum wirfst, bist du uns auch eine gute Diagnose schuldig.

Nein, du bist uns natürlich nichts schuldig. Aber gespannt bin ich schon, was ich mit meiner Art meine Probleme zu kompensieren für mein Inneres anrichte.

LG krimi

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 20:20
von otterchen
ach Krimi,

da muss ich Dich leider enttäuschen.
Es ging bei meinem kleinen Lichtlein einfach nur um einen Aha-Effekt:
die Detectives untersuchten den Raum eines halbwüchsigen Jungen, und einer meinte, er habe viele schöne Dinge in seinem Zimmer, und dass das wohl nicht untypisch sei für ein Kind, welches eine schwierige Kindheit hatte.

Da wurde ich mit meinem Kompensationsverhalten irgendwie etwas ausgesöhnt: es ist halt so!

Ich habe so viel schöne Deko hier in meinem Wohnzimmer, dass ich mir strikt verbieten muss, irgendein weiteres Teil zu kaufen
Aber ich muss mir wegen dieses Verhaltens keinen Vorwurf machen: es ist nichts ungewöhnliches.

So lange mein Geldbeutel darunter nicht leidet, kann ich mir auch heute noch die Kerzenhalter, Schmuckdosen, Bilder, Körbe, Vasen etc. mit richtigem Wohlgefallen anschauen: sie erfreuen mich nach wie vor, und ich mag mich derzeit von keinem Teil trennen.

Im Gegenteil: wer den Bauhaus-Stil kennt, weiß, in welchem Umfeld ich mich nicht wohlfühlen würde
Das wäre mir zu reduziert, zu unpersönlich, zu wenig verspielt.

Aber das betrifft ja nun nur die Seite des Kaufens. Was z.B. das Essen betrifft: da bin ich nicht so gnädig mit mir. DIESES Kompensationsverhalten würde ich mir gerne abgewöhnen.


An die anderen: ich versuche später noch, Euch zu antworten.


Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 21:02
von otterchen
Huhu Eiskristall,

danke *rotwerd*

Ja, Maß und Dauer, aber auch "Charakter" der Sache, also ob es was eher schädliches oder nützliches ist (ob ich mir z.B. ständig neue Kleidung leisten kann oder ob ich damit mein Konto strapaziere / ob ich abends einen Spaziergang mache oder Alkohol trinke).

"ich verbinde mit kompensation übrigens meisten etwas negatives durch etwas für mich positives zu kompensieren."

Ja, aber WARUM? (... das Negative ausgleichen)
Idee:
Der Grundstein wird dann gelegt, wenn wir mit irgendwas nicht richtig umgehen können, wenn wir etwas nicht verarbeiten können. Und irgendwann wird dann sowas wie eine Gewohnheit daraus.

Wir lernen also z.B. nicht, mit unserer Aggression umzugehen und diese in angemessener Art und Weise zu kanalisieren (Aggression hat NICHT NUR was mit Gewalt zu tun, sondern auch mit Energie, Vorwärtstreiben usw.),
sondern uns wird das ab-erzogen, nicht erlaubt bzw. sie sucht sich falsche Bahnen... und vielleicht entwickelt sich daraus dann ein übermäßiger Drang, Sport zu treiben - oder das ganz große Business aufzuziehen.

Oder: wir fühlen uns leer und unsichtbar... und greifen zur Schokolade
weil wir nicht gelernt zu haben, diese Gefühle entsprechend anzunehmen bzw. sie zu "heilen".
Theoretisch müssten wir nur lernen, diese Gefühle zu verarbeiten, und schon hätten wir gar nicht mehr den Appetit, um zu viel oder das falsche Zeug in uns reinzustopfen.

Soviel zur Theorie



Hallo no name,

Auch, so wie es Anna schreibt, sich etwas Gutes tun ist Kompensation. Weil man so anderem positiv entgegen wirkt.

Ich glaube, es könnte auch eine Rolle spielen, WANN es aufgetreten ist, dass wir etwas zu kompensieren haben - kann das sein?
Und ob ich es bewusst oder unbewusst mache
???

a) Grunsteinlegung früh in der Kindheit -> Kompensationsverhalten unbewusst übernommen -> umlernen, Kompensationsverhalten kann entfallen
b) aktuellere Geschehnisse -> Kompensationsverhalten bewusst als positiver Ausgleich entgegengesetzt
-> hier könnte man auch umlernen, aber warum sollte es wegfallen, dass man sich bewusst etwas Gutes tut?


Mal sehen, ob wir das noch entschlüsseln können



Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 21. Mai 2013, 23:59
von anna54
Hallo ihr Lieben
wenn ich mir was Gutes tue,dann kompensiere ich,sehr bewusst,die Erlebnisse aus der Geschlossenen.

Ich wähle meinen Sessel,mache Kerzen an,habe viele Blumen,lese,was mir gefällt.

Noch immer muss ich damit das elende Gefühl aus der Zeit der stat,Behandlung kompensieren.

Ich muss es schön machen,um den Dreck zu vergessen.
Das ist ein riesiger Schmerz.
anna54

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 22. Mai 2013, 04:58
von krimi56
Liebes otterchen,

vielen Dank für deine Mühe und für die Diagnosen.

Hat es sich für mich doch gelohnt meine Schlaflosigkeit zum Lesen zu nutzen.

Nur, wie kompensiere ich die jetzt?

LG krimi

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 22. Mai 2013, 05:21
von SLSL
Hallo otterchen, guten Morgen krimi!

Das Thema Kompensation läßt mich nicht los. Vielleicht hilft es, meine krümmen Gedanken durch aufschreiben zu glätten.

Geht es dabei nicht darum, die Waage zu finden?

Also Essen---ein Grundbedürfis, zuviel, unregelmäßig, naschen als Kompensation seiner depr. Gedanken

Sport---gesund, zuviel--Kompensation s.oben.

Das bedeutet doch wohl, daß Kompensation eher negativ ist, denn ich sollte mich ja schon mit meinen neg. Gedanken/Gefühlen auseinandersetzen.

Aber--- auch da ist für mich die Waage hilfreich. Manchmal darf Schokolade(o.Ä.) als Trost sein, manchmal muß(müßte)ich mich den Grundproblem nähern.

Versteht ihr mich?

Vielleicht sollte ich doch lieber noch ein Stündchen schlafen oder nur leise für mich denken.

Lg blauregen

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 22. Mai 2013, 11:48
von no name
Hallo Otterchen,

Ich glaube, es könnte auch eine Rolle spielen, WANN es aufgetreten ist, dass wir etwas zu kompensieren haben - kann das sein?
Und ob ich es bewusst oder unbewusst mache
???

Das sehe ich auch so und bevor ich jetzt weiterschreibe, bin ich doch mal neugierig was Tante google dazu sagt...

Aha, habs zwar jetzt nur überflogen (vorwiegend Wiki), aber ich denke um Kompensation richtig zu definieren, müsste man eigentlich mit einer Einteilung beginnen, bzw. in welchem Zusammenhang der Begriff „Kompensation“ steht.
Um ein Beispiel zu nennen, dass mir gerade bei Wiki aufgefallen ist und was ich gut kenne, auch aus der Schachpartie vor kurzem mit meinem Sohn, ist folgende Beschreibung bei Kompesation im Schach: „ein in Kauf genommener Nachteil für einen anderweitigen Vorteil“.
Für nicht Schachspieler zur Erklärung: Ich lasse mir z. B. bewusst eine bestimmte Figur schlagen, weil ich weiß, dass sich daraus im nächsten o. übernächsten Zug für mich Vorteile ergeben.
→ Somit sprechen wir hier von der bewussten Kompensation, die sich in diesem Fall für mich positiv auswirkt.
Auch Wiki unterteilt hier in Bereiche.
Wer will kann ja mal hier nachlesen: http://de.wikipedia.org/wiki/Kompensation

Nun hast du dieses Thema in einem Forum für Depressionen zur Diskussion gestellt, somit geht die Frage der Definition wohl eher in Richtung Psychologie.
Und da komme ich wieder zurück auf die Kompensation durch Dinge und Verhaltensweisen, die einer Depression entgegenwirken, also z. B. ich tue mir was Gutes, ich bin gut zu mir selbst usw. Dies findet im therapeutischen Bereich Anwendung, es wird also ebenfalls auf bewusste Kompensation Wert gelegt. Für den Patienten, würde ich sagen, ist das Ergebnis auch positiv.
Wir gleichen etwas aus oder ersetzen es durch anderes.

Und da sind wir beim Punkt unbewusstes Kompensieren, was selbstverständlich in der Psychologie auch seinen Platz hat.
Ein Kind kompensiert z. B. Erlebnisse die es mit seiner Psyche zu diesem Zeitunkt anders nicht verarbeiten kann und was als Schutzmechanismus dient.
Also reden wir hier von der unbewussten Kompensation.

Beides, so denke ich, hat also seinen Platz in der Psychologie und kann durchaus hilfreich sein.
Und ich bin überzeugt, dass sehr viele Menschen in ihrem normalen Alltag in bestimmten Situationen versuchen zu kompensieren, auch wenn dies häufig unter dem Begriff „abwägen“ geschieht.

Wenn wir jetzt noch genauer differezieren wollen, dann müsste wir tatsächlich den Begriff „Abwehrmechanismen“ dazu nehmen.
Dazu sagt Wikipedia in der Einleitung folgendes:
Abwehrmechanismus ist ein Begriff aus der Psychoanalyse. Mit ihm werden psychische Vorgänge bezeichnet, die den Zweck haben, miteinander in Konflikt stehende psychische Tendenzen (Triebe, Wünsche, Motive, Werte) mental so zu bewältigen bzw. zu kompensieren, dass die resultierende seelische Verfassung konfliktfreier ist. Dies erfolgt meist unbewusst.
Somit kann natürlich auch mein Beispiel von oben mit Erlebnissen in der Kindheit unter den Abwehrmechanismen fallen.
Hm, jetzt glaub ich wird’s zu kompliziert.

Was ist aber, und darum ging es dir ja auch, wenn wir durch zu viel Essen, Sport, Arbeit etc. belastendes versuchen auszugleichen.
Dann ist damit wohl eher „Überkompensation“ gemeint oder auch wie es umgangssprachlich so schön heißt „zu viel des Guten“.
Dein Beispiel mit den Dekoartikeln gefällt mir gut.
Ich mag Dekoartikel auch sehr gerne, kompensiere aber nicht allzu viel damit, da mir das Staubwischen die Kompensation wieder madig macht .

Was natürlich eine sehr interessante Frage und ganz wesentlich ist, wie kann ich eine Kompensation die irgendwann einmal für meine Entwicklung wichtig, hilfreich und schützend war und sich dann evtl. zu einer Überkompensation gewandelt hat wieder umkehren, bzw. so wie du es ja ganz richtig schreibst „hier könnte man auch umlernen“.
Ich denke, da sind wir beim schwierigsten Thema überhaupt, denn d. h. ja dass letztlich nicht wir umlernen, sondern, dass unsere Psyche/Gehirn umlernen muss.
Und was es da noch viel schwieriger macht, wenn z. B. eine Kompensation über Jahre hinweg gut funktioniert und hilfreich war, und plötzlich bewirken Lebensumstände o. ä., dass es sich eher als störend auswirkt.
Womit wir wieder beim Thema, ob etwas über einen langen Zeitraum oder nicht geschieht.

Ui, allmählich schwirrt mir der Kopf, deshalb möcht hier jetzt einfach mal Schluss machen.

Danke, otterchen für die Anregung!

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 22. Mai 2013, 12:07
von Clairedelalune
Hallo allen, hallo otterchen

es gab doch mal diesen Schlager
"ich will keine Schokolade- ich will lieber einen Mann"

... kompensieren, ich meine wenn ein Mangel da ist, klar, kann ich den erstmal auch einfach so annehmen, muss ich ja fast.

Aber Hand aufs Herz, wenn ich ne nette WG oder eben einen Partner, eine Familie hätte,

also nicht so hunde elend einsam wäre, dann würde ich auch nicht Frust futtern.

Aber blöderweise sitze hier als die Summe all meiner leidvollen Erfahrungen

angefangen vom Verstoß gegen den Hippokratischen Eid meines leiblichen Vaters, und das gezeugt werden durch einen Arzt mit seiner Patientin,

den frühen Krebstod meiner Mutter, die Qualen durch meine Stiefmutter

und bin lange Zeit vollkommen so was von Bindungsunfähig gewesen

und jetzt, da ich das mittels Therapie soweit überwunden habe, bleibt die Welt ja nicht stehen und wartet nur auf mich, dass ich gleich sofort einen Partner finde.

Ich mach mir grad echt Luft, ...
aber dieses "Massenträgheitsprinzip" der Depression macht mir doch sehr zu schaffen, setzt mir echt zu.

Und vielleicht sind ein paar Kilos zu viel auf den Rippen, wegen Süßkram futtern immer noch das allerkelinste Übel, was einem passieren kann, bis man "seinSchiff wieder auf Kurs" hat

denn dazu dienen ja die ganzen Abwehrmechanismen, das Überleben des individuum soll gesichert werden, der Selbsterhalt.


... manchmal würd ich gern mir otterchen einen Kaffee trinken (oder eine anderes heißgetränk nach Wahl)

LG
Claire

Re: wie kompensiert Ihr?

Verfasst: 22. Mai 2013, 13:39
von jep
Hallo ihrs,

ich habe bestimmt auch einen "kompensierenden Nahrungsmittelkonsum- SCHOKI!- aber:

Schokolade schmeckt einfach GEIL!

Denn sie ist süß, fett und kalorienreich- und trifft damit in der Menschheitsgeschichte den Geschmack, dessen Beachtung für die überlebenswichtigen Fettpolster sorgte- die nächste Hungersnot war meist nicht weit. Das teilen wir auch mit vielen Tieren- Bären bereiten sich auch mit süßen Beeren und fetten Nüssen und daraus folgendem gewaltigem Übergewicht auf den Winterschlaf vor.

Zum Glück gabs schon lange keine Hungersnot mehr bei uns, und Schokolade ist selbst bei knappem Budget finanzierbar.

Diese Tatsachen muß ich mir immer mal wieder klar machen, um beim Schokiverputzen nicht dem Umkehrschluss zu verfallen: wenn meine Stimmung wieder gut ist, brauche ich keine Schokolade mehr, und die Pfunde purzeln von alleine? - Pustekuchen!

Ob ich aus diese weisen Erkenntnissen eines Tages Profit schlagen kann? Keine Ahnung- ich steh gerade auf quadratische Vollmilch-Joghurt-Schoki, das klingt gesund, ist aber genauso fett und süss wie der Rest

lg
annette fee