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unzufrieden

Verfasst: 1. Aug 2003, 18:36
von clades?
Wie kann ich mit einer Krankheit umgehen, von der ich nicht mal weiss ob sie besteht?
Ob ich mir das alles nur einbilde? Weil ich mich einfach zu oft damit beschäftige?
Wie komme ich raus durch mich, ohne Diagnose und ohne Arztbesuch, der auf gar keinen Fall zur Diskussion steht. Will nur mehr Effektivität ins Leben bringen, nur funktionieren. Das schaffen was ich schaffen muss, mehr nicht, aber weniger auch nicht. Sollte eigentlich kein Problem sein. Dürfte kein Problem sein. Und schaffe es nicht...meistens jedenfalls...

Re: unzufrieden

Verfasst: 1. Aug 2003, 23:51
von subway
Liebe Sara,
daß was Du schreibst kommt mir sehr bekannt vor. Ich habe mich auch immer gefragt, warum ich nicht soviel leisten kann wie andere, warum ich mich zu vielen auch sehr wichtigen Dingen nicht aufraffen kann.
Auch ich habe mich mit dem Thema Depressionen beschäftigt, halt einfach weil es mich interessiert hat.
Das ich selbst eine Depression habe auf die Idee wäre ich nie gekommen.Ich dachte ich bin einfach nur faul oder zu dumm.
Das du auch Depressiv bist muß nicht der Fall sein, kann aber.
Hast Du schon den Selbsttest vom Kompetenznetz Depressionen gemacht?
Vielleich ist der dir ja eine Hilfe.

Wenn Du Lust hast schreibe doch noch etwas von Dir.

Liebe Grüße Anastasia

Re: unzufrieden

Verfasst: 3. Aug 2003, 11:59
von clades?
Hallo Anastasia,
danke für Deine Antwort. Den Test habe ich schon gemacht, und demnach bin ich es wohl, aber das ist schon etwas subjektiv, ich frage mich jedesmal ob ich etwas vorschiebe, quasi mich selbst betrüge, auch wenn das total bescheuert klingt!

Das Internet ist schon eine grosse Hilfe, aber ich fühle mich zu unrecht hier, weil ich denke, so schlimm kann es ja nicht sein. Naja, mal hü mal hott. Ich studiere mehr schlecht als recht, obwohl ich genau das studiere was ich wollte und was mir eigentlich Spass machen sollte.
Bin noch über meine Eltern versichert, weswegen ein Arztbesuch nicht in Frage kommt.

War Dein erster Weg der Test, sich informieren über das Internet? Oder hast Du es nachdem Du es wusstest Dich erst informiert etc.?

Re: unzufrieden

Verfasst: 3. Aug 2003, 20:19
von winnie
Liebe Sara,

es ist in einer Depression ziemlich typisch, daß man sich ständig selbst Vorwürfe macht, daß man sich anstellt. Daß es doch eigentlich gar nicht so schlimm ist, daß es anderen doch viiiiieeeel schlechter geht, usw. Man kommt sich vor wie der letzte Hypochonder.
Das ist ja genau eines der teuflischsten Symptome der Depression, daß man sich selbst nicht wichtig nimmt, daß man seine Krankheit nicht als solche wahrnehmen will.

Und dabei IST es eine Krankheit, und Du LEIDEST darunter und es geht Dir SCHLECHT!
Das heißt, Du hast jedes Recht, zum Arzt zu gehen und um Hilfe und Behandlung zu ersuchen.

Warum kommt ein Arztbesuch nicht in Frage? Wenn Du Zahnschmerzen hättest, würdest Du doch auch zum Zahnarzt gehen, oder? Der erste Schritt ist ja ohnehin normalerweise der Hausarzt, bzw. ein praktischer Arzt - geh hin und schildere ihm Deine Symptome, eine Krankenkassenchipkarte wirst Du doch haben, oder? Und falls Ihr privat versichert seid, kriegen Deine Eltern die Rechnung eh erst dann, wenn Du schon behandelt bist, und dann wäre es vielleicht sowieso nicht der schlechteste Einstieg in ein Gespräch über Dich und Deine Probleme mit Deinen Eltern, meinst Du nicht?

Und weil Du noch nach weiteren Wegen fragtest - wenn Du studierst, dann wäre auch noch eine Idee, sich an den Psychologischen Dienst der Universität zu wenden (oder wie heißt diese Studentenpsychoberatungsstelle? Studenten und Ex-Studenten, helft mir mal!)

Warte nicht noch länger, Sara, laß Dir helfen!

Alles Gute Dir,
Winnie

Re: unzufrieden

Verfasst: 4. Aug 2003, 02:43
von subway
Liebe Sara,

nachdem ich meine Diagnose hatte, habe ich mich erstmal stur gestellt. Ich kannte mich theoretisch schon mit Depressionen aus. Aber mich wollte ich darin nicht erkennen. Ich wollte kein Psycho sein mit einem eigenen Psyichater. Habe mir über die Konsequenzen für meine Zukunft Gedanken gemacht oder anders ausgedrückt: Was sagen andere Menschen dazu.

Ich habe mich dann langsam geöffnet gegenüber meiner Mitbewohnerin, meinem Freund, dann meinen Eltern.
Um es den anderen besser verständlich zu machen, habe ich folgendes Beispiel gewählt:
Serotonin das Glückshormon fehlt mir und deshalb bin ich so traurig, antriebs- und lustlos. (medizinisch wohl nicht ganz richtig)
Das hat jeder verstanden. Erst dann habe ich das Wort Depression in den Mund genommen.

Nach einer weiteren Woche mit Schlaflosigkeit, Magenschmerzen,Traurigkeit und lustlosem in der Gegend rumhängen hatte ich die Nase voll. Mein Hausarzt schrieb mir ein Medikament auf und ich ging auch noch zum Neurologen/Psychiater der mir noch ein zweites verordnete. Jetzt 4Wochen nach Beginnn der Behandlung fühle ich mich schon etwas besser. Am Dienstag habe ich auch schon meinen ersten Thermin beim Therapeuten.
Ich fühle mich auch viel besser, weil ich weiß, daß ich etwas dagegen unternehme.
Ich fühle mich meinen Gefühlen nicht mehr hilflos ausgeliefert.

Liebe Sara hol Dir Hilfe. Es ist eine Krankheit und ein Arzt kann Dir helfen.

Bitte schreib zurück was Du darüber denkst und auch wie es Dir geht.

Liebe Grüße Anastasia

Re: unzufrieden

Verfasst: 6. Aug 2003, 23:24
von clades?
Liebe Anastasia, lieber Winnie,
ich weiss dass ich mich selbst behindere, aber ich muss versuchen es ohne Arzt zu schaffen. Meine Mutter hat genug mit sich zu tun, die würde dass nicht verkraften. Abgesehen davon dass sie mir mit Sicherheit unbewusst ein schlechtes Gewissen machen würde, würde sie sich auch schuldig fühlen. Nein, das geht auf keinen Fall.

Ich habe das Gefühl ich habe auf ganzer Linie versagt, und dabei habe ich doch tolle Möglichkeiten, bin ich undankbar dass ich sie nicht nutze, das frage ich mich.


Es gibt eine Menge Beratungsstellen, das stimmt, und vielleicht sollte ich es noch mal auf diesem Wege versuchen. Einmal habe ich das schon, mehr unfreiwillig als freiwillig, ist schon lange her, 1995 hat mich mein damaliger Religionslehrer zu einer Beratungsstelle geschleppt und ich fand es einfach nur schrecklich. Keine gute Erfahrung, aber deswegen muss es ja nicht immer so laufen.
Ich weiss das, und trotzdem habe ich seither nichts mehr unternommen, war noch einmal bei einem Allg. Mediziner. Wollte etwas gegen Müdigkeit. Hat mir gleich zu den Aufputschmitteln Schlafmittel verschrieben und mir noch so Trevilor mitgegeben und gesagt dass er mir nicht helfen kann, höchstens eine Überweisung in eine Klinik könnte er mir schreiben. Und das ist das Letzte was ich wollte, bzw. will. Ich denke ich komme noch ganz gut klar. Nicht perfekt, nicht annähernd, aber so schlimm ist das alles auch wieder nicht.
Ich bin nicht wieder hingegangen. Und seitdem versuche ich es mit mir auszufechten, jeden Tag, mal klappt es, mal nicht. Und ich habe einfach Angst, wieder zu hören, ich kann ihnen nicht helfen, ich bin nicht der richtige Ansprechpartner.

Kann man sich mit sich abfinden?
Kann man sich mit einer Depression abfinden?
Wenn ich an das Wort Depression denke, komme ich mir albern vor, ich doch nicht, ich benutze es um mich vor dem Leben zu drücken, ausserdem Depression ist so lebensbestimmend, bedeutet das zieht sich durch die Jahre, durch die Zukunft, man wird sie nie richtig los.
Habt ihr keine Angst davor?
Danke fürs Zuhören und fürs Zurückschreiben,
bedeutet mir viel!
sara