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Frage über die Behandlung!

Verfasst: 6. Mai 2013, 23:37
von RJ
(Um gleich zum Anfang ein Missverständnis zu vermeiden: Er ist nicht verstorben / hat sich nicht umgebracht, nur der Kontakt ist abgebrochen)

Ein damaliger Klassenkamerad von mir litt auch an Depressionen, er erzählte mir wie es ihm geht und das er bereits bei einem Arzt in Behandlung ist.
Als ich ihm darauf hin schrieb warum er denn nicht in so eine Klinik geht, meinte er nur, dass er nicht dort hin bräuchte, weil es ihm schon schlechter gehen bzw. er sich ritzen müsste.
Ich fand das ganze irgendwie komisch und weil ich mich damit nicht auskenne, hab ich dazu Fragen, die ihr mir vielleicht beantworten könnt. (Wenn man das überhaupt so einfach sagen kann, weil man eben den Hintergrund nicht kennt oder es so im Allgemeinen nicht sagen kann.)

1.) Gibt es denn überhaupt eine "Vorschrift" wann jemand in eine Klink gehen soll oder muss?

2.) Kann man selber sagen, dass man in eine Klinik gehen möchte, auch wenn der Arzt der Meinung ist, dass es nicht nötig sei?

3.) Und gib es so etwas wie ne Zwangseinweisung bei Gefährdung der betroffenen Person? Und wenn ja, wer kann und darf dieses Entscheiden?

Lg

Re: Frage über die Behandlung!

Verfasst: 7. Mai 2013, 00:34
von DennisRaz
Hallo Suomi, also ich kenne mich da auch nicht wirklich aus aber vielleicht kann ich den ein oder anderen Punkt ein wenig aufklären. Zu Punkt 2. Soweit ich weiß kann man sich immer selbst einweisen.

Zu Punkt 3. Soweit ich das weiß kann der behandelte Arzt jemanden im schlimmsten Fall zwangseinweisen. Ich kann mich daran erinnern dass eine Freundin von mir irgendwie mit Hilfe eines Richters zwangseingewiesen wurde. Vielleicht hilft dir das weiter: http://recht.germanblogs.de/archive/201 ... rechte.htm

Ich hoffe ich konnte dir ein wenig weiter helfen.
LG D_Raz

Re: Frage über die Behandlung!

Verfasst: 7. Mai 2013, 08:59
von katyfel
Hallo Suomi,

1.) Es gibt bis auf die Fälle von Eigen- und/oder Fremdgefährdung, bei denen dann deine 3. Frage greift, keine "Vorschrift", wann sich jemand stationär behandeln lassen muss.
Allerdings gibt es natürlich mehr oder weniger klare Kennzeichen, dass es ohne nicht mehr geht bzw. dass ambulante Therapie, die ja häufig davorgeschaltet ist, nicht ausreicht.
Wenn jemand sich selber nicht mehr versorgen kann ist das natürlich z.b. ein solcher Zeitpunkt, an dem eine stationäre Behandlung begonnen werden sollte, aber auch wenn der allgemeine Lediensdruck zu groß wird, sich ambulant kein Fortschritt oder eben sogar Rückschritte abzeichnen, kann es wichtig sein, das in einer Klinik zu bearbeiten.
Vorschläge dazu, weil es viele Fälle gibt, in denen der/die Betroffene das nicht mehr so klar beurteilen kann aufgrund von Antriebs- , Mut-, Wertlosgiektisgefühlen etc. ..., kommen häufig vom behandelnden Arzt (Hausarzt oder Psychiater) oder eben aus dem Familien- oder Freundeskreis, man kann aber eben niemanden zwingen in eine Klinik zu gehen, der das nicht möchte, wie gesagt mit Ausnahmen (s.o.)


2.) Ja, man kann sich in jede Psychiatrie auch selbst einweisen, für viele "richtig therapeutisch" arbeitende Kliniken (z.b. "für Psychotherapie und Psychosomatik" oder wie die dann alle heißen) braucht es eine Einweisung vom behandelnden Arzt.
Ehrlich gesagt halte ich es aber auch für möglich, diese zu bekommen, wenn man sich in den direkten Kontakt mit dem jeweiligen Arzt begibt und zu erklären vermag, warum man selber diesen Klinikaufenthalt jetzt braucht.



3.) Die Möglichkeit zur Zwangseinweisung gibt es, ich habe mir den Link jetzt nicht angeguckt, aber darüber hast du ja vorhin schon Infos bekommen.
Diese Methode ist (glücklicherweise, möchte ich sagen) auf jeden Fall nciht so einfach, wie manche Menschen sich das vorstellen sondern bedarf einen gewissen personellen Aufwands und wird deshalb im Regelfall sicher nicht leichtfertig angewandt. Es gibt aber durchaus Situationen (drohender oder ausgeführter Suizidversuch, Bedrohung bzw. körperliche Gewalt gegenüber z.b. dem Partner) in denen das nicht nur sinnvoll sondern lebensnotwendig ist.


Ich hoffe, ich konte dir ein bisschen helfen, wenn etwas unbeantwortet geblieben ist, dann frag einfach nochmal, hier gibt es ja auch noch Leute, die sich besser auskennen

Liebe Grüße, Sinfonia

Re: Frage über die Behandlung!

Verfasst: 7. Mai 2013, 18:37
von RJ
ich weiß nicht, ob man es muss bzw. dies alle tun, aber ich will einfach Danke sagen für eure Zeit mir zu Antworten

Ich nehme Tipps bzw. Ratschläge liebend gern an.

Einen schönen Abend euch!

Re: Frage über die Behandlung!

Verfasst: 7. Mai 2013, 19:17
von albert
Hallo Suomi,

die Vorgänger haben es teilweise schon gesagt:
grundsätzlich braucht es für die Aufnahme in die Klinik die Einweisung durch einen Arzt. Das kann ein niedergelassener Arzt sein, oder der Notarzt.
Zitat aus der Hp der Klinik:
"Für die Tageskliniken und die psychotherapeutische Medizin können sie sich direkt anmelden. Wir führen ein Vorgespräch zur Überprüfung der Behandlungsindikation, zu dem sie einen Einweisungsschein ihres niedergelassenen Arztes mitbringen sollten. Wenn eine Behandlung indiziert ist, werden sie zu einem vereinbarten Zeitpunkt aufgenommen."

Ich bin so frei und deute auf das Wörtchen "sollten". Also gibt es auch Ausnahmen:

" Wenn sie von ihrem niedergelassenen Hausarzt oder einem Facharzt bei uns eingewiesen werden oder sich in einem akuten Notfall selbst an uns wenden, werden sie feststellen, dass Ihnen schnell und kompetent geholfen werden kann. Im einzelnen sind typische Erkrankungen schizophrene Psychosen, Manien, schwere Depressionen mit akuter Suizidalität, Demenzen und Suchterkrankungen. "

Eine Zwangseinweisung würde ich selbst nach allen Möglichkeiten vermeiden wollen. Wenn ich in einer Notlage wäre, würde ich es vorziehen, mich selbst einweisen zu lassen, oder mich als Notfall melden. Denn bei einem freiwilligen Eintritt ins Krankenhaus komme ich leichter wieder heraus -nach allen bisherigen Erfahrungen von Betroffenen.

Grüße

Albert