Kenntnis von Angststörung

Antworten
ksbn
Beiträge: 132
Registriert: 9. Jan 2013, 12:44

Kenntnis von Angststörung

Beitrag von ksbn »

Gibt es Formen von Angst, die man nicht mitbekommt? Und wenn, ist es dann nicht so, dass man darunter dann eben nicht "leidet"? Hat irgendjemand eine Ahnung davon?
Insa40
Beiträge: 1164
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von Insa40 »

Eine gute Frage.

Mir sagt man oft: Das ist jetzt so, weil Du davor Angst hast.
Dann sag ich: Echt? Aber das hab ich gar nicht gemerkt, wie kann es dann sein?
Und wie kann es sein, dass es mir dann trotzdem schlecht geht, wenn ich es nicht merke?

Ich vermute, dass man manche Angst-Macher einfach verdrängt oder sie nicht so auffallen, weil gerade etwas völlig anderes im Vordergrund steht und man schlicht überfordert wäre, alles, was Angst macht gleichzeitig wahr zu nehmen.

Hm, keine Ahnung, ob das stimmt.

Hoffe, hier weiß jemand etwas darüber.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von Zarra »

Hallo,

... ich habe mal gehört, daß sich z.B. hinter einer somatoformen Störung (diverse Körpersymptome, z.B. Schmerzen) alles mögliche verbergen kann, auch massive Angst, die der Betroffene nicht als solche wahrnimmt.

Leidensdruck ist in diesem Fall also schon vorhanden, aber in eine andere Richtung gerichtet. (Dieser Betroffene war anscheinend sehr empört, als der Psychiater bei ihm auftauchte - der sich wiederum genau am richtigen Platze fühlte.)

Was steht denn als Hintergrund hinter Deiner Frage?

Ich selbst: Ich glaube auch nicht, daß ich alles als Angst wahrnehme, was Angst sein könnte. Innere körperlicher Unruhe, etc. etc. Unspezifische Ängste finde ich auch schwerer zu fassen und gegen sie anzugehen. Das betrifft dann so grundlegende Lebensgefühle (..., Vertrauen, ...), nicht etwas ganz Spezifisches, das man bewältigen muß.

Viele Grüße,
Zarra
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von lucya »

Hallo,
Mir haben die Therapeuten in der Klinik gesagt meine extreme Anspannung sei eigentlich Angst. Das fällt mir schwer zu glauben, weil ich sie ja nur selten als Angst wahrnehme. Ich spüre Angst in Supermärkten, vor allem dann wenn mir Personen nzu nahe kommen.
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
momo2
Beiträge: 39
Registriert: 7. Apr 2013, 22:29

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von momo2 »

Ich glaube, dass ganz viele Probleme Angst sind und man sie nicht immer wahrnimmt, einfach, weil sie immer da ist, so automatisch da ist. Hemmungen sind ja im Allgemeinen immer auf Ängste zurückzuführen. Ohne Ängste könnte man doch immer 'einfach' sein Leben in die Hand nehmen und tun, was man möchte. Die Meinung von anderen wäre dann ziemlich egal. Gefühle von nicht frei-sein sind für mich auch Ausdruck von Angst. Anspannungen auch. Bei ganz vielen Depressionen steckt ja irgendwie auch noch eine Angststörung mit drin, die erst entdeckt wird, wenn die Symptome der Depression schwächer sind.

Ich habe ziemlich viele Ängste und so wirklich trennen kann man da nicht alles von Depression, es gehört zusammen. Ich hasse zu viele Ängste.
ksbn
Beiträge: 132
Registriert: 9. Jan 2013, 12:44

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von ksbn »

Danke für Eure Antworten, hatte es eigentlich schon wieder verdrängt. Sag Lucya, würdest Du Deine Antwort etwas mehr erklären können? Wenn nicht wär auch ok.
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von lucya »

Hallo,
Wuerde die Antwort gern erklaeren, weiß aber selbst nicht so genau was die Therapeuten damit meinen.

Ich habe große Probleme mit hoher Anspannung und innerer Unruhe, die ich aber nicht nach außen zeige. Ich mache halt alles mit meinem Inneren aus. Das kann nicht gesund sein und sehr lange Zeit hatte ich auch Probleme mit fehlenden Tränen. Auch jetzt kann ich nicht immer weinen wenn mir dannach ist.

Die Anspannung steigt vor allem in Therapiegespraechenoder wenn ich mal wieder selbst zu viel nachdenke. Dann beginne ich ja auch oft zu dissoziieren. Die TTherapeuten meinen dass meine Seele sich damit schützt und ich Angst mit der Beschäftigung mit diesen Themen habe.

Die Anspannung steigt auch wenn ich mich in Menschenmengen bewege oder wenn in einem ganz normalen Gespräch die Stimmung kippt. Dascwar öfter inder KKlinik nso. Ich habeces dann nicht immer geschafft mich früh genug rauszuziehen. Und das bewerten die Therapeuten als Angst. Ich empfinde das aber wirklich nicht s8.

Reicht das als Erklärung?
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von Zarra »

Hallo,

>Ich habe große Probleme mit hoher Anspannung und innerer Unruhe,
Ich nehme an, daß es bei mir nicht so extrem wie bei lucya ist, doch so würde ich das in Abmilderung bei mir auch beschreiben. Dahinter: wohl so etwas wie eine "Lebensgrundangst" oder Angst, daß etwas passiert - ... und eben vom Gefühl (!) her Existentielles, auch wenn es real vermutlich zu bewältigen wäre -, etwas gegen mich Gerichtetes kommt (und eben auch ohne daß etwas Spezielles zu erwarten wäre). Angst aufgrund von mangelndem Geborgenheitsempfinden.

> Ich spüre Angst in Supermärkten, vor allem dann wenn mir Personen nzu nahe kommen.
... gibt es zu diesen Situationen auch frühere schlechte Erfahrungen? (Du mußt NICHT auf die Frage antworten!!) ... das würde ja erklären ... - Es kann sich aber sicher auch unabhängig davon entwickeln.

Liebe Grüße, Zarra
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von lucya »

Hallo,
Nein ich habe nie schlechte Erfahrungen in Supermärkten gemacht. Gleich zu Beginn meiner Depression vor drei Jahren hatte ich diese Angst. Am Anfang auch beim Einkaufen in der Stadt. Das ist viel besser geworden. Das trifft mich fast nur noch in Einkaufszentren, die überdacht sind.

Eigentlich wuerde ich sagen, daß ich keine Lebensgrundangst habe. Ich denke irgendwie alles wird sich schon regeln. Das habe ich allerdings gelernt, als mein zweiter Sohn bereits als Säugling immer wieder sehr krank war. Und ich meine wirklich sehr krank. Da habe ich mir irgendwann erst Gedanken um ihn gemacht, aks ich eine tatsächlice Diagnose hatte. Vorher habe ich mich immer verrückt gemacht. Mein drittes Kind hatte dann einen Atemaussetzer am dritten Lebenstag und musste ab da monitorueberwacht werden. Auch das habe ich geschafft mit viel gesunder Hoffnung zu nehmen.

Wisst Ihr, dass diese Themen noch nie in der Therapie zur Sprache gekommen sind? Und ich hatte um Sohn zwei und drei wirklich Todesangst. Komisch oder? Vielleicht ist es jetzt einfach an der Zeit auch darüber zu reden. Jetzt in diesem Augenblick bin ich auf jeden Fall sehr aufgewühlt. Ein Zeichen dafür, dass es ein wichtiges Thema ist.

Meine Jungs s7nd jetzt fast gesund. Der mittlere hat Asthma und nur eine Niere, aber ansonsten habej sie nur ein paar Allergien.
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Kleiner_Rabe
Beiträge: 71
Registriert: 14. Mär 2013, 17:31

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von Kleiner_Rabe »

Ängste sind wichtig denn so teilt uns unser Unterbrustsein mit dass es mit einer Situation nicht allein klar kommt und unsere bewusste Unterstützung/Hilfe braucht.
Ich glaube es gibt nicht nur die offensichtlichen Ängste die bis hin zur Angststarre gehen, sondern dass auch die Vermeidung unangenehmer/beängstigender Situationen eine Art unbewusste /unterbewusste Angst ist.
Oft erlebe ich Situationen in denen ich es nicht schaffe etwas anzufangen und denke ich sei nur zu faul uns müsste mich motivieren oder zwingen.
Doch wenn ich mich dann aufraffe und es anfangen will, geht’s dann irgendwie doch nicht, als ob mich etwas zurückhält.

LG Marko


Im Meer der Gesellschaft, den Gezeiten der (Un)Verständnis treib ich dahin.

Stets auf der Suche nach dem Licht es Leuchtturms, das mir den Weg ans rettende Ufer weist.
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von otterchen »

Hallo Marko,

diesen Gedanken hatte ich auch gerade:
es kann sein, dass die Angst gar nicht "nach oben ins Bewusstsein" kommt, weil wir diese Situationen vermeiden.

Oder aber wir verdrängen die Angst - z.B. durch Wut.
Wut ist viel leichter auszuleben, als sich einzugestehen, dass man Angst hat.

Und natürlich die Angst, die nicht nach oben kommt, aber sich durch verkrampfte Muskeln, Magenbeschwerden etc. ihren Ausdruck sucht
("geh du vor" sagte die Seele zum Körper, "auf mich hört sie nicht")


Angst zuzulassen, bedeutet schwach zu sein - zumindest im Tierreich. Habt Ihr schon einmal erlebt, wie Raubkatzenbabys fauchen und die Krallen zeigen? Das ist Angst vor dem Pfleger (jetzt nur als Beispiel genommen).
Die Angst in uns selbst wahrnehmen und zulassen zu können, kann für manch einen eben eine starke Herausforderung sein.



Euch einen schönen Samstag
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
lucya
Beiträge: 1536
Registriert: 4. Aug 2010, 11:39

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von lucya »

Ja, ich denke auch mein "abtauchen" hat etwas mit Angst zu tun. Ich stelle mich ja sozusagen tod. Kriege alles mit und kann einfach nicht handeln. Manchmal kullert mir eine Traene runter. Aber ich kann nichts dagegen tun. Das Paradoxe ist ja, dass ich auch vor diesen Momenten große Angst habe. Angst vor der Angst. Es ist mir schon eine Woche n7cht mehr passiert. Das ist Rekord! Und auch in dieser Zeit hatte ich intensive Gespräche über meine Psyche. Der Arzt meint ja, daß es vielleicht besser wird, wenn ich wieder in meinen Leben ankomme!

Heute werde ich mich endlich um die vielen Kliniktaschen kümmern. Und mein Haus wieder zu meinem Haus machen...

Schoenes WE.
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Kleiner_Rabe
Beiträge: 71
Registriert: 14. Mär 2013, 17:31

Re: Kenntnis von Angststörung

Beitrag von Kleiner_Rabe »

Interessanter Vergleich mit der Tierwelt, letztendlich sind wir ja wirklich nur etwas höher entwickelte Tiere.
Ich weiß aus eigener Erfahrung dass die Angst, beispielsweise jemanden zu verlieren, nicht gehört oder wahrgenommen zu werden, Angst und Panikanfälle auslösen kann.
Und auch die Sache mit dem Tod stellen ist richtig.
Menschen und Tiere haben in aussichtslosen Situationen nur zwei Möglichkeiten, sich entweder Tod stellen oder Verstecken/Angreifen um der Situation zu entkommen.
Nach meiner Meinung ist es daher völlig nachvollziehbar dass ein depressiver aggressiv reagiert oder sich zurückzieht, sobald andere ihn/sie zu einer Endscheidung drängen.
Angehörige neigen leider immer wieder dazu die betroffenen zu drängen und deren Leben und Verhalten mit dem eigenen zu vergleichen.
Jeder Mensch reagiert auf Grund der Erfahrungen in seinem Leben, völlig anders auf bestimmte Situationen und wenn dieser Mensch dann auch noch Depressionen hat, ist dessen Reaktion für nicht betroffene noch schwerer einzuschätzen.
Dabei folgt auch bei Depressiven auf jede Aktion eine Reaktion, nur dass die meisten die Aktionen nicht wahrnehmen weil sie sich im inneren abspielen.
Beispielsweise man schafft etwas nicht was man sich vorgenommen hat und ist deswegen Sauer auf sich selbst.
Dann reicht meist schon ein weiter winziger Misserfolg und schon ist der ganze Tag gelaufen.
Außenstehende sehen meist nur dass derjenige einen Fehlschlag hatte und deswegen sauer wird, aber sie erkenne nicht die Zusammenhänge.
Ich hoffe ihr könnt mir noch folgen und versteht was ich sagen will.

LG Marko


Im Meer der Gesellschaft, den Gezeiten der (Un)Verständnis treib ich dahin.

Stets auf der Suche nach dem Licht es Leuchtturms, das mir den Weg ans rettende Ufer weist.
Antworten