Die Depressionen sind wieder da

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SchmellMAN
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Registriert: 18. Apr 2013, 12:15

Die Depressionen sind wieder da

Beitrag von SchmellMAN »

Hallo Zusammen,ich (28 Jahre alt) habe mich heute angemeldet weil ich einfach nicht weiß mit wem ich sonst über meine Probleme reden soll, sprich Freundin oder Familie, ich will diese Personen nicht auch noch mit meinen Problemen zu belasten.

Vielleicht sollte ich vorher etwas zu meinem Werdegang schreiben damit ihr im Bilde seid.

Seit Jahren, angefangen hat’s vor ca. 7 Jahren, geht fast alles schief und ein Schicksalsschlag jagt den nächsten. Es fing damit an das ich in meinem Beruf absolut unglücklich war und meine Freundin hatte mich pünktlich zu dieser Zeit verlassen. Schon beim aufstehen hatte ich Bauchschmerzen und mir war eigentlich nur zum heulen zu mute. Damals hatte ich auch das erste Mal mit Depressionen zu tun. Noch während dieser Zeit haben sich meine Eltern scheiden lassen, mit allem drum und dran. Meine Mutter ist mit ihrem Chef durchgebrannt, quasi in einer Nacht und Nebel Aktion. Wir haben unser Haus verloren, Anwalt wurde eingeschaltet bzgl. des Sorgerechts meiner kleinsten Schwester usw. Wir drei Kinder sind bei unserem Vater geblieben weil unsere Mutter nichts mit uns zu tun haben wollte, es bestand keinerlei Interesse ihrerseits an uns Kindern. Ich als Ältester war zu dieser Zeit der Ansprechpartner für meinen Vater und das natürlich auch gerne, saßen ja alle im selben Boot. Das war schon eine recht schlimme Zeit aber irgendwie habe ich es, unter anderem durch Gesprächen mit Therapeuten und Medikamenten, geschafft die Depressionen in den Griff zu bekommen.
Dann, knapp 2 Jahre später ist mein Vater an Krebs erkrankt. Von Anfang an war klar das er nicht mehr lange zu leben hat und auch in dieser Zeit war ich es der mi ihm über diese Sache gesprochen hat und auch darüber was danach geschehen wird, also nach seinem Tod. Wir haben ihn dann noch knapp 9 Monate zu Hause gepflegt bis er dann letztendlich an seiner Krankheit gestorben ist, auch zu Hause. Ich musste dann meinen Großelter, also seinen Eltern von der schlimmen Nachricht erzählen das ihr Sohn gerade gestorben ist. Naja, und alles was eben so dazugehört blieb dann auch an mir hängen. Ich musste die Beerdigung organisieren und wir hatten die sämtliche Kosten zu tragen. Das soll sich nicht Herzlos anhören aber nach so einem Schicksalsschlag sich auch noch Gedanken machen zu müssen wie man die Beerdigung seines Vaters bezahlen soll hat die Situation nicht gerade besser gemacht.
Als dann endlich wieder ein wenig Normalität eingekehrt war hatte meine Oma einen schweren Schlaganfall und ist seit dem ein Pflegefall. Auch hier musste ich mich um alles kümmern weil mein Opa dazu einfach nicht mehr in der Lage war, auf Grund seines Alters. Wer so etwas schon einmal erlebt hat, weiß was alles dazu gehört. Dann der Anruf vom Krankenhaus, wir müssten sofort herkommen um weitere Schritte zu klären. Zu dieser Zeit stand es nicht gut um unsere Oma, gefährlicher Überdruck im Schädel. Uns wurde gesagt, dass wenn sich dieser nicht bald bessert, man Ihren Schädel öffnen muss um den Druck abzulassen. Die Überlebenschancen seinen allerdings sehr gering. Dann die alles entscheidende Frage: Was sollen wir machen wenn‘s soweit ist, Maschinen abbestellen oder am Leben erhalten??? Soweit kam es Gott sei Dank nie aber alleine die Tatsache das man zu so einer Entscheidung gezwungen wird war schon krass. Hier möchte ich anmerken, sie lebt heute noch, ist körperlich zwar fast vollkommen eingeschränkt aber ansonsten „gesund“
Okay, nachdem sich das so einigermaßen eingespielt hatte, ist dann mein Opa gestorben der sich bis dato um meine Oma gekümmert hatte, trotz seines Alter, was ich immer sehr bewundert habe. Ich habe ihn damals in seinem Bett gefunden, es war alles ein bisschen zu viel für ihn. Das einzig Gute ist, dass er friedlich eingeschlafen ist und keine Schmerzen hatte. Auch hier musste ich mich um die Beerdigung und alles was dazu gehört wenn ein Mensch stirbt kümmern. Das Ganze ist jetzt etwas über ein Jahr her. Vor kurzer Zeit konnte ich endlich das Haus meiner Großeltern verkaufen und ich brauche mir jetzt keine Gedanken mehr darüber machen wie ich Ihren Heimaufenthalt bezahlen soll. Zwischendurch sind dann auch noch immer wieder mal Sachen geschehen die einen noch zusätzlich runtergezogen haben. Nun ja, letztendlich bin ich nach wie vor für vieles, fast alles, Verantwortlich und man verlässt sich darauf das ich mich um alles kümmer und auch alles läuft.
Jetzt ist es seit einigen Monaten wieder so, dass ich wieder mit Depressionen zu kämpfen habe, ständige Niedergeschlagenheit, Traurigkeit, Gedanken an den Tod, dass man selber und alle anderen besser dran sind wenn man nicht mehr da ist (ich weiß selber das das Schwachsinn ist, macht es aber auch nicht besser) keine Lust mehr auf nichts. Ich kann mich auf der Arbeit nicht mehr konzentrieren, dadurch entstehen Fehler und dass macht mich nur noch mehr fertig. Habe mich in letzter Zeit häufig krankschreiben lassen weil ich einfach nicht mehr die Kraft und den Mut hatte zur Arbeit zu gehen. Bis jetzt ist es mir gelungen dies vor meinen Lieben geheim zu halten aber ich bin jetzt fast an dem Punkt wo ich denke, ich muss es jemanden erzählen bevor es zu spät ist.

Ich weiß im Moment einfach nicht mehr was ich machen soll. Soll ich mich krankschreiben lassen? Dazu müsste ich natürlich erst einmal zum Arzt was auch so eine Hürde für mich darstellt. Ich habe das Gefühl, alles schlechte der Welt trifft immer nur mich, stimmt natürlich nicht, ist mir auch klar….

Ich war bis jetzt immer derjenige der stark sein musste und für andere da war. Aber ich kann nicht mehr, mir gegenüber kann ich das eingestehen, weiß aber wirklich nicht wie ich das z. B. meiner Freundin beibringen soll was mit mir los ist oder aber auch meinem Chef wenn es wirklich darauf hinausläuft das ich mich krankschreiben lasse. Ich bin es einfach leid immer solche Gedanken zu haben, damit aufzuwachen und wieder einzuschlafen! Die andauernde Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit kotzt mich an!

Ich hoffe das war jetzt nicht zu viel des Guten……

Schon mal vielen Dank für eure Antworten, ich hoffe das hilft mir ein bisschen.
SLSL
Beiträge: 323
Registriert: 7. Apr 2013, 19:41

Re: Die Depressionen sind wieder da

Beitrag von SLSL »

Hallo SchmellMan,

vom Alter her könntest du mein Sohn sein und ich bin sehr betroffen, wieviel auf Dir lastet.

Ich denke, Du solltest Dir unbedingt Hilfe holen, auch professionlle.

Vielleicht ist Deine Freundin aber auch froh, wenn Du Dich öffnest. Das würde ja auch zeigen, daß Du ihr vertraust. Unausgesprochen Sorgen sind für beide Seiten schwer zu ertragen.

Schicke Dir "mütterliche" (Entschuld., kann nicht anders) Grüße
blauregen
gost
Beiträge: 491
Registriert: 9. Feb 2013, 15:00

Re: Die Depressionen sind wieder da

Beitrag von gost »

Hallo Schmellman,

erstmal ein Herzlich willkommen.

Man(n) da hast Du ja wirklich ein Päckchen zu tragen. Das Du da nicht mehr kannst ist für mich verständlich. Und das mal alles von der Seele zu schreiben hat bestimmt gut getan.

Als erstes würde ich fragen ob du nicht etwas von der Verantwortung abgeben kannst.

Das sehe ich ähnlich wie blauregen, erstmal mit der Freundin sprechen. Ich denke auch in Partnerschaften gibt es "wie in guten so in schlechten Zeiten.

Und dann auch Hilfe suchen bei Ärzten, Therapeuten.

Es gibt den Spruch "Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden". Und den Anfang hast Du ja hier gut gemacht.

LG
scv5vi
Beiträge: 23
Registriert: 3. Aug 2010, 19:10

Re: Die Depressionen sind wieder da

Beitrag von scv5vi »

Hallo SchmellMan,

schön, dass Du den Weg hier ins Forum gefunden hast, wobei es natürlich noch viel schöner wäre Du hättest diese ganzen Sorgen nicht und wärst nicht hier...aber ich denke, Du weißt schon wie ich das meine.

Ich kann so gut verstehen, dass Du Angst davor hast anderen davon zu erzählen, wie schlecht es Dir geht und wie sehr Du jeden Tag kämpfst. Zumindest kannst Du Dir jetzt hier im Forum ein bisschen den Kummer von der Seele schreiben. Das ist vielleicht keine unmittelbare Hilfe aber zumindest der erste Schritt in die richtige Richtung.

Bitte hör auf zu denken, dass Du alles alleine schaffen musst und für alle und alles verantwortlich bist. Du hast einige schlimme Schicksalsschläge hinter Dir, die Du sehr gut gemeistert hast. Zumindest hört es sich so an, dass Du in schwierigen Situationen immer alles unter Kontrolle hattest und für andere da warst. Sei stolz darauf und vergiss das nicht. Oft ist es ja so, dass wenn man gerade in einer Depression drin ist, plötzlich alles schlecht ist und man sich selber total schlecht macht, alles in Frage stellt und sich denkt nichts im Leben auf die Reihe zu kriegen.

Aber Du hast sehr viel geschafft und anderen Kraft gegeben. Jetzt bist Du mal an der Reihe!

Natürlich kann ich Dir nicht sagen, wie Dein Umfeld darauf reagieren wird. Vermutlich werden Sie erstmal auch ein bisschen überfordert sein weil Sie Dich so nicht kennen.

Trotzdem glaube ich, dass das der einzige Weg ist und der erste Schritt im Kampf gegen die Depression. Dadurch, dass Du Dich anderen gegenüber verstellst, reitest Du Dich immer mehr rein weil es so enorm viel Kraft erfordert.
Oft ist einem das selber glaube ich gar nicht bewusst weil man so sehr in diesem Trott und Muster drin ist.

Ich möchte Dich auch wirklich dazu ermutigen Dir professionelle Hilfe zu holen. Hast Du einen Hausarzt, mit dem Du vielleicht erstmal sprechen kannst und der Dich vielleicht ein bisschen beraten kann, wie es für dich weitergehen kann.

Einfach "nur" krank schreiben halte ich nicht für die Lösung. Das wird nicht reichen und Deinen Zustand vielleicht sogar noch verschlechtern.

Wie bist Du denn grundsätzlich Medikamenten gegenüber oder einer Psychotherapie eingestellt?

Du hast geschrieben, dass Du damals schon mal mit Depressionen zu tun hattest. Vielleicht hast Du aus dieser Zeit noch Kontakte zu Ärzten oder einem Therapeuten, die Du ansprechen könntest?

Ich wünsche Dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit. Fang an auch mal an Dich zu denken und nicht nur daran, was andere über Dich denken oder von Dir erwarten!

Liebe Grüße
Liana
aikido_1987
Beiträge: 1133
Registriert: 24. Jul 2011, 20:43

Re: Die Depressionen sind wieder da

Beitrag von aikido_1987 »

Hallo SmellMan,

ich habe eben deine Geschichte gelesen und bin ganz erschüttert, was du alles durch machen musstest. Verständlich, dass es dir so geht, wie es dir gerade geht.

Ich kann dir aus meiner eigenen Erfahrung sagen: Auch wenn es schwer fällt sich zu überwinden, nimm Hilfe an! Geh zum Arzt und lass dich krank schreiben, wenn du das Gefühl hast, nicht mehr arbeitsfähig zu sein!

Hast du schon mal über Medikamente und Psychotherapie nachgedacht?

Ich würde dir auch empfehlen mit deiner Freundinn/ Familie offen drüber zu sprechen, denn es ist eine schwere Krankheit und die kann man nicht einfach runter schlucken, sondern man braucht eben Unterstützung.
Ich finde in einer Beziehung muss man über alles offen reden können. Deine Freundinn merkt evtl. auch schon, dass es dir nicht gut geht, kann es sich aber vielleicht noch nicht so ganz erklären.

Geh zum Arzt und lass dir helfen! Bei jeder anderen Erkrankung würdest du auch zum Arzt gehen. Die erste Anlaufstelle kann dein Hausarzt sein (wenn du ihn gut kennst, fällt das bisschen leichter) und ansonsten wäre es auch gut, wenn du einen Facharzt für Psychiatrie hättest, der kennt sich nämlich besonders gut mit der Behandlung von Depressionen aus.

Hast du schon einmal über einen Krankenhausaufenthalt nachgedacht? Mal ganz rauskommen, weg von allen Verpflichtungen und in Ruhe Kräfte tanken?

liebe Grüße
aikido

P.S. Mach beim nächsten Mal ein paar Absätze in den Text, dann lässt es sich leichter lesen.
datchica
Beiträge: 16
Registriert: 14. Apr 2013, 18:09

Re: Die Depressionen sind wieder da

Beitrag von datchica »

Hallo!

Schön, dass du aussprichst, was dich bewegt.
Dazu sei einmal gesagt, dass eine Depression ja nie richtig "geheilt" wird. Daher ist es nicht verwunderlich, dass du nach all diesen Schicksalsschlägen wieder eine starke depressive Episode hast.

Auch wenn es eine große Überwindung für dich ist, so würde ich dir raten, zu deinem Arzt zu gehen und auch über therapeutische Hilfe nachzudenken. Therapeuten können oft viel besser helfen wenn es darum geht, wie man Verantwortung abgibt oder Schicksalsschläge verarbeitet. Und auch die negativen Gedanken über dein Leben deuten darauf hin, dass eine therapeutische Hilfe notwendig ist.

Sicher könnte dir ein Therapeut auch dabei helfen, mit den wichtigen Menschen deines Lebens zu reden. Ich würde dir aber allgemein raten, mit deiner Freundin zu sprechen. Meistens haben "die Lieben" mehr Verständnis als man denkt. Natürlich ist es nicht leicht, wenn man seine Probleme erzählt und man hat immer Angst, andere zu belasten, aber eine viel größere Belastung wäre es doch, wenn du eines Tages vollkommen unter dieser Last zusammenbrichst. Versuche zu vermeiden, anderen etwas abzunehmen. Es geht jetzt um dich!!

Ich wünsche dir alles Gute,
datchica
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