Ist das eine Depression?

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David_K
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Ist das eine Depression?

Beitrag von David_K »

Hallo zusammen,

ich weiß nicht, was das für ein Zustand ist, in dem ich mich befinde.
ich wurde ein paar jahre lang wegen einer angststörung mit psychotherapie und medikamenten behandelt. als nebenwirkung traten abflachung der emotionen und libidoverlust ein. nach einigen jahren der einnahme, wollte ich auf medikamente verzichten, neu durchstarten. seitdem ich die mittel abgesetzt habe (zwei jahre ist das nun her), hat sich meine libido nicht zurück gemeldet und von monat zu monat schlich sich ein zustand der absoluten emotionslosigkeit ein. langsam aber stetig. mich interessiert nichts mehr, kann mich über nichts mehr freuen, alles wirkt irgendwie gleich auf mich, nichts berührt oder bewegt mich. auch trauer kann ich nicht mehr empfinden. emphatie auch nicht. ich bin sehr sehr gleichgültig und völlig leblos geworden. zwei jahre quäle ich mich mit diesem zustand nun herum und kein arzt und niemand kann mir erklären, warum ich plötzlich so bin. alles sagen, dies sei eine depression. bevor ich mir damals hilfe beim psychiater und dem therapeuten geholt habe, ging es mir deutlich besser.
sind das nachwirkungen der medikamente? habe viele verschiedene genommen, weil keines so richtig anschlagen wollte (gegen angst) und immer in der höchstdosis. gibt es hier vielleicht auch noch andere, denen es ähnlich erging wie mir? ich weiß nicht mehr, was ich machen soll, mein leben ergibt so keinen sinn mehr, ich verliere auch immer mehr die hoffnung, dass dieser zustand jemals wieder verschwindet und ich der alte mensch sein werde, der ich einmal war. Mit depressionen kenne ich mich nicht aus und bisher dachte ich immer, dass man dabei extrem traurig ist, was ich ja gar nicht sein kann.
manchmal starre ich ewig lang ins leere, dabei fühle ich nichts als leere. nichts löst mehr gefühle in mir aus.
medikamente erneut einzunehmen traue ich mich nicht, weil ich die u.a. auch in verdacht sehe, mich verändert zu haben. das absetzen war nciht shcön und ich musste mehrere versuche starten. das ging immer mit extremen stressphasen einher und mein körper rebellierte dabei sehr stark.
SLSL
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Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von SLSL »

Hallo David K., guten Morgen!

Diagnosen stellen möchte ich nicht, aber Dein Zustand hört sich 1:1 wie meiner an: alles egal,weinen geht garnicht und bei mir wurde 2010 die Diagnose Depressionen gestellt.
Vielleicht solltest Du doch Deinen Arzt aufsuchen. Es gibt ja unzähl. AD.

Hol Dir bitte prof. Rat.

Alles Gute
Blauregen
Clairedelalune
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Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Clairedelalune »

Hallo David,

mein älterer Bruder geht nur zum Arzt, wenn er wirklich, wirklich muss

Er hat (scherzhaft!) die Einstellung: "wenn Du das Gefühl hast lang genug gelebt zu haben, dann geh zu einem Arzt!"

Ich meine, immmer hin Du schreibst, alles ist Dir dann doch noch nicht egal, etwas in dir "kämpft" noch.

Und die Angststörungen, wegen denen Du die ärztliche Hilfe gesucht hast, haben ja eine Ursache.

Aus meiner eigenen Erahrung war CBASP die beste Therapiemethode, l
angjährige Psychoanalyse kann alles nur noch schlimmer machen,

schau mal hier im Forum, der/die eine oder andere hat schon Links zu CBASP und Klinikadressen gepostet.

Und Medis habe ich nicht eines vertragen, nur Nebenwirkungen kein therapeutischer Nutzen.

Und wenn es Dir besser geht "glüht auch die Herdplatte" wieder, ich denke der Libidoverlust hängt nicht mehr mit den Medis zusammen, sondern weil es Dir einfach besch...n geht.
Schritt für Schritt.

LG und falls Du widererwartend nichts findest zu CBASP frag noch mal!
Claire
datchica
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Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von datchica »

Hallo!

Bevor es hier um irgendwelche Therapiemethoden geht, würde ich dir raten, einen Psychiater aufzusuchen, dem du deine Symptome schilderst und der dir dann sicher die richtigen Tipps und Diagnosen geben kann.
Ein Besuch beim Arzt ist da meiner Meinung nach unumgänglich, denn natürlich können wir hier alle unseren Senf dazu geben und du kannst dir selbst die wildesten Gedanken machen, aber eine Lösung ist das für dich ja nicht.

Hab keine Angst, weil du vielleicht schlechte Erfahrungen mit Medikamenten oder Ähnlichem gemacht hast. Es kann jetzt ganz anders sein, außerdem heißt es ja nicht, dass du überhaupt Medis brauchst.

Gruß,
datchica
David_K
Beiträge: 110
Registriert: 1. Nov 2011, 16:10

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von David_K »

oh, ich habe dies bezüglich schon mehrere ärzte aufgesucht, auch mehrere psychiater. alle hörten sich kurz nur meine geschichte an und sagten: depression.

nur finde ich das sehr sonderbar,da ich ja jahrelang unter antidepressiva stand und davor nie depressionen hatte. nur nach dem absetzen schlich sich dieser zustand langsam ein. es gibt auch keine grund für eine depression, sie ist das eigentliche problem in meinem leben seit zwei jahren. mit den ängsten kam ich halbwegs klar und auch sonst war eigentlich alles in ordnung, weshlab ich ja neu durchstarten wollte. ich hatte zu dem zeitpunkt shcon 3 jahre verhaltenstherapie hinter mir und mache auch jetzt wieder eine.

ich würde lieber täglich heulen, als in dieser lethargie zu verharren. für mich ist es das schlimmste, was ich in meinem leben bislang erfahren musste.
ndskp01
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Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von ndskp01 »

Lieber David,

die Angst ist fort, aber alle andere Emotionen mit ihr?

Ich kenne nach dem Absetzen stärkere depressive Sympotome als je. Ich war aber damals auch nicht in therapeutischer Behandlung. Ich habe nur Tabletten genommen, mich gegen Therapie gesperrt und dann die Tabletten wieder abgesetzt. Dann kam es als Bumerang zurück.

Kann es sein, dass manche Dinge, die nun Auslöser sind, in der Therapie bisher nicht zur Sprache kamen?


puk
Clairedelalune
Beiträge: 181
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Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Clairedelalune »

Guten Morgen,

ich kann mich an eine Mitpatientin erinnern vom letzten
stationären Psychiatrie-Aufenthalt,

sie hatte die schlimmste Depression und keinen Grund dafür, eine glückliche Kindheit, eine glückliche Ehe, nirgens der kleinsten Konflikt zu finden,

es war aber wohl auch keine "endogene" Depression, völliges Rätselraten.


David, ich schreibe Dir das um Dir zu zeigen, das gibt es, ich hoffe nicht, dass ich Dir damit eher den Mut nehme.

Und der "Geh-nicht zum- Arzt-Scherz" war auch so gemeint, dass die richtige Hilfe mit unter Glücksache zu sein scheint, ich wollte eine Art Kontrapunkt setzen, ich meine

das ist ja echt be...n eigentlich gehst Du mit einem leidlich erträglichen Problem hin und hast als Folge davon schlimmere Probleme denn je.

Ich kenne das aus einer sehr kurzen Phase selbst
das ist das
mega bescheuertse "Nicht-Gefühl"
wie in Watte, wie ... man kann es eigentlich gar nicht beschreiben:

ich fühlte ..."nichts"

die Biochemie muss ordentlich durcheinander geraten sein,

es müsste eine Art "reset-Taste" gedrückt werden.

Gibt es denn einen Arzt, ganz gleich ob Allgemeinmediziner oder Facharzt für Psychiatrie, dem Du noch vertraust?

Es gibt - aber das nützt Dir wenig, wenn Du schier in Hamburg (oder wo auch immer in Deutschland) wohnst,
in Freiburg einen anthropsophisch ausgerichteten Allgemeinmediziner, der eine sehr gute Kombination aus eben Mediziner ist , aber auch "andere" Wege geht.
Akupunktur, Akupressur, Gespräche - ein erklärter Gegner von Psychotherapie, ...

Ich meine, du solltest verantwortungsvoll medizinisch betreut werden, aber mit den "klassischen "Methoden kann man Dich wohl nicht raushebeln, drei jahre sind eine lange Zeit, das sollte sich etwas getan haben.

Bleib bitte im Dialog, halt durch!
LG
Claire
Handsan
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Registriert: 2. Jan 2013, 14:48

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Handsan »

Hallo David,


ich kann mir vorstellen, wie sehr dich die Frage beschäftigt, woher die Depression kommt. Ich glaube, dass es besser ist, die Diagnose erstmal anzunehmen.

Die Depression hat unterschiedliche Gesichter. Manche sind traurig und fühlen Schmerz, manche sind getrieben voller Unruhe und fühlen sich unter Strom und manche fühlen sich erkaltet wie ein Stein. Manche haben eher körperliche Symptome, das lässt sich weiterführen ... In dem Sinne ist jede Depression individuell. Im Laufe meiner
Erkrankung habe ich jedenfalls einige Symptome in unterschiedlicher Ausprägung mitgenommen. Sie kann sich also auch "wandeln".

Das du vorher eine Angsterkrankung hattest, kann zum Beispiel ein "Vorläufer" der Depression gewesen sein. Es wäre auch möglich, dass die Depression parallel entstand und du dein Augenmerk aber darauf nicht richten konntest, weil die Angststörung dich einnahm.

Ich weiß, dass die meisten Medikamente bei Angst und Panik auch bei Depressionen greifen.
Es könnte sein, dass dich das ganze Absetzen dieser Medikamente so gestresst hat, dass es zu dieser Symptomatik kam.

Bewiesen ist jedenfalls, dass Stress auf Dauer schädlich ist. Manchmal reicht eine anstrengende gesundheitliche Belastung aus und die Depression entsteht. Manchmal ist es eine Trennung oder ein Verlust eines geliebten Menschen, manchmal der Arbeitsplatzverlust, manchmal die Geburt eines Kindes und manchmal gibt es es ein ganzes Zusammenspiel von Ursachen. Manchmal findet man keine Ursachen.

Ich halte es für wichtig, dass du die Ursachen erstmal ausklammerst.


Hilft dir die Verhaltenstherapie? Ist die Behandlung mit deinem Therapeuten/ deiner Therapeutin stimmig für dich?
Gibt es noch etwas, was du dir als hilfreich vorstellen könntest z.b. eine Reha oder anderes?

Ich bin kein Arzt, meine Aussage ist nur eine Meinung und bietet keine Gewähr. Aber ich glaube, weil es bei mir so war, dass Antidepressiva in deinem Falle angezeigt sind. Diese Gefühllosigkeit und Gleichgültigkeit verschwand bei mir erst nach und nach unter der Einnahme von Antidepressiva.
Ich stellte mir das biochemisch einfach so vor, dass meine Gehirnzellen einfach nicht vernünftig miteinander kommunizieren und die Antidepressiva dies wieder ermöglichen würden. Gefühle entstehen im Kopf und irgendetwas unterbindet das bei dir.

Dass es unter Umständen dauert, bis das richtige Medikament gefunden ist und dass es auch Nebenwirkungen geben kann, lass dich davon nicht abschrecken.
Depressionen sind behandelbar.


Liebe Grüße
Lotusblume
datchica
Beiträge: 16
Registriert: 14. Apr 2013, 18:09

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von datchica »

Hallo David,

dass du nicht weißt, woher eine mögliche Depression kommt, heißt nicht, dass du keine hast. Ich habe bei den ersten Symptomen auch immer gesagt "Woher sollte das denn kommen?". Mein Leben war super, alles gut in der Family, im Freundeskreis, mit der Ausbildung etc. Es gab keinen ersichtlichen Grund. Und TROTZDEM habe ich eine Depression.

Und: ich hatte auch früher eine Angsterkrankung, dann hat sich die Depression jahrelang Stück für Stück "herangeschlichen".

Was ich sagen will: wenn dir so viele Menschen sagen, dass du eine Depression hast, dann wehr dich nicht so sehr dagegen. Versuche es zu akzeptieren. Es muss nicht immer die weltbewegendsten Traumata gegeben haben.

Alles Gute!
datchica
David_K
Beiträge: 110
Registriert: 1. Nov 2011, 16:10

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von David_K »

also, erst einmal vielen dank für eure ausführlichen und interessierten antworten. in diesem maße kenne ich das gar nicht, ich war vorher in einem anderen forum und dort herrschte ein recht rauer ton und die meisten kümmerten sich nur um sich selbst.

@PUK
in meinen bisherigen therapie habe ich regelrecht die hosen runtergelassen und alles erzählt, was nennenswert ist. ich habe keine geheimnisse für mich behalten, da ich denke, dass das nötig ist, um optimale fortschritte zu machen.
die angst selbst ist leider nicht verschwunden, sie ist noch sehr präsent. nur ist das anschließende grübeln nach einer angstauslösenden situation nicht mehr da. ich vermisse eher die emotionenen, auf die medikamentös eingewirkt wurde: trauer und freude (interesse, begeisterung, vorfreude). beides wurde durch die medikamente stark gedämpft, was sich nach dem absetzen monat für monat leider verschlimmerte und nciht verbesserte, wie eigentlich erwartet.

@Clairedelalune
schön zu wissen, dass es menschen gibt, die nachempfinden können, wie besch...en dieser zustand ist. in meinem umfeld befinden sich nur menschen, die das nicht richtig verstehen, weil man es dazu glaub ich selbst erlebt haben muss. ich selbst hätte nie gedacht, dass es so etwas gibt und bin schockiert darüber. wie gesagt, ist es für mich das bisher schlimmste erlebnis meines lebens.
Erst kürzlich habe ich mich von allen ärzten abgewandt, nachdm ich mindesten 5 verschiedene aufgesucht habe. ich wollte auch organische ursachen ausschließen. die meisten waren desinteressiert und schoben alles auf die psyche, eine psychiaterin wollte mich regelrecht dazu überreden, erneut cipralex einzunehmen, aber ich vertraue diesen substanzen nicht mehr. ich fühle einfach, dass auch sie dazu beigetragen haben, dass diese "depression" entstanden ist. mein bauchgefühl sagt mir das irgendwie. ich will das überstehen und nicht von vorn alles damit kaputt machen!! ich hänge an meinem alten leben, die erinnerung ist das einzige, was festhalten lässt. wie schön alles mal war.
Vielen dank für den Tipp mit dem antroposophisch ausgerichteten allgemein-mediziner! das wäre sicher noch einen versuch wert. mittlerweile bin ich so verzweifelt, dass ich für ALLES offen bin!

@Lotusblume
Ich wünschte, ich könnte diese diagnose irgendwie annehmen.. aber innerlich verkrampfe ich jeden tag, wenn mir bewusst wird, wie tot ich bin. jeden tag denke ich von morgens bis abends daran. ich sträube mich gegen diesen zustand, ich hasse ihn. ich will ihn nicht. alles lässt in mir den gedanken entstehen "ich hatte mal ein echtes leben, früher war ich ein ganz anderer mensch, alles nahm ich anders und intesiv wahr, es könnte alles so schön sein im augenblick".
sicher sind diese gedanken kontraproduktiv, ich habe bislang auch immer versucht, mir mut zu machen, mich mit nahrungsergänzungen wieder auf die beine zu kriegen, sport zu machen, auf alkohol zu verzichten.. alles, aber nichts hat geholfen.
hast du einen tipp, wie man diese diagnose annehmen kann?
vielleicht könnte ich das, wenn mir irgendetwas ein fünkchen hoffnung auf genesung geben könnte. doch irgendwie habe ich langsam keine hoffnung mehr. keine ideen mehr, keine wirkliche unterstützung, keine optimistischen aussichten.
du sprachst auch von anderen körperlichen symptomen: nun ich leide seitdem an starken kopfdruck und kribbeln. machmal habe ich das gefühl, mein kopf ist total vernebelt. mag dann niemanden sehen und hören. dieses kribbeln kann schon fast als schmerzhaft bezeichnet werden, und dabei starre ich dann ins leere. schlimm.. es kommt schubweise und hält oft ca. 3-4 tage konstant an. dann verschwindet es für ein paar tage, aber es kommt immer wieder.
interessant, was du schreibst, was die auslöser alles sein können. mir fällt dabei ein, dass ich nach dem absetzen, das leider auch etwas zu schnell erfolgte eine schwere grippe bekam. einige wochen danach verschlimmerte sich dieser depressive zustand enorm. parallel war ich auf wohnungssuche, was mich auch sehr stresste. auch brach ich mein studium ab. musste neue pläne schmieden. vielleicht haben diese dinge dazu beigetragen?
Die Therapie empfinde ich bislang nicht als hilfreich, mir fehlt der rote faden. es werden immer wieder andere themen aufgegriffen. ich habe das gefühl, an nichts konkretem zu arbeiten. ich sollte das denk ich mit meiner therapeutin besprechen.
reha geht wohl eher nicht, da ich mittlerweile wieder eine ausbildung mache, bei der ich auch sehr unter leistungsdruck stehe eigentlich gift für meine gesundheit. tägliches herzrasen, viele prüfungen.
wie lange dauerte es bei dir, bis die gefühllosigkeit verschwand? ich nahme in den letzten zwei jahren sogra mal wieder für drei 4 monate welche ein, doch die verbesserung meines zustands war nur minimal und kennzeichnete sich besserer wahrnehung von gerüchen und musik, aber wie gesagt nur geringfügig. deshalb setzte ich das medikament auch wieder ab. auch aus angst, dass es noch schlimmer wird. aber deine gefühllosigkeit ging tatsächlich irgendwann wieder weg?

@datchica
okay, wenn du meinst, dass mir das helfen könnte, glaub ich dir das. hättest du denn einen tipp, wie man die depression annehmen kann? auch um nicht täglich von nmorgens bis abends dagegen anzukämpfen. leider ist es so, dass mich alles an früher erinnert und ich ununterbrochen vergleiche zu besseren zeiten ziehe, die mich natürlich frustrieren und innerlich verzweifeln lassen.
Handsan
Beiträge: 156
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Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Handsan »

Guten Morgen David!


Deine Symptome, die du beschreibst, kommen mir auch sehr bekannt vor. Auch dein Körper zeigt dir, dass es dir gar nicht gut geht.

Und bei dem Stress, den du schilderst mit der Grippe, Wohnungssuche, Studium abgebrochen etc. Und dich jetzt noch durch eine Ausbildung zu quälen. Stell dir vor, deinem besten Freund erginge es so, meinst du es wäre verwunderlich, wenn es ihm genauso ginge wie dir?
Jeder gesunde Mensch würde das als Stress empfinden.

Ich habe den Eindruck, dass du deinen Zustand noch nicht richtig wahrnehmen kannst, weil dir deine Gefühle fehlen. Denkst du oft, du musst funktionieren?
Dann machst du den gleichen Fehler wie ich. Dein Verstand sagt dir, was du machen musst und dass ohne Widerworte geackert werden muss. Egal wie erschöpft du bist, egal wie müde ...

Letzten Endes ist es egal woher die Depression kommt. Du kannst in der Vergangenheit nichts ändern. Du lebst jetzt und hast jetzt eine Depression. Und daran kannst DU etwas ändern. Das ist die Hoffnung, die ich dir geben kann. DU kannst dir da raushelfen mit Hilfe von Therapie, Medikamenten und anderem. Du hast noch die Erinnerung, dass das Leben schön sein kann. Warte nicht so lange, bis diese Erinnerung verblasst. Bei mir verschwand sie. Ich konnte mich nicht mehr an schöne Zeiten erinnern.

Du musst dich der Krankheit nicht ergeben. Aber akzeptieren, dass du sie hast. Der Zustand, den du gerade erlebst, ist absolut beschissen. Ich kenne das. Je mehr du dich aber dagegen sträubst, desto mehr Energie verbrauchst du. Die Depression lässt sich nicht alleine mit Willen vertreiben. Sie beißt sich nur hartnäckiger fest.
Wenn du sie akzeptierst, bleibt dein Blick offen, für das was dir helfen könnte. Dann kreisen deine Gedanken nicht ständig darum, warum das so ist und wie schlecht es dir geht und dass du das weghaben willst. Das klaut alles Energie und bringt dich nicht vorwärts.

Die Depression ist eine Stoffwechselerkrankung des Gehirns vergleichbar mit einem Diabetiker. Der kann sich seinen Diabetes nicht wegreden, wegdenken. Er hat ihn und muss in seinem Leben etwas ändern, damit es ihm gut geht. Sport, Ernährung, Abnehmen und bei einigen ist Insulin Pflicht.
So ähnlich ist es auch mit der Depression.

Es gibt viele Bücher, die das Krankheitsbild beschreiben und erklären. Zumindest teilweise. Vielleicht würde dir das helfen, die Krankheit zu verstehen. Auf jeden Fall würde ich dir raten bei deiner Therapeutin anzusprechen, was dir fehlt oder missfällt in der Therapie.


Bei mir ging die Gefühllosigkeit weg. Ich bin jetzt noch nicht gesund, aber ich bin dankbar, wenigsten ab und zu etwas schön zu finden oder emotional berührbar zu sein, auch wenn mir die Freude und der Elan noch fehlen.

Mir helfen Medikamente und Therapie mit einer guten Therapeutin, bei der die Chemie stimmt. Ich belese mich selber und höre auf meinen Körper, auf meine Bedürfnisse. Geduld ist wichtig. Geduld mit sich selber, denn meine Erkrankung ist ein Prozess, in dem es langsam vorwärts geht. Leider nicht so schnell, wie ich will, aber das so zu akzeptieren, hilft mir eher.
Dass du unter der Medikamenteneinnahme von 3, 4 Monaten gemerkt hast, dass sich deine Wahrnehmung bezüglich Geruch und Musik verbessert hat, ist doch ein eindeutiges Zeichen, dass in deinem Gehirn etwas passierte. Die Medikamente halfen dir, das aufzubauen.
Das erste, worüber ich mich freuen konnte, war ein Schmetterling. Das ist zwar nicht viel gewesen, aber es war ein Anfang. Endlich wieder eine Empfindung. Es geht in kleinen Schritten vorwärts. Nicht von heute auf morgen.

Ich bin jetzt eineinhalb Jahre in Therapie und nehme seit einem Jahr einem die gleiche Dosis eines Medikamentes und vor kurzem kam noch ein zweites hinzu und ich bin nicht frei von der Depression. Aber es geht mir besser und ich arbeite daran, dass es weiter aufwärts geht.

Und das kannst du auch.



Liebe Grüße
Lotusblume
Clairedelalune
Beiträge: 181
Registriert: 28. Jul 2011, 13:11

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Clairedelalune »

Hallo David,

für ALLES offen heißt aber auch mit Sinn und Verstand,
ich bin vom Sternzeichen Jungfrau, d.h. an sich Bodenhaftung pur,
aber etwas "schläg aus der Reihe" irgendwie neige ich auch zu alternativen Wegen, aber wie gesagt mit Verstand.

Und freut mich, dass Du mit der Anregung des antroposophischen Arztes etwas anfangen kannst.

Wir hatten es hier im Forum, dessen Mitglieder wirklich mitfühlend sind, auch schon des Öfteren vom Thema Glaube und Erkrankung.

So und jetzt aber langsam, das folgende schreibe ich NICHT um zu Missionieren deshalb kommt jetzt auch eine ganze Angebotspalette:

Nenn es Gott,
nenn es "Nullpunktfeld",
nenn es ALLAH (wie ich es tue)
meditiere Guru-Yoga (Lama naljor) wie im Buddhismus eben ganz ohne Schöpfungsgott,

also ganz gleich was
Christentum ,
Islam(ja, nimm das!!)
Buddhismus

aber docke an, an diese unerklärliche, unbeschreiblich hilfreiche "höhere Macht"

die unser begrenzter menschlicher Verstand einfach nicht begreifen kann.

(Was die eigenliche Bedeutung von
"Alla u akabar"
ist Gott ist größer als alles was wir uns mit unserem menschlichen begrenzten Verstand vorstellen können.)

Und "Sein" Mitgefühl ist größer als wir es uns vorstellen können.

"Die absolute Weisheit sieht, dass ich nichts bin, die absolute Liebe sieht, dass ich alles bin!"

bevor ich mich jetzt aber zu sehr vertiefe, wieder zurück zum Thema,

Du hattest gute Zeiten und wirst auch wieder gute Zeiten haben!

Das Tückischste (huch wasn Wort)an Gefühlen (auch dem fiesen Nicht-gefühl) ist, dass es uns vorgaukelt es bleibe für immer,

nur die Veränderung ist stetig.

Es wird nicht so bleiben, und es wird auch nicht nur schlechter werden, vielleicht auch, aber nicht nur.

Bis dahin schließ ich Dich in mein Bittgebet mit ein!
LG
Claire
jep

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von jep »

Hallo Claire,

auch wenn du sagst, es ist nicht missionieren- mir geht das jetzt auf die Nerven.

Du empfindest deine Religion für dich als hilfreich, aber ich könnte dir von der krankmachende Wirkung von Religion erzählen, lasse es hier aber ganz bewusst.

Weil dies ist ein Forum über Depression, und keins über Religion. Und ich war lange genug in einem Forum für "Aussteiger" aus einer Religionsgemeinschaft unterwegs, und bin dort nicht mehr- weil ich dieses Kapitel mit viel Therapie bearbeitet habe und jetzt damit klarkomme.

Wenn ich das vor 2 Jahren gelesen hätte, wäre meine Reaktion heftiger ausgefallen.

Glaube jeder was er will, und du kannst beten für wen du willst- aber Religion ist meiner Meinung nach Privatsache und gehört hier nicht in dieser Weise hin. Für viele mag sie hilfreich sein, aber für ganz schön viele auch die Rampe auf dem Flug in die Depression.

Liebe Grüße
annette fee
Clairedelalune
Beiträge: 181
Registriert: 28. Jul 2011, 13:11

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Clairedelalune »

Hallo Annette,

ja, ich weiß, ich bin mir des Schadens bewusst den die Kirchen und was sich dazu zählt anrichten, frag mich nach den "Zeugen Jehovas" und ich explodiere.
Frag mich nach den Salafisten und ich werde tieftraurig.

Aber ich meine nicht die Menschen verachtende Kehrseite dieser Münze "Religion",

sondern, ich bitte Dich an dieser Stelle David und andere selbst entscheiden zu lassen,

vielleicht ist es auch gar nicht sein Ding, und nervt ihn, wenn auch aus ganz anderen Gründen.

Und ich habe ja angeführt, dass es früher Thema in diesem Forum war, also muss es möglich sein,
anders als zum Thema "Suizid" wo es eine

glasklare Regelung geben MUSS

sollte es möglich sein über alle also "ganzheitlichen" Aspekte eines Menschen zu schreiben,
zu mal ich mir große Mühe gegeben habe, es als ANGEBOT zu beschreiben und in keinsterweise als ein Muss, ein für alle gleiches "Allheilmittel"

und glaub mir, ich kämpfe mit dem negativ belegten Vokabular nur ich hab kein anderes zur Verfügung.

Kaum schreibt jemand über Religion, Glaube, Gebet, inneren Frieden mieft man schon nach Lavendelkissen - irgendwie "altbacken", weltfremd oder bar jeder Bodenhaftung.


Oder triggert eklestische
(Änderung vom 24.4.13 es muss ekklesiogen heißen, also von der Kirche verursacht,
und nein ich habe niemanden im Speziellen damit angesprochen,
sondern ganz allgemein, werde aber in

Zukunft nicht mehr so drauflosplappern, weniger ist mehr, und jede macht mal Fehler, Entschuldigung)
Neurosen.
Ich bin die erste die voll und ganz mitfühlt wenn jemand durch falschverstandene Gläubigkeit Schaden erlitten hat.

(Änderung vom 24.4.13 lese gerade Rupert Neudeck:"Abenteuer Menschlichkeit")

Auch Glaube kann missbraucht werden und er wird es übelst.

Nur:
Ich kann aber das Thema Depression nicht losgelöst von meiner Persönlichkeit sehen, es gehört dazu
Und ich schreibe ja nicht Seitenweise über Koranexegese oder sonst etwas, das definitiv nicht hierhergehört.

Du empfindest Schmerz - ich empfinde tiefen Frieden

wir haben beide Recht.

Und eine Zensur sollte nicht statt finden
weder in die eine noch in die andere Richtung.

Falls Du, Annette, das Thema weiter diskutieren möchtest sollten wir das an anderer Stelle tun, nicht in Davids Thread zur Frage "ist das eine Depression?"

Ich rechtfertige mich gerade sehr, aber ich bin halt einfach so,
wenn jemand - Hallo David - so festklemmt, versuche ich ihm/ihr alles Mögliche anzubieten, ich schiebe, ziehe, drücke , schmier mit Spülie - bis sich was tut

und ich kann es auch lassen

uuund niemand kann so gut die Verantwortung für sich selbst übernehmen wie eben derjenige selbst.

Es tut mir leid, dass ich einen derart wunden Punkt bei Dir getroffen habe das war nicht meine Absicht, Annette!

LG
Claire
jep

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von jep »

Hallo Claire,
Wie ich geschrieben habe, möchte ich das Thema hier nicht vertiefen. Und ich komme damit schon klar, vielleicht sind andere nicht so weit.

Ich habe auch absichtlich nicht gesagt, um welche Gemeinschaft es sich bei mir handelt, da ich nicht werten will, und auch, weil ich denke, die gleiche Kirche, die mir geschadet hat, bietet anderen vielleicht halt.

Hier sollten sich Angehörige aller Weltanschauungen mit dem Thema Depression auseinandersetzen können, und deshalb finde ich das hier wirklich schwierig

Sicher verstößt es nicht gegen die Forenregeln, wenn hier ein Thread zu diesem Thema eröffnet wird. Dann kann ich mich anhand der Überschrift raushalten.

So einen "Rat" in Davids Thread finde ich problematisch, das ist meine Meinung zu diesem Thema, und nichts gegen deine Person und Anschauung. Und vielleicht ist David ja ganz anderer Meinung?

Liebe Grüße
annette fee
Mooseba
Beiträge: 385
Registriert: 17. Dez 2010, 14:12

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Mooseba »

.
Zuletzt geändert von Mooseba am 18. Sep 2020, 17:18, insgesamt 1-mal geändert.
_________________________

"Wenn man aus einem protestantischen Land kommt, ist man immer etwas beschämt, wenn man bei der Arbeit nicht gelitten hat."

(Lars von Trier)
Clairedelalune
Beiträge: 181
Registriert: 28. Jul 2011, 13:11

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Clairedelalune »

Hallo ihr beiden,

ich lass euch eure Sicht, bleib aber bei meiner.

Wenn jemand eine Lebensmittelvegiftung hatte ist deswegen Essen an sich nicht schlecht - im Gegenteil.
Und für mich und sehr viel andere ist Religion das gleiche wie Nahrung.

Nochmal:

David ist selbst verantwortlich wie er mit dem Angebot umgehen möchte

und erwiesenermaßen senkt Meditation den Blutdruck und und und schnellere Genesung nach Operation etc.

wir sollten an dieser Stelle wirklich nicht weiter machen.

Ich finde ihr stülpt eure negativen Erfahrungen über das ganze Thema Religion, und werft hier beides durcheinander bzw. stellt das eine, die schlechte Seite, als stellvertretend für jede religiöse Erfahrung dar.

Es geht nicht allen Menschen schlecht damit und es ist eine Hilfe bei Krankenheiten, und durchaus gut geeignet "komplementär" bei Depressionen.

Wenn man es will und ganz ohne Zwang!!!

Mit besten Grüßen
Claire
jep

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von jep »

Hallo Claire,

Ich habe keine "Ekklesiogene Neurose", die du triggern könntest. Noch ne Diagnose brauch ich mir hier nicht andichten zu lassen-Depris reichen mir. Und dieser veralterte Begriff lässt sich im ICD-10 eh nicht finden. Wie wäre es, vor solchen Behauptungen zumindest mal die Rechtschreibung zu googeln? Und vielleicht auch noch, um was sichs da handelt? Frigide bin ich zumindest mal nicht.

Ich habe auch keinen "Schmerz" wegen meiner religiösen Vergangenheit, da mir keiner absichtlich schaden wollte, die wollten alle nur das beste für mein Seelenheil.

Und auch wenn du einen wunden Punkt bei mir getroffen hast- ist es nicht umgekehrt genauso? Warum musst du dich sonst so verteidigen, und Sachen in meine Aussagen reininterpretieren ,die ich nicht gesagt habe? Dinge erfinden, die nicht stimmen?

Ich habe nie gesagt, das Religion, weder deine noch eine andere, Gift ist. Ich finde es hier einfach fehl am Platz. Und dabei ist es mir egal, ob du Allah, Buddha, Jahwe, die Zeugen Jehovas, Evangelische oder die Salafisten oder meinetwegen auch Atheisten gut oder schlecht findest- Depression kann jeder bekommen, egal an was er glaubt oder nicht.

Und du weisst nie, an wen hier deine Ratschläge geraten- oder weisst du zufällig, welcher Religion David angehört?


annette fee
Stepha
Beiträge: 47
Registriert: 14. Mär 2013, 20:33

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Stepha »

Hallo David K.,
ich überpringe einfach mal die letzten Beiträge hier und versuche auf deine Frage nach Möglichkeiten des Annehmens antworten:
Ich habe mich viel mit der Theorie auseinandergesetzt, viel gelesen. Am Anfang habe ich vor allem nach Argumenten gesucht, dass ich keine Depression habe. Durch die vielen Informationen, die es gibt, musste ich mir irgendwann eingestehen, ja - so ist es wohl.

Andererseits war ich auch ein bisschen erleichtert, nachdem ich die Diagnose bekam. Ich bin nämlich nicht bescheuert, etc., sondern einfach krank. D.h. dagegen kann ich etwas tun und dann wird es besser. Es hat allerdings ein bisschen gedauert, mir das selbst einzugestehen.

Und etwas geholfen hat auch eine Trotzreaktion: Einigen, denen ich von der Diagnose erzählte, reagierten völlig ungläubig: "...was, so ein fröhlicher Mensch, wir du?!" Mit meinem Widerspruch dagegen und dem Gefühl, ich tue jetzt mal was nur für mich, damit es mir besser geht, habe ich jetzt die Diagnose akzeptiert.

Vielleicht ist etwas für dich dabei...

Viele Grüße Stepha
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Hinfallen, aufstehen, Krone zurecht rücken, weitergehen.
David_K
Beiträge: 110
Registriert: 1. Nov 2011, 16:10

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von David_K »

es wäre schön, wenn ihr vielleicht e-mail-adressen austauschen könntet, um die diskussion zur religion zuende zu bringen. oder eröffnet doch ein neues thema?

@lotusblume
ich glaube langsam, du hast recht. das schnelle absetzen der medikamente scheint meinen körper in einen extremzustand gebracht zu haben. ich stand monatelang immer wieder mit heftigen stressreaktionen unter strom. nach einiger zeit machte es "peng!" und mein körper stand mehrere tage hintereinander unter purem stress. ich zitterte, hatte angst, bekam im gesicht rote stress-flecken, verließ deshalb ein paar tage nicht die wohnung. und ich glaube, als das vorbei war nach die abflachung mehr und mehr zu. immer so monat für monat.

ich denke täglich, ich müsse funktionieren. existenzängste, der druck, endlich finanziell abgesichert im leben zu stehen, die jugend, die dabei ist zu verfliegen (gedanken, wie "die schönsten jahre deines lebens hast du verloren").. all das setzt mich sehr unter druck. und, klar muss ich funktionieren, um die ausbildung zu beenden. ich setze mich leider so sehr unter druck, dass ich bestnoten erbringe, was natürlich seinen preis hat. dies hat aber auch etwas mit meine problem zu tun, mit wertung anderer umzugehen. perfekt sein zu wollen, obwohl dies gar nicht erstrebenswert sein sollte. da arbeite ich auch schon dran und habe viele neue erkenntnisse gekriegt.

also meinst du, dass die gründe der depression nicht von entscheidung sind? ich dachte immer, man müsse ermitteln, woran es liegt, um dies zu verarbeiten. und dass man nur auf diesem wege wieder zur genesung käme?

ich merke täglich, wie mir meine negativen gedanken energie klauen. ich würde mich als sehr resilienten mensch bezeichnen, der ständig auf der suche nach lösungen für probleme ist. manchmal schon mit einer verbissenheit, die natürlich frust mit sich bringt, wenn man nach jahrelanger suche immer noch nicht die lösung gefunden hat. sicher bräuchte ich mehr gelassenheit, nur ist dieser zustand so ekelhaft, dass ich mich so schwer tue, ihn anzunehmen

welche medikation nimmst du denn ein? wenn ich fragen darf? ich habe die neuen antidepressiva allesamt durch, am stärksten wirkte cipralex, was ich auch am längsten einnahm. cymbalta hat mir taube zehen bereitet, die erst 1 jahr nach dem absetzen wieder gefühl bekamen. wie gesagt, bin chemischen substanzen mittlerweile mehr abgeneigt als zugewandt. in mir ist misstrauen entstanden, der pharmaindustrie gegenüber und den psychiatern.

was tut dir gut bzw. was glaubst du, was zur genesung beitragen könnte. leider finde ich in diesem zustand alles doof und langweilig und habe auch keine geduld, mich länger mit etwas zu beschäftigen. die konzentration bricht sofort ab, es sei denn angst zu versagen, ist mit im spiel (beruf, ausbildung)

@stepha
ja, mir ergeht es da wohl genauso wie dir. ich habe bisher auch nach anderen gründen gesucht, die diesen zustand ausgelöst haben können, organische, medikamentöse ursprünge.. aber da ich merke, dass auch hier leute sind, die an dieser merkwürdigen gefühllosigkeit leiden, scheint es wohl doch so zu sein, als wäre ich depressiv. die größte angst, die ich zurzeit habe, ist: dass dieser zustand mich nie wieder verlässt. die vorstellung ist furchtbar und raubt mir jede zuversicht und hoffnung. wozu noch ziele setzen? wozu etwas auf die beine stellen. wenn depression eine schutzreaktion des körpers auf zuviel stress ist, dann ist sie nicht wirklich gut durchdacht. warum wurde anstelle der freude nicht die angst abgestellt oder das stressempfinden?

was tust du gegen die depression? kennst du diese gefühllosigkeit auch?
unfassbar, mein umfeld hat genauso reagiert wie deins! sie konnten sich das gar nicht vorstellen, wie ich mich fühle. man merke mir nichts an! ich würde fröhlich wirken, lachen völlig normal erscheinen, nur im alltag manchmal etwas grimmig. und dadurch fühlt man sich auch manchmal nicht ernst genommen, dein umfeld sieht etwas anderes als du selbst empfindest und neigt dazu, dich zu überfordern, was in mir wiederum empörung auslöst. beispielsweise: geldnot in meiner wirklich stressigen ausbildungs-zeit. bei sätzen wie "tja, dann hilft nur ein nebenjob!" fange ich innerlich manchmal an zu kochen. klar, warum nciht zwei jobs neben der ausbildung, bis ich völlig regungslos zusammenklappe und nicht mehr ansprechbar bin. keiner versteht wirklich, was in einem vorgeht. wie man sich ohnehin schon tag für tag überfordert. in unserer leistungsgesellschaft muss man funktionieren.
Stepha
Beiträge: 47
Registriert: 14. Mär 2013, 20:33

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Stepha »

Hallo David K.,
das Gefühlosigkeits-Gefühl kenne ich auch. So richtig deutlich ist es mir aber erst im Rückblick geworden. Ich scheine jahrelang keine Gefühle gehabt zu haben. Trotzdem sagt mir meine Erinnerung, dass ích bisher ein schönes Leben hatte. Diesen Widerspruch versuche ich im Moment aufzulösen.

Seit ca. 1 Jahr bin ich in Therapie, nehme seit September AD und die Gefühle kommen wieder - zunächst langsam, kaum wahrnehmbar, nun immer deutlicher. Das erste, das (leider) da war, war ganz viel Traurigkeit, die heute auch noch überwiegt. Es gibt sogar Zeiten, in denen ich mir diese Gefühllosigkeit zurück wünsche, weil sie weniger schmerzhaft war. Damit würde ich aber auch das Gefühl von Freude verbannen und das will ich nicht! Letzte Woche bin ich das erste Mal seit Jahren mit meinem Fahrrad einfach nur so durch die Gegend gefahren und es war sehr schön!!!
Deshalb kann ich dir nur sagen, ja, es geht vorbei, aber es dauert.

Den alten Zeiten solltest du aber nicht hinterher trauern. Meine Hoffnung für mich ist, dass ich bald einen lebenswerten Zustand erreichen kann. Dieser wird sich aber von der Zeit vor der Depression unterscheiden (falls es das bei mir gab), anders sein, aber gut...

Die Hoffnungslosigkeit, dass es nie aufhören wird, das Leben eigentlich keinen Sinn macht,..., ist leider Merkmal der Depression und wird mit ihr verschwinden.

Auf das Unverständnis anderer habe ich unterschiedlich reagiert: Menschen, die mir wichtig sind, habe ich etwas mehr erzählt, wie ich mich fühle bzw. nicht fühle. Auch zeige ich ihnen nicht mehr (so häufig) meine Fassade, denn das war meine permanente Fröhlichkeit. Bei allen anderen ist es mir mittlerweile egal - sollen sie denken, was sie wollen.
Ich zeige nun viel häufiger, wie es mir wirklich geht. Vor allem gestehe ich es mir selbst ein und bin dadurch in der Lage Grenzen zu setzen und auf mich aufzupassen. Das wird dir niemand abnehmen - nur du kannst dich um dich kümmern, deine Bedürfnisse äußern und durchsetzen.

Ich finde es einerseits auch ärgerlich, dass mich die Depression auch in Bereichen bremst, in denen ich gut bin und war, und nun nicht mehr die Leistung bringen kann, die ich gerne möchte. Daran verzweifele ich auch noch sehr häufig. Andererseits merke ich aber, wenn ich auf die Bremse höre, dass es mir besser geht und ich trotzdem keine negativen Auswirkungen im Beruf o.a. habe. Zwar muss man in der Leistungsgesellschaft funktionieren, aber die Definition, was Funktionieren heißt, ist sehr weit. Hier lohnt es sich, die Grenzen einfach mal auszutesten. Mein Beispiel: Ich konnte mir nie vorstellen, mich auch mal für einen Tag krank zu melden. Als nichts mehr ging, blieb mir gar nichts anderes übrig, und was ist passiert? Außer Mitgefühl und Unterstützung nichts Wesentliches. Auch hier hilft wieder: wem das nicht passt, den ignoriere ich.

Das klingt etwas, als hätte ich den goldenen Weg gefunden. Dies ist die Antwort an einem guten Tag. An anderen muss ich diesen Weg mühsam suchen, aber da hilft die Therapie.

Viele Grüße
Stepha
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Hinfallen, aufstehen, Krone zurecht rücken, weitergehen.
Clairedelalune
Beiträge: 181
Registriert: 28. Jul 2011, 13:11

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von Clairedelalune »

Hallo David,

ich möcht jetzt gar nicht weiter an dem Thema Religion rühren, es führt zu nichts außer Missverständnissen und unnötigen Kränkungen. (in beide Richtungen)

Es war nicht meine Absicht, dass so etwas unter Deinem Thread passiert, sorry.

Deine berufliche Belastung kann ich gut nachvollziehen,
ich hatte eine Phase als Krankenschwester, da habe ich ich so wenig verdient, dass ich ca 10 Tage vor Monatsende
kein Geld mehr für Bezin hatte um zur Arbeitstelle fahren zu können.

Ich habe dann einen Job als Spülhilfe angenommen und den gleichen Stundelohn ausbezahlt bekommen wie beim DRK, und das alles zu meiner Situation als allein erziehende Mutter dazu.
Meine Gesprächsbemühungen mit dem Arbeitgeber verliefen damals ergebnislos.

Es hat in der Klinik geendet.

Frag mal den (Fach-) Arzt, der Dir die Medikamente verschreibt, ob folgendes bei Dir einen Sinn machen könnte:

Es gibt die "alten" klassischen trizyklischen ADs auch in Tropfenform.

Ich habe mal eine zeitlang Amitryptilin in Tropfenform genommen, weil es sich dann sehr niedrig dosiert einnehmen lässt, der Vorschlag kam damals von der Ambulanzärztin einer psychiatrischen Klinik, also schon von einer Fachfrau.

Und was die schönsten Jahre betrifft, mein nächster runder (nicht gleich der nächste) Geburtstag ist der fünfzigste,

ich fasse es kaum, ich weiß auch nicht wo die Jahre geblieben sind,
aber man kann auch in diesem Alter und trotz Depression, also trotz aller Einschränkungen, Lebensqualität empfinden.

Sogar wenn es zu einer Chronifizierung gekommen ist, wie bei mir.

Ich musste vor kurzem bei einer Folge von "Friends" herzhaft lachen oder das Kaffee trinken und die Gespräche mit meiner Freundin kann ich durchaus genießen.

Ich fieber mit, wenn der SC Freiburg spielt,
(kann aber auch passieren, dass ich einschlafe)
morgen gehe ich schwimmen mit einer Freundin (allein würde ich mich nicht aufraffen können), etc.

und dann lieg ich wieder regungslos auf dem Bett shit happens - es geht vorbei.

Dieses Gefühl, dass das nie mehr gut wird, was krankheitsbedingt ist und vorüber geht, da kann ich mich Stepha (?) nur anschließen.
Es GEHT vorüber und es ist die "depressive Sicht".

Erinnern Dich denn Farben oder Gerüche an bessere Zeiten?

LG
Claire
PS: momentan stecke ich aber selbst wieder in einer eher schlechteren Phase,
werde auch in ein paar Wochen in die Klinik gehen - Warteliste.
datchica
Beiträge: 16
Registriert: 14. Apr 2013, 18:09

Re: Ist das eine Depression?

Beitrag von datchica »

Hallo David,

ich antworte dir mal nur zu deiner Frage, die du direkt an mich gestellt hast:

Wie du es akzeptieren kannst? Da gibt es keinen Universal-Tipp. Das ist jetzt sicher nicht das, was du gerne hören möchtest, aber ich würde lügen, wenn ich dir erzählen würde, dass ich es weiß. Es geht nicht von jetzt auf gleich, sondern Stück für Stück.
Aber es ist möglich!

Gruß
datchica
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