Diskussionsforum Depression

Ich bin 44 Jahre alt, verheiratet und depressiv (diagnostiziert seit 2006)und Angstpatient. Hatte eine Langzeittherapie (Tiefenpsychologie) bis 2008, dann ein paar Jahre Ruhe und bin seit einem Monat wieder in der nächsten Episode. Ich suche nach einem Therapeuten, aber das gestaltet sich als Schwierig, weil mein alter Therapeut in den Ruhestand gegangen ist.
Mein Mann ist ebenfalls ein Angstpatient mit einer Depression und bei ihm kommen noch Zwänge hinzu.

Meine Hauptbeschwerden sind bleierne Müdigkeit, das Gefühl als hätte ich eine starke Grippe, Herzrasen, Verkrampfungen der Schultermuskeln. Ich plane Dinge außer Haus und mache kurz vorher Rückzieher, nur um nicht raus zu müssen. Das passiert mir auch, wenn ich Termine hab - sei es Arbeit, Arztbesuche, Freunde treffen. Wenn mein Mann bei mir ist, kann ich das Haus ohne Probleme verlassen, er muß nur ansagen daß es raus geht und ich folge wie ein Hündchen. Aber alleine fällt es mir schwer. Ich würde seit geraumer Zeit gerne mit der Nachbarin was unternehmen, aber ich kann mich nicht überwinden bei ihr einfach so zu klingeln, obwohl sie es mir angeboten hat. Ich hab Ärger mit den Schwiegereltern, weil ich sie nicht anrufe. Ich mag nicht telefonieren. Wenn ich angerufen werde ist das nicht der Fall, aber selbst wählen fällt mir unendlich schwer. Früher hab ich im Chor gesungen. Jetzt schaffe ich es nicht mehr regelmäßig zu den Proben - ach was sag ich, ich schaffs gar nicht erst ein erstes Mal hin zu gehen.
Früher ging ich in den Hauskreis alleine, jetzt geht auch das nicht mehr. Mein Gemeindeleben ist gleich Null.

Ich bin arbeitslos, jobbe als Nachhilfe. Das krieg ich noch irgendwie hin, obwohl auch das zunehmend schwer wird hin zu gehen und nicht zu kneifen. Ich unterrichte für mein Leben gerne, darum schaffe ich es wohl irgendwie mich doch durch die Tür zu schaffen, aber alles was irgendwie auch noch unangenehme Seiten hat, wie etwa ein Arztbesuch versäume ich. Hab schon hundert Euro an einen Zahnarzt bezahlen müssen, weil ich es nicht geschafft hab zu einem vereinbarten Termin zu erscheinen UND rechtzeitig abzusagen. Nicht mal das Anrufen hab ich hingekriegt.

Tja, so sieht es im Augenblick bei mir aus. Was an Kommunikation mit der Außenwelt noch ohne Probleme geht ist das Internet. Darum bin ich hier.

Ein herzlicher Gruß in die Runde.
LG

Hallo Beagleblues,

sei willkommen. Du weißt vermutlich, dass du mit der Angstsymptomatik hier überhaupt nicht alleine bist

Um soziale Ängste zu überwinden, auch das weißt du vermutlich, hilft nur: Üben üben üben. Kannst du gleich morgen früh mit der Nachbarin anfangen? Schaden wird damit gewiss keiner angerichtet. Im schlimmsten Fall ist sie nicht zu Hause oder öffnet die Tür nicht. Dann versuchst du es am Nachmittag noch mal. Und dann am Sonntag.

Das schaffst du schon. Alles Gute, deine puk

Nein, kann ich nicht. Wenns so einfach wäre hätte ich wohl auch kein Problem damit, oder?

Hallo beagleblues,

es ist ein mutiger und auch guter Schritt von dir hier ins Forum. Seil willkommen.

Deine Geschichte aufzuschreiben, ist dir wahrscheinlich auch nicht leicht gefallen.

Ich finde es ganz toll, dass dein Mann trotz seiner eigenen Krankheit dich immer wieder so ein wenig "schubsen" kann. In eine Richtung oder Tätigkeit die dir dann gut tut, wie du es selbst sagst.

Bei deiner Nachbarin zu klingeln ist für dich nicht einfach. Das hat PUK auch nicht gesagt. Sie wollte dich nur ermuntern, es doch zu tun. Dir also auch einen kleinen "Schubs" geben.

Du hast es geschafft dich hier anzumelden, was bestimmt auch nicht so einfach für dich war. Aber du hast es geschafft. Der Unterschied ist halt, du brauchtest dazu deinen dich schützenden Kokon, deine Wohnung nicht zu verlassen. Nicht einen Schritt in den Flur, vor deine Wohnungstür oder vor deine Haustür.

Ich möchte dich ermuntern in dem Thread „Licht und Dunkelheit II“ den letzten Beitrag von anna54 von 11:19 Uhr einmal zu lesen. Was anna da von sich selbst, ihrem Empfinden schreibt, wäre genau das, was ich dir auch schreiben würde. Natürlich als ermunternde Sätze an dich persönlich gerichtet.
Ich ziehe aus anna’s Beiträgen auch sehr viel für mich.

Schreibe hier weiter wie es dir geht und welche Ängste dich hemmen. Du kannst natürlich auch ein weiteres Thema, das deine Situation besser trifft eröffnen. Du kannst dich aber auch in bestehende Threads einklinken.

Ich finde es jedenfalls schon einmal gut, dass du weiter Nachhilfe gibst, auch wenn dich dein Gefühl manchmal daran hindern möchte.

Du schreibst, dass du schon vor einigen Jahren über eine längere Zeit Therapie hattest. Versuche dich an Dinge und Anregungen zu erinnern, die dir der damalige Therapeut gegeben hat. Da ist bestimmt noch einiges im Gedächtnis hängen geblieben. Du kannst davon bestimmt immer noch Nutzen ziehen oder uns davon berichten.

Viele Grüße

krimi

Hallo beagleblues,

auch ich möchte Herzlich Willkommen sagen. Ich denke auch das das gut hier für dich ist.

Ich erkenne aus deinem Beitrag, wie fertig Du sein musst. Ich möchte dir raten: komm doch erst mal zur Ruhe.

Die Liste von dem was Du alles NICHT schaffst zeigt mir auch wie Du Dich selbst unter Druck setzt. Dabei sind das fast alles Sachen die nicht sein müssen.

Jetzt solltest Du dir erst mal die Zeit nehmen zu sehen was ist der Grund hierfür.
Ist es weil Du keinen mehr zum Reden hast, oder könnte es am Medikament liegen. Oder ist es die Antriebslosigkeit, oder doch nur die Angst?

Ich habe die Erfahrung gemacht das wenn man mal so diese Dinge aufbröselt besser reagieren kann. So siehst du nur einen geballten Haufen Mist, und einzeln so Schübchen für Schübchen entmisten geht leichter.

Und suche doch mal nach positiven Dingen. Ich weiß, ist nicht einfach aber es hilft. Muss ja nichts großes sein, Kleinigkeiten, eben Dinge die du schaffst.

Ansonsten kann ich mich den anderen anschließen: Bleib dran hier.

Liebe Grüße an Dich

Liebe Beagleblues,

bitte entschuldige den Ton in meiner ersten spontanen Antwort, ich wollte dich nicht verschrecken. Ich kenne das wirklich auch. Ich weiß es ist schwer. Aber es wird leichter, wenn man nicht darüber nachdenkt, was passieren könnte.

Wie geht es dir heute?

Ich komme gerade von einem Arbeitstag nach Hause, der nicht so sehr erfolgreich wirkte (ich arbeite an einem länger dauernden Projekt), aber es wohl doch war. Lange Zeit bin ich nach solchen Tagen müde nach Hause gegangen, hab mich hingelegt oder gleich den Wein geköpft. Jetzt ist es besser. Ich habe ein bisschen sauber gemacht, gespült und so, einen Tee gekocht und überlege mir jetzt eine Strategie für den Abend. Ich will ein erfülltes Leben. Ich brauche Menschen. Aber ich lebe allein und weiß, dass meine beiden Freundinnen an diesem und an vielen weiteren Abenden nicht für mich da sein werden. Für morgen habe ich mir einen ersten Besuch bei einem Chor vorgenommen. Zum zweiten Mal. Hoffentlich macht mein Körper mir das keinen Strich durch die Rechnung.

Beste Grüße und ich hoffe, dein weiterer Austausch im Forum wird besser als die erste Begegnung.

puk

Hallo Ihr Lieben, vielen Dank für Eure Beiträge. Es fällt mir tatsächlich im Augenblick sehr schwer darauf zu antworten, bitte verzeiht. Ich habe sie aber alle gelesen.

Liebe Puk, mach Dir keine zu großen Gedanken. Ich wollte auch gar nicht so harsch reagieren. Ich danke Dir für den Versuch mir zu helfen.

LG

Liebe Puk, gerade geht es mir sogar richtig gut. Obwohl ich fast vor der Nachhilfe heute gekniffen hätte und gehofft hatte, daß sie nicht statt findet (die Mutter hatte das Kind die letzten zwei Male auch nicht hin gebracht), hab ich sie mit dem kleinen Kerl super hinbekommen. Ich muß ehrlich sagen - obwohl Deutsch und Mathe nicht meine Lieblingsfächer sind, war das sogar noch besser als Bio mit Abiturienten. Es hat mich insgesamt für heute richtig hoch gerissen und ich kann befreit atmen und mich freuen.

Leider führt es nicht dazu, daß ich freiwillig noch mal außer Haus gehen würde. Hin zur Nachhilfe und auch zurück gings mit eingezogenem Kopf - niemanden sehen, nichts und niemanden hören oder sprechen. Nur auf der Arbeit selbst verschwindet das.

Mein Bruder ist übrigens auch Sozialphobiker und meine Mutter ist es jetzt im Alter auch geworden (war es wie ich vielleicht auch immer schon etwas, aber nach ihrem Herzinfarkt hat sie auch eine Depression bekommen und seit dem sind ihre Ängste auch größer geworden).

LG

Liebe/r Ghost und liebe/r Krimi, ich danke Euch für Euer Willkommen hier.

LG