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Ist das Leben?

Verfasst: 25. Jul 2003, 01:19
von Sunshine
Ich sitze hier seit Stunden und weiss nicht wie ich anfangen soll. In mir hat sich so viel angestaut. Ich bin jetzt 36 Jahre alt und habe schon einiges er- und durchlebt.
Aber was solls ich lebe. Nur, das ist der Punkt. Ich habe gar nicht das Gefühl zu leben. Ich komme mir so vor als wenn ich nur vorgebe da zu sein. Aber in Wahrheit bin ich von allem getrennt. Und dieses Gefühl wird immer schlimmer. Vor ein paar Monaten habe ich angefangen zu ritzen. Finde ich selbst ziemlich albern in meinem Alter aber es passiert einfach. Seit einiger Zeit bekomme ich Anflüge von Atemnot wenn ich alleine in der Stadt bin, aber ich kann das noch ganz gut vertuschen. Ganauso wie auf der Arbeit.
Da bin ich fleissig, kompetent und bestimmt nicht auf den Mund gefallen. Aber es sieht ja keiner wie es in mir aussieht.
Ich lebe lebe schon seit vielen Jahren mit den Depressionen und versuche immer wieder dagegen anzugehen. Ich nehme auch AD`s und stehe zur Zeit auf der Warteliste für eine ambulante Therapie. Vielleicht schaffe ich es ja diesmal. Tausend Gedanken gehen mir ständig durch den Kopf. Aber in dem Moment wo ich sie artikulieren möchte ist da nur Leere. Ich stehe mir selbst im Weg. Früher war ich gern mal alleine. Ich konnte es geniessen. Heute fühle ich mich nur einsam selbst wenn ich unter anderen Menschen bin. Gleichzeitig kann ich es nicht ertragen dass mir jemand zu nahe kommt. Ich habe Angst dass das immer so weiter geht. Ich will so nicht leben. Aber wie oft habe ich das schon gedacht. Ich habe nur Angst dass ich am Ende als verbibitterte alte Frau ende deren Tod man erst bemerkt wenn der Geruch aus ihrer Wohnung zu stark wird. Ich weiss das klingt alles ein bisschen irre . Ich selbst gehe mir ziemlich auf den Nerv damit.
Aber ich kann meine Gedanken einfach nicht abschalten. Ich wünsche Euch dass es Euch besser geht.

Sunshine

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 25. Jul 2003, 10:24
von becki
Liebe Sunshine!
Ich kann dich sehr gut verstehen! Das mit dem ritzen kenn ich auch nur ist es bei mir wieder weg! Ich habe vor einigen Jahren selbst Hand an mich gelegt um der Außenwelt zu zeigen wie es in mir aussieht! Es hat kaum jemanden interressiert! Heute hab ich kein Verlangen mehr danach! Atemnot habe ich seid kurzem auch und ich bekomme es in den Griff wenn ich mir vor Augen halte dass es von der Depri und nicht von irgendetwas anderem kommt! Ich hatte am Anfang so ein bammel das ich davon ersticke aber es war nicht so! Ich wünsche dir viel Erfolg bei deiner Thera und laß von dir hören!
Alles liebe Becki

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 25. Jul 2003, 10:55
von Dagmar
Liebe Sunshine,
wie kann man dich denn ein wenig trösten und dir wieder etwas Mut machen? Vielleicht dadurch, dass es jetzt
schon einige gibt, die dein posting gelesen haben und an dich denken. Vielleicht musst du dich dann ja nicht mehr ganz so einsam fühlen? Und immerhin hast du es geschafft im Forum zu posten. Das ist doch schon mal ein erster Schritt nach aussen aus deiner Isolierung heraus. Für mich war das damals eine grosse Überwindung, aber ich denke, es hat sich gelohnt.
Meinst du mit ambulanter Therapie Psychtherapie bei einem niedergelassenen Therapeuten oder ist das was anderes? Weißt du schon, wie lange es noch dauert, bis du dran bist? Ritzt du dich, wenn du besonders traurig bist oder wenn du wütend bist? Bestimmt machst du es immer in Situationen, in denen es dir besonders übel geht. Dann wenn du dir eigentlich dringend was Gutes tun müsstest. Oder möchtest du dich lebendiger fühlen dadurch? Aber ich finde, dass du schon sehr lebendig bist. So wie du denkst und fühlst, lebst du im Augenblick wahrscheinlich sogar besonders intensiv. Aber eben leider auf sehr unangenehme Art.
Ich wünsche dir sehr, dass du bald Hilfe findest und sich alles zum Guten wendet für dich!
Liebe Grüsse
Dagmar

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 25. Jul 2003, 16:40
von Serena
Hallo Sunshine,

Mir geht es genau so wie Dir, Dein Text hätte von mir sein können
Ich fühle mich manche Tage auch überall fehl am Platz und hab Angst, obwohl nicht zu befürchten ist. Und Menschenmengen widern mich an, da fühl ich mich äußerst unwohl, auch wenn keiner mir was tut.
An anderen Tagen ist das wie weggeblasen.
Die innere Leere verspüre ich auch oft, das vergeht aber, sobald ich mich in eine Arbeit knie oder einfach mal lange schlafe.
Sunshine, Du bist 36. Hast Du Kinder? So ganz unterbewusst könnte man das evtl. vermissen, ohne jetzt auf die biologische Uhr anzuspielen. Ich bin 29 und hab manchmal das Gefühl, eigentlich schon mehr erreicht haben zu müssen als eine Wohnung, einen festen Job und ein paar kleine Alltagsfreuden. Beim genaueren Nachdenken fällt mir aber kein Grund ein, unzufrieden zu sein und ich möchte mich auch bewusst von irgendwelchen gesellschaftlichen Zwängen lösen.
Ich bekomme seit einer Woche ganz leichte Antidepressiva und verzichte seither auf das Glas Wein am Abend. Ich war erst nach sehr langer Leidenszeit mal bei einem Neurologen/Psychotherapeuten ( eine Person ) und der schaut jetzt mal, was man unternehmen kann.
Naja, aber seitdem geht es wieder bergauf - physisch und psychisch. Ich nehme mein Umfeld gleichermaßen wach und distanziert wahr und stelle mich meiner inneren Unruhe.
Sunshine, ich wollte Dir damit nur sagen, dass Du nicht alleine bist und dass eine Depression auch ein neuer Anfang sein kann.
Ich wünsche Dir viel Glück und für heute noch einen schönen, sonnigen Tag!

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 25. Jul 2003, 21:34
von Sunshine
Hallo Ihr Lieben,
schön das Ihr an meiner Misere so einen Anteil nehmt.
Ich weiss auch das meine Symtome von den Depris kommen aber das macht es deshalb auch nicht viel lustiger. Das ich mich ritze finde ich an sich nicht so schlimm. Es ist gerade so viel Schmerz um zu spüren das ich lebe und hilft mir dabei nicht ganz zu explodieren. Wobei es bei mir eher implodieren heissen müsste.Ausserdem mache ich es da wo man es Dank entsprechender Kleidung nicht sieht. Würde auch keinen interessieren. Ausserdem weiss in meiner Firma keiner dass ich Depressionen haben. Wäre auch tödlich für meinen Arbeitsplatz.
Meiner Psychaterin habe ich es gesagt. Sie meinte, ich solle es dann mit der Therapeutin besprechen wenn es soweit ist. Die Warteliste entspricht ungefähr einem Jahr, dass heisst es dauert noch in etwa 9 Monate bis ich dran bin. Es handelt sich dabei um eine Psychotherapie bei einer niedergelassenen Ärztin. Vielleicht klappt es diesmal ja auch. Ich habe schon mehrere Therapien hinter mir und würde jetzt endlich einmal alles abhaken. Mittlerweile bin ich der Meinung man muss erst ein paar davon gemacht haben um zu wissen worum es geht. Meine erste Therapie habe ich bei einer Verhaltentherapeutin angefangen. Aber leider wusste ich nicht was was Sie von mir wollte und umgekehrt ging es Ihr wahrscheinlich genauso mit mir. Aber sie war die Therapeutin die ich als erste erreicht habe und ich wollte nicht noch mal alles erzählen. Ausserdem hatte Sie eine relativ kurze Wartezeit. Das hätte mir zu Denken geben sollen. Das war kurz nachdem ich das erste mal bei meiner Psyhaterin war und endlich wusste das ich nicht geisteskrank war sondern „nur“ Depressionen hatte gegen die man ja bekanntlich was tun kann. Ich wusste damals noch nicht mal das es verschiedene Arten von Therapien gibt. geschweige denn welche.
Drei Jahre später begann ich meine zweite Therapie (stationär) . Diesmal musste ich nicht solange warten.
Nur drei Wochen auf der geschlossenen Station und einem etwas anderem Weihnachtsfest auf der Depristation, nach einem durchaus ernst gemeinten SM-Versuch.
Es lief auch ganz gut an. Ich begann vertrauen zu meiner Therapeutin zu fassen und wir stellten fest das ich nicht nur Depressionen, sondern auch eine narzisstische Persönlichkeitsstörung habe.
Verursacht durch eine lieblose Kindheit. Ich hätte gern eine Familengespräche geführt wie einige andere auch aber da meine Eltern gestorben sind als ich 18 (Mutter) bzw. 19 (Vater) war ging. Das nicht. Von Seancen hatten die da keine Ahnung. Leider besass mein Mann zu diesem Zeitpunkt die Rücksichtslosigkeit herzkrank zu werden und ich überlegte mir nach Hause zu fahren. Aber meine Therapeutin überzeugte mich davon dass es wichtiger war endlich etwas für mich zu tun.
Ich blieb also da . Einen Monat später war er tot. Nach einem Wochenende das ich in der Klinik verbracht hatte Jetzt war ich nicht nur Witwe sondern auch Sozialhilfeempfängerin, weil ich voher selbständig gewesen war und kein Arbeitslosengeld bekam. Ich bin trotzdem da geblieben, aber der Hit war das nicht mehr. Dann kam die Tagesklinik, was mich immerhin soweit gebracht hat wieder neu anzufangen. Ich machte eine Weiterbildung und bekam durch Vermittlung eines Dozenten meinen jetzigen Arbeitsplatz.. Ungefähr zu der Zeit lernte ich auch meinen Freund kennen. Das war vor ca. 4,5 Jahren. Nein ich wohne nicht mit ihm zusammen. Ich habe auch keine eigenen Kinder ausser der halben Tochter die mein Mann aus seiner ersten Ehe hatte und zu der ich seit 1 Jahr keinen Kontakt habe. Während meiner Ehe wollte mein Mann keine Kinder und Ich hätte Ihnen unsere finanzielle Situation nicht zumuten wollen. Seit zwei Jahren weiss ich auch das ich keine eigenen Kinder mehr bekommen kann. Aber das ist wahrscheinlich auch besser so. Zu meinen 5 Geschwistern habe ich auch keinen Kontakt mehr. Vor ein paar Monaten habe ich beschlossen, dass es leichter für mich ist wenn ich mich auch nicht mehr zu melde, als vergeblich darauf zu warten, dass sich jemand bei mir meldet. Ich war Ihnen sowieso schon immer gleichgültig. Sie haben sich auch damals nicht darum gekümmert wie es mir ging. Wahrscheinlich hatten sie Angst, dass ich Geld von ihnen hätte haben wollen. Gottseidank waren zu dem Zeitpunkt noch andere Menschen da. Mittlerweile hat sich das geändert. Ich habe festgestellt, dass die meisten Leute von damals sowieso mehr Bezug zu meinem Mann hatten und von den richtigen Freunden ist nur eine Freundin übriggeblieben da die anderen inzwischen weggezogen sind. Der Kontakt ist fast ganz eingeschlafen. Jetzt fragt Ihr Euch vielleicht: Wer will das wissen? Aber ich wollte einigen Fragen zuvorkommen. Vielen Dank auf jeden Fall für Eure Anteilnahme.

Sunshine

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 25. Jul 2003, 21:49
von becki
Hallo liebe Sunshine!
Ich denke das es schon interessant ist zu hören was mit verursacher deines Leidens ist! Es ist völlig in ordnung wenn du hie dein Herz ausschüttest, denn hier sind Menschen den geht es genau so und sie verstehen dich! Ich glaube ich spreche vielen hier aus der Seele wenn ich sage dass wir froh sind so einen Ort gefunden zu haben wo man über genau solche Dinge reden kann! Sich Mut zusprechen und einfach nur mal zu hören! Ich bin so unendlich dankbar dieses Forum gefunden zu haben denn es war oft so dass ich am Rande meiner Verzweiflung an .... gedacht habe! Zum Glück ist nichts passiert und ich habe oft tröstende und Mut machende Worte hier erfahren dürfen! Also es ist schon OK wenn du schreibst was dir auf der Seele hängt! Liebe Grüße Becki

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 26. Jul 2003, 10:10
von Serena
Liebe Sunshine, ich schließe mich Becki an. Es tut mir sehr leid, was Dir alles passiert ist, ich glaube das würde selbst einen "normalen" ( nicht so sensiblen ) Menschen umhauen.
Ich wünsche Dir viel Glück mit Deinem Freund und dass Du das Lachen nicht ganz verlernst.
Liebe Grüße!

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 27. Jul 2003, 14:51
von Sunshine
Hallo Serena,
vielen Dank für Deine lieben Worte.
Sehr gern würde ich das Leben geniessen. Ich lache sehr gerne wenn ich einen Grund dazu haben. Aber das ist im Moment leider nicht der Fall.
Gestern hatte ich eigentlich vor auszugehen. Und irgendwie hatte ich ein gutes Gefühl dabei es mir mit meinem Freund,seiner Schwester und einem Bekannten in einer Strassenkneipe einen schönen Abend zu machen. Also packte ich mein Übernachtungsgepäck Ich dachte ich komme vielleicht auf andere Gedanken dabei. Aber leider kam es nicht soweit. Wir waren unterwegs zu der Wohnung meines Freundes und ich hielt bei der Bank um Geld zu holen. Da passierte es. Keine Auszahlung möglich. Und das 15 Tage vor der nächsten Gehaltsüberweisung. Jetzt hatte ich also einen leeren Tank, 10 Euro in der Tasche und ein leeres Bankkonto. Was das mit mir anstellte könnt Ihr Euch vorstellen. Ich dachte es schnürt mir den Hals ab. Tausend Gedanken aus ein Mal. Ich hatte das Gefühl mein ganzer Körper vibriert. Von 0 auf 100 in 2 Sekunden.
Ich weiss das ich selber Schuld bin. Seit Monaten habe ich nicht mehr auf meinen Kontostand geschaut weil es mich zu sehr deprimiert zu sehen, dass ich trotz meiner Arbeitsstelle und Überstunden immer zuwenig Geld zur Verfügung habe. Nach Abzug von Miete und Autokosten bleibt nicht mehr soviel übrig. Es gibt Menschen wie meinen Freund die sich Ihr Geld einteilen können. Er weiss genau für was er wann wieviel Geld zur Verfügung hat. Und er hält sich daran genauso genau wie er sich an den selbstgestellten Putzplan für seine Wohnung.
Als ich von der Bank zurück zu meinem Auto ging war es dann soweit. Ich erzählte ihm, dass ich kein Geld mehr bekäme und er reagierte sauer. Er machte mir Vorwürfe, dass wir ja jetzt nicht rausgehen könnten, dass ich früher hätte schauen sollen damit er die Möglichkeit gehabt hätte entsprechend für sich einzukaufen und anderes. Nachdem er sich etwas beruhigt hatte, bot er mir an mir 50 € zu leihen. Die müsste ich ihm aber auf jeden Fall am 15. wiedergeben.Was ich aber ablehnte. Abgesehen davon dass am 1. viel mehr Geld von meinem Konto abgebucht werden würde, was nicht darauf ist, wird dann auch noch bei meinem Auto der TÜV fällig und es hat ohne Werkstatt keine Chance durchzukommen. Kein Wort davon wie es mir geht. Er wusste doch ganz genau, dass es mir schon voher nicht gut ging.
Ich wollte jetzt nur noch Alleinsein. Also schickte ich ihn in den Laden auf dessen Parkplatz wir immer noch standen um einen Moment Ruhe zu haben.
Als er wiederkam tankte ich für mein letztes Geld und fuhr in die Richtung meiner Wohnung. Jetzt fragte er was das den solle. Also fuhr ich in Richtung seiner Wohnung. Dann sagte ich Ihm er solle alleine ausgehen. Dazu hätte er keine Lust ohne mich und was solle er denn den anderen sagen, kam dann.
Jetzt konnte ich wirklich nicht mehr. Ich wollte nur noch allein sein. Ich teilte ihm mit mir wäre es gleich ob er ausginge oder nicht, ich würde ihn nach Hause bringen weil ich allein sein wolle.
Während der ganzen Zeit dachte ich nur : ZUSAMMENREISSEN; RUHIGBLEIBEN:
Und jetzt fing er auch noch an zu er hätte noch Sachen bei mir die er zuhause bräuchte.
Also wendete ich und fuhr wieder in meine Richtung. Ich sagte nichts und sehnte die Zeit herbei wenn ich allein zuhause wäre. Aber jetzt ging es erst richtig los. Er fragte mich warum ich denn allein sein wolle und was er falsch gemacht hätte.Wie ein Kind das keine Ruhe geben will.
Ich sagte ihm, das ich darüber im Moment nicht diskutieren wolle. Aber er liess nicht locker. Er redete auf mich ein und hörte nicht auf. Und das alles während der Autofahrt. Gut das ich auf dem Land lebe, da ist nicht soviel Verkehr. Irgendwie fuhr ich ganz automatisch. Mein Körper abgetrennt von mir. Und dabei dieser Redefluss. Nachdem ich noch mehrmals darauf hingewiesen habe, dass ich nur allein sein wolle war Schicht. Es ist nicht seine Schuld dass ich nicht so gut mit Geld umgehen kann. Aber zur Verschlimmerung meiner Situation hat er schon beigetragen. Und jetzt wollte ich nur noch um mich schlagen. All diese Punkte hatte ich schon früher angesprochen aber er hat sie immer abgeblockt. Und in meinem Stolz habe ich dann verzichtet sie nochmal anzusprechen. Ich komme schon alleine klar. Ich laufe hinter niemanden her.
Aber er wollte es ja hören. Nachdem wir zwei Jahre zusammen waren beschlossen wir in eine gemeinsame Wohnung zu ziehen. Aus diesem Grund suchte ich mir keine kleinere günstigere Wohnung. Aber bis jetzt hat er es ganz gut verstanden dies immer aufzuschieben. Ihm geht es ja ganz gut dabei. Er hat eine kleine günstige Wohnung. An den Wochenenden hole ich ihn mit meinem Auto ab zu mir (Er hat weder Führerschein noch Auto). Denn meine Wohnung ist grösser und gemütlicher. Deshalb hatte ich auch noch bis vor drei Monaten alle vierzehn Tage das Vergnügen mit seinem unerträglichen Sohn. An diesen Wochenenden schlief ich dann auf der Couch während Freund und Sohn in meinem Bett schliefen. Um das Klima erträglich zu halten waren wir dann viel mit meinem Auto unterwegs . Aber der Junge hörte nie auf das Klima zu vergiften. Er hatte ständig was an mir oder meiner Wohnung auszusetzen. Ich probierte es mit Verständnis und mit Ignorieren, mit Gesprächen, sogar gemeinsam mit seiner Mutter, die ganze Palette. Aber es half nichts. Mein Freund war hilflos. Er kann sich nicht durchsetzen. Für Ihn ist immer seine Exfrau schuld und für Sie ist immer er schuld. Nach vier Jahren reichte es mir dann, Vater und Sohn verbringen ihre Wochenenden jetzt bei ihm zuhause. An diesem Wochenende sehe ich meinen Freund dann nur an zwei Abenden.
In der Woche sehen wir uns nur wenn ich zu ihm fahre um seine grösseren Einkäufe zu erledigen.
Kaum hatte ich meinen Freund mit eingen Punkten konfrontiert war es aus. Er war tödlich beleidigt und tief getroffen. Es ist nämlich so, dass er jedesmal wenn wir uns sprechen seine Sorgen von seinem Arbeitsplatz bei mir ablädt aber von mir darüber nichts hören will. Ich arbeite ja nicht richtig. Da ich im Büro arbeite. Und dann die Sache mit der Wohnung. Das reichte. Er wäre an allem schuld und er würde nie wieder was von der Arbeit erzählen. Als wenn es darum ging.Mittlerweile war er am Weinen. Er würde alles hinschmeissen und er würde jetzt bestimmt etwas schlimmes anstellen. Danke schön auch. Jetzt hatte ich noch zusätzliche Sorgen. Ich setzte ihn ab und fuhr nach Hause. Kaum war ich da ging das Telefon. Wieder er. Er liebe mich doch und wolle mich nicht verlieren und ich solle keinen Mist machen. Nach dem dritten Telefonat hatte ich ihn, wenn jetzt auch mittlerweile ein wenig grob, davon überzeugt, dass ich nur Ruhe wolle.
Aber für mich gab es keine Ruhe. Ich stellte die Musik an, holte mir Wein und versuchte ruhig nachzudenken. Aber es ging nicht. In mir tobte es. Das ganze Karussel von vorne. Ich glaube mein Kopf platzt. Ich weiss nicht wie es weitergehen soll. Ich bin es leid. Gestern habe ich überlebt.
Ich habe nur geritzt. Ich bin dann irgendwann vom Wein eingeschlafen. Ich trinke ja nicht oft. Aber was ist mit heute. Es hört einfach nicht auf. Gestern konnte ich noch weinen. Heute nicht mehr. Immer wenn ich versuche über meine Situation nachzudenken das Gleiche: Ich sehe sch.. aus , ich bin unfähig, keiner interessiert sich dafür wie es mir geht. Dazu kommt die Existenzangst und die Situation mit meinem Freund. Ist das nicht Grund genug aufzugeben? Ich weiss es nicht. Ich bin so müde!!! Ich will doch nur ganz normal leben. Wieso geht das nicht. Warum kann ich nicht aufhören zu Denken? Tut mir leid, dass es so lang geworden ist. Ich konnte nicht anders.

Sunshine

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 28. Jul 2003, 21:10
von Serena
Liebe Sunshine, ich antworte Dir gleich, aber dazu geh ich "raus" aus dem Netz. Könnte etwas länger werden.
Es ist schon mal super dass Du so offen bist.
Ich bin auch so ein kleiner Geldverschwender bzw. trotz Plan und Verstand will es einfach nicht bei mir bleiben, lach!
Jetzt sei mal nicht so traurig, den ersten Schritt in die richtige Richtung hast Du nämlich schon gemacht.
Also...bis gleich!!

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 28. Jul 2003, 22:17
von Serena
Liebe Sunshine,

Dein Bericht hat mich sehr angesprochen.
Es tut mir leid, wie es Dir geht, ich kann das nachempfinden.
Du rettest Dich dann aber immerhin mit Schreiben, das ist gut! Alles aufschreiben, dann hast Du es draußen und vor Augen.
Also Dein Freund scheint ja so ein kleiner Selbstversorger zu sein und sich mächtig wohlzufühlen dabei.
Schon wenn er sagt, Büroarbeit ist keine richtige Arbeit empfinde ich das als ziemlich abwertend. Braucht er das zur Selbstbestätigung??!
Das mit der Wohnung ist das Nächste. Hauptsache ER kommt um die Runden. Und wer reibt sich dafür auf? DU!
WIe alt ist denn der Knabe? Kein Auto und kein Führerschein...und dann noch Vorwürfe, wenns mal mit der Fahrerei nicht klappt wie geplant. Feiner Zug.
Euer Problem ist wahrscheinlich, dass ihr nicht genug redet und Du Dir zuviel Mühe gibst, ihm um Gottes Willen zu gefallen.
Es gehören aber immer zwei zu einer guten Freundschaft oder Partnerschaft, da sollte niemand größere Defizite einfahren.
Mit dem Geld das kenn ich. Ich mach auch manchmal lieber die Augen zu, wenn ich auf meine Auszüge gucke und werde ganz schwach bei dem Gedanken, wie ich das in Zukunft alles noch gebacken kriegen soll. Dabei arbeite ich auch viel und muss nicht unbedingt Gucci tragen, um glücklich zu sein.
Ich habe mir da vor vier Wochen einen kleinen Plan aufgestellt, da ist für jeden Tag ein Budget drin. Am Vortag überlege ich, was ich morgen am Dringendsten brauche und worauf ich verzichten könnte. Da kommen manchmal ganz gute Lösungen raus dabei. Manche Tage muss ich auch rein gar nichts ausgeben, da greife ich auf Selbstgekochtes und Tee zurück.
Natürlich gibt es da noch mehr Dinge, die einfach ständig anfallen....Miete, Telefon, Fahrgeld...aber wenn allein durch diese Fixkosten das Monats-Budget überschritten wird, dann muss man von Grund auf erneuern. Entweder man sucht sich einen Minijob zusätzlich ( ja ich weiss, wir sind schon 100% beschäftigt!! ) oder man überlegt wirklich drastischere Maßnahmen wie z.Bsp. Car-Sharing, kleinere Wohnung...ich spare mir z.Bsp. seit Längerem Fahrscheine und fahre wieder viel mit dem Fahrrad. Hat den guten Nebeneffekt, dass man sich auch noch das Fitnessstudio spart, lach!
Ja, ich lache noch, bisher gab es immer eine Lösung, aber denke nicht, das ist immer so lustig.
Wir sind manchmal ganz schön eingefahren in unseren Gewohnheiten und stecken fest...und wenn uns das bewusst wird, dass wir mit dem Rücken an der Wand stehen, dann kommen wir ins Grübeln.
Aber das ist die Chance sich zu verändern. Vielleicht hat man sich mit diesem Lebensstil schon weiter von sich entfernt als man denkt, man ist nicht mehr authentisch könnte man sagen. Die meisten Leute, die ich kenne, versuchen was vorzugeben, was meistens gar nicht den Umständen entspricht. Die machen sich selber unglücklich durch überzogene Ideale und fragen nicht nach sich selbst.
Das musst Du vielleicht wieder lernen, Sunshine. DU kannst es nie allen Recht machen und Du musst zuerst nach Dir selbst sehen. Sonst kennst Du Dich bald nicht mehr.
Versuche doch einmal etwas Abstand zu Deinem Freund zu gewinnen. Für mich hört sich diese Beziehung nicht ausgewogen an.
Dann lasse Dir helfen, wenn es finanziell nicht mehr geht, es gibt Beratungsstellen, die sind neutral.
Du musst Dich von diesem ganzen Druck befreien, der auf Dir liegt.
Geh weiter arbeiten und überschlage grob die Zeit, in der Du aus der Misere raus bist. Das kann sehr erbaulich sein, auch wenn es erst 2005 wäre...aber manchmal passieren auch ganz unerwartete Dinge, die es voranbringen.
Ich hoffe ich höre mich nicht zu altklug an.
Ich kenne das eben nur von mir selber, ich strampel und komm nicht weiter, weil irgendwas mich runterzieht. Das musst Du aufdecken und bekämpfen.
Ich hab zu lange damit gewartet, mir helfen zu lassen und bin jetzt gottfroh drüber! Ich denke zwar, es wird noch ein langer Weg, aber ich hab das Ziel vor Augen: Unbelastet und somit wieder stark zum Helfen. Nur geht das wirklich erst richtig, wenn ich selbst heil da rauskomme.
Hoffentlich konnte ich Dir ein bisschen Mut zusprechen.
Du kannst das schaffen, da bin ich sicher, denn blöd bist Du nicht.
Schau um Dich rum - Sorgen gibts genug, gehn wir dagegen an!
Ich wünsche Dir alles Gute!!!

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 29. Jul 2003, 23:10
von Sunshine
Hallo Serena,
schön, dass es nicht nur mir so geht mit dem Geld. Aber ich könnte ganz gut darauf verzichten auch noch diese Probleme zu haben.
Aber nachdem ich wieder einigermassen klar im Kopf war habe ich jetzt endlich ein oder zwei Sachen aus der Welt geschafft. Nachdem ich mich Samstag bzw. Sonntag ausgetobt habe, (Gottseidank ohne Kosequenzen), hatte ich gestern eine Ausprache mit meinem Freund.
Ich rede einfach zu wenig. Und ich kann nicht davon ausgehen, dass andere Gedankenlesen können. Ich bin noch nicht ganz aus dem roten Bereich in finanzieller Hinsicht, aber ich werde mit Hilfe meines Freundes Autofahrer bleiben. Ich brauche das Auto ja auch um zur Arbeit zu kommen und er möchte auch nicht darauf verzichten. Ausserdem werden wir verstärkt auf Wohnungssuche gehen. Wir sind uns viel näher gekommen. Nicht weil er mich finanziell unterstützt, was wirklich eine Ausnahme ist, sondern weil ich das Gefühl habe dass er mich ein bisschen besser versteht. Ansonsten muss ich halt mal wirklich meinen Kontostand und meine Ausgaben im Auge behalten. Viel gibt es da zwar nicht einzusparen aber ein zwei Punkte gibts da immer. Du hast schon recht Serena.
Ist es nicht merkwürdig, dass ich diese Woche Probleme gelöst habe die mir letzte Woche gar nicht so wichtig waren?
Zumindest darüber kann ich mich im Moment richtig freuen. An alles andere denke ich wenn es soweit ist. C`est la vie!
Ich wünsche Euch einen wunderschönen guten Abend!

Sunshine

PS:
Hat einer von Euch ein wirksames Mittel gegen Mücken oder Mückenstiche? Die wollen mich auffressen.

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 30. Jul 2003, 09:50
von Serena
Guten Morgen Sunshine, Ich freu mich für Dich! Ehrlich! Ab jetzt wird auf den Tisch gehaun, wenn was nicht o.k. ist. Versprochen?
Viel Erfolg noch bei der Wohnungssuche!!

Re: Ist das Leben?

Verfasst: 31. Jul 2003, 23:39
von Sunshine
Hallo Serena,
danke für Deinen Beistand. Es tut wirklich gut mal alles rauslassen zu können. Auch wenn`s schwer fällt. Das mit auf den Tisch haun klappt bei mir eigentlich ganz gut. Nur halt nicht wenn es um meine Bedürfnisse geht. Ich hab da eine ziemlich hohe Toleranzschwelle. Ich mag keinen Streit.
Ich frag mich dann immer ob es das Wert ist.
Das wird dann auch schon mal ausgenutzt. Manchmal frag ich mich dann hinterher ob ich nicht ein Schild mit der Aufschrift "Ich bin Blöd" auf der Stirn trage.
Aber was soll`s man lernt ja dazu.
Ich denk an Dich.

Ich wünsch Dir einen wunderschönen Tag!

Sunshine