Wie streitet Ihr?

[ksbn]

Heute wars wieder arg mit der "besseren" Hälfte. Leider hats mal wieder der älteste gekriegt. Ich lass mir schon viel zu viel gefallen, aber wenn ich dann wegen nem falsch parken Tickett vollkommen überzogen angegangen werde, dann reichts sogar mir. Hab zurück geblökt und mit Überwindung ihn mit Nichtbeachtung bestraft, mehr oder weniger mal, je nach Kindesanwesenheit. Total frustrierend, reiner Kindergarten. Ging dann einigermaßen, fing der Kerl wieder davon an, wieder spazierte der Große rein. Musste aber trotzdem Dampf ablassen, wohlgemerkt bin nicht ich der Choleriker, und hab mich verkrümelt. Wieder mal weg, immer das gleiche Muster. Aber ich koche innerlich noch dermaßen, könnte Wände eintreten! Und der siehts kein Stück ein, ist der Hammer.
Habe aber etwas festgestellt. Wenn ich mich tatsächlich mal über jemand anderen ärgere, dann das auch richtig, dann ist die Depression wie verflogen. Was soll mir das zeigen? Mann, und das, nachdem ich wieder die Spirale vor mir sehe und sie seit 2 Tagen nicht aufhalten kann ;-( .
Und nein, meine Wut ändert wie immer bald die Richtung, das ist so deprimierend. Ich hasse das Wort...
Wie gehts Euch im Streit?

[ndskp01]

Liebe 008,

ich glaube das ist ein wichtiges Thema, das du da ansprichst. Leider habe ich sehr wenige Gelegenheiten zum streiten. Bei mir läuft alles zivil und brav ab, also meistens ziehe ich mich zurück. Leider reiße ich mich auch dann zusammen, wenn Durchsetzen nötig wäre.

puk

[Quentin]

Hallo 008,

für mich ist streiten was ganz schlimmes. Wenn ich mal steite, habe ich immer das Gefühl der unterlegene zu sein. Das fängt schon damit an, daß meine Hände zittern und dann fallen mir keine Worte mehr ein. Die Anderen haben immer bessere Argument und ich weiß nicht weiter. Hinterher fallen mir immer tausend Sachen ein, aber in dem Moment setzt es aus. Was immer ganz schlimm ist, wnn ich mich mit jemandem streite, fühle ich mich hinterher absolut isoliert. Ich habe immer das Gefühl die anderen halten zu meinem "Streitpartner".

Als Kind habe ich da mal ganz übele Erfahrung mit meinem Bruder gemacht. Am Ende war es so, daß ich von meinen Eltern einen Anschiß kassiert habe, und mein Bruder mehr oder weniger ungeschoren davongekommen ist. Ich kann und will da jetzt nicht näher darauf eingehn, aber es war eine ganz schreckliche Erfahrung. Ich hatte es überhaupt nicht darauf angelegt, aber am Schluß bin ich ganz alleine dagestanden. Da muß ich so 8 oder 9 Jahre gewesen sein.

Diese Hilflosigkeit war einfach nur schrecklich. Vor allem auch, weil ich niemanden hatte, mit dem ich drüber reden hätte können.

[Sanjo]

Hallo,
ich versuche jeden Streit aus dem Weg zu gehen.
Denn beim streiten gibt es keine Gewinner nur Verlierer.

Sollte es bei mir doch einmal zum streiten kommen, ärgere ich mich hinter her immer über mich selbst.

Ansonsten versuche ich Probleme immer sachlich zu lösen.

MfG:Panjo.

[Dschendschen]

Liebe 008,

grundsätzlich streite ich nicht gerne. In der Partnerschaft habe ich immer Panik, mein Partner könnte sich einfach umdrehen und gehen. Zeitgleich werde ich bei Streit aber so wütend, dass ich meine und die Grenzen des anderen schwer einhalten kann. Deshalb versuche ich, Streit, so gut es geht, zu vermeiden, indem ich Dinge anspreche oder mich aber dann, wenn es ernst wird, zurück zu ziehen.
Aber ich werde immer "besser" darin, zu streiten, manchmal kann Streit ja auch etwas Gutes sein. Denke ich zumindest

[BunteWolke]

Hallo 008,

mitten im Streit kann ich furchtbar streiten, bin dann auch wütend und lasse es raus! Sachlich bleiben oder keine Wörter verwenden, die da lauten "immer, nie" (immer bist du... nie räumst du...) fällt mir sooooo schwer.

Danach fühle ich mich elend, traurig, stelle alles infrage. So ja auch letzte Woche, als ich wegen einer Kleinigkeit im Büro alles hinschmeißen wollte.

Meine Therapeutin sagte mir nach dem konkreten Vorfall: Sie wollen von allen geliebt/gemocht werden.

Ich dachte, dass sei dann wohl eine Eigenschaft von mir, die ich mal "beleuchten" muss, warum das so ist. Nach dem Lesen der Antworten hier an dich, habe ich den Eindruck, dass hat vielleicht auch etwas mit der Depression zu tun?

Viele Grüße und ich hoffe, deine erste, starke Wut ist etwas "verraucht" und dir geht es ein bisschen besser!

[Meli1986]

Leider ist streiten hier auch nicht wirklich möglich da mein Freund mir sofort aus dem weg geht oder es dann heist ja ich bin wieder Schuld wie immer sagt er dann immer man kann auch nicht diskutieren mit ihm kommt das gleiche bei raus. Ich bin dann immer so genervt das ich zwei drei tage kein Wort rede. Und er tut als wenn nie was gewesen wäre.

[ksbn]

Hm, die Antworten machen schon alle ihren Sinn. Wären wohl nicht wir, wenn`s anders wäre, wenn wir tatsächlich stritten, mal hingestellt, ob dann auch sachlich genug.

Meine Sache war aber auch, dass ich mich so sehr über mich gewundert habe (wobei mich eigentlich jetzt nichts mehr an mir wundern sollte). Da war dann urplötzlich all die ganze Energie und Kraft wieder da, Gefühle nach draußen, Fähigkeit, das auch zu transportieren, wohlgemerkt nach außen. Woher kam diese Kraft? Wo steckt sie sonst? Ich habe festgestellt, dass Lebensenergie doch noch da ist, nur irgendwo tief versteckt oder so. Warum kann ich da nicht im Alltag dran, warum kann ich die Kraft nicht kontrollieren?
Bei den Impulskontrollstörungen soll ich lernen zu kontrollieren. Bei Gefühlen soll ich lernen zu empfinden. Insgesamt soll ich aber lernen, nicht mehr alles kontrollieren zu müssen. Und das dann alles ohne die Kraft, die nur bei sowas wie Streitigkeiten aus dem Nichts auftaucht. Himmel, das ist sowas von unlogisch. Oder ich habs einfach noch nicht begriffen.

Ps.: Meine "Aufregung" damals abends hat nach dem Schreiben dieses Threads noch genau 15 Minuten gedauert. Und ich wär so gerne noch weiter wütend auf ihn gewesen, wäre so entlastend gewesen.

[timmie2002]

hallo 008,

streiten ist wohl die eine sache, wut empfinden und angemessen herauslassen die andere. natürlich ist wut oft auslöser eiens streits.

"Bei den Impulskontrollstörungen soll ich lernen zu kontrollieren. Bei Gefühlen soll ich lernen zu empfinden. Insgesamt soll ich aber lernen, nicht mehr alles kontrollieren zu müssen. Und das dann alles ohne die Kraft, die nur bei sowas wie Streitigkeiten aus dem Nichts auftaucht. Himmel, das ist sowas von unlogisch. Oder ich habs einfach noch nicht begriffen."

das ist nicht unlogisch, nur höchst kompliziert. alles liegt ganz dicht beieinander und wir wissen nicht, wo die gesunden grenzen sind. wir müssen das ganz neu erlernen.

hab geduld mit dir.

sei froh, dass du wut auch mal empfinden konntest.

und step by step wirst du lernen, was dir gut tut, wie du dich angemessen verhalten kannst etc.

glg final

[apollonia]

Hallo 008,
ich habe momentan auch mal wieder die Situation - wegen einer Lapalie - seit dem ist zu Hause "Bild-Ton-Störung"...ich kann nicht mehr wütend sein, ich ziehe mich immer mehr zurück, bei mir hämmert dann nur noch im Kopf die innere Stimme: "Du bist mal wieder an allem Schuld !" Ich erkenne mich manchmal nicht mehr wieder. Früher konnte ich mich wehren, konnte kontern und argumentieren, diskutieren - seit ein paar Monaten aber nicht mehr. Ich versuche jedem Streit aus dem Weg zu gehen, ich stecke nur noch zurück. Mir geht es dabei sehr schlecht, ich esse nicht mehr richtig und der Arbeitsalltag leidet auch darunter. Das Schlimmste ist für mich, das dann mit mir nicht mehr gesprochen wird, es ist keine Kommunikation mehr möglich. Die jetztige Situation dauert schon seit Mittwoch an - ich weiß nicht wann sich alles wieder normalisiert. Mir geht es sehr schlecht momentan.
Lg apollonia

[June73]

Hallo zusammen,
ich finde Streit ist absolut notwendig. Was bringt einem tagelange "Bild-Ton-Störung" (super Definition) ohne es anzusprechen? Vorteilhaft, wer es versteht, zu diskutieren. Ohne zu viele Emotionen zuzulassen, einfach objektiv und sachlich. Bei mir läufts meist darauf hinaus, dass ich erst streite, wenn die Wut schon zu gross für einen ruhige Diskussion ist. Ich werde dann ungerecht, höre meinem Gegenüber nicht genug zu und überschreite Grenzen. Jedoch immerhin ist so ein gesunder Streit mitunter sehr bereinigend. Und solange man nicht verletzend und ausfallend wird, ist es durchaus besser als immer nur einzustecken. Denn das macht unzufrieden und führt (mich zumindest) meist Richtung Depression.
Das Bedürfnis, verstanden zu werden, der Hunger nach Anerkennung, Wertschätzung ist stets vordergründig. Ich denke, schlechte Erfahrungen in dieser Richtung sind auch schuld an meinem negativen Denken. Oft vermute ich schon einen Angriff, wo es sich nur um ganz normale Aussagen handelt, die mich auf irgendeinen banalen Missstand hinweisen sollen. Angst, dass alte Wunden wieder aufgerissen werden, bin ich stets auf Hab-Acht-Stellung. Erst mal den Grenzzaun auf Starkstrom stellen, damit er nur ja nicht überschritten wird. Oft erkenne ich erst viel später, dass man es mir tatsächlich nicht so böse gemeint hat, wie ich zunächst annahm. Nur leider hab ich da meist schon entsprechend reagiert. Und der Stolz verbietet es mir dann, mich dafür zu entschuldigen. Einsehen tu ich es ja meist, nur bin ich zu stur, es offen zuzugeben und es zu bereinigen. Irgendwie bin ich dann in so einem Fahrwasser, das es nicht zulässt, mich fair zu verhalten.

Gesunde Streitkultur würde für mich so aussehen, dass die Dinge beim Namen genannt werden, und auf den Tisch kommen. Denn selbst wenn man unterschiedlicher Meinung ist, es ist immer besser als wenn unausgesprochene Dinge unterschwellig brodeln. Das macht unsicher und trägt nicht gerade zu Harmonie bei.

Leider bin ich sehr harmoniesüchtig einerseits. Kann es nicht aushalten,wenn man mir gegenüber nicht wohlgesonnen ist.

Meine Antennen gegenüber schlechten Schwingungen (ich nenne es jetzt mal so) sind sehr fein. Oft nehme ich schon Missstimmungen wahr, wo noch gar keine sind.

Auch beziehe ich oft die schlechte Laune meines Partners sofort auf mich. Aber anstatt das sofort zu klären, lass ich zu, wie die Wut hochsteigt, schon wieder ungerecht behandelt zu werden.

Ich hoffe sehr, es irgendwann ablegen zu können, immer vom schlechtesten auszugehen und alles auf mich zu beziehen.

So manche vergiftete Stimmung kann ich im Nachhinein darauf zurückführen, dass ich den Gesichtsausdruck meines Mannes wieder völlig fehlinterpretiert habe.

In der Theorie weiss ich ja, dass es immer besser ist, diese Strukturen mal zu durchbrechen und einen positiven ersten Schritt zu machen.

Was nettes sagen, unpassende Kommentare runterzuschlucken, Aufmerksamkeit zu zeigen, dem Partner Wertschätzung entgegenbringen, wenn die Wahl besteht, sich für das Positive entscheiden.

Wer kennt nicht die Situation, voller schlechtem Gewissen heimzukommen, weil es ein wenig später geworden ist. Wenn man bereits davon ausgeht, dass es Ärger gibt,läufts auch meist darauf hinaus. Bietet man keine Plattform dafür, ist es meist kein Thema.

Bereiche, in denen es immer wieder zu Streit kommt, versuche ich zu umgehen. Gelingt nicht immer, denn meist bin ich schon so anti eingestellt, bevor ich die Antwort abwarte. Beispiel "wie lang darf unsere Tochter abends wegbleiben". Ich seh das eher locker, denn ich versuch mich immer wieder mal daran zu erinnern, wie ich in dem Alter von 15 Jahren drauf war. Und wie ätzend es war, stets die erste zu sein, die heim musste. Da mein mann in dieser Hinsicht eher konservativ ist, kommt es immer wieder zu Ungleichgewicht. Erlaube ich beispielsweise, dass sie Freitags mal bis 22 Uhr unterwegs ist, kommt schon wieder der Vorwurf: Findest du das richtig, dass sie...
Und schon beginnt es in meinem Kopf, dass sich ein Film abspielt. Der gesamte Ärger um die grosse Tochter rast vor meinem geistigen Auge vorüber. Und schon macht sich Wut breit. Denn immer derselbe Ärger, das macht mich wirklich fertig. Entweder wünsch ich mir dann, dass die Kinder svhon grösser sind, oder dass da keiner mehr zum mitentscheiden haben soll.

Wie denkt ihr darüber?

June

[Mushroom]

Ich bin normalerweise nicht allzu schnell aus der Ruhe zu kriegen, aber wenn ich böse werde kann ich unheimlich verletzende Dinge sagen, dass es mir hinterher oft Leid tut.