Seite 1 von 1

was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 07:50
von phine
hallo liebe Forianer,

ich leide an einer Disthymia , ich habe öfter schwere depressive Phasen. Eine tiefenpsychologische Langzeittherapie ist seit Dezember 2012 zu Ende.

Wie erkläre ich meinen "Zustand " meinen Kindern? Sie sind 8 und 10 Jahre, unsere große Tochter (19) studiert und lebt 400 km weit weg.
Auch der Großen gegenüber habe ich nie offen über meine Krankheit gesprochen.

Anfang januar habe ich einen neuen Job begonnen, vor ein paar Tagen kam der Zusammenbruch.

Nun bin ich wieder voller Selbstzweifel und Selbstvorwürfen, es mal wieder nicht geschafft zu haben....

Meine größte Sorge sind aber meine Kinder, was sage ich ihnen??

Hat da jemand von euch Erfahrung? Vielen Dank für Eure Tipps.

Liebe Grüße
Phine

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 08:20
von Eliana
Hallo Phine!

Ich habe leider keine Erfahrung damit wie man es seinen Kindern kindgerecht erklären kann.

Zufällig hab ich das Thema aber vor kurzem in einem anderen Forum verfolgt, dort wurde die Buchempfehlung "Sonnige Traurigtage" und die Broschüre von Kips.net (http://www.kipsy.net/12.0.html) empfohlen.


Auf der Seite gibt es unter Literatur auch noch einige andere Buchempfehlungen.
Ich könnte mir vorstellen, dass ihr euch das gemeinsam anschaut.

LG

Eliana

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 09:31
von jep
Hallo phine,
Ich fand es ganz wichtig, meinen Kindern zu erklären, das meine Depression eine Krankheit ist.

Kinder neigen dazu, sich die Schuld zu geben, wenn in der Familie etwas nicht rund läuft. Wenn ich heulend auf der Couch liege, körperkontakt nicht ertrage usw, denken die Mädels, sie hätten etwas falsch gemacht, ich mag sie nicht usw. Da ist es total wichtig, ihnen zu sagen, das es nicht an ihnen liegt, das sie keine Verantwortung für mein Wohlergehen haben.

Da deine Kids noch jünger sind, gibt es sicher auch gute Bücher zum Thema- vielleicht weis hier jemand was.

Liebe Grüße
annette fee

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 10:46
von ecureuille
Hallo Phine,

als Kind eines depressiven und alkoholkranken Vaters kann ich dir nur dringend dazu raten deinen Kindern deine Erkrankung zu erklären. Mir ging es wie schon oben beschrieben so, dass ich immer dachte es sei meine SChuld, wenn es meinem Vater nicht gut ging oder meine ELtern sich stritten. Erst mit ca 16 Jahren weihten meine ELtern mich ein. Ich denke mir wäre viel erspart geblieben, wenn meine ELtern es mir direkt erklärt hätten und ich die DInge so hätte einordnen können wie sie waren ohne ständige Schuldgefühle und das Gefühl meine Bedürfnisse und Sorgen nicht äußern zu können und dürfen um meine ELtern nicht noch mehr zu belasten.

Ich meine gehört zu haben, dass es Comicbücher gibt, die Depressionen kindgerecht erklären. Lass dich doch in einer Buchhandlung mal beraten.

Liebe Grüße

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 10:58
von Merida
Hallo Phine,

ich habe meine Depression selbst jahrelang ignoriert, erst als es ganz schlimm wurde konnte ich es nicht mehr ignorieren und dann hat mein Mann meine Tochter (sie war damals 20 Jahre alt) gleich gesagt. Sie hat mir Vorwürfe gemacht, das ich es mir nicht eher eingestanden habe. Sie meint ich wäre jetzt nicht so tief drin, wenn ich von Anfang an, besser mit mir umgegangen wäre. Sie hat mir aber keine Vorwürfe gemacht, das ich sie nicht eher eingeweiht habe.

Die Idee von den Büchern finde ich gut. Ich kann dir das Buch mit dem schwarzen Hund empfehlen: http://www.amazon.de/Mit-dem-schwarzen- ... 009&sr=8-1

Liebe Grüße
Merida

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 11:22
von crazygirl
Hallo an alle!

Ich kann mich nur anschließen!
Das Schlimmste ist, zu schweigen, denn Kinder haben einen so sensible Antennen u. beziehen es automatisch auf sich...

Ich habe leider auch eine chron. Depression und als das alles aufbrach, waren meine beiden Kinder noch im Volksschulalter.
Nicht nur ich, sondern auch meine nächsten Angehörigen unterschätzten die beiden total und mieden das offene Gespräch!
Im Gegenteil - whd ich in der Klinik war, suggerierte meine Schwiegermutter in ihrer eigenen Unbeholfenheit den Kindern, dass ich - wenn "sie schön brav wären" u. mir keinen Kummer machen würden - ich bald wieder gesund nach Hause käme...

Ich habe erst sehr viel später davon erfahren, denn automatisch fühlten sich die kids immens schuldig u. waren total unter Druck!

Wie gesagt, ich wusste nichts davon - "es war ja "nur" gut gemeint" gewesen.

Meine Große fing dann in der Folgezeit so zu stottern an, dass sie sich nicht mehr in die Schule traute. Abgesehen davon entlud sie einmal bei einer Klinik-Heimkehr ganz unerwartet einen Schwall massiver Aggressionen gegen mich. Die Kleine hat es lange geschluckt - über Monate... Irgendwann brach es dann auch aus ihr heraus.
Ich will meiner Schwiegermutter keine Schuld zuschieben - wir haben ALLE ausnahmslos den Fehler gemacht, die Kinder nicht aufzuklären.

Ich suchte dann - als sich meine Große nicht mehr in die Schule traute - ein "Kinderschutzzentrum" auf, und mit Hilfe einer Kinderpsychologin, die v.a. mit der Großen länger in Kontakt war, durfte sie sich alles von der Seele zeichnen u. reden.

Aber auch ich musste hart erlernen, meine Kinder an meiner Krh. Anteil nehmen zu lassen, in dem ich sie immer wieder einbezog, BEVOR ich wieder in den Abgrund stürzte u. ich es schon in Ansätzen für mich selber erahnen konnte, dass es wieder so weit war...

Heute sind meine Mädels fast erwachsen u. haben längst gelernt, mit meiner Krh. zu leben u. auch ein Stück weit zu akzeptieren.
Aber... wir sprechen immer wieder mal drüber, ohne es ihnen aufzuzwingen.

Meine Große hat es nach relativ kurzer Zeit geschafft, nicht mehr zu stottern...

Dieser Kinderpsychologin bin ich heute noch von ganzem Herzen dankbar, dass sie mir den richtigen Weg im Umgang mit der Krh. vorerst zu ebnen u. ein richtiges Verhalten aufzuzeigen.

GlG; Samantha

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 11:28
von crazygirl
...entschuldigt meine teilweise verdrehte Satzstellung, aber dieses Thema bringt ziemlich unschöne Erinnerungen wieder in mir hoch...

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 11:51
von phine
Hallo ,

ich danke euch ganz herzlich für eure Ratschläge und das Mitteilen eigener Erfahrungen.
Gerade habe ich mir 2 Broschüren bestellt, ich hoffe diese helfen mir, mit meinen Kindern zu reden.
Liebe Grüße
phine

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 15:05
von Eliana
Hallo Phine!

Noch eine kleine Ergänzung da ich es gerade erst gesehen habe, unter Literatur usw. hat Salvatore vor ein paar Tagen auch einen entsprechenden Link zu einem Buch gepostet
(http://www.deutsche-depressionshilfe.de ... 1358881451).

Bei amazon kann man in einige Bücher ja reinschauen und dort sind auf der letzten Seite auch weitere Internetadressen angegeben.

Eliana

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 17:11
von Salvatore
Hallo phine,

wenn deine Kids gern lesen, würde ich das Buch "Die Füchse von Andorra" empfehlen, es ist für Kinder ab ca. 9 Jahren und würde für deine zwei bestens passen.
Schau mal hier: http://www.deprilibri.de/doku.php?id=di ... on_andorra

Der Buchempfehlung von Merida ("Mit dem schwarzen Hund leben") schließe ich mich an, es ist wirklich toll und vermittelt auch ohne viel Text, wie es einem mit einer Depression geht.

Das Buch "Bei uns zuhause ist was anders" ist nicht für die Kinder selbst gedacht, sondern für Erwachsene, die mit den Kindern arbeiten.

Lg, Salvatore

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 23. Jan 2013, 17:52
von jonojo
Hi Salvatore und Merida,

danke für die Tips. Werd mir die Bücher besorgen.
Vielleicht entsteht daraus ein Gespräch mit meiner Tochter.

LG,
Norbert

Re: was sage ich meinen Kindern?

Verfasst: 25. Jan 2013, 21:58
von jonojo
Mein schwarzer Hund: Wie ich meine Depression an die Leine legte
http://www.amazon.de/Mein-schwarzer-Hun ... 992&sr=1-2
"Ein Trost für Betroffene und ein wunderbarer Weg für Angehörige und Freunde, ins Gespräch zu kommen"

Das find ich noch besser geeignet für Kinder. Kürzer und prägnanter als "Mit dem schwarzen Hund leben: Wie Angehörige und Freunde depressiven Menschen helfen können, ohne sich dabei selbst..." Und das "Wie helfe ich" Thema ist für Kinder auch nicht so richtig angesagt.