Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

lutetia1959
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Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von lutetia1959 »

Hallo,
ich habe es selbst erlebt und gestern in Patientenberichten einer anderen Einrichtung gelesen.
In meiner ersten Klinik:
Wir Patienten sind bin in einer Klinik wie unmündiger Kinder,
von den Ärzten von oben herab,
mit Arroganz und Zynismus,
ohne Respekt,
viel mit Angst und Einschüchterung, behandelt worden, ...

Ich verweise auf den Bericht einer anderen Klinik
Klinischer Fachbereich: Psychosomatik
NaNaLouu berichtet als Patient 24.06.2011

http://www.klinikbewertungen.de/klinik- ... bew_order=

Es war nicht Erlabrunn, doch dahin bin ich für das nächste Jahr angemeldet.

kein Einzelzimmer als "Normalpatient", -
in einer psychiatrisch, psychotherapeutischen, psychosomatischen Klinik halte ich das für zwingend -
schließlich will man sich selbst helfen und nicht ständig tags und nachts von Mitpatienten "belästigt" werden -
ich hatte ein 2-Bett-Zi., das mit 3 Patienten belegt war,
keinerlei Rückzugsmöglichkeiten, um das 3-Bett-Zi. auszugleichen,

Medikamente werden verordnet ohne Erläuterung,
Ergotherapieen z. T. nur (sinnfreie) Beschäftigungszeiten, in den die Vorstellung der Therapeutin zu erfüllen war
und eigene Meinung und Kreativität als "Verweigerung" ausgelegt wurde,

eigene Meinungen oder - ich habe es gewagt - Kritik, die nicht ins starre Konzept passten, wurden als
negativ, unkooperativ, destruktiv ausgelegt "dann wäre ich ja auch nicht krank!"

Schließlich sollte auch ich mit wahnsinnigen Kopfschmerzen, Schwindelgefühlen, schlaflosen Nächten zum Sport antreten.
Weil ich das einfach nicht konnte, wurde ich zu weiteren Schmerzmitteln genötigt.
Ich habe darauf mich selbst entlassen, es hatte keine Folgen bzgl. Krankenkasse.

Ich bin "NUR" krank und nicht dumm.
Mich interessieren Eure Erfahrungen.

Wo bleibt die Menschenwürde, der Respekt vor einem psychisch Kranken?

Sicher sind manche Ärzte überfordert, Wartezeiten zu lang ... .
Unser gesamtes Gesundheitssystem ist krank ...
* * * * * * *

"In der Sphäre des physischen Leidens wenigstens haben wir unseren Schmerz nicht selber auszuwählen.

Die Krankheit bestimmt ihn und zwingt ihn uns auf.



Marcel Proust
flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Hallo,

meine Erfahrungen in Kliniken waren wirklich gut, allerdings war ich auch nur in einer psychosomatischen und in einer Psychiatrie. Beide waren gut.

In der psychosomatischen hatten wir Einzelzimmer, in der Psychiatrie nicht. Zwingend notwendig sind die nicht und auch bei mir war es einmal so, dass ein drittes Bett rein kam. Allerdings bewusst in unser Zimmer, da ich kurz vor Entlassung war und nur noch Nachts in der Klinik war.

Rückzugsmöglichkeiten gab es und ausserdem tat es mir gut, auch mal RAUS zu gehen, also nicht wie daheim mich in meinen vier Wänden zu verkrümeln.

Mit manchen vom Personal kam ich besser klar als mit anderen, aber das ist normal und vor allem hilfreich.

Ganz ehrlich, ich kann jeden Aufenthalt als sehr gut bezeichnen, denn wirklich jedes Mal wurde versucht meiner Situagtion gerecht zu werden, was sicherlich nicht immer leicht war.

Da ging niemand streng nach Plan vor, das meiste war individuell.

Deine Schmerzmittelerfahrung muss ich für mich mal dementieren, als ich zum dritten mal wegen einer Kopfschmerzatablette im Stationszimmer war (Mittlerweile war eine Nacht vergangen und es war schon wieder Spätdienst wurde in so fern reagiert, als dass wir nach Möglichkeiten gesucht haben das Problem bei der Wurzel zu packen (schlechter, bis gar kein Schlaf in dem Fall und ne Menge Angst)


Klar gibt es auch Dinge, die ich damals gerne anders gehabt hätte. Rückwirkend bin ich mir beim manchem garnicht so sicher ob das hilfreich gewesen wäre.

So ein Klinikaufenthalt ist halt kein Wunschkonzert und auch kein Erholungsurlaub.

Klar braucht man in manchen Phasen sehr viel Ruhe, aber ganz ehrlich das geht auch in einem Doppelzimmer. Wenn es mit dem Mitpatienten garnicht geht, kann man ja auch mal das Zimmer wechseln (so war es bei zwei Mitpatienten)

Ich durfte eine Zeitlang tatsächlich mit Wolldecke und vielen Kissen im Aufenthaltsraum beim TV schlafen. Warum ist nebensächlich.


Du siehst, nicht alle Kliniken sind schlecht und ich bin immer vorsichtig bei Berichten von Leuten und Situationen die ich nicht kenne.

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
jonojo

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jonojo »

Hi Lutetia,

ich hab auch eine schlechte Klinikerfahrung gemacht. Es wurde massiv mit Druck gearbeitet und gerade bei Depressiven ist es leicht Selbstzweifel zu säen, indem man unerwünschtes Verhalten als krank abstempelt.

So konnte ich erst nach längerer Zeit klar sehen wie Sch.... die Klinik war.

Letztlich haben mich die Therapeuten mein Thema gar nicht bearbeiten lassen.

Was mir trotzdem auf die Beine geholfen hat war die Patientengemeinschaft.

Aber: Es gibt auch sehr gute Kliniken!!!
Also: Das nächste Mal eine bessere Klinik suchen.

LG,
Norbert

P.S.:
Das Einzelzimmer hab ich sehr genossen. Ich war auch nur zu den vorgeschrieben Zeiten da. Hab mich also nicht verkrochen.
lutetia1959
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von lutetia1959 »

Hallo,
Ich habe diesen Artikel zitiert, weil es mir und den Mitpatienten in der anderen Klinik genauso ging - sozusagen aus Schreibfaulheit.

Eine 3-Frau-Belegung für eine Nacht, ist nicht das Thema.
Zimmer wechseln war nicht drin, die Station war übervoll. Die Probleme mit einer Mitpatientin sollte ich allein klären.
Nachdem ich ein Plakat auf mein Bett gelegt hatte, dass ich bitte meine Ruhe haben möchte, insbesondere, wenn ich im Bett liege,
war ich die Buhfrau, bei den Patienten wie beim Personal.

Die hygienischen Bedingungen furchtbar - 2 Duschen und 2 Badewannen für den gesamten Flur - ca. 30 Leute,
wurden, nur einmal am Tag sauber gemacht und desiniziert.

Norbert, eine bessere Klinik suchen: ich wollte in einem anderen Bundesland, in der Stadt bzw. in der Nähe meines Lebensgefährten
untergebracht werden. Das hätte mir bei der Genesung sicher sehr geholfen,
wir häten uns viel öfter sehen können, er hätte ebenso bei Arztgesprächen dabei sein können.

Das ging ja nun mal ÜBERHAUPT NICHT, zumindest nicht im Osten.
Meinen Zusammenbruch hatte ich bei meinem Lebensgefährten, Notarzt,... , da ich nicht suizidgefärdet war,
hat man mich nach einer Stunde wieder zu ihm geschickt - mit ein paar Beruhigungstabletten.
"Wir sind hier nicht für Die zuständig."

Die Wahl der Kliniken ist (für Kassenversicherte) auf das geographische Einzuggebiet begeschränkt, und wenn Du da nicht klar kommst,
kein Vertrauen aufbauen kannst, Dich nicht ernst genommen, nicht gut behandelt fühlst, hast Du die A-Karte.

Ich habe allein (mit meinem Partner) um den Klinikwechsel gekämpft.

Hoffe ich darauf, das es das nächste Mal besser wird.
* * * * * * *

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Marcel Proust
flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Die drei Frau. Belegung war für eine Woche

Hast du das Plakat hingelegt ohne vorher angesprochen zu haben wann du deine Ruhe willst? Dann würde ich verstehen dass der ein oder andere das etwas komisch fand. Dass das Personal auch negativ reagiert hat finde ich hingegen nicht ganz in Ordnung... Wobei, ich in der Pflege arbeite und bei weitem nicht immer ruhig bleibe... Mitunter ist die Gesamtsituation eben auch für das Personal belastend. Generell sollte das Personal aber angemessen reagieren.


Die räumlichen Gegebenheiten die du ansprichst waren vor Jahren halt standard und so schnell wird sich das in manchen Kliniken nicht ändern.

Wie sah denn das Therapieangebot aus? Was für eine Station war es?

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
lutetia1959
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von lutetia1959 »

Hallo Flocke, eigentlich gehöre ich ins Bett

" ... ohne vorher angesprochen zu haben..." Würdest Du erst noch deutliche Hinweise benötigen, wenn Du siehst,
dass Deine Zimmerkollegin im Bett liegt, Augen zu und zu schlafen versucht?
Ja ich hatte vorsichtig darauf hingewiesen, dass ich nicht immer reden will.

Offene Psychiatrie, als Krisenintervention, eigentlich die Phase, bei der ich wirklich Ruhe wollte. In der anderen Klinik hatte ich bessere Bedingungen.
Zur ersten, erste Woche: nur Visite, da OA und Therapeut gleichzeitig im Urlaub waren. Um Einzelgespräche musste man regelrecht kämpfen,
wenn keine Zeit war, dann war eben keine.
Ergotherapie - diese Therapeutin war sehr gut - wesentlich besser als in der 2. Klinik. AT, Gymnastik.
Die Chef-/ Gruppenvisite glich einer Gerichtsverhandlung, Patient war Angeklagter, ich übertreibe nicht, alle Patienten hatten Angst vor dem Urteil des Chefarztes.

Klar weiß ich, dass das kein Urlaub ist. Ich wollte gesund werden. Es kam halt alles Schlimme auf einmal, und ich verließ
die Klinik kaputter als ich sie besucht hatte.
Zur Zeit bin ich eigentlich auch klinikreif, denn nun habe ich zu all dem riesigen Trennungsschmerz, kaum noch Lebensmut,
und habe in den vergangenen Wochen viel Mist gebaut.
Damals hatte ich meinen Freund, der mich von fern stärkte, auf den ich mich freute.
Jetzt habe ich einfach Angst, ein eine Klinik zu gehen, wieder respektlos behandelt zu werden und danach allein alles meistern zu müssen,
denn ich weiß wie das ist, wenn man wieder aus dem "Schutz der Glasglocke" entlassen wird.

Doch zur Zeit sehe ich sowieso nur ein riesiges schwarzes Loch.
* * * * * * *

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Omnia
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Omnia »

Meine Erfahrungen sind ungefähr 6 - 7 Jahre her und betreffen drei nicht wirklich freiwillige Aufenthalte in einem Landeskrankenhaus, Akutstation:

>Wir Patienten sind bin in einer Klinik wie unmündiger Kinder,
>von den Ärzten von oben herab,
>mit Arroganz und Zynismus,
>ohne Respekt,
>viel mit Angst und Einschüchterung, >behandelt worden, ...

Ja, das ist ein gute Zusammenfassung meiner Erlebnisse.
Im Prinzip wurde man behandelt als wäre man zu 100% geistig minderbemittelt und könnte überhaupt nicht mehr einen klaren Gedanken fassen. So dass man sich irgendwann tatsächlich ein bisschen so gefühlt hat, als wäre es so. Ich habe danach ziemlich lange gebraucht, um meiner eigenen Wahrnehmung wieder zu vertrauen, um mir wieder zu vertrauen, weil mir dort ständig suggeriert würde, alles was ich wahrnehme würde nicht stimmen.
Allerdings war nicht das komplette Personal so. Es gab durchaus sehr engagierte Pfleger und Psychologen.
Aber die Psychiater waren wirklich schrecklich. So als ob es unter ihrere Würde wäre mir psychisch kranken Menschen zu kommunizieren, auch nicht alle Psychiater, aber die meisten. Kritik wurde mit ziemlicher unterschwelliger Aggressivität begegnet. Also man durfte bloß nicht irgendetwas kritisches sagen, auch nicht in einem ganz normalen eher konstruktiv gemeinten Sinn. Das rief sehr starkes Abwehrverhalten hervor. Vermutlich weil das Personal schon selbst ahnte oder weiß, was dort alles schief läuft, sie sich jedoch machtlos fühlen?

Wenn ich insgesamt das Klima dort beschreiben so:
unglaublich kalt, gleichgültig, die Angst der Menschen vor Zwangsmaßnahmen wurde genutzt, um sie gefügig zu machen.
Viele wirkten überfordert durch die überfüllte Station. Für die Patienten war in Engpässen häufig tagelang nicht genug Platz, so dass Menschen, die neu eingeliefert wurden (und psychisch natürlich ziemlich fertig waren, da geschlossene Akutstation) auf den unruhigen Gängen schlafen mussten (ohne Privatsphäre), bis ein Zimmer frei wurde.
Naja, Therapiemöglichkeiten gibt es ja sowieso generell nicht auf Akutstationen. Außer vollkommen stumpfsinnige Ergotherapien, wo man ungefähr solche geistig höchst anspruchsvollen Tätigkeiten widmen darf, die ungefähr den Niveau einer Bastelstunden im Kindergarten entsprechen.

Fazit: Man sollte es falls es irgendwie geht um JEDEN PREIS vermeiden zwangsweise in ein Landeskrankenhaus (Psychiatrie) mit Akutstation eingewiesen zu werden!
Wenn Klinik, dann sich die Klinik lieber vorher anschauen und freiwillig irgendwo hingehen, denn da sind meistens sehr viel bessere Bedinungen.
Diese Akutstationen von Psychiatrien dienen wirklich nur dem einen Zweck, die Patienten einfach solange wegzusperren, bis sie gut genug vorspielen können, dass es ihnen besser geht.

Und ich habe noch sehr viel schlimmere Erfahrungen in der Psychiatrie gemacht bezüglich Suiversuche, Tod von Patienten, die ich aber hier wegen der Forenregeln nicht weiter ausführen werde.
Ständig musste die Polizei eingeschaltet werden, weil Patienten abgehauen sind usw. usw.
Und meine persönliche weitern negativen Erfahrungen, Zwangsmaßnahmen etc.
Zum Beispiel um mal was harmloses zu nenne, wenn man als suizidal eingestuft wurde, durfte man als Extra oben drauf, noch auf dem Flur schlafen, wo eine ziemlich Lautstärk war, ständig Personal oder psychotische Menschen langliefen. Vermutlich damit es einem in einer suizidalen Krise noch beschissener geht aufgrund des Schlafmangels und des Stresses, weil man da auf dem Flur rumsteht.
Ständig standen da auch andere Patienten für jeden sichtbar rum.
Das gabs noch als Extra zu den überfüllten Zimmern in denen man sonst Schlafen musste.
Im Grund kann man das da nur aushalten, wenn man psychisch vollkommen stabil ist, dann kommt man vielleicht mit der permanent fehlenden Privatsphäre und der Unruhe klar, aber was soll man dann da?

Seit meinem Aufenthalt in der Psychiatrie kann ich keinen Ärzten mehr vertrauen, früher habe ich blind vertraut, dass Ärzte schon das tun, was gut und richtig für mich ist. Dieses Vertrauen ist vollkommen verschwunden.
Und selbst heute, wenn ich zum Psychiater gehe, habe ich teilweise so eine Art Hassgefühl auf den Psychiater. Obwohl der ja nun wirklich nichts dafür kann, was ich mir dann immer und immer wieder sagen muss.
Ich war auch nie wieder in einer Klinik und ich glaube, ich hätte extreme Probleme dort, falls es mal nicht anders gehen würde.
Nach der Klinik gings mir auch echt erst mal richtig schlecht. Ich hatte Zuhause dann jede Nacht Panikattacken (was ich vorher nicht hatte), extreme Derealisationsymptome und insgesamt mein Zustand war echt mies. ich dachte echt ich verlier den Verstand oder so. Vor den Klinikaufenthalten war das nicht so. Meine Therapeutin nannte das, was ich erlebt habe: viele Minitraumata. Und genauso hat es sich angefühlt.

ABER: Ich meine auch nicht, dass man nie in eine Klinik gehen sollte.
Ich meine nur, man sollte nie zwangsweise in eine Psychiatrie/Akutstation gelangen, zumindest nicht in diese in der ich war.
Also lieber freiwillig in eine, die sind meistens sowieso vollkommen anders, und vorher angucken.
flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Mag sein, dass ich wegen meiner eigenen täglich wiederkehrenden Nahkampferfahrung gerade so drauf bin, aber wie stellt ihr euch das denn vor, wie es anders laufen kann. Geld regent nicht vom Himmel, mit dem man Kliniken ausbauen und massig Personal einstellen kann. Wo sollen denn die ganzen akut kranken hin? Würdet ihr nicht auch versuchen suizidale Menschen "irgendwie" im Blickfeld zu haben? etc.

Eure negativen Erfahrungen waren schlimm und belastend, aber immerhin lebt ihr noch Ausserdem wirken bestimmte Dinge einfach schlimmer, wenn man gerade gar nicht klar denken kann. Wer weiß wie "verrückt" das eigene Verhalten auf andere wirkt/gewirkt hat...

Ich habe es tatsächlich mal nach einem Suizidversuch fertig gebracht einer Schwester auf der Intensiv ziemlich vor den Kopf zu stoßen. Das fiel mir aber erst auf als es schon zu spät war und wer weiß was ich so gesagt habe, als ich noch weniger bei Verstand war...


Allein das Plakatbeispiel, nun ich sehe das etwas anders. "Ich will nicht immer reden" würde mir nun wirklich nicht deutlich machen, dass auch ich nicht reden soll und wann bitte ist "nicht immer"??? Verstehst du? Dass das Poster nicht so gut ankam finde ich mehr als verständlich. Genauso verstehe ich aber auch dein Ruhebedürfnis.


Auf Therapiestationen und in der Psychosomatik sieht es ganz anders aus, als auf Akutstationen, wobei in der Psychiatrie in der ich war längst nicht so der Punk abging wie ihr das hier beschreibt. Gut, ein Haufen Verrückter... aber,moment ich war auch ganz schön durchgeknallt. Lag den ganzen Tag im Bett, verkehrtherum (warum auch immer) habe nichts gegessen zwei Wochen lang (wer mich kennt, weiß dass Nahrung eine meiner höchsten Prioriäten ist) Getrunken habe ich erst als dem Personal auffiel, dass ich ausser den Schluck Wasser zu den Medis nichts trank. Oh je, die bösen Schwestern, die noch bösere Ärztin und die ganz ultra fiese Oberärztin haben mich dann doch tatsächlich "gezwungen" zwei Flaschen Wasser am Tag zu trinken. Sie brauchten nicht mal Konsequenzen androhen, so "klein" war ich...

Wäre mir das nicht so gleichgültig gewesen und ich nicht so hörig hätte man mich sicher an eine Infusion gehängt. Was ich dann sicherlich als schrecklich grausam empfunden hätte. Körperverletzung ist es ja sowieso. Nur was ist die Alternative? Organschäden riskieren???

Klar, eure geschilderten Erfahrungen sind um einiges schlimmer, aber ich kann mich noch so gut daran erinnern, wie JEDE aber auch wirklich jede kleine Geste an meinem ersten tag dort absolute Panik in mir auslösten.
So wollte die Schwester einfach meine Hand halten, weil ich vor lauter Angst so gezittert habe und die Blutabnahme dadurch noch länger dauerte und alles nur noch schlimmer wurde. Lieb gemeint, aber ich hatte dadurch nur noch größere Angst. Festgehalten zu werden, statt gehalten zu werden war meine Empfindung.
Jede Frage glich einem Angriff, oder war eine Abwertung... jede kleine Regung nachdem ich geantwortet habe wurde von mir interpretiert und sei es ein Zwinkern gewesen...


In der Zeit war ich von Objektivität weit entfernt...

Interessanter Weise fand ich das alles dort von aussen betrachtet viel unaushaltbarer. Dass es mir besser geht merkte ich als ich ca ein Jahr später eine Freundin in der Klinik besuchte und das erste mal das Gefühl hatte lieber nicht dort drin zu sein. Essenszeiten, Zweibettzimmer, Medis abholen, wegen jeder Paracetamol Rede und Antwort stehen... das alles hätte mich nur noch genervt und würde es auch heute.

Damals ging es mir aber so schlecht dass das alles nebensächlich war, oder eben notwendig und hilfreich.

Als ich auf der Intensiv lag störte mich der Tubus im Hals ja auch erst als ich nicht mehr im künstlichen Koma lag und der Katheter war auch erst schrecklich als ich so klar bei Verstand war dass ich mich wunderte nicht zu "müssen"


Ich denke im übrigend dass psychisch stabile Menschen das nicht gut aushalten würden. Für unsereiner ist in Krisenzeiten der Wahnsinn um uns herum nur das Tüpfelchen auf dem "i" (i = der Wahnsinn in unserer Seele und unserem Verstand "Tüpfelchen" = Stationsalltag, Mitpatienten)

Flocke
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flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Ach ja Chefarztvisite war trivialer Schwachsinn in meinen Augen. Zwei Stunden lang im Zimmer sitzen (vorletztes im Gang) bis man endlich dran war... dann die "Invasion" Chefärztin, Oberärztin, Stationsarzt,Stationspsychologe, die diensthabenden Schwestern/Pfleger, Ergotherapeut (teilweise mit Praktikanten) kamen dann ins Zimmer.
In den ersten Wochen hatte ich da immer Panik, als die Entlassung näher rückte empfand ich das ganze nur noch als unnötigen Scheiß.

Die armen Privatpatienten mussten sich diese nichtssagenden Phrasen welche die Chefärztin von sich gab auch noch jeden Tag anhören.

Allerdings muss ich sagen dass es Patienten gab die das ganz toll fanden. Aber ich vermute das waren die in den vorderen Zimmern, die nur eine viertel Stunde warten mussten und die weniger abgedroschenen Phrasen abbekamen und noch kein auf automatikbetrieb geschaltetes Personal vor sich hatten
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Omnia
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Omnia »

Ja, damit, dass man vielleicht eine etwas andere Wahrnehmung hat und viele Dinge, dann negativer bewertet als sie eigentlich sind, magst du vielleicht recht habe.

>Geld regent nicht vom Himmel, mit dem man Kliniken ausbauen und massig Personal einstellen kann. Wo sollen denn die ganzen akut kranken hin? Würdet ihr nicht auch versuchen suizidale Menschen "irgendwie" im Blickfeld zu haben? etc.

Aber das Geldargument zieht bei mir nicht.
Es wird kein Geld in die staatlichen Psychiatrien gesteckt, weil die psychisch kranken keine Lobby haben. Welche wirklich psychischen Kranken haben schon die Kraft ihre Rechte mit Nachdruck durchzusetzen? Da hat sich zwar in den letzten Jahrzehnten zum Glück ein bisschen was getan, aber so wirklich auszureichen scheint das nicht. Und wenn man dann mal vergleicht, wieviel Geld in andere Bereiche investiert werden kann, finde ich das nicht gerecht. Geht ja eher um Verteilungsgerechtigkeit der vorhandenen finanziellen Mittel. Aber Menschen, die auch Akutstationen landen, sind ja eh nicht mehr so wertvoll für die Leistungsgesellschaft, deshalb braucht da auch nichts investiert werden.
Natürlich ist es logisch, dass man bestimmte Patienten im Blickfeld haben will, dass ginge aber auch z. B. in Räumen mit Kameras und nicht auf dem Flur. Das ist zwas auch entwürdigend, aber nicht so.
Und Zwangsmaßnahmen, die in erster Linie auf Personalmagel zurückzuführen sind, wären auch vermeidbar. Und merkwürdige Psychiater, denen ihre Machte ein bisschen zu Kopf gestiegen ist, sollte man zum Beispiel auch durch Bewertungen von Patienten identifizieren. Ich meine, die können da machen was sie wollen. Wenn Kritik von den Patienten kommt, dann ist es eben ein Symptom. Das ist ein beliebte Argumentationslogik, so dass sie sich selbst nicht kritisch hinterfragen müssen. Nicht alle, aber einige sind wirklich so.

Es sollte doch aus ethischen Gründen so viel Geld in Psychiatrien gesteckt werden, dass genug Personal da ist und zumindest halbwegs auf Grundbedürfnisse (wie zum Beispiel das Bedürfnis nach Ruhe und Schlaf) eingegangen werden kann.

Ich frage mich auch, ob private Krankenhäuser da nicht besser sind, weil sie schließlich um ihren Ruf und damit auch um Patienten fürchten müssen.
Die Landeskrankenhäuser sind ja so oder so immer ziemlich gut "besucht".


>diese nichtssagenden Phrasen welche die Chefärztin von sich gab auch noch jeden Tag anhören.

Ja, wie zum Beispiel, Zitat Chefarzt: "Übernehmen Sie endlich die Verantwortung für sich selbst oder wir tun das! Und ich weiß nicht, ob sie das wollen."

Okaaay, eine Drohnung, sehr hilfreich.
(was er jetzt genau damit gemeint hat, ist mir bis heute schleierhaft. Wahrscheinlich mit einfach mit einer zutiefst optimistischen Haltungen dem Leben zuwenden, sonst Zwangsmaßnahmen)

Naja, wegen Befangenheit, sollte ich mich vllt aus diesem Thema raushalten.
lucya
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von lucya »

Hallo!
Mit Interesse habe ich Eure umfangreichen Beiträge gelesen und habe ganz viele Dinge wiedererkannt. So war ich zweimal für drei Monate im Vierbettzimmer. Es hat sogar meist geklappt.

Ich hatte auf beiden Stationen, die ich kennengelernt habe, sehr gute Erfahrungen mit Schwestern, Pflegern und Psycho- und Ergotherapeuten gemacht.

Das hat mir soo geholfen, dass mir der Rest zweitrangig erschien.

Aber es ist teilweise wirklich hart, gerade in der Psychiatrie. Mir ist es nie schwer gefallen Kontakt zu Menschen aufrecht
zu erhalten, aber das ist bei Depressionen ja eher die Ausnahme. Trotzdem war ich froh, wenn ich mal meine Ruhe hatte, was eher die Ausnahme war.

Aber menschenunwuerdig war es bei mir Gott sei Dank nicht.

In der Klinik, in der ich war wird gerade ein Neubau gebaut für die Akutaufnahme und für geschlossene Station, die in dieser Klinik menschenunwuerdig ist. Weil alt u.ae.

Trotzdem hoffe ich mittelfristig nicht mehr in die Klinik zu müssen.
Die lucya

_________________________________________

Nicht weil es schwierig ist, wagen wir es nicht, sondern weil wir es nicht wagen ist es schwierig!
Tonja
Beiträge: 214
Registriert: 15. Apr 2008, 08:57

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Tonja »

hallo, ich habe auf der geschlossenen psychatrie nach einer zwangseinweisung grässliches erlebt.ärzte und schwestern/pfleger waren genervt wenn man keine ruhigstellenden medis wollte.

mitpatienten haben mich total verunsichert, eine hat sich immer ausgezogen und wollte mit betatschen - furchtbar wenn man ne gewalterfahrung vorher schon hatte.das hat sich dann noch tausendmal manifestiert und ich gehe nie im leben mehr in eine klinik egal wie schlecht es mir geht.

seither habe ich nicht mal mehr nen arzt weil meine psychaterin mit mein ex-mann zusammen die zwangseinweisung betrieb und ich nie wieder wem vertrauen werde.die thera liess mich danach fallen weil ich ihr zu instabil war.tolle "hilfe".

vg tonja
triste
Beiträge: 1061
Registriert: 22. Jun 2003, 16:38

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von triste »

Hallo,

ich war 2002 in der geschlossenen Psychiatrie. In einem 5-Bett-Zimmer, zusammen mit Depressiven, Schizophrenen, Drogenabhängigen und einer manisch-depressiven Frau. Es gab Frauen, die Stimmen hörten und Frauen, die die fantastischsten Geschichten erzählten, Frauen, die aggressiv waren und Frauen, die völlig verstummten.

Wir hatten auf der gesamten Station nur 3 Toiletten und 2 Duschen, wollte man sich waschen, konnte es passieren, dass einer der männlichen Pfleger hereinkam, die Duschen waren offen, keine Trennwände und Türen. Auch die Toiletten waren nicht abschließbar und etliche Patientinnen hatten es nicht drauf, anzuklopfen....
Es gab Patientinnen, die psychotisch waren und nachts schrieen wie Tiere, die die Toiletten mit Fäkalien und Menstruationsblut verschmierten.
Das Personal war in der Regel überarbeitet und sichtbar genervt von den anstrengenden Patienten. Ich, die ich Aufklärung über meine Medikation verlangte und auch sonst immer nachfragte und mitreden wollte, eckte an. Ich kämpfte auch mit der einen oder anderen Mitpatientin, die sich übergriffig verhielt.
Bei der Vistite kam es ein paar Mal vor, dass ich heulte wie ein Schlosshund und die Mannschaft aus Ärzten und Schwestern stand vor mir, reglos... ich konnte fühlen, die wollen nur weg - aber ist das nicht menschlich?
Am Anfang gab es eine Zimmergenossin, die jede Nacht ins Bett machte, also kam jede Nacht eine Schwester herein und bezog das Bett neu, und nahm nicht gerade Rücksicht auf uns anderen... da das Gebäude aussen von Efeu überwachsen war und der Sommer unerträglich heiss, schliefen wir mit offenen Fenstern und Türen und alles war voll mit großen Spinnen und Stechmücken, ich zählte einmal am Morgen 23 Stiche und fortan schmierte ich jeden Abend den ganzen Körper mit Mückenmittel ein, auch das Gesicht.

Das Essen war grauenvoll, einmal war das Brot verschimmelt und ich legte mich mit dem Pfleger an, der nur das entfernte, was grün war und den Rest wieder in den Essenswagen legte.
Die Ausstattung sah aus wie aus dem 2. Weltkrieg: zerlumpte Militärwolldecken und zusammengewürfelte Möbel und Wäsche.

Tja - ich schätze, es war genauso, wie man sich die Geschlossene vorstellt: Heftig.

Und doch haben die mir dort das Leben gerettet und ich habe viele berührende und tiefe menschliche Begegnungen und Erlebnisse gehabt.

Aus heutiger Sicht war es nicht mehr als eine Station, in der die landen, deren Leiden man nur noch durch Einstellung auf ein Medikament zu lindern versucht. Die Aussichtslosigkeit vieler Fälle schien die Ärzte zu deprimieren, mir kam es vor wie eine Endstation und ich erlebte mehrmals, wie bereits Entlassene wieder auf Station kamen. Das einwöchentliche Therapiegespräch war ein Witz: eine bemühte, aber nicht sehr talentierte Therapeutin, die jünger war als ich.
Die Medikation, an der sie ein Vierteljahr festhielten,und mit der ich schließlich entlassen wurde, wirkte nicht wirklich, aber ein wenig, und das genügte, meinen Lebenswillen wieder zu entfachen.

Ich habe in dieser Zeit sehr viel gelernt und den Aufbruch auf den Weg zu mir selbst gewagt und trotz meiner Empörung darüber, wie man bisweilen als PatientIn behandelt wurde (vorallem die, die sich nicht wehrten), bin ich dankbar, dass ich dort sein konnte, als ich allein nicht mehr weiter wusste.

Ich denke, die meisten Stationen sehen heute anders (besser) aus und ich kann nur sagen: wenn es ausweglos ist, dann ist es dort auf jeden Fall besser, als allein zu sein.
Es ist eine Chance für jeden von uns und die sollte man ausprobieren, wenn es allein nicht mehr geht - eine Garantie auf Erfolg gibt es hier -wie auch sonst im Leben - nunmal nicht.
Mein Rat an alle, die in Erwägung ziehen, in die Klinik zu gehen: Sucht Euch eine, die eine reine Depressions-Station hat. Und: wer wirklich ganz unten ist, regt sich nicht über 3-Bett-Zimmer auf...

Beste Grüße
von Virginia
jhl
Beiträge: 794
Registriert: 11. Aug 2012, 22:04

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jhl »

hallo, habe gerade die letzten zwei beiträge gelesen,

bin total fertig,
war noch nie in einer klinik.

das solche zustände möglich sind, habe ich nicht für möglich gehalten

da rät man betroffenen immer, wenn nichts mehr geht, in die klinik zu gehen.

und dann liest man oder lesen betroffene die eine klinik in erwägung ziehen müssen

so was!

das kanns nicht sein!

bitte bitte, an alle die schon klinikerfahrung haben die positiv verlief, meldet euch hier, damit auch mal die positiven seiten hier zu erfahren sind.

und die gibt es, da bin ich mir sicher!

liebe grüße jusi
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Habe ich doch
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Lerana »

Liebe jusi,

genau aus diesem Grund lese ich den Thread hier auch mit Bauchschmerzen. Es ist gut, sich über schlechte Umstände zu beschweren und auch, seinem Ärger Luft zu machen. Noch schöner wäre, es der Ärger ginge an die Stellen, wo er hin gehört! Empörte Beschwerdebrife an die Klniken z.B. etc.

Ich habe auch keine Klinikerfahrung, aber einige in meiner Familie - sowohl auf der Seite der Patienten als auch auf der Seite der Ärzte und Therapeuten und von solchen Zuständen hat MIR noch keiner berichtet. Nur zur Erklärung: Damit möchte ich die Richtigkeit der Beiräge IN KEINEM FALL anzweifeln.

Den Aufruf positive Erfahrungen auch zu posten, würde ich aber dringend unterschreiben. Denn es wäre doch tatsächlich eine traurige Wirkung des Threads, wenn jemand sich abgeschreckt fühlt, die Hilfe zu suchen, die er braucht.

Herzliche Grüße
Lerana,
die inständig hofft, dass nicht alle so Schlimmes in Kliniken erfahren haben.
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von Lerana »

Liebe Flocke,

ich weiß und vielen Dank!!!
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
jhl
Beiträge: 794
Registriert: 11. Aug 2012, 22:04

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jhl »

hi lerena und flocke,

danke für eure rückmeldung.

flocke, kann sein daß ich irgendwas übersehen habe, was du hier schon positiv mit eingebracht hast.

<habe ich doch>

habe nur die letzten beiträge überlesen, auf die habe ich reagiert.

liebe grüßé an euch zwei
jusi
flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Hallo Jusi, gerade in dem Beitrag von Virginia klingt doch auch positives mit...
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
jhl
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Registriert: 11. Aug 2012, 22:04

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jhl »

hallo flocke,
habe dir in "feedback" was geschrieben.

jusi
anna54
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Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von anna54 »

Ich habe eine Bitte,ich hab noch nicht alles lesen können.
Vor längerer Zeit wurde mir ein Thread geschlossen,weil er triggern würde.
Es ging um meine traumatischen Erfahrungen aus mehreren Klinikzeiten.
Mir wurde geraten mich an andere Stellen zu wenden,habe ich getan,erfolglos,oder ich war plötzlich bei den "Psychiatriehasser" ,vor denen ich nur warnen kann.
Ich bitte die Moderation uns hier schreiben zu lassen,es geht um Menschenwürde.
Sicher schrecken manche Berichte ab,aber wollen wir andere ins "offene Messer" laufen lassen.
Kein Wort gilt in der Psychiatrie.
Akutstationen habe ich als Hölle erlebt,und ich bin nicht zimperlich.
Wer spricht endlich mal offen über traumatisierte Patienten,die sich allein durchs Leben schlagen,weil sie nie mehr in die Klinik gehen würden.
Ich kenne viele,auch hier im Forum.
Ich konnte zwei Jahre das Gelände der Klinik nicht ohne Angstattacke betreten,ich musste aber dort in die Ambulanz.
Einer erfahrenen Schwester ist es dann aufgefallen,wie ich zusammenzucke,wie ich panisch werde,wenn ich dort bin.
Ich habe dann "heimlich" mit ihr Gespräche führen können,sie hat wörtlich zu mir gesagt,früher hab ich unsere Klinik verteidigt,unsere Arbeit gut gefunden: das sage ich schon lange nicht mehr.

Jede Klinik hat seine Vorzeigestationen,Angehörige werden getäuscht,der Patient ist rechtlos.Die dunklen Löcher kriegt keiner zu sehen.
Wer mir das nicht glauben will,den lade ich gern ein,per mail will ich gern dazu Auskunft geben.
Hier im Forum wird schnell ein Thema "missbraucht",Flocke,ich spreche dich direkt an,locker,wie du das so raus lässt.
Kannst du auch einstecken?
anna54
flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Teil aus Anna, mal sehen ob ich es "schlucken" kann Wenn ich dir mal wieder auf den Schlips getreten bin, dann möchte ich gern wissen womit genau.
(Mit dem Wort "missbaucht" hast du mir ja schon einen gehörigen Brocken hin geworfen... aber dazu kennst du mich wahrscheinlich zu wenig... )

Ich will hier niemandem seine traumatischen Erlebnisse nehmen, oder klein reden, aber bei Mehrbettzimmern gleich von menschenunwürdigen Zuständen zu sprechen finde ich arg übertrieben. Klar ist eine neu eingerichtete Klinik "nett" anzusehen, aber wirklich entscheidend ist doch nicht die moderne Fliese an der Badezimmerwand, sondern die therapeutischen Angebote.

Außerdem denke ich dass die eigenen Erfahrungen mitunter auch einfach verfälscht sein KÖNNEN. Wer eigentlich gar nicht in die Klinik wollte wird den Aufenthalt wohl kaum angenehm finden.

Hier lesen aber auch viele, die vielleicht vor der Entscheidung stehen Klinik, oder nicht... Für die sind solche Berichte nun wirklich abschreckend.
Allerdings finde ich schon wichtig die Zwischentöne mit zu lesen... wie "Zwangseinweisung", "Akut-Station", "damals"... aber eben auch "besondere Momente", "rückwirkend betrachtet", "leben gerettet".... usw.

Zwar ist mit Sicherheit auch heute noch vieles schlecht in manchen Kliniken, aber eben nicht generell alles in allen.


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
jhl
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jhl »

hallo anna, und alle die am thema interresiert sind!

ich bin momentan etwas verwirrt.

wie gesagt, ich war noch nie in der klinik,
habe hier vielen betroffenen geraten, diese
zu nutzen, wenn es nötig ist.

kann da also nicht großartig mitreden,
aber mir geht es halt darum ,
betroffenen doch zu raten, in extremen situationen die klinik vorzuziehen, denn dort sind sie doch wohl gewissermaßen besser aufgehoben, als im familiären umfeld, welches mit der situation überfordert ist, und nicht weiß was zu tun ist.

es gibt doch bestimmt hier einige, die sagen können: für mich war die klinik das einzig richtige, mir geht es jetzt gut?

meldet euch, danke
jusi
flocke
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von flocke »

Jusi, lass dich nicht verunsichern.

Hier ist oft von Zwangseinweisung und Akutstationen die Rede. Diese würde ich mit Intensivstationen vergleichen.

Stell dir vor, du hast Angst vor Nadeln, Inkektionen, Unteersuchungen usw. hast aber einen schweren Unfall, oder eine akute Krankheit die sofortiges Einschreiten notwendig macht.
Natürlich ist das dann nicht angenehm gepiekst zu werden, intubiert zu werden, evtl. notoperiert zu werden, nur um dann in einem geschlechtsgemischten Bereich auf zu wachen, in dem Tag und Nacht das Licht brennt, man ständig untersucht wird, es permanent irgendwo piepst... man in seinen intimsten Dingen auf Hilfe angewiesen ist, oder feststellen muss dass sie einem abgenommen wurden....

Ungefähr so ist es, wenn man in eine absolute Krise rutscht... aber was wäre mitunter die Alternative? Manchmal geht es alleine halt nicht, ob man nun will oder nicht...

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
jhl
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Re: Umgang im Krankenhaus: Menschenwürde?

Beitrag von jhl »

hallo flocke,
nein ich laß mich nicht verunsichern.

wenn es für mich in frage käme, würde ich ohne zögern in die klinik gehen.

ohne vorbehalte, nur auf mich bezogen.

es kommt halt auch immer darauf an,
in welchem zustand man sich befindet.

ich könnte dann nur hoffen, daß mein zustand erkannt wird, und ich an die für mich richtige station komme.

verstehst du was ich meine?

liebe grüße jusi
Antworten