Diskussionsforum Depression

Hallo an alle.

Ich schreibe heute zum ersten Mal, obwohl ich dieses Forum immer mal betrachte, wenn es mir nicht gut geht.

Zu meinem Problem: Vor zwei Jahren fing alles an: Mir ging es ziemlich schlecht: Traurigkeit, Lustlosigkeit, konnte nur noch heulen. Das schlimmste allerdings waren die Gedanken: Ich dachte, ich muss meinen Freund verlassen - das wiederrum machte mich extrem traurig. Immer wieder kreisen diese gedanken in meinem Kopf.

Verkürzt gesagt ging es so weiter: bin dann regelmäßig zur Verhaltenstherapie gegangen und mir ging es besser.

Jetzt zwei Jahre danach geht alles wieder los.

Ich weiß nicht was ich tun soll:

Ist der Gedanke echt? Soll ich mich von ihm trennen- obwohl ich das für eine schlechte Idee halte? Ich glaube ich kann gar nicht ohne ihn! Hat die Krankheit soviel Macht über einen, dass sie einem etwas falsches suggeriert?

Liebe Gruß
Lore

Hallo lore,

ganz blöde Frage: Warum denkst Du denn, dass Du Deinen Freund verlassen musst? Gibt es stichhaltige (logische) Gründe? Oder ist es ein diffuses Gefühl?

Ich kann folgendes dazu erzählen: In meiner allerersten Depression habe ich extrem an meiner damaligen Beziehung gezweifelt, weil ich keinen Zugang mehr zu meinen Gefühlen hatte, also auch nicht zu meiner Liebe.

Das ist Depression doch oft: Das Gefühl der Gefühllosigkeit.

Versuch es doch zunächst mal mit der Logik, denn die funktioniert auch in der Depression noch (bei mir zumindest): Mach eine Liste von positiven und negativen Dingen in Eurer Beziehung. Oder schreib es hier, was Du gut und nicht so gut findest.

Ich sag Dir dann, ob Du bei ihm bleiben sollst oder nicht.

(Sorry, war natürlich ein dummer Scherz.)

LG, C.

Liebe C.

Es ist eher ein "diffuser Gedanke". Wenn ich eine Liste machen würde, gäbe es keine Dinge, die ich auf die negative Seite schreiben würde. Aber ganz viele auf die positive Seite.

Das ist ja mein Problem, rein logisch will ich bei ihm bleiben. Ein diffuser Gedanke - der immer nur kommt wenn es mir richtig schlecht geht.

Dann ... sieh es einfach als Symptom, geht das? Wenn es wieder verschwindet sobald es Dir besser geht, dann scheint es mir ein solches zu sein.

Klar ist es schlimm, sich mit sowas herumzuplagen ... ich verstehe Dich, dass es Dich belastet. Aber wenn Dein Verstand weiss, dass Du mit ihm zusammen sein möchtest, muss der vielleicht mal eine Zeit lang das Ruder übernehmen. Auf die Gefühle kann man sich in einer Depression nicht verlassen.

Es heisst ja auch, dass man dann keine wichtigen Entscheidungen treffen soll. Eine Trennung würde auch dazu gehören, finde ich.

Hallo,
Ich schreibe jetzt auch zum ersten Mal hier im Forum....
Bisher war ich nur stumme Betrachterin!
Kann es vielleicht sein, dass du deinen Freund nicht mit deinen Problemen belasten möchtest und daher unbewusst das Gefühl hast, dich von ihm trennen zu wollen?

Hallo C.

Genau das versuche ich jetzt. Es gibt mir immer ein bisschen Kraft, wenn ich weiß, dass dies nur ein Gefül ist. trotzdem macht es einen sehr mürbe.

Danke fürs Zuhören und kommentieren.

Liebe Gruß

Hallo loya.

Ich weiß auch nicht genau. Ich hab mich auch schon gefragt: Ob ich einfach einen "Verursacher" brauche und diesen beseitigen will.

Scheiß Depression. Und scheiß Gefühle.

Liebe Lore,

wie geht es Dir inzwischen?
Und Deinem Freund?
Haben sich Deine Gedanken ein bisschen geklärt und kannst Du sie mit ihm besprechen?

Liebe Grüße und eine schöne Weihnachtszeit
***

Hallo,

mir fällt es immer schwer mit meinem Freund zusammenzusein, wenn es mir schlecht geht. Bei mir liegt es glaube ich daran, dass ich mich ihm so am liebsten nicht zeigen will, weil ich angst habe, dass er mich dann ablehnt.

Ich weiß aber, dass das ein Symptom meiner Krankheit ist und ich solche Spannungen schlecht aushlaten kann. Da aber alles o.k. wenns mir gut geht, versuche ich das einfach stehen zu lassen.

So wie Du das schilderst scheint es mir doch auch ein Symptom der Depri zu sein. Lass es stehen und grüble nicht darüber nach.

Grüße
Waldsee

Hallo ***


Danke der Nachfrage.

Ich nehme in der Zwischenzeit wieder Cymbalta seit nun fast zwei Wochen und ich merke es geht aufwärts.

Ich war in der Zwischenzeit bei meinem Therapeuten. Bei meinen vorherigen Sitzungen haben wir viel über nicht vorhandene Liebe/Zurückweisung in der Kindheit gesprochen. Er meint, dass diese Gedanken Ausdruck meines inneren Kindes ist, das sich immer noch nach Liebe usw. sehnt... Meine Hausaufgabe ist jetzt diesem Kind mehr Zeit einzuräumen.

Ich glaube das kann ich so annehmen und versuche es jetzt umzusetzen.

Liebe Lore,

wie denkst Du das beides zusammenhängt bei Dir, die Sehnsucht des inneren Kindes nach Liebe und der sich aufdrängende Gedanke, Deinen Freund verlassen zu müssen?
Das klingt ja eigentlich zunächst einmal widersprüchlich oder?

Liebe Grüße!

Mein "inneres Kind" hat früher gelernt, dass man nicht geliebt wird und es besser ist, wenn man sich auf keine enge Bindung einlässt. Deshalb wirre Gedanken zum Thema ich muss ihn verlassen.

Liebe Lore,

ich wünsche Dir sehr, dass Dir Dein Freund diese Ängste vielleicht nehmen kann.

Ich selbst bin Angehörige und komme mit dem Verhalten meines unter Depressionen leidenden Freundes mitunter nur schwer zurecht. Vor allem fällt es mir schwer, Rückzüge nicht persönlich zu nehmen - aber auch wenn ich mir wirklich Mühe gebe, dieses Rückzugsverhalten löst Ängste in mir aus, die dann wahrscheinlich wiederum seine Ängste nähren - ein Teufelskreis.

Wenn es Dir möglich ist, würde ich an Deiner Stelle so offen wie möglich mit Deinem Freund sprechen, das ist wahrscheinlich das beste Mittel gegen die Angstspirale.

Alles Liebe für Dich und danke für Deine Antwort
***