Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

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otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von otterchen »

Hallo Ihr Lieben!

Wurde Euch in Eurer Therapie geraten, die Beziehung zum Partner zu beenden?

Im Angehörigenteil besteht Interesse daran, zu klären, ob und in welchem Ausmaß oder unter welchen Umständen die Therapeuten einem depressiven Patienten raten, die Beziehung zum Partner zu beenden.

Hier der Thread:
"Warum immer Trennung" von Möbius
http://www.diskussionsforum-depression. ... 1353084752

Es wäre schön, wenn dort einige Erfahrungen zusammenkämen (muss ja kein Aufsatz werden )

Danke!!!
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von Omnia »

>Wurde Euch in Eurer Therapie geraten, die Beziehung zum Partner zu beenden?


Ich habe damals - in einem Anflug von Wahnsinn - das Gefühl gehabt, mich von meinem Partner trennen zu müssen.
Und meine Therapeutin hat mir zumindest nicht dazu geraten oder eigentlich hat sie mir überhaupt nichts geraten..
Sie hat natürlich nicht gesagt: "Nein, Frau Omnia machen Sie das bloß nicht!"
Aber ich hab' dann halt daüber nachgedacht, warum ich das will und kam zu dem Schluss, dass das Alles nichts mit meinem Freund zu tun hatte und meine Therapeutin hat mich dabei unterstützt, also bei der Entscheidung, egal in welche Richtung. Ich glaube, ich hätte es auch komisch gefunden, wenn sie mir die Entscheidung direkt abgenommen hätte.
Und ich bin heute glücklicherweise immer noch mit meinem Freund zusammen

Ich habe allerdings noch NIE irgendwie gehört, dass irgendjemandem direkt zu einer Trennung geraten wird (hab allerdings auch nicht den Thread von Möbius gelesen).

Aber irgendwie finde ich das auch komisch, mir wurde nie in der Therapie überhaupt irgendwas direkt geraten und ich hab jahrelang Therapie gemacht.
Also so: "Frau Omnia ich finde es besser Sie würden sich von Ihrem Partner trennen!" ?

Nee, also ich kann mir nicht vorstellen, dass mir sowas meine Therapeutin gesagt hätte.
Und wenn eine Trennung für mich besser wäre, dann würde ich da auch ohne Therapie irgendwann hinter kommen. Klar, kann die Therapie als "Katalysator" wirken, weil man dadurch viel mehr über sich selbst nachdenkt und damit vielleicht auch schneller zu irgendwelchen Entschlüssen kommt.

Aber so direkte lebensentscheidende Ratschläge in einer Therapie zu bekommen, finde ich irgendwie inkompetent.
Es liegt da doch in der eigenen Verantwortung gerade solche Entscheidungen für sich zu treffen und nicht der des Therapeuten bzw. dann auch nicht so massiv in irgendeine Richtung zu drängen. Die/der Thera kann zur Reflektion anleiten, aber doch keine Entscheidungen abnehmen. Finde ich ziemlich unseriös. Würde das eine Therapeutin bei mir machen, könnte ich sie wohl nicht mehr wirklich ernst nehmen.
Es ist doch total kontraporduktion, die Verantwortung für Entscheidungen als Therapeut oder Therapeutin zu übernehmen.
Naja, nur meine Eintstellung.

Das würde mich allerdings auch mal interessieren und ob das dann wirklich dem Patienten so direkt geraten wird, wie ich das jetzt verstanden habe.

>ob und in welchem Ausmaß oder unter welchen Umständen die Therapeuten einem depressiven Patienten raten

Omnia
Meggi

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von Meggi »

@Omnia
>Aber so direkte lebensentscheidende Ratschläge in einer Therapie zu bekommen,<

aber Winke mit den "Zaunpfahl" können vom Patienten durchaus als Ratschlag wahrgenommen werden.

Meggi
otterchen
Beiträge: 5118
Registriert: 3. Jan 2007, 10:43

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von otterchen »

Hallo,

und vielen lieben Dank an Euch, dass Ihr drüben Eure Erfahrungen mitgeteilt habt.

Es scheint sich jedoch hartnäckig die Vorstellung zu halten, dass Therapeuten dazu raten, eine Beziehung zu beenden, wenn man damit als Patient Probleme hat.
Ich werde jetzt nicht hergehen und versuchen, dies zu widerlegen bzw. auseinanderzupflücken - das wäre mir doch zu mühsam

Soll doch jeder glauben, was er will -
Wenn es in SEINER Welt so aussieht, in MEINER aber nicht, dann wird es wohl so sein

Danke an alle nochmal ♥
mein gelerntes Sammelsurium: https://otterchenblog.wordpress.com/
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
liebes otterchen
ich kenne das leider sehr wohl!
Ich wurde auch gedrängt,mich zu trennen.

Ich war das scheinbar arme Opfer.
Wechseljahre,alte Ehe,Kinder gehen ihrer Wege.
Partner nie Zeit,kein Verständnis.
Eine Ärztin hat sogar meiner Schwester aufgetragen,für die Trennung "zu sorgen".

In der Therapie war es nicht so,ich hatte auch mehr Zeit,aber in den Arztgesprächen,Kliniken immer wieder.

Ich hatte immer mehr das Gefühl,ich muss etwas verteidigen,was ich auch nicht mehr kenne.
Ich kannte mich nicht,meinen Partner nicht,meine Kinder waren noch näher.
Trennungen schaffen scheinbar Erleichterung,ein "Täter" ist ausgemacht,jetzt bloß weg.

Während einer Krise,keine Trennung,keine Kündigung,kein Umzug-keine Lebensentscheidungen!
Frauen kenne ich,die im Partner den Verursachen fanden,Trennung-neue Beziehung-wieder Trennung,krank geblieben.

Bei der letzten Klinikentlassung habe ich mit der Therapeutin einen Schonraum gefunden,in dem ich wieder stabil werden konnte.
Den galt es zu verteidigen,gegen den Partner,gegen die "Nichtversteher".

Heute,nach drei Jahren,bin ich immer noch erschrocken,wie leichtfertig man mit mir und meinem Leben umgegangen ist.
Mein Partner kannte die Frau nicht,die ich geworden war,wir brauchten Zeit,mussten kämpfen,aber unser "Zu Hause" hab ich mir nicht nehmen lassen.
Meine jetzige Therapeutin schlägt die Hände über dem Kopf zusammen,wenn ich erzähle.

Ich,und besonders mein Partner haben Tiefschläge erlitten,das heilt nicht mehr.

Die Beziehung ist am Ende----was bitte soll das sein???

Wegrennen,verlassen,im Stich lassen,zerschlagen.
Ich traue ihnen nicht mehr,sollen sie machen,ich geh meinen Weg,uneinsichtig und trotzig,schlimme Patientin.
anna54
Insa40
Beiträge: 1162
Registriert: 25. Mär 2011, 20:44

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von Insa40 »

Hallo,

bei mir ist es so, dass die viele Arbeit meines Mannes (fast schon Workaholic) mich belastet und eines von mehreren Dingen ist, die dazu führen, dass es mir nicht gut geht.

Die Thera hat mit mir darüber gesprochen, mich genau zu hinterfragen und ob eben die viele Arbeit meines Mannes mich so sehr belastet, dass ich ihn deswegen verlassen wollen würde.

Sie wollte mit mir heraus finden, ob meine Ehe mir nicht gut tut ODER ob die Arbeit etwas ist, was ich in Kauf nehme, weil ich ihn ansonsten sehr liebe.

Und genau das war es.
Ich fühlte, dass ich ihn so sehr liebe, dass ich mit den Dingen an ihm, die mich belasten leben kann!

Wenn ich gemerkt hätte, dass die viele Arbeit eines von vielen Dingen ist, die nicht stimmen und ich nicht genug für ihn fühle, hätte ich überlegt, mich zu trennen.

Die Thera betonte auch, dass sie solche prüfenden Fragen nur Patienten stellt, die nicht gerade total instabil sind.
Sie sagte, dass Leute, denen es sehr schlecht geht solche weitgehenden Entscheidungen dann in dem Moment nicht treffen sollten.

Viele Grüße, Insa
Rujo
Beiträge: 29
Registriert: 29. Okt 2012, 18:40

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von Rujo »

Hallo,

upps - mich wundert ein solcher "Ratschlag" sehr. das ist doch wie "ergreifen sie einen anderen beruf, wechseln sie den wohnort etc.".
meine erfahrung: kein therapeut hat mir geraten, ich solle mich trennen. allerdings gab es mehr oder weniger dezente hinweise, mich besser durchzusetzen. und weil mir das machmal sehr schwer fällt, hab ICH das manchmal als trennungs"aufforerung" interpretiert. zum glück hab ich das aber immer erkannt.

LG
Karda
Meggi

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von Meggi »

@anna54,
>ich kenne das leider sehr wohl!
Ich wurde auch gedrängt,mich zu trennen.<

wem sagst Du dies, es ist mir als Angehörige sehr ähnlich ergangen und hat mein Vertrauen zu den Thera´s nachhaltig beeinflusst, nur mein Wille für den Erhalt meine Ehe zu kämpfen anstatt weg zu laufen war stärker als die winke mit dem Zaunpfählen die mir und auch meinen Mann gegeben wurden.

>Heute,nach drei Jahren,bin ich immer noch erschrocken,wie leichtfertig man mit mir und meinem Leben umgegangen ist.<

bei mir heute nach fünf Jahren, selbes Zitat !

Grüße
Meggi
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von anna54 »

Hallo zusammen
ist es das Suchen nach schnellen Lösungen?
Ich hab eh Probleme mit den ganzen "Auflösungen". Wenn ich zu unseren Tieren schaue,dann haben wir gelernt,langfristig Vertrauen und Zuverlässigkeit aufzubauen.
Das danken sie dann mit Treue.

Menschen können alles wegwerfen,auch Beziehungen,das ist ein Problem geworden.
Auf der Strecke bleiben Kinder und schwache,wie auch kranke Menschen.
Dieser leichte Schein des Besseren,dass in neuen Beziehungen lockt,was ist denn der wert,wenn die Stürme des Lebens kommen.

Sturmsicher sollte man schon sein,das Leben ist kein Glücksfall.

Ein tiefes Wissen hat mich bewahrt vor den schnellen Ratschlägen,ich wusste nichts mehr,von mir,meinem Partner,meinen Kindern,aber eins wusste ich: ich hatte mir den Vater meiner Kinder sehr genau ausgesucht,diese verschüttete Überzeugung hab ich verteidigt.
Angehörige brauchen Information und Schutz,sonst halten sie den Belastungen nicht stand.
Der Depressive kann auch alles zerschlagen,wenn er keinen Ausweg mehr sieht,man ihm Zunder gibt.
Verzweiflung hab ich gesehen,in den Augen meiner Familie.
anna54
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Hat Euer Therapeut Euch zur Trennung vom Partner geraten?

Beitrag von CHF »

Hallo an alle,

als ich zum ertsen Mal in die Praxis meines Arztes kam, hat er sich erst mal einen Ueberblick über meine Situation verschafft.

Das ganz Umfeld wurde durchgecheckt.

Ich hatte damals auf dem sozialen Niveau 2 Baustellen. Die eine meine Pflegeeltern, die andere meine Ehe.

Er hat mir nie direkt gesagt, wo ich Trennung machen soll und wo nicht. Das kann er auch nicht. Die Entscheidung mussich selber treffen. Was er aber gemacht hat, er hat mir den Weg gezeigt. Mir gezeigt was und wer gut für mich ist. Er hat mir den nötigen Durchblick gegeben wie ich herasfinden kann, mit wem es sich lohnt Kontakt zu haben und mit wem nicht.

Das Resultat war meine Entscheidung meine Ehe zu retten und den Kontakt zu meinen Pflegeeltern aufzugeben.

Auch meine Therapeutin hat mit dem selben Prinzip gearbeitet. Den Weg zeigen und begleiten. Aber entscheiden musste ich.

Und ich glaube, dass das so auch ganz wichtig und richtig ist. Den eine Entscheidung, um sie annehmen zu können, sollte von einem selbst kommen.

Liebe Grüsse
CHF
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