Schlafentzug

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flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Schlafentzug

Beitrag von flocke »

Hallo,
ich wollte mal fragen welche Erfahrungen ihr mit Schlafentzug habt. Nicht unbedingt klinisch kontrolliert, sondern generell.


Mich selbst würde ich als "verkorkst" bezwichnen was den Tag- Nachtrythmus anbetrifft und als generell müde.

Wenn ich aber Nachtdienste habe und ich LIEBE NAchdienste, kämpfe an der Arbeit um jeden einzelnen, dann merke ich dass ich ausgeglichener bin. Agressionen gehen zurück, "Sinnlosigkeitsgefühle" auch, ich fühle mich "leichter".

Die Kehrseite ist, dass ich am Tag extrem Müde bin und Probleme habe mich wieder auf den Nachtschlaf einzu stellen. Wenn nichts los ist, liege ich wie gestern und heute den ganzen Tag im Bett und bis auf kurze Unterbrechungen fürs Forum, was zu trinken und das Klo schlafe ich auch tief und fest.


Gesund sind Nachtdienste nicht, das ist ganz klar... aber dieses "leichte" Gefühl ist so schön.


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Sanjo

Re: Schlafentzug

Beitrag von Sanjo »

Passend zum Thema heute Abend 21.00 Uhr eine Fernsehsendung im MDR:

Hauptsache Gesund mit Frau Doktor Franziska Rubin.

Thema: Schlaflos- Wenn die Nacht zur qual wird.
Lerana
Beiträge: 2088
Registriert: 4. Feb 2012, 18:42

Re: Schlafentzug

Beitrag von Lerana »

Hallo Flocke,

ich kann dich super verstehen.
Klar im Allgemeinen stelle ich fest, dass ich recht viel Schlaf brauche, um froh zu sein, eigentlich mindestens acht Stunden, auch wenn ich die bei einer Aufstehzeit von 5:30 Uhr NIE in der Woche schaffe. Sprich: Ich bin dauermüde.

Schlafentzug und das leichte Gefühl kenne ich auch.

Als es mir mal gar nicht gut ging, musste ich notfallmäßig bei einer Freundin Babysitten. In dieser Nacht schlief ich nur zwei Stunden. Ich hatte Angst vor dem nächsten Tag.

ABER: Genau das Gegenteil passierte. Ich erinnere mich genau, dass dies einer der besten Tage seit langer Zeit war. Ich konnte es gar nicht fassen, wie gut es mir ging.

Ich habe dann mal gegoogelt und erst da gelesen, dass es sowas wie Wachtherapien gibt. Ich war total beeindruckt und dachte nur die ganze Zeit: Echt? Mit so einem einfachen Trick kann es einem so gut gehen?

Am Abend war aber dann leider alles wie immer. Dennoch war ich tief beeindruckt und es hat mich daran erinnert, wie man sich auch fühlen kann. Das war damals viel wert.

Ansonsten versuche ich aber, mein in der Woche aufgestautes Schlafdefizit am Wochenede auszugleichen und ich finde leider hilft Schlafentzug, wenn er durch hartnäckige Schlafstörungen kommt, gar nicht.

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Nightlight
Beiträge: 29
Registriert: 17. Nov 2011, 10:45

Re: Schlafentzug

Beitrag von Nightlight »

Hallo Flocke,

das Thema Schlafentzug sehe ich in Deinem Beitrag jetzt nicht als das Wichtigste, sondern eher nur als Begleiterscheinung des Schichtwechsels.

Interessanter finde ich, das Dir das Arbeiten in der Nacht emotionale Vorteile bringt und welche Ursachen dieses haben könnte.
Auch ich lebe den Rhythmus einer Eule. Dieses Verhalten ist zum einen biologisch bedingt und zum anderen die Entwicklung aus meiner Jugend.
Mein Elternhaus war geprägt von ständiger Unruhe und Unsicherheit (Alkoholismus). Erst in den Abendstunden, wenn die Eltern zu Bett gegangen waren, kehrte Ruhe ein. Die Nacht hatte daher etwas Beruhigendes. Diese beruhigende Wirkung der Dunkelheit ist bis heute geblieben. Der Tag ist oft geprägt von Hektik, Lärm und Aggression unserer Umwelt; dieses läßt in den Abendstunden nach.
Da ich oft mit der Hektik, dem Lärm und der Aggressivität unserer Gesellschaft nicht umgehen kann und will, liebe ich es, wenn die Nacht ihren Mantel über die Erde legt.

Liebe Grüße von einem
Kind der Nacht
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schlafentzug

Beitrag von flocke »

Hallo Nightlife, habe mir gerade nochmal durchgelesen und durchdacht was ich geschrieben habe und du hast recht. Wobei ich den therapeutischen Effekt den Larena beschreibt auch kenne.


Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
flocke
Beiträge: 3603
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Schlafentzug

Beitrag von flocke »

So, nochmal zu deinem Post Nightlife,

was es mir für Vorteile bringt Nachts zu arbeiten, aktiv zu sein?

Das hat verschiedenste Hintergünde. An der Arbeit sind Nachts schlicht und ergreifend keine Chefs da und der allgemeine Ablauf stellt keine Überforderung dar, ist nicht voller Ungerechtigkeiten usw. Nachts habe ich Zeit zu tun wofür ich eingestellt wurde, nämlich mich um die Bewohner zu kümmern.

Daheim weiß ich garnicht welche Vorteile es mir wirklich bringt. Wie du habe ich nicht den besten Hintergrund. Nur waren für mich die Nächte, in denen mein Vater keinen Nachtdienst hatte ehrlich gesagt eher der Horror.

Als ich noch engmaschig betreut wurde, regelmäßig Therapie machte, den ein oder anderen Klinikaufenthalt hatte... waren die Nächte schlicht und ergreifend voller Albträume. Da habe ich nicht nur den als Kind gewohnten Psychoterror und den Mangel an körperlicher Unversehrtheit wieder durchlebt, sondern ganz konkret auch die Missbrauchserlebnisse (welche eng mit Nacht verknüpft sind)

Es kann natürlich sein, dass ich das fehlen irgendwelcher Personen daheim so entspannend finde. Nachts kann ich hier herumwerkeln und meinen Lieblingsbeschäftigungen nachgehen, ohne dass die "Gefahr" besteht dass jemand kommt und diese hinterfragt oder bewertet.


Zum Thema "Schlafentzug" direkt kann ich aber sagen dass eine durchwachte Nacht, nach einem schlimmen Tag tatsächlich erleichterung bringt. Als würde die Depri schlafen...

Flocke
Pessimisten sind Optimisten mit Erfahrung
Meggi

Re: Schlafentzug

Beitrag von Meggi »

@Flocke,
>An der Arbeit sind Nachts schlicht und ergreifend keine Chefs da und der allgemeine Ablauf stellt keine Überforderung dar, ist nicht voller Ungerechtigkeiten usw.<

diese Aussage traf mein Mann auch immer wieder, keine Überforderung, keine morgendlichen Chef-Meetings,usw. dafür durfte er dann auf den folgenden Spätdienst alles was ihn im Nachtdienst erspart blieb aufarbeiten zB. sich zu "Kollegen-Anschissen" vor den Chef´s rechtfertigen die diese wärend seinen Nachtdienst hinterlassen hatten.
Sein Arzt und auch sein Freundeskreis, ich sowieso sind überzeugt, dass an seinen Psychischen Absturz die über Jahrzehnte dauerenden Nachtdienste erheblichen Anteil hatten.

Grüße
Meggi
Smaragd71
Beiträge: 469
Registriert: 25. Aug 2012, 17:40

Re: Schlafentzug

Beitrag von Smaragd71 »

Mir ging es wie Flocke. Ich habe, als ich noch 3 Schichten gearbeitet hatte im KH, am liebsten den ND gemacht. Da konnte ich meine Zeit einteilen, wie ich es wollte, hatte meine Ruhe, im Sinne von, keine anderen Mitarbeiter und konnte mich entfalten.

Habe mich dann aber auch wieder auf die SD gefreut, sofern sie mit netten Kollegen stattfanden. FD habe ich gehasst, dieser Stress, nee.

Und bei uns hatte jeder seine Arbeit zu verantworten, da verstehe ich die Chefs von Meggi's Mann nicht. Das hätte ich mir nicht gefallen lassen, da muss man einfach seinen Mund aufmachen.


Das Glück beruht oft nur auf dem Beschluss, glücklich zu sein.

Quappe
Beiträge: 107
Registriert: 23. Apr 2012, 16:03

Re: Schlafentzug

Beitrag von Quappe »

Hmm - Nachtdienste.... ich hatte sie auch schon irgendwie im Verdacht. Mein Gatte arbeitete ja auch dauerhaft im Nachtdienst und wenn man nicht von sich aus so eine Eule ist, ist das schon eine echte Belastung. Im Dezember soll er mit einer Wiedereingliederung beginnen - ich hab da ein bisschen Bammel vor. Erstmal nur eine Nacht pro Woche. Aber wenn ich an die Zeit vor seiner Krankschreibung denke, wird mir ganz anders.

Ständige Schlaflosigkeit, völlig verschobener Tag/Nachtrhythmus und daraus resultierende Erschöpfung und Verzweiflung - das war wie eine Spirale aus der man irgendwann aus eigener Kraft nicht mehr aussteigen kann.

Zum Glück hat er sich ja dann irgendwann krank schreiben lassen.

Menschen im sozialen Bereich sind ja offenbar ohnehin öfter "Opfer" einer Depression und Schichtdienste machen es nicht einfacher... auch wenn Schichtdienste sicherlich auch viele Vorteile haben können, wenn man damit zurecht kommt.
kaitain
Beiträge: 819
Registriert: 13. Jan 2007, 23:31

Re: Schlafentzug

Beitrag von kaitain »

Omnia
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Re: Schlafentzug

Beitrag von Omnia »

Hallo!

Also meine persönliche Erfahrung zum Thema. Wenn es mir eh schon nicht so besonders gut geht und ich schlafe dann solange wie ich will, weil ich morgens nicht aufstehen muss, also schlafe regelmäßig einfach aus, dann geht es mir wirklich beschissen (sorry, für den Ausdruck).
Wenn ich mir einen Wecker stelle und ich dann zu wenig schlafe (weil ich mal wieder Stunden zum Einchlafen brauche) geht es mir besser. Also ich bevorzuge deshaln Schlafentzug light.
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