Mein Freund hilft mir nicht...

Antworten
v.siegmann@gmx.de

Mein Freund hilft mir nicht...

Beitrag von v.siegmann@gmx.de »

Hallo Ihr Lieben,
ich möchte erst mal sagen, dass ich neu hier bin und mich mit Foren noch so gar nicht auskenne. Ich wurde jetzt von meiner Neurologin krank geschrieben, habe Medikamente (gegen meine mittelgradige Depression) bekommen und soll die jetzt erst mal 4 Wochen nehmen und habe dann einen neuen Termin. Wir wollen dann gemeinsam über die weiteren Therapiemöglichkeiten sprechen... Aber das ist eigentlich nicht mein Problem.
Ich bin jetzt seit fasr 1 Jahr mit meinem Freund zusammen (er ist 19!) und wohne auch mit ihm zusammen. Als jetzt die Diagnose kam, hab ich das Gefühl er nimmt das nicht ernst... Er hat sich nicht mal irgendwie informiert, wie er mir helfen kann, sondern es kommen so blöde Sprüch wie: "Das wird schon; Alles wird gut" etc...
Wieso reagiert er so? Was muss ich denn noch machen? (ich habe bereits mehrfach mit ihm über die Krankheit gesprochen und fast um seine Mithilfe gebettelt)...
Hab ihr einen Rat?

Viele Grüße
LuVa
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Mein Freund hilft mir nicht...

Beitrag von Omnia »

Hey LuVa!

>sondern es kommen so blöde Sprüch wie: "Das wird schon; Alles wird gut" etc...
Wieso reagiert er so? Was muss ich denn noch machen? (ich habe bereits mehrfach mit ihm über die Krankheit gesprochen und fast um seine Mithilfe gebettelt)...
Hab ihr einen Rat?

Mmh, also erst mal denke ich, dass andere Menschen die Stimmung, Gedanken usw. schwer bzw. gar nicht nachvollziehen können. Das hinterlässt bei einigen Menschen dann ein Gefühl der Hilflosigkeit o. ä.. Diese "Sprüche" sind wohl eher so eine Art Abwehr dieser Hilflosigkeitsgefühle und er möchte dir damit einfach Mut machen, denkt er hilft dir damit.
Hab sogar schon erlebt, dass Menschen dann wütend werden.

Ansonsten kann er dir natürlich nur die Frage beantworten, warum er so reagiert, wie er reagiert.
Hast du ihn mal gefragt? Ihm gesagt, dass du dich nicht ernst genommen fühlst?

Wie genau würde denn idealerweise die Hilfe von deinem Freund aussehen, wenn du dir das einfach wünschen könntest?

Viele Grüße
Omnia
Sommerland
Beiträge: 216
Registriert: 9. Aug 2012, 08:21

Re: Mein Freund hilft mir nicht...

Beitrag von Sommerland »

Hallo!

Ich gebe Omnia recht, ich denke, er ist relativ hilflos im Moment. Sag ihm genau, was du dir jetzt von ihm wünscht.

Aber eins versteh ich nicht! Wieso ist ER dein Problem?

Hallöchen?

Du bist ernsthaft krank, nimmst ADs (Antidepressiva) - was ja auch keinen Spaziergang bedeutet.
Du begibst dich in Therapie - für Viele von uns ist es das Grauen pur.
Für dich ist es: "... was soll ich denn noch machen, damit er mich sieht?".

Ist das dein Problem? Er sieht dich nicht?

Mir scheint, du lebst nicht die Beziehung, die du dir vorgestellt hast.
Kann es sein, dass du dich nicht geliebt fühlst so wie es bis heute in eurer Beziehung lief?
Dann wäre die Frage nicht, was du jetzt in der Krankheit an Rücksicht von ihm brauchst.

Vielmehr ist es dann die Frage, was du ganz generell brauchst um das Gefühl von Anerkennung und Wertschätzung zu erhalten.

Hast du dir mal ernsthaft überlegt, wie du dir Beziehung und Zusammenleben vorstellst?

Was ist deine Rolle dabei in deiner Vorstellung und konntest du das bisher leben?

Bitte lies das hier mit einem wohlwollenden (Unter-)Ton. Ich hab das Gefühl, du bist zum ersten Mal mit jemandem zusammengezogen.
Da ändert sich viel! Und man hat ja vorher auch so seine Vorstellungen davon, wie es sein wird...
... Erste eigene Wohnung, endlich erwachsen..., keine Einmischungen mehr ...

Die eigene Rolle dabei zu finden, ist auch wirklich nicht einfach.
Wichtig ist aber immer zu reden. Hast du sonst noch jemanden mit dem du sprechen kannst? Freunde, Geschwister, Eltern?

Liebe Grüße
Bianca
Irgendwas is ja immer...
Kiki22
Beiträge: 40
Registriert: 2. Jan 2012, 23:36

Re: Mein Freund hilft mir nicht...

Beitrag von Kiki22 »

Hallo,
erstmal willkommen im Forum!
Ich kann eigendlich nur den Beitrag von Omnia unterschreiben.
Ich war auch in einer Beziehung mit einem Menschen der mit Depression erkrankt ist und es ist als Angehöriger nicht einfach zu verstehen was in einem Depressiven vorgeht. Oft fühlt man sich hilflos und möchte helfen, weiß aber nicht wie.Bei mir war es zumindest so das ich das Verhalten und die neu enstandene Bedürfnisse meiner Partnerin nicht verstehen bzw nachvollziehen konnte.Ich suchte dann den Fehler bei mir (was hab ich den bloß falsch gemacht?) dabei hatte ihr Verhalten nichts mit mir zu tun, es war bloß eine Reaktion auf die Depression.
Ich glaub man braucht auch einfach Zeit (auch als Angehörige/r) um sich mit dem konplexen Thema Depression zu befassen und um zu realisieren was Depressionen bedeuten.
Ich denke nicht das es dein Freund böse meint wenn er sagt "das wird schon wieder, lass den kopf nicht hängen usw"

Den einzige Rat den ich dir/euch geben kann ist das ihr ganz offen und in Ruhe miteinander darüber sprecht. Darüber was für Bedürnisse du hast,wie du dir die erwünschte Unterstützung vorstellst und auch wie es deinem Freund dabei geht.
Er kann weder dein noch kannst du seine Gedanken lesen.

Ich wünsch euch beiden viel Glück!

Liebe Grüße
v.siegmann@gmx.de

Re: Mein Freund hilft mir nicht...

Beitrag von v.siegmann@gmx.de »

Vielen Dank für eure Antworten.
Habe direkt mit meinem Freund offen über meine Bedürfnisse und Vorstellungen gesprochen...auch darüber wie ich mir das Zusammenleben usw. vorstelle. Er hat mir auch nochmal die Augen geöffnet (hat mir nochmal deutlich gemacht, dass er eigentlich nur gutes für mich will!)Und er will auch nur, dass ich wieder gesund werde und alles wieder so ist, wie es "vorher" war...

Meine Mutter ist mir eine sehr große Hilfe. Sie nimmt sich sehr viel Zeit für mich, will mir wirklich helfen und hat - so kommt es mir vor - zusammen mit meinem Vater + Stiefvater wirklich verstanden, dass ich krank bin... Meine Mutter redet auch viel mit meinen Brüdern, die mich unterstützen wollen...

LG LuVa
xerxes
Beiträge: 45
Registriert: 17. Sep 2012, 18:49

Re: Mein Freund hilft mir nicht...

Beitrag von xerxes »

Hallo Luva,

ich kenne Beziehungen zwischen depressiven und nichtdepressiven Menschen aus beiderlei Perspektive (im Lauf der Jahre...). Und ich finde beide Rollen nicht leicht. Gerade im Moment fühle ich mich auch oft mangelhaft ge- bzw. unterstützt in der Beziehung. Habe aber auch den Eindruck, dass vieles Ausdruck dieser Hilflosigkeit ist, die hier angesprochen wurde. Wir sind eben nicht einfach Dafür wird es mit uns auch nicht langweilig ...

Grüße,
Xerxes
CHF
Beiträge: 172
Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Re: Mein Freund hilft mir nicht...

Beitrag von CHF »

Hallo LuVa,

für Aussenstehende ist es sehr schwierig uns zu verstehen.

Mein Mann hat erst nach Jahren angefangen sich mit dem Thema zu beschäftigen. Dieses obwohl ich immer wieder in Kliniken gewesen bin und mehr oder weniger längere Zeit von zu Hause weg gewesen habe.

Aussenstehende können nicht verstehen,wieso man "auf einmal" depressiv wird. Man hat ja schliesslich vorher mit keinem Wort erwähnt, dass es einem nicht gut geht. Dann kommt aber der Moment wo es uns nicht mehr gelingt zu verstecken, dass es uns nicht mehr gut geht. Bei mir kam der Moment wo ich total die Kontrolle über mein Handeln gegenüber den Kindern verlor. Mein Aeltester war eigentlich der Erste der bemerkte, dass ich "nicht mehr richtig tickte".

Langsam aber sicher stellte sich ja dann auch raus, dass meine Depressionen auch etwas mit der Vergangenheit zu tun haben.
Das konnte mein Mann ja schon gar nicht verstehen. Seine Devise war und ist auch immer noch, dass man die Vergangenheit nicht ändern kann und, dass es also keinen Sinn mehr macht sich damit zu beschäftigen.

Was du vielleicht versuchen könntest, in Gesundheitsmagazinen Artikel zu suchen und die mal einfach offen rumliegen lassen oder einfach Flyer. Mein Mann hat da oftmals dann doch einen kleinen Blick drauf geworfen. Oder wenn du weisst, wann im Fernsehen ein Beitrag zu diesem Thema kommt, dich mit ihm zusammensetzen und ansehen.

Da du aber vielleicht auch jetzt schnell was tun willst, du kannst ja einige Beiträge zu diesem Thema im Internet runterladen und versuchen ihn dazu zu bringen, dass er dies mit dir zusammen ansieht.

Durch diese "zufällig" rumliegenden Broschüren, Artikel habe ich bei meinem Mann irgendwann Veränderungen festgestellt. Und dann habe ich etwas später bemerkt, dass er doch auch über Internet ein bisschen selbst recherchierte und später dann kuckten wir uns gemeinsam eine Dokumentation über Depression an.

Aber das geht wirklich nur Stück für Stück.

Also, auch wenn es dir schwer fällt, musst du auch ihm Zeit lassen, sich in das Thema einzubeziehen.

Hoffe konnte ein bisschen helfen.
Schönen Abend noch
CHF
Antworten