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Tagesklinik zu anstrengend?

Verfasst: 17. Jul 2012, 20:52
von FrauAhnungslos
Hallo,

ich bin seit 6 Wochen in einer Tagesklinik und fühlte mich bisher dort gut aufgehoben. Ich habe eine unheimlich nette Gruppe und obwohl ich am Anfang meine Schwierigkeiten hatte, ist es mir zumindest in Ansätzen gelungen, mich zu öffnen.
Bewilligt wurden mir bisher 7 Wochen, also bis kommende Woche. Die meisten Patienten bleiben dort so ca. 10 Wochen und es wurde auch mal angesprochen, für mich einen Verlängerungsantrag zu stellen.
Nun habe ich dies heute bei meiner Bezugstherapeutin angesprochen, weil ich mir eine Verlängerung wünschen würde. Da reagierte sie für mich ganz komisch und teilte mir mit, das Therapeutenteam sei der Meinung, die Belastung sei für mich zu hoch und ich sei evtl. Zuhause erstmal besser aufgehoben, um stabiler zu werden. Gleichzeitig teilte sie mir mit, dass ich stabiler wirke als ich sei.
Es ist so, dass es bei mir mehrere Themen gibt, die zu behandeln sind: Depression, Panik, ein Trauma... Der Job. Meine Thera ist der Meinung, dass das Trauma in der Klinik keinen Platz habe und mich deshalb weitere Wochen in der Klinik nicht weiterbringen, sondern nur belasten würden.
Ich soll mir bis Donnerstag überlegen, ob das so ok ist. Ansonsten würde sie auf meinen Wunsch hin einen weiteren Antrag entgegen ihrer Empfehlung stellen.

Ich fühle mich durch ihre Reaktion so vor den Kopf gestoßen. Ich weiß, dass das wahrscheinlich Quatsch ist, aber ich kann im Moment nicht anders empfinden. Mich macht das so traurig. Auf der einen Seite fühle ich mich, als dürfte für meine Krankheit kein Platz dort sein, auf der anderen Seite fühle ich mich wie ein Sonderfall, dem nicht mehr zu helfen ist.
Alleine durch mein verletztes Gefühl macht eine Verlängerung wahrscheinlich wenig Sinn und ich tendiere dazu, es nun auch dabei zu belassen.

Vielleicht hört sich das alles verrückt an.... Ich kann meine Gefühle gerade nur schwer in Worte fassen. Ich fühle mich einfach so abgelehnt.



Liebe Grüße!
Christine

Re: Tagesklinik zu anstrengend?

Verfasst: 18. Jul 2012, 11:21
von Zarra
Liebe Christine,

ich kann Deine Gefühle auf alle Fälle sehr gut verstehen! - Zwar nicht so wie Du, doch anders kenne ich dieses Gefühl des "Abgeschobenwerdens", (letztlich doch ins "Nirwana") "Weiterverwiesenwerdens" auch.

Wie stehst Du inzwischen zu dieser unterschiedlichen Einschätzung, daß die Tagesklinik Dich belasten würde? Siehst Du es nicht so? Dann würde das für mich für eine Verlängerung sprechen, außer es gäbe eine noch bessere Alternative als das Alleinwurschteln. Oder ist an der Belastung doch mehr dran, als Du anfangs meintest?

Wichtig finde ich auch die Frage, wie es Dir wohl zu Hause gehen würde. Würde es Dich stabilisieren? Kannst Du Deinen Alltag für Dich halbwegs konstruktiv gestalten?

>Meine Thera ist der Meinung, dass das Trauma in der Klinik keinen Platz habe
Da befürchte ich, daß sie Dir einfach eine - leider - realistische Antwort gegeben hat. - In speziellen Gruppen hat Stabilisierung noch etwas zu suchen (das gibt es dort so aber wahrscheinlich nicht); zu einer Traumabehandlung muß man relativ stabil und nicht dauernd nahe der "Auflösung" sein und ich denke, daß dies eher in Einzelgesprächen stattfindet, - die es in der Tagesklinik sicher nicht massenweise gibt; außerdem sollte der/die Therapeut/in auch darin geschult sein. - Von außen würde ich mir wünschen, daß sie Dir statt dessen eine geeignete andere Klinik oder ggf. eine/n ambulante Traumatherapeuti/en empfehlen würden.

>Depression, Panik, ein Trauma... Der Job.
Depression, Panik, Job müßten in der Tagesklinik eigentlich einen "Platz" finden. Haben sie den bisher gefunden? Besteht die Möglichkeit dazu (falls Du bisher einfach die Zeit brauchtest, um Dich langsam zu öffnen etc.)? Wenn Du letzteres verneinen mußt (oder falls das Behandlungsteam die Traumabearbeitung als vorrangig einstuft), macht es vordergründig nicht viel Sinn, länger zu bleiben. Oder gibt es noch etwas ganz anderes, was Dir zumindest irgendwie weiterhelfen könnte?

Liebe Grüße, Zarra

Re: Tagesklinik zu anstrengend?

Verfasst: 18. Jul 2012, 18:24
von joy
Hallo Christine,

ich frag mich dich ganze Zeit, warum es dir zu Hause besser gehen soll als in der Tagesklinik ?
Ich kann schon verstehen, dass nicht unbedingt ein Trauma behandelt werden kann.
Aber für alles Andere sind doch die Aktivitäten, Gespräche etc. besser, als sich zu Hause zu verkriechen.
Selbst wenns mal zu anstrengend wird, kann man doch immer noch Einfluss auf den Tagesplan nehmen. Dann hat man auch mal mehr Freiraum.

Bei uns war es so, dass Einzelfälle, die wirklich arge Probleme mit der Tagesklinik hatten, empfohlen wurde stationär zu gehen.

Hast du mal angesprochen, was denn für dich besser zu Hause wäre ?

Viele Grüße
Joy

Re: Tagesklinik zu anstrengend?

Verfasst: 18. Jul 2012, 20:04
von Salvatore
Hallo Christine,

das wundert mich ehrlich gesagt auch, was zu Hause besser sein soll? Denn du wirst ja deine Gründe gehabt haben, in die TK zu gehen, d.h. zu Hause war ja auch nicht alles super?
Ich hatte bei meinem zweiten TK-Aufenthalt auch das Problem, dass ich das Programm nicht fahren konnte, daher wurde ich in eine andere Klinik für einen vollstationären Aufenthalt überwiesen.
Ebenso ging es Mitpatienten - wer nicht stabil genug war, dem wurde ein Psychiatrieaufenthalt dringend angeraten. Und soweit ich es mitbekommen habe, haben es die allermeisten dann auch so gemacht.

Lg, Salvatore

Re: Tagesklinik zu anstrengend?

Verfasst: 4. Aug 2012, 22:54
von FrauAhnungslos
Hallo,

erstmal vielen Dank für eure Antworten. Die letzten Wochen waren so aufreibend, dass ich erst jetzt zum antworten komme.

Ich hatte vor einer Woche meinen letzten Tag in der TK, weil ich letzen Endes auch zu dem Schluss gekommen bin, dass eine längere Zeit zu anstrengend gewesen wäre. Man hat mir dort empfohlen, mich zeitnah um einen stationären Klinikaufenthalt zu bemühen. Das hat mich umgehauen... ich glaube, meine Erwartungen an den Sommer in der TK waren einfach zu hoch.
Nun werde ich in der kommenden Woche meine ambulante Therapeutin Wiedersehen und alles weitere mit ihr besprechen. Meine Sorge ist, dass Arbeitgeber und Krankenkasse (privat) mit da einen Strich durch die Rechnung machen könnten.

Im Moment geht es mir leider sehr schlecht. Eigentlich schlechter als vor der Klinik. Ich komme überhaupt nicht zurecht im Alltag und breche ständig weinend zusammen. Heute war es ganz schlimm... mein Körper hat mir sehr deutlich gezeigt, dass ihm irgendetwas zu viel ist.

Ich weiß nicht, welcher Weg der richtige ist

Euch allen viele Grüße und noch ein schönes Wochenende!!
Christine

Re: Tagesklinik zu anstrengend?

Verfasst: 15. Aug 2012, 18:38
von iffy04
Hallo Christine,
mich würde interessieren wie es jetzt geht. Es ist schade, dass es dir nach dem TK-Aufenthalt so schlecht geht.
Bei mir ist auch die Überlegung TK oder vollstationär. Ich habe eigentlich einen Termin zur Vollstationären Aufnahme ca. 300km entfernt, aber es gibt familiäre Probleme, die mir es sehr schwer machen ganz von zu Hause weg zu gehen.
Mich würden weitere Erfahrungen bezüglich TK interessieren. Ich kann mir schon vorstellen, dass es arg anstrengend ist, aber ich habe mit meinem Mann besprochen, dass wir es genau so organisieren, als wenn ich ganz weg wäre. Wir werden uns Hilfe im Haushalt holen und ich erhoffe mir, dass ich dann abends und am WE mich nur noch um mich und meine Kinder kümmere.
Was meint ihr?
LG iffy