Verantwortung für sich übernehmen

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iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von iffy04 »

Hallo,
ich melde mich mal wieder in meiner Verzweiflung, weil ich nicht für mich entscheiden kann. Ich stehe auf der Warteliste für einen Klinikaufenthalt. Aber je mehr ich mich beobachte, fällt mir auf, dass ich jegliche Verantwortung für meine Gesundung auf die Klinik abschiebe. So nach dem Motto: die sollens richten. Natürlich weiß ich, dass ich mich dort für die Therapien öffnen muss etc.
Aber ist es nicht so, dass ich dort die Fäden aus der Hand gebe? Ich lasse andere für mich entscheiden, was gut und was schlecht für mich ist.
Ich habe den Wunsch, selbst die Fäden wieder neu in die Hand zu nehmen, mein Leben zu gestalten, denn vom Kopf her weiß ich mittlerweile genau wo der Hase begraben liegt. Ich würde so gerne selbstbestimmter gesund werden - natürlich mit professioneller Hilfe. Aber mit meiner wö. Therapiesitzung komme ich nicht weiter. Meine Thera sagte selbst, dass wir uns im Kreis drehen, weil mir rational so vieles klar ist - nur die Emotionen hinken hinterher. Ich habe nach amulanten Alternativen gesucht wie z. B. Körperorientierte Therapien oder Gruppentherapien.
Wie seht ihr das?
Ich würde so gerne selbst bestimmen wo es lang geht
Nachtflug
Beiträge: 253
Registriert: 3. Apr 2012, 23:15

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von Nachtflug »

Hallo iffy,

ich denke mal was gut für dich ist, kann kein anderer als du selbst entscheiden.

Aber wenn du dich schon bei einer Klinik auf die Warteliste gesetzt hast, wirst du schon einen triftigen Grund gehabt haben.

Du könntest dir überlegen, ob du die Klinik vielleicht nur als Zwischenstation hin zu einem selbstbestimmten Leben siehst:

Ich weiß ja nicht, wie dort das Programm aussiehst, aber diese Leute sollten dich ja dazu anregen. Und vielleicht schaffst du es danach einfacher, selbstbestimmt zu leben? Du lässt dich danach ja auch weiter behandeln etc.

Ich weiß nicht, aber ich finde im Leben geht halt nicht immer alles sofort und ich habe mittlerweile durch die Krankheit, die ja nicht nur mich in meiner Familie betrifft, einiges gelernt:
Zeit ist nicht Geld. Nimm dir die Zeit die du brauchst um gesund zu werden. Und wenn dir vorübergehend stationäre Behandlung dabei hilft und dich voran bringt, bringt es dich doch genau deinem Ziel näher.

Aber gut, ich habe was das angeht natürlich nicht so die Erfahrungswerte. Aber ich denke zumindest die "Eigenständigkeit" ist kein wirkliches Gegenargument, es gibt ja so weit ich weiß auch Kliniken, wo man z.B. nicht die ganze Zeit anwesend sein muss etc.

Vielleicht solltest du dir eher überlegen, was dich längerfristig deinem Ziel näher bringt und dir am besten hilft.

Achja: Auch innerhalb der Klinik kannst du ja dann Verantwortung übernehmen. Verantwortung abschieben ist nie gut, vielleicht solltest du so denken:

Ich will MIT HILFE der Klinik eigenverantwortlich handeln lernen


Alles Gute,
Nachtflug
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von iffy04 »

Ja, mein Verstand versucht alles mögliche die negativen Seiten eines Klinikaufenthaltes herauszuheben.
Es ist nur so, dass ich mich nur sehr schlecht (ich möchte nicht sagen gar nicht) auf Dinge einlassen kann, von denen ich nicht überzeugt bin. Ich konnte da leider schon einige Erfahrungen sammeln, jedoch nicht im stationären Rahmen. Bei diesen ambulanten Therapien konnte ich dann eben abbrechen, was auch im Nachhinein die richtige Entscheidung war.
Und wenn ich eben dann in einer solchen für mich unpassenden Therapie bin, gehen bei mir alle Lichter aus und ich will nur noch weg, frage mich, was das hier soll, was ich hier überhaupt mache...
Ich weiß, dass dieses Verhalten eine gute Grundlage für Therapie wäre....
Annanym

-

Beitrag von Annanym »

jonesy
Beiträge: 546
Registriert: 25. Feb 2011, 17:42

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von jonesy »

Hallo iffy,
du kannst auch in der Klinik Sachen ablehnen, die du nicht machen willst. Das ist ja kein Knast dort.
Aber wenigstens ausprobieren solltest du es.
Ich habe während meines Klinikaufenthalts auch einige Dinge gemacht, die mir erst seltsam vorkamen und hinterher doch gut getan haben.
Was das Andere betrifft, vom Verstand her ist alles logisch, nur die Gefühle hinken hinter her, so habe ich für mich festgestellt, dass ich immer erst mit dem Verstand begreife und erst eine ganze Weile später kommt es auch im Gefühlsleben an.
Also nur Geduld.
Ich wünsche dir alles Gute
Pauline
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von iffy04 »

Danke für Eure Anregungen.
Aber ich bekomme gerde total die Krise. Ich mache mich fix und foxi, weil ich mir tausend Gedanken mache ob ich gehen soll oder nicht.
Ich weiß, dass ich an mich denken muss und Verantwortung für mich übernehmen muss, aber:
mein jüngerer Sohn hat eine ganze Menge unguter Verhalten von mir ab- bzw. mitbekommen und sein Verhalten wird immer auffälliger. Er schreibt mir tgl. mehrmals wie lieb er mich hat, dass wir immer zusammenbleiben müssen etc. Die Ursache ist ganz klar: er hat Angst.
Mein Verstand weiß, dass er es überstehen würde und wenn es mir danach besser ginge, würde auch er davon profitieren. Beim Vorgespräch in der Klinik sagte man mir, dass ich mit mind. 8 Wochen rechnen müsste, weil ich schon so lange psychische Probleme habe. Wenn ich daran denke, bekomme ich regelrechte Panikanfälle und mir geht es immer schlechter. Ich könnte morgen wieder anrufen und fragen, ob ich nächste Wochen kommen kann. So geht das Woche für Woche und drehe hier durch.
Nochmal zum Grund meiner Anmeldung in der Klinik: meine Thera meinte eben, dass wir so nicht weiter kommen und empfahl mir (vielleicht auch aus Ratlosikeit) einen Klinikaufenthalt.
Ich kann einfach nicht (noch nicht). Ich habe ja schon geschrieben, dass ich so gerne mehr ambulante Therapie machen würde, aber ich weiß nicht, wo ich entsprechene Angebote finden könnte und eine Tagesklinik gibt es in meiner Nähe nicht.
Sorry für meine konfuse Zeilen, aber es tut gut das mal rauszulassen.
Danke fürs Lesen.
LG iffy
Secret
Beiträge: 1424
Registriert: 16. Dez 2010, 16:15

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von Secret »

Hallo Iffy,

ich habe auch zwei Kinder, die sind 13 und 10 Jahre alt, mein Mann arbeitet jede zweite Woche Spätschicht.

Die Sorgen, die Du hast hatte ich auch. Bei der Rentenversicherung hat man mir den Tipp gegeben, dass ich auch eine med. REHA in Tagesform machen kann. Das ist zwar fahren und mehr Stress, aber die Erprobung für den Alltag ist so viel mehr gegeben als stationär. Und Du brauchst Dich nicht von deinem Kind zu trennen, hinterher profitiert er und du auch.

Verantwortung übernehmen heisst für mich im nachhinein dass ich es gemacht habe.

Ich wünsche Dir noch eine gute Zeit in der Klinik, ich habe es mehr als Coaching für meine Emotionale Intelligenz gesehen ...

LG
Secret
LG

Secret
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von Omnia »

>>Aber ist es nicht so, dass ich dort die Fäden aus der Hand gebe? Ich lasse andere für mich entscheiden, was gut und was schlecht für mich ist.

Was denkst du denn wäre im Moment gut für dich?
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von iffy04 »

Secret schrieb: "Ich wünsche Dir noch eine gute Zeit in der Klinik"
Nur zum Verständnis: ich bin nicht in der Klinik, sondern stehe auf einer Warteliste und es entscheidet sich von Woche zu Woche ob ich in der darauffolgenden Woche kommen kann.
@ Omnia
Das ist eine sehr gute Frage: im Grunde denke ich: In eine Klinik zu gehen; das bin nicht ich. Mein Antrieb ist gut, ich schaffe meinen Alltag (wenn auch mit mehr Kraftaufwand als andere). Mein größtes Problem ist, dass ich ohne Medis nicht schlafen kann und häufiger Situationen erlebe wo ich denke: "Ich muss weg". Ein Beispiel sind Familienfeiern, ich schaue dann ständig auf die Uhr und kann es kaum aushalten bis wir gehen. In meiner Therapie wurde das schon ausgiebig thematisiert und ich weiß woher es kommt, aber ich kann es noch nicht auflösen.
Aber ganz tief drinnen bin ich überzeugt, dass ich es schaffen kann, dass es irgendetwas gibt, was mir hilft und in meinen kühnsten Träumen ist das nicht ein 8-wöchiger Klinikaufenthalt.
Vielleicht hört sich das jetzt ein wenig überheblich an, so auf die Art: ich brauche das nicht. Aber so habe ich es auf keinen Fall gemeint. Ich spreche nur für mich und höre meine innere Stimme.
Danke
Omnia
Beiträge: 230
Registriert: 5. Aug 2011, 13:14

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von Omnia »

Also ich stehe dem Thema Klinik auch grundsätzlich sehr zwiegespalten und kritisch gegenüber.

Aber ich denke, dass es einem in manchen Situationen gerade ein Klinikaufenthalt dazu verhelfen kann wieder die Verantwortung für sich selbst zu übernehmen und selbstbestimmt zu leben. Denn aus meiner Erfahrung wird gerade das in einer Klinik gefördert.

Es kommt wohl auch darauf an, wie man die Begrifft "selbstbestimmt" und "Eigenverantwortung" definiert.
Ist es selbstbestimmt, wenn du nur mir Medis schlafen kannst?
Ist es selbstbestimmt, wenn du Familiensituationen nicht aushalten kannst?

Ich denke bei einem Klinikaufenthalt in einer guten Klinik kann man sehr viel für sich rausziehen, wenn man will.
Und gerade das kann einem schneller dazu verhelfen wieder wirklich selbstbestimmt und frei handeln zu können. Klar, da passieren auch keine Wunder aber es kann doch zumindest ein Schritt in diese Richtung sein.

Andererseits kann ich auch sehr gut verstehen, dass man das nicht möchte. Ich kenne zumindest keinen Menschen, der ganz ohne Zweifel und Ängste in einer Klinik geht. Nur irgendwann kann der Leidensdruck eben immer größer werden ... Aber ob man solange warten sollte? Je eher man aktiv wird, desto besser kann man ja noch etwas verändern.

>>Es ist nur so, dass ich mich nur sehr schlecht (ich möchte nicht sagen gar nicht) auf Dinge einlassen kann, von denen ich nicht überzeugt bin.

Warst du schon einmal in einer Klinik?
Was stellst du dir denn vor, was dort passiert? Was genau möchtest du denn dort nicht?

Aber im Grunde kann ich dich ziemlich gut verstehen, weil ich auch nie in eine Klinik wollte ...

Was sagt eigentlich deine Therapeutin zu diesen Zweifeln und Ängsten vor dem Klinikaufenthalt?
kiwilana
Beiträge: 1622
Registriert: 14. Nov 2010, 14:10

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von kiwilana »

Hallo iffy... sage dir nicht: oje, 8 wochen... baue kein so großes gerüst, so großen druck auf... sage dir einfach: ich gehe hin und gucke... dann wirst du sehen, wie es ist, ob es geht und ob es hilft... mir tat klinik gut... LG
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von iffy04 »

Ich war noch nicht in einer Klinik und meine größten Bedenken sind eben, dass ich von zu Hause nicht abschalten kann, mir Sorgen um meinen jüngsten Sohn mache und mich deshalb nicht voll und ganz um mich kümmern kann.
Außerdem graut mir vor der Mal- und Gestaltungstherapie.
@ Omnia, warst du schon mal in einer Klinik?
Mit meiner Therapeutin habe ich darüber gesprochen. Sie sagt eben, dass sich nichts ändern wird, wenn ich nicht bereit bin mich auf Neues, Ungewisses einzulassen. Dass ich so fest in meinen Strukturen feststecke, dass ich keinen anderen Blickwinkel sehen kann.
Und ja du hast recht, ich lebe mein Leben derzeit nicht wirklich selbstbestimmt
Chaota
Beiträge: 3
Registriert: 2. Jul 2012, 14:21

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von Chaota »

Liebe Iffi,
meine Erahrung als Patientin in der Klinik ist,dass aktive Auseinandersetzung / der Versuch dazu - unterstützt wird. Widerstände haben ihre Berechtigung, aber gut ist es, wenn wir sie wahrnehmen und besprechen.Und das bringt uns Erfolge !!! Übrigens wenn Du keine Gestalt-Maltherapie magst, könntest Du Dich für Musiktherapie öffnen ?
Damit hab ich meine Aha-Erlebnisse gemacht
und es hat soooo gut getan und Freude gemacht.
Wenn Du Dich auf die Therapie in der Klinik
einläßt, heißt das nicht, dass Du Dich aus-
lieferst , Stop oder Blitzlicht oder Reiß-
leine ziehen , das begreift jeder und wird
respektiert...
Alles Gute und Liebe für Dich
iffy04
Beiträge: 431
Registriert: 10. Mär 2010, 11:54

Re: Verantwortung für sich übernehmen

Beitrag von iffy04 »

Ich wollte Euch mal mitteilen wie ich mich entschieden habe.
Als der Termin für den stationären Aufenthalt immer näher rückte, bekam ich total die Panik. Ich habe nur noch geweint und immer wieder gesagt: Ich kann nicht!
Natürlich hat meine Thera mit mir versucht herauszufinden, was ich denn nicht kann? Aber ich konnte keine aufschlussreiche Antwort finden. So habe ich den Termin dann abgesagt.
Zuerst war ich erleichert - aber wie zu erwarten ging es mir auf längere Sicht nicht besser. Also begann ich aufs Neue zu suchen und fand tatsächlich eine Tagesklinik, die nur 15km entfernt ist und die mich ab nächster Woche aufnimmt. Es wird eine große Herausforderung werden, jeden Tag von morgens bis abends weg zu sein, da ich mich jetzt hauptsächlich um unsere beiden Kinder kümmere und nur wenige Stunden arbeiten gehe. Für einen ganzen Tag mit anderen Menschen zusammen zu sein, ist für mich sehr anstrengend. Ich hoffe, dass ich das körperlich schaffe.
Aber ich will versuchen, mich darauf einzulassen.
Drückt mir mal die Daumen. Vielleich kann jemand was aus seiner Erfahrung in einer TK berichten....
Danke
Iffy
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