Mutmacher

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CHF
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Registriert: 9. Feb 2012, 20:04

Mutmacher

Beitrag von CHF »

Hallo an alle,

habe schon länger hier nicht mehr geschrieben.

Dies nicht weil es mir nicht gut geht, sondern weil es mir G U T geht.

Und deshalb will ich mal allen ein bisschen Mut machen.

Im Moment läuft bei mir alles wirklich gut. Mein Mann ist relativ gut drauf. Heute haben wir mal seit langem wieder Pläne gemacht, was wir in naher Zukunft wieder im Häuslein machen wollen.

Mein Jüngster hat sein diesjähriges Schuljahr bestanden, keine Selbstverständlichkeit. Kleiner Wehrmutstropfen, er hat angefangen zu rauchen. Aber gut ist, er hat es uns gesagt und er braucht es auch nicht heimlich zu tun. Selbstverständlich haben wir ihn über die Risiken aufgeklärt. Aber so richtig verbieten können wir es ihm leider nicht, da Vater, Mutter und Bruder rauchen. Klingt jetzt vielleicht sehr assozial, aber das sind wir nicht. Im Haus wird definitif nicht geraucht.

Unser Aeltester scheint sein erstes Uni-Jahr auch gut über die Bühne gebracht zu haben. Ist zwar sehr oft unterwegs. Zu Kollegen, aber auch hier wissen wir immer wo er ist.

Auf meiner Arbeit ist die Lage mehr als entspannt. Ich bin sozusagen "Vogelfrei". Am Freitag gab es ein kleines Meeting und mein Chef hat gemeint, er würde es mir überlassen, ob ich teilnehmen wolle oder nicht. Es ging eigentlich um die Arbeit der Damen mit denen ich eigentlich nichts mehr zu tun habe. Ich darf helfen, ich kann helfen, wenn ich Zeit habe, muss aber nicht. Ansonsten mache ich meine Arbeit und die mache ich gerne und auch gut.

Zur Zeit sehe ich das Leben ein bisschen wie eine Zugstrecke: Man fährt lange gerade aus. Man sieht den Himmel, die Wälder, die grünen Wiesen. Fährt an Häusern und Menschen vorbei. Alles ist farbig und bunt.

Dann kommt eine kleine Kurve wo man nicht weiss, was dahinter kommt. Vielleicht geht es ja wieder gerade aus und alles bleibt gut.

Vielleicht kommt aber auch ein Tunnel, und es wird dunkel. Vielleicht dauert diese Dunkelheit auch an. Aber eines ist gewiss, dort wo es einen Eingang in diesen Tunnel gab, dort gibt es auch einen Ausgang. Auch wenn es lange dauert, das Licht am anderen Ende des Tunnels ist gewiss.

Danach geht es vielleicht auch noch nicht direkt gerade aus. Aber kein Weg besteht nur aus Kurven.

Also ihr lieben Forianer, ich wünsche allen, dass aus den schlechten Momente gute Momente werden. Geniesst die guten Momente, haltet sie in Gedanken fest. Vielleicht könnt ihr ja in schlechten Momenten an die guten zurück denken.

Alles Liebe Und Gute eure
CHF
Dendrit
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Re: Mutmacher

Beitrag von Dendrit »

Hallo CHF,

ich schließ mich Dir einfach mal an.

Wg. des u.g. Forums muss ich manchmal schon mal reinschauen, einmal, ob manche hier tatsächlich schreiben (wg. Passwortgabe im geschützten Chat). Und weil ich schon so lang im Forum bin, kann ich die Finger auch nicht so lassen.

2002 begann eigentlich alles so extrem - mit der Diagnostizierung "affektive Störung", obwohl ich rückblickend schon länger deppressiv war. Und gipfelte 2007 mit nem Suizidversuch. Erst als ich vor einem Jahr (oder sinds schon 2?) Citalopram bekam, legte sich alles.

Bei manchen Sachen hab ich schon Angst: kommt da jetzt was, fall ich runter etc. Manchmal mag ich überreagieren und schreib das ins Forum, wo ich mir dann später denk, hättste niemanden damit belästigen brauchen.

Ich bin zwar nach wie vor kraftlos und durch die Rückenprobleme auch Schmerzen beim Sitzen, Gehen, Stehen - Liegen wäre das Beste.

Unser Haus wird verkauft - ob der neue Mieter uns wohnen lässt oder Eigenbedarf anmeldet - keine Ahnung. Ansonsten heißt es Umziehen. Mir graut diesmal vor kartonpacken, aber diesmal wäre ich so frei, ein paar zum Helfen bitten.

Im Moment kommt einmal die Woche ein 12jähriges Medl zu mir, ich bin schon als "Tante" "adoptiert" worden - und beste Freundin, das heißt ja was. Bin auch ganz stolz auf sie. In den Ferien machen wir wieder was gemeinsames, wenngleich ich nicht mehr so kann wie letztes Jahr. Aber die Ideen selbst sind da.

Da sie evtl. umzieht, haben wir überlegt, dass wir dann auch wieder von hier wegziehen. Problem ist dann bloß, neuen Neuro und neuen Psycho suchen.

Also die ganze (fast) durchgängige Depri (mit Pausen von Tagen + paar Wochen) waren nun 9 Jahre. Wobei in der "freien" Zeit nie wirklich das freie Gefühl da war wie jetzt.

Hab einige AD's geschluckt - aber nur eines hat angesprochen, also auch Mut für die, die noch auf der Suche sind: es ist mein 6. oder 7. AD.

Ich hab mehrere Psychiatrien besucht - Offene, Geschlossene, "offenes Haus" (nennt sich so in Haar). Verschiedenes Personal kennengelernt: die einen, die Angst machen, die einen psychisch runterziehen, die, vor denen man sich im Hintergrund hält, die einen aufbauen, die sehr herzlich/zwischenmenschlich sind. Mit denen man auch lachen kann - also auch Galgenhumor verstehen.

Soviel negatives dabei war, ich weiß immerhin, wo die guten in meiner jetzigen und irgendwann zukünftigen Gegend sind.

Ich hatte ambulant nur 2 Psychiater, die mir was gaben/geben, bringen/brachten. Aber ich hab auch gemerkt, dass, wenn so "seltsame" Gefühle kommen, eine Visitenkarte in der Hand zu haben mit dem Wissen, ich könnte mich jederzeit zu ner Therapie anmelden. Hoff ich mal nicht und hoff mal, dass ich meinen Zustand nicht zu laut gelobt hab.

Ich hab auch gemerkt, wie wichtig ein Hobby ist und wenn ich dazu keine Lust hab, einfach auf zu hören, mal liegen lassen. OK, im Garten geht das nicht so einfach, weil die Blumen und Stauden wachsen - aber Strickzeug kann man weglegen.

Es kann also nach so vielen Jahren glatt noch passieren, dass man rauskommt. Dass auch irgendwann das richtige Medikament gefunden wird. Dass man lernt, leichter (nicht ganz!) Grenzen im zwischenmenschlichen Umgang setzen kann. Dass es Fachärzte (Psychiater) und Personal gibt, die einen für voll nehmen. Und dass man die Chemie entscheiden lassen soll.

Ich will nicht sagen, dass ich total "happy Kadaver" bin (hab ich mal gehört und gefällt mir irgendwie ), es gibt auch einiges, mit dem ich nicht fertig werd und an mir haftet. Aber es belastet mich nicht (mehr) so wie vorher, dass es mich gleich bis zu Sui-Gedanken runter zieht.

So schwer ich es mir vorstellen konnte und "seltsam" die Berichte wie von CHF anhörten, kann ich sagen: irgendwann gehts. Auch wenn andere von einer Episode von ein paar Wochen oder Monaten berichten und das nicht für "Langjährige" nicht viel erscheint (mich haben manchmal sogar die Berichte verletzt): es geht tatsächlich nach einigen Jahren auch.

LG, Manuela
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