Will ich überhaupt gesund werden?

Salvatore
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Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Salvatore »

Hallo liebe Foris,

ich brauche mal eure Ideen... Diese Frage: "Wollen Sie eigentlich gesund werden?" hat mir mein Therapeut in der letzten Stunde gestellt und ich bin darüber gelinde gesagt bestürzt.
(Hintergrund: Ich habe vor ca. zwei Wochen aus wie ich meine guten Gründen an den Medis gedreht, d.h. eigenmächtig die Dosis ein wenig reduziert. Hätte ich mit meiner Psychiaterin absprechen sollen und weiß auch, dass ich einen Fehler gemacht habe - trotzdem habe ich es immer noch nicht geschafft, sie anzurufen (ging nicht) und die Dosis wegen meiner immer schlechter werdenden Stimmung wieder auf die vorherige Dosis angehoben.)

Jetzt bin ich am Grübeln: spielt er mit seiner Frage auf den "sekundären Krankheitsgewinn" an?
Und welchen Nutzen würde ich dann aus der Depression ziehen bzw. welche Funktion würde sie erfüllen?

Oder wollte er mich vielleicht provozieren? Ich neige eigentlich dazu, eher zu viel zu machen. In der selben Stunde hat er auch gesagt, er würde sich wünschen, dass ich meinen Intellekt dazu nutzen würde mir nicht dauernd selbst ein Bein zu stellen.

Ich bin jedenfalls von letzter Stunde verletzt und denke andauernd darüber nach, aber mir fällt einfach nichts Gescheites ein.
Vielleicht habt ihr ja Anregungen für mich?

Lg, Salvatore
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Clown
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Clown »

Hallo Salvatore,

wenn ich richtig verstehe, denkst du gerade viel darüber nach, warum dein Thera dir diese Frage gestellt hat.

Wie ist es denn, wenn du ganz spontan die Frage einfach mal beantwortest?



Clown
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Lerana
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Lerana »

Liebe Salvatore,

meine Therapeutin hat mir mal in einer Stunde, als es mir sehr schlecht ging und ich immer weiter davon geredet habe, wie schlecht ich gegen meinen Kritiker ankomme und immer mehr Beweise angeführt habe, warum ich wirklich ein zu verachtender Mensch bin, gesagt: Sie brauchen das gerade auch!

Ich habe mich so geschämt. Ich bin rot geworden und wollte mich in Luft auflösen. Siehst du, jetzt denkt die auch, du jammerst, du übertreibst, dir steht der Kummer nicht zu, habe ich gedacht. Meine Scham hat wehgetan, so präsent war sie.

Ich habe noch oft daran gedacht und im Nachhinein muss ich sagen, dieser Satz hat mich angetrieben, mich meinem Kritiker entgegenzustellen. Trost erbitten - ja, mich selber fertig machen - nein. Ich hatte damals keine Handlungsalternative. Ich wollte Trost aber ich konnte ihn nur erbitten, indem ich mich selber klein machte auf mir rumhackte und mich mir gegenüber verletztend verhielt. Ich wollte, dass sie mich stoppte.

Durch diesen Satz hat mir meine Therapeutin damals die Verantwortung zurückgegeben und ich fing an, mich gegen meinen Kritiker zu wehren.

Ich bin mir sicher, du möchtest gesund werden, vielleicht will auch dein Therapeut dich nur wieder in eine aktiver Position bringen, denn sie ist machtvoll und wichtig im Kampf gegen die Depression!!

Deine Kränkung kann ich dennoch sehr gut verstehen. Vielleicht traust du dich, das beim nächsten Mal anzusprechen. Ich habe mich damals nicht getraut!

Herzliche Grüße
Lerana
Der Kopf ist rund, damit das Denken die Richtung wechseln kann. (Francis Picabia)
Salvatore
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Clown,

meine spontane Antwort war: NATÜRLICH will ich gesund werden, was soll die Frage? Alles was ich tue, tue ich um gesund zu werden. Und ich tue alles, was in meiner Macht steht.
Aus der Frage höre ich die Unterstellung, dass ich meine eigene Genesung boykottiere und ich fühle mich von diesem - in meinen Ohren - Vorwurf angegriffen.
Ich möchte mich rechtfertigen und sagen, das ist gemein, ich gehe ca. 1/Monat zum Psychiater und habe in der Vergangenheit jede und auch nur die kleinste Veränderung vorher abgesprochen, und sie ist auf jeden meiner Vorschläge eingeganen, d.h. sie wäre auch auf den Vorschlag eingegangen, die Dosis zu reduzieren - es hätte also gar nichts geändert! Jetzt schaffe ich es zum 1. Mal nicht, einen Termin zu machen und schon will ich gar nicht mehr gesund werden?
Das macht mich wütend und verzweifelt, weil ich so verunsichert bin.

Außerdem hatte ich vorher erzählt, dass ich mehr auf meine Ernährung achten möchte und Lebensmittel zu mir nehmen, die evtl. eine positive Wirkung entfalten.
Ich ernähre mich schon nicht so schlecht und das hat er dann auch angesprochen, es klang so wie: Was soll denn das?
Und ich habe das Gefühl ihm nicht vermitteln zu können, dass ich doch EINFACH NUR ALLES probieren möchte, um endlcih aus diesem Mist rauszukommen! Und mir das nun mal eingefallen ist als eine Strategie, die ich noch nicht probiert habe.
Was ist daran so falsch?

@Lerana: Ich übe mich darin, gelassen mit mir umzugehen und meinen Kritiker als einen Teil von mir zu akzeptieren, der mich vor Unheil bewahren will und dabei einfach häufig über sein Ziel hinausschießt.
Ich bin schon ziemlich aktiv und kann mir nicht vorstellen, dass er mich noch zusätzlich aktivieren wollte; jedenfalls hat er in der Vergangenheit immer gefunden, dass ich zuviel mache.
Deshalb verstehe ich auch seinen Kommentar nicht und bin so aufgewühlt deswegen.

Mehr kann ich auch leider jetzt nicht schreiben, sorry.
Und gute nacht.

Lg, Salvatore
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ndskp01
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von ndskp01 »

Hallo Salvatore,

wenn ich aufgewühlt und verletzt von meiner Therapiestunde nach Hause gehe, hat die Therapeutin meistens einen wichtigen Punkt angesprochen. Einen, den ich mir vielleicht seit Jahren nicht eingestehen wollte. Etwas, woran ich bisher nicht rühren wollte. Was ist das bei dir?

Puk
bigappel
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von bigappel »

Liebe Salvatore,

mein persönlicher Weg bei der nächsten Therapiestunde wäre ein an den Therapeuten gerichteter Satz:

Ich möchte Ihnen die Frage der letzten Stunde gerne beantworten und eine Gegenfrage stellen:

1. Ja, ich will unbedingt gesund werden,
2. Was konkret veranlasst Sie, was sind Ihre
Hintergründe mir diese Frage zu stellen.

Liebe Salvatore,
eines habe ich in den letzten Jahren gelernt, nämlich nicht das "Kopfkino" zusehr abspielen zu lassen, sondern mich mit konkreten Dingen auseinander zu setzen.

Für mich hat sich dies als sehr gut bewiesen.

Die Frage Deines Therapeuten kann tausende Gründe haben; der wirkliche würde mich als seine Patientin interessieren und damit würde ich mich dann auch auseinandersetzen.

Aber das wäre mein Weg.

LG
Pia
Ein Tier zu retten, verändert nicht die Welt, aber die ganze Welt ändert sich für dieses Tier.
Annanym

-

Beitrag von Annanym »

ghm
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von ghm »

Hallo Salvatore,

vielleicht denke ich wieder mal zu kompliziert, aber was heisst "gesund sein" für Dich?

Für mich, ich will mich nicht mehr, wie vor der Depression, selber "schlecht" behandeln.
Ich bin froh, dass ich jetzt einen warnenden Freund (die Depression) an meiner Seite habe.

Wenn ich mich kennengelernt habe werden (hoffentlich) auch die Unsicherheiten und die Ängste vergehen (?)

Aber so wie vor der Depression will ich nicht werden.
~~ Göttin, lass es Hirn vom Himmel regnen (und nimm den Menschen die Regenschirme weg) ~~
Rosenkranz
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Rosenkranz »

Hallo Salvatore

interessante Frage

Was die Medikamente anbetrifft, da bin ich auch sehr eigensinnig und spreche die Veränderungen nicht ab, sondern sage im nachhinein, das ich es gemacht habe, ich versuche selber herauszufinden, welche Dosis mir gut tut und wenn es mir immer schlechter geht, dann setzte ich sie ab. Ich will gewissermaßen mein Leben so selbstbestimmt Leben wie es nur geht - gerade mit diesen Medikamenten.

Was Therapie angeht, da habe ich immer versucht mich gewissermaßen nicht abhängig zu machen, stelle auch hier im Forum fest, das für einige die Welt zusammenbricht, wenn die Therapie zu Ende ist oder Urlaub (will niemanden angreifen damit es ist eben jeder anders und das akzeptiere ich auch). Deshalb bin ich der Meinung, das auch du eine eigene Meinung haben darfst und auch Entscheidungen treffen darfst was die Medis betrifft und wenn du es selber merkst das es dir nicht gut tut wenn du weniger nimmst, so bist du um eine Erfahrung reicher. Es ist ja nicht so, wie bei einer anderen Erkrankung, wo du Medikamente nimmst und dann bist du gesund.
Vieleicht hat es aber auch ganz andere Gründe, warum sie dir diese Frage gestellt hat, was wäre anders, wenn du gesund wärst und gibt es vielleicht doch gute Gründe um dich dahinter zu verstecken, vielleicht auch Gründe die dir gar nicht bewußt sind, deshalb vielleicht die Frage.

Es ist jetzt vielleicht ein bißchen dreist, aber ich hab mal versucht die Frage andersherum zu stellen, was hat sie davon wenn du gesund bist?

Ich würde jedenfalls das nächste mal fragen, was sie damit bezweckt hat bzw. was der Grund und Auslöser war, dir diese Frage zu stellen, du bist ja immerhin dort um die Ursachen für dein Handeln herauszufinden und sie sollte dir ja dabei helfen bzw. Anstöße dazu geben.

Bin neugierig was die anderen dazu schreiben und was sie dir antwortet.

lg Rosalie
Clown
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Clown »

Hallo Salvatore,

>NATÜRLICH will ich gesund werden
Das Gefühl, das du bei dieser Antwort hast, darauf würde ich mich konzentrieren.

Ich bin auch davon überzeugt, dass du gesund werden willst, auch wenn ich dich kaum kenne. Ich glaube an einen 'Kern' in jedem Menschen, der unverletzbar ist und IMMER die positiven Dinge will (und sie auch befördert).

Norberts Vorstellung von unterschiedlichen Teilen in einem ... ja, kenne ich ähnlich, aber ich denke, diese Teile sind nicht das Eigentliche im Menschen.
Mit denen ist es wie in der indianischen Geschichte (wurde hier auch schon gepostet):

Eines Abends sprach ein alter Cherokee mit seinem Enkel über den Kampf, der in den Menschen tobt.

Er sagte: “Mein Sohn, in jedem von uns gibt es einen Kampf zwischen zwei Wölfen.“

Einer der Wölfe ist böse. Er ist Wut, Neid, Eifersucht, Unzufriedenheit, Habgier, Selbstmitleid, Lügen, falscher Stolz, Überheblichkeit und Egoismus.

Der andere Wolf ist gut. Er ist Freude, Friede, Liebe, Hoffnung, Gelassenheit, Bescheidenheit, Freundlichkeit, Grosszügigkeit, Wahrheit, Mitgefühl und Vertrauen.

Da fragte der Enkel seinen Grossvater: “Und welcher Wolf gewinnt?”
Der alte Cherokee gab zur Antwort: “Derjenige, den Du fütterst.”

Schönen Abend und viel Spaß beim Fußballgucken!

Clown
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Eckhart Tolle
Salvatore
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Ihrs!

Ansprechen werde ich das Thema nächste Woche auf jeden Fall, auch wenn es mir mit Sicherheit nicht ganz leicht fallen wird. Aber ich weiß auch, dass es mich gerade meistens weiterbringt und so ziehe ich es in der Regel auch durch (immer schön dahin gehen, wo es weh tut).

Ich muss auch sagen, ich bin über meine heftige Reaktion selbst überrascht, das passiert mir eigentlich selten. Klar denke ich auch nach der Stunde oft noch darüber nach, aber nicht so angespannt wie jetzt.
Gestern war ich nach meinem Posting (ich hätte eigentlich noch mehr schreiben wollen) so aufgewühlt, dass es echt weh tat und ich habe dann sogar noch Tavor genommen.

PUK, ja das glaube ich auch, dass das einen wichtigen Punkt berührt. Aber welcher ist es? Vielleicht (bestimmt, u.a.):
- Verstehe mich!
- Lehne mich nicht ab!
- Erkenne meine Leistungen an!
- Akzeptiere auch meine Schwächen und schelte mich nicht dafür!
- Hilf mir!

Pia, das wird auch mein Weg sein. Bis es so weit ist, musste ich das einfach hier loswerden und es ist auch wirklich schön, Denkanstöße zu bekommen. So denke ich wenigstens (einigermaßen ) konstruktiv über die Stunde und mich nach und kann schon mal vorneweg versuchen, hinter meine Gefühle zu kommen und etwas zu verstehen.

@Annanym:
>Eine Antwort wirst du wohl nicht bekommen, wohl aber ein Therapiegespräch, dass dich weiterbringt.
Lustig, dass du das sagst, denn genau so wird es wohl sein. Mein TP ist Tiefenpsychologe...

Heute habe ich es dann auch endlich geschafft, meine Psychiaterin anzurufen (einen Tag vor ihrem dreiwöchigen Urlaub, puh...) Jedenfalls fand sie es soweit in Ordnung, wie ich das mit den Medis versucht hat, so hätte sie es wohl auch als erstes vorgeschlagen. Jetzt habe ich einen Termin nach ihrem Urlaub und dann mal sehen, was sich machen lässt. Evtl. wieder mit dem Seroquel hochgehen, hat sie schon mal so in den Raum gestellt.

@Norbert:
>Ein anderer Teil möchte genau da bleiben wo du bist. Was sagt dieser Teil?
Alles, aber auch alles in mir schreit: ich will den Scheiß endlich los sein!!! Ich will nicht mehr krank sein sondern endlich (wieder) leben! Daher kann ich die Frage wirklich nicht beantworten.

>Du scheinst sehr kopfgesteuert. Hast du schonmal daran gedacht Dinge zu tun, die dich weg bringen vom ewigen Denken.
Du hast völlig recht und es ist auch Teil des Problems. Mein Verstand schaltet sich (leider) immer sofort dazwischen und das meiste tue ich aus eher praktischen oder pragmatischen Gründen. Vom Gefühl leiten lassen? Weiß gar nicht wie das geht. Ich male ja gern, aber selbst da kriege ich den Kopf nciht ausgeschaltet, daher kriege ich Abstraktes überhaupt nicht hin (so wie Mia, die malt fantastische abstrakte Bilder! )
Selbst beim Laufen oder Schwimmen kriege ich den Kopf nicht "frei", sondern durchdenke irgendwas, mache Pläne etc. Gibt es Tipps, wie man davon loskommt?
Mein PT hält mich immer an, nicht darüber nachzudenken was ich sage - das ist eine Anweisung, mit der ich überhaupt nicht klarkomme, das überfordert mich total und alles was ich hinkriege ist, schneller zu sprechen (aber dann denke ich auch schneller).

@Gregor: Was ist das, gesund sein? Spannende Frage! So wie vor der Depression möchte ich auch nicht mehr sein. Das habe ich als ursprüngliche Funktion der Depression erkannt: mir einen so deutlichen Schuss vor den Bug zu geben, dass ich darauf reagieren MUSSTE - kleinere Warnungen habe ich ja immer ignoriert.
Was ich aber möchte:
- Gefühle in ihrer ganzen Bandbreite empfinden
- etwas wirklich wollen
- zuversichtlich in eine Zukunft blicken, in der es vielleicht auch Kinder gibt
- Ablenkung in meinen Tätigkeiten finden und hinterher sowas wie Zufriedenheit, Befriedigung, Stolz
- Leidenschaft
- anwesend/präsent sein
- mich von der leidigen Sinn-Frage lösen
- leben wollen
- Antrieb


und was ich NICHT mehr möchte:
- mich in jeder wachen Minute zum Umfallen müde zu fühlen
- dauernd erschöpft sein
- mich so schnell überfordert fühlen
- bei kleinsten Anforderungen in Panik ausbrechen
- so gleichgültig sein
- gezwungen fühlen
- alles in Zweifel ziehen


So, das war jetzt ziemlich viel - danke fürs Lesen...

Lg, Salvatore
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Salvatore
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Clown und Rosalie,

habe eure Posts gerade erst gesehen, komme da später drauf zurück.

Danke und Gruß,
Salvatore
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Zarra
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Zarra »

Hallo Salvatore,

ich befürchte, ich könnte ganz schnell ähnlich reagieren. ... und vermutlich ist gar nicht so viel dahinter, zumindest nicht so viel, daß sich Deine größere Aufregung und Deine größere Verletztheit rechtfertigen.

Am ehesten würde ich auf "Provokation" tippen. Das würde schon für mich passen. - Oder eben einer dieser "beliebten "(pseudo-)psychologischen" Standardsätze", ... die ich hasse wie die Pest. (Nur am Rande: Diese mögen ja in einer von zwanzig Situationen wirklich passen, aber warum sie dann so viele andere abbekommen ...??!?)

Oder es hat eben etwas ganz anderes angestoßen. (Deine spätere Liste ist doch gar nicht so schlecht ... ... ) Und das würde für mich auch zu der unverständlichen Massivheit passen.

>doch EINFACH NUR ALLES probieren möchte, um endlcih aus diesem Mist rauszukommen! Und mir das nun mal eingefallen ist als eine Strategie, die ich noch nicht probiert habe. -- Was ist daran so falsch?
Mein Gefühl (und hinsichtlich Einschlafstörungen meine Erfahrung) dazu: "ALLES" ist (bei Dir wie bei auch z.B. bei Mia) "falsch". Analog dazu, daß eine ausreichend gute Mutter eine gute Mutter ist.

Wir können auch übermorgen Veilchenblüten (hoffentlich haben die jetzt keine Inhaltsstoffe, die tatsächlich nebenher in Frage kämen, oder giftige ...) oder ich weiß nicht was versuchen, - das haben wir auch alles noch nicht probiert. Soll nicht böse klingen ... Und mir ist schon klar, daß Du an Ernsthafteres gedacht hattest; allerdings halt "Ernsthafteres", das bisher wohl keine wissenschaftliche Lehrmeinung darstellt ... - Man kann damit einfach auch "klasse" "Nebenschausplätze" eröffnen ... (Ein Grund, warum Rezeptausstellung und Psychotherapie doch relativ getrennt sein sollten.)

>[Norbert:] Hast du schonmal daran gedacht Dinge zu tun, die dich weg bringen vom ewigen Denken.
Auch wenn das vielleicht nicht gerade in Deinem Zentrum ist, könnte ich mir vorstellen, daß das ein Punkt sein könnte (könnte (!), nicht muß!).

Fühlen, Dich mal treibenlassen, ... - wie steht es damit bei Dir aus?

Und zum Malen: Hm, wie wär's mal mit Malen mit verbundenen Augen, einfach nur die Bewegungen mit einem Stift (oder Pinsel?) ausführen?

Und zu den Medikamenten: ... ist das nicht auch eher die Kategorie "Nebenschauplatz"? Es ist nichts Schlimmeres passiert, Du hast dann auch sofort reagiert und die Änderung rückgängig gemacht (so habe ich es verstanden). Ich kann da kein verantwortungsloses Verhalten entdecken. (Okay, vielleicht fehlt mir der Glaube, daß der Psychiater in meinen Körper hineinschauen kann und genau weiß, wieviel mg mehr eines Stoffes er braucht und wieviel nicht. Ich habe halt vielmehr den Eindruck, daß ein guter Psychiater von Druchschnitts- UND Erfahrungswerten mit allen UND mit dem speziellen Patient ausgeht.)

... leider ein bißchen auf die Schnelle ...

LG, Zarra
Clown
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Clown »

Moin Norbert,

>Oder verlieren Wut, Neid, Eifersucht... etwa ihre Macht indem wir sie aus unserem Bewusstsein verdrängen. Ich denke das Gegenteil ist der Fall.
Denke ich auch! Spannend ist dann der Balance-Akt: Der Wut, dem Neid, der Eifersucht nicht zu 'verfallen', sie wahrzunehmen ohne den Kontakt zum Kern dabei zu verlieren.



Clown
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Salvatore »

Hallo,

vorm Grillen und Fussi-Gucken will ich euch noch antworten. Ich kann aber auch schon mal berichten, dass ich inzwischen ruhiger geworden bin.

@Rosalie: Ich muss sagen, ich finde eigentlich auch nicht, dass ich unverantwortlich gehandelt habe. Es ist ja nicht so, dass ich mich nicht selbst inzwischen recht gut auskenne mit meinen Medis. Ich gehe immer gerne "auf Nummer sicher", daher spreche ich Veränderungen normalerweise vorher ab. Rational betrachtet finde ich, dass mein Therapeut überreagiert hat, ich hatte es mir ja vorher genau überlegt und finde den Versuch auch im nachhinein noch recht vernünftig. Hat nicht geklappt, ok, Pech. Die Folgen habe ich selbst zu tragen, aber es hätte ja auch anders ausgehen können.
Auch ich lege Wert auf meine Selbstständigkeit - was auch zu einem Problem werden kann, wenn ich mich nämlich nicht auf andere verlassen mag und auch nur sehr ungern delegiere (ich kümmere mich gern selbst).
Ich kann meinen Therapeuten gut leiden, aber ich bin auch gnaz froh, wenn er eines Tages wieder aus meinem Leben verschwindet. Er hatte schon mal davon gesprochen, dass er Psychoanalyse für mich sinnvoll findet, das ist für mich eine Horrorvorstellung - noch mehrere Jahre lang Therapie, womöglich noch dreimal die Woche? Oh Gott.
Er hat bald Urlaub und irgendwie sehe ich das dann auch als "Ferien" von der Therapie...

>Es ist jetzt vielleicht ein bißchen dreist, aber ich hab mal versucht die Frage andersherum zu stellen, was hat sie davon wenn du gesund bist?

Hm, weiß nicht, was du meinst. Ich bin überzeugt, dass er sich von Herzen freuen würde, mich in einem stabilen und zuversichtlichen Zustand aus der Therapie zu verabschieden. Seine Terminbücher sind voll und er ist auf mich als Patientin so gesehen nicht angewiesen. Er hat mir aber auch noch nie das Gefühl gegeben, mich "loswerden" zu wollen und das kann ich mir bei ihm auch nicht vorstellen. Er will mir wirklich helfen und kämpft auch bei KK, Behörden etc. für mich.


@Clown:
Ja, die Geschichte kenne ich, ist mir für meine persönliche Situation aber zu abstrakt. Was bedeutet es für die Praxis? Ich bin mir nicht bewusst, dass ich die Depression füttere, im Gegenteil versuche ich ja (vielleicht zu angestrengt), ihr die kalte Schulter zu zeigen und alle anderen zu füttern (um mal im Bild zu bleiben).
Und das ist irgendwie auch ein wunder Punkt bei mir, ich versuche zwar, nicht in Kategorien wie Schuld und Unschuld zu denken, aber ich bekomme schnell das Gefühl, an meiner Depression "selbst schuld" zu sein.
Die Frage "Wollen Sie eigentlich gesund werden?" impliziert wie gesagt für mich, dass ich selbst dafür verantwortlich bin, dass mich die Depression immer noch gefangen hält. Und auch die Geschichte impliziert das für mich, denn ICH bin es ja, die sie füttert und müsste einfach nur damit aufhören.

@Norbert: Ich habe früher mal jongliert, habe mir meine Bälle schon rausgelegt und werde mal wieder damit anfangen.

@Zarra:
>vermutlich ist gar nicht so viel dahinter
Nein, vermutlich nicht, du hast Recht. Womöglich war er selbst auch einfach nur etwas gereizt und hat das sogar etwas unbedacht gesagt.
Er hat mich aber auch früher schon provoziert (bzw. es versucht), was ich hasse - das grenzt für mich an Manipulation und irgendwie stellt er sich damit über mich. So oder so - ob absichtlich oder nicht - HAT er was bei mir angestoßen und mittlerweile kann ich es sogar selbst interessant und spannend finden.
Auch mit den "Veilchenblüten" hast du Recht, ich weiß was du meinst. Ich habe ja auch zwanghafte Tendenzen und das passt absolut dazu: geradezu zwanghaft alles auszuprobieren. Allerdings bin ich gewissermaßen auf Problemlösungsstrategien gepolt, d.h. es entspricht absolut meinem Verhaltensmuster: ausprobieren, klappt nicht, nächstes.
Leider fehlen mir die Ideen für Handlungsallternativen.

>Fühlen, Dich mal treibenlassen, ... - wie steht es damit bei Dir aus?
Sehr, sehr schlecht, aber ich übe. Stichwort Achtsamkeit.

>Und zu den Medikamenten: ... ist das nicht auch eher die Kategorie "Nebenschauplatz"?
Ja, stimmt. Das habe ich so klar nicht gesehen, aber es ist was dran - danke!

So, jetzt werde ich mich mal nach draußen begeben, der Grill ist schon an wie ich höre...
Allen viel Spaß beim Spiel, fett Daumen drücken für unsere Jungs!

Erst:


und dann hoffentlich:


Lg, Salvatore
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Clown »

Hallo Salvatore,

irgendwie beißt sich die Katze in den Schwanz, bzw. deine Gedankengänge ...

> aber ich bekomme schnell das Gefühl, an meiner Depression "selbst schuld" zu sein.
Also Schuldgefühle ... und damit fütterst du den falschen Wolf, auch wenn du gesund sein willst.

Ist es nicht einfach das erlernte Denk- und Fühlmuster, das eben falsch ist und auf Dauer depressiv macht? Du hast es zwar im Programm, aber du kannst nichts dafür, denn als du es lerntest, hattest du keine Wahl!

Und das Erlernte hat erst einmal nichts mit dem Wunsch und Wille gesund zu sein zu tun!
So sehe ich das, denn bei mir ist es ja ähnlich. Ich 'verbiete' mir inzwischen Schuldgefühle und Gedanken, die mich schlecht fühlen lassen.

LG, Clown
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Zarra »

Hallo Salvatore, hallo,

... ich schreib' das jetzt einfach mal ...

>aber ich hab mal versucht die Frage andersherum zu stellen, was hat sie davon wenn du gesund bist?
Witzig, ich habe die Frage beim schnellen Lesen ganz anders verstanden, nämlich: "Liebe Salvatore, was hast Du davon, wenn Du gesund wärst/bist?" ... Da sollten Antworten kommen, und zwar nicht die pauschalen, sondern ganz konkrete. ... vielleicht sind die zumindest als positiver Antrieb geeignet. (Ich befürchte auch, daß es nicht so einfach ist!! ... aber einen Versuch wert!)

Und: Es kann schon auch Sinn machen, sich auf einem Zettel mal wild und vielleicht auch etwas überzogen aufzuschreiben, welche kleinen Vorteile man zumindest auch vom Kranksein hat, und sei es, daß man leichter nicht zu "Tante Ernas Geburtstag" gehen muß/kann. Davon wird keine Depression abhauen, aber man kann zumindest vielleicht leichte Verstärker ausmachen.

Ich mag "Clowns" Geschichte sehr - würde sie aber nie so, sorry, "platt" auf die Depression beziehen. Ich hasse (!) diese in bestimmten psychosomatischen Ecken lauernden Sprüche, aus denen ich dann nur "selber schuld" (an Depression, Krebs, ...) hören kann. Das entspricht so platt in den seltensten Fälle weder der Wahrheit noch ist es hilfreich. Keiner wirft sich bewußt in eine Depression, und wenn man mit ein bißchen Nachdenken rauskäme, wäre sehr viele nicht damit belastet.

LG, Zarra
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Clown,

da habe ich mich falsch ausgedrückt, bin mir aber auch nicht sicher, ob ich verständlicher formulieren kann: Ich habe an sich keine Schuldgefühle (mehr), depressiv zu sein.
Und ich stimme dir vollkommen zu: "Schuld" ist für mich auch keine treffende Bezeichnung. Meine Eltern haben auch ihren Anteil an meiner Situation, aber ich weiß, dass sie zu jeder Zeit ihr absolut Bestes getan haben - so gut wie sie es eben konnten. Und DAS zählt für mich, auch wenn es leider nicht immer das Richtige war.

Aus dem, was andere mir sagen, höre ich aber oft sowas wie "Ja, du gehst es ja auch falsch an" und das finde ich dann eben unfair und gemein. Denn zwar kann mir jeder sagen, was ich nicht richtig mache/anders machen müsste, aber anscheinend kann mir niemand sagen, wie es denn richtig/besser wäre oder wie dieses "anders" konkret aussehen könnte.
Und daneben gibt es halt dann auch noch dieses Gefühl, nur allein für die Depression verantwortlich zu sein und da fällt mir dann kein besseres Wort ein als "selbst schuld".


Hallo Zarra,

vielleicht mache ich das mit dem Zettel mal. Da hatte ich dich wirklich vollkommen missverstanden!
Nutze ich die Depression als Ausrede? Ich glaube nicht, muss ich aber mal drüber nachdenken. Definitiv benutze ich die Depression um mich selbst zu bemitleiden ("Warum muss ich das machen, ich armer Tropf, ich kann das doch gar nicht, ich bin depressiv").
Ich musste erst lernen, mich nicht so sehr unter Druck zu setzen. Vielleicht war es ja auch zuviel des Guten und ich sollte mich mal wieder ein wenig mehr unter Druck setzen?

Es ist grausam, dass man - ich wie so viele andere auch - in der Depression so sehr das Gefühl dafür verliert, was hilfreich und was schädlich ist. Woher weiß ich denn, ob mir etwas gut tut, wenn ich mich doch gar nicht wirklich spüre?

Obwohl, gestern hatte ich einen wirklich schönen depri-freien Abend, vier Tore und so überlegen, wow, wer hätte das gedacht!
Und, seltenes Erlebnis: das hat SPASS gemacht!

Lg, Salvatore
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Zarra
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Zarra »

Liebe Salvatore,

spontan, ohne Dich zu kennen: Ich glaube nicht, daß Dich "wieder mehr Druck" weiterbringt. Davon verschwindet keine Depression! Damit kommen vielleicht "normale" Leute in die Pötte, die sich vorher nicht aufraffen konnten - und die können damit Dinge erledigt bekommen, damit "glücklich werden" ist auch bei denen schwieriger.

... irgendwie sind wir hier gerade weit weg davon, daß Depression auch zumindest Auswirkungen auf den Gehirnstoffwechsel hat und manches dann halt, und u.U. auch mit Medikamenten, anders ist. Es klingt so, als ob ja alles gehen müßte, wenn wir nur, ach, das Richtige täten. Ich glaube nicht, daß es so ist. Man kann schauen, was man selbst beiträgt (... und was man daran ändern kann), das kann im Einzelfall viel oder wenig sein, aber es gibt eben auch noch ein paar andere Komponenten.

Vielleicht willst Du die Depression auch etwas zu sehr einfach "weg haben" (so verständlich das ist), statt Dich mit dem wirklich vorhandenen aktuellen Stand auseinanderzusetzen (was geht gerade eben nicht, was geht aber dennoch, wie kann ich es für mich erträglich machen, wo gibt es ggf. "Hilfen", wo gibt es Kompromisse, ..., wie könnte die nächste Zeit aussehen)?

Den Hinweis von Clown auf die "erlernten Programme", die einem erstmal normal und eben "richtig" vorkommen, finde ich wichtig.

(Etwas dazu und hinsichtlich der "kleinen Vorteile" nicht von Krankheit an sich, aber von bestimmten Einstellungen oder auch "gepflegten Gefühlen" kann ich gerade unter leichtem Zeitdruck nicht formulieren.)

>- Verstehe mich! - Lehne mich nicht ab! - Erkenne meine Leistungen an! - Akzeptiere auch meine Schwächen und schelte mich nicht dafür! - Hilf mir!
... das erscheint mir ziemlich wichtig, auch für in der Therapie.

>Woher weiß ich denn, ob mir etwas gut tut, wenn ich mich doch gar nicht wirklich spüre?
Ja, das ist das Paradox, daß wir ja genau das wieder lernen müssen, das nicht weiter blockieren sollten. "Wie kann ich spüren lernen?" Diese oder solch eine ähnliche Frage könnte mir hilfreich erscheinen. ... und, spontan, etwas weniger "Zielgerichtetheit"; ein bißchen à la Norberts "kindlichen Freuden" (die ich gut finde!), wenn ich es so umformulieren darf.

LG, Zarra
Salvatore
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Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Salvatore »

Hallo Zarra,
Hallo alle,

habe noch mal ein bisl nachgedacht, und ja: du hast recht, bin vom eigentlichen Thema abgekommen.
Klar, Depressionen haben auch was mit dem (Hirn-)Stoffwechsel zu tun und das habe ich durch die Mediänderung durcheinandergebracht.
Und du hast auch recht, dass der Anteiber mit der Peitsche gegen den gewöhnlichen "inneren Schweinehund" aktiv werden sollte.

Ich war ja auf einem guten Weg, also sollte ich wohl so (ähnlich) weitermachen. Vor allem nicht zu viel zumuten nach dem Motto: viel hilft viel.

Momentan habe ich wieder eine etwas schlechtere Phase und ich hoffe, dass der Sinkflug bald ein Ende hat.
Morgen ist das Gespräch mit meinem Therapeuten und ich bin gespannt und auch etwas nervös. Ich hoffe, dass wir einiges für mich klären können.
Und ich war ja in der vergangenen Woche nicht untätig, habe endlich mit meiner Psychiaterin gesprochen und auch einen Zahnarzttermin gemacht, damit ich eine Beissschiene bekomme (ich knirsche mit den Zähnen, was auch meinen Mann in den Wahnsinn bzw. auf die Couch treibt).

Ich habe auch noch mal über den sekundären Krankheitsgewinn nachgedacht und ich glaube nicht, dass dies bei mir der springende Punkt ist. Den sehe ich nämlich doch eher in meinen Verhaltens- und Denkmustern und nicht sosehr darin, dass ich an der Krankheit festhalte.
Und die zu ändern braucht wahrscheinlich einfach mehr Übung und Zeit und nicht so sehr immer neue und andere Therapien.

Ich werde berichten!
Lg, Salvatore
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Zarra
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Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Will ich überhaupt gesund werden?

Beitrag von Zarra »

Hallo Norbert,
warum kannst Du nur mit einem bedingten Ja antworten? Was hält Dich ab?


Hallo Salvatore,

nur noch mal zur Klarstellung: Ich wollte nicht alles auf "allein selig machende Antidepressiva" zurückführen - ich glaube nicht, daß es so (pseudo-)"einfach" ist. Es ist eine Wechselwirkung, aber eben eine, von der man etwas spürt, die am Körper auch nicht spurlos vorbeigeht. Und ich gehöre zu denen, bei denen Antidepressiva zwar nicht wirkungslos sind (einige zumindest nicht), bei denen ein Antidepressivum vielleicht wieder Schlaf beschert, bei denen es jedoch nicht den gewaltigen Besserungsschwung auslöst (und beim Absetzen auch nicht den Katastrophen-Absturz).

>Ich habe auch noch mal über den sekundären Krankheitsgewinn nachgedacht und ich glaube nicht, dass dies bei mir der springende Punkt ist. Den sehe ich nämlich doch eher in meinen Verhaltens- und Denkmustern und nicht sosehr darin, dass ich an der Krankheit festhalte. -- Und die zu ändern braucht wahrscheinlich einfach mehr Übung und Zeit und nicht so sehr immer neue und andere Therapien.
Das erscheint mir sehr plausibel. (!!)

Ich glaube, ehrlich gesagt, auch, daß solche Schlagworte wie "sekundärer Krankheitsgewinn" eher überstrapaziert werden; es gibt dieses Phänomen, aber nicht in dem Ausmaße, in dem das Schlagwort gebraucht wird.

Ich habe auch eher den Eindruck (auch wenn ich es nicht wissen kann), daß Du eher zuviel machst, zuviel versuchst, zu sehr meinst, es doch hintenherum mit dem Willen bezwingen zu können. - Mehr Fühlen, und weniger "Tun"?!?

Ich wollte Dir eh noch von einem Erlebnis von meinem aufgeribbelten Samstag schreiben, weil ich dabei an Dich und Norberts Vorschläge denken mußte: Alles mögliche im Kopf (!), ein längeres, leicht quirliges Hölzchen-Stöckchen-Telefonat, sich steigernde Kopfschmerzen, vorhandene Planungen, ... ... und dann stellte sich der "Workshop" als Sing- und nicht als Tanz-Workshop heraus (Singen ist toll; nur: nicht ich): Doch da ich nun mal nun dort war und die Atmosphäre nicht schlecht war ... Jedenfalls gab es zur Einstimmung ein paar Körper(spür/lockerungs)übungen - und ich mußte an Dich und Norberts Vorschläge denken, da ich urplötzlich zu etwas mehr Ruhe und wirklich zu mir kam, der schwirrende Kopf endlich nicht mehr den Mittelpunkt darstellte.

LG, Zarra
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