Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

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Zarra
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Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

Beitrag von Zarra »

Hallo,

was läuft in mir oder in der Gruppe "quer", daß ich mich nach einem Treffen der Selbsthilfegruppe alleingelassener mit dem Thema fühle als zuvor? Es ging heute um etwas Spezielles, das uns alle anging. Aber es war mir auch schon früher ab und zu aufgefallen.

Habe ich zu hohe Erwartungen? Paßt(e) die Gruppe einfach doch nicht? Kann ich einfach nicht mit Hilfslosigkeitsgefühlen anderer umgehen?!?

Fragend ...

Zarra
Sanjo

Re: Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

Beitrag von Sanjo »

Ich war auch einmal in einer SHG für Depressive.
Das hat mich dort letztendlich noch mehr runtergezogen als geholfen.
Dendrit
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Re: Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

Beitrag von Dendrit »

Hallo Zarra,

ich hoff, dass ich mit meiner Frage nicht zu nahe tritt, wenn doch, sags einfach. Inwiefern meinst Du alleingelassener? Wurde das Thema angesprochener, aber es war für Dich kein "Ausklang" da? Alleingelassener im Vgl. zu einem Therapeuten/Therapie? Was wären Deine Erwartungen an eine SHG?

LG, Manuela
Zarra
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Re: Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

Beitrag von Zarra »

Hallo Manuela, hallo,

nein, Du trittst mir nicht zu nahe, doch ich habe gestern bewußt nicht geschrieben, um was es gestern abend konkret ging, weil ich befürchtete und befürchte (! - sorry, dann halt bitte schließen!), daß dies hier nicht gerade gern gesehen ist (und der Thread dadurch auch leicht entgleisen könnte!) - obwohl ich es als ein wichtiges Thema ansehe.

Ich war länger (viele Monate, ein bis eineinhalb Jahre mit zwei längeren Unterbrechungen?) in der Gruppe, seit letztem Herbst aber nur einmal, da ich ein Terminproblem habe - und mich, auch im nachhinein mit einem guten Gefühl, wenn ich mich denn entscheiden muß, für etwas anderes, was mir wichtiger ist, entschieden habe. Immerhin bin ich noch soweit in die Gruppe involviert, daß ich informiert wurde und daß sich gestern abend niemand über mein Auftauchen gewundert hat.

Obwohl es für mich durchaus eine allgemeinere Dimension hat, kann ich es momentan wohl nicht ohne das Konkrete, das es für mich so faßbar gemacht hat:

Jemand aus der Gruppe ist verstorben. Ich kannte die Person nicht gut. Ich konnte mit der Nachricht, denke ich, gut umgehen, sie hat mich nicht umgehauen o.ä. Und klar kamen ein paar Gedanken nach; aber auch nichts Besorgniserregendes oder Heftiges. Vermutlich hatte ich mir etwas mehr "gemeinsame Trauer"(bewältigung) vorgestellt. Vielleicht ist die Erwartung zu hoch. Doch in mir wuchs ein innerer (Unzufriedenheits?-)"Druck" - nein, es ging mir nicht superschlecht o.a., es war schon am ehesten "Unzufriedenheit", ... ich kann es nicht anders ausdrücken. "Zugeblubbertwerden" ist auch nichts, aber vielleicht kann ich mit gemeinsamem Schweigen noch schlechter. - Und es standen verschiedene (!) Aussagen im Raum, wie man im Vorfeld und wie "wir" zukünftig ... Mir ist klar, daß es auch für "Harmloseres" keine Patentlösungen geben wird. Daß Überforderung schnell da ist. Daß ... Doch diese greifbare Hilflosigkeit - vielleicht ist es das ...

Auf andere Male bezogen: Mir ist schon klar, daß eine SHG keine Therapiegruppe ist - leider. Doch wenn man eben nicht ausreichende Therapiemöglichkeiten hat, u.U. man von der Krankenkasse oder ähnlichen Stellen noch auf so etwas wie SHGs verwiesen wird ... - Meine Gruppe war auch keineswegs immer schlecht oder mich runterziehend. Trotzdem war mir halt irgendwann klar, daß ich eigentlich eben Therapeutischeres suche und daß dies kein Ersatz sein kann.

Zarra
Rosenkranz
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Re: Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

Beitrag von Rosenkranz »

Halle Zarra

Sprich das Problem beim nächsten mal konkret an.

Ich war auch mal in so einer Gruppe, da haben wir u.a. auch Collagen gemacht, die dann ausgewertet wurden, erstmal was man selber fühlt, warum man welche Farben und bilder gewählt hat, da kamen auch Emotionen zum Vorschein und wie die Gruppe das Bild sieht. Mit dem aufgewühlten stand dann leider auch jeder erstmal alleine da. Deshalb wurde das konkret angesprochen. Wir waren zwar eine eigenständige Gruppe, die ihr ding alleine machten, aber das fand in den Räumen der Psychosozialen Kontakt- und Beratungsstelle statt, da war zumindest am nächsten Tag jemand da als Ansprechpartner auch ohne Termin. Wir hatten z.T. auch die Telefonnummern ausgetauscht, so das wir wenigsten auch mal jemanden anrufen konnten, ersetzt zwar keine profissionelle Hilfe, aber das Gefühl nicht alleine zu sein kann auch schon eine gute Hilfe sein.

lg Rosalie
Herd04
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Registriert: 19. Jan 2012, 13:16

Re: Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

Beitrag von Herd04 »

Hallo Zarra und alle Mitleser,

mich beschäftigen sowohl das konkrete Thema als auch das Thema Selbsthilfegruppe ganz schön, das erste seit deinem Beitrag, das zweite schon lange.

Mir wurde nach meiner Reha im letzten Jahr unter anderem empfohlen, mich einer Selbsthilfegruppe anzuschließen. Das war nicht das erste Mal.

Ich habe das von vornherein abgelehnt, weil ich keinen Sinn daran sah/ sehe ,mich mit mir fremden Leuten zu treffen und da meine Probleme auszubreiten. Diese Meinung basiert auf meinen ausreichenden Klinikerfahrungen. Ich weiß nicht, an wie viel Gruppengesprächen, Vorträgen usw. ich teilgenommen habe. Sicher ist es hilfreich, Strategien gegen diese Teufelskrankheit vermittelt zu bekommen (in guten Phasen kann sogar ich welche anbieten). Weitergebracht haben sie mich nicht sehr. Ich neige sehr schnell dazu, mir die Geschichten der anderen anzuhören, anzunehmen und nach Lösungen zu suchen, bin aber leider nicht in der Lage, die Grenzen meiner Belastungsfähigkeit deutlich zu machen.

Vielleicht sollte ich es einfach mal mit einer SHG versuchen. Vielleicht ist es gar nicht so, wie ich es mir denke.
Ich habe meine Schwiegermutter nach ihren Erfahrungen mit ihrer Depri-SHG gefragt. Ja, sie ist froh, dass sie sich mit Leuten treffen kann, da zwischen ihr und meinem Schwiegervater nur Schweigen herrscht. Sie sagte, in der Gruppe erzählt jeder, was er so erlebt hat und wie es dabei ging.
Ich glaube nicht, dass mir das genügen würde.
Dabei kann ich gar nicht richtig sagen, welche Erwartungen ich habe.

Wie sind eure Erfahrungen?

Zarra, ich wüsste also auch nicht, inwieweit eine SHG das Thema Trauer usw. so besprechen könnte, dass alle Erwartungen erfüllt werden könnten. Aber wie gesagt, das liegt vielleicht an meiner fehlenden Kenntnis über die genaue Funktion einer SHG.

LG,E.
Zarra
Beiträge: 5734
Registriert: 12. Mär 2010, 15:16

Re: Nach SHG-Treffen "alleingelassener" mit dem Thema als zuvor?

Beitrag von Zarra »

Hallo E., hallo,

naja, Selbsthilfegruppen sind so gut wie ihre Teilnehmer inkl. einem selbst und der Passung untereinander - als sozusagen Quintessenz. Bei meinen verteilten Versuchen habe ich da durchaus recht Unterschiedliches erlebt. Von daher kannst Du es eigentlich nur ausprobieren und schauen, ob die jeweilige Gruppe etwas für Dich ist; zwei- bis dreimal sollte man allerdings schon hingehen, um zu sehen, wie es laufen kann, denn nicht jedes Mal ist gleich.

>bin aber leider nicht in der Lage, die Grenzen meiner Belastungsfähigkeit deutlich zu machen.
Das wäre dann ja durchaus ein LERN-Punkt für Dich! ... in einer Klinikumgebung etc. aber natürlich leichter zu realisieren.

Therapiegruppen (Info-Vorträge, Bewegung etc. sind ja etwas ganz anderes): Von supernichtsbringend bis supertoll (ja, auch das!) habe ich da die Spannbreite; da hängt es meines Erachtens sowohl von der Zusammensetzung der Gruppe als auch von den Leitungsvorgaben ab.

Zumindest von meinen bisherigen Erfahrungen her, würde ich eines für beide Art von Gruppen sagen: Je spezifischer auf die Krankheit/Störung zugeschnitten, um so ggf. effektiver.

Liebe Grüße und ggf. Mut, falls Du es ausprobieren möchtest!

Zarra
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