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Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 18. Jun 2012, 22:02
von JM300
Nach zwei Klinikaufenthalten ging es mir seit langem wieder gut! Mir wurde geraten meinen Beruf (Erzieherin / Leitung) aufzugeben. Auch ich fand das für das Beste, da die Belastungen sehr hoch waren. Somit beantragte ich eine Umschulung bei der Rentenkasse. Nach vielen Schreiben, Telefonaten hieß es immer wieder, mein Antrag würde noch bearbeitet. Nach sieben Monaten hielt ich es nicht mehr aus! Ich kam mir nutzlos vor und mir ging es immer schlechter! So entschied ich mich, in einen Beruf zurück zu gehen! Die Arbeit schaffe ich gut, doch wenn ich nachhause komme geht nix mehr. Das Interesse an Aktivitäten mit Freunden ist wieder weg, kleine Arbeiten fallen mir schwer. Die Müdigkeit ist so schlimm, das ich ständig nur schlafen könnte. Manchmal einfach nur da sitzen... Private Belange wie z.B. das öffnen der Post schiebe ich beiseite! Trotz ambulanter Therapie und viel Willen schaffe ich es nicht! Auch meine Medikamente - Citalopram 50mg scheinen mir keinen Energieschub zu geben! Hat jemand einen Tipp! Freue mich über Antworten!

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Verfasst: 18. Jun 2012, 22:11
von Annanym

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 18. Jun 2012, 22:27
von melancholia41

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 18. Jun 2012, 22:59
von Zarra
Hallo Apfelgrün,

hm, leider (!!!!) habe ich von mehreren Klinik- etc. Bekannten hinsichtlich beruflicher Reha Ähnliches gehört; ... daß allein (!) Eigeninitiative ggf. (!!) - und ohne Mitwirkung der Rentenversicherung ... - mäßigen Erfolg zu bringen scheint. Das finde ich nicht schön, aber das ist mein Eindruck.

Wie sieht es denn mit einer Nicht-Leitungs-Stelle in Deinem bisherigen Bereich aus? Würde Dich das entlasten? Oder wäre die Belastung für Dich persönlich fast gleich hoch? Oder würdest Du lieber in einem anderen Beruf arbeiten? - ... Dein jetziger Arbeitgeber wäre vermutlich eher in der (moralischen und sonstigen) Verpflichtung, Dir in Deinem Bereich eine andere Arbeitsstelle anzubieten, andererseits hat es natürlich seine eindeutigen Nachteile mit bisherigen KollegInnen in einer anderen Position zusammenzuarbeiten - ... trotzdem zu überlegen!! Denn die Alternativen ... Neubewerbung auf eine Nicht-Leitungs-Stelle woanders?!? In angeknackstem Zustand kann eine Probezeit sehr beunruhigend wirken.

Meines Wissens soll übrigens Citalopram durchaus antriebssteigernd wirken. Doch wenn man die Energie nicht hat, hat man sie nicht. Das ist wohl nochmals eine andere Sache.

Aus meinem eigenen Erleben heraus: Belastet Dich die Art der Arbeit - oder mehr die Länge der Arbeit an sich? (Bei mir war es dann hinsichlich der enormen Erschöpfung eher letzteres - ... und bezieht leider auch angenehmere Aktivitäten mit ein - ... und ich beziehe inzwischen befristet für zwei Jahre eine teilweise Erwerbsminderungsrente. ... es liegt trotzdem noch genügend herum, weil mir einfach der Antrieb fehlt; private Interessen werden eher zwangsweise verfolgt, wenn überhaupt; doch meine Krankheitsfehlzeiten bei der Arbeit sind immerhin praktisch weg, und inzwischen pendelt sich hinsichtlich der Arbeit auch etwas Zufriedenheit ein.)

LG, Zarra

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 18. Jun 2012, 23:03
von Zarra
Hey Mel,

>Die Hälfte davon schmeiße ich ungeöffnet weg...
... da kann man nur hoffen, daß Du viiieel Werbung erhältst!!!

... hoffe, Du verstehst "Spaß".

Schlaf gut!

Zarra

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 18. Jun 2012, 23:09
von Nightlight
Hallo Apfelgrün,

die Möglichkeit einer Überforderung beim Wiedereinstieg in den Beruf ist groß.

Hast Du eine Wiedereingliederung gemacht oder bist Du noch in einer? Könntest Du aktuell die Stundenzahl reduzieren um mehr Energie für das Privatleben zu haben? Mir wird oft erst zuhause wenn die Anspannung abfällt bewußt wie anstrengend die Arbeit war. Den ersten Tag verbringe ich dann erst einmal auf der Couch und fühle mich müde, erschöft und leer.

Liebe Grüße
Nightlight

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 00:40
von ghm
Hallo Apfelgrün,

zu wenig weiß ich, warum und wie Deine Arbeit so anstrengend für Dich ist.

Bei mir ist es so, dass ich in der Arbeit häufig meine Ängste zu überwinden habe und Arbeiten in einer Weise zu erledigen habe, die mir nicht entspricht.

Zusätzlich fallen jede Menge Überstunden an.

Das alles macht sehr müde und raubt Kraft.

Sehr oft komme ich nach Hause und dann geht bis zum nächsten Morgen nichts mehr.

Vielleicht kannst Du Deine Arbeiten so organisieren, dass du sie eher so vollbringst, wie es sich für Dich besser anfühlt?

Ich wünsche Dir dabei viel Erfolg.

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 06:10
von melancholia41

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 07:41
von kormoran
hi apfelgrün,

toll, dass du deine arbeit schaffst. wenn dir das auch freude macht, dann würde ich sie nicht aufgeben. ich würde eher versuchen, den umfang zu reduzieren. das ist oft nicht ganz einfach, aber mit ein bisschen gutem willen und kooperationsbereitschaft im team sollte das doch möglich sein.

ich habe nach längerer arbeitslosigkeit in der depression mit 20 stunden begonnen und als das vollzeit-angebot kam, habe ich klipp und klar gesagt, dass ich gerne mehr arbeiten will, aber mein persönliches limit bei 35 stunden liegt. es wurde akzeptiert und es läuft so sehr gut. bei mehr würde auch mein haushalt und privatleben untergehen und in schlechten phasen hätte ich gar keine reserve.

liebe grüße
kormoranin

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 08:52
von melancholia41

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 17:05
von Zarra
Hallo Mel, hallo,

ich habe einige Jahre Fluoxetin eingenommen und kann Deine generelle Einschätzung von SSRIs nicht teilen - nicht, daß ich Dir Deine Erfahrung nicht glaube, diese kann bei Dir UND bei anderen ja so sein, Antidepressiva wirken ja nicht bei jedem gleich; meine war nur keineswegs so, daß ich durch Fluoxetin "motivationsloser, gleichgültiger, stumpfsinniger, interessenloser" wurde (allerdings auch nicht aufgeribbelt superleistungsstark! ... was aber wohl eher für das Medikament als Medikament spricht).

>Ich glaube viele hier betrachten/beleuchten dieses Problem immer zu einseitig...es ist wohl doch noch ein bischen komplexer....ich neige nicht dazu, immer gleich und ausschließlich den Grund in meiner Arbeit b.z.w. Job zu suchen.
Naja, Apfelgrün hat ja im Eingangsposting etwas dazu geschrieben. - Mit dem "komplexer" hast Du sicher recht, weil es selten nur "Henne" oder nur "Ei" sein dürfte; trotzdem beeinflußt das eine das andere - zumindest bei länger Andauerndem. Ich war krank, bevor die Arbeit mit zu einem Problem wurde. Und dann gab es zusätzlich (!) krankheitsverstärkende Momente bei der Arbeit. Lange war bei mir (wie wohl bei Dir?) die Arbeit ganz außen vor. Bei anderen kann das aber auch das auslösende Moment und der Hauptbelastungsfaktor sein. Und "nach vielen Jahren der Überforderung" (wenn ich es denn so drastisch formulieren will) ist es bei mir so, daß ich nun mit Weniger-Arbeiten immerhin praktisch keine Krankheitsfehlzeiten mehr habe, ich zumindest nicht ständig nur noch angespannt-hochgeribbelt-völlig-ausgelaugt bin. Daß damit allein noch nicht alles gut ist, ist auch richtig.

LG, Zarra

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 17:55
von melancholia41

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 20:50
von Zarra
Hallo Mel,

in "meiner" Gegend gibt es zwar, statistisch gesehen, vermutlich mehr Arbeitsplätze (ein bißchen hängt es dann ja auch noch vom Bereich ab), trotzdem hat hier auch nicht jeder einen Arbeitsplatz, der einen möchte, und Arbeitgeber wollen auch hier keine Arbeitnehmer, die nichts können oder krank sind. Von daher dürfte auch hier keiner seinen Arbeitsplatz leichtfertig hinwerfen oder aufs Spiel setzen. Und aus Frust gekündigt, bevor sie etwas anderes hatten, haben bei mir auch nur Frauen, die es sich aufgrund ihres Partners erlauben konnten. Das könnte ich auch nicht bzw. wollte halt das Risiko, nichts zu finden, nicht eingehen.

Ich weiß nicht, ob der "Mentalitätsgraben" so klar verläuft, glaube es eher nicht; eher zackig im eigenen Bereich jeweils und vielleicht dort etwas mehr in die eine, hier etwas mehr in die andere Richtung.

Ich habe nie viele Wochen am Stück bei der Arbeit gefehlt außer während der Klinikaufenthalte - weil man es mir nicht "angeboten" hat, weil ich es wohl nicht gemacht hätte (ich wohne inzwischen an meinem Arbeitsort). Bei dem letzten, wohl auch hinausgezögerten, Klinikaufenthalt "regenerierte" ich mich nur sehr eingeschränkt (ja, das hatte ich mir bei der Länge der Zeit anders erhofft gehabt!), und ich war selbst etwas erstaunt, daß bei der stufenweisen Wiedereingliederung recht schnell klar wurde, ab welcher Belastung es "GAR" nicht mehr ging. Ich hätte vermutlich eher erwartet gehabt, daß ich das zumindest erst mal einige Wochen irgendwie "durchziehe" - es ging eindeutig nicht. Auch meine Konzentrationsfähigkeit gibt das nicht mehr her; neben der Erschöpfung.

Von der Depression Betroffenen sind oft mut- und hoffnungs- und perspektivlos und sehen sich selbst als "endlose Versager" (oftmals eben ohne daß es dafür konkrete Belege gäbe) und ohne jede Änderungsmöglichkeit. Da ist es oft gut, wenn jemand von außen sagt: "Hallo; es geht sehr wohl auch anders!" ... das geht dann ggf. nicht "umsonst" (alles hat seinen Preis) und auch nicht spielend, aber u.U. geht es, zumindest kann man es ausprobieren.

Und, weißt Du, Depression kann sich unterschiedlich äußern und mit xyz kombiniert sein, und was für den einen gut ist, stellt sich als superschlecht für den anderen heraus. So wie vielleicht Dein latentes "AD(H)S" erklären könnte, warum Du leicht paradox auf SSRIs reagierst. (Hast Du schon mal ein eher auch beruhigendes Antidepressivum eingenommen - ... und wie darauf reagiert?)

Es gibt keine Lösung, die für alle gleichermaßen paßt, auch wenn alle ein Mininum gemeinsam haben.

LG, Zarra

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 19. Jun 2012, 21:47
von Zarra
... noch ein Nachtrag:

Keine Arbeit zu haben, kann (aber nicht muß) zur Depression beitragen; bei seiner Arbeit in gewissem Sinne ausgenutzt zu werden oder/und keine Anerkennung für seine Arbeit zu bekommen, kann (aber ebenfalls nicht muß) zur Depression beitragen. Ständig und nicht nur zeitweise über die eigenen Grenzen zu gehen, tut es sicher. In der Regel kommen noch ein paar andere Faktoren hinzu.

Und zu Apfelgrün, die den Thread ja gestartet hat ( ): Ihr wurde eine Umschulung ja wohl während der Klinikaufenthalte von professioneller Seite nahegelegt. So habe ich es zumindest verstanden. Und so schnell ist diese Seite, nach dem, was ich (!) gehört habe, da nun auch nicht wieder dabei, obwohl es andererseits wegen des sozialen Bereichs auch schnell passieren kann.

LG, Zarra

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 20. Jun 2012, 06:27
von melancholia41

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 21. Jun 2012, 23:57
von Zarra
Hallo Mel,

ich hatte mir bei dem "latent" nicht viel gedacht - außer daß ich Dir das von mir aus nicht diagnostizieren wollte. (Ich hatte es nicht als so definitive Diagnose gelesen.)

Apfelgrüns Eingangsposting beschreibt halt wohl das Einerseits-Andererseits. Du hast zu Recht von Arbeitslosigkeit als ggf. mit depressionsauslösendem Faktor geschrieben. Und jemand, der gearbeitet hat und dem es von der Erschöpfung etc. her irgendwann nicht mehr superschlecht geht, fängt mit der Zeit und den teils wohl fehlenden Kontakten nicht unbedingt etwas an; außerdem muß es ja auch irgendwie weitergehen; und die Wartebankposition ist auch nicht dazu angetan, einem Auftrieb zu geben.

Tut mir leid für Dich, daß es anscheinend kein passenderes Medikament für Dich gibt. - Ich kann da höchstens noch für irgendwann beitragen, daß ich die Erfahrung gemacht habe, daß das gleiche Medikament irgendwann später (bei vielleicht doch etwas anderem Zustand?!) anders wirken kann, auch und vor allem von unerwünschten Nebenwirkungen her. Das kann aber hinsichtlich Herz(thythmus?)problemen auch anders sein.

LG, Zarra

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 24. Jun 2012, 17:54
von iffy04
Hallo Mel,
du schreibst, dass du mit dopaminergenen pflanzlichen Substanzen herumexperimentiert hast. Mich würde sehr interessieren welches pflanzliche Mittel das war und wieviel du genommen hast. Musst natürlich nur antworten wenn du möchtest...
Gruß iffy

Re: Beruf und Privatleben, wie kann das funktionieren?

Verfasst: 24. Jun 2012, 18:38
von melancholia41