Wie fühlt man sich gesund

Retep09
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Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Retep09 »

Hallo Leute.

Ich bin wieder mal sehr am grübeln.

Kann es sein, dass ich mich vielleicht zum Teil in der Depression verkrieche um mich zu verstecken oder eine Ausrede habe, wenn ich mich vor einer Aufgabe drücken will oder ganz einfach allein sein und nicht reden will.
Ich weiß es einfach nicht mehr.
Wie fühlt man sich, wenn man auf dem weg der Gesundung ist, oder wie merkt man das die Medikamente auch helfen.
Das sind vielleicht dumme fragen, aber ich bin dermaßen unsicher, wie ich mir selbst auch helfen kann.
Ich mach mir abends einen Plan, was ich den nächsten Tag machen will und bin mir auch sicher ich schaff das.
Am nächsten Tag ist wieder alles anders. Ich nehme mehrere anläufe und wenn ich es nicht schaff, schieb ich es auch irgendwie auf meine Erkrankung. Aber stimmt das dann auch, oder bin ich einfach nur zu faul?

Vielleicht habt ihr eine paar paralelen erkannt und könnt mir sagen, wie ihr damit umgeht?
Lg Sato
Taffy

Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Taffy »

mhhh, kenn ich auch irgendwie, nur bei mir is das immer etwas anders rum. Ich hab schon so oft in meinen Terminkalender geschaut und mir vor genommen krank zu machen, weil ich da dann endlich mal Zeit dafür hätte. Weil immer wenn mich meine Depris auch besonders gequält haben, mein Terminkalender voll war und ich das vor gezogen habe, weil es mir wichtig war. Oft hab ich dann ein schlechtes Gewissen, mir gegenüber und wenn ich dann mal nen Tag krank gemacht habe, obwohl es mir gar nicht so Depri ging, hab ich wieder ein schlechtes Gewissen meinem Job gegenüber. Aber das schlechte Gewissen meinem Job gegenüber war bis her immer höher.

Aber wie es sich anfühlt "normal" zusein, hab ich in letzter Zeit immer wieder. Ja ich fühle mich "normal". Ich habe keine schwere auf mir, keinen dunklen Druck auf meiner Seele, die Gedanken sind leichter, einfacher, sie kreisen nicht so, die Erinnerungen triggern mich nicht.
Ja ich habe momentan ein AD das jetzt schon seit 10 Wochen mich "normal" macht, mehr oder weniger .
katyfel
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von katyfel »

Hallo Sato,

ich kann dir leider jetzt keinen 1a-Tipp geben, wie du da rauskommst... ich kann nur sagen;
Ich hab mich in so Vielem wiedergefunden...

Ich habe immer Bedenken, der Depression quasi zu viel Raum einzuräumen, also in meinem Leben akut wie auch unterschwellig; Sie als "Ausrede" zu benutzen für nicht getane Sachen und jede schlechte Stimmung damit zu begründen, die aber gesunde Menschen auch haben...
So in der Art.

Und dann gehe ich zu meinem Arzt (letzte Woche) und der ist total begeistert, wie gut es mir geht...
Das verunsichert mich dann nochmal extrem viel mehr.

Stimmt mein Selbstbild jetzt in gar keiner Weise mehr??...

Das habe ich auch bei dir rausgelesen; man weiß sowieso schon nicht, wie sehr man sich auf seine eigenen Eindrücke und Gefühle noch verlassen kann und dann hat man Angst, die eigenen Gesundung quasi zu verpassen...
Zumindest geht es mir so.
Und das quasi von Anfang an.
Ich glaube, dass das auch daher kommt, dass man sich selber so genau beobachtet...

Im Moment versuche ich einfach mal, meinen Alltag so gut es geht hinzubekommen und das zu schaffen, was mir möglich ist. Na ja, und für alles andere versuche ich, mich selber nicht zu schlecht zu machen und mir auch mal was zuzugestehen...
Klappt nur so mäßig ehrlich gesagt, aber es ist für mich immerhin ein Anfang.
Außerdem gehts grade ganz viel um diese Sachen in der Therapie, ich hoffe, dass ich da noch was mitnehmen kann.

So viel erstmal von mir...
Aber vielleicht hat ja noch jemand anders den ultimativen Tipp?! =)

Liebe Grüße, Sinfonia
So ist das Leben, sagte der Clown und malte sich ein Lächeln auf
lae
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von lae »

Hallo Sato,
ich bin, wie ich heute weiß, seit meiner Geburt (55 Jahre) schwerst depressiv. 39 Jahre davon habe ich zwar immer gemerkt, dass mit mir etwas nicht stimmt, hätte "es" aber nicht formulieren können. Meine Umwelt konnte und wollte auch nichts "sehen". Mit 36 wurde die Krankheit so schlimm, dass ich über 3 Jahre schreiend, weinend und würgend im Bett bzw.Haus verbrachte. Die "Experten" haben damals meine Situation alle falsch eingeschätzt. 1996 habe ich die für mich richtige Psychopharmakakombination gefunden und erkannt, dass ich sehr sorgsam mit körperlichen und seelischen Belastungen umgehen muss. Erst seit dieser Zeit habe ich eine Ahnung davon, wie es sich anfühlen muss gesund zu sein.
LG laetitia
Hoffentlich
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Sato,
ich kann mich dem Beitrag von Sinfonie voll und ganz anschließen.
Ja - und einen Tipp habe ich leider auch nicht. Mich begleitet tagtäglich der Gedanke, dass ich nicht krank sein kann und nicht WILL. Immer und immer wieder sage ich das auch in meiner Therapiestunde. Niemand wird es wohl jemals schaffen, mir glaubhaft zu machen, dass ich krank bin. NEIN! Immer und immer wieder sage ich mir, dass "normale" Menschen doch bestimmt auch so denken und fühlen. Ich glaube auch immer, dass kein Mensch in der Lage ist, auf Dauer resistent gegen die alltäglichen Probleme im Leben zu sein. Und wenn meine Therapeutin davon spricht, dass ich in für mich schwierigen Situationen eine "kindliche Denkweise" habe(ich bin 52 Jahre alt), WILL ich sie nicht verstehen. Ich finde mich fast immer in den Beiträgen hier im Forum wieder, und trotzdem macht es mir Angst, wenn ich immer wieder lese, dass wir alle krank sind.
Wenn es mir über einen langen Zeitraum hinweg schlecht geht, gehe ich zu meiner Ärztin, und sie verordnet eine höhere Dosis AD's. Dann nehme ich sie eine Weile, und sobald es mir besser geht, lässt mein Kopf nicht zu, dass die AD's mir geholfen haben, sondern ich bin der festen Überzeugung, dass es mir auch ohne Pillen jetzt besser gehen würde. Der Grund dafür ist, dass ich, auch wenn ich eine hohe Dosis Pillen nehme, zwischendurch sehr "schwarze Tage" habe, für die schon kleine Auslöser sorgen.
Ich war schon zweimal in einer Akutklinik. Und auch hier hab ich gedacht, dass ich einfach nur schwach und lebensunfähig bin. Und das wars auch schon. Es tut mir weh, wenn davon gesprochen wird, dass ich akzeptieren muss. Wie denn??? Wenn nicht einmal das Lesen von Fachliteratur hilft.

Meine Schwäche kann ich nicht akzeptieren, und deshalb denke auch ich ständig, dass ich mich bei vielen Dingen hinter der Depression verstecke.

Also wie schon gesagt - leider von mir tatsächlich kein Tipp.

Alle guten Wünsche für dich von
"Ready"
Retep09
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Retep09 »

Hallo an euch und vielen dank für eure Gedanken.

Ich hab mal in der ( sozusagen gesunden Welt) nachgefragt, ob die sich eigentlich solchen Gedanken wie wir sie haben hingeben?
Keiner konnte damit wirklich was anfangen.
Was um himmelswillen bewegt uns ständig dazu, solche Sachen zu denken?

Ich muss mich ständig hinterfragen... hab ich jetzt meine Aufgabe gut gemacht, hab ich meine Wortwahl gut getroffen, bin ich jemanden zu nahe getreten?

Warum zum Teufel ( sorry für den Ausdruck) denke ich so viel über vergossene Milch nach. Im Nachhinein kann ich es doch eh nicht mehr ändern was ich gesagt oder getan hab.

Kein Mensch in meiner Umgebung macht mir gegenüber irgendwelche Vorwürfe, nur ich mir selber.

Und obwohl ich das weiß, kann ich das einfach nicht abstellen.

Ich muss zugeben, dass ich mich schon ein bisschen hängen lasse, denn ich könnte einiges mehr machen, denke ich.
Früher musste ich aber nicht nachdenken, mach ich es... steh ich jetzt auf, geh ich jetzt raus, Ruf ich jetzt jemanden an?

Erst stundenlang darüber nachdenken und dann ist die Zeit weg. Warum?

Lg Sato
Hoffentlich
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Hoffentlich »

Sorry Sinfonie,
gerade habe ich deinen Beitrag nochmal gelesen und festgestellt, ich mit meiner Reaktion darauf lediglich ein winziges Bisschen Übereinstimmung wiedergegeben habe, obwohl ich geschrieben hab, dass ich mich deiner Meinung voll und ganz anschließe. Wenn ich jetzt lese, was ich geschrieben habe, erkenne ich ganz deutlich den Unterschied. Du bist dabei, dich mit der Situation so positiv es geht auseinanderzusetzen, während ich nach langen 4 Jahren noch immer versuche zu verdrängen bzw. zu ignorieren.
Muss gerade ziemlich weinen, weil ich riesige Probleme damit hab, dass ich mich so oft in den Beiträgen hier wiederfinde und dennoch nicht aufhören kann, abzulehnen, was ich lese.
Hoffentlich
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Hoffentlich »

Muss mich schon wieder entschuldigen:

@ Sinfoni(a): habs zweimal falsch geschrieben.
melancholia41
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von melancholia41 »

Herd04
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Herd04 »

Hallo Sato,

also ich denke, schon allein die Tatsache, dass du dir diese Frage stellst,dass du ständig grübelst, sind deutliche Zeichen dafür, dass du nicht faul, sondern wirklich noch krank bist.

Deine Frage zwingt mich zum Nachdenken, denn neben vielen "Aufs und Abs" war ich nach meiner ersten langen schlimmen Zeit (etwa 2,5 Jahrelang) wieder gesund, und das 4 Jahre lang.

Die deutliche Besserung verspürte ich, indem ich feststellte :Ich stehe nicht mehr neben mir und beobachte mich, kann aber nichts beeinflussen, sondern ich bin wieder Herr meiner Sinne. Vieles, worüber ich vorher gegrübelt hatte und das Grübeln an sich, waren auf einmal nicht mehr wichtig. Ich konnte mich wieder über viele kleine Dinge freuen, hatte keine Angst mehr, dass geplante Unternehmungen wegen meiner Depressionen nicht durchgeführt werden können. Ich merkte, dass meine vorherige Kontaktfreundschaft zurückkehrte. Ich könnte noch mehr aufzählen. Wichtig war, dass ich das über eine lange Zeit richtig bewusst genossen habe.
Leider bin ich dann leichtsinnig geworden. Ich habe zwar immer noch dazu gestanden, dass ich Depressionen hatte, war mir aber so sicher, dass sie nie zurück kommen.

Du wirst es auch merken, wenn es dir besser geht, wenn die Medikamente wirken. Es gibt keine Formel dafür. Bei jedem ist es anders.
Vielleicht gelingt es dir, etwas gelassen zu sein und nicht zu sehr zu grübel.

LG, E.
Retep09
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Retep09 »

Hallo Ready

Das ist auch so eine Sache.... Ständig sagen wir sorry, Entschuldigung, verzeih.
Für jedes kleine bisschen.
Jeden Tag tritt uns jemand auf die Füße, ob beabsichtig oder nicht. Da kommt kein sorry und wir nehmen das doch auch in Kauf. Wieso machen wir das denn?
Ich bin auch so... entschuldige mich für alles und jenes.
Sogar das ich traurig bin und keine späße machen kann.
Das sind so Dinge, die mir hier im Forum vor Augen geführt werden und mir dann helfen daran zu arbeiten. Ich wünsche uns das wir das hinkriegen. Lg sato
Hoffentlich
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Hoffentlich »

Hallo Sato,
da hast du ein Thema aus meinem Post aufgegriffen, das mich auch schon sehr oft beschäftigt hat. Ich kann tatsächlich nicht wirklich unterscheiden, wann anderen eine Entschuldigung als nicht erforderlich erscheint oder sogar als albern empfunden wird.
L. G.
"Ready"
melancholia41
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von melancholia41 »

Herd04
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Herd04 »

Hallo Menancholia,

es ist schon ziemlich spät,ich bin müde,mir schwirren sehr viel Gedanken im Kopf herum.
Aber ich muss dir einfach mal sagen, dass es bewundernswert ist, dass du so lange täglich auf Arbeit durchhältst.

Aber das darf natürlich nicht der einzige Punkt sein, der erstrebenswert ist.
Du funktionierst viele Stunden am Tag, kannst dann aber bei weitem nicht glücklich sein, weil du merkst, das Gleichgewicht der Seele ist bei weitem nicht im Lot.

Ich fürchte, irgendwann kommt der totale Zusammenbruch. Könntest du dich vielleicht nicht doch für einige Zeit krank schreiben lassen. Es ist nicht böse gemeint, aber du bist krank.

Bitte sei achtsam mit dir. Gute Nacht wünscht dir E.
FrauRossi
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Beitrag von FrauRossi »

FrauRossi
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Beitrag von FrauRossi »

katyfel
Beiträge: 1181
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von katyfel »

Hallo Ready,
auch meiner Ansicht nach gibt es keinen Grund, dich bei mir zu entschuldigen. Ich habe schon einige Übereinstimmungen gesehen bei uns beiden,
und dass ich vielleicht positiver schreiben kann, heißt (leider) für den Alltag auch nichts...
Also keine Angst, Namen falsch schreiben passiert hier jedem mal, mir auch, sind eben auch nicht "gewöhnlich"...


Hallo Frau Rossi,
sorry wenn das jetzt nach Besserwisserei klingt, aber das Zitat geht im Original folgendermaßen;

"Geh Du vor ..." sagte die Seele zum Körper
"... auf mich hört er nicht, vielleicht hört er auf Dich."
"Ich werde krank werden, dann wird er Zeit für Dich haben", sagte der Körper zur Seele.
( Ulrich Schaffer )

Finde ich auch sehr passend, dankeschön für die Erinnerung an dieser Stelle!

Liebe Grüße, Sinfonia
So ist das Leben, sagte der Clown und malte sich ein Lächeln auf
melancholia41
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von melancholia41 »

dienstag
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von dienstag »

Hallo Sato,

also ich habe jetzt gemerkt, dass es mir wieder gut geht, dass ich kaum noch an meine Depri denke, das letzte Jahr kreiste alles darum, den Tag zu meistern, es war anstrengend, jetzt vergehen die Tage, ohne dass ich mich ständig belauere, ob ich Antrieb habe oder nicht, ob ich schlafen kann oder nicht, ob ich Angst habe oder oder, es ist einfach "normal"
melancholia41
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von melancholia41 »

Retep09
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Retep09 »

Hallo melanckolia,

Wow, du hast meine Gedanken viel besser ausgedrückt, viel besser dargestellt, als ich. Genauso meinte ich es. Ich war noch nie ein großer Redner, aber im Moment geht es noch viel schlechter. Ich konnte auch vor meiner Erkrankung mein gegenüber nie mit meinen Erzählungen fesseln. Meist weiß ich sowieso nicht was ich sagen soll. Andererseits konnte ich bei Festlichkeiten meist Punkten in dem ich
Stimmung gemacht habe.

Du hast mir sehr geholfen, denn ich dachte wirklich,
das es nicht an meiner depriphase liegt, wenn ich einfach nichts wirklich auf die Beine krieg.

Ich hab mich gestern an den Kühlschrank gemacht und
hab es auch geschafft. Von innen und außen gewienert.
Warum freu ich mich nicht darüber? Keine Spur von stolz, ist mir einfach egal. Vorige Woche hab ich eine positive Nachricht bekommen, auf die ich schon lang gewartet hab. Freude? Fehlanzeige!!! Nichts. Ich lese es und leg es bei Seite.
Ich denke, ich könnt auch wieder arbeiten gehen, denn meine heulattacken sind vorbei.
Das würd ich schon schaffen, aber nach Feierabend leide ich garantiert auch so wie du.

Ich wünsch mir sehr, dass die Ärztin rausfindet, welche Medikamente mir da helfen würden, denn ich will leben und nicht nur funktionieren.

Lg Sato.
melancholia41
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von melancholia41 »

Sonnenschein08
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Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Sonnenschein08 »

Hallo Sato,

ich kann dich voll und ganz verstehen, denn die gleichen Fragen stelle ich mir in der letzten Zeit auch immer wieder. "Wie fühlt man sich gesund? Woher weiß ich wenn ich wieder stabil bin? ... das ich wieder in der Lage bin arbeiten zu gehen?"

Ich nehme mir auch immer etwas für den nächsten Tag vor, doch dann merke ich irgendwann das ich einfach platt bin und mich ausruhen muss. Vereinzelt ist mir selbst aufgefallen, dass ich mir einfach viel zu viel vorgenommen habe. Man sollte sich meiner Meinung nach am Anfang nur kleinere Sachen vornehmen, dann ist man nicht ganz so enttäuscht wann man diese nicht schafft. Meine Therapeutin sagte, dass man sich für alles was man getan hat, loben soll. "Super, ich habe 1 Stunde gelesen." oder "Ich bin 1 Stunde walken gewesen, ich bin stolz auf mich." "Das habe ich gut gemacht."
Wir sollten nicht alles was wir tun als selbstverständlich annehmen, denn wir sind nun mal krank.

Ich habe in der letzten Zeit so oft gehört, dass man sich die Zeit nehmen sollte, die der Körper braucht um wieder auf die Beine zu kommen. Ja, das mag sein, doch es ist für mich sehr schwer. Die Zeit vergeht so schnell und es bewegt sich nur sehr langsam etwas wieder zum positiven.

Ob wir zu faul sind? Das frage ich mich auch des öfteren, doch ich denke das es einfach etwas mit der Krankheit zu tun hat. Hoffe ich.

Sato, mich würde interessieren seit wann du Depressionen hast und ob du im Moment krank geschrieben bist.

Ich erzähle auch mal ein bisschen was von mir:
Ich bin nun seit Ende Januar d. J. krank geschrieben. Depressionen habe ich zum 1. Mal, daher ist das für mich alles noch sehr neu und ungewohnt. Seit Ende März nehme ich nun Valdoxan (50mg) 1x pro Tag, damit soll ich irgendwann mal besser schlafen. Zusätzlich bekomme ich seit ca. 2 Wochen Citalopram (1x tägl. 10mg), damit ich endlich mehr Antrieb usw. habe.
Am Anfang ging bei mir fast gar nichts. Habe nur so in den Tag hineingelebt, wollte nichts sehen und hören. Alles war mir zuviel.
Seit 1 Woche habe ich endlich das Gefühl, dass es etwas bergauf geht. Hoffen wir mal das es so bleibt bzw. natürlich noch weiter bergauf geht.

Einen richtigen Tipp habe ich leider auch nicht für dich. Ich denke Geduld ist sehr wichtig und einfach auf den Körper und seine Signale hören, auch wenn es einem schwer fällt.

Wie hat eine Bekannt zu mir gesagt:
"Du bist deine beste Freundin. Also behandel dich auch so." Das versuche ich im Moment umzusetzen. Vielleicht hilft dir das auch ein bisschen.

Weiterhin gute Besserung.

Grüße
Sonnenschein
melancholia41
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Registriert: 17. Dez 2010, 19:39

Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von melancholia41 »

Taffy

Re: Wie fühlt man sich gesund

Beitrag von Taffy »

Also bei mir begannen die Depris vor 20 Jahren. Nach 2x Psychartrie, Tagesklinik und ambu. Therapie hatte ich dann irgendwann die Kurver gekriegt und mit einem Ziel vor Augen kam ich da ganz gut raus.
Jahrelang dachte ich dass ich es geschafft hätte und es nicht wieder kommen würde, aber falsch gedacht. Schleichend seit 10 Jahren und bewusst seit 3 oder 4 Jahren sind die Depris wieder da und dass ich sie wirklich mal los werde glaube ich nicht mehr. In den letzten Jahren habe ich 4 ADs versucht und nach dem ich endlich die Praxis gewechselt habe, habe ich momentan auch ein wirkendes AD, Amitriptylin. Nehme das jetzt seit ca. 12 Wochen und fühle mich fast normal. Die Stimmung ist gut und die Gedanken sind fast normal.
In den letzten Jahren war ich wegen Depris ca. 2 Wochen krank geschrieben und das auch nicht am Stück. Selbst mit Suizidgedanken und totaler Müdigkeit, matsche im Kopf als NW von ADs, Entzugserscheinungen, usw. bin ich immer arbeiten gegangen, weil ich wichtige Termine hatte. Ich habe mir oft gewünscht, einfach mal liegen zubleiben und auf mich zuhören, aber ich habs selbst nicht geschafft. Bei mir setzt dann die Automatik ein und ich steh morgens um 5:50 Uhr pünktlich auf und bin ne Stunde später im Büro. Es geht immer irgendwie und hinterher ist es auch gar nicht zu schlimm.
Auch in den schlimmen Zeiten habe ich mich nie vernachläßigt. Tägliche Körperpflege und ein gepflegtes Äusseres hab ich immer aufrecht erhalten. Das war wenigstens etwas was ich für mich machen konnte.

Außerdem fragen die Kollegen ja immer gerne "wat haste den?" und wir wissen alle das die Psychosachen nicht als wirkliche Krankheit gelten. Es hat die zwar nix anzugehen, aber auch ich hatte dann ein schlechtes Gewissen wenn ich mal zuhause blieb und es mir eigentlich nicht wirklich schlecht ging.
Tja, et is wie et is. Ich habe auch schon festgestellt, dass meine Depris doch etwas anders sich, als die der anderen.
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