bye bye love - bye bye happiness?!
Verfasst: 10. Mär 2012, 16:25
Liebe „Forianer“,
jetzt muss ich mir etwas von der Seele schreiben.
Meinen Mann kenne ich seit fast 20 Jahren. Damals war er noch verheiratet und hatte – trotz seines jugendlichen Alters – drei Kinder.
Das wußte ich anfangs nicht, fand ihn aber unheimlich sympathisch. Irgendwann rückte er dann mit der Wahrheit raus und mein erster Gedanke war: Weg, lauf weg Annalena, solche Geschichten gehen nie gut aus!
Hätte ich das nur getan. Mein Mann versicherte mir, dass seine 1. Frau schon ausgezogen sei und nur noch tagsüber die Kinder betreuen würde. Das glaube ich ihm, bis ich feststellte, dass die angebliche Exfrau wieder eingezogen war. Schon damals hieß es seitens meines Mannes immer, das sei nur wegen seiner jüngsten Tochter, sie sei ja noch so klein.
Damals habe ich erstmal Schluß gemacht, bis er dann tatsächlich aus dieser Wohnung ausgezogen und in eine eigene gezogen ist. Erst verstanden wir uns gut, aber dann bekam er jedesmal, wenn wir mehrere Tage in Urlaub fuhren eine ganz melancholische Verstimmung und war dann wie eine verschlossene Auster. Angeblich, weil er seine Kinder vermisste. Ich hatte damals noch keine, dachte aber, dass das wohl normal und verständlich sei. Diese Zustände dauerten auch später noch an. Dann ging auch das komplizierte Prozedere mit der kleinsten Tochter los. Die Noch- (und spätere Ex-)Frau schob das Kind fast jedes Wochenende zu ihm ab. Wir beide hatten überhaupt kein Wochenende mehr für uns, lediglich dann, wenn das Kind keine Lust hatte. Auch dafür hatte ich erst Verständnis, aber irgendwann wurde mir das doch zu blöd. Ich schlug vor, mit der Ex-Gattin einen zweiwöchigen Besuchsturnus zu vereinbaren. So saß ich dann wenigstens nicht immer auf Abruf zuhause, falls das Kind mal doch keine Lust hatte.
Dann wünschte ich mir selbst ein Kind, aber das funktionierte nicht. Mein Arzt teilte mir recht bald mit, dass ohne Hormonbehandlungen bei mir nichts zu machen sei. Nun fing ich mit den Spritzen an und mußte manchmal auch am Wochenende zur Blutabnahme in die Klinik. Ob ihr’s glaubt, oder nicht, nicht einmal da verschob mein Mann auch nur ein einziges Besuchswochenende mit der Tochter! Einmal mußten wir uns aus dem Haus schleichen und ihr erzählen, wir gingen in die Augenklinik. Selbst in dieser Zeit war das einzige, was meinen Mann interessierte, dass er seine Tochter sehen konnte und sie zu uns kam. Ich war damals wieder depressiv und schluckte auch einmal eine Überdosis. Selbst da hat er wohl nicht kapiert, WIE schlecht es mir mit dieser Situation ging.
Es dauerte viele Jahre und lange unangenehme Behandlungen bis wir endlich Glück hatten und ich schwanger wurde. Dann bekam ich endlich mein Wunschkind und irgendwie dachte ich: Jetzt endlich steht er zu mir. Aber leider kam alles ganz anders: Mein Mann spielte zwar den Super-Papa, wie auch bei der anderen Tochter, aber leider nicht so, wie es mir geholfen hätte. Anstatt mir das Kind einmal einen Nachmittag abzunehmen und mir im Haushalt zu helfen, durfte ich mit einem brüllenden Baby in der Trage selber den Hausputz übernehmen, das Geschirr spülen, kochen, waschen….Mein Mann stand dafür nachts hektisch mit mir auf, um mir das Kind zum Stillen zu reichen. Am Wochenende erzählte er mir dann wie fertig er doch sei.
Dann hatte ich einen richtigen Nervenzusammenbruch. Ich konnte einfach nicht mehr. Das Kind schlief auch mit 1 Jahr nicht im entferntesten durch und mein Schlafrhythmus war so durcheinander, dass ich auch dann nicht mehr schlafen konnte, wenn das Baby mal längere Zeit schlief. Mein Mann ging damals wortlos aus dem Zimmer und sagte kalt, dass er jetzt den Notarzt riefe. Nichts mit in die Arme nehmen und trösten. Statt dessen immer wieder Sätze wie: „Jetzt reiß dich endlich mal zusammen“ oder ähnliches. Lob oder ein freundliches Wort gab es nicht.
Dafür quartierte er seine große Tochter dann auf Dauer bei uns ein. Meine Einwände, dass das nicht gut sei, prallten ab. Erst sollte sie „auf Probe“ in den Ferien bei uns sein und wir dann entscheiden, was wir tun wollten. Dann bekam ich mit, dass er und die Tochter schon am 2. Ferientag auf dem Einwohnermeldeamt und in der Schule gewesen waren und die Ummeldung über die Bühne war. Wieder war ich übergangen worden.
Ihr fragt mich sicher, weshalb ich nicht spätestens dann abgehauen bin. Irgendwie fühlte ich mich zu nichts mehr fähig. Ich fing wieder an, mich selber zu verletzen, nur damit ich überhaupt etwas spürte.
Ich stürzte ganz tief in die Depression ab und wollte schon mit dem Auto gegen eine Mauer fahren. All das hatte ich schon in meiner Herkunftsfamilie erlebt: Geringschätzung, nicht mehr als Mensch gelten, die Gefühle abgesprochen bekommen, für etwas bestraft werden, wofür ich nichts konnte, etc.
Wenn ich auch nur den Hauch von Kritik an der großen Tochter äußerte, z.b. dass sie ihr dreckiges Geschirr selber aufräumen könne, brach sie in Tränen aus (weil die böse Stiefmutter so gemein ist) und mein Mann motzte mich an.
Ich hasste meinen Mann und seine Tochter zutiefst und sprach kaum noch etwas mit ihnen. Dann bekam ich auch noch mit, dass mein Mann eine andere Frau traf.
Da endlich haute ich ab zu einer Freundin. Diese Zeit überstand ich nur im Medikamenten-Halbdämmer. Mein Mann beschwor mich, zurückzukommen und mit ihm eine Paartherapie zu machen.
Wegen der Kleinen spielte ich mit. Die Paartherapie war ok, um überhaupt noch miteinander zu sprechen. Interessanterweise war mein Mann ganz erschrocken, als ich – auf Nachfrage der Therapeutin – unserer Ehe nur noch 5% Überlebenschance gab. Er gab uns 80% - ist das zu glauben?
Eine Zeitlang ging das so einigermaßen. Mit der anderen Frau machte er sofort Schluß, keine Ahnung, ob er die wiedergesehen hat, aber zumindest war er nie mehr lange weg.
Der Heckmeck mit der Stieftochter ging aber weiter. Sie hatte es total drauf, das arme „Scheidungsopfer“ zu spielen und die Schuldgefühle ihres Vaters auszunutzen. Das funktionierte immer prima, damit der Freund auch noch am Wochenende kommen durfte und sie immer genug Geld bekam.
Dazu noch die widerlichen Nachbarn und der psychopathische Vermieter. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles überstehen konnte. Ich bin mir sicher, dass ich ohne meine eigene Tochter nicht mehr hier wäre.
Nun zogen wir also vor einigen Wochen endlich um und die Stieftochter verschwand zu ihrem Freund. Mein Mann war stocksauer auf sie, weil sie beim Umzug nicht geholfen hatte und wir tonnenweise Müll von ihr wegfahren mußten. Er sagte, dass das mit den Besuchen jetzt endgültig vorbei sei (wir haben jetzt ohnehin weniger Platz) und er stocksauer auf sie sei und so lange wie möglich nicht mehr sehen wolle.
Ich dachte, hoppla, sieht er jetzt auch mal Fehler an der Heiligen? Kehrt jetzt endlich Ruhe ein? Beim Umzug waren wir ein richtig gutes Team und auch beim nachfolgenden Kleinkrieg mit dem Ex-Vermieter. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit langem richtig gut und so, als ob mein Mann solidarisch mit mir sei, bis vorgestern. Ich hatte es irgendwie geahnt, dass mich die Vergangenheit einholen würde. Wie immer verkündete mein Mann mir einen Tag im voraus, dass seine große Tochter kommen wolle. Wie immer hatte er das ausgemacht, ohne mich zu fragen. Ich wurde wieder vor vollendete Tatsachen gestellt und sollte wieder das Aschenputtel spielen, das für alle kocht und putzt.
Erst war ich völlig überrumpelt und geschockt und wütend. Dann gab ich erstmal nach. Als ich nachts aber wieder stundenlang wachlag, beschloß ich: Sei endlich hart, gib nicht mehr nach.
Versteht mich nicht falsch: Es ist absolut legitim, dass er die große Tochter sehen will, aber ich kann es nicht mehr ertragen, dass er mich ständig übergeht und mich so behandelt, als seien wir nicht ein Paar und eine Gesamt-Familie. Wenn die Tochter da ist, bekomme ich auch immer mit, dass er mit ihr Dinge bespricht, die er eigentlich mit seiner Frau besprechen sollte.
Gestern verlangte ich also, dass er den Besuch absagt und mit mir im voraus plant, wenn sie kommen soll. Da rastete er komplett aus und schrie, er wolle nicht mehr. Zuerst war ich völlig geschockt, aber dann dachte ich viel nach. Es ist so, als ob die Tochter seit 20 Jahren eine Art Ersatz-Ehefrau für ihn ist. Nun hat er noch eine kleine Ersatzehefrau in Form unserer Tochter. Irgendwie dreht sich sein Leben nur um diese beiden Menschen, ich existiere da gar nicht, höchstens als Statistin in dieser Show. Wenn wir zu dritt sind, dreht sich bei ihm auch nur alles um die kleine Tochter. Es ist so, als ob er vor irgendetwas ausweichen wolle. Ein Paar sind wir jedenfalls keines mehr, vielleicht auch noch nie gewesen. Mir kommt es so vor, als ob er die 1. Ehe nie aufgearbeitet hätte und sein schlechtes Gewissen damit beruhigt, dass er die Kinder wie Götter behandelt.
Versteht mich nicht falsch: Man soll sich um seine Kinder so gut wie möglich kümmern, aber es sind eben KINDER und keine EHEPARTNER, wie bei ihm.
Seit mir das klar wurde, sehe ich keine Chance mehr, dass sich das jemals ändern wird. Ich habe ja gar keinen Einfluß darauf und wenn ich meinen Mann darauf anspreche, flippt er ja jedesmal aus.
Bevor ich noch 20 Jahre auf eine Änderung warte, gehe ich lieber. Jetzt sind die Sachen ohnehin noch zum Großteil in Umzugskartons, das paßt gerade gut.
Nun verstehe ich endlich, weshalb ich so oft von meiner früheren Wohnung geträumt habe, in der ich allein gelebt hatte. Sicher wollte mir mein Unterbewußtsein schon lange sagen, dass ich mich ohne diesen Ehemann besser fühlen werde.
Ich habe gleich einen Termin bei einer Mediatorin vereinbart. Das habe ich meinem Mann per E-Mail geschrieben – zuhören will er ja nicht.
Vielen Dank fürs Lesen.
Eure
Annalena
jetzt muss ich mir etwas von der Seele schreiben.
Meinen Mann kenne ich seit fast 20 Jahren. Damals war er noch verheiratet und hatte – trotz seines jugendlichen Alters – drei Kinder.
Das wußte ich anfangs nicht, fand ihn aber unheimlich sympathisch. Irgendwann rückte er dann mit der Wahrheit raus und mein erster Gedanke war: Weg, lauf weg Annalena, solche Geschichten gehen nie gut aus!
Hätte ich das nur getan. Mein Mann versicherte mir, dass seine 1. Frau schon ausgezogen sei und nur noch tagsüber die Kinder betreuen würde. Das glaube ich ihm, bis ich feststellte, dass die angebliche Exfrau wieder eingezogen war. Schon damals hieß es seitens meines Mannes immer, das sei nur wegen seiner jüngsten Tochter, sie sei ja noch so klein.
Damals habe ich erstmal Schluß gemacht, bis er dann tatsächlich aus dieser Wohnung ausgezogen und in eine eigene gezogen ist. Erst verstanden wir uns gut, aber dann bekam er jedesmal, wenn wir mehrere Tage in Urlaub fuhren eine ganz melancholische Verstimmung und war dann wie eine verschlossene Auster. Angeblich, weil er seine Kinder vermisste. Ich hatte damals noch keine, dachte aber, dass das wohl normal und verständlich sei. Diese Zustände dauerten auch später noch an. Dann ging auch das komplizierte Prozedere mit der kleinsten Tochter los. Die Noch- (und spätere Ex-)Frau schob das Kind fast jedes Wochenende zu ihm ab. Wir beide hatten überhaupt kein Wochenende mehr für uns, lediglich dann, wenn das Kind keine Lust hatte. Auch dafür hatte ich erst Verständnis, aber irgendwann wurde mir das doch zu blöd. Ich schlug vor, mit der Ex-Gattin einen zweiwöchigen Besuchsturnus zu vereinbaren. So saß ich dann wenigstens nicht immer auf Abruf zuhause, falls das Kind mal doch keine Lust hatte.
Dann wünschte ich mir selbst ein Kind, aber das funktionierte nicht. Mein Arzt teilte mir recht bald mit, dass ohne Hormonbehandlungen bei mir nichts zu machen sei. Nun fing ich mit den Spritzen an und mußte manchmal auch am Wochenende zur Blutabnahme in die Klinik. Ob ihr’s glaubt, oder nicht, nicht einmal da verschob mein Mann auch nur ein einziges Besuchswochenende mit der Tochter! Einmal mußten wir uns aus dem Haus schleichen und ihr erzählen, wir gingen in die Augenklinik. Selbst in dieser Zeit war das einzige, was meinen Mann interessierte, dass er seine Tochter sehen konnte und sie zu uns kam. Ich war damals wieder depressiv und schluckte auch einmal eine Überdosis. Selbst da hat er wohl nicht kapiert, WIE schlecht es mir mit dieser Situation ging.
Es dauerte viele Jahre und lange unangenehme Behandlungen bis wir endlich Glück hatten und ich schwanger wurde. Dann bekam ich endlich mein Wunschkind und irgendwie dachte ich: Jetzt endlich steht er zu mir. Aber leider kam alles ganz anders: Mein Mann spielte zwar den Super-Papa, wie auch bei der anderen Tochter, aber leider nicht so, wie es mir geholfen hätte. Anstatt mir das Kind einmal einen Nachmittag abzunehmen und mir im Haushalt zu helfen, durfte ich mit einem brüllenden Baby in der Trage selber den Hausputz übernehmen, das Geschirr spülen, kochen, waschen….Mein Mann stand dafür nachts hektisch mit mir auf, um mir das Kind zum Stillen zu reichen. Am Wochenende erzählte er mir dann wie fertig er doch sei.
Dann hatte ich einen richtigen Nervenzusammenbruch. Ich konnte einfach nicht mehr. Das Kind schlief auch mit 1 Jahr nicht im entferntesten durch und mein Schlafrhythmus war so durcheinander, dass ich auch dann nicht mehr schlafen konnte, wenn das Baby mal längere Zeit schlief. Mein Mann ging damals wortlos aus dem Zimmer und sagte kalt, dass er jetzt den Notarzt riefe. Nichts mit in die Arme nehmen und trösten. Statt dessen immer wieder Sätze wie: „Jetzt reiß dich endlich mal zusammen“ oder ähnliches. Lob oder ein freundliches Wort gab es nicht.
Dafür quartierte er seine große Tochter dann auf Dauer bei uns ein. Meine Einwände, dass das nicht gut sei, prallten ab. Erst sollte sie „auf Probe“ in den Ferien bei uns sein und wir dann entscheiden, was wir tun wollten. Dann bekam ich mit, dass er und die Tochter schon am 2. Ferientag auf dem Einwohnermeldeamt und in der Schule gewesen waren und die Ummeldung über die Bühne war. Wieder war ich übergangen worden.
Ihr fragt mich sicher, weshalb ich nicht spätestens dann abgehauen bin. Irgendwie fühlte ich mich zu nichts mehr fähig. Ich fing wieder an, mich selber zu verletzen, nur damit ich überhaupt etwas spürte.
Ich stürzte ganz tief in die Depression ab und wollte schon mit dem Auto gegen eine Mauer fahren. All das hatte ich schon in meiner Herkunftsfamilie erlebt: Geringschätzung, nicht mehr als Mensch gelten, die Gefühle abgesprochen bekommen, für etwas bestraft werden, wofür ich nichts konnte, etc.
Wenn ich auch nur den Hauch von Kritik an der großen Tochter äußerte, z.b. dass sie ihr dreckiges Geschirr selber aufräumen könne, brach sie in Tränen aus (weil die böse Stiefmutter so gemein ist) und mein Mann motzte mich an.
Ich hasste meinen Mann und seine Tochter zutiefst und sprach kaum noch etwas mit ihnen. Dann bekam ich auch noch mit, dass mein Mann eine andere Frau traf.
Da endlich haute ich ab zu einer Freundin. Diese Zeit überstand ich nur im Medikamenten-Halbdämmer. Mein Mann beschwor mich, zurückzukommen und mit ihm eine Paartherapie zu machen.
Wegen der Kleinen spielte ich mit. Die Paartherapie war ok, um überhaupt noch miteinander zu sprechen. Interessanterweise war mein Mann ganz erschrocken, als ich – auf Nachfrage der Therapeutin – unserer Ehe nur noch 5% Überlebenschance gab. Er gab uns 80% - ist das zu glauben?
Eine Zeitlang ging das so einigermaßen. Mit der anderen Frau machte er sofort Schluß, keine Ahnung, ob er die wiedergesehen hat, aber zumindest war er nie mehr lange weg.
Der Heckmeck mit der Stieftochter ging aber weiter. Sie hatte es total drauf, das arme „Scheidungsopfer“ zu spielen und die Schuldgefühle ihres Vaters auszunutzen. Das funktionierte immer prima, damit der Freund auch noch am Wochenende kommen durfte und sie immer genug Geld bekam.
Dazu noch die widerlichen Nachbarn und der psychopathische Vermieter. Ich weiß gar nicht, wie ich das alles überstehen konnte. Ich bin mir sicher, dass ich ohne meine eigene Tochter nicht mehr hier wäre.
Nun zogen wir also vor einigen Wochen endlich um und die Stieftochter verschwand zu ihrem Freund. Mein Mann war stocksauer auf sie, weil sie beim Umzug nicht geholfen hatte und wir tonnenweise Müll von ihr wegfahren mußten. Er sagte, dass das mit den Besuchen jetzt endgültig vorbei sei (wir haben jetzt ohnehin weniger Platz) und er stocksauer auf sie sei und so lange wie möglich nicht mehr sehen wolle.
Ich dachte, hoppla, sieht er jetzt auch mal Fehler an der Heiligen? Kehrt jetzt endlich Ruhe ein? Beim Umzug waren wir ein richtig gutes Team und auch beim nachfolgenden Kleinkrieg mit dem Ex-Vermieter. Ich fühlte mich zum ersten Mal seit langem richtig gut und so, als ob mein Mann solidarisch mit mir sei, bis vorgestern. Ich hatte es irgendwie geahnt, dass mich die Vergangenheit einholen würde. Wie immer verkündete mein Mann mir einen Tag im voraus, dass seine große Tochter kommen wolle. Wie immer hatte er das ausgemacht, ohne mich zu fragen. Ich wurde wieder vor vollendete Tatsachen gestellt und sollte wieder das Aschenputtel spielen, das für alle kocht und putzt.
Erst war ich völlig überrumpelt und geschockt und wütend. Dann gab ich erstmal nach. Als ich nachts aber wieder stundenlang wachlag, beschloß ich: Sei endlich hart, gib nicht mehr nach.
Versteht mich nicht falsch: Es ist absolut legitim, dass er die große Tochter sehen will, aber ich kann es nicht mehr ertragen, dass er mich ständig übergeht und mich so behandelt, als seien wir nicht ein Paar und eine Gesamt-Familie. Wenn die Tochter da ist, bekomme ich auch immer mit, dass er mit ihr Dinge bespricht, die er eigentlich mit seiner Frau besprechen sollte.
Gestern verlangte ich also, dass er den Besuch absagt und mit mir im voraus plant, wenn sie kommen soll. Da rastete er komplett aus und schrie, er wolle nicht mehr. Zuerst war ich völlig geschockt, aber dann dachte ich viel nach. Es ist so, als ob die Tochter seit 20 Jahren eine Art Ersatz-Ehefrau für ihn ist. Nun hat er noch eine kleine Ersatzehefrau in Form unserer Tochter. Irgendwie dreht sich sein Leben nur um diese beiden Menschen, ich existiere da gar nicht, höchstens als Statistin in dieser Show. Wenn wir zu dritt sind, dreht sich bei ihm auch nur alles um die kleine Tochter. Es ist so, als ob er vor irgendetwas ausweichen wolle. Ein Paar sind wir jedenfalls keines mehr, vielleicht auch noch nie gewesen. Mir kommt es so vor, als ob er die 1. Ehe nie aufgearbeitet hätte und sein schlechtes Gewissen damit beruhigt, dass er die Kinder wie Götter behandelt.
Versteht mich nicht falsch: Man soll sich um seine Kinder so gut wie möglich kümmern, aber es sind eben KINDER und keine EHEPARTNER, wie bei ihm.
Seit mir das klar wurde, sehe ich keine Chance mehr, dass sich das jemals ändern wird. Ich habe ja gar keinen Einfluß darauf und wenn ich meinen Mann darauf anspreche, flippt er ja jedesmal aus.
Bevor ich noch 20 Jahre auf eine Änderung warte, gehe ich lieber. Jetzt sind die Sachen ohnehin noch zum Großteil in Umzugskartons, das paßt gerade gut.
Nun verstehe ich endlich, weshalb ich so oft von meiner früheren Wohnung geträumt habe, in der ich allein gelebt hatte. Sicher wollte mir mein Unterbewußtsein schon lange sagen, dass ich mich ohne diesen Ehemann besser fühlen werde.
Ich habe gleich einen Termin bei einer Mediatorin vereinbart. Das habe ich meinem Mann per E-Mail geschrieben – zuhören will er ja nicht.
Vielen Dank fürs Lesen.
Eure
Annalena