"Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Antworten
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

"Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von lae »

Hallo,
vor einigen Tagen schrieb jemand hier im forum, dass ihm regelmäßiges Essen hilft.
Diese Aussage wollte ich mit meinen Erfahrungen noch mal untermauern.Je schlechter es mir geht, desto wichtiger ist für mich die Befriedigung der Grundbedürfnisse meines Körpers: essen, trinken und schlafen. (Dass auch Gesunde unter Hunger zur "Diva" werden,zeigt in anschaulicher und humoristischer Weise die neue Snickers - Werbung.)Manchmal, wenn es mir sehr schlecht geht, koche ich mir zunächst ein schönes Essen. Da durch unsere Krankheit die normalen vegetativen Regelvörgäng gestört sind, muss ich es oft gegen Sättigungsgefühl essen, aber ich weiß. dass es mir hinterher besser geht. Das Essen gibt meinem Körper nicht nur körperliche Kraft, sondern es ändert auch meine Befindlichkeit und ich kann dann Herausforderungen besser meistern.Außerdem macht satt müde und ich kann besser schlafen. Für mich gehört regelmäßiges und ausreichendes Essen zu einem achtsamen Umgang mit mir selbst dazu.Habt ihr ähnliche Erfahrungen oder spielt das bei Euch keine Rolle?
anna54
Beiträge: 3713
Registriert: 14. Sep 2010, 15:08

Re: "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von anna54 »

Liebe laetitia
Ein alter,weiser Spruch.
Ich habe viel verloren durch meine lange Krankheit,aber auch gewonnen.
Gewonnen habe ich die Zeit,nach der Berentung,ich nutze sie vor allem um für andere zu kochen,sie zu umsorgen.
Die Küche hilft mir in allen Lebenslagen,gern hätte ich noch andere,aber ich akzeptiere meine Situation.
Angefangen hab ich mit dem Backen von Brot,das erfordert viel Achtsamkeit,Zeit und Ruhe.
Die Zusammenhänge erkennen,den Wechsel der Jahreszeiten,auch in der Küche umzusetzen,ein Ritual das einfach gut tut.
Viele Grundbedürfnisse lassen sich in akuten Krankheitsphasen nicht umsetzten,die Kraft fehlt,es erscheint sinnlos.
Essen und Trinken sind nicht an jeder Straßenecke erfüllbar,der Magen wird zwar gefüllt,aber Leib und Seele hält nur zusammen,wenn ich achtsam mit mir und der Nahrung umgehe. Da ist dann das Kochen eine Freude. Ich kann für mich allein nicht kochen,das ist schwer,aber ich finde immer Abnehmer,gerade eine kranke Nachbarin,die sich über meine Zuwendung freut.
Letztlich sind es für mich Rituale,Stützen im Alltag,Struktur des Tages,Freude an den scheinbar kleinsten Dingen des Lebens.
anna54
Taffy

Re: "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von Taffy »

Also ich habe eher das gegenteilige Problem.
Ich muss mich ständig bremsen, sonst wenn ich könnte wie ich wollte, würde ich nur noch am essen sein. Sättigungsgefühl? Wann ist das? Wenn man Magenschmerzen bekommt und sich kaum noch bewegen mag? Ein Sättigungsgefühl habe ich nämlich so nicht. Ich muss mich ständig bremsen und das fängt schon beim einkaufen an. Ich darf die Sachen noch nich mal kaufen, den sonst ess ich sie ja auch. Ich hab kaum noch leckerlies zuhause, um nich in Versuchung zu kommen.
Dank der ADs muss ich momentan noch mehr aufpassen, den ich darf auf keinen Fall zunehmen. Ich krieg jetzt schon keine Hose, obwohl ich nur ne 48 hab. Ich hab momentan eine Hose und die mag ich nich mal wirklich, ungelogen. War am Samstag bei C&A weil ich da meist Hosen krieg, aber nix. Eine gefiel mir, war mir aber in meiner Größe zu groß und eine drunter zu klein. Runterhungern war unwahrscheinlich und zu riskant, und rein futtern darf auch nicht sein.
Ich könnt momentan nen halbes Schwein auf Toast essen und hinterher noch Kuchen, aber ich muss es mir ständig verbieten, darf nur davon Träumen! Das ist echt frustrierend!
Anita
Beiträge: 277
Registriert: 30. Aug 2003, 17:46

Re: "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von Anita »

Hallo laetitia,

ich kann mich Dir nur anschließen. Wenn ich einmal einen besonders schlechten Tag habe, habe ich besonders das Bedürfnis, mir etwas Gutes zu tun. Und entweder koche ich dann etwas sehr Schönes oder lade meinen Lebensgefährten zum Essen ein. Und dabei lasse ich mir dann richtig viel Zeit.

Außerdem habe ich das Backen für mich entdeckt. Ich habe mir ein ziemlich gutes Backbuch mit "Gelinggarantie" gekauft und "arbeite" mich da jetzt durch. Mein Lebensgefährte und meine Freundinnen sind "Opfer", sie müssen jeden Kuchen probieren ... Und bislang gab es auch noch keine Klagen (vielleicht waren sie auch nur höflich ...)

Zudem lenkt mich das Backen ab, und wenn es im Haus so schön nach Kuchen duftet, erinnert mich das immer an die Zeit, als meine Mutter gebacken hat.

LG

Anita
Conny_11
Beiträge: 291
Registriert: 22. Jul 2011, 00:03

Re: "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von Conny_11 »

Hallo,

Ich habe gerade mit viel Interesse euren Thread gelesen. Ich stimme da auch voll zu, das Essen und Trinken ist soo wichtig, und wenn ich gut esse, geht es mir auch hinterher etwas besser. Betonung auf "gut essen", denn wenn ich nur irgendwas zubereite ohne Lust und Nachdenken, fühle ich mich hinterher noch schlechter. Ich habe im Rahmen meiner langen Krankschreibung wegen der Depression das Kochen und Backen für mich "neu" entdeckt - wie du, Anna54, schon gesagt hast: wenn man das mit Achtsamkeit und Ruhe macht, ist das wirklich eine schöne Erfahrung. Diese Achtsamkeit beim Essen zubereiten ist für mich auch sehr wichtig. Ich mache dann noch meist Musik an beim Kochen. Das ist eine zusätzliche Stütze bei der Achtsamkeit, da mein Kopf dann ganz auf die Musik und die Sinnlichkeit des Kochens konzentriert ist und das negative Gedankenkarussell im Kopf zum Stehen kommt.

Ich hab aber mal eine Frage: Mir geht es noch total oft so, dass ich entweder physisch nicht die Kraft habe, um was zuzubereiten oder mich alleine schon die Entscheidung, was ich denn heute kochen soll, total überfordert. An solchen Tagen endet das dann (leider) damit, dass ich oft eine Mahlzeit ausfallen lasse, weil alles andere zu schwer erscheint. Wie geht ihr mit solchen Momenten um? Wodurch motiviert ihr euch zum Kochen? Was esst ihr so, wenn euch die Kraft fehlt? Ich finde es interessant, was Laetitia sagte, dass gerade in diesen Momenten das Essen und Trinken wichtig ist, da stimme ich auch voll zu - aber für mich sind es eben die schlechten Tage, wo meine Kraft total weg ist und mir das Kochen wie eine unüberwindliche Hürde erscheint. Und ich hab für mich noch keinen Weg gefunden, wie ich damit umgehen kann...

LG
Conny
MissSunshine
Beiträge: 81
Registriert: 28. Mai 2008, 21:16

Re: "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von MissSunshine »

Hallo zusammen, also bei mir ist es zur Zeit öfter so, dass ich kaum essen kann, wenn es mir schlecht geht. Wenn ich dann esse, versuche ich mit Genuß zu essen und leckere Sachen. Vielleicht will ich mein Körper mit weniger Essen mich selbst auch noch bestrafen oder so. Ich weiß es nicht. Hab das noch nicht mit der Thera. besprochen. Gestern und heute war es schwer für mich, weil ich eine Entscheidung fällen musste, und da konnte ich eben fast nichts essen. Ich versuche dann auch wenigstens zu regelmässigen Zeiten einen kleinen Happen zu essen, auch warm. Das Kochen scheint also schon zu helfen...Vielleicht muss ich wieder lernen mehr auf mich zu achten und zu kochen um mir was Gutes zu tun.
Danke deshalb für den Thread ! piwi
Landfrau
Beiträge: 9
Registriert: 25. Feb 2012, 20:42

Re: "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von Landfrau »

Hallo,
mir geht es auch so, dass ich das Kochen für mich entdeckt habe.
Sonst musste es einfach immer fix gehen oder nur was die Kinder essen wollten.
Jetzt habe ich das Kochbuch meiner Oma von 1934 gefunden und da koche ich mich nach guter alter deutscher Art durch. Sehr aufwendig und sehr lecker! Seit ich jetzt die AD´s nehme habe ich unendlichen Appetit und denke eigentlich nur noch ans Essen. Das gehaltvolle Kochen trägt noch seinen Rest dazu bei! Hoffe der Hunger wird sich bald regeln, denn leider ess ich gerade oft darüber und das plagt mich dann ziemlich.
Auch Backen gehört zu meinen Genuss, durch das Backen und Kochen habe ich das Gefühl das ich was gefunden habe in dem ich gut bin, das hilft mir wenn andere mein Essen loben.
Wenn man es so sieht, hat die Krankheit hierbei auch ihr gutes, ich habe nun entdeckt das Kochen auch Spaß machen kann
lae
Beiträge: 188
Registriert: 14. Feb 2012, 12:37

Re: "Essen und trinken hält Leib und Seele zusammen"

Beitrag von lae »

Hallo,
danke an alle, die mir geantwortet haben und Danke vor allem, dass ihr die Qualität dessen was man isst noch mal betont habt. Durch eigene "Verträglichkeitsversuche" hat sich für mich eine eiweißreiche Mischkost aus guten Zutaten als am geeignetsten erwiesen. Leider koche ich nicht gern, also muss ich mich oft zwingen zu kochen, einfach aus dem Wissen heraus, dass ich das Essen brauche. Wenn ich zu schwach zum Kochen fühle, esse ich eine halbe bis eine Scheibe Brot, oder einen Joghurt mit Haferflocken, um erst mal die Kraft zum Kochen zu kriegen.Dann kommt die nächste Hürde: nach einigen Bissen signalisiert mir mein Körper, ich bin satt.
Weil ich aber weiß, dass dass unmöglich sein kann, esse ich langsam weiter. Etwas hilft es, zum Essen nicht zu trinken. Das füllt nur den Magen und eine halbe Stunde später habe ich wieder Hunger.Wobei ich manchmal das Gefühl habe, dass mein Körper etwas durcheinander bringt. Ich fühle Hunger oft nicht direkt als Hunger,sondern als Kraftlosigkeit,Gereiztheit, Weinerlichkeit usw. Ich werde zur "Diva" (Snickers-Werbung).
Manchmal kann ich das gute Essen aber, wie andere hier, einfach nur genießen. Schön, wenn dann auch noch Freude am Kochen und Backen hinzu kommt.
Für die, deren Körper anders reagiert - schade.
Macht Euch einen schönen Tag und verwöhnt Euch mit einem guten Essen!
laetitia
Antworten