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Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 17. Feb 2012, 18:39
von Icediamond
Hallo Ihr!
Habe eine ganze Weile nicht mehr geschrieben, nur ab und zu mal mitgelesen.
Ich habe es doch tatsächlich geschafft, meine Depressionen für ein paar Monate zu ignorieren.
Ob das nun gut oder schlecht ist, sei mal dahin gestellt.

Aber jetzt versucht sie wieder "auszubrechen". Ich weiß nicht, ob ich das richtig ausdrücken kann, aber es kommt mir so vor, als ob sie zur Tür hinein möchte und ich die Tür versuche zuzuhalten.
Vielleicht kennt der ein oder andere dieses Gefühl.
Ich bin aber auch zu blöde. Ich habe mal wieder zu viel gearbeitet und mir auch nicht wirklich Auszeiten gegönnt.
Ich verfalle immer wieder in mein altes Verhaltensmuster.
Die übliche Powerfrau, die alles ganz toll hinbekommt, auch wenn ich mich dabei selbst übertreffe.
Wie doof muß man sein. Ich lerne auch nicht daraus.
Ihr merkt sicherlich, wie ich mich über mich selbst ärgere.

Mein Körper sendet schon wieder eindeutige Signale.Die Scheiß Migräne ist wieder da und ich habe Rückenschmerzen.

Heute beim Autofahren habe ich mich seit einiger Zeit mal wieder erwischt. Ich rutsche in eine andere Welt, sehe und höre nichts mehr. Das kann so gefährlich werden.
Das ist genau das, was ich nicht mehr wollte....

Kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich lerne besser auf die Signale zu achten, bevor ich wieder zu tief falle?

Ich werde wahrscheinlich auch meinen Arbeitsplatz in nächster Zeit verlieren. Aua. Manchmal fühle ich mich so machtlos.
Viele liebe Grüße
die traurige

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 17. Feb 2012, 20:10
von Zarra
Hallo Icediamond,

einen Tip hast Du ja selbst schon genannt: Auszeiten. Vielleicht kombiniert mit einem bewußten Rückblick; vielleicht ein Saunaabend oder zwei Stunden mit schöner Musik oder ein langer Spaziergang (oder was Dir da sonst so einfällt oder gut tut) in bewußt gewähltem, regelmäßigem Abstand (wie Du es brauchst: wöchentlich, zweiwöchentlich, in besseren Zeiten reicht es vielleicht auch monatlich?) mit vielleicht einem "abscannenden" Rückblick am Ende, wie die Zeit lief und ob Dir kritische Augenblicke oder Punkte einfallen und welche "Abhilfen" oder Verhaltensalternativen Dir in den Sinn kommen; vielleicht mit Aufschreiben - das kann hilfreich sein, weil man auch darauf zurückgreifen kann, wenn man sich nicht mehr daran erinnert, und man kann die Punkte auch besser "greifen". Vielleicht auch eine Liste mit eher "leisen" Signalen, Signalen, die keine Vorwarnung sein müssen, es aber sein können.

Alles Gute, Zarra

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 19. Feb 2012, 00:49
von pero
Hallo Icediamond,

>Kann mir jemand einen Tipp geben, wie ich lerne besser auf die Signale zu achten, bevor ich wieder zu tief falle?

Achtsamkeit. Das ist nichts was automatisch funktioniert, das muss man wirklich einüben. Ich habe mir in meinem Computer einen immer wiederkehrenden Termin eingestellt.
Wie geht es Dir?
Achtest Du auf Dich selbst?

Mir hat das geholfen mich zu erinnern, das brauche ich jetzt nicht mehr so häufig.

>Ich werde wahrscheinlich auch meinen Arbeitsplatz in nächster Zeit verlieren. Aua. Manchmal fühle ich mich so machtlos.

Jup. Kenne ich.
Ich kann meinen alten Job wahrscheinlich nicht mehr machen. Ist ein Scheissgefühl, aber das kann man nur akzeptieren. Auch wenn es einem nicht gefällt, man kann es nicht ändern. Mit einem gebrochenem Bein kann man auch nicht rennen. Eine Depression ist ebenfalls eine Krankheit an der man keine Schuld trägt.

Und ja, Du bist machtlos.
Du kannst das Leben nicht ändern, bist auch nicht dafür verantwortlich wenn Du Deinen Job nicht mehr ausfüllen kannst. Auch das kann man zwar hassen, aber nicht ändern. Es ist aber auch eine Illusion zu glauben das dein Job ohne Deine Krankheit sicher wäre.
Es ist heute nicht ungewöhnlich das Firmen übernommen werden oder ganze Abteilungen geschlossen werden. Auch dann würdest Du Deinen Job verlieren ohne das Du daran etwas ändern kannst.
Wäre es da nicht einfacher zu akzeptieren das der Job nur ein vorübergehender Zustand ist?

Was wäre für Dich ein besserer Sinnspruch?
Sie war immer fleissig.
oder:
Sie hat ihr Leben so genommen wie es kam und das beste daraus gemacht.

lg
pero

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 19. Feb 2012, 17:29
von Icediamond
Hallo Zarra,
hallo Paco,

vielen Dank für Eure Antworten.
Es tut mir immer sehr gut mich mit anderen Leuten auszutauschen. Ich fühle mich dann gut aufgehoben und nicht allein

Ich werde versuchen Eure Tipps zu beherzigen. Ich muß mir einfach vor Augen halten, daß ich krank geworden bin,
weil ich nicht auf die Signale meiner Seele und meines Körpers geachtet habe und immer über meine Grenzen hinaus funktioniert habe.

Es fällt mir immer noch sehr schwer das "neue Ich" zu akzeptieren.

Frau Rossi hat mir einmal geschrieben, daß ich sicherlich besser zu recht kommen werde, wenn ich mich jetzt so akzeptiere wie ich bin.

Sie hat vollkommen Recht. Aber wie soll ich das machen?
Ich habe so viel Verantwortung und möchte gar nicht anders sein.
Viele Leute in meinem Umkreis sind überrascht.
Sie wundern sich, weil ich jetzt nicht mehr so viel verkrafte und nicht mehr so strahlend durch die Gegend laufe und versuche die Welt zu retten.

Ich bin ein anderer Mensch geworden. Manchmal habe ich das Gefühl, ich würde am Leben zerbrechen.
Bringe ich mich selbst zum Ursprung der Krankheit zurück, wenn ich versuche sie zu ignorieren?
Dann bin ich doch nicht wirklich schlau genug damit umzugehen, oder?
Ich fühle mich ganz mickrig klein....
Liebe Grüße

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 19. Feb 2012, 20:00
von Zarra
Hallo Icediamond,

... manchmal/meist muß man sich ja auch nicht komplett ändern. Meist hat es schon eine ganz gute oder im Verhältnis sogar "große" Wirkung, wenn man in bestimmten Bereichen etwas mehr oder etwas weniger ...

Schau mal "einfach" etwas mehr nach Dir und Deinen Bedürfnissen ...; vielleicht wäre das ja ein ganz guter "Ansatz"?

LG, Zarra

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 20. Feb 2012, 11:03
von Spongbob
Hallo Icediamond,

ich habe es noch nicht geschafft die Depression zu ignorieren! Ich hätte auch zu große Angst davor, was dann passiert. Die Krankheit hat mich aus meinem bisherigen Leben einfach rausgerissen und ich hoffe immer noch wieder da weitermachen zu können wo ich damals aufgehört habe. Die Hoffnung ist umso größer, desto besser es mir geht. Auch wenn ich weiß, dass es wahrscheinlich gar nicht so gut ist, an diesem Punkt einfach wieder anzuknüpfen, hat er mich nicht damals in die Krankheit reingebracht? Macht mich die Krankheit jetzt stärker oder schwächer? Im Moment fühle ich mich schwächer als vorher, aber ich bin bis jetzt aus jeder Krankheit gestärkt wieder rausgegangen, sei es die Lungenentzündung vor 3 Jahren oder die Masern! Na ja, ich weiß eigentlich gar nicht mehr was ich eigentlich sagen wollte!

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 20. Feb 2012, 12:51
von lae
Hallo Icediamond,
habe 39 Jahre lang versucht die Krankheit zu ignorieren, in der Hoffnung, wenn ich mich "normal" verhalte, werde ich auch "normal" - hat nicht geklappt. Was am Ende übrig bleibt:
achtsamer Umgang mit Dir und eventuell Medikamente.
Ich wünsch Dir für Deinen Weg viel Glück.
laetitia

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 20. Feb 2012, 18:32
von Icediamond
Hi!
Habe mich sehr über Eure Antworten gefreut. Dankeschön!
Ich werde auf jeden Fall versuchen mehr auf mich zu achten und in mich hineinzuhören.
Das vergisst man manchmal doch ganz schnell.
Wenn man es genau nimmt, ist es nicht gut die Krankheit zu ignorieren...damit fahre ich für eine bestimmte Zeit ganz gut, aber dann kommt vielleicht der große Knall.
Das kann ich nicht gebrauchen und meiner Familie möchte ich es auch nicht antun...

Es ist nur total blöd, wenn man wie ein alter Esel immer die gleichen Pfade entlang trampelt und immer wieder über dieselben Steine stolpert,irgendwie idiotisch.

Viele Grüße

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 21. Feb 2012, 03:52
von mentexi10
Hallo Icediamond,

den Versuch, die Krankheit zu ignorieren, hab' ich auch schon mehrmals unternommen. Ich hab's nocht nicht so ganz geschafft, aber ich kann dem Plan schon was Positives abgewinnen.
Es gibt ja zwei Arten wie man die Krankheit ignorieren kann. Einmal koennen wir "einfach so weitermachen wie bisher". Hiervon halte ich wenig und es sieht so aus, als ob's bei dir auch nicht so richtig geklappt hat. Aber vielleicht gibt's noch einen zweiten Weg, wie man die Krankheit ignorieren kann/sollte: wenn's mir mal wieder so richtig dreckig geht, hab' ich ja einfach Bock auf gar nichts - nicht auf Freunde, auf ein gutes Buch, auf Sport oder auf einen schoenen Abend mit meiner Frau. Aber vielleicht, waer's ganz gut, in solchen Situationen einfach mal die Krankheit zu ignorieren. Denn diese Dinge, auf die ich kein Bock habe, sind ja Alles Dinge, die mir eigentlich gut tun. Und dann waer's ja gar nicht so schlecht, einfach mal die Krankheit auszublenden und beiseite zu schieben. Wenn ich das schaffe, dann geht's mir nacher eigentlich immer besser.
Ich denke, dass man dieser zweiten Art und Weise die Krankheit zu ignorieren schon etwas abgewinnen kann. Oder was meint ihr?

Re: Die Krankheit einfach ignorieren.....

Verfasst: 22. Feb 2012, 16:10
von Icediamond
Hallo mentexi!

Ich denke, daß es schon ein guter Weg ist , wenn ich die Krankheit auf dem zweiten Weg ignorieren könnte!
Wenn das so einfach wäre...

Ich versuche mich schon aufzuraffen. Eigentlich mache ich es nur für meine Tochter. Ich muß aber auch sagen, daß ich viele liebe Menschen in meiner Umgebung habe, die meine Probleme kennen und mich dann an die Hand nehmen möchten.
Manchmal kann ich das gut zulassen, manchmal aber auch nicht. Ich mache dann immer einen großen Sprung über meinen eigenen Schatten. Eigentlich bin ich immer diejenige, die anderen hilft und sich dann in der umgekehrten Situation zu sehen fällt mir nicht leicht.

Es hat ewig gedauert, bis ich endlich mal kapiert hatte, daß ich auch mal Hilfe in Anspruch nehmen muß und kann. Aber da bin ich hier sicherlich nicht allein

Im Grunde genommen ist die Depression für den Allerwertesten. Der einzige Vorteil ist, das sie mich immer wieder bremst und mir sagt, wann ich mal wieder zu viel gemacht habe. Sie kommt mir vor wie ein stiller Beobachter in meinem Leben und schreitet ein, wenn alles zu dolle ist. Aber haben möchte ich sie eigentlich nicht.

Ich glaube, ich stelle sie zum Sofort-Kauf für 1 Euro bei Ebay rein. Cool : Mittelschwere Depression für 1 Münze ohne Versandkosten

Viele liebe Grüße
sendet Euch