wie lange geht es abwärts?

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Vaf-2Gal
Beiträge: 134
Registriert: 18. Dez 2011, 12:21

wie lange geht es abwärts?

Beitrag von Vaf-2Gal »

Hallo liebe Forianer und -innen,

ich kämpfe gerade damit, dass ich den Eindruck habe, ich hab die Talsohle noch nicht erreicht, es geht immer noch abwärts.

Gestern morgen war ich relativ gut drauf und hab beschlossen, kurz fürs Wochenende einzukaufen und anschließend eine kurze Einheit im Fitness-Studio zu machen.
Als ich zum Einkaufsmarkt kam, kam zur selben Zeit ein Bus mit Kindern von der Behinderteneinrichtung, an der ich arbeite.
Eine Mitarbeiterin kam kurz her. Sie hatte Verständnis, dass ich nicht drüber reden mochte, wie es mir geht. Ich hab dann meinen Einkauf durchgezogen, hab nur immer wieder die Kinder gehört, aber nicht mehr getroffen.

Trotzdem war ich hinterher psychisch total am Ende, habs gerade noch nach Hause geschafft. Seither geht es mir schlechter als vorher.

Für Montag habe ich (auf meine Initiative hin) einen Termin mit meinem Chef, um Kassenschlüssel usw. zu übergeben, weil ich ja länger ausfallen werde. Er hat mich per Mail gefragt, ob ich eine Aufstellung meiner Aufgaben machen könnte, damit er die Aufgaben verteilen kann. Fand ich gut, dachte, es ist ja auch eine Möglichkeit, darzustellen, was ich alles am Hals hatte. Aber nun sieht es so aus, als würde ich es nicht hinbringen. Schon beim Gedanken, die Aufstellung zu machen, zieht sich in mir alles zusammen. Und meine Konzentrationsspanne ist auch recht kurz.

Heute morgen kämpfe ich an zwei Fronten:
Zum einen mit meiner momentanen Befindlichkeit, zum anderen mit der Beobachtung, wie es immer noch abwärts geht und was das längerfristig für mich heisst.

Musste ich grad mal loswerden.

Danke, dass ihr da seid!

LG
Lächeln
slabon2006
Beiträge: 3
Registriert: 28. Jan 2012, 11:12

Re: wie lange geht es abwärts?

Beitrag von slabon2006 »

hallo "lächeln" bist du noch da? ich wollte fragen, wieso du länger nicht arbeiten kannst und wieso dich das mit den kindern runter gezogen hat.
zu mir fällt mir dazu ein, dass ich vor kurzem einkaufen war und da ein kind bitterlich geweint hat, sicher aus irgendeinem unspektakulären grund, da hab ich doch tatsächlich angefangen auch zu weinen. ich dachte ich spinne. das war in einer phase in der ich mich aus meiner tablettendosis rauschleichen wollte, danach hab ich gleich wieder angefangen. ich finde nur es tritt keine große besserung ein oder erwarte ich zu viel. nehm die dinger schon über 2 jahre(citalopram 30mg).
l.g.
Vaf-2Gal
Beiträge: 134
Registriert: 18. Dez 2011, 12:21

Re: wie lange geht es abwärts?

Beitrag von Vaf-2Gal »

Hallo Bine,

ich leide schon länger an einer Depression, war im Dezember krankgeschrieben, hab dann wieder einige Wochen gearbeitet. Aber jetzt schaff ich den Arbeitsalltag nicht mehr.
Ich warte auf eine Psychotherapie, bin auf der Suche auf einen Klinikplatz usw.

Warum genau mich die Kinder runtergezogen haben, weiss ich auch nicht so recht. Da kann es verschiedene Gründe geben: z.B. es fällt mir schwer, krankgeschrieben zu sein, ohne dass man mir die Krankheit ansieht. Oder es fällt mir schwer, nicht dazuzugehören. oder .....
Da wäre es halt gut, einen Therapieplatz zu haben und solche Themen bearbeiten könnte.

Komischerweise kann ich schon länger nicht mehr weinen. Ich bin abgrundtief traurig, habe aber keine Tränen.

Aber als ich mich vor einigen Wochen hier angemeldet habe, habe ich bewusst einen "positiven" nick gewählt.

LG
Lächeln
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: wie lange geht es abwärts?

Beitrag von rosecottage »

Hallo Lächeln,

Was du beschreibst, kenne ich sehr gut. Es hilft nichts zu fragen, wie weit man es noch runter geht... wir können ja alle nicht in die Zukunft sehen.

Aus meiner langjährigen Erfahrung im Umgang mit der Depression kann ich dir sagen, dass gaz gewiss auch wieder eine Hochphase kommt.

Konzentriere dich auf die Dinge, die gut laufen (du hast es geschafft einkaufen zu gehen!) und mach' dir bewusst, dass auch in dieser Tiefphase nicht alles negativ ist.
Schreibe dir auf, was gut ist und verlagere deinen Fokus mehr darauf.

Für die Aufstellung deiner Aufgaben im Job:
du solltest dir die Aufstellung in kleine Schritte unterteilen. Wenn du alles auf einmal aufschreibst, kann es dich überfordern.
Wie wäre es, wenn du heute eine Tabelle anlegst mit Überpunkten zu den Aufgabenbereichen, z.B. Betreuung, Pflege, Spiel (was auch immer für Bereiche in Frage kommen in der Einrichtung) und im Laufe dieses Wochenendes immer mal 2-3 Punkte einträgst - so wächst die Tabelle langsam umd stetig und ohne Druck alles auf einmal aufschreiben und strukturieren zu müssen.
Ich habe auch mit Behinderten Menschen gearbeitet und das sind viele Aufgaben, die da zusammenkommen - lass dir Zeit beim Schreiben.

Liebe Grüße
mosaic
PerryRhodan
Beiträge: 329
Registriert: 9. Apr 2011, 14:14
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Re: wie lange geht es abwärts?

Beitrag von PerryRhodan »

Hallo Lächeln,

> ich kämpfe gerade damit, dass ich den Eindruck habe, ich hab die Talsohle noch nicht erreicht, es geht immer noch abwärts.
Woher weis ich denn, dass mein Eindruck mich nicht täuscht? Vielleicht weil ich mich immer noch so fühle, als wäre alles falsch und nichts richtig?

> Gestern morgen war ich relativ gut drauf und hab beschlossen, kurz fürs Wochenende einzukaufen und anschließend eine kurze Einheit im Fitness-Studio zu machen.
Für wen habe ich das gemscht. Für mich oder für andere?

> Als ich zum Einkaufsmarkt kam, kam zur selben Zeit ein Bus mit Kindern von der Behinderteneinrichtung, an der ich arbeite. Eine Mitarbeiterin kam kurz her. Sie hatte Verständnis, dass ich nicht drüber reden mochte, wie es mir geht.> Trotzdem war ich hinterher psychisch total am Ende, habs gerade noch nach Hause geschafft. Seither geht es mir schlechter als vorher.
Magst du deine Arbeit und die Kinder? Bestimmt magst du die Kinder und fühlst für dich sie im Stich zu lassen. Es gibt zwar noch andere Kollegen, die müssen jetzt aber die Arbeit erledigen, die du zuvor gemacht hast. Das sind Sorgen, die mich belasten würden. Doch jetzt geht es um micht und ich muss mich erst um mich kümmern. Erst dann habe ich wieder Platz für andere. Ich muss besser lerenen auf mich zu achten, sonst wird das nichts...

> Für Montag habe ich (auf meine Initiative hin) einen Termin mit meinem Chef, um Kassenschlüssel usw. zu übergeben, weil ich ja länger ausfallen werde. Er hat mich per Mail gefragt, ob ich eine Aufstellung meiner Aufgaben machen könnte, damit er die Aufgaben verteilen kann. Fand ich gut, dachte, es ist ja auch eine Möglichkeit, darzustellen, was ich alles am Hals hatte. Aber nun sieht es so aus, als würde ich es nicht hinbringen. Schon beim Gedanken, die Aufstellung zu machen, zieht sich in mir alles zusammen. Und meine Konzentrationsspanne ist auch recht kurz.
So ich kann aber nicht. Ich habe bei meinem letzten Job auch daran gedacht, wie kommen die anderen damit klar. Wissen die was sie zu tun haben. Mein Chef hat ja von allem nichts mitbekommen, wie ich mich aufgeopfert habe. Wie ich es allen geracht gemacht habe und was alles an Aufgaben erledigen musst, weil es sonst niemand gemacht hätte oder es hätte können.
Doch muss ich das? Nein, ich bin nicht der Chef und es ist dessen Aufgabe das zu regeln. Er muss doch auch wissen was ich die ganze Zeit getan und geleistet habe. Was alles droht liegen zu bleiben und aufgeschoben würde. Muss ich micht immer anbieten? Heute weis ich das ich das nicht muss. Ich muss aufhören unasgesprochene Erwartungen im voraus zu erfüllen. Ich muss aufhören alles da zu sehen, was die anderen übersehen würden. Ich weis zwar noch nicht wie und wie ich die VErantwortung, die ich auf meinen Schultern liegen fühle. ICh muss lernen diese Verantwortung abgeben zu können. Das ist nciht einfach und macht mir Sorgen. Und jetzt wo ich kaum noch was leisten und ertragen kann, fühle ich mich als Belastung für die anderen. Das zu denken ist aber nicht richtig. Und jetzt bin ich in erster Linie für mich verantwortlich. Ich muss Nein sagen lernen.
Ich würde heute meinem Chef sagen: "Ich kann nicht. Sie müssen alleine zurecht kommen." ODer ich schreibe ihm im diesen Satz. Ich muss mich anderen nicht mehr erklären. Wenn mein Chef jetzt nciht erkennt, was ich bisher geleistet habe, so wird es sich jetzt auch nicht mehr ändern. ICh bin ausgefallen, das war nicht alleine meine Schuld. Mein Arbeitgeber trägt dazu auch mit die Verantwortung. Er muss erkennen, was seine Mitarbeitter leisten und muss Stop sagen, wenn eine(r) droht sich zu übernehmen und damit auszufallen. Ich bin erstmal raus!

> Heute morgen kämpfe ich an zwei Fronten:>Zum einen mit meiner momentanen Befindlichkeit, zum anderen mit der Beobachtung, wie es immer noch abwärts geht und was das längerfristig für mich heisst.
Es geht aber nicht in erster Linie darum, was es längerfristig heisst. Sondern darum das ich heute und vielleicht noch morgen für mich Sorge. Wenn etwas unbedingt heute erledigt werden muss, wenn es mir schaden würde es später zu erledigen, wie z.B. eine ablaufende Frist einzuhalten, das versuche ich das zu erledigen. Vielleicht kann ich mir auch Hilfe dafür holen. Ich brauche evtl. jemanden, der/ die mir sagt was wichtig ist und was noch liegen bleiben kann.
Ich muss lernen alles in kleine Schritte aufzuteilen. Ich versuche den ersten kleinen Schritt zu machen. Es sind meine Schritte und ich tue es für mich, nciht für die anderen. Die nächsten Schritte nehme ich später vor und versuche mir keine Gedanken zu machen, ob ich diese auch noch schaffe. Vielleicht hilft eine kleine Pause. Dann kann ich den nächsten Schritt versuchen...

Gruss,
PR
--

"Wozu ist das?" "Das ist blaues Licht." "Und was macht es?" "Es leuchtet blau."
Vaf-2Gal
Beiträge: 134
Registriert: 18. Dez 2011, 12:21

Re: wie lange geht es abwärts?

Beitrag von Vaf-2Gal »

puh, mosaic und Perry,

ihr habt ja sooooooo recht. Und irgendwo in meinem Verstand gibt es einen Winkel, der mir das auch sagt, aber diese Stimme ist gerade sehr leise. Da tut es gut, wenn man es geschrieben bekommt.

Das Fitness-Studio war das, wozu ich Lust hatte und der Einkauf das, was gestern wichtig war. Ja und ich kann ja auch sagen, immerhin habe ich den Einkauf nicht abgebrochen und bin "geflüchtet", sondern habe den Einkauf fertiggemacht.

Und ja, wenn ich die Aufstellung nicht schaffe, dann schaffe ich sie eben nicht. Da muss mein Chef dann durch, das sehe ich auch so.

Was eben grad nicht zusammenpasst, sind die Tasachen und meine emtionalen Reaktionen darauf. Aber das ist halt so, wenn man eine Depression hat.

LG
Lächeln
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