Seite 1 von 1

Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 14. Jan 2012, 06:48
von Lil
Ich will auf keinen Fall, das irgendjemand merkt, dass es mir schlecht geht!
Ich hab in der Vergangenheit einfach allen schon viel zu viel zugemutet.
Aber ich weiß langsam nicht mehr wie ich es verheimlichen soll.
Ich schlafe kaum noch.
Irgendwie ist das mein größtes Problem, dass ich immer müde bin.
Ich habe die ganze Nacht nicht geschlafen und jetzt wird es bald hell.
Wie soll ich so einen normalen Tagesablauf auf die Reihe kriegen, so dass die ganzen anderen Menschen, denke ich hätte einen normalen Tagesablauf - irgendwann am Tag werde ich dann ja wieder schlafen...

Und wie soll ich es jemals schaffen, nicht ständig irgendwelche Dinge zu machen, die schlecht für mich sind?

Und wie soll ich überhaupt irgendwas schaffen, wenn mir im Grunde alles vollkommen egal ist...

aber es sollte mir wohl nicht alles vollkommen egal sein ...
ist es aber leider - mitterlweile.

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 14. Jan 2012, 07:32
von BigLebowski
Hi,

auch ich bin schon wieder länger wach und kenne diese nervigen Schlafprobleme nur zu gut. Aber mit den entsprechenden Medikamenten kann ich zumindest mal wieder für einige Stunden halbwegs schlafen.

Hast du denn einen Psychiater/Arzt, welcher dir in dieser Hinsicht helfen kann? Denn meiner Meinung nach ist diese Problematik ansonsten nur sehr schwer in den Griff zu bekommen.

"Ich will auf keinen Fall, das irgendjemand merkt, dass es mir schlecht geht!
Ich hab in der Vergangenheit einfach allen schon viel zu viel zugemutet."

Das kann ich auch bis zu einem gewissen Maß Nachvollziehen. Aber die Frage ist doch, wollen wir uns selbst noch mehr schaden, indem wir die Probleme in uns hineinfressen und enorm viel Energie darauf verwenden, die von uns erwünschte "Außendarstellung" aufrecht zu erhalten?

Ich für mich sehe das nicht mehr ein, da es halt zu viel Energie kostet. Da gehe ich doch lieber sehr offen mit den Dingen um und verwende dann etwas mehr Energie darauf, meine Probleme genauer zu erklären.

Kann zwar auch recht nervig sein, aber wenigstens geht es mir dann besser. Wohingegen es mir nach einer "erfolgreichen Vertuschungsaktion (z.B. nicht geschlafen weil......halt ne Ausrede)" nicht besser geht.

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 14. Jan 2012, 15:06
von Rudi-Reiter
Hallo Lil

Du schreibst:

Ich will auf keinen Fall, das irgendjemand merkt, dass es mir
schlecht geht!
Ich hab in der Vergangenheit einfach allen schon viel zu viel
zugemutet.
Aber ich weiß langsam nicht mehr wie ich es verheimlichen soll.


Du unterschätzt Deine Mitmenschen fürchte ich, die Leute,
denen Du wichtig bist werden spüren, dass es Dir nicht gut geht
und enttäuscht, dass Du es vor ihnen verheimlichen willst.

Allen hast Du zuviel zugemutet, aber vor allem Dir selbst immer
wieder und willst nicht aufhören Dich zu überfordern.

Warum willst Du ständig Dinge tun, die nicht gut für Dich sind,
was treibt Dich dazu?

Ist Dir wirklich alles vollkommen egal, oder ist da noch etwas,
das wichtig für Dich ist? Wichtig für Dich, nicht für Andere!

Machst Du Therapie?


LG
Rudi

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 14. Jan 2012, 15:39
von rosecottage
Hallo Lil,

Ich schließe mich Rudi an und möchte noch ergänzen:

Es wird dich sehr viel Energie kosten, ständig so zu tun, als sei alles normal.

Diese Energie fehlt dir dann beim Lösen deiner Probleme, was zur Folge hat, dass deine Depression nicht besser wird.

Im Beruf z.B. kann es manchmal hilfreich sein, wenn man nicht zeigt wie es in einem drin aussieht - aber auch nicht bis man umfällt.

Du solltest es dir wert sein, deine Erkrankung ernst zu nehmen.

Alles Gute
mosaic

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 14. Jan 2012, 18:42
von wütend
>>Und wie soll ich es jemals schaffen, nicht ständig irgendwelche Dinge zu machen, die schlecht für mich sind?<<

He Lil, wie wäre es mit der Bearbeitung dieses Themas in einer guten Psychotherapie?

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 14. Jan 2012, 19:56
von bibo
Hallo Lil,

ich kann Deine Gefühle ja so gut nachvollziehen.
Ich schlafe auch richtig schlecht, bzw. habe schwere Einschlafstörungen.
Auch ich habe lange Zeit versucht meinen Zustand vor anderen zu verheimlichen. Ist mir nicht gelungen, da mich das so viel Kraft gekostet hat, dass ich total zusammengebrochen bin.
Durch eine Psychotherapie habe ich gelernt mich so anzunehmen wie ich bin, d.h.allerdings nicht, dass ich jetzt in allen Lebenssituationen geschützt bin, aber ich verwende nicht mehr so viel Kraft und Energie auf, um meinen Zustand zu verbergen.
Es hat bei mir lange gedauert bis ich mir das zugestehen konnte, aber es hilft mir.

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 15. Jan 2012, 19:11
von Phy
Liebe Lil,

ich kann Dich wirklich gut verstehen. Nicht schlafen zu können ist furchtbar, das kenne ich leider nur zu gut... Ich verstecke meine Depressionen auch vor den meisten Menschen. Diejenigen, denen gegenüber ich mich geöffnet habe, waren sehr überrascht, da sie es nicht gedacht/gemerkt haben, dass es mir schlecht geht. Ich kann mittlerweile ganz gut damit umgehen, dass es einige wenige mir sehr nahe stehende Menschen wissen und ich vor den anderen auch noch ein Stück Normalität aufrechterhalten kann (auch wenn das natürlich extrem anstrengend ist). Aber und da muss ich den anderen beipflichten: Deine Freunde und/oder Familie sind bestimmt gern für Dich da und Du solltest diese wirklich nicht unterschätzen. Vielleicht hilft es Dir wenn Du Dich ersteinmal einer Person anvertraust.
Und Du solltest auch über eine Therapie nachdenken, falls Du noch nicht in Behandlung bist.
Viele Grüße
Polyhymnia

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 16. Jan 2012, 01:05
von Zarra
Hallo Lil,

wer nicht schläft, kriegt auch keinen ordentlichen Tagesablauf hin -- so "einfach" ist das meiner Erfahrung nach. (Und wir wissen beide, daß wir nicht von einer Nacht sprechen.)

Wirklich zu verbergen geht das auf Dauer auch nicht. Auch so löblich es ist, andere nicht belasten zu wollen. - Andererseits belastet diese oftmals ein unbestimmtes Gefühl mehr als konkretes Wissen (Schlafstörungen z.B.).

Manchmal helfen halt leider nur Medikamente ... Ich war dann allerdings so erleichtert, als sie wirkten, und möchte das auch nicht missen, denn nicht schlafen zu können ist mit das Schlimmste, was einem passieren kann.

Wie geht's Dir inzwischen?

Zarra

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 16. Jan 2012, 01:46
von Lil
Hallo,

danke für die ganzen Antworten.
Auch wenn ich jetzt irgendwie ein total schlechtes Gewissen hab, dass mir so viel Leute geschrieben haben. Ich weiß auch nicht warum, scheinbar bin ich irgendwie nie mit irgendwas zufrieden. :-s

Also zu den ganzen Fragen zu Therapie etc.: Nein, ich mache ich keine Therapie.


>>Warum willst Du ständig Dinge tun, die nicht gut für Dich sind,
was treibt Dich dazu?<<
Ich weiß nicht. Das läuft eher automatisch ab. Und irgendwie wird mir erst hinterher klar, dass die Sachen ja eigentlich schädlich sind. Bzw. jetzt auch schon vorher, seit ich das quasi "durchschaut" haben. Ich mache das, weil es sich irgendwie gut und richtig anfühlt in dem Moment.

>>Wie geht's Dir inzwischen?<<

Also am liebsten will ich die ganze Zeit einfach allein sein und meine Ruhe haben. Aber dann denke ich halt, wieder dass das zu auffällig ist. Außerdem denke ich solange ich es noch schaffe, dass keine merkt, wie schlecht es mir geht, dann kann es mir ja auch nicht so schlecht gehen.
Vielleicht könnte ich irgendwann später jemanden davon erzählen, aber jetzt krieg ich das gerade wirklich nicht hin.
Momentan geht es mir besser. Auch weil Wochenende war und ich mich da nicht so unter Druck gesetzt fühle.

Re: Ich will nicht das jemand merkt, dass es mir schlecht geht.

Verfasst: 17. Jan 2012, 17:26
von Tesora
Hallo zusammen,

kenne das auch sehr gut und dieser Modus hat bei den letzten depressiven Phasen auch sehr gut funktioniert. Dieses Mal stelle ich fest, wie viel Kraft es mich kostet mich zu verstellen und dass es zeitweise kaum möglich ist. Tagsüber in der Arbeit funktioniert es noch ganz gut (abgesehen von den Grübeleien, kleinen Tiefs), aber zuhause breche ich innerlich immer total ein. Nur wenn ich abgelenkt bin, geht es mir ein wenig besser. Aber das ist doch auch nicht der Sinn oder? Ich muss doch die schlechten Gefühle ein Stück weit zulassen? Ist sehr schwierig, dass ich mich dann nicht noch mehr in den Depri Sog "hineinsteigere".

Habe dieses Mal auch meinen Freund erklärt, dass es mir momentan einfach nicht gut geht und ich stressbedingt psychisch etwas labil bin. Es hat mir ein bißchen Last genommen, aber die schlechten Gefühle/Ängste sind immer noch sehr dominant. Kann verstehen, dass man die Fassade aufrecht erhält, um nicht komplett zusammenzubrechen. Das war auch immer mein "Ansporn".

Hoffe, dass ich bald einen Therapieplatz habe und die Medis mir wieder mehr Selbstvertrauen geben, um mit den schlechten Tagen besser umzugehen.

Viele Grüße
tesora