Warum werden wir depressiv und warum gerade wir ?

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niederländer

Warum werden wir depressiv und warum gerade wir ?

Beitrag von niederländer »

Hallo liebe Foristen,

Vielleicht sind es naive fragen die ich da stelle oder sind sie trotzdem berechtigt ?
Mit sicherheit kann ich sagen das ich meine Depressionen bis auf den Boden erforscht habe.Vor allem wegen meine Ausbildung in der Psychiatrie und die viele Möglichkeiten die es mittleweilen gibt eine Therapieform zu wählen.

Das Leben ist zu kostbar und es ist nicht immer notwendig um unnötig zu leiden.
Wenn eine Depression nicht organisch bedingt ist, ist sie gut zu behandeln und so viel länger stabil zu bleiben.
Angelerntes Verhalten kann auch wieder "abgelernt" werden und man kann sich stattdessen neue Verhaltensstrategien zueignen.
Darum hat das Finden eines guten Therapeuten soviel priorität. Therapieren heißt: arbeiten auf Vertrauensbasis.


Was oft vergessen wird ist dass die Angehörigen der Depressive auch mitleiden.
Ich habe das mit meine Frau erlebt. Ich habe zugeschaut wie auch sie sich herumquälte. Ich habe gesehen wie sie jedes mal Ausreden erfand, wenn z.B. eine Feierlichkeit war.
Und, wie sie abends noch lange neben mich lag und auch grübelte was sich da wohl für emotiosloses und regungsloses Geschöpf an ihrer Seite lag.
Damit ist Depression eine Familienkrankheit.

Die Ursachen eine Depression sind vielfältig:
-Vieles sprecht dafür, das die Depression eine Krankheit der Neuzeit ist.
-Die Belastung in unserer modernen Gesellschaft wird immer höher, hinzu kommen Sorgen vor Arbeitslosigkeit, Stress im Beruf, ein verändertes Familienleben und sogar stress in der Freizeit sind sicher Faktoren, die eine Depression auslösen können.
Hinzu kommt EIN IMMER WEITER STEIGENDE KONSUM VON ALKOHOL, NIKOTIN, MEDIKAMENTEN ODER ANDERE SUCHTMITTEL, die die Psyche verändern können.

Weiterhin sind als Ursachen zu berücksichtigen:
-Verlust oder Verlustängste
-Störungen in der Kindheit
-Traumatische Faktoren
-Erbliche Veranlagung
-Körperlich Erkrankungen
-Biologische Faktoren.

Warum gerade wir depressiv werden, ist damit größtenteils beantwortet.

Alle ein schönes Wochenende,

Gruß,

Dutchy
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paco
Beiträge: 310
Registriert: 19. Jan 2011, 11:06

Re: Warum werden wir depressiv und warum gerade wir ?

Beitrag von paco »

Hallo Dutchy,

ich bin mir da gar nicht so sicher, dass die Depri eine Krankheit der Moderne ist. Früher waren die Leute „vom Teufel bessessen“, sind „geistig umnachtet“ ins Wasser gegangen. Vielleicht hat sich nur die Diagnostik verbessert und mehr Leute suchen Hilfe. Mir war noch vor 10 Jahren völlig unbekannt, dass ich mir bei Niedergeschlagenheit, pessimistischer Verstimmung (wo beginnt die Depri?) Rat bei verschiedenen Profis holen kann.

„Warum gerade wir depressiv werden, ist damit größtenteils beantwortet.“
Ich meine, da gibt es keine endgültige und allgemeingültige Antwort.

Für jeden persönlich relevanter finde ich die Frage, wie man rauskommt aus der Depri bzw soweit kommt, sich mit der Depri in einer Weise zu arrangieren, die ein lebenswertes Leben ermöglicht. Und da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Die Rahmenbedingungen des modernen Lebens, die Du zurecht aufzählst (Sorgen, Suchtmittel, …) werden wir als Individuen nicht beheben können, wir können dazu nur unseren individuellen Bezug finden, damit wir trotz dieser Faktoren ganz individuell ein möglichst qualitativ hochwertiges Leben führen können.

LG paco
rosecottage
Beiträge: 378
Registriert: 22. Dez 2011, 18:58

Re: Warum werden wir depressiv und warum gerade wir ?

Beitrag von rosecottage »

Hallo Dutchy,

Nur weil man in früheren Jahren den Begriff Depression noch nicht so eindeutig verwandte, heißt das nicht, dass es die Erkrankung noch nicht gab.

Meine Großmutter (Jahrgang 1913) hatte vermutlich eine Depression - ihr wurde vom Arzt jedoch lediglich eine Unpässlichkeit bescheinigt.

Wir haben heute sicher eine Menge Probleme zu bewältigen - eine Reihe davon hast du schon aufgeführt.

Aber wenn ich so an frühere Generationen denke, fallen mir Krieg, Kinderarbeit, wenig technischer Komfort - also viel Anstrengung, um den Alltag zu bewältigen und keine gute medizinische Versorung ein.
Ich bin ganz froh, dass ich heute lebe.

Wohin ist meine Großmutter mit ihrer Unpässlichkeit gegangen? Zum Psychotherapeuten? Bestimmt nicht...
Mit wem konnte sie darüber sprechen? Mit niemandem... Wer hat ihr geholfen, beigestanden? Ich weiß es nicht...

Übrigens sehe ich keinen zwangsläufigen Zusammenhang zwischen Depression und Drogenkonsum. Ich kenne Leute, die kiffen, regelmäßig trinken und Kette rauchen und keine Spur der Depression zeigen.

Ich habe in meinem 39-jährigen Leben noch keine einzige Zigarette geraucht, hatte nie den Drang zu Drogen zu greifen und trinke nie Alkohol - übrigens nehme ich auch keine Antidepressiva - dafür habe ich aber eine Essstörung.

Ich will sagen, die Entstehung und der Verlauf der Depression mit samt ihren Begleiterscheinungen sind so individuell wie die Menschen, die davon betroffen sind.

Die Frage nach dem warum und warum wir / ich bringt mich kein Stück weiter.

Die Frage nach dem woher schon eher, aber eigentlich geht meine Frage in Richtung WOHIN:

Was hilft mir jetzt und was hilft mir zukünftig?

Meistens habe ich bei zu vielen Warums das Gefühl zu stagnieren und genau das finde ich kontraproduktiv.

Eins weiß ich jedoch ganz genau: wir haben heute zahlreiche Möglichkeiten uns Hilfe zu holen und das ist ein klarer Fortschritt zu früher.

Alles Gute
mosaic
tomroerich
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Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
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Re: Warum werden wir depressiv und warum gerade wir ?

Beitrag von tomroerich »

... ganz zu schweigen von der Diagnose "Nervenzusammenbruch". Die wurde früher oft gestellt, bei meiner Mutter z.B.in den 50er Jahren.
Betroffene für Betroffene

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FrauRossi
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Registriert: 2. Jul 2011, 11:23

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Beitrag von FrauRossi »

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