Hoffnungslos (Teil3)

Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Hallo,


Xenia kann im Moment nur sehr eingeschraenkt am Internet teilnehmen. Um ihr es dennoch zu ermoeglichen und dabei das Ladezeitenproblem zu umgehen, widme ich ihr diesen Thread und hoffe auf das Verstaendnis des Boardmasters.


Alles Gute,


Faustus
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Lieber Faustus,
das ist echt nett, daß Du so an mich denkst. Vielleicht bedeutet dieser dritte Teil ja auch eine Veränderung in meinem Leben. Ich meine, vielleicht bringt der stat. Aufenthalt doch etwas Veränderung.

Also am nächsten Dienstag oder Mittwoch ist es dann soweit und ich verlasse die Freiheit für eine Zeit. Vielleicht hilft es mir, vielleicht auch nicht. Mal sehen. Ich werde natürlich alles dafür tun, daß ich gestärkt wieder zurück komme.

Tja, Ihr Lieben, ein kurzer Einschub: seitdem mein PC kaputt ist, habe ich erst gemerkt, daß ich Euch irgendwie vermisse. Das ist irgendwie seltsam, weil ich Euch noch nie gesehen habe, aber trotzdem.

Gestern mußte ich wegen einer neuen Krankmeldung und wegen der Krankenhauseinweisung nochmal zu meinem ambulanten PSychiater, dem ich lang und breit erzählt habe, daß ich keinen Bock auf Psychiatrie habe. Er meinte dazu, ich solle mich "hüten" lassen, wenn er mich mit nach Hause nähme, würde er sicherlich Ärger mit seiner Frau kriegen und alleine könne ich nicht mehr für mich sorgen. Für solche Antworten liebe ich ihn. Ich meine, wenn er so etwas in die Richtung sagt, dann fühle ich mich ernstgenommen und gemocht.

Unter einigem Geheule habe ich mich dann verabschiedet, aber nicht ohne zu versprechen, daß ich mal vorbeikomme, wenn mein Aufenthalt doch länger wird. Auch dafür mag ich ihn, für ihn bin ich halt nicht nur die Pat. xy, sondern ein wirklicher Mensch, zu dem man eine, wenn auch professionelle, Beziehung hat.

Nachmittags hatte ich dann in der Klinik meinen Termin bei meinem Krisentherapeuten, der dann auch auf Stat. mein Therapeut sein wird. Wir haben besprochen, wofür der Aufenthalt genutzt werden soll. Ich habe nämlich immer noch meine Zweifel, was mir eine stationäre Therapie bringen soll. Aber er hat Recht, es muß noch vieles neben der Traumaarbeit gemacht werden und er sieht meinen jetzigen Aufenthalt so, als ob die Zeit zwischen der letzten Entlassung (28.02.2003)und jetzt nur eine verlängerte Probeentlassung war, die leider nicht so richtig gut geklappt hat. Außerdem können wir jetzt an ganz anderen Baustellen ansetzen, ich muß mir keine neue Therapeutin suchen und die Arbeit ist auch einigermaßen geklärt. Aber dazu später. Insofern ist es vielleicht doch gut, wenn ich aufgenommen werde, who know's?

Vorerst ist der Aufenthalt auf vier bis sechs Wochen geplant. Was sich aber wohl noch verlängern kann, sie wollen jetzt nochmal überlegen, ob die ADs abgesetzt werden sollen, ob's noch andere gibt usw. Das wollen sie sich überlegen, wenn feststellen sollten, daß sich mein Befinden nicht bessert innerhalb der nächsten Wochen. Was soll ich dazu sagen??? Wenn nämlich die Medis verändert werden, kommen ruckzuck nochmal sechs bis zwölf Wochen Station auf mich zu, das haben sie schon andedeutet. Insgesamt wären das im schlimmsten Fall also vier Monate Psychiatrie. Das hört sich so grauenhaft für mich an. Vor allem jetzt wo es so heiß ist, und man die Fenster nachts nicht richtig aufmachen kann (tagsüber auch nicht). Gestern waren es hier 34 °C. Ist das nicht furchtbar??? Und dann wieder ein Zimmer teilen. Ich haaabe keinen Booock.

Zu meiner Arbeitsstelle:

mein Arzt hat gestern dort angerufen, um meiner Chefin zu erklären, wie es jetzt aussieht und so. Wie ich es mir schon gedacht habe, hat sie anscheinend einen hysterischen Anfall bekommen. Sie hat meinem Arzt erzählt, wieviel Arbeit liegengeblieben ist, daß sie nicht drei Gehälter zahlen kann und bla bla bla. Ab der 6. Krankheitswoche kriegt man doch Krankengeld, oder? Wieviel ist das? Ich meine, dann muß sie sowieso nichts mehr für mich bezahlen.

Und der Witz ist sowieso, daß sie für mich irgendwelche Lohnzuschüsse kriegt, weil ich schwerbehindert bin (aufgrund der fehlenden Tassen im Hirn). Es war damals eine Dame bei uns in der Kanzlei und hat sich ausführlich mit meiner Chefin und mir unterhalten. Und da hieß es eben, daß es schon sein kann, daß ich überraschend krank werden kann und dann längere Zeit im Krankenhaus sein muß. Nur dafür kriegt sie einen Lohnzuschuß - damit sie im Zweifel eine Ersatzkraft einstellen kann und eben nicht drei volle Gehälter zahlen muß (wobei ich sowieso nur eine Halbtagsstelle habe). Ich finde das gemein von ihr ehrlich. Sie hat es natürlich gleich geschafft, mir ein schlechtes Gewissen einzureden. Was ich gerade versuche, wieder auszureden...

Ich habe das Gefühl, daß die Leute zwar denken, sie wüßten, was eine Depr. ist, aber eigentlich keinen blassen Schimmer davon haben, wie sich so eine Depr. anfühlt. Ich habe nämlich das Gefühl, daß Sie denkt, daß ich schon arbeiten könnte, wenn ich mich ein wenig anstrenge. Tja, wie wir alle wissen, geht das aber nicht. Mein Psychiater hat gestern auch gesagt, daß ich selbst dann noch arbeiten gehe, wenn sich die meisten schon in einer Klinik befinden. Und das stimmt auch, ich arbeite wirklich bis zum (psychischen) Umfallen. Mir wäre es auch lieber, wenn ich arbeiten könnte, dann wäre nicht alles so leer und ich nicht so alleine. Aber wenn es doch nicht geht?!

Tja, Annie, meine Pfingsttage waren super-beschissen. Ich war nicht in der Lage irgendetwas zu tun, am Montag hatte ich den ganzen Tag ein Angstgefühl, das ich leider nicht auf normale Art losgeworden bin. Aber selbst alte Verhaltensweisen haben nicht geholfen. Mein Arzt sagte gestern zu mir, daß man durch Angst nicht stirbt. Daß es zwar ganz schlimm ist und man furchtbare Höllenqualen durchmachen muß, daß man aber nicht stirbt daran. Er meint, daß ich die Angst halt wohl oder übel aushalten muß, über Tavor o.ä. brauchen wir gar nicht groß zu sprechen (Abhängigkeitsrisiko bzw. Benzo-Mißbrauch). Der ist lustig, finde ich. So ein Leben mit Angst macht echt Spaß. Vor allem, weil es ja eine ganz reale Angst ist. Spätestens jetzt weiß mein Ex nämlich, daß ich für ihn ein Zünglein an der Waage sein könnte... Ich kann es zur Zeit noch nicht einmal aushalten, wenn jemand hinter mir geht...

So, das war's für heute. Kann sein, daß ich nochmal erscheine heute oder morgen. Bis dann auf jeden Fall liebe Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Hallo!

Jetzt hat sich doch alles wieder geändert:

ab morgen bin ich in der Klinik.... Freue mich, wenn Ihr Euch meldet.

Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Hallo Xenia !


Nur kurz, falls Du das noch liest: ALLES GUTE !!!


Bis spaeter ...


Faustus
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Ach Faustus,
ich bin noch hier, aber: ich habe Angst. Komisch, denn ich kenne doch das ganze Spiel in- und auswendig... Ich weiß, wie so ein Aufenthalt ablaufen wird, ich kenne den Therapeuten, das Pflegeteam, die ganze Klinik mit ihrem gesamten Programm.

Und trotzdem habe ich Angst. Angst, daß es diesmal alles viel schlimmer wird als vorher. Angst, daß ich auf die "geschlossene" verlegt werden muß aufgrund meiner S-Gedanken (ich hatte es Dir ja schon in meiner mail geschrieben, warum da jetzt alles ein wenig strenger ist). Angst auch, nicht durchhalten zu können, dieser ganze Psycho-Kram kotzt mich einfach nur noch an.

Ich würde so gerne ein normales Leben leben, mit einer normalen Familie und einem normalen Beruf... Aber wem erzähle ich das?

Ich bin eigentlich total im Streß, ich muß morgen um 10.00 Uhr auf der Station sein, und da ich in letzter Zeit nichts mehr gemacht habe, was nicht unbedingt notwendig war, habe ich halt auch noch einen riesigen Berg Wäsche zu waschen.

Als der Aufnahmearzt anrief, um mir mitzuteilen, daß ich morgen kommen kann, habe ich mir zunächst eine Bedenkzeit ausbedungen. Denn eigentlich will ja sowieso nicht in die Klinik, und morgen schon gleich gar nicht. Da er aber nicht wüßte, wie lange es sonst noch dauern würde, habe ich halt zugesagt. Meine Freundin meint, daß es doch auch besser sei, als jetzt noch eine Woche herumzuwarten. Stimmt auch, aber eine Einweisung in die Psychiatrie kurz vor dem Wochenende ist einfach ätzend. Das Wochenende wird noch grauenhafter als sonst werden.

Also bis bald,

ICH VERMISSE EUCH JETZT SCHON!!!!!


Grüße, Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Hallo Xenia,



ich glaube Dir, dass es alles etwas ploetzlich fuer Dich kommt, Du Dich nicht schnell genug darauf einstellen kannst. Aber siehs doch so - die Hilfe ist schneller da !

Ich bin zuversichtlich, dass Du das durchhaeltst. Du hast in den letzten Wochen auch auf diesem Forum so viele neue Ansaetze gefunden ... das muss einfach fruchten. Und das normale Leben mit dem normalen Beruf und der normalen Familie, ja "Leben" halt - das wird wieder moeglich sein. Wir wissen alle, dass Du hart daran arbeitest und (ich denke ich kann fuer andere Forenteilnehmer reden) wir wuenschen Dir die Kraft dazu !

Ist am Wochenende denn keiner da, der Dir helfen kann bzw. mit wem Du Dich unterhalten kannst ?

Ansonsten bleibt zu hoffen, dass Du bald Ausgang bekommst um wieder Kontakt mit uns halten zu koennen ...


Alles Gute !!!


Faustus
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von albert »

Hallo Xenia,
nimm das gelassen mit dem Klinikaufenthalt und als eine Chance unbeschwert von der Arbeit wegen dem Lebensunterhalt an dir selber und an deinen Problemen arbeiten zu können. So wie du schreibst, ist ja alles organisiert. Und wenn du abstürzen solltest, kannst du sofort aufgefangen werden. Das ist dort der Vorteil. So würde ich es sehen. Ich wünsche dir für diesen Klinikaufenthalt viel Erfolg.
Alles Gute und herzliche Grüße
Albert
albert
Beiträge: 1284
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52
Kontaktdaten:

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von albert »

Hallo Xenia,
nimm das gelassen mit dem Klinikaufenthalt und als eine Chance unbeschwert von der Arbeit wegen dem Lebensunterhalt an dir selber und an deinen Problemen arbeiten zu können. So wie du schreibst, ist ja alles organisiert. Und wenn du abstürzen solltest, kannst du sofort aufgefangen werden. Das ist dort der Vorteil. So würde ich es sehen. Ich wünsche dir für diesen Klinikaufenthalt viel Erfolg.
Alles Gute und herzliche Grüße
Albert
Caroline1
Beiträge: 831
Registriert: 19. Mär 2003, 16:48

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Caroline1 »

Hallo Xenia

Ich kann mir vorstellen, was an einer Aufnahme in der Psychiatrie kurz vorm WE läuft: nämlich NICHTS! Ich nehme an, dass du das meinst. Viel Konkretes passiert nicht, man soll sich "eingewöhnen", wahrscheinlich laufen am WE auch keine Gespräche, ausser im schlimmsten Notfall usw usw. Und das ist dann einfach ätzend, und du stellst dir vor, was du jetzt zuhause doch alles tun könntest, was du da nicht mehr kannst.

Wie dem auch sei, ich hoffe, du empfindest es diesmal nicht so, ich wünsch dir alles Gute für die nächsten Wochen, und das Forum ist noch immer da, wenn du zurück kommst:-)

Lieben Gruß von

Caroline
Annie
Beiträge: 176
Registriert: 16. Apr 2003, 20:01

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Annie »

Liebe Xenia,
ich habe einige Zeit gebraucht, um Dich und Faustus zu finden....
Wie geht es Dir? Hat es sich ein klein wenig gebessert? Fühlst Du Dich "wohl" in der Klinik?
Mich hat die Reaktion Deiner Chefin geärgert, weil sie nicht einsehen möchte, daß Du nicht mehr alleine kannst und Hilfe benötigst. Warum kann sie das nicht anerkennen? Wenn Du ein gebrochenes Bein hättest, dann würde man es sehen und Dir Dein Kranksein zugesteheN; wobei das gebrochene Bein harmloser als die Depri ist....
Ich freue mich schon, wieder von Dir zu hören!
Liebe Grüße
Annie

Lieber Faustus,
ich finde es sehr nett von Dir, daß Du so an Xenia denkst!
Herzliche Grüße
Annie
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Haaaalllooo!!

Yeah, habe es geschafft, für 2 Stunden alleine weggehen zu dürfen. Mußte nämlich ein paar Dinge erledigen und jetzt habe ich noch ein wenig Zeit, Euch zu schreiben.

ERstmal: viel Dank für Eure Postings. Hat mich irgendwie gefreut, das, was Ihr geschrieben habt, zu lesen.

Ja, die Klinik...

vor dem WE aufgenommen zu werden ist einfach nur total ätzend. Vor allem, weil gar nichts läuft und ich auch nicht alleine raus durfte. Nur mit Pfleger oder Zivi, was natürlich am WE nicht möglich ist. Sind zu wenig Pfleger da.

Eine Mitpatientin hat mich am Aufnahmetag gefragt, ob ich in der Klinik arbeite. Weil ich halt alle Pfleger schon kannte und besonders einen, der mein Bezugspfleger ist und war.Mit dem habe ich gleich länger gesprochen und auch gelacht (wir haben den gleichen Humor).

Ich muß in 10 Min. wieder gehen (die haben doch tatsächlich die Zeit aufgeschrieben). Und ich werde auch darauf achten, pünktlich wieder "zu Hause" zu sein. In einem meiner früheren Aufenthalte dort habe ich mal vergessen um 18.00 Uhr auf Station zu sein. Ich bin dann so gegen 19.30 Uhr dort aufgetaucht und die waren gerade dabei eine Fahndung rauszugeben, mit der Polizei haben sie gerade telefoniert. Das muß nicht unbedingt so sein.

Also, hier höre ich mal auf. Ach ja, Miss Marple, vielen Dank für Deine KArte!!

Bis demnächst, Eure

Xenia in Hetze.
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Liebe Xenia !



Super, wieder was von Dir zu lesen - ja, wenn Du oefter rauskommen kannst, ist das Forum ja doch noch erreichbar. Ich habe die letzten Tage viel daran gedacht, wie es Dir in der Klinik wohl so geht ... gut, dass Du wenigstens kurzzeitig mal raus kannst.

Alles Gute !!!


Faustus
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Hallo Annie,


habe gerade erst oben Deine Botschaft an mich gelesen, sorry. Ich glaube, es ist ganz wichtig dass Xenia jetzt unterstuetzt wird, und zwar von allen Seiten. Mich hat es ziemlich erschuettert, dass Menschen sich wiederholt selbst verletzen und damit de facto immer tiefer in das Gefuehl des "Nicht-Geliebtwerdens" hineinrutschen. Das ist ja wie ein schwarzes Loch, und wir muessen ihr die Energie vermitteln, damit sie nicht komplett in dieses schwarze Loch hineingezogen wird. Du siehst, hier spricht ein Physiker ...

Du bist ja auch betroffen von obigem Phaenomen, wenn ich mich richtig erinnere. Hoffentlich bist Du derzeit stabil und auf dem Weg hinaus aus diesem "alten Verhaltensmuster" ...


Alles Gute,


Faustus
Annie
Beiträge: 176
Registriert: 16. Apr 2003, 20:01

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Annie »

Liebe Xenia,
es ist schön, von Dir zu hören, auch wenn es nur ein kurzer "Brief" war. Wir freuen uns schon, wenn Du wieder regelmäßig hier bist.
Viele liebe Grüße
Annie
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Hallo Ihr Lieben,
tja, das mit dem Ausgang klappt irgendwie nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte, was das unbeschränkte rausgehen betrifft. So streng waren sie schon lange nicht mehr mit mir... Ich habe allerdings keine Lust, deswegen Streit anzufangen. Also: ich darf alleine raus, muß mich aber persönlich abmelden, sagen, wo ich hin will (im allgemeinen reicht es, wenn man sich "austrägt" in der Ausgangsliste.) und ich darf nach wie vor nur beschränkte Zeit von Station fernbleiben. Das nervt natürlich schon, andererseits kann ich verstehen, daß die sich absichern wollen.

Was mich total nervt, ist, daß sehr viele Ärzte und Pflegekräfte Dinge sagen wie z.B. "Ach, sind Sie wieder da"...

Meine Therapie läuft jetzt erstmal so, daß ich lerne, mit Ängsten umzugehen. Ich habe nämlich neuerdings Angstzustände, vor allem natürlich wegen des Prozesses. Aber oft kann ich die Ursache auch gar nicht so genau benennen. Außerdem muß ich Ordnung in meine Wohnung und Finanzen bringen. Neulich mußte ich nach Hause, um alle ungeöffneten Briefe zu holen. Das hat mich schon arg mitgenommen, weil diese Briefe natürlich nicht so nett sind.

Wie immer ist es so, daß ich ein paar Tage nach Aufnahme erstmal dekompensiere und super-depressiv werde mit allen dazugehörigen Gedanken und dem im Bett liegen. Das mit dem im Bett liegen geht aber nicht so gut, da gleich irgendeine Pflegekraft kommt und mich aus dem Zimmer "schmeißt". Ist ja auch richtig, aber in diesen Momenten nervt halt schon.

Bisher habe ich es geschafft, ohne irgendwelche dysfunktionalen Verhaltensweisen auszukommen, obwohl ich keinerlei Medis kriege, die mich ein bißchen "runterholen" von meiner Anspannung. Das freut meinen Therapeuten sehr. Mich auch. Aber wenn ich mich dort selbst verletzen würde, gäbe es auch Ärger, die Station ist halt ausgerichtet auf affektive Störungen. Die meisten Mitpatienten können nicht damit umgehen, wenn "so ist" wie ich. Kann ich auch verstehen, das muß für andere ja auch irgendwie bedrohlich wirken, weil das ja schon ein "brutales" Verhalten ist. Also, die Ärzte und Pflege wollen das nicht. Allerdings sagt mein Therapeut, daß selbstverletzendes Verhalten für den Moment "okay" ist, wenn ich damit meine S-Gedanken kurzfristig wieder in den Griff bekomme. Natürlich findet er es alles andere als gut, aber eben bei solchen Momenten kann er es verstehen.

Ich habe total bescheuerte Mitbewohnerinnen (2) in meinem Zimmer. Die eine liegt den ganzen Tag stöhnend im Bett und meint, daß nur sie allein eine Depr. hat. Die andere ist immer so "gesprächig", was ich z.Z. nicht brauchen kann, weshalb ich so gut wie nie im Zimmer bin. Das kennt bestimmt der eine oder andere von Euch aus irgendwelchen Klinikaufenthalten.

So, meine Zeit ist so gut wie um. Liebe Grüße schickt Euch Xenia

P.S. Clara: habe mich sehr über Deine Karte gefreut

Faustus: mußt Du es unbedingt so spannend machen???
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Liebe Xenia !


Ich habe mich sehr gefreut, wieder von Dir zu lesen !

Klar, die Aerzte haben einen enormen Druck und ich verstehe, dass Du Dich manchmal etwas "eingesperrt" fuehlst.

Sehr gut finde ich, dass Du Deine unmittelbaren Probleme aus dem Umfeld mit therapeutischer Hilfe angehen kannst. Ich hoffe aber auch, dass nicht alle Post die Du bekommst "nicht so nett" ist (ja, ich machs spannend ...).


Dir alles Gute und hoffentlich findest Du bald den ganz persoenlichen roten Faden im Leben, nach dem wir alle suchen !


Faustus ...
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von C. »

Liebe Xenia,

es tut mir leid dass du mit so unangenehmen zimmergenossinnen da auskommen musst, und keine rückzugsmöglichkeiten hast.
ich hoffe dass du dich dort trotzdem "einleben" / eingewohnen kannst. und es dir wenigstens in sachen ruhe finden, abgeben können und "umsorgt sein" was bringt. und du vielleicht auch mit gesprächen was finden kannst was dir gut tut!

in meinen ohren klingt das ja richtig wie ein erfolg, wenn du erzählst du kommst grade ohne medis aus, und ohne durchzudrehen / was schlimmes anzustellen / ...
oder hab ich das irgendwie falsch verstanden?

ich finde im moment eher schlecht worte um mich auszudrücken. sorry.

ich denk an dich und wünsch dir ganz viel kraft!

liebe grüsse,
Clara
Deprina
Beiträge: 190
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Deprina »

Hallo, liebe Xenia, was hat es mit den von Dir erwähnten Lohnzuschüssen auf sich? Würde gern näheres davon erfahren. Wär schön, wenn Du antwortest.
Liebe Grüße
Deprina
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Hallo,
wollte mal wieder was von mir hören lassen.
Ich darf jetzt alleine raus, eine Auflage gibt es jedoch: ich darf maximal eine Mahlzeit in der Klinik ausfallen lassen. Ach ja, mein Therapeut hat mir auch gesagt, daß er eine Fahndung rausgibt, wenn ich mich mehr als 15 Min verspäte. Ich finde, daß er da ein wenig überreagiert, will aber jetzt auch keinen Streß machen. Ich will die Zeit für die Therapie nicht verschwenden, indem ich über banale Dinge streite. Und da ich sowieso ein pünktlicher Mensch bin, fällt es mir nicht schwer, diese Auflage zu erfüllen.

Momentan gibt es wieder eine Achterbahn der Stimmungen. Das ist anstrengend, vor allem weiß ich oft nicht, "wer" jetzt echt ist. Ich meine damit, daß ich mich zweigeteilt fühle (nicht im Sinne einer Multiplen Persönlichkeitsstörung), wenn sich meine Stimmung so schnell verändert. Da kann ich dann nicht sagen, wie ich mich wirklich fühle, denn ich weiß nicht, ob es mir supergut oder superschlecht geht. In der Therapie kann mir aber mein Therapeut gut helfen herauszufinden, welche Stimmung "echt" ist. Für viele von Euch wird das aber keine Neuigkeit sein, denke ich...

Die Ärzte auf Station haben sich eine neue pharmakologische Therapie überlegt, die ab Montag begonnen werden wird. Ich hoffe sehr, daß mir dadurch geholfen ist, denn ansonsten bleibt mir nur noch EKT (Elektrokrampftherapie)übrig. Ich würde das zwar auf jeden Fall machen, wenn es nötig wäre, aber da das in Vollnarkose durchgeführt wird, besteht schon ein Risiko, das ich nicht unbedingt eingehen möchte. Wollen wir mal hoffen... Aber bei der Behandlung, die sie jetzt anfangen, kann es auch nicht ungefährliche Nebenwirkungen am Herzen geben, weshalb am Anfang wöchentlich ein EKG abgeleitet werden muß.

Anfang dieser Woche habe ich ein Päckchen bekommen, das mir den Tag erträglicher gemacht hat. Es war nämlich etwas drin, das ich mir schon sehr lange gewünscht habe. Darüber habe ich mich total gefreut und mußte es gleich meinem Bezugspfleger zeigen. Das war ein schönes Gefühl.

Oh je, ich sage Euch, mit meinem Zimmergenossinnen ist es furchtbar. Neulich ging es mir total schlecht und ich lag im Bett. Da hat die eine Besuch bekommen von Freund und Mutter. Ihr braucht nicht zu glauben, daß die mal aus dem Zimmer rausgegangen wären... Daher bin ich dann aufgestanden und wollte in die Küche gehen. Dort saß aber die andere herum. Da ich keinen Bock auf die hatte, wollte ich mich in den Fernsehraum setzen. Tja, ich mußte leider feststellen, daß dort gerade Studentenkurs war, ich also nicht hinein konnte. Im Essensraum wollte ich nicht sein und so blieb mir nur noch übrig, mich auf das Notfallbett im Flur zu setzen. Ich war soooo wütend. Aber ich denke, daß die beiden jetzt kapiert haben, was geht und was halt nicht geht. Die eine wird dankenswerter Weise am Mittwoch entlassen. Ich habe mich bei der Stationsleitung erkundigt, ob in nächster Zeit eine weitere Frau entlassen wird. Ist aber leider nicht so, ich muß also in diesem Zimmer bleiben. Am Anfang dachte ich zwar, daß es egal ist, ob man in einem 2-er oder 3-er-Zimmer ist, inzwischen habe ich aber meine Meinung geändert. Ich war vorher noch nie in einem 3-er-Zimmer. Zu zweit kann man sich irgendwie besser arrangieren finde ich. Die eine jammert den ganzen Tag, daß sie eine schwere Depression hat, so, als ob sie die einzige wäre, die so etwas hat. Zu mir sagt sie oft "Dir geht es aber wieder gut", was mich nervt. Und die andere meint, sie könne meine Gedanken lesen: Am Mittwoch war Oberarztvisite und der Oberarzt hat mich und meinen Arzt mehrmals gefragt, ob ich noch für eine offene Station tragbar wäre. Ich hatte halt üble S-Gedanken. Das hat sie irgendwie mitbekommen und sagte dann zu mir: "in Wirklichkeit willst Du das (sterben) doch gar nicht." Es mag dahingestellt bleiben, ob sie Recht hat oder nicht. Ich finde es jedoch unangemessen, so etwas zu sagen. Später ging sie heulend davon, weil sie meinte, dieses Thema nicht aushalten zu können. Ein anderer Mitpatient und ich konnten diese Reaktion allerdings nicht verstehen, weil sie dieses Thema angeschnitten hat und nicht ich. Aber was soll's, ich rege mich einfach nicht mehr über die auf.

Ich hatte ja erzählt, daß mein PC kaputt ist. Ich habe jetzt in der Klinik jemanden kennengelernt, der ihn mir wieder reparieren kann. Das ist klasse, denn ich habe momentan nicht das Geld, den PC in ein Geschäft zu bringen zum Reparieren...

Apropos Geld: in der Oberarztvisite wurde ich gefragt, wieviel ich verdiene mit meiner halben Stelle. Als ich das sagte, meinte der AiP'ler, daß er mit seiner vollen Stelle auch soviel verdient. Das zeigt mal wieder, wie sehr die jungen Ärzte ausgebeutet werden...

Sonst habe ich momentan eigentlich nichts mehr zu erzählen. Nur, daß mich die Klinik nervt. Ich wäre lieber zu Hause. Aber ich weiß natürlich, daß das Unsinn wäre. Aber ich hätte halt so gerne mal meine Ruhe. Und ein Ende meines Aufenthaltes ist noch nicht abzusehen. Meine Chefin hat sich übrigens wieder beruhigt und teilte meinem Therapeuten mit, daß ich meine Stelle natürlich behalte. Sollte sich der Aufenthalt allerdings über mehrere Monate hinziehen, muß sie jemand anderen einstellen.

Ach ja, ich bin in einem Punkt echt stolz auf mich: ich habe es bisher geschafft, mich nicht zu verletzen. Und das, obwohl ich öfter in eine brutale Anspannung gerate. Gut, gell!?

Alles Liebe, Eure Xenia. Ihr fehlt mir übrigens.

Hallo Clara,
das mit den Medikamenten hast Du tatsächlich nicht richtig verstanden: ich meinte, daß ich keinerlei Medikamente bekomme, die mich beruhigen. Aber ich könnte welche kriegen, wenn ich wollte, mein Therapeut hat mir was verschrieben für den Ernstfall.

Hallo Deprina,
das mit dem Lohnkostenzuschuß ist folgendermaßen: Der Landeswohlfahrtsverband (oder das Landesversorgungsamt?) bezahlt meiner Arbeitgeberin einen bestimmten Anteil meines Lohnes. Das kommt daher, daß ich einen Schwerbehindertenausweis (80 %) habe; wegen "seelischer Erkrankung". Und ich weiß nicht, ob es in den anderen Bundesländern (ich lebe in Ba-Wü) genauso geregelt ist. Wenn Du noch Fragen hast, beantworte ich sie gerne, sofern ich sie überhaupt beantworten kann...
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Annie
Beiträge: 176
Registriert: 16. Apr 2003, 20:01

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Annie »

Liebe Xenia,
es freut mich sehr, daß Du Dich nicht mehr verletzt hast! Das ist aber eine sehr beachtliche Leistung!!!! Die Spannung, die Du aushalten mußt, ist bestimmt sehr stark, aber ich finde es einfach großartig, daß Du sie aushältst!! Betroffene wissen, wie hart das sein kann, aber es lohnt sich und ich freue mich sehr mit Dir!!

Du Arme, Du bist wirklich gestraft mit Deiner blöden Mitpatientin. Daß die Dir noch unterstellt, es würde Dir besser gehen als ihr, bloß weil Du Dich nicht gehen läßt und jammerst! Ich beiße auch die Zähne aufeinander, wenn ich eine Depri habe, nur mein Therapeut erfährt, wie schlecht es mir wirklich geht.

Ich hoffe sehr, daß Du auf die Medikamente
ansprichst und Dir die EKT erspart bleibt.
Hoffentlich mußt Du nicht Monate in der Klinik bleiben.

Viele liebe Grüße
Annie
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Liebe Xenia !



Ich bin (wie ich Dir ja auch schon gemailt habe) froh, mal wieder von Dir zu hoeren - auch wenn natuerlich nicht alles optimal ist in Deinem Krankenzimmer. Ich finde es so merkwuerdig, dass sich gerade psychisch kranke Menschen auf einer darauf spezialisierten Station nicht zurueckziehen koennen, wenn ihnen danach ist.

Hoffentlich wird die naechste Patientin weniger problematisch sein. Aber es ist natuerlich klar, dass gerade wir Depressiven oft Verhaltensauffaelligkeiten haben, die uns selbst nicht auffallen aber andere ziemlich veraergern koennen. Interessant, dass Du Wut entwickeln kannst - ich waere wahrscheinlich in der Situation genervt und traurig gewesen. Macht Ihr auch Uebungen zum Umgang mit Aggressionen ? Im Prinzip ist es ja nur wuenschenswert, wenn die Aggression kontrolliert rauskommt anstatt verschluckt zu werden.

Es ist schon ein Riesenfortschritt, dass Du Dich nicht mehr selbst verletzt. Und jetzt kannst Du dank des regelmaessigen Ausgangs ja auch oefter hier hineinschauen. Der Samen der Hoffnung sollte bald keimen, und vielleicht wirst Du Teil 4 ja umbenennen ? Wir werden sehen ...


Dir alles Liebe und weitere Fortschritte !



Faustus
C.
Beiträge: 412
Registriert: 4. Jun 2003, 22:28

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von C. »

Liebe Xenia,

Ich weiss gar nicht so recht was ich sagen soll.
Tut mir leid das ich das falsch verstanden hab mit den Medis.
Ich find's klasse, dass du das alles aushältst, die ganze Spannung und Belastung. Hut ab!
Schon allein das mit deinen Zimmergenossinnen würde mich wahrscheinlich schon ziemlich umhauen, ich würd wohl nur noch weinend oder eher schweigend in einer Ecke vom Flur hocken und nicht wissen wohin mit mir.
Aber das hilft ja auch nicht weiter. Ich hoffe ich mache wenigstens nichts noch schlimmer mit meinen Worten, ich scheine mal wieder so ein "Talent" zu haben.
Hoffentlich wird es erträglicher bei dir im Zimmer jetzt wo die eine weg ist.
Ich würd dir so gern irgendwas aufbauendes sagen können. Mir fällt leider nicht wirklich was ein.
Ich sitz im Loch und es fällt mir schwer, positives zu sehen. Ach ja, der Blödfrosch (*g*) ist gegangen. Ich bin wieder zu Hause und versuche hier klar schiff zu machen. Und will versuchen wieder nach vorne zu gucken. Naja, erstmal versuchen einfach zu atmen, ein, und aus...

Ich drück dir die Daumen dass die neue Medi-Combo Wirkung zeigt, und dass dir EKT erspart bleibt!!
Und ich hoffe dass es keine Monate werden die du dableiben musst.

liebe Grüsse,
Clara
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Hallo,
ich habe mich überwunden, in die Stadt zu gehen und da bin ich natürlich auch gleich im internet-café gelandet.
In der letzten Woche war ich ziemlich ätzend drauf. Die Ärzte (ich auch) waren der Meinung, daß ich gerade dabei bin, in eine Manie zu switchen... Das stimmte auch und mein Zustand wurde immer ätzender, weil ich immer fieser wurde zu meinen Mitpatienten und den Pflegern und auch zu meinem Therapeuten. Das wird mit der Zeit dann immer schlimmer.
Ich habe dann am Dienstag die Notbremse gezogen. Allerdings auf eine total dämliche Art - durch selbstverletzendes Verhalten. Naja, ist blöd, aber jetzt kann ich auch nichts mehr daran ändern. Danach konnte ich wenigstens schlafen und mich wieder beruhigen. Das Trevilor wurde ein wenig runterdosiert, das wirkte sich auch positiv auf meinen Zustand aus.
Das mit der neuen Medi-Kombination ist wieder passé, mein EKG war nicht ganz so gut. Da die neue Kombination aber sich auf die Herzfrequenz auswirken kann, kann man es bei mir halt nicht ansetzen. Na toll, ich frage mich echt, womit ich das verdient habe. Jetzt rückt die EKT wieder in meine Nähe.
Seit heute bin ich wieder richtig schön depressiv, weiß nichts mit mir anzufangen, alles ist eine Last.
Ich werde höchstwahrscheinlich so um den 18.07. wieder entlassen. Ich bin völlig ambivalent: einerseits will ich nicht entlassen werden, weil ich mich noch nicht fit fühle, andererseits nervt mich die Klinik.
So, bis demnächst, Eure Xenia

Hey Clara,
Du brauchst Dir doch keine Gedanken machen wegen des Mißverständnisses mit den Medis!!! Wahrscheinlich habe ich mich wieder mal nicht eindeutig genug ausgedrückt...
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Faustus
Beiträge: 690
Registriert: 13. Feb 2003, 09:52

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Faustus »

Hallo Xenia !


Einerseits bin ich erleichtert, wieder was von Dir zu hoeren. Andererseits sind die Neuigkeiten natuerlich alles andere als blendend ... was mich vor allem erschuettert, ist dass Du durch "alte Verhaltensmuster" die Notbremse ziehen musstest. Gab es keine anderen Mittel ? Das ist hart ...

Es ist verdammt schwer, irgendetwas zu sagen ... ich denke, wir wuerden alle gern helfen, Dich aus dem tiefen Loch herauszuholen, aber wie ? Falls Du das willst, fuehle Dich auf jeden Fall von mir virtuell gedrueckt ... da ist Licht am anderen Ende des Tunnels, nur ist Dein Tunnel verdammt lang.


Alles Liebe,


Faustus
Xenia
Beiträge: 2051
Registriert: 20. Apr 2003, 12:31

Re: Hoffnungslos (Teil3)

Beitrag von Xenia »

Hallo Ihr,
ich bin heute doch noch an einen PC gekommen und kann daher kurz schreiben.
Faustus, Du hattest geschrieben, daß Du es seltsam findest, daß ich mich auf der Station nicht zurückziehen kann. Das ist aber gerade das Konzept auf einer Depressionsstation: man soll sich nicht zurückziehen. Ist auich logisch, finde ich. Man ist ja u.a. in die Klinik gekommen, weil sich die Depr. auch in sozialem Rückzug geäußert hat bzw. das ständige Grübeln überhand genommen hat. Wenn ich tagsüber im Bett liege, dauert es max. 15 Min., bis jemand von der Pflege vor meinem Bett steht und mich zum Aufstehen bewegen will... rumliegen ist halt depressionsfördernd... Außerdem ist Rückzug wohl auch deshalb nicht erwünscht, weil man dann ja weiß Gott was anstellen könnte, wenn man wollte... Die Klinik hat ja gewissermaßen die Verantwortung für den Pat. übernommen. Deshalb muß natürlich auch nach dem Pat. geschaut werden. Und: Suizide in der Psychiatrie bringen manchmal schlechte Presse und juristischen Wirbel mit sich. Das will man natürlich auch verhindern.
Ich denke, daß ich nächste Woche entlassen werden möchte. Ich habe jetzt seit 10 Monaten eine Depr., anfangs war sie nicht besonders schlimm, aber seit Jan. wurde sie immer schlimmer. Tja, das mit der Medikamentenumstellung wird jetzt ja auch nichts, ich hatte ja schon geschrieben, daß mein EKG auffällig war. Heute habe ich erfahren, daß der Verdacht besteht, daß mein Herz unnatürlich groß ist. In der nächsten Woche muß ich deshalb irgendwelche zusätzlichen Untersuchungen über mich ergehen lassen.
So, meine Freundin wird gleich etwas sauer, das Essen ist nämlich fertig. Sie hat Pizza gemacht. <Bis bald, Eure Xenia
°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*°*




ТЪПАЦИ!!!
Antworten