Vorsicht, lang ... ohne Heulen und Suff über den Tag - das wär' schön!
Verfasst: 9. Jan 2012, 16:04
Hallo, ich bin neu und habe mir mal die Mühe gemacht, sorgfältig aufzuschreiben, was denn eigentlich mein Problem ist. Zum einen ist mein Gesundheitszustand, ja mein Lebensstil, ziemlich neben der Spur, andererseits fühle ich mich häufig ganz wohl damit. Ich wollte immer leben, ohne mir Vorschriften machen zu lassen, dass man mit diesem Grundsatz häufig aneckt, ist ja klar, es gibt aber auch durchaus positive Reaktionen, man wird als unbestechlich und authentisch geschätzt und als interessant wahrgenommen.
Diagnostiziert sind (bei mehr sporadischen Arztbesuchen) Depression, Alkoholismus & Burn Out – nun, dazu muss man kein Spezialist sein, um das herauszufinden. Wer den ganzen Tag heult, wenn es keinen Stoff gibt (schon als Jugendliche habe ich damit und mit dem Schreiben todtrauriger Balladen vorzugsweise meine Tage verbracht, erst mit der Entdeckung feucht-fröhlicher Studentenparties kam ich in den Ruf einer lebenslustigen, witzigen und umgänglichen Person sowie attraktiven Frau, vorher hat das keiner gemerkt – kein Wunder, wenn man dauernd heult!), täglich umgerechnet eine Flasche Schnaps braucht und sich am liebsten 12 Stunden täglich im Bett aufhält, hat wohl sicher ein paar psychische Probleme, von physischen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Reizdarm-Syndrom, Rückenproblemen etc. mal ganz abgesehen.
Nun habe ich jede Menge Kinder und erwerbe meine Brötchen selbstständig u.a. mit künstlerischer Tätigkeit und Hausverwaltung, ich mache aber auch alles andere, wenn es anfällt. Mein Mann hat eine Festanstellung, die sich zeitlich in Grenzen hält, ihm Spaß macht und gut bezahlt wird – aber nicht so, dass es für uns alle reichen würde, zumal keiner weiß, wie lange es ihm gut geht, er ist 80% schwerbehindert. So teilen wir uns Broterwerb/Haushalt/Kinder ganz redlich, die Kinder sind auch alle ziemlich fit und haben gute, teilweise sehr gute Schulnoten. Besonders mit den Teenagern komme ich sehr gut klar. Die Kleinen sind nicht ganz so meins, aber das liegt vielleicht an einer gewissen Übersättigung. Ich könnte auch sagen „Kleinkinderkram“, das Chaos, die von vielen geliebte spontane Fröhlichkeit, der Stolz auf eigene Leistungen wie ein verkrumpeltes Bastelteil oder eine Höhle aus Tüchern deprimieren mich, ich muss nur an’s Aufräumen denken oder daran, noch eine Wäsche mehr an der Backe zu haben. „Pubertistenzeux“ wie PC- und Techniksachen, Diskussionen über Gott, die Welt, Geld und Partnerschaft, Gentechnik, Atomkraft oder Schulstoff hellen meine Stimmung auf, da könnte ich stundenlang labern und nebenbei die besten Lasagne-Rezepte weitergeben – das ist so richtig heile Welt und fällt auch gar nicht auf, wenn Mutti in der Küche das Rotweinglas auffüllt.
Es geht mir also insgesamt nicht wirklich schlecht. Natürlich habe ich furchtbar besch … Jahre durch, Eltern mit Kontrollwahn, Probleme mit dem politischen System, lange Jahre allein erziehend, Sozialhilfe, im Beruf (intellektuell) unterfordert und (zeitlich) überfordert zugleich, Beziehungsschwierigkeiten, das meiste bin ich aktiv angegangen und habe es zum Positiven wenden können, vieles ist so, wie ich es mir immer erträumt habe. Aber ich kann es nicht genießen! Je mehr ich mein Leben ordne, je mehr ich delegiere, verteile, organisiere (u.a. auch Freizeit für mich), um so schwerer fällt mir jeder Schritt, jede Tätigkeit, um so mehr Energie muss ich auf alles verwenden. Scheinbare Kleinigkeiten (eine Vase mit verblühten Blumen wegräumen) schaffe ich wochenlang nicht. Und da kommt die Kehrseite: Die anderen (selbst Fünfjährige wären dazu in der Lage) tun es auch nicht! Oft noch nicht mal nach Aufforderung. Nicht, dass die Familie nichts tut, aber: Ich beherrsche alle notwendigen Arbeiten in Haus und Hof und Kinderbetreuung, von kochen über Wand verputzen bis Faschingskostüme basteln, Löcher stopfen, Feuer machen, Schulthemen, Gartenarbeit, Steuererklärung, Finanzen, und und und. Nicht, dass ich das immer mache, schon Jahre habe ich z.B. keine Spülmaschine mehr ausgeräumt, aber ich habe den Überblick und fühle mich für alles, aber auch alles verantwortlich. Und es läuft nicht schlecht, ich meine, 4 – 7 Personen (es sind nicht immer alle da) ohne Hartz IV durchzubringen, das will schon etwas heißen und ich bin auch stolz drauf.
Doch immer öfter kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht mal ein wenig ‘runterkommen müsste, dass Schlaf (einschließlich Halbschlaf mit Tagträumen, das ist wie eine Droge) keine Freizeit ist, dass ich mal gern irgendwo sein möchte, ohne zumindest in Gedanken gleich die „trockene Luft“ zu beklagen. Zum Jahresende hatte ich 4 Tage Urlaub, das passte, schlafen ging ohne Ende und abends Party – in den verbleibenen Stunden habe ich mich nur mit Kaffee- und Schokoladenspezialitäten volllaufen lassen, mit Freunden philosophische Gespräche geführt, Sonne (durch die bodentiefen Fensterscheiben des Cafés) genossen. Mich täglich früh geduscht und erst mal die Haare aufgesteckt, etwas, wozu ich im Alltag nie kommen, da morgens vier bis 6 Leute durch’s Bad müssen. Ich als Freiberufler kann ja auch später duschen, wenn ich das nach dem Abmarsch des letzten Kindes und zumindest den allernötigsten Aufräum-Arbeiten gemacht habe, ist es 11 Uhr, und ich muss mich erst mal hinlegen, ich bin total erschöpft, seit kurz vor 8 auf den Beinen und nachts wieder stundenlang wach, dank meiner Verdauung.
Die angenehmsten Tage im vorletzten Jahr verbrachte ich im Krankenhaus, nach einer Bagatell-OP – einfach mal zwei Tage nur im Bett ‘rumdrehen, egal ob schlafen oder nicht, ich musste ja gar nichts tun den ganzen Tag und bekam jede Menge Aufmerksamkeit, ich habe sogar kaum was getrunken, denn ich war zu faul auch nur zum Kiosk zu hinken, auch wenn das auf der Station gang und gäbe war und vor allem Langzeit-Patienten das taten (Alkis erkennen ihre Kollegen sofort und registrieren auch sofort Quellen und Beschaffungsmöglichkeiten). Mit 2 Flaschen Bier über 3 Tage, das ist ja schon fast nicht mehr bedenklich. Wenn ich träume, träume ich nicht vom großen Geld (wobei das vielleicht der Schlüssel wäre, da könnte ich mich von meinen Verpflichtungen freikaufen). Ich träume von einer netten Anstalt mit freundlichem Personal, guter Verpflegung, Sport, schwimmen, Maltherapie, langen Spaziergängen, reden ohne Ende, nicht für die Staubfluse in der Ecke verantwortlich sein und nicht für das Loch in der Socke vom Zivi, und vor allem: jemand anders managt meine Geschäft und meine Familie, und wenn ich nach Hause komme, ist mein Bett frisch bezogen und weder die Müll- noch die Regentonne noch mein Mailpostfach laufen über, es geht auch ohne mich und ich kann auch mal lassen, vielleicht heule oder trinke ich dann doch nicht mehr ganz so? Bloß das zu organisieren, ist noch mehr Stress als dabei zu bleiben und finaziell auch nicht zu packen.
Wenn wenigstens der Druck nicht mehr wäre, dass es mich wenigstens 600 € im Monat kostet, arbeitsfähig, -willig und kein Hartzi zu sein – Krankenkasse & Kinderbetreuung, an eine Rente denke ich noch gar nicht. Ich mag das aber nicht, dann müsste ich mich von meinem Mann ernähren lassen und im wahrsten Sinne des Wortes an der Ernährung Abstriche machen, auch für meine Kinder (Lebensmittel-Qualität) und mein Geschäft inkl. zugehöriger Immobilie verkaufen. Das ist fast unmöglich, da alles noch im Aufbau ist. Und so viel Stress, dass ich darin auch keinen Ausweg sehe.
Wenn ich bei 0 anfangen könnte und jede müde Mark meiner Familie zukäme, wenn nicht täglich 2, 3 Stunden für Bürokratie/Buchhaltung draufgingen (auch privat ist das eine ganze Menge!). Aber eigentlich möchte ich mal eine Weile überhaupt nicht mehr für Geld arbeiten. So wie Leute, die sich z.B. krank schreiben lassen können mal 4 oder 6 Wochen. Ich weiß aber nicht, ob es mir dann besser ginge. Und wenn ich nicht weiter weiß. Trinke ich was, da muss ich wenigstens nicht heulen und kann, wenn auch eingeschränkt, funktionieren, habe oft, gerade spätabends, Spaß und bin regelrecht glücklich. Bis am anderen Tag der Morgen graust, viel zu früh.
Diagnostiziert sind (bei mehr sporadischen Arztbesuchen) Depression, Alkoholismus & Burn Out – nun, dazu muss man kein Spezialist sein, um das herauszufinden. Wer den ganzen Tag heult, wenn es keinen Stoff gibt (schon als Jugendliche habe ich damit und mit dem Schreiben todtrauriger Balladen vorzugsweise meine Tage verbracht, erst mit der Entdeckung feucht-fröhlicher Studentenparties kam ich in den Ruf einer lebenslustigen, witzigen und umgänglichen Person sowie attraktiven Frau, vorher hat das keiner gemerkt – kein Wunder, wenn man dauernd heult!), täglich umgerechnet eine Flasche Schnaps braucht und sich am liebsten 12 Stunden täglich im Bett aufhält, hat wohl sicher ein paar psychische Probleme, von physischen wie Bluthochdruck, Übergewicht, Reizdarm-Syndrom, Rückenproblemen etc. mal ganz abgesehen.
Nun habe ich jede Menge Kinder und erwerbe meine Brötchen selbstständig u.a. mit künstlerischer Tätigkeit und Hausverwaltung, ich mache aber auch alles andere, wenn es anfällt. Mein Mann hat eine Festanstellung, die sich zeitlich in Grenzen hält, ihm Spaß macht und gut bezahlt wird – aber nicht so, dass es für uns alle reichen würde, zumal keiner weiß, wie lange es ihm gut geht, er ist 80% schwerbehindert. So teilen wir uns Broterwerb/Haushalt/Kinder ganz redlich, die Kinder sind auch alle ziemlich fit und haben gute, teilweise sehr gute Schulnoten. Besonders mit den Teenagern komme ich sehr gut klar. Die Kleinen sind nicht ganz so meins, aber das liegt vielleicht an einer gewissen Übersättigung. Ich könnte auch sagen „Kleinkinderkram“, das Chaos, die von vielen geliebte spontane Fröhlichkeit, der Stolz auf eigene Leistungen wie ein verkrumpeltes Bastelteil oder eine Höhle aus Tüchern deprimieren mich, ich muss nur an’s Aufräumen denken oder daran, noch eine Wäsche mehr an der Backe zu haben. „Pubertistenzeux“ wie PC- und Techniksachen, Diskussionen über Gott, die Welt, Geld und Partnerschaft, Gentechnik, Atomkraft oder Schulstoff hellen meine Stimmung auf, da könnte ich stundenlang labern und nebenbei die besten Lasagne-Rezepte weitergeben – das ist so richtig heile Welt und fällt auch gar nicht auf, wenn Mutti in der Küche das Rotweinglas auffüllt.
Es geht mir also insgesamt nicht wirklich schlecht. Natürlich habe ich furchtbar besch … Jahre durch, Eltern mit Kontrollwahn, Probleme mit dem politischen System, lange Jahre allein erziehend, Sozialhilfe, im Beruf (intellektuell) unterfordert und (zeitlich) überfordert zugleich, Beziehungsschwierigkeiten, das meiste bin ich aktiv angegangen und habe es zum Positiven wenden können, vieles ist so, wie ich es mir immer erträumt habe. Aber ich kann es nicht genießen! Je mehr ich mein Leben ordne, je mehr ich delegiere, verteile, organisiere (u.a. auch Freizeit für mich), um so schwerer fällt mir jeder Schritt, jede Tätigkeit, um so mehr Energie muss ich auf alles verwenden. Scheinbare Kleinigkeiten (eine Vase mit verblühten Blumen wegräumen) schaffe ich wochenlang nicht. Und da kommt die Kehrseite: Die anderen (selbst Fünfjährige wären dazu in der Lage) tun es auch nicht! Oft noch nicht mal nach Aufforderung. Nicht, dass die Familie nichts tut, aber: Ich beherrsche alle notwendigen Arbeiten in Haus und Hof und Kinderbetreuung, von kochen über Wand verputzen bis Faschingskostüme basteln, Löcher stopfen, Feuer machen, Schulthemen, Gartenarbeit, Steuererklärung, Finanzen, und und und. Nicht, dass ich das immer mache, schon Jahre habe ich z.B. keine Spülmaschine mehr ausgeräumt, aber ich habe den Überblick und fühle mich für alles, aber auch alles verantwortlich. Und es läuft nicht schlecht, ich meine, 4 – 7 Personen (es sind nicht immer alle da) ohne Hartz IV durchzubringen, das will schon etwas heißen und ich bin auch stolz drauf.
Doch immer öfter kommt mir der Gedanke, dass ich vielleicht mal ein wenig ‘runterkommen müsste, dass Schlaf (einschließlich Halbschlaf mit Tagträumen, das ist wie eine Droge) keine Freizeit ist, dass ich mal gern irgendwo sein möchte, ohne zumindest in Gedanken gleich die „trockene Luft“ zu beklagen. Zum Jahresende hatte ich 4 Tage Urlaub, das passte, schlafen ging ohne Ende und abends Party – in den verbleibenen Stunden habe ich mich nur mit Kaffee- und Schokoladenspezialitäten volllaufen lassen, mit Freunden philosophische Gespräche geführt, Sonne (durch die bodentiefen Fensterscheiben des Cafés) genossen. Mich täglich früh geduscht und erst mal die Haare aufgesteckt, etwas, wozu ich im Alltag nie kommen, da morgens vier bis 6 Leute durch’s Bad müssen. Ich als Freiberufler kann ja auch später duschen, wenn ich das nach dem Abmarsch des letzten Kindes und zumindest den allernötigsten Aufräum-Arbeiten gemacht habe, ist es 11 Uhr, und ich muss mich erst mal hinlegen, ich bin total erschöpft, seit kurz vor 8 auf den Beinen und nachts wieder stundenlang wach, dank meiner Verdauung.
Die angenehmsten Tage im vorletzten Jahr verbrachte ich im Krankenhaus, nach einer Bagatell-OP – einfach mal zwei Tage nur im Bett ‘rumdrehen, egal ob schlafen oder nicht, ich musste ja gar nichts tun den ganzen Tag und bekam jede Menge Aufmerksamkeit, ich habe sogar kaum was getrunken, denn ich war zu faul auch nur zum Kiosk zu hinken, auch wenn das auf der Station gang und gäbe war und vor allem Langzeit-Patienten das taten (Alkis erkennen ihre Kollegen sofort und registrieren auch sofort Quellen und Beschaffungsmöglichkeiten). Mit 2 Flaschen Bier über 3 Tage, das ist ja schon fast nicht mehr bedenklich. Wenn ich träume, träume ich nicht vom großen Geld (wobei das vielleicht der Schlüssel wäre, da könnte ich mich von meinen Verpflichtungen freikaufen). Ich träume von einer netten Anstalt mit freundlichem Personal, guter Verpflegung, Sport, schwimmen, Maltherapie, langen Spaziergängen, reden ohne Ende, nicht für die Staubfluse in der Ecke verantwortlich sein und nicht für das Loch in der Socke vom Zivi, und vor allem: jemand anders managt meine Geschäft und meine Familie, und wenn ich nach Hause komme, ist mein Bett frisch bezogen und weder die Müll- noch die Regentonne noch mein Mailpostfach laufen über, es geht auch ohne mich und ich kann auch mal lassen, vielleicht heule oder trinke ich dann doch nicht mehr ganz so? Bloß das zu organisieren, ist noch mehr Stress als dabei zu bleiben und finaziell auch nicht zu packen.
Wenn wenigstens der Druck nicht mehr wäre, dass es mich wenigstens 600 € im Monat kostet, arbeitsfähig, -willig und kein Hartzi zu sein – Krankenkasse & Kinderbetreuung, an eine Rente denke ich noch gar nicht. Ich mag das aber nicht, dann müsste ich mich von meinem Mann ernähren lassen und im wahrsten Sinne des Wortes an der Ernährung Abstriche machen, auch für meine Kinder (Lebensmittel-Qualität) und mein Geschäft inkl. zugehöriger Immobilie verkaufen. Das ist fast unmöglich, da alles noch im Aufbau ist. Und so viel Stress, dass ich darin auch keinen Ausweg sehe.
Wenn ich bei 0 anfangen könnte und jede müde Mark meiner Familie zukäme, wenn nicht täglich 2, 3 Stunden für Bürokratie/Buchhaltung draufgingen (auch privat ist das eine ganze Menge!). Aber eigentlich möchte ich mal eine Weile überhaupt nicht mehr für Geld arbeiten. So wie Leute, die sich z.B. krank schreiben lassen können mal 4 oder 6 Wochen. Ich weiß aber nicht, ob es mir dann besser ginge. Und wenn ich nicht weiter weiß. Trinke ich was, da muss ich wenigstens nicht heulen und kann, wenn auch eingeschränkt, funktionieren, habe oft, gerade spätabends, Spaß und bin regelrecht glücklich. Bis am anderen Tag der Morgen graust, viel zu früh.