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Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 14:58
von HäNsChEn
Hallo!

Da mein Account ja nach ca. 2 Wochen immer noch nicht gelöscht wurde, kann ich nun doch noch eine Frage stellen.

Also, ich hab mich heute so mit meiner Therapeutin unterhalten. Dabei fragte ich sie, warum sie denn keinen Dr. vor Ihrem Namen stehen hat?! Denn sie ist ja eine ärztliche Psychotherapeutin und auch Fachärztin für Psychiatrie. Aber sie ist ausschließlich psychotherapeutisch tätig.

Ich versteh das nicht so ganz Sie ist eine Ärztin aber ohne Doktortitel Geht denn sowas??? Sie meinte, sie hätte eben nicht promoviert. Auch weil sie 3 Kinder hat und so. Und erst seit 3 Jahren hat sie ihre eigene Praxis, ist aber auch schon Mitte 40. Vorher hat sie in der Klinik bei uns gearbeitet.


Ich dachte immer, wenn man Ärztin ist, hat man auch einen Doktortitel

Aber ich kann fachlich nicht über sie klagen, sie hat schon was drauf!


LG Yvi

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 15:09
von LaLeLu
Hallo Yvi,

um einen Doktortitel zu bekommen, muss derjeinige erst mal eine Doktorarbeit schreiben. Wenn er/ sie sich entscheidet keine Doktorarbeit zu schreiben, ist ein Arzt trotzdem ein Arzt - auch ohne Doktortitel!

Schließlich hat derjenige Medizin studiert und das Medizinstudium erfolgreich abgeschlossen. Wenn derjenige Wert auf einen Doktotitel legt, muss er dazu erst mal eine Doktorarbeit anfertigen, nach positiver Begutachtung/ Bewertung wird ihm dann der Doktortitel verliehen.

Es heißt also nur, dass diese Ärztin keine Doktorarbeit geschrieben hat. Eine Doktorarbeit ist freiwillig und keine Pflicht!

Wenn Du magst, achte einmal genau darauf: es gibt viele Mediziner/ Ärzte ohne Doktortitel.

Der Doktortitel sagt nicht über die Qualifikation eines Arztes/ einer Ärztin aus!

Liebe Grüße

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 15:09
von katyfel
Hey Yvi,

ich kann deine Verwirrung verstehen, schließlich haben viele (ich weiß nicht, ob es die Mehrzahl ist) Ärzte einen Doktortitel d.h. promoviert.
Aber das ist nicht Pflicht oder so- die Vorraussetzung, um als Arzt zu arbeiten ist, wie bei allen anderen akademischen Ausbildungen auch, das erfolgreich abgeschlossene Studium (in diesem Fall eben der Medizin).

Ich bin selber nicht in dem Bereich, also kann ich dir Vor- und Nachteile der Promotion nicht näher erläutern, aber vielleicht meldet sich ja Dr. Niedermeier nochmal dazu?



Okay, LeLeLus und mein Posting haben sich dann wohl überschnitten Naja, hast du es 2x...
Liebe Grüße,
Sinfonia

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 15:38
von jolanda
Hallo!

Genau so ist es, ein bestandenes Medizinstudium plus aller notwendigen Praktika, klinischen Erfahrung etc. macht den Arzt.
Der Dorkottitel ist so gesehen auch nicht mehr/weniger Wert, als z.B. beim Dipolomphysiker, der dann noch promoviert. (Eher weniger)


Facharzt wird man, wenn man genug klinische Erfahrung im entsprechenden Fach hat und die zugehörige Facharztprüfung bestanden hat.


Meine Therapeutin ist auch Fachärztin für Neurologie, Psychiatrie und Psychotherapie und hat keinen Doktortitel. in dem Fall hat sie also neben dem Facharzt auch noch eine therapeutische Ausbildung zusätzlich gemacht.

Mein Schwager ist auch ein Facharzt mit eigener Praxis, hat aber ebenfalls nie einen Doktor gemacht.

Ich weiß nicht, wie es bei Medizinern ist, aber bei manchen Berufen sagt man, ein Doktortitel verbessert zwar die Heiratschancen, verschlechtert aber die Berufschancen (überqualifiziert)

LG, jolanda

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 15:40
von ADS
Hallo allerseits

nach dem bestandenen Staatsexamen und der Approbation ( = der Erlaubnis, ärztlich tätig zu sein, dafür muß man neben dem Staatsexamensnachweis ein Gesundheitszeugnis und Polizeizeugnis bzw Staatsbürgerschaftsurkunde vorlegen) kann der frischgebackene Arzt als solcher arbeiten. Eine Promotion kostet Zeit und Geld - und wer Kinder hat, hat zumindest weniger Zeit - alles nebenbei dem Studium oder neben der Assistenzarztzeit - oder unbezahlt - aber wer kann sich das leisten?

Deswegen hat zB auch meine Therapeutin keinen Dr Titel, weil sie 2 Jahre verloren hätte, sie wollte sich lieber niederlassen. Und ist die beste Nervenärztin, die man sich wünschen kann!

Also - Titel sind eher was für Ärzte, die in die Wissenschaft und Forschung gehen, als Nachweis, wissenschaftlich tätig geworden zu sein.

Die Approbation ist das Wichtigste - sie kann z B nach Straftaten usw entzogen werden = derjenige darf nicht mehr als Arzt arbeiten, Dr Titel hin-oder her.

LG Ghazal

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 16:29
von HäNsChEn
Aha, also jetzt versteh ich es viel besser! Danke euch allen für die Erklärungen/Aufklärung

Na, wie gesagt, hab ich das Gefühl, dass sie fachlich echt was drauf hat. Das kann ich sicherlich nach fast 2 Jahren Therapie bei ihr ganz gut einschätzen. Mich hat das mit dem fehlendem "Dr." schon länger beschäftigt und heute hat es mal gepasst, danach zu fragen.

Da hat sie mir sogar erzählt, dass sie im Laufe ihrer Psychotherapie-Ausbildung auch eine "Selbsterfahrung" machen musste. Das heißt, sie musste selbst eine Psychotherapie über sich ergehen lassen Also sie war selbst mal in der Rolle des "Patienten/Klienten"!
Mein Kommentar dazu war nur "Ach, du sch...."

Ich kann mir gar nicht vorstellen, sowas "freiwillig" zu machen

Und wieder sprach sie mich auf das Thema Gruppentherapie an, dabei weiß sie schon lange, dass ich das nicht will! In ca. einem halben Jahr wird es wohl soweit sein, dass sie dann Gruppentherapien anbietet. Sie fängt immer mal wieder mit diesem Thema an. Sie denkt, dass es genau das Richtige für mich wäre. Sie hofft ja immer noch, dass ich mich irgendwann dazu entscheide.

Also danke noch mal für eure Erklärungen bezüglich des Doktortitels!!! Hab so noch nie wirklich bei anderen Ärzten darauf geachtet. Meine Hausärztin hat einen, das weiß ich.


LG Yvi

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 16:41
von paco
hallo ivy,

keine Angst! Wenn Du Dich bei der/dem Doc wohlfühlst, dann ist das ok.

Die Mehrzahl der (zahn-/human-/tier-)medizinischen Dr-Titel sind so leicht, oft nebenbei und mit wenig Zeitaufwand erworben, dass sie wenig über die Qualifikation aussagen. Ich würde mir bei einem Doc ohne Dr. keinerlei Gedanken machen. Wichtig ist die Approbation, bzw bei Psycho-Docs die diversen therapeutischen Zusatzausbildungen.

LG paco

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 9. Jan 2012, 17:19
von katyfel
Hey Yvi,
das mit der Selbsterfahrung ist eigentlich immer so, soweit ich weiß.
Meiner Kenntnis nach kommt das eben aus der Analyse, wo jeder Psychoanalytiker einen.. ich nenn es jetzt mal "Lehrmeister", kenne den richtigen Ausdruck nicht- Mentor oder so- hat, bei dem er eben zu Beginn seine Analyse macht...

Ist übrigens z.b. in der Musiktherapie auch so und ehrlich gesagt, ich finde es ziemlich gut, auch die andere Seite kennen gelernt zu haben, auch wenn es sicherlich doch auf eine eher "beruflich interessierte" Art ist.

Selbsterfahrung

Verfasst: 9. Jan 2012, 20:30
von wütend
>>das mit der Selbsterfahrung ist eigentlich immer so, soweit ich weiß. Meiner Kenntnis nach kommt das eben aus der Analyse, wo jeder Psychoanalytiker einen.. ich nenn es jetzt mal "Lehrmeister", ... ..................Ist übrigens z.b. in der Musiktherapie auch so<<

Ich würde mal sagen, das ist bei allen Therapierichtungen so.

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 10. Jan 2012, 08:04
von katyfel
...was ja genau das ist, was ich gesagt habe- nur habe ich ergänzt, dass das Prinzip eben aus der Analyse kommt, die ja nun mal die älteste Schule ist...

Liebe Grüße

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 10. Jan 2012, 09:50
von Lockenstab
kurz eingeschmissen, meine zahnärztin hat auch keine dr. titel, sie erklärte mir dass das nur scheinwerk ist, weil sie hätte jetzt eine arbeit über den daumen schrieben können und hätte ihren titel bekommen, aber da sie zahnärztin ist hat sie das ebennicht gemacht.

arzt ist arzt, ob mit oder ohne titel, wichtig ist das er gut ist....

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 10. Jan 2012, 09:56
von flocke
Seit Guttenberg wissen wir, dass sie sogar eine Arbeit über den Daumen hätte abschreiben können Das musste ich einfach schreiben...

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 10. Jan 2012, 10:21
von LaLeLu
Hallo Flocke

Zitat von Flocke:

"Seit Guttenberg wissen wir, dass sie sogar eine Arbeit über den Daumen hätte abschreiben können Das musste ich einfach schreiben..."


Als ich gestern meine Antwort schrieb, habe ich mir diesen Punkt schwer verkniffen, doch da Du es jetzt ansprichst...

Ich glaube viele Menschen wussten auch schon vor Guttenberg, dass "man" Doktortitel auch "kaufen" und über viele andere Wege bekommen kann. Dieses Wissen sollte im Bewusstsein sein.

Ich wähle meine Ärzte nicht danach aus, ob sie promoviert haben oder nicht. Ich hatte und habe einige wirklich qualifizierte und engagierte Ärzte/ innen ohne Titel und ich bin sehr zufrieden.

Ein Doktortitel ist kein "Qualitätsbeweis"/ "Qualitätssiegel"!

Liebe Grüße

Re: Selbsterfahrung

Verfasst: 10. Jan 2012, 20:28
von wütend
>>...was ja genau das ist, was ich gesagt habe- nur habe ich ergänzt, dass das Prinzip eben aus der Analyse kommt, die ja nun mal die älteste Schule ist...<<

He Sinfonia

physiotherapeutische Behandlungen sind bedeuternd älter.
http://de.wikipedia.org/wiki/Physiotherapie

Und ich vermute den Grund der Selbsterfahrung darin, das es ja keine kooperativeren Probanden/Opfer gibt als Kurskollegen. Die hat man schließlich in jeder Ausbildung zu Hauf.

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 10. Jan 2012, 21:43
von katyfel
Hey Parson,
du hast Recht,
ich habe mich allerdings nur auf die in der groben Richtugn der Psychotherapie angesiedelten Verfahren bezogen.

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 11. Jan 2012, 22:35
von Tacheles
Guten Abend Yvi,

durch eine Promotion erwirbt man einen akademischen Grad, keineswegs jedoch einen Titel. Titel vergeben darf in unserer Republik nur ein Mann, nämlich der Bundespräsident. Leider berichten die Medien über Titel versus akademische Grade immer wieder falsch, das Beispiel Gutenbergs zeigte das deutlich: Den einzigen Titel, den er hatte, war "Verteidigungsminister", sein erlogener "Dr. jur." war ein akademischer Grad.
Ein Arzt (egal ob Psychiater oder Allgemeinmediziner) schließt heutzutage das Studium nicht mit einem akademischen Grad ab, sondern mit einem Staatsexamen (wie Lehrer, Juristen...). Da die Kinder wohl kaum den Lehrer mit "Herr Lehrer" ansprechen, halte ich die Anrede "Doktor" für genauso überholt und veraltert.
Eine Promotion sagt nichts, gar nichts über die Fachkenntnis eines Arztes aus, ist eine rein wissenschaftliche Arbeit und mit früheren Diplomarbeiten der Aärzte zu DDR-Zeiten vergleichbar. Es gibt keinen akademischen Grad "Dr.", sondern immer nur im Zusammenhang der jeweiligen Fakutät. Bei einem Mediziner ist dies üblicherweise "Dr. med.". Problematisch ist die Tatsache, dass die meisten "Doktoren" sich gern zwei Buchstaben vor den Namen schreiben, den Schwerpunkt ihrer Promotion jedoch schlichtweg verschweigen. Das ist streng genommen sogar strafbar, denn ein akademischer Grad darf nur so geführt werden, wie er im Zeugnis bezeichnet ist. So darf sich beispielsweise niemand Diplom-Sozialpädagoge nennen, der nicht an einer Universität studiert hat. Die meisten Sozialpädagogen studieren an einer Fachhochschule oder Hochschule und müssen sich "Diplom-Sozialpädagoge (FH)" nennen.

Fazit: Die Dissertationen müssen veröffentlicht werden. Im Internet findet man genug solche Schriften, wodurch man sich schnell eine Meinung zu den "Doktoren" bilden kann. Lediglich im Bereich der Medizin ist es möglich schon zu Beginn des Studiums mit der Promotion zu beginnen. Daher wird der "Dr. med." von vielen belächelt...

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 12. Jan 2012, 00:15
von 3193e42
liebe treadteilnehmer,

tacheles hat estwas ganz richtiges gesagt. ich kann es nur noch auf die kurze formel bringen, doktor (ob mediziner oder ein anderes wissenschftliches gebiet) ist eine akademischer Grad, arzt ist eine berufsbezeichnung!

es macht also sinn, zu rufen "einen arzt, ich brauche einen arzt" weil es davon mehr gibt, als doktoren!



henry

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 19. Jan 2012, 22:29
von Tacheles
Lieber Henry,

danke für die Blumen und deine weitaus kürzere, besser verständliche Formel!

Kein noch so guter Arzt/Therapeut kann Heilung bieten, denn schließlich tauschen wir uns über ein Thema aus, welches keine Wunderpillen oder Verhaltenstherapien "heilen" kann. Sicherlich wird es Momente geben, in denen man sich besser fühlt. Doch meistens, so jedenfalls meine (nicht persönliche!) Erfahrung gesellt sich der nächste Schub schnell ein. Zur Beruhigung helfen dann sicher Tabletten, doch die Nebenwirkungen dieser Arznei sind übel.

Ich würde (im Falle eines seelischen Leidens)nicht rufen: "Ich brauche einen Arzt!", denn was soll ich mit dem und er mit mir?!
Kein Arzt/Therapeut kann eine Krankheit heilen. Der Betroffene selbst ist gefragt, sein Leben zu ändern, sich von Lebensgewohnheiten, Lebenspartnern, ja manchmal auch von der Familie zu trennen. Für sein eigenes Glück ist man selbst verantwortlich, da kann niemand helfen.
Die Frage dann "Was soll ich denn machen?!" löst sich ab durch die Frage "Was werde ich dann machen?!" Doch man sollte ehrlich zu sich selbst sein, denn wenn man nichts machen kann, ist die betreute Wohnform wohl der letzte Halt.
Also: Kopf hoch, auch wenn der Hals dreckig ist. Verlasst euch nicht auf irgendwelche Ärzte/Therapeuten, nicht auf euere Familie, sondern nur auf euch selbst und euer Gefühl!l

Re: Wie geht denn das ohne Promotion???

Verfasst: 20. Jan 2012, 17:58
von Henk
Hey. Als Physiotherapeut habe ich sehr viel mit Medizinern zu tun und habe schon so manches Mal gedacht,daß die die ohne Doktortitel daher kommen, mehr drauf haben. Für viele Patienten, gerade für die Älteren, ist so'n Titel ganz wichtig. Leider sagt das wie hier schon geschrieben wurde, nichts über die Qualifikation aus. Was nützt es einem Allgemeinmediziner, wenn er seine Doktorarbeit im Bereich Chirurgie gemacht hat?